Das Totenschiff - Christopher Golden - E-Book

Das Totenschiff E-Book

Christopher Golden

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Beschreibung

In den Tiefen des legendären Berges Ararat wartet eine sensationelle Entdeckung – und der Tod.

Ein Erdbeben legt auf dem Berg Ararat im Osten der Türkei den Eingang zu einem riesigen Höhlensystem frei. Dort macht das Expeditionsteam um die Forscher Meryam und Adam eine spektakuläre Entdeckung: ein uraltes Schiff, und das 4000 Meter über dem Meeresspiegel! Handelt es sich tatsächlich um die Arche Noah, wie Legenden besagen? An Bord wird ein Sarg gefunden, darin ein menschenähnliches Wesen mit Hörnern. Während die Forscher noch versuchen, dessen Herkunft zu ermitteln, tobt um den Berg ein mächtiger Schneesturm, der die Forscher von der Außenwelt abschneidet – und es kommt zum ersten Todesfall ...

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Seitenzahl: 529

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Buch

Die Abenteurer und Dokumentarfilmer Adam und Meryam gehen beruflich Risiken ein – doch nichts konnte die beiden auf das, was sie auf dem legendären Berg Ararat im Osten der Türkei erwartet, vorbereiten. Zusammen mit einem kleinen Team sind sie die Ersten, die nach einem schweren Erdbeben den Aufstieg wagen. Und sie sind die Ersten, die den neu freigelegten Eingang zu einer Höhle entdecken. Im weitläufigen, verzweigten Inneren stoßen Adam und Meryam auf ein uraltes Schiff. Glaubt man der Legende, muss es sich um die Arche Noah handeln. Aus den dunklen Tiefen des Schiffes kommt ein Sarg zum Vorschein, bedeckt mit mysteriösen Symbolen, die die Wissenschaftler und Archäologen im Team nicht zuordnen können. Der Sarg beherbergt einen entstellten, gehörnten Kadaver. Und während sich um den Berg Ararat ein Schneesturm zusammenbraut, der den Abstieg unmöglich macht, kommt es in der Höhle zu rätselhaften Vorkommnissen – und bald zum ersten Todesfall.

Der Autor

Christopher Golden ist in den USA bereits ein preisgekrönter New-York-Times-Bestsellerautor. Geboren und aufgewachsen ist er in Massachusetts, wo er auch heute noch mit seiner Familie lebt.

Von Christopher Golden bei Blanvalet bereits erschienen

Krieg der Maschinen

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CHRISTOPHERGOLDEN

DAS

TOTENSCHIFF

Roman

Aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Ararat« bei St. Martin’s Press, New York.

Copyright © der Originalausgabe 2017 by Christopher Golden

Published by arrangement with the author, c/o Baror International Inc., Armonk, New York, USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2018 by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Alexander Groß

Umschlaggestaltung und -motiv: © Johannes Frick unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (© Nomad_Soul, © furtseff, © Roberto Caucino, © jehsomwang, © zizar)

JB · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-20829-5 V002 www.blanvalet.de

Dieses Buch ist nicht das erste, das ich meiner Frau Connie Golden widme, und es wird auch nicht das letzte sein.»Was möchtest du? Den Mond? Du musst nur ein Wort sagen.«

All my favorite people are broken.Over the Rhine

Eins

Kurz nach acht Uhr morgens am letzten Tag im November begann der Berg zu schwanken.

Feyiz erstarrte und streckte mit angehaltenem Atem einen Arm aus, um das Gleichgewicht zu wahren und abzuwarten, bis sich das Beben legte. Aber es wurde noch stärker. Seine Auftraggeber schrien auf Deutsch auf ihn ein, einer Sprache, die er nicht verstand. Einer der Männer brach in Panik aus und fing an zu kreischen, als würde sich der Teufel persönlich durch das Herz des Berges nach oben wühlen, um nach ihnen zu greifen. Sie standen auf dem Gipfel, in allen Richtungen erstreckte sich der unendlich weite, strahlend blaue Himmel, die eisige Luft roch frisch und sauber. Eigentlich ein idyllischer Morgen auf dem Berg Ararat, hätte die Welt nicht plötzlich begonnen auseinanderzubrechen.

»Runter!«, schrie Feyiz. »Runter auf den Boden!«

Er ließ seine Trekkingstöcke fallen und sank auf der eisigen Schneedecke auf die Knie. Als er nach dem Pickel an seiner Hüfte langte und ihn ins Eis hackte, fragte er sich, ob ihn die sechs Männer und drei Frauen über den rumorenden Lärm des Berges hinweg überhaupt verstehen konnten.

Die Deutschen taten es ihm nach.

Während er sich auf den Knien kauernd festklammerte und hoffte, dass die Schneedecke nicht nachgab, versuchte Feyiz, die Sekunden nicht zu zählen. Die Deutschen schrien sich gegenseitig an. Eine Frau grinste breit, in ihren Augen funkelte wahnsinniges Vergnügen, und sie schien sich an ihrer augenblicklichen Todesangst zu ergötzen.

Ein Mann packte ihn am Arm. Er hatte ein schmales Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen und himmelblauen Augen. »Wie lange wird das dauern?«, verlangte er mit seinem starken Akzent zu wissen.

Als ob so etwas andauernd vorkäme. Als ob ein Trekkingführer auf einem Berg, der mit vorhersagbarer Regelmäßigkeit derart wild bebte, zweiunddreißig Jahre alt werden könnte. Feyiz starrte ihn bloß an, dann kniff er die Augen zusammen und betete – nicht nur für seine Frau und ihre vier Söhne unten im Dorf Hakob, sondern auch für alle, die im Camp Zwei ausharrten. Hier auf dem Gipfel waren sie von Schnee und Eis umgeben, aber um Camp Zwei herum gab es nur Geröllhaufen aus massivem Vulkangestein, und er wollte gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, sobald die ins Rutschen gerieten.

»Zwanzig Sekunden!«, rief eine Frau auf Englisch und fixierte Feyiz. »Wie lange noch?«

Er wagte kaum zu atmen, während sich der Berg unter ihm aufbäumte und Donner den Himmel erfüllte. Mittlerweile hatte er die Augen wieder geöffnet und sah zum fernen Gipfel des Kleinen Ararat hinüber. Das Herz schlug ihm so heftig in der Brust, als würde es von einem eigenen Beben erschüttert.

Das Eis krachte, und ein gewaltiger Spalt tat sich auf. Das Geräusch klang wie ein Kanonenschuss.

Einer der Deutschen begann, laut zu beten, als müsste er brüllen, damit sein Gott ihn inmitten dieses tosenden Erdbebens verstehen konnte.

Es hörte ebenso unvermittelt auf, wie es angefangen hatte. Während das Donnern des Berges noch am Himmel nachhallte, blickte Feyiz sich nach seinen Kunden um und sprang auf die Füße. Er zwang sich, ruhig zu atmen – hier oben, in der dünnen Gipfelluft, durfte er keinesfalls hyperventilieren –, und bückte sich nach seinen Trekkingstöcken.

»Kommen Sie. Wir müssen jetzt absteigen.«

»Nein!«, blaffte ein Kunde – der Mann, der vorhin gebetet hatte. »Was ist, wenn es Nachbeben gibt? Oder … vielleicht kommt ein Beben, das noch schlimmer ist als dieses. Während wir unterwegs sind!«

Feyiz betrachtete ihn durch die Dampfwölkchen, die sein Atem in der Morgenluft bildete. Diese Männer und Frauen waren keine Freunde, sondern Kollegen, die im Management einer Technologiefirma in München zusammenarbeiteten. Sie kannten einander, aber liebten sich nicht. Bis auf einen hatte keiner von ihnen Bergerfahrung. Sie trugen zwar dem Wetter angemessene Kleidung und zeichneten sich alle durch unaufgeregte Entschlossenheit aus, aber nichts in ihrem bisherigen Leben hatte sie auf diesen Moment vorbereitet.

»Hören Sie mir gut zu.« Beim Sprechen streiften Feyiz’ Lippen die kleinen Eiszapfen, die sich an den Spitzen seines Schnurrbarts gebildet hatten. »Meine Frau und meine Kinder sind da unten am Berg. Meine Cousins und ihre Familien tragen in diesem Moment Gepäckstücke und führen Pferde; sie bringen Bergsteiger – Touristen wie Sie – hier herauf. Ich muss für ihre Sicherheit sorgen. Wie lange wollen Sie hierbleiben und abwarten? Falls es Nachbeben gibt, können sie in ein paar Stunden oder vielleicht auch erst in ein paar Tagen kommen. Haben Sie etwa vor, erst nach Einbruch der Nacht abzusteigen? Ich werde jetzt sofort aufbrechen.«

Mit diesen Worten drehte er sich um. Die Steigeisen unter seinen Stiefeln kratzten über das Eis und bohrten sich in den Schnee, als er den Weg zurückging, auf dem sie vorhin heraufgekommen waren.

