Das wahre Leben des Donald D. - Alfred Marquart - E-Book

Das wahre Leben des Donald D. E-Book

Alfred Marquart

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Beschreibung

»Der Onkel ist mir der nächste Verwandte«, erklärt Donald D., dessen geheime Tagebücher just gefunden wurden. Im opus magnum von Martin S. Gans werden diese nicht nur wortgetreu zitiert – »seufz, kicher, stöhn« –, sondern auch in aufsehenerregender Weise interpretiert. Und so erfährt der wißbegierige Donaldist wie auch der den Enten von Entenhausen geneigte Leser umwerfende Neuigkeiten, Entenhausens unglaubliche Geschichte betreffend. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Seitenzahl: 92

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Martin S. Gans

Das wahre Leben des Donald D.

Entenhausens unglaubliche Geschichte

Mit Illustrationen von Sepp Buchegger

FISCHER E-Books

Inhalt

Das Team:Der Rechercheur dankt Sepp [...]Gewidmet:Ein erlaubter Hinweis: [...]VorwortPrologEntenklemmer oder: Die Herkunft der Familie D.Die reichste Ente der WeltOnkel und Tante, ja das sind Verwandte …Daisy!Die goldene JugendDer ManagerGustavs Glück und Gustavs LeidGangster oder Rebellen? Die PanzerknackerFamilienbande oder: Oma und die übrigenCitizen D.Epilog
Das Team:

Am Steuer der Ente: Martin S. Gans; links neben ihm sein literarischer Berater Alfred Marquart; dahinter: Einaug' Sepp Buchegger; rechts hinten: Willy Kolkhorst

 

 

 

Der Rechercheur dankt Sepp Buchegger, Tübingen, für den unerschrocken übernommenen und ausgeführten visuellen Teil der Geschichte.

Gewidmet:

Ub Iwerks, dem „Erfinder“ des Donald Duck.

Dick Lundy und Fred Spencer, den Animateuren der Disney-Fabrik, die ihm filmisches Leben einhauchten.

Carl Barks, der den „Uncle Scrooge“ (Onkel Dagobert) im Jahre 1947 erfunden und die schönsten Duck-Geschichten gezeichnet hat.

Frau Dr. Erika Fuchs, die unser aller jugendliches Leben bereicherte, indem sie für die deutsche Übersetzung »Stöhn, grummel, keuch, kicher« usw. erfand – und unseren Sprachschatz auf ungeheuerliche Weise erweiterte.

 

 

 

Ein erlaubter Hinweis:

Die Handlung ist gut erfunden. Jede Ähnlichkeit mit noch lebenden oder bereits gebratenen Enten und Gänsen wäre mehr als zufällig, wenn auch nicht von der Hand zu weisen …

Vorwort

»–––.«

Gänslich Ihr Henri Daunen

Prolog

Der Rasthof Nierenstein ist auch bei Dunkelheit nicht zu verfehlen. Er liegt mitten in den Weinbergen, die Entenhausen umgeben, ein hell angestrahltes Beton-Viereck mit dem Charme einer öffentlichen Bedürfnisanstalt. Dennoch hielt ich an, als ich daran vorbeikam. Ich frage mich heute noch, was es war, das mich an diesem Morgen – müde, wie ich war – ohne Grund in das schmuddelige Restaurant wenige Kilometer vor Entenhausen führte. In ein paar Minuten wäre ich zu Hause gewesen. Aber irgendetwas in mir befahl: Steig da aus!

In den langen Jahren meiner journalistischen Tätigkeit habe ich gelernt, solchen Befehlen zu gehorchen. Ist es der berühmte sechste Sinn des gelernten Rechercheurs? Ich weiß es nicht. Aber in diesem speziellen Fall könnte es so gewesen sein.

Ich drängte mich durch die dichte Reihe der Fernfahrer an die unsaubere Theke und bestellte bei der schicken, etwas zu koketten Ente hinter dem Tresen eine Flasche „Nierensteiner Domtal“. Der Wein der Gegend ist ganz gut, wenn er auch nicht mit dem „Bischofsbrücker Gräsle“ oder dem „Hospitalhofer Leberschweller“ mithalten kann. Ich nahm die Flasche und das nur notdürftig gesäuberte Glas, warf der kessen Ente – bei näherer Betrachtung war sie gute zehn Jahre älter als sie sich kleidete – noch einen freundlichen Blick zu und verzog mich an einen der wenigen noch freien winzigen Tische. Ich schenkte mir ein Glas ein, trank es in einem Zug aus – nie und nimmer war es „Nierensteiner Domtal“! – und stierte vor mich hin, während ich nachgoß und an dem gepanschten süß-labbrigen Gesöff nippte. Nebelschwaden zogen über den Parkplatz – keine Ente mochte man bei solchem Wetter hinausjagen!

