Dash - Christina M. Fischer - E-Book

Dash E-Book

Christina M. Fischer

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Beschreibung

Mitten im Herzen von Oaks legte der gerissene Vampirjäger Nathan dem alten Vampir Mordred eine tödliche Falle. Acht lange Jahre dauerte die Jagd nach ihm, doch nun hat Dash, Mordreds Nachfolger, eine heiße Spur. Mithilfe seiner Schwester will Dash Nathan zur Strecke bringen, nichtsahnend, dass das Schicksal der Geschwister unmittelbar mit seinem verknüpft ist.

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Seitenzahl: 678

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Dash - Fesseln des Blutes

 

Roman

 

Die Blutkrieger 1

Dash - Fesseln des Blutes

 

Erstausgabe 04/2016

 

 

Text: © Copyright by

 

Christina M. Fischer

Gebr.-Walther-Weg 45

97776 Eußenheim

[email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Tag der Veröffentlichung: 16/04/2016

www.neobooks.com

 

Covergestaltung:

www.ennipix.de

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Copyright

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Danksagung

Prolog

 

Er ließ die Kälte des bevorstehenden Winters draußen, als er ins Innere des angesagten Klubs ging. Laute Musik und der Schweißgeruch von Menschenmassen schwappten über ihn hinweg. Seine Mundwinkel verzogen sich vor Ekel. Oaks, eine Stadt hundert Meilen von Boston entfernt, die zu klein für eine Großstadt war, aber auch zu groß für eine Kleinstadt, bot etliche Tanzmöglichkeiten für Feierwütige, doch dieser Klub war zudem die bevorzugte Spielwiese seiner Artgenossen.

Angewidert wandte der dunkel gewandete Mann das Gesicht ab und drang tiefer in den Raum vor. An den Ausgängen fand er sie. Sie lehnten sich lässig an der Wand und sahen sich suchend mit hungrigen Blicken um. Jene, die sich seiner Anwesenheit bewusst wurden, richteten sich automatisch auf und begegneten ihm mit Respekt, die anderen würden ihrem Beispiel folgen.

»Etwas zu trinken?« Eine dralle Blondine balancierte geschickt ein voll beladenes Tablett und lächelte ihm kokett zu. Als er nicht antwortete, ging sie verstimmt weiter, um ihr Glück beim Nächsten zu versuchen.

Der große Mann stieß einen leisen Fluch aus. Warum zum Teufel sollte er hierher kommen? Er hatte keine Zeit zum Feiern. Erneut warf er einen Blick auf den Zettel, den er heute auf seiner Kommode gefunden hatte. Eindeutig Arthurs Handschrift, aber wieso benutzte der gottverdammte Mistkerl nicht sein Handy um ihn zu erreichen? Es gab nicht viele, denen er seine Nummer anvertraute, aber Arthur zählte eindeutig dazu.

Schlechtgelaunt stieg er die Stufen zur oberen Etage hoch und blickte stumm auf die Tanzenden unter sich. Dancemusik hallte durch den großen Saal und unzählige Scheinwerfer spien ihr buntes, flackerndes Licht auf die wogende Masse. Er konnte sie erkennen, Menschen und Vampire, die ihre Körper aneinander rieben und eine Lust teilten, die ihn verächtlich schnauben ließ. Sie waren nichts als Futter. Blutsäcke, in die er seine Zähne vergrub. Etwas anderes konnte er sich nicht mehr gestatten zu glauben, zu viele seiner Freunde hatten sie getötet, darunter etliche Mitglieder seines Ordens. Blutkrieger, stark, wild und tödlich. Die Feiglinge nutzten eine Waffe, die vielen von ihnen schadete, ihren wehrlosen Schlaf während des Tages.

Verächtlich wandte er sich von den Tanzenden ab und begab sich zu einer Sitznische, die man mit einem roten Vorhang den Blicken anderer entziehen konnte. Er ließ ihn jedoch offen und betrachtete gelangweilt das Treiben.

Mit jeder Minute die verrann, wurde er ungeduldiger. Arthur sollte gefälligst seinen Hintern hierher bewegen. Er hatte sich noch nicht genährt und das machte ihn launischer, als er ohnehin war.

»Mister, wollen Sie etwas zu trinken?« Eine andere Bedienung näherte sich ihm. Dunkelbraunes Haar umschmeichelte ein zartes Gesicht, in dem sanfte, braune Augen ruhten, eindeutig eher sein Geschmack. Um seinen Mund bildete sich ein leichtes Lächeln. Sobald er ihrem Blick begegnete, fiel es ihm nicht schwer sie einzufangen. Sie bekam noch nicht einmal mit, wie er den Vorhang zuschob und ihr das Tablett aus den Händen nahm. Dann lag sie unter seiner gewaltigen Gestalt auf der Sitzbank begraben und er versenkte seine Zähne in ihren Hals, trank hungrig und genüsslich.

Im Gegensatz zu den Jahren, die er bereits hinter sich hatte, waren ihre wie ein kaum wahrnehmbarer Funke, trotzdem hielt er sich an das eiserne Gesetz seines Ordens. Ihre Jäger wurden getötet und vernichtet, doch Zivilisten ließ man am Leben. Er durfte sich von ihrem süßen Blut ernähren, ihr Leben jedoch musste er verschonen.

Minuten später blinzelte die Kellnerin verwirrt, dann entdeckte sie ihn.

»Danke für den Drink«, sagte er aus dem Schatten der Sitznische und sah sie schaudern. Sie blickte auf das Tablett hinab, sich scheinbar fragend, was sie ihm denn zu trinken gegeben hatte.

»Das wäre alles«, schnurrte er und sie floh fast aus dem kleinen Separee.

Wieder alleine, war das Verlangen zu trinken verschwunden, doch die Unruhe blieb. Plötzlich surrte das Handy in der inneren Brusttasche seines Ledermantels. Arthurs Name prangte ihm entgegen, es war jedoch nur eine SMS.

»Ich warte hinter dem Klub auf dich«, las er.

»Du kleiner Scheißer«, knurrte er verärgert und stand auf, zwängte sich durch die Menge, die sich vor seiner Nische gebildet hatte. Er ertrug das Gefühl ihrer schwitzenden Leiber nicht, also sandte er kleine Fühler der Macht aus, um sie von sich fernzuhalten.

Mochte das Gebäude innen gerammelt voll sein, der Hinterhof war dunkel und menschenleer. Geschickt überwand er die wenigen Stufen mit einem Sprung und sah sich um. Es verlangte ihn geradezu danach, in sein gottverdammtes Bett zu kommen.

»Wo steckst du, Arthur?«, zischte er. Ein unangenehmes Gefühl glitt zwischen seine Schulterblätter. Außerdem fühlte er sich eigenartig, konnte es aber nicht näher definieren. Fluchend griff er nach seinem Handy, als es erneut summte. »Wenn du mich versetzt, brech ich dir die Beine«, brummte er und ging ran. »Ja!«

»Mordred! Gott sei Dank!«

»Miroko?« Schon als er den Namen seines Freundes murmelte, spürte er einen eisigen Hauch. Die Stimme des Sehers klang zu aufgebracht.

»Mordred, geh da weg! Es ist eine Falle!«

Die Signale waren die ganze Zeit über da gewesen, doch sein Verstand hatte sich geweigert sie zu akzeptieren, denn Arthur war ein Freund.

»Was ist passiert?«, fragte er leise.

»Die Bastarde haben Arthurs Frau und Tochter. Wir fanden Alicia tot im Haus, mit der Kleinen erpressen sie ihn.«

»Damit er mich verrät«, stellte er lautlos fest.

»Bleib in Bewegung, dann wirst du es schaffen. Dash ist unterwegs und er ist ziemlich angepisst.«

Trotz der schrecklichen Lage, entfuhr ihm ein bellendes Lachen. »Du schickst einen Wahnsinnigen, um einen anderen zu retten?«

»Du …« Stille kehrte ein, Mordred wusste sofort, dass der andere Vampir gerade von einer Vision geplagt wurde. »Ich leg auf. Es ist besser, wenn ich mich konzentriere.«

»Achtung!«, schrie Miroko und im gleichen Moment spürte er einen siedenden Schmerz in der Brust. Benommen senkte er den Blick auf den dicken Pfeil, der aus seinem Rumpf ragte. Er hatte instinktiv versucht sich mit der gewohnten Schnelligkeit fortzubewegen, musste jedoch verwirrt feststellen, dass er immer noch an der gleichen Stelle stand.

»Mordred!«, schallte Mirokos Stimme aus dem Handy, als es aus seiner seltsam kraftlosen Hand glitt.

»Verdammt«, ächzte er und ging in die Knie.

»Meister! Meister!«, hörte er seinen Schüler schreien und lächelte kalt, während er zitternd den Arm hob und mit letzter Kraft das Handy zerschmetterte. Sein Ende war gekommen und das mitzuerleben, wollte er seinem Freund ersparen.

