Das Spiel der Dimensionen - Henry Vorrath - E-Book
NEUHEIT

Das Spiel der Dimensionen E-Book

Henry Vorrath

0,0

Beschreibung

Ean steht an der Schwelle einer fundamentalen Erkenntnis: Alles, woran er bisher geglaubt hat, zerfällt in Staub. Die vertraute Realität entpuppt sich als trügerisches Konstrukt, als absurde Lüge. Plötzlich findet sich Ean in einem mysteriösen Haus wieder, aus dem es kein einfaches Entkommen gibt. Jede Tür dieses unheimlichen Gebäudes führt in eine neue Dimension, eine fremdartige Welt, die ihm einzigartige Herausforderungen stellt. Diese Dimensionen fordern Ean auf vielfache Weise heraus und konfrontieren ihn mit Aufgaben, die er meistern muss, um weiterzukommen. Ean erwartet eine Vielzahl epischer Dimensionen und surrealer Orte, gespickt mit verrückten Aufgaben und skurrilen Charakteren. Monster, die jenseits jeglicher Vorstellungskraft existieren, stellen sich ihm in den Weg. Von fliegenden Kühen in einer Turnhalle, die ihn attackieren, bis hin zu lebendig gewordenen Schachfiguren, die mit Laserwaffen auf ihn schießen, dieser Ort ist alles andere als gewöhnlich. Im Hintergrund braut sich eine gewaltige Verschwörung zusammen. Ist das alles nur ein groteskes Experiment? Ean muss den Schleier lüften, der diese bizarre Realität umgibt, um die wahre Natur seiner Existenz zu begreifen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 310

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Spiel der Dimensionen

Einführung: Ean steht an der Schwelle einer fundamentalen Erkenntnis: Alles, woran er bisher geglaubt hat, zerfällt in Staub. Die vertraute Realität entpuppt sich als trügerisches Konstrukt, als absurde Lüge. Plötzlich findet sich Ean in einem mysteriösen Haus wieder, aus dem es kein einfaches Entkommen gibt. Jede Tür dieses unheimlichen Gebäudes führt in eine neue Dimension, eine fremdartige Welt, die ihm einzigartige Herausforderungen stellt. Diese Dimensionen fordern Ean auf vielfache Weise heraus und konfrontieren ihn mit Aufgaben, die er meistern muss, um weiterzukommen. Ean erwartet eine Vielzahl epischer Dimensionen und surrealer Orte, gespickt mit verrückten Aufgaben und skurrilen Charakteren. Monster, die jenseits jeglicher Vorstellungskraft existieren, stellen sich ihm in den Weg. Von fliegenden Kühen in einer Turnhalle, die ihn attackieren, bis hin zu lebendig gewordenen Schachfiguren, die mit Laserwaffen auf ihn schießen – dieser Ort ist alles andere als gewöhnlich. Im Hintergrund braut sich eine gewaltige Verschwörung zusammen. Ist das alles nur ein groteskes Experiment? Ean muss den Schleier lüften, der diese bizarre Realität umgibt, um die wahre Natur seiner Existenz zu begreifen.

Vorwort des Autors:

Vor einigen Jahren begann ich, dieses Buch zu schreiben, legte es jedoch immer wieder beiseite, weil ich überzeugt war, dass kein Verlag je Interesse daran haben würde, und die gesamte Produktion selbst zu übernehmen, war für mich keine Option. Daher schrieb ich immer nur einige Seiten, bis ich mich schließlich dazu durchrang, das Buch zu vollenden. Einige Jahre später habe ich es dann vollständig überarbeitet.

Mir geht es nicht darum, dass viele Menschen dieses Buch kaufen, sondern vielmehr, dass es die richtigen Menschen erreicht – jene, die Unterhaltung suchen. Das Gefühl, dass Freunde oder Familie mein Buch lesen und stolz auf meine Leistung sind, ist mir wichtiger, als einen Bestseller zu verfassen. Auf der Website HVbooks.net habe ich ein kleines Forum eingerichtet, in dem ich offen für Kritik bin. Sollte etwas am Buch nicht stimmen, könnt ihr mich dort gerne kontaktieren. Da wir eine kleine Gemeinschaft sind, kann ich auf jeden Kommentar eingehen. Schaut euch die Website gerne einmal an. Derzeit verwalte ich alles selbst, von der Website bis zur Buchproduktion. Für mich ist das ein Hobby.

Ich investiere mein privates Geld in meine Website oder meine Bücher, ohne damit große Gewinne zu erzielen. Es geht mir nur darum, dass vielleicht ein paar Menschen meine Bücher wahrnehmen und lesen. Privat verschenke ich auch sehr viele Exemplare, nur um mir Feedback einzuholen, was ich besser machen kann und um Leute zu unterhalten, das war immer mein Traum.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass euch das Buch ebenso gut gefällt wie mir.

Inhaltsverzeichnis:

Kapitel 1: Die Party, wo alles begann.

Kapitel 2: Der unüberschaubare Wald.

Kapitel 3: Das Haus der vielen Türen.

Kapitel 4: Die erste Tür.

Kapitel 5: Die zweite Tür.

Kapitel 6: Die dritte Tür.

Kapitel 7: Die vierte Tür.

Kapitel 8: Die fünfte Tür.

Kapitel 9: Die sechste Tür.

Kapitel 10: Die siebte Tür.

Kapitel 11: Die achte Tür.

Kapitel 12: Freiheit.

Kapitel 13: Datenschutz & Urheberrecht:

Kapitel 14: Danksagung.

Kapitel 1:

Die Party, wo alles begann:

Stell dir vor, du bist nicht nur in einem Film, sondern du bist die Kamera selbst. Du gleitest über einen verwilderten Wald, dessen Umrisse in der hereinbrechenden Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen sind. In diesem dunklen Wald lauern Ängste und Sorgen wie wilde Tiere, und die Bäume wirken wie bedrohliche, gigantische Wächter alter Geheimnisse. Während du weiterfliegst, siehst du viele Vögel, die geschlossen in einem Schwarm Richtung Süden ziehen.