Das schien auch der Insasse des riesigen Nobelwagens zu denken, der langsam, fast lautlos – oder war es nur der Nebel, der die Geräusche schluckte? – auf einen freien Platz kurvte.

War es der Wein, war es eine Sinnestäuschung? Mir schien für einen Moment, als leuchte hinter einem der verdunkelten, wohl auch beschlagenen Fenster ein heller Backenbart, als stieße jemand mit einem dunklen Zylinder an den Himmel der Karosse – dann wurden Vorhänge vorgezogen. Aber meine professionelle Neugier war geweckt. Ich ließ den Wein Wein sein – mit einem Auge, denn als gewiefter Rechercheur kann ich mit mehreren Augen mehrere Dinge auf einmal wahrnehmen, sah ich noch, wie sich zwei Penner über die Flasche hermachten – und stürzte ins Freie. Doch auch der Chauffeur, der wohl etwas zu essen einkaufen sollte, bemerkte mich – er stieg hastig wieder ein und startete durch. Im Flutlicht der starken Lampen, die die Einfahrt in die Autobahn in taghelles Licht tauchten, sah ich das Nummernschild des Wagens: DU – CK1000.

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.

Ich rannte über den feuchten Parkplatz zu meinem Wagen, schwang meinen Bürzel auf die Lederpolster und startete. Der Motor der ‚Ente‘ heulte auf. In der Ferne sah ich die Lichter des Nobelwagens verschwinden. Bleiflosse! Ich holte das Äußerste aus meinem Wagen heraus. Der Abstand wurde wieder etwas geringer. Der Chauffeur vor mir schien zu bemerken, daß er verfolgt wurde. Jetzt zeigte sich, wie gut mein Entschluß gewesen war, den Wagen frisieren zu lassen. Ich blieb dran. Ich will Sie jetzt nicht mit der Geschichte meiner Verfolgungsjagd langweilen, das kennen Sie aus amerikanischen Filmen – nur eines: Genauso war es. Und die Jagd endete ganz plötzlich in einem Waldstück vor Entenhausen.

Im Powerslide schoß ich um eine Kurve, eine enge Straße entlang, mit schleuderndem Wagen und quietschenden Reifen, doch die Nobelkarosse vor mir war wie vom Erdboden verschluckt.

Ich hielt an und stieg aus. Es war eine Sackgasse, nur ein Ausweg – niemand hätte wenden oder zwischen den Bäumen verschwinden können, ohne daß ich es hätte bemerken müssen.

Reifenspuren, die im Nichts endeten, die Statue eines Hundes – da wußte ich alles!

Ich watschelte verlegen umher. Wo war der Wagen geblieben? Da fiel mein Blick auf die Rasenfläche – Reifenspuren, die ganz plötzlich im Nichts endeten. Eine kleine Säule mit der Statue eines Hundes. Da wußte ich alles.

Zu Hause angekommen, schlug ich im Entenhäuser Adreßbuch nach. Das Grundstück gehörte einem gewissen Dagobert D.

Ich legte das Adreßbuch beiseite. Ich konnte es nicht fassen. Ich war ihm tatsächlich auf die Spur gekommen! Jetzt, nach so langen Jahren! Triumphgefühl und wohlige, durch einen fünfzig Jahre alten Cognac hervorgerufene Wärme breiteten sich in meinem Inneren aus, ein jubilierendes Schnattern löste sich aus meiner Kehle.

Zugleich aber beschlich mich ein nicht näher zu definierendes Gefühl der – ja, Furcht wäre vielleicht ein passender Ausdruck. Niemand war je an Dagobert D. herangekommen; seit Jahren hatte er sich, nachdem er die Verwaltung seines ungeheuren Reichtums in andere Hände gelegt hatte, von der Welt zurückgezogen. Auch andere mußten seine Spuren gefunden haben – wo waren sie jetzt? Was war mit ihnen geschehen? Das waren die Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, als ich meinen im Backofen brutzelnden Braten übergoß. Ich wußte, es war gefährlich, die Wege Dagobert D.s zu kreuzen …

Das Klingeln des Telephons löste mich aus meinen Überlegungen. Als ich abhob, meldete sich jemand und sagte, ohne seinen Namen zu nennen, mit merkwürdig dumpfer, verstellt klingender Stimme:

»Martin S. Gans?«

»Am Apparat.«

»Ich habe etwas, was Sie interessieren könnte. Es hat mit den Reifenspuren zu tun, die im Nichts enden.«

Ich hielt den Atem an und fühlte, wie mein Bürzel eiskalt wurde.