Zwei weitere Pfeile flogen nacheinander auf ihn zu und bohrten sich in seine Handflächen, mit denen er sich auf dem kalten Boden abstützte. Er hätte sich mit Schmerzen aus dieser Falle befreien können, doch er spürte ein fremdartiges Mittel, welches in seinen Blutkreislauf gelangt war und ihn lähmte, bis er so schwach wurde, dass er kaum den Kopf oben halten konnte.

»Ich hatte es mir schwerer vorgestellt einen von euch zu töten«, hörte er eine ruhige Stimme und fletschte die Fänge. Die Gestalt, die nun aus dem Schatten trat, besaß die Statur eines Mannes, doch es war kaum mehr als ein Junge, vielleicht gerade erst achtzehn Jahre alt.

»Mit miesen Tricks kann man jeden Kampf gewinnen«, antwortete Mordred und spuckte ihm einen Klumpen Blut vor die Füße. Er verstand nicht, warum er seine Kräfte nicht hatte einsetzen können.

Unbeeindruckt kam ihm der junge Jäger näher, die große Armbrust, ohne zu zögern, auf ihn gerichtet. »Wir hatten den Bedienungen des Klubs nur vorsichtshalber ein schwächendes Mittel injiziert. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass du von ihnen trinken würdest.«

»Oh, du bist einer von der gewissenlosen Sorte«, grunzte Mordred, als ein weiterer Pfeil sich in seinen Oberschenkel bohrte. Dieser Schuss wäre gar nicht notwendig gewesen, da er sich ohnehin nicht rühren konnte, doch mit dieser Geste wollte der Jäger ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte.

»Um noch einmal auf die miesen Tricks zurückzukommen«, sagte der junge Mann und neigte den Kopf leicht zur Seite, »ein Mensch zu sein, ist in diesem Kampf das Unfairste überhaupt. Unsere Knochen könnt ihr mühelos zerbrechen und wir können noch nicht einmal fliehen, denn ihr seid zehnmal so schnell wie wir. Was bleibt mir denn da sonst übrig außer meiner List?«

»List? Ist das alles? Was ist das für eine grausame Methode Frauen und Kinder als Köder zu benutzen? Was habt ihr mit der Kleinen von Alicia und Arthur gemacht?«

»Die Kleine«, flüsterte der junge Mann scheinbar bedauernd. »Es tut mir leid, wir machen keine Gefangene.«

»Du mieser Bastard!«

»So unfreundlich? Verfluchen kannst du mich, aber das wird dir nichts bringen, Vampir. Dein Tod wurde unvermeidbar, als das Gift meines Pfeils in dein Blut gelangt ist.« Das Gesicht des Jägers wurde für eine Sekunde nachdenklich, dann verzog er den Mund zu einem Lächeln. »Aber du brauchst dich nicht zu schämen. Ich entstamme einer Blutslinie von Jägern und werde meinen Ruf so ausbauen, dass jeder Vampir beim Klang meines Namens erzittert.«

Mordred lachte verächtlich auf. »Blutsack, träum weiter.« Dann wurde seine Miene kalt. »Es ist nicht so, als ob du Niemande getötet hättest. Ich bin einer der Alten und mir folgen etliche Schüler, viele davon Mitglieder des starken Blutes. Sagt dir dieser Begriff etwas?«

»Sie waren mal Menschen«, knurrte der Jäger. »Also sind sie wie du, immun gegen das Sonnenlicht. Aber genau deswegen habe ich die Nacht ausgewählt, ihr fühlt euch so unangreifbar in der Dunkelheit.«

Verflucht, dieser Mistkerl hatte sie genau studiert. »Das wird dir nichts nützen, denn wie du unsere herausgefunden hast, so werden sie auch deine Schwachstelle finden.« Kurz dachte er an Arthur und an die tiefe Liebe, die in den Augen seines Freundes aufgeblüht war, wann immer er Alicia und Maggie angesehen hatte. Was würde er nun zu sehen bekommen, wenn er seinem Freund gegenübertreten könnte?

»Meine Schwachstelle«, flüsterte der junge Mann und stemmte einen Stiefel gegen Mordreds Schulter. »Ich habe keine Schwachstelle!«

Mordred wollte aufspringen und ihn packen, doch er schaffte es nur einen Finger zu krümmen. Die Spitze des Pfeils in der Armbrust berührte die Haut unter seinem Kinn und hob seinen Kopf an. »Keine Sorge, ich werde dich nicht fertigmachen, das Gift in deinen Adern tut seine Arbeit.«

»So gnädig?«, stieß Mordred höhnisch aus.

»Oh nein, denn ich möchte, dass deine Leute dich finden. Sag ihnen, Nathan hätte dich getötet. Lass sie Jagd auf mich machen. Ich bin gespannt, ob sie wirklich so stark sind wie du behauptest.«

Da beugte er sich zu ihm hinab und Mordred erstarrte, denn er erkannte im Schein der Außenbeleuchtung die Augen des Jägers.

»Welches gefällt dir besser?«, fragte Nathan amüsiert. »Ich würde das Braune dem Grünen vorziehen. Es heißt doch, diese Augenfarbe erweckt Vertrauen.«

Mordred blinzelte, als der Jäger zurücktrat, dann wurde ihm ein derart harter Tritt versetzt, dass seine Hände durch die Bolzen gezerrt wurden und er nach hinten fiel. Keuchend sah er in den klaren Sternenhimmel.

Sollte es so mit ihm zu Ende gehen? Er, Hauptmann seines Ordens und Meister von legendären Kriegern starb nun, weil er einem von ihnen vertraut hatte?

»Einen langsamen Tod wünsche ich«, hörte er den Jäger sagen, dann entfernten sich seine Schritte immer mehr, bis er nichts mehr außer den dröhnenden Bass wahrnahm, der aus dem Klub nach außen drang.

Er wusste nicht wie lange er schon dalag, als er plötzlich eine bedrohliche Aura auf sich zukommen spürte. Ein Seufzen drang über seine Lippen, als sein stärkster Schüler bei ihm erschien.

Die Gestalt, die sich neben ihm kniete, war riesig. »Meister?« Hände berührten ihn vorsichtig. »Bin ich zu spät?«

»Nein, Dash«, krächzte Mordred. Jedes Wort auszusprechen war so anstrengend wie ein langer Lauf. »Weißt du noch, was ich dir eingebläut habe?«

»Stirb niemals alleine«, flüsterte der blonde Krieger und hob Mordreds Oberkörper an, damit der Sterbende aufrecht sitzen konnte.

»Wer war es?«, wollte er dann wissen und der alte Vampir war geneigt zu schweigen, damit Nathan seinen Ruf nicht bekam, doch nichtsdestotrotz war er ein Feind und dadurch eine Gefahr. »Er nannte sich Nathan.«

Dash knurrte leise. Es gab unzählige Männer, die diesen Namen trugen, was eine Suche nach ihm nicht gerade erleichtern würde. Plötzlich und mit letzter Kraft krallte sich Mordred in den Kragen seiner Jacke. »Zwei … Augenfarben …«, stieß er hervor, worauf der hellhaarige Vampir die Stirn runzelte. »Was?«

»Er hat ein grünes … und ein … braunes … Auge.« Verdammt, alles fiel ihm schwer, selbst bei Bewusstsein zu bleiben. »Arthur … ihr dürft … ihn nicht …«

»Wir haben ihn. Er war bereit seine Strafe zu empfangen«, verriet Dash ihm leise. »Arthur ist tot.«

Mordred blinzelte, weil seine Sicht verschwamm. »Was für ein Desaster … unsere Rasse verliert zwei Krieger in … einer Nacht.« Und damit schloss er die Augen und starb.

 

Dash schwieg, schließlich stand er auf, die leblose Gestalt seines Meisters in den Armen haltend, unfähig zu gehen, oder etwas anderes zu tun, als an Ort und Stelle zu verharren und in das tote Gesicht des Mannes zu blicken, der ihm so vieles beigebracht hatte. Wenige Minuten später, eilte eine andere Präsenz auf ihn zu. Mutete Dashian vorhin wie ein feuriger Wirbelsturm an, so glich die Aura des Sehers einem frischen Frühlingsregen.

Mirokos fahles Gesicht wurde noch bleicher und die blauen Augen trüb vor Kummer, als er ihn erreichte. Seine schlanken Finger glitten entsetzt zu Mordreds Wange. »Schon wieder konnte ich nichts tun.«

»Halt die Schnauze!«, fuhr Dash ihn brüsk an. »Er hat uns nicht zum Jammern ausgebildet. Du willst plaudern? Fein! Verrate mir, wo ich diesen Bastard finde!«

Der andere Vampir erstarrte, schließlich erschien ein schwaches Lächeln in seinem schmalen Gesicht. »Wie recht du hast, verzeih. Tragen wir ihn zu meinem Auto, dein Motorrad würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«

Im Schutz der Dunkelheit gingen sie zu einer Seitengasse des Klubs, in der ein schwarzer Jeep parkte, und legten den Leichnam auf den Rücksitz.

