Das Zeitalter der Einsamkeit - Matthew Fforde - E-Book

Das Zeitalter der Einsamkeit E-Book

Matthew Fforde

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Beschreibung

In unserer postmodernen Gesellschaft werden dauerhafte Bindungen immer seltener, gehen spirituelle Werte mehr und mehr verloren. Matthew Fforde analysiert anhand der Gesellschaft in Großbritannien, wie die Entchristlichung zur Vereinsamung des Individuums führt, und zeigt Christen wie auch christlichen Gemeinschaften Wege auf, wie sie den negativen gesellschaftlichen Entwicklungen etwas entgegensetzen können.

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Für alle Italiener, die mir geholfen haben

Titel der Originalausgabe:

Desocialisation: The Crisis of Post-Modernity

© Matthew Fforde

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Die Bibeltexte sind entnommen aus: Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Gesamtausgabe © Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart 1999

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: ooyoo/iStock

E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern

Inhalt
Geleitwort
Vorwort
Glossar
Einleitung: Unsere postsoziale Zukunft?
1. Unsere kulturelle Krise
2. Spiritualität und Gemeinschaft
3. Die falschen Anthropologien der Postmoderne
4. Ihre fatalen Auswirkungen
5. Der Relativismus: eine Philosophie der Leere
6. Entchristlichung
7. »Punkte« in einer Massengesellschaft
8. Eine finstere Symbiose
9. Ein sich selbst reproduzierendes System
10. Eine vorhergesehene Krise: Alles verdampft
Schluss: Eine Rückkehr zur Seele?
Ausgewählte Bibliographie
Über den Autor

Geleitwort

Zur jährlichen Veröffentlichung der Kirchenaustrittszahlen in Deutschland erscheinen – wie bestellt – Kommentare, die sich in Tonfall und Inhalt seit 130 Jahren nicht wesentlich verändert haben. Die Interpretation der Moderne als Ergebnis eines unaufhaltsamen Säkularisierungsprozesses sieht sich bestätigt, die kirchenfeindliche Agitation triumphiert, die im Namen von Fortschritt und Wissenschaft die Massen zum Austritt aus der »vormodernen Institution« bewegen will. Diese unrühmliche Geschichte beginnt mit den sozialistischen und bürgerlichen Freidenkerbewegungen vor dem Ersten Weltkrieg, erreicht mit den deutsch-völkischen, nationalsozialistischen und kommunistischen Ideologien ihren geistig-moralischen Tiefstand und knüpft im aggressiven Neoatheismus um die Wende zum 21. Jahrhundert dort wieder an, wo er im Kulturkampf begonnen hatte. Auf kirchlicher Seite ist es für alle überzeugten Christen und jeden »Diener des Wortes« (Lk 1,2) von lebhaftem Interesse, die tieferen Ursachen der Entfremdung vom Glauben an Jesus Christus und Seine Kirche zu analysieren, die zu diesem dramatischen Bruch mit der eigenen, im Glauben und in der Taufe begründeten Identität im Bezug zu Gott geführt haben. Die öffentliche und beurkundete Distanzierung von der eigenen Herkunft und Heimat ist oft nur veranlasst von einem äußeren Umstand (»Verärgerung« und »Empörung« über etwas oder jemanden). Der Tropfen, der das Fass des Unmutes zum Überlaufen bringt, steht meist in keinem Verhältnis zu dem, was Kirchengliedschaft im Hinblick auf das ewige Heil bedeutet. Nach katholischer Überzeugung geht die Kirche hervor aus dem Willen Gottes, der sie in Christus zum Sakrament des Heils der Welt gemacht hat. Diese sichtbare Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ist Zeichen und Werkzeug der innigsten Vereinigung der Menschen mit Gott und für die Einheit der Menschheit (vgl. II. Vatikanum, Kirchenkonstitution Lumen gentium 1). Aber – wie so oft – gilt es auch hier, den Anlass von der Ursache zu unterscheiden. Dem tiefenwirksamen Prozess der Entwurzelung der westlichen Nationen aus einer 2000-jährigen Kultur des christlichen Menschen- und Weltbildes seit der Aufklärung, der Religionskritik bis zur systematisch betriebenen Repaganisierung kann die Kirche nicht begegnen mit ein paar äußerlichen Anpassungen hier und da, indem man einige positive Anliegen aufgreift und als Slogans repetiert (»mehr Frauen in Führungspositionen«, »Neubewertung der Sexualmoral«, »unsere Botschaft besser rüberbringen« u. Ä.).

Wenn wir die biblische Aufforderung annehmen, jedem Rede und Antwort zu stehen, der uns über den Sinn (den Logos) der Hoffnung fragt (1 Petr 3,15), die in uns ist auf Grund des Glaubens an Jesus Christus, den Sohn Gottes und universalen Heilsmittler, dann dürfen wir keine Mühe scheuen, diesem Phänomen der Entchristlichung in seinen Ursachen und Folgen nachzugehen. Denn der Rückzug in ein christliches Restmilieu widerspräche der Kirche in ihrem Wesen und ihrer Sendung. Sie ist »Salz der Erde« und »Licht der Welt«, um den Heilsplan Gottes zu erfüllen, »der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen« (1 Tim 2,4).

Dieser Herausforderung stellt sich mit der vorliegenden Studie Matthew Fforde, der in Oxford moderne und zeitgenössische Geschichte lehrte und gegenwärtig an der Università di Roma ­LUMSA tätig ist. Es handelt sich um die deutsche Ausgabe der schon in mehreren Sprachen erschienenen englischen Originalschrift: Desocialisation. The Crisis of Post-Modernity, Manchester 2009.

Das Buch ist das Ergebnis einer über 30-jährigen genauen Beobachtung und scharfen historischen Analyse der geistigen und kulturellen Entwicklung in Großbritannien. Die Resultate und Schlussfolgerungen gelten aber mutatis mutandis für alle westlichen Länder, die ihre kulturellen Wurzeln in der christlichen Tradition haben. England hat wegen der Ausbreitung seiner Kultur und Sprache historisch und aktuell eine Brückenfunktion zwischen der Globalisierung unter amerikanischer Führung und ihrer Auswirkung auf das kontinentale Europa wie auch der »Verwestlichung« der asiatischen und afrikanischen Gesellschaften.

Der Diskurs wird auf hohem Reflexionsniveau mit allen relevanten christlichen, liberalen und antichristlichen Kultur- und Gesellschaftskritikern der Gegenwart geführt (Marxismus-Leninismus, Alte und Neue Linke, die liberale Political Correctness als Religionsersatz und Ersatzreligion). Wenn auch die Argumentation nicht im fachlichen Sinn theologisch und philosophisch vorgeht (wie etwa Henri de Lubac, Die Tragödie des Humanismus ohne Gott), sondern sich der historischen und soziologischen Methoden bedient und damit mehr empirisch ausgerichtet ist, so stellt das Buch doch einen wesentlichen Beitrag zur Debatte dar, »wie das Christentum die Postmoderne verstehen und auf sie reagieren soll, und zwar im Rahmen der in der katholischen Kirche angestrebten Neuevangelisierung.« (S. 35, 525 ff.). Zum Gesamtverständnis der Studie von Matthew Fforde ist zu Beginn das Glossar mit der Definition seiner Leitbegriffe, die gelegentlich vom üblichen Sprachgebrauch abweichen, entscheidend.

Verkündigung und Pastoral gründen zweifellos in der Offenbarung, aber im Dialog mit den Menschen der Gegenwart bietet eine empirische Analyse des Selbstverständnisses und der Wirklichkeitssicht eine unentbehrliche Voraussetzung für das Hören des Wortes Gottes, seine Annahme im Glauben und seine Verwirklichung in der Nachfolge Christi.

Die zentrale Einsicht der gesamten Studie besteht in der Überzeugung, dass die 300-jährige Geschichte der Ent-Christlichung Europas nicht unumkehrbar sein muss. Zur Resignation oder zur apokalyptischen Panik besteht kein Grund. Denn die Wahrheit des Glaubens und seine Bedeutung für das ewige Heil und für ein Gelingen und Glücken des Lebens hängt nicht ab von der Zahl seiner Bekenner und der Stellung der Kirche im politisch-medialen Machtgefüge. Die Diaspora ist eher der Normalzustand. Die geschlossene Einheit von Gesellschaft und Christentum dagegen war geschichtlich eher die Ausnahme. Das Salz darf nur nicht seine Kraft verlieren. Wer am Verdursten ist, weiß, dass er nicht in der großen Wüste, sondern in der kleinen Oase die Quelle des Lebens findet.

