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Das Straßburg-Massaker E-Book

F.W.G. Transchel

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Beschreibung

Als das ehemalige EU-Parlamentsgebäude in Straßburg zum Schauplatz einer Geiselnahme wird, bedeutet das für die süddeutschen Sicherheitskräfte nicht mehr als Dienst nach Vorschrift - die Sicherheitspläne sind eingeübt und ausgereift. Schnell hat der Einsatzleiter den Zugriffsplan abgenickt, doch dann wird klar: Das ist kein normaler Terrorismus; irgendwie sind Augments aus ihrem Exil auf den Färöern entkommen und planen den großen Coup: Wird der eugenische Konflikt um die Vorherrschaft über die gentechnologisch aufgewerteten Menschen wieder aufflammen?
Die Augment-Profilerin Ines Schultheiss riskiert alles, um ein Blutvergießen zu verhindern und die Geiseln zu retten. In den Wirren zwischen zaghafter Politik und entschlossenem Superintellekt der genetisch aufgewerteten Attentäter begreift sie mehr und mehr: nicht nur das Leben von vermeintlich unschuldigen Geschäftsleuten, an denen ein Exempel statutiert werden soll, steht auf dem Spiel, sondern die gesellschaftliche Ordnung selbst.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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F.W.G. Transchel

Das Straßburg-Massaker

Ein Verfall-Prequel

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Das Straßburg-Massaker

 

- Ein Verfall-Prequel -

 

Bookrix Edition

 

F.W.G. Transchel

 

 

Copyright © F.W.G. Transchel 2018

www.fwgt.de

Rechtliche Hinweise am Ende des Buches.

 

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Und nun: Viel Spaß mit „Das Straßburg-Massaker“.

 

Dein F.W.G. Transchel

Das Straßburg-Massaker - Ein Verfall-Prequel

Das Straßburg-Massaker

 

Sie schnippte die Dokumente auf dem Pad hin und her. Sicher, die Kabine war schallisoliert und genügte höchsten Ansprüchen. Auch die Turbinen ließen allenfalls ein leises Wimmern erahnen, und auch nur dann, wenn man wie Ines Schultheiss genau wusste, dass man in einem Flugzeug saß. Doch diese Anspannung, die Schwere, die Besorgnis, all das ließ sich nicht aussperren.

Einen Atemzug später schloss Ines Schultheiss die Augen und konzentrierte sich ganz und gar auf den eigenen Herzschlag.

Da war keine Anspannung mehr, kein Gedanke daran, welche wichtigen Menschen in diesem Flugzeug gesessen und, mal mehr, mal weniger erfolgreich, die Welt gerettet hatten. Das alles spielte keine Rolle. Aber das war auch nicht der Grund ihrer Besorgnis. Wie eine viel zu flinke Fledermaus raste dieser eine Gedanke in ihrem Kopf umher:

Augments.

Ines wusste, wie sie dachten, wie sie handelten, und in der Regel sogar, was sie wollten.

Das war immerhin ihr Job. Profiler. Psychologische Soldatin im eugenischen Krieg.

Nur dass das beinahe ein Jahrzehnt zurücklag.

Sie schluckte und betrachtete ihr Dossier erneut:

Geiselnahme im ehemaligen Europäischen Parlament.

Ob ihr Schwindel von den mäßigen Turbulenzen des Fluges oder der Tragweite dieser Entwicklung herrührte, vermochte sie für den Moment nicht einmal mit all ihrer Expertise zu beantworten.

Der kurze Blick auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis Straßburg.

Zwanzig Minuten, und sie hatte rein gar nichts herausgefunden.

Weil es nichts herauszufinden gab. Die Augments waren, wo möglich, genetisch wiederhergestellt oder zumindest finanziell für ihr Exil auf den Färöer-Inseln entschädigt worden und hatten sich schließlich den Bedingungen der neuen Ordnung gefügt.

Und dann kam das. Wie aus dem sprichwörtlichen Nichts.

Ines Schultheiss lehnte sich zum Fenster und betrachtete die geschlossene Wolkendecke über dem Rheingraben. Hörte die Landeklappen der Turboprop-Maschine ausfahren und schnallte sich vorschriftsgemäß wieder an.

Man hatte sie gerufen, weil sie als Expertin galt. Natürlich wusste sie, dass zumindest die örtlichen Einsatzkräfte ihre Unsicherheit in der Sache nicht würden sehen können, aber das spielte keine Rolle. Die Augments würden es.