Dein Flug führt dich zu einem Haus, aus dem schon von Weitem die pulsierenden Bässe einer Party zu hören sind und dessen grelle Neonlichter in verschiedensten Farben leuchten. Du näherst dich und schwebst durch ein oberes Fenster direkt in das Geschehen hinein. Innen offenbart sich eine lebendige Party. Überall sind Tische mit Getränken verteilt und Teenager tanzen in Gruppen zur Musik. In einem Raum, erfüllt von der Energie tanzender Jugendlicher, vermischen sich die Gerüche von Rauch, Alkohol und schwitzenden Körpern zu einer betäubenden Wolke. Ein improvisierter DJ, ein junger Mann mit Handy, wählt über eine Bluetooth-Verbindung Songs aus, während bunte Luftballons durch die aufgeheizte Luft schweben. Einer entkommt der Enge und dem Lärm, fliegt hinaus in die dunkle Nacht und verschwindet schließlich im Nichts. Vielleicht war ihm die Lautstärke einfach zu viel. An der Seite des Raums steht eine Bar, die in einem kühlen hellblauen Ton erleuchtet ist. Die Kamera schwenkt nun zu Ean, einem Jungen, der mit seinen 1,90 Metern und langen hellblonden Haaren, die er surferlike trägt, auffällt, obwohl er das gar nicht beabsichtigt. Seine schwarze Jeans und die schlichte schwarze Jacke über einem weißen T-Shirt unterstreichen seinen unaufgeregten Stil.

Muskulös durch regelmäßiges Training, steht Ean etwas abseits, sichtlich außerhalb seiner Komfortzone. Obwohl er normalerweise Clubs und laute Partys meidet, hat er sich heute dazu überreden lassen, die Party bei sich zu Hause zu veranstalten. In seiner Nähe befindet sich Denise, lebendig und farbenfroh in ihrer grünen Hose und dem passenden Top, ihre blonden Haare mit pinken Akzenten. Sie und Ean kennen sich seit Jahren und teilen eine tiefe Freundschaft, die im Kontrast zur lauten Partyumgebung fast deplatziert wirkt, aber dennoch authentisch ist. Sie lacht, tanzt und zieht Ean ins pulsierende Leben der Party hinein, während ihre Freundschaft eine Insel der Vertrautheit in der chaotischen Feier bildet.

Ean wandte sich lächelnd an Denise. „Mir gefällt die Party. Wenn meine Eltern mal nicht da sind, muss ich die Gelegenheit doch nutzen.“

Denise öffnete gerade den Mund, um zu antworten, als Clint zur Gruppe stieß. Clint, mit seiner beachtlichen Größe von 1,85 Metern, ist ein blonder Junge, dessen düsteres Outfit so schwarz wie seine Seele ist, die er selbst als verloren beschreibt. Seine Züge sind markant, und obwohl manche ihn missverstehen, trägt sein Gesichtsausdruck oft eine unnahbare Strenge.

Clint: „Was redest du denn da mit ihr, Ean? Schau sie dir mal an, wie fett die ist.“ Clints Worte schnitten durch die Musik.

Ean, irritiert über Clints unerwartetes Erscheinen, fragt sich, wie er überhaupt auf die Party gekommen ist, sicher hat Ean ihn nicht eingeladen. „Clint, wer hat dich denn eingeladen?“

Clint: „Ich mich selbst, oder passt dir das etwa nicht, Ean?“ Clints herausfordernder Ton ließ keinen Raum für Missverständnisse.

Clints Freunde, Irina und Luis, gesellen sich mit einem breiten Grinsen zu ihnen. Clint beginnt, Witze über Denise zu machen, was seine Freunde zu schallendem Gelächter animiert. Ean, dessen Miene sich verdüstert, kann das nicht länger mit ansehen. Mit fester Stimme warnt er Clint: „Wenn du nicht aufhörst, wirst du noch sehen, was passiert.“ Entschlossen, sich der toxischen Atmosphäre zu entziehen, nimmt Ean Denise am Arm und zieht sie in eine ruhigere Ecke des Raumes.

„Ich muss kurz aufs Klo“, flüstert er ihr zu, nicht ahnend, dass diese kleine Entscheidung weitreichende Folgen nach sich ziehen wird.

Im Badezimmer angekommen, öffnet Ean die Tür und traut seinen Augen kaum. Dort steht Fynn, der seinen nackten Hintern frech in Killians Richtung streckt. Ean stockt der Atem angesichts der skurrilen Szene. Er will nichts weiter, als die beiden zu ignorieren und still seine Notdurft zu verrichten. So schleicht er sich leise in Richtung der Kabinen. Doch trotz seiner Bemühungen, unbemerkt zu bleiben, drehen sich Fynn und Killian um und erblicken ihn, ein unvermeidliches Aufeinandertreffen, das Ean nur ungern gehabt hätte. Fynn rückt hastig von Killian weg, als Ean ins Badezimmer tritt, offenbar mitten in einer peinlichen Verlegenheit.

"Mich hat etwas gestochen", erklärt Fynn hastig, "und Killian wollte nur nachsehen, ob es schlimm ist."

In seinem Eifer hat Fynn vergessen, dass er nicht nur auf der Rückseite, sondern auch vorne entblößt ist. Ean kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er Fynn genauer betrachtet. "Was hast du denn da für einen Urwald?", kommentiert er mit einem Grinsen. "Dieses prachtvolle Gestrüpp sollte man in einem Museum ausstellen. Es sieht aus wie ein undurchdringlicher Wald, in dem sich kein einziger Pfad befindet. Du armer Kerl, dieser Dschungel scheint schon lange unerforscht, und wenn sich eine Person hineinwagt, muss sie sich wohl verirrt haben."