»Wie geht es Pain?«, fragte Dash, während er sich eine Zigarette anzündete.

»Beschissen. Frost und Mikela kümmern sich um ihn. Zarakay informiert gerade den Rat und die anderen sind auf der Jagd.« Seufzend lehnte Miroko sich gegen das Auto. »Du wirst es sein, nachdem Arthur nun tot ist.«

Fast schien es, als wolle der große Vampir vor diesen Worten fliehen. »Scheiß drauf.«

Entschieden baute Miroko sich vor ihm auf. Zwar besaß er bei Weitem nicht so viel Muskelmasse wie sein Freund, doch er reichte locker an Dashs Größe heran. »Du nimmst den Platz unseres Meisters ein und gibst diesem Bastard, was er verdient!«

Brummend inhalierte Dash den Rauch seiner Zigarette. »Mit dem letzten Teil bin ich mehr als nur einverstanden.«

»Ich habe es gesehen!« Der schwarzhaarige Seher erzwang den Blickkontakt. »Sag ja, dann erzähle ich dir von der Vision, mit deren Hilfe du ihn fertigmachen kannst.«

»Wie wäre es hiermit? Du sagst es mir, sonst zertrümmere ich deinen hübschen Schädel«, fauchte Dash, was den Seher jedoch vollkommen unbeeindruckt ließ. »Dann erfährst du es nie.«

»Verdammt noch mal! Ich bin der Richtige, wenn es darum geht jemanden zu töten und bei der Folter bin ich ein verfluchtes Genie, aber ich kann niemals anführen«, stieß er hinaus.

»Ich sah, dass du es kannst.«

»Und wenn du mir sagst, dass du gesehen hast, wie ich einem Kerl einen geblasen habe, glaube ich dir genauso wenig.« Gereizt warf er die Kippe von sich. »Sprich!«

Seufzend schloss Miroko die Augen und gab nach. »Na gut, du musst jemanden mit seinen Augen finden, wenn du ihn erledigen willst.«

»Seinen Augen? Mord sagte, er hätte zwei unterschiedliche Augenfarben.« Nachdenklich rieb Dash sich das Kinn. »Seine Eltern?«

»Oder Geschwister«, warf Miroko ein. »Finde die Person und bring sie zu uns, sie ist seine einzige Schwachstelle.«

»Und weißt du auch, wo ich jene besagte Person antreffe?«

»Noch nicht.«

Gereizt ballte der Vampir die Fäuste, um nicht alles zu zerschlagen. »Dann streng dich an.«

»Ich würde es tun, wenn ich könnte.« Traurig berührte Miroko das Glas der Autoscheibe und blickte auf seinen Meister hinab, der immer noch aussah, als ob er schlafen würde. »Ganz gleich, was es mich kostet, aber diese verfluchte Gabe steuert sich selbst.«

Stille breitete sich zwischen den Männern aus, schließlich stieg Miroko in den Jeep, um Mordred zu seiner letzten Ruhestätte zu bringen, während Dash sich in das Nachtleben stürzte, auf der Suche nach dem Jäger mit den zwei verschiedenen Augenfarben.

 

»Natalie, komm nach unten!«

Zitternd stand das Mädchen vor dem Fenster. Der schwarze Wagen war schon vor zehn Minuten angekommen. Sie wusste, er wartete im Erdgeschoss auf sie, und war deswegen wie erstarrt.

»Also, was treibt sie bloß?«, hörte sie die Frau sagen und presste die bebenden Lippen aufeinander.

»Ich sehe mal nach ihr.«

Seine Stimme! Sie rang erstickt nach Atem und sah sich hektisch im Zimmer um, doch es gab keine Zuflucht. Nicht hier, nicht in diesem fremden Haus.

Dann glitt die Tür auf und er schritt in den Raum hinein. Er trug saubere Jeans und ein schwarzes Shirt, doch sie konnte immer noch das Blut an ihm riechen.

Gewissenhaft schloss er die Tür hinter sich zu, dann trat er vor sie. Er war so groß, dass sie ihm nur bis zur Brust reichte.

»Wieso kommst du nicht zu mir?«, fragte er sanft, während er zärtlich ihr Gesicht streichelte. »Bist du mir böse, weil ich dich hierher gebracht habe?«

Seine Hände waren warm und erinnerten sie schmerzlichst an Zeiten, die hinter ihr lagen. »Ich mag … ich will nach Hause«, wisperte sie und hasste sich selbst dafür, denn sie war fünfzehn und sollte mutiger sein.

»Dort ist es nicht sicher«, flüsterte er und zog sie an sich. Sie roch das herbe Rasierwasser, das er immer benutzte, und konnte trotzdem den Tod riechen. »Nathan?«

»Ja?« Seine Stimme war ganz leise.

»Wo warst du heute Nacht?« Wen hast du getötet, wollte sie eigentlich fragen.

Statt einer Antwort, stieß er ein tiefes Seufzen aus und sah sie ernst an. »Niemand wird dir schaden«, versprach er ihr. »Das lasse ich nicht zu.«

Und da log er, denn als er sie an sich zog und küsste, war er der Einzige, der ihr wehtat.

»Bitte nicht«, stieß sie hervor, da hob er sie hoch und setzte sich auf das Bett, ihre kleine Gestalt fest an sich gepresst.

»Natalie«, raunte er leise und sah sie flehend an. »Ich brauche dich.«

Was wollte er von ihr? Was verlangte er? Sollte sie ihn wie früher in die Arme nehmen? Ihn wie einst trösten? Alles hatte sich verändert. Er wollte nicht mehr, dass es so wie damals war, das zeigte er ihr seit dem Tod ihrer Eltern.

Aufstöhnend drückte er sie auf ihr fremdes Bett und versenkte hungrig seine Zunge in ihren Mund.

»Gib dich mir hin«, forderte er leise, schob ihr das Kleid nach oben. Seine Finger glitten unter ihr Höschen und zogen es ihr aus. Natalie stockte der Atem, als er an seiner Hose nestelte, dann glitt er in sie.

Sie keuchte erschrocken, doch es tat nicht mehr weh, nicht mehr so wie damals, als er es zum ersten Mal getan hatte.

»Mein«, hauchte er an ihrem Mund, während er sich rhythmisch in ihr bewegte, ihren Po umklammerte und immer schneller wurde, dann erstarrte er und sank mit einem Seufzer auf sie. Regungslos lag Natalie da, lauschte ihrem pochenden Herzen und blinzelte, als er den Kopf hob und sie ansah. »Sag, dass ich dein Erster und dein Letzter bin. Sag es«, forderte er.

»Du weißt, dass es so ist«, flüsterte sie. Sie wollte schreien, sie wollte weinen, weil niemand ihr helfen konnte und weil alles so falsch war. »Warum?«, fragte sie stattdessen.

Zärtlich hob er ihr Gesicht an. »Weil es richtig ist, weil es niemand anderes sein kann als du, weil ich dich liebe.«

Sie hatte ihn auch geliebt, vor langer Zeit, als er noch er selbst war, als er noch ihr großer Bruder war.

Sanft glitt Nathan mit den Fingerspitzen zu den hohen Wangenknochen, fast so, als wolle er ihre Augen berühren, die den seinigen glichen. »Wir sind eins.«

Immer noch verbunden mit seinem Glied, brachte Natalie nicht die Kraft auf etwas zu sagen und sie verstummte ganz, als er sie erneut küsste und an sich presste. Wenige Minuten später, löste er sich wieder von ihr und ging hinunter, ließ sie allein mit ihrer Furcht und ihrer Scham. Schluchzend schloss sie die Augen und presste ihr Gesicht in das Kissen, damit diese fremden Menschen sie nicht hörten, vor allem nicht ihr eigener Bruder.

In dieser Nacht tat sie etwas, das die alte Natalie niemals getan hätte. Sie packte ihre Habe und floh aus dem Haus voller Fremden, floh vor dem Mann, der ihr Bruder war und sie so wollte wie eine Ehefrau.

Sie floh, weil sie ein neues Leben ohne Nathans Forderungen wollte, die sie sonst vernichten würden. Aber sie vergaß niemals, dass ihr Bruder stets auf der Suche nach ihr sein würde.

1

 

Der Hauptsitz des Vampirordens befand sich eine halbe Stunde mit dem Auto von Oaks entfernt. Die Gegend war vor allem bei Ärzten und Richtern beliebt. Menschen, die ihre Privatsphäre schätzten und daher die Nachbarn in Ruhe ließen. Genauso, wie sie es auch haben wollten.

Das Gebäude auf dem riesigen Grundstück mit dem malerischen Wäldchen und dem See, umfasste an die dreißig Schlafzimmer, sowie etliche Bibliotheken und Trainingsräume. Die wertvollste Anlage jedoch, war der unterirdische Komplex, in dem jene ruhten, die das Sonnenlicht nicht vertrugen, oder wo jene hingebracht wurden, deren Schreie man nicht hören sollte.