Die Prozesse, die zu einer Säkularisierung des Bewusstseins und des gesellschaftlichen Lebens geführt haben, sind von Menschen gemacht und gesteuert gewesen. Und darum kann der Mensch sie auch auf die Wahrheit ihrer Prämissen hin und auf die Lebensförderlichkeit ihrer Konsequenzen überprüfen. Im Wesentlichen ist es das materialistische Universalparadigma, das die aggressive Strategie der Entkirchlichung Europas vorwärts treibt. Seine nicht bewiesenen, aber unerbittlich behaupteten und mit brachialen Mitteln angewandten Dogmen lauten: Es gibt keinen Gott, seine Nichtexistenz ist »wissenschaftlich« bewiesen, es gibt keine unsterbliche Seele und darum auch kein Eigenrecht des Individuums gegenüber dem Kosmos und der Gesellschaft; alles ist Materie, und die Vernunft kann wissenschaftlich alles Sein und Werden erklären, obwohl sie in den Individuen endlich und fehlbar ist. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen Gut und Böse, weil die Moral abhängig ist von den Interessen; die Moral wird von der Gesellschaft nach dem Mehrheitsprinzip festgelegt, der Mensch ist sich selbst Gott mit allen dem Absoluten zukommenden Eigenschaften. In 10 Kapiteln entwirft der Verfasser ein Bild der gegenwärtigen Gesellschaft in ihren Chancen, aber auch in ihren Abgründen bis hin zu ihrer inneren Selbstzerstörung. Wenn das Kriterium des monistischen Materialismus das Experiment und die Empirie sein soll, dann sind bisher alle Experimente des liberal-kapitalistischen und des autoritär-sozialistischen Menschen- und Weltbildes geschichtlich als gescheitert zu erklären. Der liberalen und sozialistischen Variante der Postmoderne liegt im Wesentlichen ein defizitäres Menschenbild zugrunde, das zur fatalen Konsequenz vor allem in einer geschichtlich beispiellosen Ent-Solidarisierung und Ent-Sozialisierung führt. Denn der Mensch ist unentrinnbar ein Wesen der Gemeinschaft, das sich in hingebender Liebe aufopfert und erfüllt. Wenn der Mensch auf ein Produkt der mit sich selbst spielenden Materie oder auf ein Konstrukt der Gesellschaft oder auf einen Teilnehmer an sozialen Informationsnetzwerken reduziert wird, dann ist er seines Subjektseins, seiner Personalität beraubt. Statt Herr seiner selbst zu sein in Geist und Freiheit, wird er verdinglicht und entwürdigt. Er bleibt zurück als Objekt der sexuellen Lust, der politischen Macht, der Forschung. Er ist wehrlos gegen jede ideologische Manipulation. Aus einer Gemeinschaft von Personen wird die Massengesellschaft, die von den Interessen totalitärer Politiker, Wissenschaftler, Kapitalisten und Informationsbesitzer gelenkt wird. Mit statistisch untermauerten Zahlen belegt der Autor, welches Ausmaß die Einsamkeit, die Isolation, das innere Leiden, die zunehmende Gewalt und Brutalität, der Egozentrismus, die Orientierung am Eigennutz und die egomanische Selbstverwirklichung, die verweigerte primäre Kommunikation in den Familien angenommen hat, so dass die Vision vom schönen, lustbestimmten Leben ohne sittlichen Anspruch und ohne die Aufrichtung am transzendenten und personalen Gott wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Der aufrechte Gang ist schließlich nur sinnvoll, wenn es einen höheren Sinn gibt. Ganze Heerscharen von Therapeuten kurieren herum an den Symptomen der Krankheiten, die von den Ideologen falscher Menschenbilder geschaffen wurden.

Alle Entwürfe, die definitiv das irreduzible Selbstsein des Menschen leugnen, nämlich die Substantialität und Unsterblichkeit der Seele als Form seiner geist-leiblichen Natur und seiner Entfaltung in Geschichte und Kultur, die ihn von seiner wesentlichen Relation zum transzendenten Gott abschneiden und ihn so der absoluten Herrschaft von Menschen über Menschen ausliefern, kommen – bei aller Widersprüchlichkeit untereinander – im Relativismus der Wahrheitsfrage und in der Negation des Sinnes von Sein, nämlich dem Nihilismus, überein, wie es der Verfasser im 5. Kapitel darstellt.

Die Leugnung der objektiven Wahrheit führt nicht zu Freiheit und Toleranz, denn das Gegenteil der Wahrheit ist die Lüge. Und die Lüge zerstört die Gemeinschaft und macht ein Leben nach dem Gewissen unmöglich. Der Relativismus begründet nicht die Toleranz und die Freiheit in einer pluralen Gesellschaft. Er verhindert die freie Beziehung des erkennenden Menschen auf die Wahrheit der Wirklichkeit und des Seins und führt so – wie Papst Benedikt XVI. zu recht formuliert hat – zum Totalitarismus des Denkens und Fühlens, zur »Diktatur des Relativismus«. Der Relativismus widerspricht sich selbst, indem er für sich apodiktisch absolute Geltung beansprucht und zugleich die Existenz und Erkennbarkeit von Wahrheit verneint. Der Relativismus ist nur die gesellschaftliche Umsetzung der Philosophie des Nichts. Relativismus und Nihilismus verhalten sich zueinander wie Dunkelheit und Finsternis. Der böse Wille wird geboren aus dem unerleuchteten Verstand. Die Wahrheit dagegen erhellt die Vernunft, und die Freiheit wird in der Liebe freundlich zu Gott und den Menschen.

Auf der Agenda des Relativismus steht das Nein zum Leben am Anfang (Abtreibung, PID, Designerbaby), in der Mitte (Vergleichgültigung der sexuellen Identität des Menschen als Mann oder Frau, die Reduktion der Eltern-Kind-Liebe auf die bloße Pflicht zur Versorgung, die Überlassung der Elternverantwortung für die Kinder an den Staat, die Auflösung von Familie, Verwandtschaft und Nachbarschaft) und am Ende (Euthanasie an körperlich und geistig Behinderten, an nicht mehr arbeitsfähigen Alten, assistierter Selbstmord als scheinbares Mitleid) – wenn auch unter dem Vorwand der Selbstbestimmung und der Leidvermeidung. Dazu gehören auch der Hass auf jeden, der sich nicht in dieses reduktionistische Weltbild einfügt, und die Tendenz zur Homogenisierung des Denkens, Handelns, Fühlens und Wertens (Privatisierung und Verächtlichmachung der Religion, Zwang, auch gegen das Gewissen unsittliche Handlungen vorzunehmen, z. B. dass ein Arzt Menschen vor ihrer Geburt töten muss unter Androhung von Berufsverbot) und somit die Untergrabung der Demokratie und des Rechtsstaates. Diese sind auf der unverfügbaren Menschenwürde und den Menschenrechten aufgebaut und dürfen nicht von staatlicher Zuschreibung und der Willkür wechselnder ideologischer Mehrheiten abhängig gemacht werden.

Dagegen stellt der Verfasser ein positives Menschenbild, das gewiss seine wesentlichen Elemente aus der jüdisch-christlichen Tradition bezieht, das aber auch in seiner positiven und konstruktiven Ausrichtung mit vielen Menschen guten Willens und anderen religiös-sittlichen Traditionen zu einer Aktionsgemeinschaft zusammenkommen kann. Rational können alle Ergebnisse der modernen Natur- und Geschichtswissenschaften mit den Erkenntnissen aus der Offenbarung in eine Synthese gebracht werden, ohne dass ein Christ und Zeitgenosse in zwei geistigen Welten leben müsste. Aber über die Einheit von Glaube und Vernunft hinaus ist die christliche Botschaft das Evangelium der Liebe. Die Liebe zur Wahrheit und die Liebe zum Guten – das ist es, was das christliche Verständnis von Mensch und Welt im Hinblick auf Gott den Schöpfer des Universums und den Erlöser aus Schuld, Einsamkeit und Tod ausmacht. Nicht Macht ohne Dienst, nicht Reichtum ohne Freigebigkeit, nicht sexuelle Lust ohne endgültige Hingabe können das Herz des Menschen erfüllen, sondern die Annahme seiner selbst, weil jeder von Gott schon bedingungslos angenommen und geliebt ist, jetzt und über das Ende des irdischen Wegs hinaus ohne Ende.

Der Leser des Buches von Matthew Fforde gewinnt einen Einblick in die verborgenen Mechanismen und Prozesse der postmodernen »westlichen« Kultur, welche die Ideen und das Alltagsleben von Millionen bestimmen, ohne dass ihnen die Herkunft und Tragweite ihres Welt- und Menschenbildes immer bewusst ist.

Aber es kann auch viele, die sich ehrlich mit den aufgezeigten Herausforderungen und Chancen auseinandersetzen, von Zweifeln und Resignation befreien und Mut machen, sich als Christen zu bekennen und ihrem Glauben und der Vernunft gemäß zu denken, zu fühlen, zu werten und zu handeln – privat und öffentlich. Das Christentum hat nicht nur eine Zukunft in der verwestlichten Welt des materialistischen Rasters, es ist auch die einzige Kraft, durch die die westliche Welt noch eine Zukunft hat.