»Halt!«, rief ihm der betende Mann hinterher. »Sie haben Geld bekommen, damit sie uns führen! Sie müssen …«

Feyiz wandte sich um und blickte ihn zornig an. »Was muss ich? Ihr Wohlergehen über das meiner Familie stellen? Wenn sie für den Weg nach unten einen Führer brauchen, dann folgen Sie mir.«

Während er vom Gipfel hinabstieg, dachte er an die vielen Stunden, die vor ihm lagen … Stunden, in denen seine Familie genauso besorgt um ihn sein würde wie er um sie. Hinter sich hörte er Deirdre, die er für die Ranghöchste in dieser Gruppe hielt. Sie wies den betenden Mann zurecht, und als Feyiz sich umblickte, sah er, dass alle ihm folgten.

Er war erst ein paar Dutzend Schritte weit gekommen, als der Berg erneut zu grollen begann.

»Hab ich’s nicht gesagt!«, schrie der betende Mann auf.

Doch diesmal ließ sich Feyiz nicht zu Boden fallen. Der Ararat bebte und bockte nicht wie vorhin unter seinen Füßen. Der Himmel erzitterte zwar genauso unter dem Getöse, und er spürte die Vibration, aber nun war das Geräusch förmlich mit den Händen zu greifen und hatte auch einen Ursprung. Er drehte sich zum südöstlichen Bergrücken um und erkannte, dass der Donnerschall von Tausenden Tonnen Eis und vulkanischen Gesteinsschichten herrührte, die ins Rutschen gerieten.

Lawine.

So spät im Jahr würde niemand die südöstliche Flanke hochsteigen, aber sein Dorf lag am östlichen Ausläufer des Berges – dort, wo die Sonne aufging. Mit dem dröhnenden Lärm von Eis und Schnee in den Ohren beschleunigte er seine Schritte und dachte nicht mehr an die Bergsteiger hinter ihm. Sie würden entweder mithalten oder sich ihren eigenen Weg suchen müssen.

Der Berg brachte Menschen um. Schon seit jeher.

Feyiz betete nur darum, dass er nicht die Menschen auf dem Gewissen hatte, die er liebte.

Zwei

In den Straßen von London nieselte es, aber niemand schien sich daran zu stören. Ein paar der Passanten auf der King’s Road hatten zwar ihre Schirme geöffnet, aber die meisten schlossen bloß einen weiteren Knopf an ihren Mänteln und schenkten dem leichten Regen ansonsten keine Beachtung.

Adam Holzer vergrub die großen Hände tief in den Taschen seines grauen Wollmantels. Er war auf Long Island in New York aufgewachsen und hatte sich schon dort an so manchem trüben Novembertag dafür verwünscht, dass er den Wetterbericht nicht aufmerksamer verfolgt hatte. Sein Umzug nach London hatte daran offensichtlich nichts geändert, und er glaubte auch nicht, dass sein bevorstehender dreißigster Geburtstag Besserung bringen würde.

Dreißig, dachte er. Scheiße.

Er hatte überall auf der Welt Berge bestiegen – den Mount McKinley gemeinsam mit seinem Vater, als er gerade mal siebzehn war –, und jetzt würde er sich auf dem Gehweg vor einer möglichen Hochzeitslocation den Tod holen, nur weil sich seine Verlobte wieder einmal verspätete und er nicht klug genug gewesen war, einen Regenschirm mitzunehmen.

Er zog sein Handy aus der Tasche und überprüfte die Zeit: 13:37 Uhr. Sie waren um eins verabredet gewesen. Den Termin mit der Geschäftsführerin des Bluebird hatte er zwar vorsorglich auf halb zwei gelegt – denn er hatte damit gerechnet, dass Meryam, wie in letzter Zeit immer, zu spät kommen würde –, aber nun müsste er bald ohne sie hineingehen.

Sie hatte ihm nicht mal eine Nachricht geschickt. Er fing an, eine an sie zu tippen, doch als sein Blick dabei auf die beiden SMS fiel, die er ihr bereits geschrieben hatte, ließ er es bleiben. Sie hatte sie entweder gelesen und beschlossen, sie zu ignorieren, oder eben nicht. Eine weitere Nachricht würde ihre Ankunft jedenfalls nicht auf magische Weise beschleunigen.

Adam sah über die Straße zur Fassade des Bluebird hinüber. Es war ein niedriger weiß getünchter Bau, der zwischen den hübschen Reihenhäusern in Ziegel- oder Steinbauweise ausgesprochen deplatziert wirkte. Im Erdgeschoss der meisten Häuser waren Geschäfte untergebracht, und im Moment ließ er den Blick über das Schaufenster der Apotheke wandern. An Regentagen verkauften solche Läden billige Regenschirme für fünf Pfund das Stück.

Aber die Betreiberin des Bluebird wartete sicher schon. Er versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern – Emily Soundso. Er hatte ihn auf einem Stück Papier notiert, das in seiner Brieftasche steckte. Das Bluebird genoss einen erstklassigen Ruf, wenn es um Hochzeiten ging. Es war sowohl für die Zeremonie als auch für den anschließenden Empfang geräumig genug. Auf den Bildern, die er im Internet gefunden hatte, waren viele silberne, weiße oder verspiegelte Oberflächen zu sehen gewesen, fröhliche Menschen, die ihre Champagnerflöten zu Trinksprüchen erhoben, und hübsche kleine Mädchen, die auf einem behelfsmäßigen Gang Blumen streuten. Streichquartette lächelten in die Kamera, und die Hochzeitspaare wirkten sehr glücklich.

Alles absolut zauberhaft.

Inzwischen hätte sich Adam allerdings auch am Fuß der Admiral-Nelson-Statue am Trafalgar Square trauen lassen, mit Taubenkacke anstelle von Rosenblättern, wenn Meryam sich nur endlich für eine Location erwärmen würde. Sie wollte in London heiraten, und dafür hatte er Verständnis. Immerhin war das ihre Heimatstadt. Aber ein bisschen genauere Hinweise als bloß London wären wirklich hilfreich gewesen.

Nachdem er das Handy wieder in die Tasche geschoben hatte, ging er am Vorderzaun entlang und spähte durch das schmiedeeiserne Tor. Hoffentlich wartete Emily Soundso nicht an der Tür auf ihn. Ein Regentropfen fand den Weg in sein Hemd und rann ihm das Rückgrat herunter. Er erschauderte und kapitulierte endgültig vor der tristen Stimmung dieses grauen Tages.

»Adam!«

Er drehte sich um und sah, wie Meryam auf ihn zulief. Ihr grellroter Regenschirm stach im trüben Licht unter der Wolkendecke ebenso ins Auge wie einst Lady Godiva auf ihrem Pferd. In diesem feuchten Wetter hatte sich ihre braune Kurzhaarfrisur in einen unbändigen Lockenschopf verwandelt, und sie grinste auf eine Weise, die ihm allzu vertraut war. Dieses Grinsen zeugte von einem verschmitzten Humor, den er je nachdem beängstigend oder hinreißend fand.

»Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr«, sagte er.

Meryam neigte den Kopf zur Seite und den Regenschirm gleich dazu. »Ich würde dich doch hier nicht einfach so stehen lassen, Schatz.«

»Du meinst, so wie letzten Montag vorm Battersea Arts Centre?«

Sie trat dicht an ihn heran, nahm ihn unter den roten Regenschirm und schlang den rechten Arm um seine Hüften. Dann küsste sie ihn, und Adam ließ es zu. Er merkte, wie ein bisschen von seinem Ärger verpuffte, verbot es sich aber, sie anzulächeln.

»Dafür hab ich mich doch schon so oft entschuldigt«, sagte sie. »Du weißt doch, wie ich bin, wenn ich schreibe. Ich habe im Wilton’s gesessen und komplett die Zeit vergessen.«

Der Regen fiel nun dichter, und dicke Tropfen prasselten auf den Schirm über ihren Köpfen. Dieses Schutzdach schuf einen intimen Raum für sie, der die gesamte restliche Welt auszuschließen schien. In dieser Atmosphäre fiel es ihm schwer, seine ernste Haltung zu bewahren. Immerhin war sie nur zehn Minuten zu spät dran.

Vierzig, rief er sich ins Gedächtnis. Nach allem, was sie weiß, hat sie sich vierzig Minuten verspätet. Du hast ihr ein Uhr gesagt.

Den letzten Montag hatte er ihr schon fast verziehen, aber eben nur fast. Sie schrieben gerade an ihrem dritten gemeinsamen Buch und wechselten sich dabei wie immer ab. Meryam hatte es sich inzwischen zur Gewohnheit gemacht, völlig in ihrer Arbeit zu versinken, sodass Adam sich nur zu gut vorstellen konnte, wie sie im Pub saß, Tee trank und auf der Tastatur ihres Laptops tippte und dabei alles andere aus dem Blick verlor.

Allerdings passierte das nicht zum ersten Mal. Anfang Mai hatte er ihr in Schottland auf dem Gipfel des Ben Nevis, den sie nur für ein Picknick bestiegen hatten, einen Antrag gemacht. Zuerst schien Meryam ganz außer sich vor Begeisterung, aber damit war es vorbei, seit sie mit den konkreten Hochzeitsvorbereitungen begonnen hatten. Sie hatte sich, egal ob es um die Blumen, die Einladungen oder die Hochzeitslocation ging, zu keiner Entscheidung durchringen können und war beinahe zu jeder Verabredung zu spät erschienen.

Jetzt hielt sie ihn fest umarmt. Der Schirm kippte ein wenig nach hinten, und ein kleiner Regenschauer ergoss sich über sie.