»Also, Maurice, fangen wir noch einmal von vorne an.«

Inmitten eines kleinen, gefliesten Raumes, hing ein durchschnittlich aussehender Mann von der Decke. Seine verwahrloste Gestalt verströmte einen unangenehmen Geruch. Mühsam hob er die schweren Lider. »Ich … weiß … nichts.«

Dash warf einen knappen Blick zu dem gelangweilt wirkenden Miroko und schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge, als dieser, ohne aufzusehen, den Kopf schüttelte. »Maurice, das nächste Mal sind es die Eier. Ich nehm mir zuerst deine verbliebenen zwei Finger vor, danach schneide ich dir die Eier ab.«

Ein höhnisches Lächeln erschien im angeschwollenen Gesicht des Jägers. »Leck mich!«

Ungeduldig stand der Seher auf. »Dash, lass mich mal.«

»Ich … werde trotzdem … nichts sagen«, keuchte der blutende Mann.

»Oh, keine Sorge, das musst du auch nicht«, verriet Miroko geheimnisvoll lächelnd und spreizte die Finger, woraufhin der Jäger ihn verunsichert ansah. »Bei mir reicht es aus, wenn du es weißt.«

Mit wenigen Schritten durchquerte er den dämmrig beleuchteten Raum. Das leise Rascheln seiner engen Hose war neben dem gurgelnden Abfluss das einzige Geräusch in der Kammer. Seine kühlen Fingerkuppen legten sich auf die schweißfeuchten Schläfen des Gefolterten.

»Gleich sollte ich es haben«, murmelte er konzentriert.

Dash ging zu der einzigen Couch, die sich im hinteren Teil des kahlen Raumes befand und zündete sich mit blutigen Fingern eine Zigarette an. Er hatte gerade den dritten Zug genommen, als Maurice gequält aufschrie.

»Geh weg«, brüllte der Jäger, doch er war nicht in der Lage sich zu wehren. Der dunkelhaarige Seher war in seinem Kopf, kontrollierte seine Gedanken und untersuchte akribisch jedes Detail. Normalerweise ging Miroko behutsamer vor, doch in diesem Verstand sah er Dinge, die ihn wütend machten.

Als er nach getaner Arbeit einen Schritt zurücktrat, sackte der Mann bewusstlos in sich zusammen.

»Und?« Dash zerdrückte den Zigarettenstummel und ging zu ihm.

Angewidert wischte sich der Seher die Hände an einem Handtuch ab. »Falls du ihn töten willst, so tu das. Dieser Mistkerl hat so viele von uns umgebracht, sogar Zöglinge und Kinder waren darunter.«

»Weiß er etwas über Nathan?«, wollte Dash wissen.

»Genau wie die anderen hat auch er ihn nicht gesehen, doch ich habe etwas Wichtiges herausgefunden.«

»Nämlich?«

»Nathan sucht jemanden! Der Bastard hat alle angewiesen nach einer Frau Ausschau zu halten.« Miroko schnappte sich ein Notizheft und fing an das Foto, welches er im Geist des Mannes gesehen hatte, zu skizzieren.

Dash beugte sich neugierig über seine Schulter. »Das ist keine Frau, sondern ein Balg«, stellte er schließlich fest.

»Das Foto aus seiner Erinnerung war älter«, erklärte Miroko und sah dann zufrieden hoch. »Du wolltest doch wissen, was seine Schwachstelle ist. Bingo, es ist die Kleine.«

»Trotzdem weiß ich nicht wo das Gör steckt«, murrte Dash und runzelte die Stirn, als Mirokos Blick wegen einer empfangenen Vision leer wurde.

»Geh übermorgen zur Friedensbrücke, dort wird sie entlanggehen«, murmelte der Seher und blinzelte schließlich überrascht. »Bring sie lebend hierher. Wenn sie vor ihm flieht, dann muss sie etwas über ihn wissen. Womöglich seinen Aufenthaltsort?«

Maurice gab gurgelnde Laute von sich, als er wieder zu sich kam. »Ihr … werdet ihn … nie … finden.« Blut floss ihm aus Nase und Ohren. »Nathan wird … euch … alle…«

»Blablabla.« Dash legte seine Pranke um das verletzliche Genick des Jägers und brach es mühelos. Der Mann sackte nun vollends in sich zusammen. Dumpf schlug er auf, als der Vampir die Kette löste, die ihn aufrecht gehalten hatte.

»Vielleicht sollte ich hingehen«, schlug Miroko vor, als er seinem Kampfesbruder dabei zusah, wie dieser den Toten über die Schulter warf.

»Warum? Ich muss sie doch nur hierherbringen.«

Schon, doch die Gestalt seines Hauptmannes war mehr als nur auffällig, allerdings würde Dash sich nichts sagen lassen. Acht Jahre lang jagten sie einen Mann, der mehr von ihnen tötete, als jeder andere Vampirjäger zuvor. Nathan war nicht mehr nur ein Name. Er hatte die Menschen zusammengeführt. Sie waren kein unkontrollierter Haufen mehr, dieser verdammte Mistkerl ließ sie ausbilden und trainieren und stellte Fallen auf, die so genial durchdacht waren, dass sie dadurch etliche Verluste hinnehmen mussten. Nathan war der Kopf und wenn man ihn beseitigte, dann fiel alles wieder in sich zusammen, davon waren sie überzeugt.

»In Ordnung«, sagte Miroko leise. »Pass auf dich auf.«

»Ich entsorge schnell unseren kurzweiligen Freund, dann können wir uns alle treffen«, brummte Dash und verließ die unterirdische Folterkammer.

Der Seher warf einen nachdenklichen Blick auf die gezeichnete Skizze und runzelte die Stirn. Das Foto in seiner Vision war schwarzweiß gewesen, aber kam es nur ihm so vor, oder war das linke Auge heller? Nach einem letzten Blick stand er auf und betrat schulterzuckend den langen Flur.

Auf seinem Weg zum Aufzug, begegnete er in den unteren Gängen Frost und Mikela, die den bewusstlosen Pain zwischen sich trugen. Die Gestalt des Vampirs war voller frischer Wunden, seine Hand blutbesudelt.

»Heute hat er es übertrieben«, zischte die große Kriegerin.

Mikela kam als das Kind eines Edelmannes und einer Sklavin zur Welt. Wie ihr Zwillingsbruder Kain, besaß sie hellbraune Haut, katzengrüne Augen und krause, braune Haare. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der seit einem Jahrhundert durch die Welt streifte, hatte sie nach ihrer Verwandlung beschlossen, bei ihrem neuen Volk zu bleiben und dem Orden als Kriegerin zu dienen.

Frost hingegen war das genaue Gegenteil von ihr. Alles an ihm war bleich. Der Albino hatte farblose, glatte Haare und blaue Augen, die hell und wässrig wirkten.

Der Mann zwischen ihnen würde als erlesene Schönheit gelten, wenn er sich nicht immerzu entstellen lassen würde, doch Pain empfand den Schmerz als Lust und wenn er ihn nicht bei der Jagd erlitt, dann suchte er Etablissements auf, die seinen Hunger danach befriedigten. Schon jetzt konnte man sagen, dass er spätestens dann den Weg zu einer dieser Einrichtungen antreten würde, wenn er keine Narben mehr trug.

»Bringt ihn in sein Zimmer«, wies Miroko sie an und betrat den Aufzug, der ihn nach oben ins Erdgeschoss brachte. Im großen Foyer traf er auf Zarakay, der soeben angekommen zu sein schien.

»Sei gegrüßt«, sprach dieser und schob sich die Kapuze zurück. Langes, flammend rotes Haar hob sich kontrastierend von dem schwarzen Stoff der Jacke ab, die er soeben auszog. »Wo ist Dash?«

»Entsorgt den Jäger«, antwortete Miroko knapp und hob eine Braue, weil sein Freund leise fluchte. »Was gibt es?«

»Ich komme gerade vom ehrenwerten Rat. Sie verlangen von Dash, sich seinem Platz gebührend zu verhalten und eine Reinblütige zu heiraten.«

Ungläubig blieb der Seher stehen. »Das kommt vom Rat? Und sie wissen auch genau von wem die Rede ist?«

Zarakay nickte kalt, die braunen Augen funkelten erbost. »Die hohen Herren glauben, dass Dash das an Stärke hat, was ihm an Hirnmasse mangelt. Sie wollen ihn durch eine reinblütige Ehefrau kontrollieren.«

»Ich bin versucht ihn das wissen zu lassen«, meinte Miroko trocken, worauf der Blick des anderen Vampires ungläubig auf ihn ruhte. »Dash wird jede Frau töten, die ihm der Rat als Gattin vorsetzt. Sollte er von dieser verdammten Anweisung erfahren, dann fürchte ich sogar, dass er den ganzen Rat dafür büßen lassen wird.«

»Durchaus möglich«, stimmte Miroko ihm zu. »Aber er ist nunmal Mordreds Nachfolger. Wir alle haben ihn gewählt, und du weißt genau wie dagegen Dash anfangs war zum Hauptmann ausgerufen zu werden. Selbst wenn ich es nicht für das Beste halte, wir müssen es ihm sagen.«