Beschämt und rot im Gesicht greift Fynn nach einem blauen Handtuch, das neben dem Waschbecken hängt, und wickelt es schnell um seine Mitte, um seine Blöße zu bedecken. Die Situation wird Ean zu absurd, und er beschließt, den Raum zu verlassen. Als er zur Tür geht und sie öffnet, steht unerwartet Clint dahinter, der wie in einem Film seine Hand ausholt, um Ean ins Gesicht zu schlagen. Der Schlag trifft ihn unvorbereitet. Sein Kopf schnellt zurück, und er spürt, wie die Dunkelheit ihn umhüllt. Sterne tanzen vor seinen Augen, leuchtend gelb und scheinbar zum Greifen nah, bevor er in die Schwärze der Bewusstlosigkeit sinkt.

Nächster Tag:

Ean erwacht verwirrt in seinem Bett. Es herrscht Stille im Haus, obwohl seine Eltern heute zurückkehren sollten. Der letzte Abend blitzt in seiner Erinnerung auf – eine heimlich gefeierte Party, die er hätte aufräumen müssen, doch das hat er versäumt. Das letzte, an das er sich erinnert, bevor alles schwarz wurde, ist der Moment, als er die Tür öffnete, um Fynn und Killians unangenehme Situation zu verlassen. Er hätte erwarten müssen, dass seine Eltern etwas zu der Unordnung sagen würden, denn Beweisstücke der Party – alte Pizzakartons, Dekorationen und Alkoholflaschen – liegen überall verstreut. Ean steht auf und geht zur Tür, doch sie ist verschlossen. Er muss den Schlüssel finden, um ins Erdgeschoss zu gelangen. Er blickt sich in seinem Zimmer um, das nicht besonders groß ist. In der Ecke steht ein großes Boxspringbett, daneben ein Teppich. Rechts vom Bett befindet sich ein großer, moderner Schrank in schimmerndem Weiß, dessen helle Farbe ihm seltsamerweise Energie zu geben scheint, fast so, als ob sie ihn morgens weckt. Neben dem Schrank steht ein Regal, in dem Ean seine Filmsammlung aufbewahrt. Die Zimmertür befindet sich gegenüber dem Bett. Links vom Bett lädt eine Couch zum Verweilen ein. Wenn man vom Bett aus geradeaus schaut, fällt der Blick auf den Fernsehtisch mit dem darauf stehenden Fernseher. Er durchsucht die Schubladen seines Nachttisches, aber da ist nichts außer ein paar alten Notizbüchern und Stiften. Als nächstes geht er zum Schrank und öffnet jede Schublade, überprüft jede Tasche seiner Kleidung, doch auch dort findet er nichts. Die Couch gibt auch keinen Hinweis.

Ean: „Erst werde ich aus meinen Träumen herausgerissen und dann kann ich nicht mal nach draußen. Was für eine Scheiße. Mein Zimmer befindet sich im zweiten Stock des Hauses. Ich muss den Schlüssel finden. Also, wo könnte er sein? Der Schlüssel sieht ziemlich alt aus und hat seine besten Jahre hinter sich. Ich muss mich an die letzte Nacht erinnern. Was ist passiert, dass ich im Bett gelandet bin und meine Zimmertür verschlossen ist? Und vor allem, wo ist der Schlüssel?”

Ean fällt nichts ein. Verzweifelt ruft er nach seinen Eltern, doch das Haus bleibt still. Keine Antwort. Er lehnt sich an die Tür und lässt seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Die Sonne brennt durch das Fenster und taucht den Raum in ein grelles Licht. Er seufzt tief und versucht, sich zu beruhigen. Plötzlich hat er eine Idee. Er erinnert sich an die Lektionen aus dem Deutschunterricht. Vielleicht könnte er metaphorisch an die vergangene Nacht zurückdenken und die Bruchstücke der Ereignisse zusammensetzen, um zu verstehen, wie er in diese Lage geraten ist. Er könnte sich die Nacht wie eine Reise vorstellen, in der jede Station ein Hinweis ist. Das könnte ihm helfen, die verstreuten Puzzleteile zu einem Bild zusammenzufügen. Natürlich könnte er auch einfach nüchtern darüber nachdenken, was passiert ist. Aber wo bliebe da der Spaß? Das metaphorische Denken bietet ihm eine spannende Herausforderung. Es ist wie ein Rätsel, das darauf wartet, gelöst zu werden. Ean setzt sich auf die Bettkante und schließt die Augen. Er atmet tief ein und lässt die Bilder der letzten Nacht vor seinem inneren Auge auftauchen. Er erinnert sich an das sanfte Rauschen des Windes und das Flackern der Kerzen. War da nicht ein leises Klingen? Vielleicht der Schlüssel? Langsam formt sich eine Szene nach der anderen, während Ean Stück für Stück die Puzzleteile seiner Erinnerung zusammensetzt.

Ean: „Wie begann die Party? Es fing mit einem sprudelnden Vulkan der Fröhlichkeit und des Tanzes an, dessen Lava aus Lachen und Musik bestand. Dann ging es weiter in die Toilette, eine Versammlung exzentrischer Charaktere in der geheimen Loge des Absurden, wo jeder Fliesenabschnitt eine Bühne für das Unerwartete war. Plötzlich kam ein wilder Windstoß aus dem Nichts und veränderte mit einem Schlag die Landschaft meines Gesichts. Anders gesagt, Clint hat mir mies in die Fresse geschlagen. Ich brauche Ausrüstung, um meinen Plan durchzuführen. Vielleicht so etwas wie einen Seilwerfer, wie ihn Batman benutzt. Natürlich habe ich das nicht, aber irgendeine Art von Absicherung muss her.“

Sein Blick fällt auf eine alte Truhe in der Nähe des Schrankes. Sie sieht aus, als könnte sie direkt aus einem Märchen stammen, oder wie eine jener Truhen, die man in den Häusern der Großeltern findet, die so alt und wertvoll erscheinen, dass man fast vermuten könnte, jemand habe sie aus einem Freizeitpark gestohlen.