Nein, mehr noch. Sie wusste, dass womöglich alles von ihr abhing. Und dass sie nicht einmal die winzigste Idee hatte, wo sie anfangen sollte.

 

#

 

Das Abstellen der Sirenen signalisierte Ines, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Die plötzliche Stille auskostend, sah sie hinter den verspiegelten Scheiben der Limousine, wie der Wagen sich durch die Mengen an Schaulustigen - vielleicht besorgte Bürger und Heerscharen von Medienvertretern - quälte, ehe man ihr vor den Stufen zu einem abgeriegelten Gebäude die Tür öffnete.

Weder nahm sie die Atmosphäre der Elsass-Metropole auf, noch kümmerte sie sich um den lauen Abend, sondern war ganz darauf fixiert, den Männern von Europol zu folgen.

Kommandozentrale.

Boulevard de Dresde.

Irgendeine Industriebrache am Rande der Innenstadt.

Ohne weitere Orientierung folgte sie ihren Kollegen. Rechts. Links. Geradeaus. Links.

»Bonsoir, Madame Schultheiss.«

Vor ihr stand ein großgewachsener, ergrauter Mann in abgetragenem, beigefarbenem Tweedsakko und blickte sie aus weit aufgerissenen Augen an.

»Guten Abend …«

»Laurent Hirsch«, sagte der Mann und reichte ihr die Hand. »Ich bin der Einsatzleiter … zumindest bis jetzt.«

Ines nickte und ignorierte die Aufforderung zur Nachfrage - sie hatte nicht gerade große Lust, gleich zu Anfang die Subtilitäten der Zuständigkeiten zwischen der Elsässer Gendarmerie, Europol und den Süddeutschen Ordnungskräften zu studieren und zu entwirren.

»Was können Sie mir sagen?«

Hirsch seufzte.

»Ich hatte gehofft, dass dieses Gespräch umgekehrt ablaufen könnte. Wir wissen nur, dass sie da drin sind, Geiseln genommen haben und dabei sind, alle Fenster - und glauben Sie mir, dieses verdammte Beton-Relikt hat viele Fenster - mit Planen abzudecken.«

Nachdenklich nickte sie. »Keine Forderungen oder Leute, die nachträglich herausgeschickt worden wären?«

»Davon ist uns nichts bekannt«, sagte er. »Folgen Sie mir.«

Mit einer übertrieben höflichen Geste bedeutete Hirsch ihr, weiter in das wie ein geisterhaftes Gerippe entkernte Gebäude vorzustoßen, und brachte sie in die, soweit sie sehen konnte, lange verlassene Fertigungshalle hinein. In dem Moloch, der früher der Massenproduktion von längst aus der Mode gekommenen Verbrauchsgütern gedient haben mochte, standen provisorisch aufgebaute Tische, lustlos und hastig vollgestellt mit Monitoren und Mobilcomputern.

»Sie haben alles im Blick«, sagte sie anerkennend, nachdem sie überschlagsweise annehmen konnte, dass sämtliche Winkel außerhalb des Gebäudes von Kameras observiert wurden.

»Innenansichten?«

Hirsch hob eine Augenbraue und blickte sie mit einer seltsam französischen Mischung aus Belustigung und Scham an. Dann nahm er zwei Finger zwischen die Lippen und stieß einen Pfiff aus. »François!«

Eilig sprang ein hagerer junger Mann aus einem der Behelfsstühle, ging strammen Schrittes auf sie zu und kam vor Hirsch zum Stehen. Ines hatte aus seiner Haltung beinahe erwartet, dass er salutierte, doch streckte stattdessen nur die Brust etwas heraus. »Monsieur le Commissaire?«

»Das ist Madame Schultheiss aus … Neu-Hamburg?«, sagte Hirsch, wartete Ines‘ Nicken ab und fuhr fort: »Sie hat Erfahrung mit … Augments.«

»Wunderbar«, sagte François, zuckte leicht zusammen und gab ihr die Hand. »François de Betancourt. Ich bin …«

»Er ist zuständig für die technischen Operationen«, sagte Laurent Hirsch knapp.

Ines bemerkte, dass er damit anscheinend unbedingt verhindern wollte, dass der junge Mann in irgendein hierarchisches Fettnäpfchen trat. »Zeigen Sie ihr die Aufzeichnungen der Foyer-Kameras«, beeilte er sich, hinzuzufügen.

De Betancourt nickte, deutete auf zwei der Bildschirme neben dem Platz, von dem er aufgesprungen war, und begann, wie wild auf seine Tastatur einzuhämmern.