Zarakay übergab seine Jacke einem Diener, der sie in sein Zimmer legen würde. »Meldest du dich freiwillig für den Job?«

»Sehe ich aus als sei ich verrückt«, schnaubte der schlanke Vampir.«

»Also, ich tue es garantiert nicht. Dash ist verdammt jähzornig, ich halte meinen Kopf nicht hin.«

»Dann lass doch den Rat ein Schreiben anfertigen«, schlug Miroko vor. »Darin sollen sie all ihre Forderungen eintragen. Ich schätze mal, unser Hauptmann wird sich davon abhalten lassen den unschuldigen Postboten zu lynchen.«

»Wer lyncht den Postboten?« Dash trat aus dem Aufzug und steckte sich eine neue Zigarette zwischen die Lippen. Rauch haftete seiner großen Gestalt an, wahrscheinlich vom hauseigenen Krematorium, das sie dazu benutzten, um die verstorbenen Jäger zu entsorgen. Als die Stille zunahm, hob er fragend den Blick. »Was gibt es?«

»Mikela meinte, heute Abend würde es Kuchen geben.« Miroko grinste breit und streckte sich, wodurch das enge Shirt nach oben rutschte und den Nabel entblößte. Durch sein ruhiges, manchmal fast sanftes Verhalten, merkte man ihm den Krieger nicht immer an, doch jeder wusste, wie stark der Seher war. Dashs Meinung nach, wäre der Seher geeigneter gewesen sie anzuführen, doch leider hatte er da kein Mitspracherecht gehabt. Alle Mitglieder seines Ordens hatten entschieden und die Wahl war auf ihn gefallen. »Ich habe keinen Hunger. Worüber habt ihr gesprochen?«

»Frost!«, rief Zarakay aus. »Der Knabe wartet schon seit drei Wochen auf die Lieferung seines Mantels. Wir hoffen natürlich, dass er seine eiskalte Ungeduld nicht an den Überbringer auslässt.«

»Aha!« Dash rieb sich die blutigen Finger an der Hose ab und zuckte schließlich mit den breiten Schultern. »Ich nehme ein Bad.«

Die Vampire schienen erleichtert, doch Dash drehte sich nach einigen Metern wieder zu ihnen um. »Und Zarakay? Du hast gute Verbindungen zum Rat der Reinblütigen. Wir Blutkrieger dienen unserem König und sonst niemandem. Falls sie es wagen über meinen Kopf hinweg zu entscheiden, töte ich sie.«

Der rothaarige Mann erstarrte, schließlich nickte er respektvoll. »Ja, Hauptmann.«

Dash nickte zufrieden und nahm zwei Stufen auf einmal nach oben. Miroko stieß die angehaltene Luft aus und tätschelte seinem Kampfesbruder grinsend die Schulter. »Lief doch alles wunderbar.«

Ungläubig sah Zarakay dem Seher hinterher.

 

Für anständige Verhältnisse war es viel zu früh am Morgen, als das jemand an ihrer Wohnungstür klingeln durfte. Nat drehte sich auf den Rücken und blinzelte verwirrt zur Decke. Womöglich der Postbote? Nein, überlegte sie. Heute war Sonntag. Doch wer war es dann? Noch etwas unkoordiniert hob sie die Hand um die Bettdecke beiseite zu schieben und hielt inne, als sie Debbie, ihre Mitbewohnerin und beste Freundin, aus ihrem Zimmer kommen hörte.

»Ich gehe schon«, nuschelte diese verschlafen. Kurz darauf fluchte sie ausgiebig, weil sie sich schon wieder den Zeh am Schuhschrank angestoßen hatte.

Nat lächelte still in sich hinein und genoss es einfach mal zu faulenzen. Für einen Moment herrschte Stille, dann hörte sie ihre Freundin rennen und richtete sich beunruhigt auf. »Debbie?«

Die junge Frau stürmte in ihr Zimmer und verkroch sich unter ihrer Bettdecke.

»Es ist Amber«, erklang es dumpf durch den Stoff, weshalb Nat seufzend den Kopf schüttelte. »Du bist zwar lesbisch, aber du bist echt der Casanova in dieser Kategorie.«

Debbies dunkler Haarschopf lugte als Erstes wieder unter dem hellblauen Baumwollstoff des Bettbezuges hervor, gefolgt von dem hellen Gesicht mit den blauen Augen.

»Wir waren nur schick essen«, verteidigte sich die junge Frau ernst. »Dort habe ich erfahren auf welche Schundfilme die Kleine steht und es war aus, noch bevor es begonnen hat.«

Fragend beugte Nat sich über ihre beste Freundin. »Soll ich dir helfen?«

»Oh ja, bitte«, bat Debbie artig, worauf Nat leise lachte.

Gutgelaunt kletterte sie aus dem Bett und torkelte zur Tür, schaffte es zu ihrer Zufriedenheit sogar, sich nicht den Zeh anzuhauen. Mittlerweile klingelte es fast ununterbrochen Sturm, was ihre gute Laune allmählich vertrieb.

»Hey, lass den Unsinn«, beschwerte sie sich ungehalten und riss die Tür zum Treppenhaus auf.

Debbies Eroberung sah ganz passabel aus. Sie besaß Kurven und einen richtigen Schmollmund. Optisch gesehen, die Sorte Frau, die Debbie bevorzugte. Als Amber sie allerdings zu Gesicht bekam, blieb jener volle Mund weit offen stehen.

»Was soll der Krawall?«, beschwerte sich Nat verschlafen und rieb sich die Augen. »Es ist …« Mist, wie spät war es überhaupt? »Es ist viel zu früh für Terrorklingeln!«

»Ist Debbie da?«, fragte die Brünette verunsichert.

»Noch im Bett, wir hatten eine lange Nacht«, sagte Nat und unterdrückte ein Gähnen. Diese Frau musste nicht wissen, dass die lange Nacht aus einem Serienmarathon der Gilmore Girls bestanden hatte.

Nat trug ein kurzes Chiffon-Nachthemd, welches vorzüglich ihre wohlgeformten Brüste betonte. Debbie hatte ihr versichert recht ansehnlich darin auszusehen, selbst diese Amber verschlang sie mit Blicken. »Wer bist du?«

Die Frage war unhöflich gestellt worden, sodass Nat missbilligend die Stirn runzelte. »Debbies Freundin. Wer will das wissen?«

Ambers Augen weiteten sich, weil sie aus dieser Antwort die falsche Schlussfolgerung gezogen hatte. Wütend verzog sie den Mund. »Oh, dieses Luder!«

»Hey, sprich nicht so von ihr«, fuhr sie die junge Frau an, woraufhin ein hinterhältiges Lächeln auf dem Schmollmund erschien. »Es dürfte dich interessieren, dass dein Goldschatz sich anderweitig umsieht. Mit mir ging es auch heiß zur Sache.«

Ach, wirklich? Nat wusste das selbst, trotzt Debbies Beteuerungen, doch sie spielte die Rolle der betrogenen Freundin ziemlich gut. »Ich habe genug gehört, geh jetzt«, stieß sie bestürzt hervor und knallte der anderen Frau die Tür vor der Nase zu.

Lauschend wartete sie noch eine Weile und als sie an den Geräuschen der hohen Pumps hörte, wie sich die Brünette immer weiter von ihrer Haustür entfernte, seufzte sie erleichtert auf. Wieder in ihrem Zimmer, krabbelte sie zu Debbie unter die Decke. Diese hatte es sich bereits bequem gemacht und kuschelte sich an sie.

Ihre dunkelhaarige Freundin war hager und doch maß sie eins achtzig. Sie wirkte niemals elegant und fraulich, was ihr einen exotischen Touch verlieh. Etliche Bewunderinnen hatten ihr Herz an sie verschenkt und sich eine blutige Nase geholt, denn Debbie stand nicht der Sinn nach einer festen Beziehung. Sie liebte es sich zu amüsieren, doch wenn es ernst wurde kniff sie, das hatte Nat des Öfteren beobachten können. Seit sie zusammen waren, versuchte Debbie ernste Beziehungen zu vermeiden. In dieser Hinsicht hatten sie vieles gemeinsam. Sie vertrauten einander und hielten zusammen, doch Außenstehende hatten es schwer in diesen innigen Kreis einzudringen. Die Einzige, die das Unmögliche geschafft hatte, war Wirbelwind Emily, ihre dritte Mitbewohnerin, die vor drei Jahren nicht nur sprichwörtlich in ihr Leben gepurzelt war. Mit ihren einundzwanzig Jahren war sie das Nesthäkchen der Wohngemeinschaft und doch sah sie mehr von der Welt als sie beide.

»Sie amüsiert sich sicher in Tokyo«, murmelte Nat leise, worauf Debbie brummte, dann schloss sie die Augen und döste ein.