„Die könnte glatt aus dem Mittelalter stammen und hier in meinem Zimmer seit Jahrhunderten stehen“, dachte Ean laut nach.

Das Haus seiner Familie ist zwar alt, aber nicht annähernd so alt. Die Truhe besteht aus poliertem Braunholz, verziert mit aufwendigen Gravuren, die ihr ein edles Aussehen verliehen. Ein großes Schloss thronte in der Mitte der Vorderseite.

Ean: „Wenigstens steckt in dieser Truhe ein Schlüssel, das ist schon mal ein Anfang.“

Ean schüttelt den Kopf, als ihm bewusstwird, dass er laut mit sich selbst spricht. Er kniet sich hin, dreht den Schlüssel im Schloss und öffnet die Truhe, in der Hoffnung, dort etwas Nützliches für sein Vorhaben zu finden. Als Ean den Deckel der alten Truhe anhebt, knarrt das Holz laut, als ob es über die Jahrhunderte seine eigene schwere Last getragen hätte. Eine Wolke aus Staub wirbelt empor und lässt Ean husten.

Er winkt mit der Hand, um die Luft zu klären, und murmelt: „Mal sehen, was sich in dieser alten Kiste verbirgt... vielleicht etwas Nützliches?“

Er kniet sich hin und beginnt, die Inhalte der Truhe zu durchwühlen, wobei er alles auf einen Haufen vor der Truhe wirft. Dabei findet er nichts, was ihm auf den ersten Blick von Nutzen sein könnte, außer einem alten, verschimmelten Sandwich.

„Naja, falls ich hier wirklich feststecke, könnte ich das im Notfall essen... aber ich hebe es mir lieber für später auf“, sagt er zu sich selbst, mit einem Hauch von Ironie in der Stimme.

Seine Suche führt weiter, bis seine Hand auf etwas Festes stößt – einen alten Helm.

„Das könnte immerhin etwas helfen“, denkt Ean, als er den Helm inspiziert.

Zufrieden damit, wenigstens etwas Brauchbares gefunden zu haben, schließt er die Truhe und macht sich auf den Weg zum Fenster. Dort angekommen, schiebt er die Vorhänge beiseite und blickt hinaus, in der Hoffnung, einen Ausweg oder vielleicht ein Zeichen seiner Eltern zu entdecken.

Ean steht vor dem Fenster, den Blick konzentriert auf den Garten gerichtet, als er den Plan in seinem Kopf noch einmal durchgeht: „Also, ich öffne das Fenster und setze den Helm auf. Dann klettere ich hinaus und springe auf den Wintergarten. Wenn ich das nicht schaffe, lande ich im Pool, was zumindest sicher ist.“

Er nickt sich selbst zu, als ob er sich Mut zusprechen will.

„Vom Wintergarten aus springe ich dann auf den Boden und laufe zur Tür. Die ist eigentlich immer offen, also sollte ich problemlos ins Haus kommen. Dann kann ich sehen, ob meine Eltern schon zurück sind und wie es im Haus aussieht. Vielleicht schaffe ich es ja, noch schnell aufzuräumen, bevor sie vom Urlaub zurückkommen. Wer weiß, vielleicht hat ihr Zug Verspätung.“

Mit einem tiefen Atemzug rüstet sich Ean für die bevorstehende Aktion. Er überprüft den Helm noch einmal, um sicherzustellen, dass er festsitzt, und schiebt dann das Fenster mit einer entschlossenen Bewegung auf. Die kühle Abendluft streicht ihm über das Gesicht. Es ist Zeit zu handeln. Die Nachtluft strömt herein, erfrischend und durchdrungen vom Duft des feuchten Rasens, der sich unter dem nächtlichen Himmel erstreckt. Er setzt seinen Helm auf, dessen glänzendes Visier im Mondlicht schimmert, und steigt behutsam auf die kühle, weiße Fensterbank. Kurz hält er inne, sein Atem sichtbar in der kühlen Nachtluft, und überblickt das Terrain vor sich: der Wintergarten mit seinem gläsernen Dach, das sanft das Mondlicht reflektiert, und der Pool, dessen Oberfläche ruhig und undurchdringlich nebenan liegt. Ean blickt sich um, seine Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit.

Die Welt scheint in diesem Moment stillzustehen, kein Licht brennt in den Nachbarhäusern, keine Augenzeugen sind in Sicht. Diese Isolation gibt ihm das nötige Gefühl von Freiheit, um fortzufahren. Er nimmt einen tiefen, entschlossenen Atemzug und macht dann einen kleinen Satz auf das strukturierte Glas des Wintergartens. Seine Landung ist leise, fast katzenhaft, und er steht einen Moment lang regungslos da, froh über den festen Halt unter seinen Füßen. Doch der nächste Schritt ist heikel. Er bereitet sich auf den Sprung vor, das Herz schlägt ihm bis zum Hals. Aber gerade, als er sich abstoßen will, rutscht sein Fuß auf einer feuchten Stelle aus. Sein Körper kippt rückwärts, und bevor er sich fangen kann, findet er sich in der kühlen Umarmung des Pools wieder. Das Wasser schließt sich über ihm, erstickt die Geräusche der Welt und umhüllt ihn in einer stillen Blase. Er kann das Chlor auf seiner Zunge schmecken, während er sich an die Oberfläche kämpft und tief die feuchte Nachtluft einsaugt.