Die dunklen Bildschirme füllten sich mit etwas, das man für Überwachungsaufzeichnungen halten musste. Ines erkannte, wie eine Gruppe dunkel gekleideter Personen durch die breiten, gläsernen Eingangstüren kam. Ohne Aufruhr verteilten sie sich in der Halle. Dann ging eine Person zu einem der Anmeldungsschalter und flüsterte der jungen Hostess etwas ins Ohr. Sie stellte sich noch vor, wie die hoffnungslos verpixelte Frau bleich wurde, dann folgte lediglich Rauschen auf allen Kanälen.

»Haben Sie eine Ahnung, wie sie das gemacht haben?«, fragte Hirsch Ines Schultheiss.

»Die Aufzeichnungen unterbrechen?«

Laurent Hirsch nickte.

»Das finden wir schon heraus. Für mich persönlich scheint dringlicher, zu begreifen, mit dem wir es zu tun haben und … was ihre Ziele sind.«

»Das Europäische Parlament ist, obwohl es nur noch als Tagungszentrum genutzt wird, ein starkes Symbol«, sagte Hirsch.

Ines nickte abwesend. Was der französische Einsatzleiter sagte, war zwar richtig, traf aber nicht unbedingt den Kern der Sache.

»Wer immer hier am Werk ist, will Aufmerksamkeit. Die Frage bleibt dennoch, aus welchem Grund.«

»Revisionismus«, antwortete Hirsch auf der Stelle. Für ihn gab es daran keinen Zweifel.

Für Ines schon. Nachdenklich legte sie den Kopf zur Seite und betrachtete die Sekunden vor dem Bildausfall, die noch immer auf den Monitoren François de Betancourts liefen.

»Tja, das werden wir erst sicher wissen, wenn wir ihre Forderungen hören.«

Hirsch tippelte von einem Fuß auf den anderen.

»Die Regierungsvertreter, mit denen ich in Kontakt stehe, sind nicht unbedingt in der Stimmung, mit Terroristen, augmentiert oder nicht, zu verhandeln.«

»Und die Geiseln?«

Der Einsatzleiter lächelte wissend. »Glauben Sie etwa, dass die Stadt Straßburg keine Notfallpläne für dieses spezielle Szenario hätte?«

»Eine Kommandoaktion«, sagte Ines ungerührt und fragte sich auf der Stelle, warum man sie eigentlich herbeordert hatte, wenn ohnehin alles beschlossene Sache war. »Worauf warten Sie also?«, fragte sie gereizt.

»Auf Sie«, erwiderte Hirsch. »Sie müssen uns sagen, was wir zu erwarten haben.«

Ines ließ ein langgezogenes »Ahhhh« entweichen und musterte Laurent Hirsch. »Wissen Sie, Profiling ist keine Wahrsagerei, sondern harte Arbeit. Ich brauche mehr Informationen.«

»Sie wissen alles, was wir auch wissen«, sagte er und schien dabei nicht zu begreifen, welchen Offenbarungseid er damit leistete.

»Das reicht nicht, um Einschätzungen über Ausrüstung, Vorgehen und Ziele der Geiselnehmer abzugeben.«

Hirsch nestelte ein großes, verziertes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche, schnäuzte sich herzhaft und sah Ines dann eindringlich an. »Jede Stunde, die verrinnt, könnte Menschenleben kosten.«

»Und jede Information, die wir ignorieren, könnte das ebenso. Monsieur Hirsch, ich bin auf Ihrer Seite. Aber ich brauche … etwas.«

Seufzend breitete er die Arme aus und sah ziellos in die Betonwüste hinter den provisorischen Aufbauten der Einsatzzentrale. »Monsieur de Betancourt wird Ihnen alles beschaffen, was Sie wollen - wenn wir es haben. Ich erwarte in zwei Stunden einen ersten Bericht, verstanden?«

»Verstanden«, sagte Ines und korrigierte sich in Gedanken, dass er anscheinend keineswegs verstanden hatte, was sie konnte und was nicht - vor allem nicht zaubern.

 

#

 

»Diese Leute müssen illegal hierhergekommen sein«, sagte François de Betancourt im Brustton der Überzeugung.

Ines Schultheiss fiel etwas auf, das sie bisher nicht in Frage gestellt hatte - die Identität der Geiselnehmer. »Woher wissen Sie, dass es sich um augmentierte Menschen handelt?«

»Oh, das«, murmelte der junge Elsässer und tippte auf sein Keyboard ein. »Sehen Sie mal hier …«