Gerhard Kardinal Müller

Rom, im Januar 2016

Vorwort

Dieses Buch hat eine lange, ja eine sehr lange Entstehungsgeschichte. Sie begann vor etwa 30 Jahren, als ich mir in Großbritannien der Dynamiken bewusst wurde, die auf diesen Seiten beschrieben werden. Damals stießen die Ideen, die ich in diesem Buch darlege, sowie die Warnungen, die ich aussprach, in meinem beruflichen, sozialen und persönlichen Umfeld auf heftigen Widerstand, wenn nicht sogar auf offene Aggression. Ich befand mich in der durchaus nicht beneidenswerten Lage, einer – um einen Ausdruck von P. L. Berger zu gebrauchen – »kognitiven Minderheit«1 anzugehören; es war, als sähe ich Gespenster oder kämpfte gegen Windmühlen. Ich war auf meine eigene Art ein Kulturdissident und musste dementsprechend vieles aushalten, das äußerst, manchmal sogar unsagbar schwer zu ertragen war. Aber: ex malo bonum. Auf bestem Wege, zu einem Johann Georg Elser (1903–1945) der Kulturpolitik zu werden, beschloss ich, England zu verlassen und nach Rom, in das antike Zentrum des Christentums, zu ziehen, um aus der Distanz über die Entsozialisierung zu schreiben (obwohl Italien, ebenso wie andere Länder der westlichen Welt, ebenfalls diese finsteren Tendenzen erlebte, in denen das Vereinigte Königreich ein wahrer Pionier war). Mein Ziel war es zu zeigen, dass in Großbritannien heute Mechanismen am Werk sind, die wie eine Brechstange wirken und die Menschen voneinander trennen, und dass dies geschieht, weil die spirituellen Grundpfeiler der Gemeinschaft ernsthaft geschwächt oder zerschlagen wurden. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele der über zwei Millionen Briten, die in den letzten 15 Jahren ausgewandert sind, dies aus einer ähnlichen Ablehnung der kulturellen Lage in ihrem eigenen Land heraus getan haben. Sie wären ein weiterer Indikator für die Krankheit unserer Nation.

Seit ich nach Italien gezogen bin, wurde ich von vielen Italienern sehr freundlich aufgenommen und auf meinem Weg, den ich – oft mit sehr unsicherem Schritt – ging, unterstützt. So fühle ich mich in meinem Wesen hingezogen zu dem, was P. B. Shelley (1792–1822) empfand, der sagte, Italien sei das »Paradies der Exile«2, und der Leser wird unschwer verstehen, warum ich dieses Werk all jenen Italienern gewidmet habe. Es sind zu viele, um sie hier namentlich aufzuführen: »Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen« (vgl. Mt 25,35). Auch Menschen anderer Nationalitäten haben mir sehr geholfen und werden mir stets in Erinnerung bleiben. Besondere Erwähnung verdienen an dieser Stelle meine verstorbene Tante Patricia Cooper, die mich vor einem sehr unliebsamen Schicksal bewahrt hat, mein Cousin William McEnchroe, ein Geist, wie man ihn selten trifft, sowie Clarisse Faugeron, die mir zeigte, dass ich nicht das Unmögliche wollte. Und schließlich erleuchteten zwei Christen, die nicht mehr auf dieser Erde weilen, beständig meinen Weg durch das, was sie geschrieben und gesagt haben, und ich habe ihnen enorm viel zu verdanken: Johannes Paul II. (1920–2005) und Alexander Solschenizyn (1918–2008).

Seit meiner in jungen Jahren getroffenen Entscheidung, mein Land zu verlassen, ist in Großbritannien (und in der westlichen Welt) die Erkenntnis, dass die Postmoderne für den heutigen Menschen einen immer stärkeren Bindungsverlust bedeutet, zunehmend gewachsen. Am 2. September 2007 war zum Beispiel auf der Titelseite des Sunday Times Magazine zu lesen: »Bis 2021 wird ein Drittel von uns allein leben. Wie viele werden auch allein sterben?«3 Und im Januar 2008 veröffentliche der Independent on Sunday einen Artikel mit dem Titel »Gemeinschaft? Wir kennen unsere Nachbarn nicht«, der folgende erschütternde Zeilen enthielt:

»Einem Bericht des Prince’s Trust zufolge prophezeit ein Drittel der Bevölkerung den Tod ihrer Gemeinschaften. Traditionelle soziale Netze gehören bald der Vergangenheit an … Die Krise wird noch verschlimmert durch ein Klima der Angst: Alte Menschen fürchten sich vor jungen Menschen, und Erwachsene mögen oft nicht eingreifen, wenn sie mit asozialem Verhalten konfrontiert werden.

Einer von drei der Befragten waren der Meinung, dass Margaret Thatchers bekannter Satz: ›Es gibt keine Gesellschaft‹, sich in naher Zukunft bewahrheiten wird.

Die meisten Leute glauben, dass die Tage, in denen Menschen persönlichen Umgang miteinander pflegten, gezählt sind. 65 Prozent meinen, dass die Menschen in Zukunft mehr Kontakt über das Internet als auf persönlicher Ebene haben werden. Mindestens einer von zehn Briten, neun Prozent, erklärt sich für nicht in der Lage, auf wöchentlicher Basis mit anderen Menschen soziale Kontakte zu pflegen. Und bei 15 Prozent vergeht eine Woche, ohne dass sie mit irgendeinem Nachbarn sprechen.«4

Im August 2014 berichtete der Daily Telegraph, dass einer vom Beziehungshilfswerk Relate sowie von Relationships Scotland in Auftrag gegebenen Untersuchung zufolge fast fünf Millionen Menschen in Großbritannien (zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung) angeben, keine engen Freunde zu haben; über ein Drittel der berufstätigen Eltern nicht jeden Tag mit ihren Kindern sprechen; nur ein Viertel der Befragten sagte, dass sie in täglichem Kontakt mit einem Elternteil stünden; und 42 Prozent gaben an, mit keinem ihrer Arbeitskollegen eng befreundet zu sein. Relate sagte: »Die Untersuchung zeigt ein erschreckendes Ausmaß von Einsamkeit bei jenen auf, die in ihrem Leben von anderen Menschen umgeben zu sein scheinen.« In dem Artikel, der eine starke Beziehung zwischen sozialen Bindungen und persönlicher Zufriedenheit aufzeigte, hieß es: »Die Ergebnisse zeigen, dass jene, die verheiratet sind oder mit einem Partner zusammenleben, mit 17-prozentiger Wahrscheinlichkeit glücklicher im Leben sind als alleinstehende Menschen. Sie zeigen auch, dass jene, die als Erwachsene ihren Eltern nahestehen, insgesamt glücklicher sind.« Er verwies außerdem auf einen zwei Monate zuvor im Daily Telegraph veröffentlichten Artikel mit dem Titel: »London, die europäische Hauptstadt der Einsamkeit«.5

Im Oktober 2014 veröffentlichte der Guardian einen Artikel mit dem Titel »Das Zeitalter der Einsamkeit tötet uns«. Die Leser wurden darin mit folgenden dramatischen Zeilen konfrontiert:

»Vor drei Monaten lasen wir, dass die Einsamkeit unter jungen Erwachsenen zu einer Epidemie geworden ist. Jetzt erfahren wir, dass sie ebenso ein Leiden älterer Menschen ist. Eine Untersuchung des Hilfswerks Independent Age zeigt, dass schwerwiegende Einsamkeit das Leben von 700.000 Männern und 1,1 Millionen Frauen über 50 in England belastet, und diese Zahlen steigen rasant an. Ebola wird wahrscheinlich niemals so viele Menschen töten wie diese Krankheit zugrunde richtet. Soziale Isolierung ist eine ebenso häufige Ursache für einen frühen Tod wie das Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag; Einsamkeit ist der Untersuchung zufolge doppelt so tödlich wie starkes Übergewicht. Demenz, Blut­hochdruck, Alkoholismus und Unfälle: All diese Dinge – ebenso wie Depression, Paranoia, Angststörungen und Suizid – treten dort häufiger auf, wo Bindungen zerstört sind. Wir können nicht allein zurechtkommen.«6

Heute, 30 Jahre nachdem mir dieses Problem zum ersten Mal bewusst wurde, gibt es eine wahrhafte Flut von Kommentaren und Statistiken über den Zusammenbruch der Gemeinschaft, und wie der Leser auf den folgenden Seiten sehen wird, habe ich versucht, die Situation so gut wie möglich weiterzuverfolgen (und die Daten zu interpretieren). Auch das Bewusstsein dafür, dass zahlreiche Entwicklungen ohne Bezug auf diesen Zusammenbruch nicht verständlich sind, wird immer größer. Zum Beispiel muss – wie in diesem Buch gezeigt wird – die gegenwärtige Wirtschaftskrise, die von der Kreditverknappung und der Bankenschmelze ausgelöst wurde, auch vor dem Hintergrund der zersetzenden Auswirkungen der postmodernen Kultur verstanden werden. Dasselbe gilt in Bezug auf den katastrophalen Niedergang der Glaubwürdigkeit und Autorität der Politiker, der politischen Parteien und der politischen Institutionen.