Klatschnass und schwer von seinem durchnässten Schlafanzug, klettert Ean die Poolleiter hoch. Das Wasser tropft von ihm auf die Steinfliesen, bildet kleine Pfützen, die im Licht der Außenlampen funkeln. Er schleicht sich zur stets offenen Tür am Haus, seine Schritte gedämpft durch das weiche Gras. Innen ist es warm und trocken, und der abrupte Wechsel von der kalten Nachtluft zur beheizten Innenatmosphäre lässt ihn frösteln. Als er durch den Hintereingang ins Haus tritt, fällt sein Blick auf das Wohnzimmer, wo seine Eltern, scheinbar in ein Gespräch vertieft, zur Tür hinausstarren. Sie bemerken ihn nicht sofort, so vertieft sind sie in ihre Beobachtung. Ean steht einen Moment lang reglos, das Wasser rinnt noch immer von seinem Körper, und er erwartet, dass die vertraute Stimme seiner Mutter oder seines Vaters ihn aus seinen nassen Gedanken reißen wird. Doch das geschieht nicht, und es steht dort, ein verlorener, nasser Schatten in der warmen Stube. Als Ean, noch immer tropfend und verwirrt, ins Wohnzimmer tritt, blickt sein Vater auf und mustert ihn mit einem Ausdruck der Sorge und Verwunderung. „Ean, da bist du ja. Unser Hund ist verschwunden. Hast du etwa gestern die Tür offengelassen? Und wie siehst du eigentlich aus?"

Ean räuspert sich, versucht sich zu sammeln. „Es ist eine lange Geschichte, also...“

Sein Vater winkt ab, die Dringlichkeit in seiner Stimme unüberhörbar. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen Felicitas suchen. Ich weiß, dass du gestern eine Party hattest, das erklärt die Unordnung.“

„Nein, das war der Hund,“ erwidert Ean schnell, doch sein Vater lässt nicht locker.

Vater: „Mach mich nicht an, Ean. Du bekommst später noch Ärger, aber jetzt hat die Suche nach Felicitas Priorität." Seine Worte hallen mit einer Mischung aus Frustration und Besorgnis durch den Raum.

Eans Mutter, die während des Gesprächs nachdenklich zum Fenster hinausschaut, mischt sich ein. „Sie ist wahrscheinlich in Richtung Wald gelaufen. Da sollten wir anfangen zu suchen. Wir müssen sofort zum Auto."

„Ja, natürlich," stimmt Ean zu, während er versucht, seine durchnässten Kleider zu glätten.

Sein Vater packt die Autoschlüssel und drängt zur Eile.

„Kommt, Truppe, ab zum Auto."

Ean kann nicht anders, als zu protestieren, noch immer gereizt von der ganzen Situation. „Nenn uns nicht so."

Die Familie eilt zum Auto, jeder Schritt von der dringenden Notwendigkeit getrieben, Felicitas zu finden, bevor die Nacht vollends hereinbricht. Das Wohnzimmer, durch das sie nun eilen, ist ein Sammelsurium von Leben und Erinnerungen, umrahmt von gemütlichen Sofas und Familienfotos, die auf den Regalen Staub sammeln. Als sie die Tür hinter sich zuziehen, führt ihr Weg sie durch den sorgfältig gepflegten Garten, der im sanften Licht still dort wächst. Sie erreichen ihr Carport, welches eher ein stolzes DIY-Projekt des Vaters als eine bloße Unterstellmöglichkeit ist. Unter dem robusten Holzdach steht das Auto, was in dem Licht des Carports glänzt. Ean, dessen Herz für dieses Auto höherschlägt, kann ein Lächeln nicht unterdrücken, trotz der Sorge um den verschwundenen Hund. Sie steigen ein, und die Ledersitze fühlen sich kühl und geschmeidig an. Eans Vater startet den Motor, der mit einem zufriedenen Brummen zum Leben erwacht. Langsam fahren sie die Auffahrt hinunter, das Kies unter den Reifen knirschend, und biegen dann auf die kaum befahrene Straße ab. Die Szenerie wechselt rasch, als sie die Hauptstraße erreichen und nach links abbiegen. Die Landschaft öffnet sich ihnen: Weite Felder erstrecken sich bis zum Horizont, unterbrochen nur von der dunklen Linie des nahen Waldes. Die hohen Tannen ragen majestätisch in den Himmel und werfen lange Schatten auf die Straße. Ihr grünes Kleid flüstert Geschichten des Windes. Plötzlich müssen sie anhalten. Die alte Frau von nebenan, eine stetige Erscheinung im Viertel, überquert langsam die Straße, gestützt auf ihre Gehhilfe und die Sicherheit der Verkehrsinsel nutzend. Nach einem freundlichen Winken biegt Eans Vater vorsichtig links auf einen Schotterweg ab, der sie tiefer in die Wildnis führt.

Der Weg ist rau und uneben, und ihr Auto muss sich seinen Weg durch Pfützen und Schlaglöcher bahnen, die von den letzten Regenschauern zurückgelassen worden sind. Das Auto wird geschüttelt, als es sich durch die matschigen Hindernisse kämpft. Endlich kommen sie am Hauptparkplatz des Waldes an, wo sie den Wagen abstellen und aussteigen. Ean und seine Eltern treffen sich vor dem dichten Eingang des Waldes, wo das Licht des Autos durch die Blätter bricht und auf dem feuchten Untergrund tanzt. Sie sammeln sich, um ihren Plan zu schmieden, entschlossen, jeden Pfad und jedes Versteck im Wald zu durchsuchen, bis sie ihren geliebten Hund Felicitas wieder in die Arme schließen können.

Ean blickt zweifelnd in die dichte Dunkelheit, die sich über den Wald legt. „Wie wollen wir sie finden?" Seine Stimme zittert leicht vor Sorge um den verlorenen Hund.

Der Vater zieht eine Taschenlampe hervor und überprüft die Batterien, bevor er antwortet. „Wir müssen uns aufteilen. Ean, du gehst nach links entlang des Baches, und ich gehe mit deiner Mutter geradeaus, entlang des Hauptweges. Du schaffst das schon. In zwei Stunden treffen wir uns hier auf dem Parkplatz wieder. Kriegst du das hin?"

Ean: „Ja, ist ja nur ein Wald. In zwei Stunden, also um 23:00 Uhr," erwidert Ean, der versucht sich selbst Mut zu machen, während er seine eigene Taschenlampe griffbereit macht.