 

»Ich finde dich!«

Diese Stimme! Schaudernd versuchte Nat zu entkommen. Sie wusste, dass sie schlief und träumte, doch ihr Körper wollte einfach nicht erwachen. Was sie fürchtete, war nicht nur den Sprecher alleine, sondern auch die Erinnerung, die er mit seiner Stimme hervorrief. Gefühle, die sie tief in ihrem Inneren vergraben hatte.

Eine Hand legte sich auf ihre Wange, woraufhin sie zusammenzuckte und die Augen aufriss. Debbie blickte mitfühlend auf sie hinab. »Vielleicht solltest du Dr. Martinez anrufen«, schlug sie sanft vor.

Kopfschüttelnd barg Nat ihr Gesicht an Debbies Halsbeuge und presste die Augenlider fest aufeinander, um das helle Tageslicht zu vertreiben. »Sie kann mir nicht mehr weiterhelfen, das kann nur ich alleine.«

»Dir geht es immer noch nicht gut«, meinte ihre Freundin besorgt. »Du solltest deine Jugend genießen, mit mir ausgehen und feiern.«

»Ich bin kein Partymensch«, versuchte Nat sich herauszuwinden.

»In einem Punkt hatte er recht«, flüsterte Debbie an ihrem Ohrläppchen. »Er ist dein Erster und dein Letzter.«

Diese Worte trafen genau ins Herz. Verletzt riss Nat die Augen auf und begegnete Debbies ernstem Blick. »Warum sagst du das?«

»So leid es mir tut, aber es ist die Wahrheit.« Debbie zwang sie dazu, den Blickkontakt aufrecht zu halten. »Deswegen kann nicht einmal eine Psychiaterin dir helfen, du selbst musst den Schlussstrich ziehen.«

»Und wie? Soll ich mir einen Kerl suchen, der mir nichts bedeutet und …« Erschrocken verstummte sie, als ihre Freundin sie küsste. Ihr Mund war sanft und erfahren, doch Nat fühlte sich starr wie eine Statue. »Debbie?«

»Du weißt, dass ich dich liebe«, sagte diese leise.

Ja, aber doch nicht auf diese Weise, oder? »Ich dachte, nicht so.«

Seufzend rückte die große Frau von ihr weg und legte einen Arm über ihre Augen. »Habe ich jetzt alles kaputt gemacht, Nat? Ich möchte nicht, dass du dich deswegen von mir zurückziehst, aber ich kann mir gut vorstellen mit dir zusammen zu sein. Wir vertrauen einander und haben uns immer beschützt.«

Ja, das hatten sie. Nachdem Nat vor ihrem Bruder davongelaufen war, hatte sie Debbie auf der Straße kennengelernt, die ein ähnliches Schicksal durchlitten hatte.

Ernst setzte Nat sich auf und beugte sich über ihre Freundin, zog deren Arm beiseite, damit sie ihr in die blauen Augen sehen konnte. »Debbie, wir sind schon so lange zusammen. Wir kennen einander und du bevorzugst Frauen, insofern ist es nur normal, wenn du glaubst …«

»Jedes Mal, wenn ich neben einer Frau liege, habe ich dein Gesicht vor Augen«, gestand sie, ihr schimmernder Blick wandte sich nicht ein einziges Mal von ihr ab. »Nat, ich will dich, aber ich bin auch damit zufrieden, dich als beste Freundin zu behalten. Alles, was du mir zu geben bereit bist, nehme ich an.«

Und was war das? Hatte sie vielleicht die ganze Zeit gespürt, was ihre Freundin für sie empfand und es ignoriert?

Verwirrt schüttelte Nat den Kopf. »Debbie, ich …« Seufzend rückte sie beiseite. »Der Kuss war schön aber …«

»Du willst nichts von mir, zumindest nicht auf diese Weise«, schlussfolgerte die junge Frau enttäuscht. Nat legte sich wieder neben sie und starrte zur Decke hinauf. »Nein. Ich weiß noch nicht einmal, ob es mir möglich sein wird, jemals etwas in der Art zu empfinden. Nach ihm habe ich nie jemanden begehrt.«

Stille breitete sich zwischen ihnen aus, schließlich fing Debbie an zu lachen. »Die ganze Zeit machen wir uns etwas vor. Wir wollen ein ganz normales Leben führen, so als gäbe es unsere Vergangenheit nicht und doch ist keine von uns fähig, sich einem Mann hinzugeben. Du, wegen deines Bruders und ich, wegen meines Vaters.«

»Das findest du zum Lachen? Es ist eher zum Heulen«, entgegnete Nat trübe, stand jedoch entschlossen auf. »Los, Schlafmütze, lass uns frühstücken gehen.«

»Du bist so grausam«, beklagte sich Debbie gespielt jammernd, woraufhin Nat wieder lächeln musste, froh darüber, dass sich zwischen ihnen nichts geändert zu haben schien.

Plaudernd setzten sie sich an den kleinen, runden Tisch mit den drei Stühlen. Nat nippte nachdenklich an ihrem Cappuccino, während sie den dritten, leeren Stuhl betrachtete. »Emily hat letzte Woche nicht einmal angerufen. Die Kleine verdient eine ordentliche Standpauke, wenn sie zurückkommt.«

»Dann fällt sie uns um den Hals, gibt uns einen Kuss und alles ist vergessen«, prophezeite Debbie, die in einem Katalog blätterte.

 

Gegen Mittag riefen einige Arbeitskollegen an und luden Debbie ins Café ein, weshalb Nat den Rest des Tages für sich hatte.

Sie legte sich in die Badewanne und dachte noch einmal über alles nach. Sicher wäre es besser für sie, könnte sie Debbies Gefühle erwidern, doch sie fühlte nicht dasselbe. Gequält nahm sie tief Luft und tauchte unter Wasser. Sie hatte so viel Zeit bei Dr. Martinez verbracht, dass sie sicher eine Teilschuld an der Sitzhöhlung der dunkelgrünen Couch trug. Die freundliche Frau hatte versucht ihr zu vermitteln, dass sie keine Schuld an den Geschehnissen trug. Als Nathan sie zum ersten Mal verführt hatte, war das kurz nach dem Autounfall ihrer Eltern geschehen, damals war sie erst vierzehn gewesen. Sie hatte ihn geliebt und ihm vertraut. Heute wusste sie, dass Nathan ein Narzisst war, der nur die Berührung seines eigenen Fleisches ertragen konnte. Sie war die Einzige, die für ihn in Frage kam und er hatte ihre unschuldige Liebe gegen sie verwendet. Wenn sie an ihn dachte, war ihr, als könne sie ihn wieder in sich spüren und sie scheute den Gedanken an ihn, um in ihrer Entschlossenheit nicht zu wanken.

Acht Jahre waren wie im Flug vergangen. Sie war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine Frau. Aus Natalie war Nat geworden. Nathans sonst gegenwärtige Anziehungskraft befand sich nicht mehr in ihrer Nähe. Sie tat alles, damit er sie nicht fand. Zusammen mit Debbie, war sie anfangs von Stadt zu Stadt gefahren, dann, als sie Emily kennenlernten, hatten sie beschlossen sich hier, in Oaks, niederzulassen. Sie trug die braunen Haare kurz und hatte sich, so bald wie möglich, eine Kontaktlinse besorgt, um das besondere grüne Auge zu verdecken, damit sie noch unauffälliger wurde. Drei Jahre lang lebten sie schon hier, ohne von Nathan gefunden worden zu sein und es war nicht gesagt, dass es in der kommenden Zeit anders sein würde. Für ihren Bruder war sie derzeit unsichtbar und das wollte sie auch weiterhin bleiben.

Nach einer Stunde, trieb das immer kälter werdende Wasser sie aus der Wanne. Nat wickelte sich in ein Handtuch und trat vor den beschlagenen Spiegel. Mit der Handfläche wischte sie die darauf liegende Feuchtigkeit weg und erstarrte, denn der Spiegel zeigte ihr nur die Partie ihrer Augen … seiner Augen!

Wie gelähmt blickte sie hinein. Minuten vergingen und langsam zeigten sich auch die Konturen ihres Gesichtes, die hellen Wangen, die Stupsnase, ihre sinnlich geschwungenen Lippen.

»Wir sind nicht eins«, flüsterte sie schroff und wandte sich abrupt ab, um sich die braune Kontaktlinse einzusetzen, damit das verräterische grüne Auge verborgen wurde.

Da der Tag besonders schön zu werden versprach, entschloss sie sich zu einem Spaziergang. Sie hatten Ende Oktober, doch immer noch schlug das Wetter so schnell um, dass sie sich zu ihrer Jeans und einem Shirt, eine dicke Jacke anziehen musste.

Gutgelaunt verließ sie das fünfstöckige Haus, in das sie zur Miete wohnte, und betrat die Straße.

Die helle Sonne stimmte sie fröhlich. Sie sog die Luft in ihre Lungen und unterdrückte nur mühsam ein Summen. Zu dieser Jahreszeit lag ein besonderer Geruch in der Luft, ein Hauch des nahenden Winters. Das hatte sie immer gut gekonnt, zu riechen, wenn der erste Schnee nahte.