»Hör auf damit«, sagte sie.

»Wovon redest du?«

»Du weißt genau, was ich meine.«

Adam küsste sie auf die Stirn. Sie waren beide etwa einen Meter achtzig groß, und manchmal küsste sie ihn auf die gleiche Weise zurück. Aber nicht heute.

»Lass uns reingehen«, sagte er. »Die Geschäftsführerin wartet schon …«

»Wenn Sie uns nicht bereits abgeschrieben hat«, vervollständigte Meryam den Satz für ihn.

»Genau.« Adam sah sie an. »Hör mal, ich bin ja froh, dass du so blendende Laune hast, aber ich hab heute bis auf einen Apfel noch nichts gegessen. Daher würde ich das hier gern so schnell wie möglich hinter mich bringen. Und da wir beide wissen, dass du für das ganze Thema keinen Nerv hast, sollten wir jetzt einfach reingehen, damit wir wenigstens nicht mehr im Regen stehen. Und dann kannst du diese Location genauso ablehnen wie alle anderen davor, damit ich mich weiter auf die Suche machen kann. Während du überlegst, wie du mir am besten beibringst, dass du mich eigentlich gar nicht mehr heiraten möchtest.«

Sie hörte auf zu grinsen. Stattdessen trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen, und sie schubste ihn in den Regen hinaus, verstieß ihn aus der innigen Zuflucht unter ihrem Schirm.

»Das ist nicht fair«, flüsterte sie beinahe unhörbar, während ein Lastwagen vorüberrumpelte. »Und es stimmt auch nicht.«

Er stieß den Atem aus und vergrub die Hände wieder in den Manteltaschen. »Was soll ich denn sonst glauben?«

»Dass ich dich liebe. Und dass ich von diesem Buch abgelenkt bin und auch von der Vorbereitung unserer Abenteuer im nächsten Jahr. Und ich weiß, dass du jetzt sagen wirst, im Moment gibt es nur ein Abenteuer, für das du dich interessierst. Aber einer von uns muss sich darum kümmern, dass Geld reinkommt, und im Moment bin ich das.«

Adam ließ die Schultern hängen und spürte, wie er innerlich aufgab. Dagegen konnte er kaum etwas einwenden. Sie hatte sich zwar nicht genug um ihre Hochzeitsvorbereitungen gekümmert, aber dafür hatte er sich zu wenig mit den vielen Monaten beschäftigt, die sie in Südamerika verbringen würden. Sie hatten vor, die Anden zu durchwandern, und wollten den Aconcagua erklimmen, den höchsten Berg außerhalb Asiens. Was sie dabei erleben würden, wollten sie zu ihrem vierten Buch verarbeiten.

»Ich stehe im Regen«, sagte er und gestattete sich endlich ein Lächeln, das allerdings etwas halbherzig ausfiel. »Können wir reingehen?«

Meryams verschmitztes Grinsen kehrte zurück. »Ich fürchte nein, mein Schatz. Der Termin ist abgeblasen. Und das gilt auch für alle anderen Termine in nächster Zukunft.«

»Du hast doch gerade gesagt …«

»Ich liebe dich, und ich möchte, dass du mein Ehemann wirst, aber könntest du mal für einen Moment die Klappe halten?«

Adam presste die Lippen zusammen und hob nur vielsagend die Augenbrauen.

Meryam nickte zufrieden. »Sehr gut. Und jetzt hör mir gut zu. Du musst alles abblasen, weil wir morgen in die Türkei fliegen. Feyiz hat mich angerufen. Erinnerst du dich an ihn?«

Was für eine Frage. Sie hatten sich während ihrer Zeit auf dem Berg Ararat mit ihm angefreundet, und er war der beste Führer, mit dem sie je zusammengearbeitet hatten. Feyiz und Meryam hatten sich auf Anhieb so gut miteinander verstanden, dass Adam eigentlich hätte eifersüchtig sein müssen, wenn da nicht …

»Sind wir etwa zu Feyiz’ Hochzeit eingeladen?«, fragte er. »Er ist doch schon verheiratet.«

Meryam packte ihn am Mantelkragen und zog ihn wieder unter den schützenden Schirm. Er spürte ihren heißen Atem an der Wange und sah die Aufregung in ihren Augen.

»Jetzt tu nicht so. Du hast doch mitbekommen, dass es vor ein paar Tagen ein Erdbeben gegeben hat. Und einen Lawinenabgang.«

»Ja, schrecklich«, antwortete Adam.

»Stimmt. Aber es ist auch großartig. Die türkischen Behörden lassen niemanden dort hinauf, sie haben Angst vor Nachbeben und all solchen Sachen, aber Feyiz und seine Cousins sind trotzdem aufgestiegen. Schließlich müssen sie als Bergführer das Terrain auf Schäden überprüfen.«

Adam seufzte skeptisch. »Und dabei haben sie wahrscheinlich die Arche Noah entdeckt.«

Meryam neigte erneut den Kopf zur Seite. »An der Südostflanke haben sie eine Höhle gesichtet, die vorher noch nicht da war. Eine große. Und aus geologischer Sicht dürfte es da gar keine geben.«

Er zog die Hände aus den Taschen und sah ihr forschend in die Augen. Wäre das von irgendjemand anderem als Feyiz gekommen, hätte er auf weiteren Informationen bestanden. Auf irgendeinen Beweis.

»Das hat wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten«, erklärte er und fand selbst, dass er sich nicht besonders überzeugend anhörte. »Außerdem muss ich dir doch nicht ernsthaft sagen, dass keine Flut bis in solche Höhen steigen kann.«

»Aber.«

Er nickte bedächtig. »Aber was ist, wenn es da doch etwas gibt und wir beide die Ersten vor Ort sein könnten? Feyiz mag uns. Besonders dich. Er könnte uns die nötige Ausrüstung besorgen und das Team führen, das wir für diese Sache brauchen.«

»Ich habe ihn schon gefragt. Er kümmert sich bereits um alles.«

Adam grinste jetzt genauso breit wie Meryam. »Das ist doch eine Schnapsidee. Du hast selbst gesagt, dass die Türken keinen rauflassen. Es kann zwar sein, dass sie die kurdischen Führer die Lage checken lassen, aber wir sind Ausländer. Sogar unter normalen Umständen müssten wir erst alle Lizenzen einholen, bevor wir losklettern.«

Meryam zog ihn so dicht zu sich heran, dass sich ihre Nasen berührten. »Lass uns auf jeden Fall hinfliegen. Feyiz weiß schon, wen er schmieren muss. Und sobald sie das Verbot aufheben, will ich, dass wir als Erste auf dem Berg sind.«

»Und die Nachbeben …«

»O bitte, Mr Holzer. Ich habe dich schon die dümmsten und gefährlichsten Dinge tun sehen – von denen dich einige hätten umbringen können. Willst du mir wirklich erzählen, dass du dich vor Nachbeben fürchtest? Das ist genau das, wofür wir beide leben. Und vergiss nicht, wie sehr du dir diese Fernsehshow wünschst, von der du immer sprichst. Ich will sehen, was in dieser Höhle ist, und ich will zuerst da sein. Wenn du allen Ernstes behauptest, dass du das nicht auch willst, bist du ein schamloser Lügner.«

Adam lachte und schüttelte den Kopf. Das alles war einfach nur verrückt.

Dann nahm er sie bei der Hand. Während sie eilig den Gehweg entlangliefen, tanzte der rote Schirm unkontrolliert über ihren Köpfen hin und her. Aber Adam war der Regen inzwischen egal. Sie würden am ersten Dezember in der Türkei eintreffen, und ein kühler Nieselregen war nichts im Vergleich zu dem, was sie zu dieser Jahreszeit auf dem Berg Ararat erwartete.

Drei

Im Sommer könnte sogar ein neugeborenes Äffchen auf den Berg Ararat klettern. Zumindest waren das Meryams Worte gewesen, als sie und Adam drei Jahre zuvor die erste Tour geplant hatten. Bei warmen Temperaturen war der Aufstieg bis auf viertausendachthundert Meter, wo der Gletscher begann, nur eine lange und mühsame Wanderung. Und selbst ab da benötigte jemand, der einigermaßen fit war, lediglich Steigeisen an den Stiefeln und vielleicht noch einen Eispickel – je nachdem, welche Route man wählte.

Im Winter war die Besteigung dagegen schwierig. Wenn Schnee und Wind über die Berghänge peitschten, fraß sich die Kälte selbst durch die dickste Kleidung und bis in die Knochen. Wenn es dunkel wurde oder ein Sturm tobte, konnte die Temperatur bis auf dreißig Grad unter dem Gefrierpunkt fallen. Trotzdem hatte es sie nicht gereizt, den Ararat im Sommer in Angriff zu nehmen. Schließlich hatten sie mit dieser Klettertour Stoff für ein paar aufregende Kapitel in ihrem zweiten Buch Adam und Eve ganz oben sammeln wollen. In ihrer Buchreihe beschrieben sie die aufregenden Abenteuer, die sie gemeinsam als Paar erlebten und auf die sich die meisten Menschen nicht mal allein einlassen würden, geschweige denn, zusammen mit ihren Lebenspartnern. Eine Besteigung im Sommer hätten ihre Leser daher sterbenslangweilig gefunden.