Der Vater schmunzelt trotz der angespannten Situation. „Genau, du Mathegenie. Die 5, die du vor Kurzem in Mathe hattest, vergessen wir jetzt einfach mal."

Kapitel 2:

Der unüberschaubare Wald:

Mit diesen Worten laufen sie los. Die kalte Nachtluft und das Rascheln der Blätter im Wind schaffen eine unheimliche Atmosphäre, doch die Dringlichkeit, Felicitas zu finden, lässt wenig Raum für Furcht. Mit festem Schritt und der Taschenlampe als einziger Lichtquelle in der erdrückenden Dunkelheit des Waldes beginnt Ean seine Suche auf der linken Seite, während seine Eltern den Weg geradeaus einschlagen. Die Zeit tickt, und jeder von ihnen hofft darauf, Felicitas wohlbehalten wiederzufinden. Ean folgt dem vorgegebenen Weg durch den Wald. Bald kommt eine weitere Abzweigung, an der er nach links abbiegt. Der Weg führt ihn tiefer in den Wald hinein, und mit jedem Schritt wird es dunkler. Die Tannen am Wegesrand werden buschiger und dichter, sie verschmelzen zu einer undurchdringlichen grünen Wand, die das wenige Mondlicht verschluckt. Je weiter Ean vordringt, desto unbehaglicher fühlt er sich. Der dichte Wald, die Dunkelheit und die Stille, die nur gelegentlich von einem fernen Eulenschrei unterbrochen wird, lassen seine Nerven angespannter werden. Rechts von ihm breitet sich ein großes Feld aus, das in dichten Nebel gehüllt ist. Zu dieser frühen Stunde der Jahreszeit ist es üblich, dass sich Nebel bildet, aber das Wissen darum macht die Szenerie nicht weniger gespenstisch. Ean kann kaum etwas auf dem Feld erkennen.

Er wendet den Blick nach links, nur um festzustellen, dass auch diese Seite von dichtem Nebel verhüllt ist. Er kann den Wald vor lauter Bäumen nicht erkennen, und die Szenerie erinnert ihn unweigerlich an einen Horrorfilm. Jeder Schatten scheint sich zu bewegen, jeder Windstoß lässt die Äste knarren und flüstern. Ean zieht seine Jacke enger um sich, die Kälte und die Angst vor dem Unbekannten lassen ihn frösteln. Er richtet den Lichtkegel seiner Taschenlampe auf den Weg vor ihm, entschlossen, trotz seiner Furcht weiterzugehen, in der Hoffnung, bald auf ein Zeichen von Felicitas zu stoßen.

Ean murmelt grimmig vor sich hin: „Ne, das kann ich mir nicht lange geben. Wenn es weiter so dunkel und nebelig wird, geh ich wieder zurück. Ohne Scheiß.“

Der Pfad, den Ean entlangläuft, verengt sich zunehmend, während er tiefer in den Wald vordringt. Rechterhand erstreckt sich ein großes Feld, und in dessen Mitte kann er gerade noch die Umrisse eines großen Kreuzes erkennen, das schemenhaft durch den dichten Nebel schimmert. Das Kreuz ist offensichtlich aus rauem Holz gefertigt, mit ein paar Akzenten aus Stroh versehen, die im fahlen Licht kaum zu erkennen sind. Ean beschleunigt seinen Schritt. Er will nicht darüber nachdenken, warum das Kreuz dort steht. Es ist sicher nicht für ihn aufgestellt worden, aber jemand hat es dort platziert – warum nur? Er schüttelt den Kopf und konzentriert sich darauf, den Weg vor sich zu beleuchten.

Links von ihm entdeckt er eine Schaukel, die an den hohen Tannen befestigt ist und sich quietschend im Wind bewegt. Die große, alte Schaukel, die von den Kindern aus dem Dorf errichtet worden war, wirkt in diesem Moment alles andere als einladend. Ean fröstelt, als er die schwingende Schaukel im Wind beobachtet, und ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken. Als er genauer hinsieht, bemerkt er eine Tasche, die verlassen vor einem der Bäume steht, an denen die Schaukel befestigt ist. Die gesamte Szene verstärkt nur das unheimliche Gefühl, das ihn bereits ergriffen hat. „Warum hat niemand diese Tasche mitgenommen?“, fragt er sich. Hinter der Schaukel verschwindet alles im dichten Nebel, und so richtet Ean seinen Blick wieder nach vorne und beschließt, sich nicht weiter ablenken zu lassen. Er muss stark bleiben, sonst würde er sich, wie er selbst sagt, „wortwörtlich einpissen“. Der Weg wird immer schmaler und geht streckenweise in bloße Erde über. Normalerweise macht ihm das nichts aus, wenn er mit seiner Familie und dem Hund hier langläuft, aber alleine in der Dunkelheit ist jedes kleine Geräusch eine Quelle der Paranoia. In diesem Wald sind die Geräusche der Tiere wie psychische Spielchen, die sein Gehirn quälen. Plötzlich hört er links von sich ein konstantes Geräusch, etwas raschelt in den Büschen. Man kann nur erahnen, was sich dort verbirgt. Er

ruft laut: „Felicitas! Fiffi!“, in der Hoffnung, es sei sein Hund. Er will eigentlich nicht näherkommen, aus Angst, es könnte ein Wildschwein oder etwas anderes Gefährliches sein, aber die Möglichkeit, dass es seine verletzte Hündin sein könnte, treibt ihn an. Also schreitet er vorsichtig, Schritt für Schritt, auf das Rascheln zu. Ean murmelt besorgt vor sich hin, während er vom Hauptpfad abweicht. „Jetzt komm ich auch noch vom Weg ab, aber es muss sein. Was ist nur dort vorne?“

Er kämpft sich durch das Unterholz und springt über einen umgestürzten Baumstamm, der ihm im Weg liegt. Der letzte Sturm hat in diesem Wald heftig gewütet. Überall um ihn herum zeugen zerbrochene Äste und aufgerissene Erde von der Wildheit der Natur. Ean kann deutlich erkennen, dass dies ein Ort ist, an dem die Natur sich selbst überlassen worden ist – ein wilder Wald, unberührt und ungestüm. Brennnesseln stechen aus dem Unterholz hervor, und Unkraut durchbricht den Waldboden, breitet sich ungestört aus und erobert jeden freien Fleck Erde. Während er sich weiter durch das Dickicht kämpft, kommt das Geräusch, das ihn hierhergeführt hat, immer näher. Die raschelnden Büsche sind nun in Sichtweite.