Sie liebte den Winter. Früher hatte sie als Kind mit ihrer Mutter Plätzchen gebacken und den Weihnachtsbaum geschmückt. Nathan hatte sich vehement geweigert, sie den Stern auf die Baumspitze platzieren zu lassen. Was hatten sie damals gelacht, sie waren eine normale, glückliche Familie gewesen. Natürlich hatte sie seine Blicke auf sich gespürt, die sich änderten, je älter sie wurde, doch sie hätte nie erwartet, dass er sie auf diese Weise wollte.

Als er sie genommen hatte, hätte sie sich wehren sollen und ihn abweisen müssen, aber er war der Einzige, der ihr noch geblieben war. Sie wollte ihn nicht auch noch verlieren, also hatte sie die Augen fest aufeinander gepresst und gehofft, er möge bald wieder der alte Nathan sein.

Die Schmerzen bei ihrem ersten Mal hatte sie ertragen, weil sie ihren großen Bruder liebte. Stets hatte sie sich eingeredet, dass er ebenso verwirrt sei wie sie und dass er diesen Trost bräuchte. Wie konnte sie sich ihm da verweigern?

Er hatte sich nicht geändert, nach dieser einen Nacht folgten weitere und wahrscheinlich wäre das bis heute noch so weitergegangen, denn Nathan war damals volljährig gewesen und durfte vom Gesetz her für sie sorgen.

Eines Tages waren dann unerwartet diese Männer mit den grausamen Gesichtern zu ihrem Haus gekommen und ihr Bruder hatte stundenlang mit ihnen gesprochen.

Anfangs war er nur kurz fortgeblieben, dann wurden es ganze Nächte. Sie hatte sich sonderbar gefühlt, wenn er zu ihr gekommen und sich zu ihr gelegt hatte. Ein komischer Geruch hatte ihn begleitet.

Dann, sie war die Nacht wieder alleine gewesen, hatte sie aus dem Fenster gesehen und eine bedrohliche Gestalt davor entdeckt. Noch während sie sich wundern konnte, wer das sei, wurde der Mann von etwas getroffen und war in die Knie gesunken. Sie hatte einen erschrockenen Aufschrei unterdrückt und sich die Hand auf den Mund gepresst, denn die Silhouette ihres Bruders war aus dem Schatten aufgetaucht, eine Armbrust in den Händen haltend. Damals hatte sie erfahren, wie gefährlich er war und was er des Nachts tat und begann sich zu fürchten.

Das Auftauchen dieses seltsamen Mannes schien Nathan jedoch selbst beunruhigt zu haben, denn er hatte sie zu dieser fremden Familie gebracht, wo sie sicher sein sollte, und ihr somit die Flucht ermöglicht.

In diesen acht Jahren wollte sie ihn und die Erinnerung an seine Berührungen vergessen, doch er tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf. Vielleicht waren sie doch miteinander verbunden, auf eine ihr unverständliche kranke Art und Weise.

Unwillkürlich glitt ihre Hand zu dem grünen Auge. Hätte es nicht auch braun sein können? Vielleicht wäre Nathan dann niemals auf den Gedanken gekommen, sie so zu begehren. Unsinn! Dr. Martinez hatte so oft mit ihr gesprochen und ihr zu vermitteln versucht, dass es nicht ihre Schuld gewesen war. Langsam müsste sie es doch begriffen haben!

Ihre Füße trugen sie zu der alten Steinbrücke, deren Übergang von einem riesigen Löwen bewacht wurde.

Dafür, dass heute Sonntag war, befanden sich erstaunlich wenig Menschen auf den Straßen, überlegte sie.

Wie üblich, strich sie kurz mit den Fingern über die steinerne Flanke des Löwen, dann erst marschierte sie zu ihrem Lieblingsplatz, wo sie die Arme auf die brusthohe, steinerne Balustrade legte und ihr Kinn darauf stützte. Sie liebte den Ausblick auf das Wasser. Ständig war es in Bewegung, blieb nie an einer Stelle stehen, genau wie sie. Früher glich ihr Leben auch einem reißenden Fluss, denn sie hatte nicht gewagt irgendwo lange zu verweilen. Emily war diejenige gewesen, die Debbie und sie in einen See verwandelt hatte. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf ihren Lippen.

Die Kleine war frech, ungestüm und plapperte genau das aus, was ihr in den Sinn kam. Wie konnte man da anders, als sie zu lieben? Zwei Monate waren vergangen, blieben noch sechs, die sie in Japan verbringen wollte. Sie vermisste den kleinen Fratz, doch sie gönnte ihr auch diese Zeit. Ihre junge Freundin war ein absoluter Fan Japans und hatte über beide Backen gestrahlt, als sie die Stelle als Au-pair Mädchen bekommen hatte.

Dieses halbe Jahr würde auch vorübergehen und dann wäre ihre kleine Familie wieder komplett.

Nat wandte sich halb um und erstarrte. Zwischen den vorbeigehenden Menschen entdeckte sie am anderen Ende der Brücke eine hochgewachsene Gestalt. Da sie zu weit weg war, konnte sie das Gesicht nicht richtig erkennen, aber es handelte sich eindeutig um einen Mann und es schien, als würde er sie anstarren.

Was für ein Unsinn! Sie schalt sich eine Närrin. Dr. Martinez hatte ihr doch diese Paranoia ausgeredet. Sie hatte Nathan an jeder Straßenecke vermutet und dieser Hüne war garantiert nicht Nathan. Der Kerl maß sicher an die eins neunzig. Seine Hand war fast so groß wie ihr Kopf, noch dazu sah er aus, als wäre er in der Lage den Löwen von seinem Podest zu heben.

Auf einmal stand er nur noch zehn Meter von ihr entfernt. Sie blinzelte erschrocken, weil sie seine Bewegungen nicht gesehen hatte. Beim näheren Betrachten, stellte sie fest wie gut er aussah. Markanter Kiefer, hohe Wangenknochen, eine gerade Nase und volle Lippen, die so zart geschwungen waren, dass sie am liebsten die Hand ausgestreckt hätte um sie zu berühren, weshalb sie diese schnell hinter ihrem Rücken versteckte. Einzig alleine seine Augen wurden von einer dunklen Sonnenbrille bedeckt, doch auch ohne diese wusste sie, dass er sie ansah und ihr wurde heiß.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie zögernd, worauf etwas mit ihm geschah. Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln, das ihr Herz zum rasen brachte.

»Oh ja und wie du das kannst und wirst«, raunte er immer noch gutgelaunt.

Im nächsten Moment wurde sie gepackt und verspürte einen Ruck. Die Luft wurde ihr aus den Lungen getrieben. Sie setzte zu einem Schrei an, dann verspürte sie einen erneuten Ruck und sie befanden sich im Schatten.

Erschrocken sah sie sich um. Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Zwanzig Meter weiter ragte ein Schornstein in den Himmel. Sie waren nicht mehr auf der Brücke und das war schier unmöglich, denn es waren nur wenige Sekunden vergangen.

Der Riese nutzte den Moment der Überraschung und warf sie mühelos über die Schulter. Zwischen den grauen, verwahrlosten Gebäuden ging er seelenruhig weiter. Dem Aussehen nach zu urteilen, musste es sich hierbei um ein Fabrikgelände handeln.

Verwirrt blickte sie sich um und versuchte zu verstehen was geschehen war. Wie konnten sie von einem Ort verschwinden und an einem anderen wieder auftauchen? Als sie einen schwarzen BMW entdeckte, arbeitete ihr Verstand endlich wieder.

»Lass mich sofort runter!« Ängstlich trommelte sie mit ihren kleinen Fäusten gegen seinen breiten Rücken. »Nein, ich will nicht! Lass mich los!«

Ihre Schläge steckte er locker weg und seine Hand um ihre Oberschenkel verhinderte, dass sie ihn trat. Plötzlich sah sie gebräunte Haut unter den hellblonden Haaren aufblitzen und beugte sich vor, um ihn zu beißen, da warf er sie so schnell zu Boden, dass sie im ersten Moment keine Luft bekam.

»Eine Wildkatze, wie?«, knurrte der Fremde und beugte sich über sie. Unerwartet legte sich etwas Kaltes auf ihr Gesicht und sie stellte empört fest, dass es eine Art Maulkorb war.

Ihre Lippen drückten beim Sprechen gegen das feste Leder. »Du Mistkerl, was willst du von mir?«, fauchte sie. Beißen konnte sie ihn zwar nicht mehr, doch wenigsten war sie noch in der Lage etwas zu sagen.

Stumm hob er sie wieder hoch und verstaute sie zu ihrer Entrüstung im Kofferraum.

»Hey!«

»Mach weiter so einen Krach und ich fessle dich«, drohte er dumpf, bevor er die Kofferraumtür zuknallte.

Nat hielt den Atem an. Im Kofferraum war genug Platz, doch vielmehr fürchtete sie was geschehen könnte, wenn sie am Ziel ihrer Reise ankamen.