»Seien Sie heute pünktlich um Mitternacht im „Ententanz“. Dort wird Ihnen etwas übergeben werden.«

Der Anrufer legte wortlos auf, ehe ich eine weitere Frage stellten konnte. Der „Ententanz“ ist Entenhausens berühmteste Disco, ein Schuppen, den ich normalerweise nie betrete, weil ich diese Sorte von Musik hasse. Aber selbstverständlich warf ich mich in meinen Mantel und raste los. Die Disco war knallend voll, man ließ mich zwar ein, aber unter mißtrauischen Blicken. Vermutlich war ich nicht schnieke genug für Entenhausens reifere Jugend. Ich nahm an einem der Tischchen Platz. Kaum saß ich da, hockte sich jemand neben mich – eine große, massige Gestalt im Parka, das Gesicht im Dunkeln, so daß ich es beim allgemeinen Zwielicht nicht erkennen konnte.

»Ich hab was für Sie, Chef!« sagte die Gestalt und schob ein in Packpapier eingewickeltes Päckchen über den schmuddeligen Tisch.

»Was ist das?«

»Machen Sie’s auf!« forderte mich mein Gegenüber auf. Mit zitternden Fingern riß ich das Packpapier ab. Vier schmale Hefte fielen mir in die Hand, billige Hefte, wie man sie in der Schule verwendet. In ausdrucksvoller Schrift stand auf ihnen zu lesen: „Tagebuch – 1934 bis 1984.“ Ich erbleichte und konnte nur stottern: »Was – was …«

Mein Gegenüber kicherte – das Kichern klang bösartig und etwas fauchend. »Har, har! Lesen Sie noch den Namen!«

Ich hielt die Hefte besser ins Licht und las: „Von Donald D.“ Verblüfft wollte ich wieder das Wort an den Überbringer der Hefte richten, aber der war verschwunden, als ich mich zu ihm umdrehte. Ich saß allein an dem kleinen schmuddeligen Tisch. Vor mir eine undefinierbare Flüssigkeit, die sich hier „Champagner“ nannte, und vier Schulhefte … Die Flüssigkeit ließ ich stehen, die Hefte packte ich ein und nahm sie mit nach Hause. In einem Zug las ich sie durch. Die Geschichte Entenhausens, die Geschichte der Familie D. …

Muß sie umgeschrieben werden? Der Leser soll das selber entscheiden. Hier jedenfalls ist, was ich in den Heften fand. Ich gebe in meinen Worten wieder, was wichtig ist – und zitiere so oft wie möglich. Daß es sich um eine journalistische Sensation handelt, erwähne ich nur hier und dann nie mehr. Es versteht sich von selbst.

… und schob ein in Packpapier eingewickeltes Päckchen über den schmuddeligen Tisch.

Entenklemmer oder: Die Herkunft der Familie D.

Ein Beispiel für viele: Eine der zahlreichen Publikationen, die sich mit den D.s befassen, im Jahre 1970 von einem gewissen Grobian Gans herausgebracht[1] (von dem man seither nie mehr etwas gehört hat – die Frage muß sich stellen: Wußte er zuviel? Wurde er zum Schweigen gebracht? Wenn ja, wie?), nennt als Stammvater der D.schen Sippe einen gewissen „Sir Daunenstert“, 1174 in Schottland geboren[2]. Eine auch von der D.schen Presse geförderte Version: Die D.s sind ein altes schottisches Geschlecht, ehemals McD., das im Lauf der Zeit nach Entenhausen verschlagen wurde. Gewissen Andeutungen kann man entnehmen, daß das Geschlecht schon bei Shakespeare eine Rolle spielt – Macduff in seinem „Macbeth“[3] ist nichts anderes als eine verballhornte Form von McD.Die Ausrottung, jedenfalls die versuchte, dieser Familie durch den Tyrannen Macbeth hätte genügend Grund geboten, Schottland zu verlassen. Mißtrauen gegen die D.sche Presse ist angebracht. Schließlich haben Neureiche immer den Wunsch gehabt, mit dem Alter und dem hohen Stand ihrer Familie zu prahlen. Kaiser Napoleon I. von Frankreich hat deshalb sogar die Tochter seines größten Feindes geheiratet, um sich mit einem der angesehensten und ältesten Adelshäuser Europas zu verschwägern. Warum sollten die D.s anders handeln? Die Mythenbildung würde dadurch ja nur noch gefördert. Wir haben jetzt Klarheit, und an diesem Punkt müssen wir die Geschichte Entenhausens wirklich umschreiben. Aus dem Tagebuch des Donald D.:

 

Als ich volljährig wurde, rief Onkel Dagobert mich zu sich in seine Bibliothek. Ich war sehr aufgeregt, denn normalerweise war mir das Betreten seiner Bibliothek untersagt – dort befand sich auch einer der beiden Eingänge zu seinem riesigen Tresor, und den ließ er niemanden sehen. Er begrüßte mich förmlich und bat mich, Platz zu nehmen.