Das Problem der Entsozialisierung in der westlichen Welt wurde auch vom Oberhaupt der katholischen Kirche aufgegriffen. Papst Franziskus folgte darin den Spuren seiner Vorgänger. In seiner Ansprache an das Europäische Parlament im November 2014 nahm er mit tiefer Einsicht nicht nur Bezug auf die Krankheit der Einsamkeit in Europa, sondern er brachte sie auch in Zusammenhang mit dem Verlust eines transzendenten Menschenbildes – und all seiner sozialisierenden Auswirkungen – sowie mit der Verbreitung eines Lebensstils des selbstbezogenen Individualismus und dem Fehler einer Überbetonung der Wirtschaft. Der Leser wird in diesem Buch oft auf einen Widerhall dieser Ideen stoßen, der deutlich macht, dass innerhalb des Christentums eine klare Kritik an dieser gigantischen Krankheit, unter der wir heute leiden, entsteht:

»Von der transzendenten Würde des Menschen zu sprechen, bedeutet also, sich auf seine Natur zu berufen, auf seine angeborene Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden, auf jenen ›Kompass‹, der in unsere Herzen eingeschrieben ist und den Gott dem geschaffenen Universum eingeprägt hat. Vor allem bedeutet es, den Menschen nicht als ein Absolutes zu betrachten, sondern als ein relationales Wesen. Eine der Krankheiten, die ich heute in Europa am meisten verbreitet sehe, ist die besondere Einsamkeit dessen, der keine Bindungen hat. Das wird speziell sichtbar bei den alten Menschen, die oft ihrem Schicksal überlassen sind, wie auch bei den Jugendlichen, die keine Bezugspunkte und keine Zukunftschancen haben; es wird sichtbar bei den vielen Armen, die unsere Städte bevölkern; es wird sichtbar in dem verlorenen Blick der Migranten, die hierhergekommen sind, auf der Suche nach einer besseren Zukunft … Dazu kommen einige etwas egoistische Lebensstile, die durch einen mittlerweile unhaltbaren Überfluss gekennzeichnet und oft ihrer Umgebung, vor allem den Ärmsten gegenüber gleichgültig sind. Mit Bedauern ist festzustellen, dass im Mittelpunkt der politischen Debatte technische und wirtschaftliche Fragen vorherrschen auf Kosten einer authentischen anthropologischen Orientierung. Der Mensch ist in Gefahr, zu einem bloßen Räderwerk in einem Mechanismus herabgewürdigt zu werden … Die Zukunft Europas hängt von der Wiederentdeckung der lebendigen und untrennbaren Verknüpfung dieser beiden Elemente ab. Ein Europa, das nicht mehr fähig ist, sich der transzendenten Dimension des Lebens zu öffnen, ist ein Europa, das in Gefahr gerät, allmählich seine Seele zu verlieren und auch jenen ›humanistischen Geist‹, den es doch liebt und verteidigt.«7

Der Bereich, in dem heute wohl die größte Uneinigkeit besteht, ist die Frage nach den Ursachen dieses Phänomens. Dieses Buch, das diesbezüglich eine eigene Erklärung gibt, kann als christliche Kritik an unserer gegenwärtigen Misere betrachtet werden, vielleicht als »spätpersonalistische« Auslegung der Postmoderne. In einer Zeit, in der die Identität von allen Seiten angegriffen wird, versucht dieses Buch, die grundlegende Identität des Menschen – die Seele – und ihren erhabenen Wert zu bekräftigen: »Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele – τησ ψυχησ αυτου – einbüßt?« (Mt 16,26). Weiter argumentiert es, dass der gegenwärtige Angriff auf diese Identität und das, was sie von uns verlangt, nicht nur bedeutet, dass echtes spirituelles Leben und seine gemeinschaftsbildenden Folgen verhindert werden, sondern auch, dass die Individuen zunehmend zu unfreiwilligen Opfern kultureller Gegebenheiten werden, die ihnen systematisch einen Bindungsverlust auferlegen. Gleichzeitig bietet das Buch eine Hypothese über die wesentlichen Inhalte dieser Gegebenheiten in der heutigen Zeit. Hier wirft es einen tiefen Blick in die Veränderungen, die an den Grundlagen unseres nationalen Lebens stattgefunden haben, und widmet den Dingen besondere Aufmerksamkeit, die die von der Entchristlichung hinterlassene Lücke ausgefüllt haben. Aus diesem Verständnis heraus legt es dar, was die wahren Inhalte der menschlichen Kultur sein – und somit werden – sollten.

Zwar stehen die negativen Entwicklungen oft im Mittelpunkt dieses Buches, und manchmal laufen diese auf etwas hinaus, was nur als grauenhaft bezeichnet werden kann (leider ein ständig wiederkehrendes Thema), aber dennoch ist es ­zweckgerichtet und von Hoffnung erfüllt. Im Glauben an die Nachahmung Christi ruft diese Schrift zur Heilung auf. Sie stellt einen Appell zur Umkehr zu echter spiritueller Gesundheit und somit zur Wiederherstellung der Gemeinschaft dar und gibt so meinem Vertrauen Ausdruck, dass die Leere uns nicht verschlingen wird. Auch zieht dieses Buch in Betracht, dass es zukünftig einen Kampf geben wird, um diese negativen Entwicklungen rückgängig zu machen, und denkt an jene, die führende Rollen in diesem Kampf übernehmen werden, und daran, was sie erleiden werden. Es widmet einem Satz von Benedikt XVI. große Aufmerksamkeit: »Wer glaubt, ist nie allein«.8

Das Thema der Entsozialisierung kam auch in meiner Monographie Conservatism and Collectivism 1886–19149 zur Sprache und wurde ausführlicher in meinem Handbuch für italienische Universitäten Storia della Gran Bretagna 1832–200210 ­untersucht. Es taucht auch in weiteren meiner akademischen Veröffentlichungen11 sowie in meinen Artikeln für die Vatikanzeitung L’Osservatore Romano12 auf. Der erste wirkliche Versuch einer umfassenden Analyse war mein Buch Desocialisation: the Crisis of the Post-Modern. A Spiritual Critique13, das im Jahr 2000 in limitierter Auflage als Arbeitsausgabe erschien, um meine Ideen herauszukristallisieren und zu einem Meinungsaustausch einzuladen. Diese Arbeit, die unter vielen Gesichtspunkten Mängel enthielt, muss heute als völlig überholt betrachtet werden. Sie war jedoch der Ausgangspunkt für mein Buch Desocializzazione. La crisi della post-modernità, das 2005 vom Verlag Cantagalli in Siena veröffentlicht14 und 2006 mit dem Premio Capri San Michele ausgezeichnet wurde. Das vorliegende Werk ist im Wesentlichen eine Übersetzung dieses Buches mit einer Reihe von Zusätzen und aktualisierten Statistiken.

Der Autor dankt David Murray und Peter Ivens für ihre wichtigen Kommentare zum Inhalt des Originaltextes. Der Autor und die Übersetzerin danken Igino Schraffl für seine wertvollen Hinweise zum Text in deutscher Sprache. Der Autor und der Herausgeber danken Gaetano Rebecchini für die finanzielle Unterstützung dieses Projekts.

M. Fforde,

Rom, Karsamstag 2015

1 P. L. Berger, Auf den Spuren der Engel. Die moderne Gesellschaft und die Wiederentdeckung der Transzendenz, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1970, S. 20.

2 Vgl. T. Hutchinson (Hrg.), Shelley. Poetical Works, Oxford University Press, London 1967, S. 191, »Julian and Maddalo«.

3 Vgl. The Sunday Times Magazine, 2. September 2007, Titelseite.

4 Vgl. J. Owen, »Community? We Don’t Know Our Neighbours«, The Independent on Sunday, 20. Januar 2008, S. 26.

5 Vgl. J. Bingham, »Lonely Britain: Five Million People who have no Real Friends«, Telegraph.co.uk, 12. August 2014.

6 Vgl. G. Monbiot, »The Age of Loneliness is Killing us«, Guardian.co.uk, 14. Oktober 2014.

7 Papst Franziskus, Ansprache an das Europaparlament, 25. November 2014: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2014/november/documents/papa-francesco_20141125_strasburgo-parlamento-europeo.html.

8 Benedikt XVI., Predigt in der heiligen Messe zur Amtseinführung mit Übergabe des Palliums und des Fischerrings, Petersplatz, 24. April 2005: http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2005/documents/hf_ben-xvi_hom_20050424_inizio-pontificato.html. Benedikt XVI. wählte diesen Satz auch als »Motto« für seine Pilgerreise nach Bayern vom 14. bis 19. September 2006.

9 M. Fforde, Conservativism and Collectivism 1886–1914, Edinburgh University Press, Edinburgh 1990, S. 42 f., 169–172.

10 M. Fforde, Storia della Gran Bretagna 1832–2002, Laterza, Rom-Bari 2002, S. 12, 281, 306 f., 385, 404 f.

11 Z. B. M. Fforde, »Turnout, Desocialisation and Blairism: a Note on the British Regional and Local Elections of May 2003«, in G. Ignesti (Hrg.), Annali 2005–2006, G. Giappichelli Editore, Turin 2007, S. 693, 697; M. Fforde, »Western Materialism and the Exportation of Desocialisation«, in M. Kuna (Hrg.), Slovensko Materialzmus a Desocializácia, Katolícka univerzita v Ruzomberku Filozofická fakulta, Slowakei 2006, S. 257–274.

12 Z. B. M. Fforde, »La desocializzazione porta dell’infelicità«, L’Osservatore Romano, 21. Oktober 2005, S. 3; ders.,: »La scomparsa del galateo come indicatore di ›desocializzazione‹«, L’Osservatore Romano, 18. Januar 2007, S. 3.

