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Ein Dorf wird von einem Monster tyrannisiert. Jungfrauen werden geopfert. Ein Held, der zur Rettung eilt. Eine Geschichte, wie sie in Legenden und Märchen bereits so erzählt wurde. Das ist nicht diese Art von Geschichte. Egal ob Monster, oder wildes Tier; Jungfrau in Nöten, oder Heldin: Wird es am Ende ein Happy End geben?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Von Monstern und Jungfrauen
Kleines Glossar
Nachwort
Über Nico Wendland
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1
Es war ein ungewöhnlich kalter Sommertag, als der Jäger kam.
Kinder spielten auf den Wiesen, trugen nichts als ein dünnes Hemd als Schutz vor der Sonne. Die Erwachsenen - junge gleich den alten - behielten sie im Auge. Nur selten erhoben sie ihre Stimme - und dann immer mit einem warmen Lächeln -, um eines der Kinder zur Vorsicht zu bewegen.
Doch wer genauer hinsah, konnte die Wahrheit hinter ihrem Lächeln erkennen. Die Besorgnis und auch den Schmerz. Nein, es war das Wissen um den Schmerz, der kommen würde.
Und an eben diesem Tag, nur für die Bewohner des Dorfes von irgendeiner Wichtigkeit, kam der Mann, der Jäger, in das Dorf. Er hatte kein Reittier, obwohl die nächste große Stadt zwei Tagesmärsche entfernt war. Keine Verpflegung war an ihm zu sehen. Nein, er trug nichts anderes bei sich, als die Kleidung, die seinen Körper bedeckte.
Und als er den Weg hinaufstieg, beendeten die Kinder ihre Spiele und bestaunten den Fremden, der so seltsame Kleidung trug. Die Jugendlichen - von ihren Eltern zur Wache über die Jüngeren verdonnert - starrten ebenso, fasziniert von den zuvor genannten Ungereimtheiten. Doch die Erwachsenen waren von Sorge erfüllt, denn sie sahen seine Augen. Ein Blick, der Veränderungen verhieß.
Und so rannte eine alte Vettel, schneller als in den letzten zwei Jahrzehnten, um den Branjo des Dorfes zu warnen. Er würde wissen, wie mit diesem Fremden umzugehen war.
Der Jäger jedoch ignorierte jeden Blick. Egal ob bewundernd, fasziniert, oder voller Angst. Er folgte nur dem Weg, sich über die Richtung eigenartig sicher, bis er den Ratskeller des Dorfes erreichte. Dort hängte er seinen Mantel über einen der Haken und bestellte einen Becher Wasser an der Theke.
Jeden Anderen hätte der Wirt bei diesen Worten belacht, doch ihm fehlte der Mut. Denn der Gastwirt hatte das Kettenhemd gesehen, dass unter des Jägers Wams schimmerte. Und die Medaillons - Elf an der Zahl, eines für jede der ersten Gottheiten - an seinem Gürtel. Und der Wirt glaubte, auch wenn er sich irren mochte, dass diese Talismane aus Gold bestanden.
Wie viel Reichtum musste dieser Fremde besitzen? Wie groß war wohl sein Glaube?
Und so brachte der Wirt dem Mann nur sein Wasser. In der Hoffnung auf die Spende eines zufriedenen Kunden, fragte er freundlich: „Sagt, kann ich noch etwas für euch tun, Herr…“
„Reinhard.“, stellte sich der Ritter ebenso freundlich vor: „Und das könnt ihr in der Tat, guter Mann. Ich suche einen Priester, der den Namen Kavin Breyer trägt. Kennt ihr ihn?“
„Natürlich kenne ich Parlen Breyer, er kommt hier jeden Vierttag für einen ruhigen Abend vorbei. Manchmal sehen wir uns auch so. Es ist ein kleines Dorf, ihr versteht?“
Reinhard nickte: „Wenn ihr ihm ausrichtet, dass er mich hier finden kann, soll es euer Schaden nicht sein.“
Bei diesen Worten blitzten die Augen des Wirtes frohen Mutes auf und er schickte sogleich eines der Thekenmädchen, ein zierliches brünettes Kind, auf die Suche nach dem Parlen Breyer.
„Ein Freund von euch?“, fragte der Wirt, aber der Jäger zuckte nur mit den Schultern. Die Bedeutung entging dem Anderen nicht und so ließ er ihn allein, während sich Reinhard an einen sonnigen Tisch außerhalb des Kellers setzte.
Als er nach 5 Minuten aufblickte, war es nicht der Parlen Breyer, sondern der Branjo des Dorfes, der ihn anlächelte: „Dürfte ich mich zu euch setzten, Anje?“
Die höfliche Anrede erregte einiges Blinzeln unter den Lauschenden, aber Reinhard zog kommentarlos einen Stuhl hervor. Der Branjo stellte sich noch immer lächelnd als Gotrik Thein vor und sagte: „Ihr solltet wissen, dass es hier das beste Bier im Umland gibt. Darf ich euch etwas anbieten?“
„Ich bin geschäftlich hier, da trinke ich nicht.“
„Löblich, löblich…“, murmelte der Dorfvorsteher: „Dürfte ich erfahren, was für eine Art von Geschäft ihr mit Parlen Breyer habt?“
Der Jäger dachte kurz über die Worte nach, bevor er den Becher zurückstellte und dem Branjo direkt ins Gesicht sah: „Ihr seid nicht mein Auftraggeber, Herr Thein. Es gibt gewisse Prinzipien, ihr versteht?“
Ehe der Andere antworten konnte, kam Bewegung in die Umstehenden und ein junger Mann kam keuchend vor dem Tisch zum Stehen. Er war beleibt und trug die Kutte eines Priesters. Seine Stirn war schweißbedeckt und er hatte einen Faden - die 11 Knoten als Repräsentation für die Götter - um seine Finger gewickelt. Gotrik lächelte ihn gezwungen an: „Parlen Breyer, ihr hättet euren Besuch gerne ankündigen können.