Aber da sie keine Idioten waren, brachen sie im Oktober auf und nicht im Februar. Denn während der Wintermonate gingen auf dem Ararat häufig Lawinen ab, und letztlich musste ihre Kletterei auch nicht sehr viel strapaziöser wirken als bei dem Äffchen.

Natürlich hatten sie sich den Berg vor allem wegen der Arche ausgesucht.

Nicht, dass Meryam an die Arche glaubte. Adam dagegen wahrscheinlich schon, auch wenn er es ihr gegenüber nicht zugab. Die Sintflut kam in den historischen Aufzeichnungen zu vieler Kulturen vor, um pure Erfindung zu sein, aber die Bibelgeschichte konnte auf keinen Fall wahr sein. Allein die Idee, die Menschheit und sämtliche Tierarten auf dem Planeten könnten mit den wenigen Exemplaren wiederbelebt werden, die an Bord eines einzelnen Schiffes passten … Wenn sie darüber nachdachte, dass es wirklich Leute gab, die an so etwas glaubten, hätte sie am liebsten laut aufgeschrien.

Nein, Meryam glaubte nicht, dass es die Arche gegeben hatte.

Aber vielleicht ja irgendeine Arche … Womöglich hatte einst ein Mann gelebt, der Noah oder so ähnlich hieß und der ein großes primitives Boot gebaut und es mit seiner Familie und allen Tieren beladen hatte, die er besaß. Esel, Schafe und so weiter. Auf die Vorstellung konnte sie sich einlassen.

Sie hatte sich mit genügend Volkssagen und geschichtlichen oder theologischen Texten auseinandergesetzt, um zu wissen, dass die meisten altertümlichen Erzählungen entstanden waren, weil sie entweder eine Lehre enthielten oder aber einen wahren Kern, der die Menschen zu Tode ängstigte. Die Lehre aus der biblischen Arche-Noah-Geschichte war ganz einfach und die gleiche, die überall im Alten Testament auftauchte: Benehmt euch, sonst wird Gott euch übel mitspielen.

Sie musste doch bloß Adam anschauen, dem ins Gesicht geschrieben stand, dass er tief in seinem Herzen immer noch an die Geschichten glaubte, die ihm in seiner Kindheit und Jugend eingetrichtert worden waren. All die Dinge, die er vor seiner Bar-Mizwa auswendig lernen musste.

Als seine Mutter starb, war er noch sehr jung gewesen, und da sein Vater immer sehr viel arbeitete, war er bei seiner Großmutter Evie aufgewachsen, deren düsterer Mystizismus tiefe Narben auf Adams Seele hinterlassen hatte. Die alte Frau hatte sich nicht ausreden lassen, dass ihrVater gegen Ende seines Lebens von einem Dibbuk besessen gewesen sei. Adam behauptete zwar, er hätte es ihr nicht abgekauft, aber Meryam erinnerte sich noch gut an das erste Mal, als er ihr diese Geschichte erzählt hatte, und den Schatten, der ihm dabei übers Gesicht gehuscht war. Adam wollte vielleicht nicht daran glauben, aber sie wusste, dass er es dennoch tat.

Meryam selbst glaubte nicht an Dibbuks, Geistererscheinungen oder Engel. Im Grunde genommen glaubte sie an kaum etwas. Sie war muslimisch erzogen worden und schon vor langer Zeit zu dem Schluss gelangt, dass der einzige nennenswerte Unterschied zwischen ihren Religionen der jeweilige Name des Gottes war, dessen Strafe sie alle fürchten mussten, wenn sie die Regeln brachen, die ihr Glaube ihnen vorschrieb. Zwar hielt sich Meryam nach wie vor an ein paar grundlegende Gebote – aus reiner Gewohnheit und auch aus Vorsicht. Allerdings war es nicht die Strafe Gottes, die sie fürchtete. Schließlich würde Allah sie nicht auf der Straße anspucken, ins Gefängnis werfen, sie gemeinsam mit anderen vergewaltigen oder umbringen.

So etwas würden nur Männer tun.

Männer wie Hakan Ceven.

»Wie lange wird es dauern, bis uns die Regierung grünes Licht gibt?«, fragte sie ihn.

Hakan saß ihr gegenüber am Tisch, kerzengerade aufgerichtet auf seinem Holzstuhl. Er wandte sich jedoch nach links und richtete seine Antwort an Adam. »Es könnte nur ein paar Stunden dauern, aber vielleicht auch mehrere Wochen.« Seine Stimme klang, als würden Steine aneinanderreiben. Er sprach zwar mit dem starken Akzent dieser Gegend, aber sein Englisch war viel besser, als sie erwartet hatte.

Meryam warf einen kurzen Blick zu Feyiz, der vierten Person an ihrem Tisch. Genau wie sein Onkel, der zum Oberhaupt der Familie aufgestiegen war, nachdem die Lawine ein paar Mitglieder des Clans getötet hatte, sah auch er ihr nicht in die Augen. Aber Meryam wusste, dass Feyiz ihrem Bick aus Scham auswich und nicht, weil er sie geringschätzte. Gewöhnlich verhielten sich Kurden Frauen gegenüber nicht so ablehnend wie andere Anhänger des Islams im Mittleren Osten, aber so, wie Hakan sich benahm, war er wohl die unrühmliche Ausnahme.

»Können wir irgendwas tun, um das Ganze zu beschleunigen?«, fragte sie.

Hakan versteifte sich noch mehr und reckte das Kinn vor. Sein dichter, grau melierter Bart konnte den zornigen Zug um seine Lippen nicht verbergen. Er hielt den Blick weiterhin fest auf Adam gerichtet und hoffte wohl, dass sie die Botschaft bald verstünde. »Mein Cousin spricht gerade mit einem Freund im Büro des Ministers. Wenn Schmiergelder helfen, dann bezahlen wir sie und setzen den Beitrag auf Ihre Rechnung. Bis dahin …«

»Hakan«, fiel Adam ihm ins Wort und gab sich keine Mühe, seine Gereiztheit zu verbergen.

Feyiz schüttelte rasch den Kopf.

»… können wir nur wie die anderen abwarten«, beendete Hakan seinen Satz.

Meryam biss die Zähne zusammen und sah sich in dem großen rustikalen Speisesaal um. Drei Kletterteams hatten sich hier bereits versammelt, und es wurde noch mit weiteren gerechnet. Feyiz hatte mit ihren Bergführern gesprochen und erfahren, dass die anderen Gruppen größer waren und zwei von ihnen sogar noch Verstärkung erwarteten. Alle drei wurden von Arche-Forschern gesponsert oder sogar geleitet – also von Leuten, die die Bibelgeschichte für bare Münze nahmen und ihr Leben der Suche nach der Arche Noah gewidmet hatten. Zwei der Gruppen hatten kleine Kamerateams dabei, während die Dokumentarfilmer der dritten noch hierher unterwegs waren. Meryam hatte ihren Verlobten.

»Es tut mir leid.« Adam senkte die Stimme, um sicherzugehen, dass nur die drei anderen aus ihrem kleinen Kreis des Misstrauens ihn hören konnten. »Aber das hier wird nichts werden, wenn Sie weiterhin darauf bestehen …«

Meryam klopfte leicht mit den Fingern auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der drei Männer auf sich zu lenken. Feyiz war sein Unbehagen deutlich anzusehen, Adam presste frustriert die Lippen zusammen, und Hakan hielt hartnäckig den Blick abgewandt.

»Zuerst einmal«, sagte sie leise, »möchte ich bitte nicht, dass du für mich sprichst, Adam. Du musst nicht den Ritter spielen, der seine Liebste mit Schwert und Schild verteidigt. Wir beide sind nicht so ein Paar, und das weißt du.«

Später würde er vielleicht dagegenhalten, er wäre unter diesen Umständen gezwungen gewesen einzuschreiten, aber erst, wenn sie miteinander allein waren. Vor den anderen würde er das nicht mit ihr ausdiskutieren wollen.

»Zweitens möchte ich Ihnen sagen, Hakan, dass Sie gern weiter so tun können, als wäre ich unsichtbar, als gehörte die Stimme, die Sie hören, dem Juden, den ich heiraten werde. Und den Sie wahrscheinlich nur ein kleines bisschen lieber mögen als mich. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Ehe eine ganz grässliche Vorstellung für jemanden sein muss, der so borniert und hasserfüllt ist wie Sie …«

Hakan fuhr herum und starrte sie böse an. Seine Oberlippe zuckte, und sie konnte sehen, wie wütend er war, weil sie es wagte, so mit ihm zu reden. Er tat ein paar tiefe, zittrige Atemzüge. Dann wandte er sich wieder ab und starrte erneut Adam an. Seine Lippen verzogen sich zu einem rasiermesserscharfen Lächeln.

