Das Schleifen der Unschuld - Nico Wendland - kostenlos E-Book

Das Schleifen der Unschuld E-Book

Nico Wendland

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Beschreibung

Ein junger Mann, der ein Geheimnis über seine Ahnen erfährt, macht sich auf die Suche nach der Wahrheit seines Blutes. Dabei wird er Zeuge wie Tenja, eine Fahedi, sich der größten Prüfung ihres Lebens stellen muss, um endlich ein vollwertiges Mitglied ihres Volkes zu werden.

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Inhaltsverzeichnis

Das Schleifen der Unschuld

Kleines Glossar

Nachwort

Über Nico Wendland

Impressum

Das Schleifen der Unschuld

Eine fantastische Kurzgeschichte

Nico Wendland

Das Schleifen der Unschuld

Viele haben mich gefragt, warum ich mich auf diese Reise begeben habe, warum ich jegliche Vorsicht habe fahren lassen. Die einfache Antwort? Neugier. Es war im Monat der Sejad vor 49 Jahren, dass meine Mutter mir ein Geheimnis über meine Vergangenheit offenbarte. Ich stammte vom Volk der Fahedi ab. Ich habe nie erfahren, ob es eine Verbindung der Liebe, oder eine Vergewaltigung des Krieges war, die sich vor hundert Jahren in meinem Stammbaum ereignete. Nach all der Zeit hat diese grausame Unterscheidung wohl auch jegliche Bedeutung verloren.

Natürlich war ich ganz fasziniert von diesem fremden, unbekannten Blut, dass in meinen Adern floss und wollte mehr über meine Abstammung erfahren. Doch all die Geschichten, die ich las, all die Berichte von Tot und Verderben, haben mich nur mit Schrecken erfüllt. Es waren Legenden von Monstern, von blutrünstigen Barbaren, wie sie kleinen Kindern in Ammenmärchen erzählt werden.

Ich war damals, wenn ich mich richtig erinnere, 22 Jahre alt. Zu jung, um die Weisheit des Alters zu haben, aber auch zu alt, um noch die Ratschläge der Älteren anzunehmen. Und so machte ich mich auf eine Reise, auf die Suche nach diesem Volk.

„Bericht der Härtung“ – aus unbekannter Quelle

--

Tenja wurde von einem einzigen Schlag gegen die Tür geweckt und fiel beinahe aus dem Bett. Fluchend zwang sie sich nach oben, schob sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht und gähnte erst einmal lautstark. Als sich ihre Augen langsam an das Tageslicht gewöhnten, öffnete sie blinzelnd die Tür und sah nur noch den Rücken ihrer Mutter, wie diese Tenjas kleinen Bruder nach unten scheuchte. Über die Schulter hinweg rief die alte Frau: „Zieh dich an und komm zum Essen.“

Tenja nahm weder das Zittern der Stimme, noch den Blick wahr, der den ihren nicht treffen wollte. Ihr Kopf war noch zu verschlafen und so zog sie sich mit mechanischen Bewegungen an, schrubbte sich in dem kleinen Wassertiegel sauber – so gut das auch ging – und trat zu ihren Eltern an den Esstisch.

Sie waren gute Schauspieler, ihre Eltern, weswegen ihr wohl nichts aufgefallen wäre. Leider konnte man das von ihrem kleinen Bruder nicht sagen, der sie mit großen Augen über die Essteller hinweg anstarrte. Sein Vater gab ihm einen kleinen Klapps auf den Schädel und er widmete sich seinem Essen – etwas zu spät.

„Was ist los?“, fragte sie mit vollem Mund, worauf ihre Mutter breit lächelte.

„Nichts, mein Kind. Es ist alles gut.“

Tenjas Blick glitt zu ihrem kleinen Bruder, der sich nur noch tiefer in die Schüssel beugte: „Eon, was ist los?“

„Ich darf nicht mit dir reden.“, nuschelte er leise.

Sie warf ihren Eltern einen verwirrten Blick zu, worauf ihre Mutter seufzte: „Das habe ich nicht gesagt, Eon. Ich meinte nur, dass du… deine Schwester nicht bei ihrem Namen nennen sollst.“

Tenjas Löffel fiel auf den Boden und sie starrte ihre Familie mit großen Augen an. Die Mundwinkel ihres Vaters zuckten – mehr als eine Andeutung erlaubte er sich nicht. Aber es war ihre Mutter, die ihr zuzwinkerte. Eon blickte nur noch verwirrter, er verstand nicht, was heute für ein Tag war.

Ich habe meinen Namen verloren…

Tenja kannte die Bedeutung nur zu gut – heute war der Tag, an dem sie erwachsen werden würde.

--

Gegensätzlich zu vielen Geschichten war es nicht schwer, die Fahedi zu finden. Ihr Dorf zu betreten, war allerdings eine ganz andere Angelegenheit. Das ganze Volk, wenn man die wenigen tausend Menschen denn als solches bezeichnen konnte, hatte sich in den Fang-Bergen eingelebt. Auf dutzende, vielleicht sogar hunderte Siedlungen verteilt, lebten sie abgeschieden von der Außenwelt. Händler wurden am Gebirgsfuß begrüßt und bezahlt, Reisende wurden zu Umwegen angeregt und Dummköpfe, die ihr Zuhause betreten wollten?

---ENDE DER LESEPROBE---