13 M. Fforde, Desocialisation: the Crisis of the Post-Modern. A Spiritual Critique, Aracne, Rom 2000.

14 M. Fforde, Desocializzazione. La crisi della post-modernità, Cantagalli, Siena 2005.

Glossar

Es folgt eine kurze Liste von Schlüsselbegriffen, die in diesem Buch verwendet werden. Einige von ihnen sind neue Wortprägungen oder werden anders als im herkömmlichen Sinn verwendet:

Animalismus: die Überzeugung, dass sich die menschliche Natur hauptsächlich mit Bezug auf das animalische Erbgut des Menschen und seine biologische Evolution erklären lässt.

Anomischer Zustand: der von Anonymität gekennzeichnete Zustand, der im Individuum durch die Entsozialisierung erzeugt wird.

Anthropologie: (a) der Fachbereich, der sich mit der menschlichen Kultur befasst; (b) das kulturelle System einer oder mehrerer menschlicher Gruppierungen; (c) ein Menschenbild, das von einer bestimmten Lehre oder Philosophie vertreten wird.

Determinismus: die Lehre, dass das Individuum im spirituellen, moralischen und ethischen Bereich sowie in seinem Verhalten keinen freien Willen besitzt.

Entsozialisierung: ein kultureller Zustand oder Prozess, der die Menschheit dort angreift, wo (a) die Mechanismen, die den sozialen Zusammenhalt gewährleisten, stark beschädigt sind; (b) das Potential der Seele, echte Gemeinschaft herzustellen, stark beeinträchtigt ist; (c) das Reich Gottes in seinem kulturellen Ausdruck stark abgelehnt wird; (d) die Liebe zur Liebe und zur Wahrheit in zwischenmenschlichen Beziehungen schwach ist; (e) ein starker Druck vorhanden ist, unter dem das Individuum in einen anomischen Zustand versetzt wird.

Gesellschaftsdiskurs: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf den Einfluss der menschlichen Gesellschaft auf den Menschen erklären lässt.

Humanismus: der Glaube, dass Gott nicht existiert, dass der Mensch keine Seele hat und dass der Mensch das höchste Wesen im Universum ist.

Kollektivismus: die Weltanschauung, die besagt, dass das existierende Wirtschaftssystem und die Besitzordnung ungerecht und rückständig sind, und die umfassende staatliche Eingriffe befürwortet, vor allem zugunsten der Benachteiligten, um das kollektive Wohl zu fördern.

Kultur: (a) die Gesamtheit der kausal miteinander verknüpften Systeme der Wahrnehmungs- und Verhaltensformen, die eine oder mehrere menschliche Gruppierungen kennzeichnet; (b) die menschliche Lebenswirklichkeit, die vom Fachbereich der Anthropologie untersucht wird.

Kulturverlust: ein Prozess, der zur Verarmung und zum Abbau des kulturellen Erbes einer menschlichen Gruppierung oder eines Volkes führt.

Leben nach dem Geist: (a) das, was eine Seele hervorbringt, wenn sie sich in einem gesunden Zustand befindet; (b) das, was zu echter menschlicher Gemeinschaft führt; (c) das, was die Seele durch wahre Treue zur Lehre und zum Vorbild Christi erlangt.

Machtdiskurs: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf eine dem Menschen innenwohnende Neigung zum Erwerb und Erhalt von Macht erklären lässt.

Marktismus (oder Markt-Korrektheit): die Lehre, die besagt, dass der freie Markt der Königsweg zur Verbesserung und für den Fortschritt der Gesellschaft ist.

Materialistisches Raster: ein Denkmuster aus zwölf einzelnen Menschenbildern, die alle (mit Ausnahme des Relativismus, der eigene Wesenszüge besitzt) der Glaube verbindet, dass es keine transzendente Präsenz im Universum und keine spirituelle Präsenz im Menschen gibt.

Ökonomismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf eine natürliche Neigung zum Erwerb und zur Anhäufung materieller Güter erklären lässt.

Pansexualismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf den Sexual- und Fortpflanzungstrieb des Menschen erklären lässt.

Physiologismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf die Eigenschaften und Vorgänge des menschlichen Leibes, insbesondere des Gehirns, erklären lässt.

Postmoderne: das späte 20. und das frühe 21. Jahrhundert.

Psychismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf eine innere »Psyche« erklären lässt, die in jedem Individuum vorhanden ist.

Rationalismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf die rationalen Fähigkeiten des Menschen erklären lässt.

Rechtediskurs: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf eine Reihe von Rechten erklären lässt, die der Mensch (der als seelenloser Bewohner eines gottlosen Universums verstanden wird) von Geburt an in sich trägt, schon vor seinem Eintreten in die menschliche Gesellschaft.

Relativismus: die Überzeugung, dass es keine objektive Wahrheit gibt und dass alles, einschließlich ethischer und moralischer Fragen, nur eine Frage des Gesichtspunktes ist.

Selbstbezogener Individualismus: ein Lebensstil auf der Grundlage des Strebens nach persönlichem Gewinn und eigener Zufriedenheit, besonders in Bezug auf Macht, Geld, Ansehen und Genuss.

Spiritualismus: die Überzeugung, dass die menschliche Natur sich hauptsächlich mit Bezug auf eine nichtmaterielle Präsenz im Menschen erklären lässt, die von Gott gegeben ist: die Seele.

Einleitung: Unsere postsoziale Zukunft?

Dieses Buch ist eine Untersuchung über die gegenwärtige kulturelle Krise in Großbritannien: ihre Eigenschaften, ihre Ursachen und ihre Überwindung. Obgleich auch auf andere Teile der westlichen Welt und darüber hinaus Bezug genommen wird, geht es in diesem Buch in erster Linie um das Vereinigte Königreich, und es sollte stets in diesem Licht gelesen werden. Eine zentrale These der Untersuchung lautet, dass etwa in den letzten vier Jahrzehnten – also in der Postmoderne – eine Art kultureller Zusammenbruch stattgefunden hat. Zahlreiche Phänomene weisen darauf hin, dass der Mensch in der postmodernen Gesellschaft zunehmend dem Verlust oder der Verarmung von Bindungen, einem Niedergang der Gemeinschaft gegenübersteht. Ob wir, um einige Beispiele zu nennen, auf die Institution der Familie oder die Zahl der allein lebenden Menschen, die hohe Kriminalitätsrate oder die geringe Wahlbeteiligung, den Wandel der Zivilgesellschaft oder die Abkehr von politischen Institutionen blicken – überall begegnen wir demselben Bild: Der Trend geht hin zur Entsozialisierung des heutigen Menschen. Dieser Prozess – eine allgegenwärtige kulturelle Strömung, zuweilen ein alles verschlingender Abgrund – dient jedoch nicht dem Wohl jener, die ihm zum Opfer fallen. Vielmehr beweisen zahlreiche Fakten, dass die Isolation in ihren verschiedenen Formen, die dieser Trend mit sich bringt, Leiden hervorruft. In Anlehnung an einen berühmten Satz von Karl Marx könnte man sagen: Ein Gespenst geht um in England – das Gespenst der Einsamkeit. Dieses Buch teilt daher die Besorgnis derer, die die »zunehmend zersplitterte Kultur der Spätmoderne« wahrnehmen, in der die Menschen »von der rettenden Gnade des Daseins ihrer Mitmenschen getrennt sind«15 – mit all den negativen Folgen, die dies mit sich bringt.

Dieses Buch vertritt die Auffassung, dass der zentrale Faktor hinter dieser kulturellen Krise eine Revolution der Menschenbilder (oder »Anthropologien«) ist, die in der Moderne stattgefunden hat. Daher stimmt es dem Urteil des Schweizer Theologen Georges Cottier zu:

»Die kulturelle Lage, in der wir uns befinden, ist in Wirklichkeit von einem Widerstreit der Anthropologien geprägt … Die Verwurzelung des Menschen in der Transzendenz wurde aus dem Blick verloren … Es besteht kein Zweifel, dass es mit uns gefährlich bergab geht. Die Banalisierung von Abtreibung und Euthanasie sind besorgniserregende Anzeichen eines Negationsprozesses, an dessen Ende der Mensch in seiner Menschlichkeit bedroht ist … Vielleicht besteht unsere vordringlichste Aufgabe darin, in einer Zivilisation, die durch die Verherrlichung und Stimulierung selbstsüchtiger Begierden und des Konkurrenzdenkens ein schleichendes Gefühl der Bedeutungslosigkeit des menschlichen Daseins nährt, zur Entdeckung oder Wiederentdeckung der Schönheit der menschlichen Berufung beizutragen … Die Transzendenz zu leugnen oder in Vergessenheit geraten zu lassen, kann zu der bitteren Erfahrung der Leere und Nichtigkeit aller Dinge führen.«16