Meryam beugte sich über den Tisch. »Ich weiß, die Versuchung muss riesig sein. Aber wenn Sie mir eine langen, geben Sie zu, dass ich existiere und hier die Befehle erteile.«

»Und wenn ich einfach kündige?«, erwiderte Hakan, wie schon die ganze Zeit an Adam gewandt. »Ich könnte statt Ihnen beiden auch eine dieser Arche-Forscher-Gruppen hier übernehmen. Und meiner Familie und den anderen Bergführern untersagen, Ihnen zu helfen.«

Mit Einbruch der Nacht war ein kalter Wind aufgekommen, der mittlerweile wie eine ansteigende Flut über den Fußboden strich. Gelächter drang von einem der Ecktische, an dem ein deutsches Kletterteam saß und gerade ein paar neue Flaschen Wein entkorkte. In der kalten, trockenen Luft blieb den Besuchern die Spucke weg, aber es gab mehr als genug Wein, um ihre Kehlen wieder zu befeuchten. An ihm herrschte ebenso wenig Mangel wie an den Geschichten über den Ararat, dunkeläugigen Bergführern mit wettergegerbten Gesichtern und Gebeten zu einem Gott, der hier im Schatten des Berges viel näher zu sein schien und diese Gebete offenbar herzlos ignorierte.

»Das könnten Sie alles tun«, stimmte Meryam ihm zu. Müde rieb sie sich über die Augen und dehnte den Hals, bis die Wirbel knackten. Sie hatten sich sehr beeilt hierherzukommen, ihre Vorräte zusammenzusuchen und sich in diesem Hotel einzumieten, dessen Zimmer in eine Felswand geschlagene luxuriöse Höhlen waren. Laut der Schweizer Kette, die das Hotel betrieb, bezeichnete man diese Bauweise als Feenkamin. Und wenn man nach Sonnenuntergang sah, wie goldenes Lampenlicht die höhlenartigen Räume in der Felswand erleuchtete, schien diesem Gebäude tatsächlich ein gewisser Zauber anzuhaften.

Hakan schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Meryam hatte seine Argumente unkommentiert in der Luft hängen lassen, wo sie sich zu einer missmutigen Wolke zusammenzuballen schienen, die von Sekunde zu Sekunde dichter und drückender wurde. Und nun wollte er sich aus dem Staub machen. Die Leitung über seinen Familienbetrieb war dem vierzigjährigen Bergführer völlig unerwartet zugefallen. Hakan hatte diese Position sicher weder angestrebt noch war er dazu in der Lage, die Art von Kompromissen zu schließen, die diese Funktion ihm abverlangte.

»Sie machen einen Fehler«, sagte Adam.

»Wenn das stimmt, ist es nicht der erste Fehler an diesem Abend«, entgegnete Hakan.

»Sie wollen doch etwas bewirken«, sagte Adam. »Bei allem nötigen Respekt, Sie sind ein Bergführer, Hakan, und Ihre Familie lebt – trotz ihrer ehrwürdigen Traditionen – beinahe wie Nomaden.«

Hakan ballte die Fäuste. »So ist es schon immer gewesen.«

»Sie sind auf diese Traditionen stolz«, sagte Adam. »Und das sollten Sie auch. Aber das heißt doch nicht, dass Sie das bis zu Ihrem Tod so weitermachen wollen. Und danach Ihre Söhne. Und Sie wollen doch auch nicht, dass Ihre Töchter Männer heiraten, die bereits in der nächsten Lawine ums Leben kommen könnten. Sie – oder Ihre Cousins – bieten schon Pferde an, warum sollten Ihnen dann nicht auch die Hotels gehören? Und die Geschäfte?«

»Das hier ist doch nicht das Leben, das du willst, Onkel«, sagte Feyiz.

Hakan antwortete ihm mit einem einzigen Wort auf Kurmandschi. Meryam wusste, was es bedeutete: Still.

»Wir zahlen Ihnen viel Geld«, fuhr Adam in geschäftsmäßigem Ton fort. Er blieb viel vernünftiger, als sie es gekonnt hätte. »Und Sie wissen ganz genau, dass wir als Erste auf diesem Berg sein werden, wenn das Verbot erst mal aufgehoben ist. Weil wir nur zu zweit sind. Ich habe meine Kamera dabei, und wir müssen auf niemanden mehr warten. Der Produzent, mit dem ich zusammenarbeite, ist bereits mit den hiesigen Offiziellen im Gespräch. Sie haben unsere Referenzen überprüft und zugesagt, dass die Ausgrabung uns gehört, wenn wir als Erste kommen und es dort etwas zu finden gibt – solange wir uns an die in diesem Land gültigen Vorschriften für Grabungsstätten halten.«

Hakan verdrehte die Augen. »Ohne Aufpasser von der Regierung? Nie und nimmer.«

»Wenn wir etwas finden, werden Sie jemanden schicken.«

Der Bergführer strich sich über den dichten Bart. Seine Lippen waren immer noch angewidert verzogen. »Ohne einen Führer? Viel Glück.«

Bei diesen Worten sah er Meryam an. Anscheinend war er endlich dazu bereit, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Aber nur, weil er gerade den letzten Nagel in den Sarg schlug, in dem sie ihre Pläne begraben konnten.

»Sie haben einen Führer«, schaltete sich Feyiz ein.

Hakan warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Das würdest du nicht wagen.«

Feyiz sah ihn nicht an.

Adam schob Hakans Stuhl noch ein wenig weiter zurück und deutete damit an, dass Hakan sich doch wieder hinsetzen solle.

»Wir werden aufsteigen«, sagte Adam. »Wenn es dort oben nichts gibt, haben wir eine Menge Zeit und Geld verschwendet. Wenn aber doch etwas da ist, wird es unsere Ausgrabung sein und unser Dokumentarfilm. Wir brauchen einen Vorarbeiter, der den Berg wie seine Westentasche kennt und dem es nichts ausmacht, wenn er hin und wieder in dem Film auftaucht. Wenn wir die Arche finden, werden wir so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass das Geld nur noch so vom Himmel regnet.«

Hakan ließ die Hände auf der Stuhllehne ruhen. Die Anspannung wich aus seinen Schultern, aber er setzte sich nicht hin. Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Das sind eine ganze Menge Wenns«, sagte er schließlich.

Meryam stieß den Atem aus. »Sie müssen mich nicht ansehen, während ich mit Ihnen rede. Wenn Ihr Glaube Sie dazu zwingt, mich und meine Beziehung mit Adam zu verurteilen, dann ist das eine Angelegenheit zwischen Ihnen und Ihrem Gott. Aber wir werden das hier durchziehen, und es wird nicht nur für uns viel einfacher, sondern auch für sie äußerst lukrativ sein, wenn die Familie Ceven uns dabei unterstützt.«

Hakan sah sie an und hielt gute drei Sekunden lang ihrem Blick stand, ehe er sich wieder auf den Stuhl sinken ließ. Dann wandte er sich an seinen Neffen und redete leise in ihrer gemeinsamen Muttersprache. »Glaubst du an die Arche?«, fragte er.

Adam wirkte verunsichert, weil er die Worte nicht verstand, aber Meryam schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass er nichts dazu sagen sollte.

»Wenn sie da ist, werde ich an sie glauben«, erwiderte Feyiz.

»Die Höhle scheint zu klein für sie zu sein«, gab Hakan zu bedenken.

Feyiz zuckte mit den Schultern, aber Meryam beugte sich zu ihm und sprach mit dem jüngeren Mann, als ob sein Onkel nicht danebensäße. Wenn es ihnen nützte, konnte sie dieses Spiel genauso gut spielen wie Hakan.

»Die anderen hier«, sagte sie auf Türkisch und nickte knapp zu den Arche-Forschern am Nachbartisch hinüber, »suchen nach einer Legende. Alle Maße in den Schriften sind symbolisch zu verstehen. Falls die Arche tatsächlich existiert hat, weiß niemand, wie groß sie wirklich gewesen ist. Wenn sie da oben am Berg liegt, können wir sie selbst vermessen. Wir werden die Legende neu schreiben.«

Feyiz lächelte. Er war von Anfang an auf ihrer Seite gewesen. Er hatte sich deswegen sogar seinem Onkel widersetzt und war dazu bereit, den Ärger seiner Familie zu riskieren. In der Lawine waren drei seiner Verwandten umgekommen, aber seine Kinder lebten alle noch. Feyiz wollte, dass es auch so blieb, und er wusste, dass der Fund der Arche ihr Leben verändern könnte.

»Sind wir im Geschäft oder nicht?«, fragte Adam.

»Onkel?«, fragte Feyiz.

Hakan zögerte, und Meryam war sicher, dass er nicht einwilligen würde. Sie würden den Aufstieg ohne ihn bewältigen müssen, wodurch es deutlich schwieriger werden würde, an Pferde zu kommen und ihre Vorräte aufzustocken. Und sie würden auch nicht so leicht Helfer auf den Berg schaffen können, sollten sie auf etwas stoßen, das man archäologisch ausgraben musste.

Die deutschen Arche-Forscher brachen erneut in Gelächter aus. Einer von ihnen kippte so weit auf seinem Stuhl nach hinten, dass er fast umfiel. Es gelang ihm zwar, sich wieder aufzurichten, aber dabei ließ er sein Glas zu Boden fallen. Es zersplitterte, und der tiefrote Wein ergoss sich über den Boden.

Hakan schaute finster zu ihnen hinüber. Im nächsten Moment sah Meryam, wie sich seine Brauen zusammenzogen und er die Augen zu Schlitzen verengte. Sie drehte sich um und bemerkte einen Jungen, der sich durch den Speisesaal schlängelte.

»Zeki«, flüsterte Feyiz.