Mit jedem Schritt, den er dem Geräusch näherkommt, spürt Ean, wie die Spannung in ihm steigt. Schließlich erreicht er einen Graben. Das Wasser darin ist grün und trüb, sicher kein Ort, in den man fallen will. Ean schaut nach links und erschrickt: Die hohen, nebligen Tannen ragen wie stumme Gestalten in den grauen Himmel. Sie wirken fast wie die Umrisse von Menschen, die im Nebel stehen. Und als hätte die Natur seinen Furchtpegel noch nicht genug getestet, beginnt es plötzlich zu regnen. Ean weiß, er hat keine Wahl. Er muss über den Graben springen. Mit festem Blick auf die gegenüberliegende Seite nimmt er Anlauf und setzt zum Sprung an. Mit einem kräftigen Satz schafft er es über das trübe Wasser und landet sicher auf der anderen Seite. Vor ihm liegt nun eine Apfelbaumplantage. Die Bäume stehen ordentlich in Reihen angeordnet, ein starker Kontrast zu dem wilden Wald, den er gerade durchquert hat. Das Geräusch, das ihn geführt hat, verstummt plötzlich zwischen zwei Apfelbäumen. Langsam und vorsichtig nähert sich Ean dem Ort des Geschehens. Als er die Stelle erreicht, traut er seinen Augen nicht. Dort liegt ein totes Tier, sein Fell verklebt mit Blut und von Ungeziefer bedeckt. Tränen steigen in Eans Augen auf, erleichtert und doch tieftraurig, dass es nicht seine Hündin Felicitas ist, die dort liegt, sondern nur eine Katze.

Doch der Anblick des leblosen Körpers in einer so friedlichen Umgebung bricht ihm fast das Herz. Das Rascheln kommt wohl von den kleinen Tieren, die sich über den Kadaver hermachen. Ean schaudert bei dem Gedanken, dass Felicitas vielleicht von einem wilden Tier angegriffen worden ist, das noch immer in der Nähe sein könnte. Während er sich ängstlich umsieht, durchbricht ein Wolfsgeheul die Stille des Waldes. Das Jaulen wiederholt sich, immer und immer wieder, als ob das Tier seinen Standort kundgibt oder andere ruft. Ean kann den Wolf nicht sehen, doch das Geräusch klingt beängstigend nah und scheint sich zu nähern. Aber aus welcher Richtung? Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, und instinktiv beginnt Ean zu rennen. Die Richtung ist ihm gleichgültig; sein einziger Gedanke ist, das furchteinflößende Jaulen hinter sich zu lassen. Während er durch das Unterholz hastet, wird das Jaulen tatsächlich leiser und verstummt schließlich ganz. Erleichterung durchflutet ihn, doch die Angst bleibt. Ean steuert auf die hohen Tannen zu, deren dunkle Silhouetten am Horizont sichtbar werden.

Ohne vorher innezuhalten, springt er über den Graben, den er zuvor mühsam umgangen hat. Diesmal nimmt er keinen Anlauf, da keine Zeit ist, sich vorzubereiten. Mit einem Sprung landet er sicher auf der anderen Seite und fühlt sich vorübergehend sicher. Statt zum Hauptweg zurückzukehren, entscheidet er sich jedoch dagegen. Er vermutet, dass Felicitas sich tiefer im Wald aufhalten könnte, fernab der ausgetretenen Pfade. Ean bahnt sich weiter seinen Weg durch das Dickicht, überquert moosbedeckte Stellen, dicke Blätter und knorrige Äste. Die Äste der Bäume streifen seine Jacke, und langsam wird ihm bewusst, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, auf dem Hauptweg zu bleiben. Eine erneute Chance, die sichere Route zu wählen, wird er wohl nicht mehr bekommen. Er schiebt die Gedanken beiseite, ob er etwas anders hätte machen sollen, denn ändern kann er die Situation jetzt ohnehin nicht mehr. Ohne Orientierung und ohne Handy ist er auf sich allein gestellt. Plötzlich öffnet sich vor ihm eine Schlucht. Sie ist nicht besonders lang oder breit, aber mindestens drei Meter tief. Ean bleibt abrupt stehen und blickt in die Tiefe. Steine und Wurzeln ragen bedrohlich aus den Seitenwänden der Schlucht. Ein Sturz hierhinunter hätte verheerende Folgen haben können. Verwundert und ein wenig eingeschüchtert fragt er sich, wie es möglich ist, dass er noch nie von dieser Schlucht gehört oder sie bemerkt hat. Vorsichtig tritt er einen Schritt zurück und überlegt, wie er seine Suche nach Felicitas sicher fortsetzen kann.

Ean: „Ich sollte jetzt auf keinen Fall einen falschen Schritt machen.“

Als Ean sich langsam umdreht, geschieht das Unvermeidliche – etwas, das er bei seinem Pech schon fast hätte erwarten können. Eine große, haarige Spinne lässt sich gerade in diesem Moment von einem Ast direkt auf seine Schulter fallen. Der kalte Schreck fährt ihm in die Glieder, und er stößt einen markerschütternden Schrei aus, so laut, dass er die Stille des Waldes brutal zerreißt. Vögel flattern schlagartig auf, eine schwarze Welle gegen den grauen Himmel, und sein Schrei hallt nach, als könnte er in der ganzen Welt gehört werden. In blinder Panik stolpert Ean rückwärts, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen. Sein Fuß verfängt sich an einem Stein, und er fällt rücklings in die tiefe Schlucht.