In diesem Buch wird aufgezeigt, dass sich in der Postmoderne eine Reihe falscher Anthropologien in den Köpfen der Menschen zunehmend festgesetzt hat: eine Ansammlung von Menschenbildern, die nicht anerkennen, dass der Mensch eine Seele hat – ein wahres »materialistisches Raster«. Die Schrift argumentiert, dass dieses Raster die Inhalte und Auswirkungen des christlichen (und nicht nur des christlichen) Menschenbildes – das im Menschen eine von Gott erschaffene Seele erkennt, für die man Sorge tragen muss – zunehmend verdrängt und ihnen entgegengewirkt hat. Wenn man diesem »spiritualistischen« Menschenbild folgt – das die zentrale Bedeutung des spirituellen Elements im Menschen erkennt und die grundlegende Bedeutung der Liebe zur Liebe und der Liebe zur Wahrheit hervorhebt –, bildet es die Grundlage für echte Gemeinschaft auf allen Ebenen. Das materialistische Raster dagegen wirkt dieser Gemeinschaft entgegen, besonders durch die Förderung eines Lebensstils, der von selbstbezogenem Individualismus geprägt ist. Dieses Ergebnis darf uns jedoch nicht verwundern. Der französische Philosoph Jacques Maritain (1882–1973) schrieb:

»Materialistische Auffassungen von der Welt und vom Leben, Philosophien, die das spirituelle und ewige Element im Menschen nicht zur Kenntnis nehmen, können in ihrem Bestreben, eine wirklich menschliche Gesellschaft aufzubauen, dem Irrtum nicht entkommen, weil sie die Ansprüche der Person nicht erfüllen und eben darum das Wesen der Gesellschaft nicht begreifen können.«17

Das vorliegende Buch analysiert dieses materialistische Raster und sein Vorhandensein in der heutigen britischen Gesellschaft (was durchaus nicht einfach ist) und untersucht sehr genau, auf welche Weise es einen Bindungsverlust herbeiführt. So legt dieses Werk großen Nachdruck darauf, dass die Spiritualität soziale Aspekte hat; was ein Mensch seiner Seele antut, hat Folgen für andere Menschen. Durch die Nachverfolgung der historischen Entstehung dieses materialistischen Rasters werden auch der Einfluss der Massengesellschaft und die Folgen der Entchristlichung untersucht – ein sehr wichtiges Thema, das eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Dieses Buch macht deutlich, dass zwischen Säkularisierung und Entsozialisierung eine enge Verbindung besteht und dass wir uns durch die Untersuchung des Bindungsverlustes einer der wichtigsten Folgen des Niedergangs der christlichen Kultur – eine der großen Entwicklungen der jüngeren britischen Geschichte – zuwenden.

Zwar ist dieses Buch als Studie angelegt, es stellt aber darüber hinaus eine Warnung dar. Was hier in Bezug auf Großbritannien untersucht wird (das als Fallstudie, sozusagen als Forschungslabor der postmodernen Entwicklungen zu betrachten ist), ist Teil viel weiter greifender Vorgänge. Was eine namhafte akademische Einrichtung als »Krise der Humanökologie« bezeichnet hat, als »Verfall des sozialen Umfelds, der aus einem weit verbreiteten Zusammenbruch gesellschaftlicher Normen deutlich hervorgeht«18, gilt in der westlichen Hemisphäre nicht nur für Großbritannien. Vielmehr gibt es immer deutlichere Hinweise darauf, dass das Phänomen der Entsozialisierung die Länder der westlichen Welt zunehmend heimsucht. In diesem Sinne stellt die Untersuchung dessen, was sich in Großbritannien – das sehr weit in diese Richtung fortgeschritten zu sein scheint und als Nation oft eine Vorreiterin für moderne Entwicklungen war – ereignet hat, gewissermaßen auch eine Untersuchung der Zukunft des westlichen Menschen dar.

Andere Gesellschaften in anderen Teilen Welt sind ebenfalls bedroht durch den Trend zu Bindungslosigkeit und Entfremdung. Zum Beispiel sind die Länder Mittel- und Osteuropas seit dem Zusammenbruch des Kommunismus dem Einfluss der westlichen (und der britischen) Kultur viel stärker ausgesetzt und werden ernsthaft darüber nachdenken müssen, was dieser Einfluss für sie bedeutet, besonders wenn sie sich gegen jene Aspekte verteidigen wollen, die ihnen Schaden zufügen.19 Außerdem stellt sich natürlich auch die Frage, was die Verwestlichung, nicht zuletzt im Zuge der Globalisierung, für die Länder der sogenannten Dritten und Vierten Welt bedeuten wird. Natürlich hat die westliche Welt viele positive Aspekte, aber gleichzeitig scheinen sich eben jene Ideen und Haltungen, die hinter der Entsozialisierung in unserer Hemisphäre stecken – insbesondere die Vorstellung, dass der Mensch keine Seele hat und dass die Wahrheit relativ ist –, durch die vielen starken westlichen Einflüsse weit zu verbreiten. Wirtschaftliche Vormachtstellung (zum Beispiel durch die mächtigen multinationalen Konzerne) und technischer Fortschritt, die Vereinten Nationen und ähnliche internationale Einrichtungen (zum Beispiel der Internationale Währungsfonds, die Weltbank), der Einfluss Hollywoods und der akademische und intellektuelle Bereich: Durch diese und andere Kanäle findet eine unablässige Verwestlichung des Globus statt. So ist das kulturelle Erbe vieler Völker der Erde heute bedroht durch Gefahren, die von Nachbarn in der Ersten Welt ausgehen, welche durch die Entstehung des »globalen Dorfes« immer näher gerückt sind – Nachbarn, die Gesellschaften mitbringen, die in Wirklichkeit immer mehr durch das Fehlen von »Nachbarn« geprägt sind.20

Dieses Buch lädt außerdem dazu ein, das Phänomen der Entsozialisierung nicht nur zu erkennen und zu verstehen, sondern auch zu versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen, um zu sehen, wohin es geht. Natürlich haben wir es nicht mit einem starren Prozess zu tun, dessen Verlauf absehbar ist, aber wir sollten bereit sein, über mögliche zukünftige Entwicklungen nachzudenken. Einige Fragen sind heute unausweichlich. Überschreiten wir zum Beispiel nicht durch Maßnahmen im bioethischen Bereich und die Schaffung von Menschen außerhalb der natürlichen Prozesse eine verhängnisvolle Schwelle der menschlichen Identität und zerstören traditionelle verwandtschaftliche Bande? Wird der Triumph der Ideologie des freien Marktes zu einem Zusammenbruch des Sozialstaates und seines Kernprinzips – der Verantwortung aller Menschen für das Wohl ihrer Mitbürger durch Sozialtransfer mittels Besteuerung – führen? Wird die Auferlegung der politischen Korrektheit in Schlüsselbereichen der Kulturbildung zur Verbreitung von Zensur und zur Abschaffung anderer Meinungen – die wahre Gemeinschaft fördern – führen? Wird die Schaffung eines europäischen Superstaates Prozesse in Gang setzten, die zur künstlichen kulturellen Angleichung führen, um größere politische Einheit zu schaffen, was in Wirklichkeit einen Kulturverlust bei den europäischen Völkern hervorruft? Wird der Globalisierungsprozess zum Aufbau einer gigantischen universalen Massengesellschaft führen, die überall Anonymität verbreiten wird? Und werden zutiefst entsozialisierte Kulturen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie die Entwicklung des Menschlichen im Menschen verhindern können, schließlich – da die Kultur das Individuum stark beeinflusst – einen »neuen Menschen«, eine Art »Kulturmutanten« hervorbringen, der immer weniger in der Lage sein wird zu verstehen, was es bedeutet, wahrhaft menschlich und wahrhaft sozial zu sein – und dies auch zu werden? Wenn wir also unseren Blick darauf richten, was die nachchristliche Ära bringen wird, schauen wir dann in eine Art postsozialer Zukunft? All diese und viele andere Fragen stellen sich natürlich im Rahmen einer Untersuchung der Entsozialisierung, wobei dieser Prozess immer stärker beschleunigt zu werden scheint.

Die vorliegende Schrift soll also in erster Linie zum Verständnis, zur Orientierung und zur Bildung von Prioritäten beitragen. Ihr Fokus liegt auf unserer kulturellen Krise und der Tendenz zur Entsozialisierung, und sie hebt hervor, dass diese die wichtigste Herausforderung für den postmodernen Menschen darstellt. Aus diesem Grund ist das Buch ein Aufruf zur Schaffung einer neuen nationalen (und nicht nur nationalen) Agenda. Durch die Untersuchung dieser Vorgänge ist dieses Buch gleichzeitig ein Beitrag zur zunehmenden (wenngleich noch nicht weit genug verbreiteten) Debatte in Großbritannien und anderen Teilen der westlichen Welt über eine scheinbar epochale Entwicklung. Daran sind Denker beteiligt, die einem weiten intellektuellen und ideologischen Spektrum entstammen (zum Beispiel Bauman, Etzioni, Fukuyama, Houellebecq, Putnam, Touraine). Insbesondere stellt das Buch einen Beitrag zur Debatte in christlichen Kreisen darüber dar, wie das Christentum die Postmoderne verstehen und auf sie reagieren soll, und zwar im Rahmen der in der katholischen Kirche angestrebten Neuevangelisierung.21

Natürlich stellt dieses Werk auch eine Einladung an die Vertreter und Anhänger der herrschenden Denkströmungen der Postmoderne dar, im Licht der negativen Entwicklungen, die in diesem Buch ausführlich geschildert werden, ihren eigenen Ansatz zu überdenken. Angesichts der Tatsache, dass zahlreiche Statistiken (viele davon werden in diesem Buch erwähnt) die Phänomene des kulturellen Zusammenbruchs heute ganz klar belegen, wäre es da nicht angebracht, dass sie sich fragen, ob ihre Ideen und Ansichten wirklich funktionieren? Und sollte die britische Gesellschaft ganz allgemein nicht etwas Abstand gewinnen und sich fragen, ob sie in jüngerer Zeit nicht vielleicht falsche Wege eingeschlagen hat, und diese Wege hinterfragen?