Meryam nahm Adams Hand und fühlte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Sie erkannte den schlanken Jungen; er war Feyiz’ ältester Sohn und noch keine zwölf Jahre alt, sah aber schon jetzt so gut aus, dass er später sicher mal viele Frauenherzen brechen würde. So schnell und verstohlen, wie er sich nun ihrem Tisch näherte, begann sie zu ahnen, dass eine ganz andere Zukunft auf ihn wartete als das Leben seiner Vorfahren.

Zeki stellte sich zu seinem Vater, aber als er ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche zog, bedeutete Feyiz dem Jungen, es nicht ihm, sondern Hakan zu geben.

Zeki gehorchte. Hakan ließ den Blick durch den Raum schweifen. Meryam war klar, dass einige der Anwesenden sie beobachteten und sich fragten, was das Erscheinen des Jungen wohl zu bedeuten hatte. Aber dagegen konnten sie im Augenblick nichts unternehmen.

»Und?«, drängte Adam.

Hakan faltete die Notiz auseinander, überflog sie rasch und stieß ein Knurren aus. Dann blickte er auf und sah Meryam an. »Los geht’s.«

»Jetzt?«, fragte Feyiz. »Es ist doch schon seit einer Stunde dunkel.«

Meryam grinste. »Und damit haben wir die ganze Nacht, um Camp Eins zu erreichen … Das verschafft uns einen ordentlichen Vorsprung.«

Als sie vom Tisch aufstanden, trank Meryam auf diesen Sieg noch rasch den letzten Schluck ihres köstlichen Rotweins. Adam und sie würden als Erste die Höhle erreichen.

Und die Ersten sein, die sahen, was immer sie dort erwartete.

Feyiz fuhr den Lieferwagen, auf dessen Ladefläche sich ihre Ausrüstung stapelte, und sie schlängelten sich durch die verschlafenen Straßen von Doğubeyazit. Den größten Teil der Fahrt grinste Adam so ausgelassen wie selten seit seiner Kindheit. Im Licht der Sterne fuhren sie über schlecht asphaltierte Straßen bis zu einem kleinen Dorf namens Eli, wo sie auf einem unbefestigten Fahrweg zu einem Parkplatz am Fuß des Berges gelangten.

Hier in der Türkei fühlte er sich einigermaßen sicher, aber nur wenige Kilometer weiter, wo die Grenze zum Iran verlief, wirkte sogar der Himmel bösartig. Einerseits fand er es zwar albern zu glauben, die gesamte iranische Nation hätte persönlich etwas gegen ihn, wie eine Wolke aus Hass, die nur darauf wartete, dass der Wind drehte, um ihn in einem Stück zu verschlingen. Andererseits würde er sofort festgenommen und eingesperrt werden, wenn er sich dabei erwischen ließe, wie er diese Grenze überquerte. Er wusste nicht, warum er überhaupt darüber nachgrübelte, schließlich hatte er gar nicht die Absicht, in den Iran einzureisen, aber solche Gedanken gingen ihm häufig durch den Kopf.

Bis Camp Eins würde der Aufstieg eher eine Wanderung als eine Kletterpartie sein. Sie sprangen aus dem Lieferwagen, überprüften ein letztes Mal ihre Ausrüstung und streiften sich dann die Rucksäcke über. Adam setzte eine Wollmütze auf, ließ die Ohrenklappen herunterhängen und zitterte, während sich sein Körper allmählich an die kalte Nachtluft anpasste. Das hier ist Irrsinn, dachte er, während er inmitten des peitschenden Windes zum Berg hinaufblickte. Dann drehte sich Meryam zu ihm um, und als er das begeisterte Funkeln in ihren Augen und ihr Grinsen sah, fiel ihm wieder ein, dass Irrsinn zu ihrem Geschäft gehörte. In all ihren Büchern und Online-Videos ging es ihnen vor allem darum, ganz normale Menschen zu mehr Risikobereitschaft zu ermuntern.

Er holte die Kamera aus dem Lieferwagen, richtete sie auf Meryam und begann mit der Aufnahme. »Also, wie wollen wir das hier nennen? Adam und Eve entdecken die Arche?«

»Lass uns die Arche doch erst mal finden, bevor wir es in die ganze Welt hinausposaunen«, sagte Meryam mit genau jenem Lächeln, das ihm jedes Mal fast das Herz brach. Er konnte ihm einfach nicht widerstehen, und er hätte sich für ihren Film keinen besseren Einstiegssatz wünschen können.

Sie stellte die Riemen ihres Rucksacks ein und hielt auf den Berg zu. Feyiz und Hakan waren bereits ein Stück auf dem Pfad vorausgegangen. Keiner der beiden hatte auf sie gewartet und ihnen Hilfe angeboten. Feyiz, weil er wusste, dass sie seine Hilfe nicht benötigten. Hakan, weil er gar nicht daran dachte, auf sie Rücksicht zu nehmen.

Sie marschierten ungefähr eine Meile, bevor Adam die Kamera wieder anschaltete. Das Sternenlicht verlieh dem Gelände einen gespenstischen Anstrich, und er hatte warten wollen, bis sie weit genug vom Parkplatz weg waren, damit weder die Lichter aus dem Dorf noch die Scheinwerfer der Autos auf der Straße die Atmosphäre, die er im Sinn hatte, stören würden. Normalerweise wären sie hier mit Pferden heraufgekommen, vielleicht auch mit ein oder zwei Maultieren, aber jetzt waren sie bloß zu viert unterwegs und wollten unbedingt als Erste bei der Höhle sein und ihren Anspruch geltend machen.

Und so konnten sie keinen von ihnen erübrigen, der mit den Tieren im Camp Zwei zurückblieb, während sich die anderen auf den Weg zu der Stelle machten, wo ein Teil der südöstlichen Flanke abgebrochen war. Es gab keine gefahrlose Passage zu der neu entstandenen Höhle, aber das Sicherste wäre bestimmt, wenn sie sich bis zu einer Stelle über der Öffnung in der Felswand vorarbeiteten und von dort abstiegen. Viel besser jedenfalls, als wenn sie versuchen würden, auf dem losen Geröll und Erdreich unterhalb der Höhle hinaufzuklettern. Ein weiterer Erdrutsch würde sie vielleicht alle töten. Adam und Meryam hatten es sich zwar zum Beruf gemacht, kalkulierte Risiken einzugehen, doch keiner der beiden wollte wegen einer vermeidbaren Dummheit sterben.

»Feyiz«, sagte er, während er mit laufender Kamera zu dem Bergführer aufschloss, »wir sind zwar schon einmal mit dir hier gewesen, aber könntest du den Zuschauern, die sich nicht auskennen, bitte erklären, was uns erwartet?«

Der junge Mann sah verstohlen zu seinem Onkel hinüber, der die Lippen zusammenpresste und sich bei Adams Worten merklich versteift hatte. Hakan schnaubte verächtlich und legte an Tempo zu, um sich ein Stück von ihnen abzusetzen. Ihm lag genauso viel daran, die Arche zu entdecken, wie den anderen, aber er hatte nicht das geringste Interesse, ihre Suche für die Nachwelt zu dokumentieren.

»Wir haben den Lieferwagen in Eli stehen lassen, einem Dorf, das auf ungefähr zweitausend Meter Höhe liegt«, erklärte Feyiz. »Die Route bis Camp Eins ist neun Kilometer lang und sollte uns nicht ganz vier Stunden kosten. Für körperlich fitte Bergsteiger stellt das Gelände keine große Herausforderung dar …«

Meryam marschierte in den Bildausschnitt und blickte, ohne stehen zu bleiben, in die Kamera zurück. »Im Moment wünscht sich Adam, er hätte nach dem Abendessen nicht auch noch eine so riesige Portion Künefe verdrückt.«

Er stöhnte. »Wohl wahr.«

Und so ging es die ganze Wanderung weiter: Adam bediente die Kamera und stellte die Fragen, Meryam fungierte – wenn sie im Bild war – als Moderatorin und auch als Sprecherin aus dem Off, während Feyiz Detailinformationen lieferte. Mit vorrückender Stunde ließ das Geplänkel vor der Linse etwas nach. Immer wenn Adam in diesen ruhigen Momenten zum Berg hinaufschaute, spürte er, wie ihm ein Anflug von Angst das Rückgrat hochkroch. Doch das Gefühl verging jedes Mal wieder, ehe es sein Gehirn erreichen konnte, wie Träume, die sich im Moment des Erwachens in Dunst auflösten.

Er rückte sich den Rucksack auf den Schultern zurecht und ging weiter, sorgsam darauf achtend, wo er hintrat. Als er erneut nach oben blickte, glaubte er, die Kerbe in der Bergflanke ausmachen zu können, wo die Gerölllawine abgegangen war. Eine frische Narbe im Antlitz des Ararat.

Plötzlich war Meryam neben ihm. Adam hatte gar nicht bemerkt, dass sie langsamer geworden war und auf ihn wartete.

»Geht es dir gut?«, fragte sie ihn leise, obwohl in der nächtlichen Stille des Berges jedes Flüstern zu verstehen war. Feyiz und Hakan gingen weiter und schenkten ihnen keine Beachtung.