Während er durch die Luft wirbelt, blitzen Bilder seines Lebens vor seinen Augen auf. Dann trifft er auf weichem Moos auf – ein glücklicher Zufall, denn ringsum liegen scharfe Steine, die seine letzte Ruhestätte hätten bedeuten können. Doch all diese Überlegungen bleiben ihm erspart, denn der Schock und der Sturz reißen ihn in die Bewusstlosigkeit. In diesem Zustand beginnt ein Traum, so lebendig und real, dass er die Grenzen der Wirklichkeit zu verwischen scheint. Ean findet sich auf einem endlosen Feld wieder, mitten im Wald.

In der Mitte des Feldes steht ein großes Trampolin, wo das bizarrely von Moos überwuchert ist, das sich um die Metallstangen rankt und sie fest umklammert. Auf dem Trampolin tummeln sich zwei kleine Mädchen in langen, weißen Nachtkleidern, die am Saum rissig und zerfetzt sind.

Sie springen mit einer synchronen Präzision, ihre Augen unverwandt auf Ean gerichtet, während sie ihre einstudierten Kunststücke darbieten. Als er nähertritt und sie anspricht, drehen sie sich mit verzögerter, fast mechanischer Bewegung um. Das Bild, das sich ihm bietet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: Ihre Gesichter sind bleich und ausdruckslos, ohne Mund, ihre Augen dunkle Schatten. Sie scheinen aus einer anderen Zeit, längst vergangen, gestorben im Geheimnis dieses Waldes. Mit einem Mal beginnen sie, unheimliche Laute auszustoßen und bewegen sich auf den Rand des Trampolins zu. Von panischer Angst ergriffen, rennt Ean weg, springt kopfüber in einen weiteren Graben. Der Traum zieht ihn weiter, durch einen wirbelnden Korridor von Bildern und Geräuschen, bis er in einer dunklen Höhle landet. Tropfsteine hängen von der nassen Decke, und der Boden ist glitschig und kalt. Weiter vordringend, verwandeln sich die Steinwände in eisige Gletscher, die in der schwachen Beleuchtung der Höhle funkeln. Vor ihm entdeckt Ean etwas Unglaubliches: ein Diamantenerz, das surreal im Licht funkelt, so realistisch wie aus dem Spiel Minecraft. Er streckt die Hand aus, berührt das kühle Mineral und schüttelt ungläubig den Kopf.

"Das kann doch nicht echt sein," murmelt er.

Doch bevor er weiter darüber nachdenken kann, materialisiert sich aus der Dunkelheit ein Monster, dass ihn angreift. Ean erwacht abrupt in einer engen Schlucht, unsicher, ob er nun wirklich wach ist oder immer noch von Träumen gefangen. Vorsichtig steht er auf und beginnt, die enge Schlucht hinabzusteigen, seine Sinne geschärft auf jede Bewegung, jedes Geräusch in der nebligen Dämmerung des Waldes.

Ean: „Was für ein Traum."

Ean bemerkt einen Mann, der sich offenbar etwas in der Schlucht anschaut. Zumindest scheint es so. Neugierig und hoffnungsvoll, dass dieser ihm vielleicht helfen kann, nähert sich Ean dem Mann. Er weiß nach wie vor nicht, wo er sich befindet und ist verzweifelt auf der Suche nach Antworten.

Ean fragt ihn: „Können Sie mir helfen?"

Der Mann dreht sich langsam zu ihm um, und Ean erstarrt vor Schreck. Der Mann hat kein Gesicht. Es ist noch schlimmer als bei den beiden Mädchen zuvor. Dieser Mann hat überhaupt keine Gesichtszüge, nicht einmal die Andeutung eines Mundes oder Augen. Es ist, als ob jemand sein Gesicht vollständig ausgelöscht hätte. Panik steigt in Ean auf, und er spürt, wie sein Herz schneller schlägt. Ohne zu zögern, dreht er sich um und rennt los, so schnell er kann.

Ean: „Hört das nie auf?"

Sein Atem geht schwer, und er wirft immer wieder einen Blick über die Schulter, aus Angst, dass das gesichtslose Wesen ihm folgen könnte. Ean fühlt sich gefangen in einem endlosen Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. Ean läuft, so schnell ihn seine Beine tragen können, doch der Mann verfolgt ihn unaufhaltsam. Die Schlucht wird zunehmend dunkler. Was einst ein offenes Ende über ihm war, ist jetzt von einem massiven Felsdach verdeckt. Panik steigt in ihm auf, denn ein Entkommen nach oben ist unmöglich.

Selbst wenn er es versuchen wollte, würde er an der glatten Oberfläche scheitern. Zurück zur offenen Stelle der Schlucht kann Ean auch nicht, denn der Mann ist dicht hinter ihm. Sein Atem geht schwer, seine Schritte werden langsamer. Plötzlich bemerkt er, dass der Boden unter ihm nicht mehr fest ist. Der Sand gibt nach, und Ean merkt, dass er in Treibsand geraten ist. Er versucht weiterzulaufen, doch jeder Schritt zieht ihn tiefer hinein. Der Treibsand verschlingt ihn rasch, und er findet sich bald an einer steilen Klippe wieder. Zu seinem Entsetzen ist der gesichtslose Mann ebenfalls dort. Ean steckt noch immer im Treibsand fest und kann sich kaum bewegen. Der Mann greift nach ihm und zieht ihn aus dem Treibsand. Für einen kurzen Moment glaubt Ean, dass der Mann ihm wirklich helfen will. Doch diese Hoffnung zerbricht schnell. Der Mann packt ihn fest und schleppt ihn zur Klippe.

Ean schreit: "Bitte, tu das nicht! Ich werde es nicht überleben!"