Das wichtigste Ziel dieses Werkes besteht jedoch darin, eine Lösung anzubieten. Kaum ein unvoreingenommener Beobachter würde leugnen, dass der Brite der Gegenwart häufig eine leidende Kreatur ist, heimgesucht von einer Reihe von Symptomen, die der Enttäuschung, dem Elend und dem Schmerz entspringen, die durch fehlende Bindung und Beheimatung ausgelöst werden, und dass diese Situation immer schlimmer wird. Was Michel Houellebecq über das Frankreich des Protagonisten eines seiner Romane schreibt, gilt gewiss auch für das heutige Großbritannien:

»Die Menschen seiner Generation waren häufig vom Elend bedroht und verbrachten darüber hinaus ihr Leben einsam und verbittert. Gefühle wie Liebe, Zärtlichkeit und Brüderlichkeit waren weitgehend verschwunden; in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen erwiesen sich seine Zeitgenossen sehr häufig als gleichgültig oder sogar grausam.«22

Angesichts von so viel Unerfülltheit, Unglück und Verzweiflung müssen wir uns um Heilung bemühen. Vor allem dazu stellt dieses Buch einen kleinen Beitrag dar.

Indem es eine Perspektive, eine Analyse und eine Antwort anbietet, soll dieses Werk noch einen anderen Zweck erfüllen. Der soziale Niedergang enthält auch die äußerst gefährliche Tendenz, Elemente – Gefühle, Sensibilitäten und Verhaltensweisen – aus dem menschlichen Leben zu entfernen, die, wenn sie einmal verloren sind, keine alternativen Daseins- und Lebensformen mehr aufzeigen, die als Wegweiser dienen können, um dem Elend und dem Irrtum zu entrinnen. Nicht zuletzt durch seine historische Perspektive soll dieses Buch dieser Tendenz entgegenwirken, indem es betont, dass eine nicht entsozialisierte und von selbstbezogenem Individualismus durchdrungene Lebensweise sehr wohl möglich ist. Wenn wir uns mit unserem heutigen Dasein befassen, dann müssen wir eines unbedingt bedenken: Wenn wir die Wirklichkeit mit Bezug auf das nicht Vorhandene beschreiben, müssen wir auch eine Vorstellung davon haben, was vorhanden sein könnte.

Damit wäre gesagt, was dieses Buch ist, aber es muss auch gesagt werden, was es nicht ist. Da es sich gegen den Strom stemmt, harte Urteile fällt und heikle Themen behandelt, kann es leicht falsch verstanden oder falsch ausgelegt werden. Zunächst einmal ist es kein Rundumschlag gegen die postmoderne Kultur. In Anlehnung an ein berühmtes Wort von Shakespeare könnte man sagen: Etwas ist faul im Staate Großbritannien – aber nicht alles. Ein Beispiel: Obwohl dieses Buch die negativen Folgen einiger Phänomene untersucht, behauptet es nicht, dass diese Phänomene nicht auch positive Aspekte hätten. Die moderne Wissenschaft hat der Menschheit zum Beispiel enorm viele Wohltaten gebracht; man denke nur an die großen Fortschritte in der Bekämpfung von Krankheiten. Ebenso können Marktstrukturen – das ist nach dem Zusammenbruch der staatlich kontrollierten Wirtschaft in den kommunistischen Ländern Osteuropas besonders deutlich geworden – viel dazu beitragen, dass das menschliche Potential sich entfaltet. Staatliche Eingriffe können von großem Nutzen sein, wie die Popularität des Prinzips der staatlichen Gesundheitsfürsorge im heutigen Großbritannien bezeugt. Auch hat die Entwicklung der modernen säkularen Theorie der Menschenrechte viel dazu beigetragen, ein System internationaler Rechte und Gesetze zu schaffen, die darauf ausgerichtet sind, Diktatur und Tyrannei zu bekämpfen. Dieses Buch weist jedoch darauf hin, dass mit fortschreitender Entsozialisierung zunehmend die Gefahr besteht, dass die möglichen negativen Folgen dieser und ähnlicher Phänomene von enthumanisierten Gesellschaften, die den Menschen nicht als das wahrnehmen und achten, was er ist, nicht mehr kontrolliert werden.

In diesem Buch wird auch nicht behauptet, dass die ganze britische Gesellschaft in Bindungslosigkeit und Anonymität versunken ist. Obgleich es einen Abbau der Gemeinschaft gegeben hat, sind viele gemeinschaftliche Elemente noch immer vorhanden. Nicht alle Leute machen sich enthumanisierende Menschenbilder zu eigen; nicht alle leben in einem selbstbezogenen Individualismus; nicht alle sind entsozialisiert. Beachtliche Teile der Bevölkerung betrachten die anderen vielmehr nach menschlichen Kriterien, sind vom guten Willen beseelt und haben zahlreiche Bindungen an Angehörige, Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen, gehören Vereinen an und nehmen am öffentlichen Leben teil. Ich glaube auch, dass die Entwicklungen, die ich in diesem Buch beschreibe, in einigen Gebieten des Vereinigten Königreichs weniger stark vorhanden sind als in anderen: zum Beispiel in Schottland, Wales, Nordengland, Nordirland und im ländlichen Raum. Dennoch macht dieses Buch deutlich, dass wir uns in einer Übergangsphase befinden und diese positiven Gegebenheiten bedroht zu sein scheinen. Aus diesem Grunde steht die Dynamik der Entsozialisierung – bestimmte Tendenzen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen – im Mittelpunkt und nicht die gesunden Teile der postmodernen britischen Gesellschaft. Aber wenn ein Arzt einen kranken Patienten untersucht, gilt seine Aufmerksamkeit der Krankheit und ihren Auswirkungen; sein Blick ist natürlich auf das Kranke gerichtet.

Auch ist dieses Buch nicht jener wohlbekannten Strömung zuzurechnen, die sich in ein imaginäres goldenes Zeitalter zurücksehnt, in dem alles positiv war. Es werden zwar Dinge erwähnt wie die starke Religiosität unserer viktorianischen Vorfahren, die Stärke der Institution der Familie nach dem Ersten Weltkrieg, die niedrige Kriminalitätsrate in den 1930er-Jahren und die hohe Wahlbeteiligung in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, aber ich will damit nicht behaupten, dass in der Vergangenheit nicht auch vieles falsch war oder dass es nicht auch zahlreiche konstruktive Veränderungen gegeben hätte. Gleichzeitig wäre es jedoch ebenso falsch zu behaupten – wie viele es, oft aus einer relativistischen Perspektive heraus, tun –, dass es in der Geschichte der Völker keinen Niedergang oder Verfall gibt. Vielmehr bedarf es, auf der Grundlage von Vernunft und Tatsachen, einer klaren Beurteilung jener Eigenschaften einer Gesellschaft, die sich als gesund erweisen, und jener, die es nicht sind. In diesem Buch steht letztere Kategorie von Eigenschaften der gegenwärtigen britischen Gesellschaft im Mittelpunkt, aber das bedeutet nicht, dass es das Vorhandensein der anderen leugnet.

Trotz dieser Ausrichtung ist dieses Werk nicht pessimistisch geprägt. Es stimmt, dass es negative Entwicklungen betont und finstere Aspekte des menschlichen Lebens in den Vordergrund stellt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Autor zu jener Kategorie von Betrachtern gehört, die behaupten, dass man nichts tun kann und wir das Handtuch werfen, uns in unser Schicksal ergeben und resigniert zurückziehen sollten: Dies ist nicht das Manifest für einen Rückzug aus der Moderne. In Wahrheit gibt es vor allem zwei Gründe für die Annahme, dass die in diesem Buch beschriebenen Prozesse von menschlicher Hand rückgängig gemacht werden können. Erstens gibt es noch viele positive Aspekte in der britischen Gesellschaft: Man kann aus ihnen schöpfen, auf ihnen aufbauen und sie weiterentwickeln – die gesunden Teile des Organismus können dazu benutzt werden, jenen Teilen, die von Krankheit befallen sind, entgegenzuwirken. Zweitens trägt der Mensch von Geburt an ein Potential zum Guten in sich. Für gläubige Menschen ist diese Wirklichkeit nicht nur Teil eines größeren Plans, sondern auch Quelle objektiver Gründe zur Hoffnung. Indem dieses Buch dazu einlädt, sich wieder der Seele zuzuwenden und für sie Sorge zu tragen, ruft es dazu auf, dieses Potential zu aktivieren. Diese zweifache Quelle des Optimismus könnte sich als anziehend erweisen für die zunehmende Zahl von Menschen, die vor dem, was die Postmoderne von uns verlangt, erschrocken zurückweichen.