Adam nickte. »Nur ein bisschen schläfrig.«

»In den nächsten Tagen werden wir nicht viel Schlaf bekommen.«

»Wenn wir Glück haben, auch nicht in den nächsten Monaten.«

Meryam sah ihn mit leuchtenden Augen an und lächelte. »Dein Wort in Gottes Ohr.«

»Gott?«, fragte Adam und hob eine Augenbraue.

»Wer auch immer zuhört«, verbesserte sie sich.

Adam streckte den Arm nach ihr aus. Mit der Kamera in der Rechten und ihrer Hand in der Linken fühlte er sich im Gleichgewicht. Mehr brauchte er nicht. Von diesem Gedanken beflügelt und deutlich wacher ließ er sie los und betätigte erneut den Aufnahmeknopf an der Kamera.

»Was macht dich so zuversichtlich?«, fragte er Meryam. Unter seinen Stiefeln knirschten Geröll und brüchiges Eis. »In Doğubeyazit sind mindestens zwei kompetente Arche-Forscher-Teams am Start. Die werden uns schon bald auf den Fersen sein.«

Meryam strich sich ein paar dichte Locken aus den Augen und sah ihn durch die Kameralinse stirnrunzelnd an. »Wir haben einen Vorsprung und marschieren mit leichtem Gepäck«, sagte sie eher an das Objektiv als an ihn gewandt. »Wenn dort oben Geheimnisse warten, werden wir diejenigen sein, die sie aufdecken.« Sie grinste.

Adam tippte an die Kamera, um die Aufnahme zu stoppen, und grinste zurück. Doch sein Lächeln fühlte sich maskenhaft an. Eine Unruhe hatte ihn gepackt, wie er sie noch nie empfunden hatte. Seine Haut kribbelte, und er dachte an Augen, die ihn aus dem Verborgenen beobachteten, als würden unsichtbare Feinde jeden seiner Schritte überwachen.

»Du musst wirklich schlafen«, sagte Meryam. Er konnte die Besorgnis in ihrem Gesicht erkennen.

»Aber nur ein paar Stunden, sobald wir Camp Eins erreicht haben«, erwiderte Adam. »Danach steigen wir weiter auf.«

Was auch immer ihm unter die Haut gekrochen war, würde mit dem Sonnenaufgang verschwinden.

Davon war er überzeugt.

Vier

Nach einer ganzen Reihe fürchterlicher Träume schreckte Adam aus dem Schlaf hoch. Er spürte den Griff von Fingern an der Schulter und umklammerte, noch ehe er die Augen öffnete, mit der rechten Hand den Hals eines Menschen. Verschlafen konzentrierte er sich auf das Gesicht über sich und entdeckte, dass es Feyiz war, den er da würgte.

»Scheiße«, zischte er und ließ den Bergführer los. »Entschuldige, Mann. Bitte entschuldige. Du hast mich mitten in einem Albtraum geweckt.«

Sie hatten Camp Eins zügig erreicht und waren sich einig gewesen, dass sie wenigstens für ein paar Stunden die Augen zumachen mussten, bevor sie den Aufstieg fortsetzten. Jetzt fühlte sich Adams Kopf ganz wattig an, und seine Augen schmerzten vor Müdigkeit. Manchmal war ein bisschen Schlaf schlimmer als gar keiner.

Feyiz keuchte und massierte sich die Kehle. »Verdammt, Adam …«

»Es tut mir wirklich leid. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, noch zu träumen.«

Einen Augenblick lang schien es, als wäre Feyiz richtig sauer und würde wegen Adams gewalttätigem Erwachen einen Aufstand machen, aber dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und ihm fiel wieder ein, weshalb er in Adams Zelt gekommen war. »Oliveris Team überholt uns«, sagte er und räusperte sich. »Meryam hat gemeint, ich soll dich wecken.«

Während er die letzten Schleier seines Albtraums abschüttelte, in dem lange gewundene Arme hinter dem Pendel einer alten Großvateruhr hervorgelangt hatten, schälte sich Adam aus dem Schlafsack und schlüpfte in seine Stiefel. Die kalte Bergluft fegte durch den Zelteingang, und er griff zitternd nach seiner Jacke. Er rieb sich über die Bartstoppeln und dachte an seinen ersten Trip nach Alaska. Auf dem Ararat war es zwar kalt, aber im Vergleich zu der Reise damals kamen ihm hier die Morgenstunden vor Sonnenaufgang beinahe tropisch vor.

»Schlecht geträumt«, sagte Adam und zuckte mit den Schultern.

Feyiz nickte. »Das passiert uns allen mal.«

Das stimmte zwar, aber die Unruhe, die dieser Albtraum in ihm ausgelöst hatte, wollte nicht verschwinden. Adam kroch aus dem Zelt. Auf die grasbedeckte Weide, aus der Camp Eins bestand, war ein Daumenbreit Schnee gefallen, und über seinem Kopf wirbelten auch jetzt noch ein paar vereinzelte Flocken. Die Felsformationen, die aus der Weide ragten und für einen natürlichen Windschutz sorgten, machten diese Stelle zum idealen Zeltplatz. Die meiste Zeit des Jahres war es hier oben vermutlich einigermaßen angenehm, aber jetzt stand der Winter vor der Tür, und mit ihm wurde das Wetter sogar an günstigen Tagen unberechenbar.

Meryam und Hakan standen ungefähr sieben Meter entfernt und tranken Kaffee aus Thermosflaschen. Sie hatten einen Campingkocher aufgebaut und Wasser aus dem kleinen Bach geholt, der an dem Lagerplatz vorüberfloss. Weiter oben würden sie Schnee schmelzen müssen, wenn sie Wasser haben wollten. Im Moment schien der Campingkocher ein Luxus zu sein, den sie sich nicht erlauben konnten, nicht wenn eine andere Klettergruppe direkt vor ihren Augen vorbeizog, ohne Rast zu machen.

Sie waren zu zwölft. Die Hälfte von ihnen ritt auf Pferden, während die Übrigen mit Ausrüstung bepackte Maultiere führten. Der dritte Reiter war ein stämmiger Mann mit vorzeitig ergrautem Bart und einer in die Stirn geschobenen Schutzbrille, deren Linsen, wie Adam wusste, die gleiche Sehstärke hatten wie die Gläser seiner normalen Brille. Armando Olivieri war ein Mann, der sich gewissenhaft vorbereitete, und diese Schutzbrille erinnerte Adam stets an die Entschlossenheit des Professors.

Oliveri sah ihn neben seinem Zelt stehen und winkte ihm zu, während seine Gruppe vorbeiparadierte. Besorgt ging Adam zu Meryam und Hakan hinüber. Die beiden hatten einander in der Nacht zuvor während des Aufstiegs zu Camp Eins nach Kräften ignoriert und wirkten auch jetzt noch nicht wie die besten Freunde, aber zumindest zogen sie im Augenblick eindeutig am selben Strang.

»Was zum Teufel hat denn Olivieri vor?«, fragte Adam.

Meryam bedachte ihn mit einem kurzen Seitenblick. »Vermutlich will er zum Camp Zwei.«

Adam lachte leise. Nach ihrem Marsch zu Camp Eins hätte das Team des Professors gut daran getan, anzuhalten und sich auszuruhen, aber er verstand, warum sie angesichts ihrer Konkurrenzsituation darauf verzichteten. Als Nächstes galt es, auf viertausend Meter oder weiter hinaufzusteigen – bis zur ungefähren Höhe von Camp Zwei –, und dann wieder ein Stück hinunter, um sich zu akklimatisieren und so der Höhenkrankheit vorzubeugen. Im Normalfall würde ein Bergsteiger dann noch eine Nacht schlafen, ehe er sich ganz früh am Morgen an den viel steileren Aufstieg zum Camp Zwei machte, wo er vor dem abschließenden Teil der Besteigung nochmals eine Nacht pausieren würde. Wenn sie auf den Gipfel hätten klettern wollen, hätten sie dann noch mal sechs Stunden auf- und anschließend rascher wieder absteigen müssen, aber natürlich war der Gipfel nicht ihr Ziel.

»Ihr glaubt wirklich, dass sie Camp Zwei direkt ansteuern und dort bleiben wollen?«, fragte Adam. »Ohne sich zu akklimatisieren?«

»Haben sie denn eine andere Wahl?«, brummte Hakan.

Meryam drehte sich zu ihnen um. »Wenn Oliveri sich die Höhle unter den Nagel reißen will, muss er es vor uns dorthin schaffen.«

»Scheiße«, krächzte Adam. Er wandte sich um und wollte gerade Feyiz rufen, sah dann aber, dass der bereits die Zelte leer geräumt hatte und anfing, sie abzubauen. Wenigstens er schien zu begreifen, wie eilig sie es hatten.