Auch stellt dieses Buch nicht den Versuch dar, die Ursachen der Entsozialisierung in Großbritannien erschöpfend zu ergründen. Es erkennt die Tatsache, dass die Tendenz zum Bindungsverlust auch in Kausalfaktoren wurzelt, die nicht vom materialistischen Raster beeinflusst sind, durchaus an. Viele dieser Faktoren wurden oder werden von anderen Autoren untersucht, auch wenn die Untersuchung vielleicht weniger intensiv ausfällt, als sie es verdient hätte. Dieses Buch stellt die These auf, dass die falschen Anthropologien der Postmoderne die Hauptschuld tragen und dass für unsere kulturelle Krise keine Lösung gefunden werden kann, wenn man jene nicht untersucht. Aufgrund der empirischen Hindernisse, die sich dem Beweis dieser These entgegenstellen, und auch aus anderen Gründen sollte dieses Buch in gewissem Maße auch als Hypothese betrachtet und in diesem Sinne gelesen werden.

Zwar wurde dieses Werk als Kritik an der postmodernen Kultur aus christlicher Sicht geschrieben, es spricht aber Sichtweisen, die seine lehramtlichen Grundlagen nicht teilen, nicht ihren Wert ab. Es erkennt durchaus an, dass in verschiedenen Religionen und Weltanschauungen oft dieselben Wahrheiten enthalten sind, auch wenn sie in anderen Sprachen und Begriffen zum Ausdruck gebracht werden. Dieses Buch fordert alle Menschen, deren Weltbild die Transzendenz, das Vorhandensein eines immateriellen Geistes im Menschen, die Verbindung zwischen Spiritualität und Gemeinschaft, die Existenz einer objektiven Ethik und Moral sowie die Notwendigkeit, eine Kultur zu schaffen, die das positive Potential im Menschen fördert, anerkennt, sogar ausdrücklich auf, darüber nachzudenken, inwiefern ihr eigenes Weltbild eine ähnliche Kritik der postmodernen Gesellschaft hervorbringen kann wie jene, die in diesem Buch enthalten ist. Das könnte eine gemeinsame Grundlage für Dialog und Diskussion aus dieser Perspektive heraus schaffen, um sich diesen gewaltigen Problemen, die alle gemeinsam erkennen, zu stellen. Die Erkenntnis dieser gemeinsamen Wahrheiten sowie die Tatsache, dass man auch auf rationalem Wege zu ihnen gelangen kann, bedeutet sogar, dass für dieses Buch, obwohl die Lehren, die die Grundlage für diese Kritik bilden, Bezug auf die göttliche Offenbarung nehmen,23 der Satz gilt: »Glaube und Vernunft … sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt.«24

Es soll noch kurz etwas darüber gesagt werden, welchem Genre dieses Buch zuzuordnen ist. Es ist natürlich keine akademische Monographie und auch nicht das Ergebnis eingehender empirischer Studien (das ist ein Grund dafür, dass versucht wurde, die Fußnoten auf ein Minimum zu beschränken). Vielmehr ist es, wenn überhaupt, ein Essay, das eine These und eine kritische Abhandlung umfasst. Sein Zweck besteht darin, einen allgemeinen Sachverhalt aufzuzeigen, zur Diskussion beizutragen, ein Programm zu entwickeln. Und da es viele Fachbereiche berührt (wie Theologie, Soziologie, Politik, Wirtschaft, Anthropologie), läuft es natürlich Gefahr, die Dinge zu sehr zu vereinfachen oder Bereiche zu vernachlässigen, die eine eingehendere Untersuchung verlangen. Der Autor hofft jedoch, dass dieser Kritik dadurch vorgebeugt wird, dass das Ziel dieses Buches darin besteht, einen deutlichen Trend aufzuzeigen, und es ihm gelingt, die allgemeine Lage zu beschreiben, auch wenn einige Teile des Gesamtbildes nicht detailliert genug beschrieben wurden. Anders ausgedrückt: Dieses Buch ist mehr ein impressionistisches Gemälde als ein Produkt der Schule von Tintoretto. Aus demselben Grund versteht es sich auch ausdrücklich nicht als das letzte Wort in dieser Sache. Vielmehr ist es ein erster Versuch, eine Sondierung, eine Forschungsarbeit, die zu Kommentar und Kritik einlädt, eine Hypothese. Wissen ist eine Diskussion, die immer weitergeführt und durch neue Entdeckungen und Erkenntnisse revidiert wird: Der Autor ist daher für jede Korrektur der Fakten oder ihrer Auslegung sehr dankbar.

Um einen solchen Beitrag zu leisten, muss der Leser dieses Buch jedoch zunächst einmal lesen. Das erste Kapitel untersucht die allgemeinen Linien des Bindungsverlustes in der gegenwärtigen britischen Gesellschaft. Das zweite zeigt Lehren auf, durch die das materialistische Raster und seine Auswirkungen verstanden und beurteilt werden können. Das dritte bietet eine Übersicht über die falschen Anthropologien der Postmoderne und zeigt ihre Merkmale auf. Das vierte erklärt, wieso sie auf unmittelbarer und persönlicher Ebene entsozialisierend wirken müssen. Das fünfte rundet die Untersuchung des materialistischen Rasters ab, indem es den Relativismus – eine Anthropologie mit besonderen Merkmalen – und seine zersetzenden Auswirkungen in den Mittelpunkt stellt. Das sechste besagt, dass das Anwachsen des materialistischen Rasters durch die fortschreitende Entchristlichung Großbritanniens in der Gegenwart gefördert wurde. Im siebten geht es um die Massengesellschaft, die ebenfalls zur Entfremdung beiträgt. Das achte zeigt auf, wie das materialistische Raster und die heutige Massengesellschaft auf zahlreichen Ebenen zusammenwirken und so einen Bindungsverlust auf breiter Ebene fördern. Das neunte untersucht, wieso eine entsozialisierte Kultur, obwohl sie den Menschen unglücklich macht, mit starken selbstreproduzierenden Mechanismen ausgestattet ist. Das zehnte betont, dass es viele Stimmen gegeben hat, die das Kommen der Entsozialisierung in Großbritannien und in der ganzen westlichen Welt vorhergesagt oder beobachtet haben, was eine der Hauptthesen dieses Buches stützt. Am Ende steht ein Aufruf zur Erneuerung im Geist des Christentums: Um unserem gegenwärtigen Elend zu entfliehen, müssen wir zu einem ganzheitlichen Menschenbild zurückkehren und uns für eine Erneuerung des menschlichen Geistes einsetzen.

15 Vgl. J. B. Elshtain, »What is ›Civil Society‹ and How does it Develop?«, in H. F. Zacher (Hrg.), Democracy: Some Acute Questions (Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, Vatikanstadt 1999), S. 210.

16 Vgl. G. Cottier, »Morality and Economics in Health Care«, Dolentium Hominum, 43, XV, 2000, Nr. 1, S. 67-8. Die Zeitschrift Dolentium Hominum wird herausgegeben vom Päpstlichen Rat für die Pastoral im Krankendienst, am Heiligen Stuhl.

17 Vgl. J. Maritain, The Person and the Common Good, Geoffrey Bles, London 1948, S. 70.

18 Vgl. Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, 10. Vollversammlung: Intergenerational Solidarity, Welfare and Human Ecology, 23. April bis 3. Mai 2004, Conclusions on »Intergenerational Solidarity, Welfare and Human Ecology«, Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, Vatikan­stadt 2004, S. 15.

19 In Bezug auf die Slowakei siehe M. Kuna (Hrg.), Slovensko, Materialzmus a Desocializácia. Katolícka univerzita v Ružomberku Filozofická fakulta, Slowakei, 2006. (s. bibliograf. Angabe S. 533) Darin ist die Antwort von etwa 20 slowakischen Wissenschaftlern auf meinen Vortrag »Western Materialism and the Exportation of Desocialization« enthalten (veröffentlicht ebd., S. 257–274).

20 Im Rahmen einer Umfrage, die 2011 im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, gaben 70 Prozent der Befragten an, keinen ihrer Nachbarn namentlich zu kennen; 51 Prozent sagten, sie würden nie einen Nachbarn um Hilfe bitten; über 40 Prozent gaben an, dass sie mit denen, die im Umkreis von etwa 200 Metern wohnen, nie sprechen würden. Nur sechs Prozent sagten, dass in ihrem Wohngebiet ein starker Gemeinschaftssinn vorhanden sei. Außerdem stimmten 83 Prozent der Aussage zu, dass ihre Nachbarschaft ein »freundlicherer Ort« war, als ihre Eltern in ihrem Alter waren: MailOnline, 28. November 2011, »Love Thy Neighbour no More…«.

21 Siehe z. B. Johannes Paul II., Agenda for the Third Millennium, Harper Collins, London 1996, bes. S. 176 f.

22 M. Houellebecq, Elementarteilchen, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, S. 7.

23 Siehe insbesondere Kapitel 2, S. 67 ff.

24 Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio, einführende Worte.

1. Unsere kulturelle Krise

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