»Den überholen wir wieder«, sagte Meryam. »In fünfzehn Minuten brechen wir auf. Pack zusammen, geh pinkeln und mach deine Kamera bereit. Und dann auf ins nächste Abenteuer.«

»Tu doch nicht so, als hättest du damit gerechnet, dass sie uns so schnell einholen. Wir haben bloß vier Stunden geschlafen, und trotzdem haben sie uns schon erwischt …«

»Aber ohne Schlaf«, fügte Meryam hinzu. »Und ohne Feyiz und Hakan als Führer. Zwölf Leute, die zum größten Teil keine geübten Bergsteiger sind. Die Chancen stehen gut, dass sich ein paar von ihnen auf dem Weg nach oben die Höhenkrankheit holen. Wir beide haben damit noch nie zu kämpfen gehabt. Wenn wir auf die Akklimatisierung verzichten müssen, werden du und ich wahrscheinlich klarkommen, aber Olivieri hat zwei untrainierte Arche-Forscher und einen sechzigjährigen Rabbi dabei. Die werden auf jeden Fall eine Pause einlegen müssen. Todsicher.«

Adam nickte und fand, dass alles, was sie sagte, Sinn ergab, aber dennoch nagte ein Gedanke an ihm. »Wer sind ihre Führer? Woher zum Teufel haben sie die?«

Er wandte sich zu Hakan um, der einen großen Schluck von seinem dampfenden Kaffee trank, ehe er den Rest über das Feuer schüttete und mit dem Stiefel Erde und frisch gefallenen Schnee über die Glut schob.

Nun sah auch Meryam ein wenig verunsichert aus. Adam liebte ihre Zuversicht, aber sie dachte nicht immer gründlich nach. Er drehte sich zu Feyiz um, der gerade den Reißverschluss eines Rucksacks zuzog. »Ich dachte, eure Familie hätte hier oben so eine Art Monopol.«

Feyiz runzelte die Stirn und musterte seinen Onkel. »Onkel Hakan und sein Cousin Baris sind sich nicht einig, wer von ihnen das Sagen hat. Und auch in der Familie wird darüber diskutiert. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.«

Meryam fluchte und wirbelte zu Hakan herum. »Sie haben uns glauben lassen, dass die Arche-Forscher keine fähigen Bergführer finden würden. Weil Sie sie alle unter Kontrolle haben!«

Hakan ging zu Feyiz und schob ihn zur Seite. Dann kniete er sich hin, öffnete den Rucksack und packte ihn noch mal neu. Womit er wortlos zeigte, wer hier das Sagen hatte. Er stellte klar, dass er sich am besten auskannte. Feyiz mochte vielleicht ein passabler Bergführer sein, aber er hatte das Kommando.

»Er straft uns wieder mit Schweigen«, sagte Adam. »Na toll.« Der peitschende Wind ließ ihn erschaudern, und er steckte die Hände in die Manteltaschen. »Also hilft Baris Olivieri. Und wenn sie die Höhle zuerst erreichen …«

»Dann wird das nicht nur für Ihren Professorenfreund ein Triumph sein«, sagte Hakan. »Die Familie wird meinen Cousin für fähiger halten und zum obersten Bergführer erklären. Der Kompetentere gewinnt. Baris wird sich von der Höhenkrankheit nicht aufhalten lassen. Wenn ein paar von ihnen krank werden, wird er einem seiner Männer befehlen, sie runterzubringen.«

Meryam reichte Adam ihre Thermoskanne. »Das ist das Einzige, was warm ist. Wir haben auch noch Brot und Honig. Iss schnell etwas.«

Am liebsten hätte Adam das Essen ausgelassen, aber er wusste, dass er etwas im Bauch haben musste. Er drehte sich zu Feyiz um, der damit begonnen hatte, das zweite Zelt einzureißen.

»Warten Sie«, sagte Hakan und zog aus der Innentasche seiner Jacke ein Plastikfläschchen. Nachdem er den Deckel abgezogen hatte, schüttelte er ein paar Pillen auf seinen Handschuh. »Schlucken Sie zuerst die. Es sind zwei verschiedene. Nehmen Sie eine von jeder Sorte.«

Meryam nahm die Medikamente ohne zu zögern von Hakans Handfläche.

Adam untersuchte die Pillen mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Ich vermute eine davon ist Diamox. Aber was ist die andere?«

»Procardia«, erwiderte Hakan. »Für den Blutdruck. Es verhindert …« Er wandte sich zu Feyiz um und sagte etwas in ihrer gemeinsamen Sprache.

»Ödeme«, übersetzte Feyiz.

»Diese Medikamente sind keine Garantie«, fuhr Hakan fort, »aber wenn Sie sie nehmen und viel Wasser dazu trinken, müssen wir sie mit ein bisschen Glück nicht vom Berg runterschleppen.«

Adam nahm sich seine zwei und blickte Hakan forschend an. »Dieser Cousin, den sie uns verschwiegen haben … der hat seiner Gruppe wahrscheinlich die gleichen Pillen gegeben, oder?«

Hakan verschloss das Pillenfläschchen wieder, steckte es in seine Jacke zurück und trat die letzte Glut aus. Meryam kam zu Adam und legte ihm die Hand auf die stoppelige Wange. Als er sich zu ihr umdrehte, sah er, wie sie die Pillen trocken schluckte und grinste.

»Lass uns einen Zahn zulegen, Schatz«, sagte sie. »Wir haben es ein kleines bisschen eilig.«

»Olivieri hat Pferde und Maultiere«, erwiderte er leise und schloss die Hand um seine eigenen Pillen.

»Und du hast mich. Mach dich bereit, und dann fang an zu filmen.«

»Hast du einen Plan?«

Meryam lachte. »Den einzig möglichen Plan. Sie wollen ihre Tiere solange wie möglich einsetzen. Also werden sie bis Camp Zwei gehen und dann zur südöstlichen Bergflanke queren, bis sie über der Höhle ankommen. So wie wir es auch geplant haben.«

Adam dachte an die abgebrochenen Felsen und die Erde, die die Lawine auf dem Hang unter dem Höhleneingang verteilt haben musste. Und dann an die mindestens einen Zoll hohe Schneedecke, die sich darüber im Lauf der Nacht noch angehäuft hatte.

»Also halten wir uns knapp westlich von dem Felssturz. Wir klettern senkrecht hoch, aber nicht in der Lawinenzone.« Er sah Meryam an. »Das ist zwar nicht direkt selbstmörderisch, aber verdammt gefährlich.«

Im Osten stieg der gleißende Rand der Sonne über den Horizont und brachte ihre Augen zum Funkeln. »Aufregend, oder?«

Als Meryam Olivieri das nächste Mal sah, waren neun Stunden vergangen. Sie hatte ihren Eispickel in den überfrorenen Felsen vor ihr gehackt und tastete mit den Stiefeln gerade nach einem Halt für die Zacken ihrer Steigeisen. Ihr drehte sich der Magen um, und sie schmeckte Galle, aber sie zwang sich dazu, sich trotz der Schmerzen in ihrem Schädel nicht zu übergeben. Gegen die akute Höhenkrankheit ließ sich etwas unternehmen. Sie hatte noch weitere Pillen geschluckt und sowohl ihren eigenen Gott als auch alle möglichen anderen angerufen, abwechselnd zu ihnen gebetet und sie verflucht. Sie sagte sich, dass ihr schon nichts passieren würde, und vielleicht stimmte das sogar. Solange sich ihre Lunge nicht mit Flüssigkeit füllte und ihr Gehirn nicht anschwoll – was bei pulmonalen oder zerebralen Ödemen passierte –, würden die anderen Symptome mit der Zeit wieder abklingen.

Wenn sie jedoch Ödeme entwickelte und nicht sofort abstieg, würde die Sache ganz anders ausgehen. Dann müsste sie sterben.

Meryam atmete tief die dünne Luft ein, grub die Stiefelspitze ins Eis und stemmte sich hoch, während sie gleichzeitig den Pickel herauszog und ein Stück weiter oben wieder in den Berg schlug. Was für ein selten dämlicher Plan, sich nicht zu akklimatisieren. Und selbst in Begleitung von Führern, die die Geheimnisse des Berges besser kannten als die Körper ihrer Frauen, war es pure Idiotie gewesen, nur zu zweit aufzusteigen.

Auf der einen Seite verfärbte sich der Horizont tiefblau, während die Sonne auf der anderen mittlerweile wieder in der Versenkung verschwand. Eine Hand berührte sie am Rücken, und sie war überrascht, rechts von ihr Adam zu sehen. Der Wind fuhr ihm ins Gesicht und ließ ihn die Augen zusammenkneifen.

»Hast du nicht gehört, wie ich nach dir gerufen habe?«

»Der Wind«, sagte Meryam und lehnte sich an den Berg. »Gibt’s ein Problem?«

»Feyiz hat recht. Wir hätten an dem Felsvorsprung, an dem wir vor einer halben Stunde vorbeigekommen sind, eine Rast einlegen sollen. Ich finde, wir sollten dorthin zurückkehren.«

Sie umklammerte den Griff ihres Pickels noch ein wenig fester und starrte ihn an. Ihr war übel, und ihr Herz pochte so stark, dass sie seine Worte in Gedanken wiederholen musste, um sicherzugehen, dass sie ihn auch richtig verstanden hatte. »Hakan hat gesagt, wir können das schaffen! Er hat gesagt, dass wir schon fast da sind!«

Ein frustrierter Ausdruck legte sich auf Adams Gesicht. »Das war vor einer Stunde. Und wo sind wir jetzt? Kannst du die verdammte Höhle schon sehen? Und selbst wenn wir es bis dahin schaffen sollten, weißt du doch ganz genau, dass darin keine Arche ist. Wir können dort bestimmt ein paar tolle Aufnahmen machen, aber eine Flut hätte niemals so hoch hinauf …«