Während sie ergebnislos versuchte das Ding von ihrem Gesicht zu bekommen, setzte der Wagen sich in Bewegung. Sie zwang sich dazu ruhig zu atmen und die Nerven zu behalten. Die Angst durfte nicht die Oberhand gewinnen, sonst war sie verloren.

Was, wenn dieser Kerl zu Nathan gehörte? Nun raste ihr Herz erneut.

Nein! Nicht zu ihm! Panik befiel sie. Sie trommelte und trat gegen alles, was ihr in die Quere kam. Ihr Haar verfing sich irgendwo. Es schmerzte heftig, als sie sich losriss, doch sie konnte sich nicht beruhigen.

Der Wagen stoppte, nur Sekunden danach, wurde der Kofferraum geöffnet. Ihr Entführer stand davor, ein grimmiger Zug um seinen Mund. »Offensichtlich willst du mich reizen«, warf er ihr vor. Er zog den langen Gürtel aus den Schlaufen seiner schwarzen Jeans und griff nach einem Paar Handschellen, die er aus der Hosentasche zog.

Nat atmete hektisch. Sie würde sich mit Händen und Füßen wehren, doch ehe sie richtig begriff, lag sie auf dem Bauch und fühlte, wie er den Gürtel um ihre Beine band und die Schlaufe durch ihre, schon am Rücken gefesselten Hände zog, bis ihr Oberkörper unsanft zurückgebogen wurde. Alles war so verdammt schnell vonstattengegangen, dass sie noch nicht einmal blinzeln hatte können. Fassungslos und mit großen Augen drehte sie ihm das Gesicht zu.

»Ich kann das den ganzen Tag lang machen«, versprach er, dann knallte er die Kofferraumtür zu und fuhr weiter.

Ihre Arme schmerzten, weil ihre Sehnen, der ungewohnten Haltung wegen, gedehnt wurden. Ruhig zu atmen vermochte sie in dieser Stellung auch nicht, doch das konnte sie ertragen, nur eines nicht: Die Vorstellung, dass Nathan sie wieder in den Armen hielt.

Eine gefühlte Ewigkeit später, hielt der Wagen an. Sie hörte Stimmen, dann das Rattern eines Eisentores. Erneut fuhr das Auto los, schließlich wurde der Motor ausgeschaltet und Schritte näherten sich ihr.

Nat spannte sich an, stieß die Luft aus den Lungen ohne nach neuer zu schöpfen und lauschte auf weitere Stimmen, doch es wurde nicht gesprochen.

Der Kofferraum wurde geöffnet, woraufhin sie vom hellen Sonnenlicht geblendet wurde. Der blonde Mistkerl trat davor und stützte sich mit den Händen gegen das Auto ab. »Willkommen daheim, Wildkatze«, meinte er süffisant und löste die Gürtelschlaufe von den Handschellen, damit sie sich ausstrecken konnte. Nur an einer Hand nahm er ihr die Handschellen ab und das für die kurze Zeit, die er benötigte, um sie mit den Händen nach vorne zu fesseln. Den Maulkorb ließ er dran.

Nat überlegte fieberhaft ihren nächsten Fluchtversuch. Sie wollte ihm den Kopf gegen das Gesicht rammen, doch er drehte sie grob herum. »Versuch noch einen einzigen Trick und ich schwöre dir, dass ich dich gefesselt und nackt hineintragen werde«, drohte er und sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er seine Drohung wahrmachen würde.

Mit geweiteten Augen ließ sie sich widerstandslos aus dem Wagen heben und erneut wie einen Müllsack über die Schulter werfen. Da sie sonst nichts tun konnte, beschloss sie, sich die Umgebung genau einzuprägen.

Ein großflächiger Garten erstreckte sich vor ihr. Um ihn herum erhob sich eine hohe Steinmauer, die jeden Gedanken an Flucht unmöglich machte. Dahinter sah sie die Baumwipfel eines großen Waldes.

Wasser plätscherte in ihrer Nähe, darum drehte sie den Kopf in diese Richtung. Ein Brunnen zierte den Bereich vor der großen Eingangstür. In seiner Mitte goss eine Frau aus weißem Alabaster Wasser aus einem Krug in ihn hinein.

Nat hob den Kopf und erblickte das Haus. Von der Bauart her, glich es vielmehr einem Herrenhaus, doch die Verzierungen an den Fensterrahmen, sowie die Vorhänge, gehörten eindeutig in diese Zeit.

»Tja, schätze der Spaß kann gleich losgehen«, brummte der Entführer und betrat das Haus.

 

2

 

»Sie sind hier!«

Miroko atmete tief ein und stand auf. Die plötzlich einsetzende Vision hatte ihn überrumpelt. Was er gesehen hatte waren nur Schemen gewesen, die ihn mit mehr Fragen als Antworten zurückließen. Zarakay, der sich gerade mit ihm ein Footballspiel angesehen hatte, schaltete den Fernseher aus und folgte ihm neugierig aus dem großen Gemeinschaftsraum.

Mit großen Schritten eilten sie zur Treppe. Es juckte Miroko in den Fingern nach unten zu springen und die ganzen Stufen so auf die Schnelle zu überwinden. Mylara war nicht da und würde ihn nicht rügen, doch er tat es nicht. Er hatte Jahre auf diesen Tag gewartet, da konnte er sich sicher noch ein paar Minuten gedulden.

Ein zorniger Wutschrei ließ ihn die Braue heben. Zarakays Geduld war offenbar am Ende, denn er schwang die Beine über die Brüstung und ließ sich in die Tiefe fallen. Seufzend folgte ihm Miroko. Noch während er fiel, hörte er ihren zweiten Schrei, dieses Mal jedoch vor Schreck.

An Dashs Wange zog sich ein blutiger Kratzer. Eine kleine Frau lag gefesselt auf dem Marmorboden und starrte sie regelrecht an. Wahrscheinlich kam es in ihrem Bekanntenkreis nicht oft vor, dass jemand aus dem dritten Stock sprang und unversehrt auf seine Füße landete.

»Hast du Schwierigkeiten?«, erkundigte sich Miroko, worauf sein Hauptmann brummte. »Eine echte Wildkatze eben.«

Unsanft packte Dash ihre Hände und hob sie erneut hoch. Dieses Mal trug er sie wie ein erlegtes Reh um den Hals, hielt Handgelenke und Knöchel fest. Als die Frau erkannte, dass sie sich nicht wehren konnte, hob sie den Kopf und sah Miroko flehend an. Ein Lichtblitz blendete die Außenwelt von ihm ab. Ihre Augen waren plötzlich nicht mehr braun, sondern zweifarbig.

Zur Bestätigung sah der Seher erneut in ihre Richtung, doch das grüne Auge war verschwunden. Seine Vision musste eine Bedeutung haben. Sie war mit Nathan verbunden.

»Die anderen sind kaum noch zu halten«, meinte er zu Dash. »Sie wollen die Jagd endlich beenden.«

Der Aufzug kam, Dash trat hinein und grinste ihn breit an. »Wenn sie etwas weiß, kriege ich es aus ihr raus.«

Langsam schlossen sich die Türen und der Fahrstuhl sank in die Tiefe, zu jenem Ort, der keinen Schrei nach oben entkommen ließ.

Zarakay seufzte schwer. »Bisher hatten wir immer Jäger. Eine normale Frau …«, kopfschüttelnd wandte er sich ab, »… das kommt mir mies vor.«

»Oh, sie ist taffer als sie aussieht«, meinte Miroko lächelnd. »Hast du etwa den Maulkorb übersehen?«

Zarakay lachte leise. »Ich kann mich nicht erinnern, dass zuvor jemand versucht hat unseren Hauptmann zu beißen.«

»Wer wollte Dash beißen?«

Die zwei Vampire erstarrten beim Klang der rauen Stimme und wandten sich langsam um. Pain schlenderte auf sie zu. Über seine schwarze Jeans trug er nur eine ebenso schwarze Weste. Wulstige Narben zogen sich quer über seine Brust. In einem Mundwinkel hing eine dicke Zigarre. Es kostete ein Vermögen sie aus Kuba zu importieren, doch ihr Orden verfügte über genügend Geld und es war sowieso das einzige Vergnügen, das er sich neben dem Schmerz gönnte, sodass keiner widersprach.

»Unser neuer Gast«, antwortete Miroko.

»Recht feurig die Kleine«, bestätigte Zarakay. »Ich bin gespannt, ob unser Hauptmann sie knackt.«

Schon bei seinen Worten spannte Pain sich an. Die Pupillen seiner grauen Augen zogen sich zusammen, bis sie kaum zu sehen waren. »Nathans Verbindung?«

Beim grollenden Klang seiner Stimme wurde Miroko sofort wachsam. Wenn Pain aus noch einem Gefühl außer der Sehnsucht nach Schmerz bestand, dann war es abgrundtiefer Hass gegen den Jäger.

»Pain, Dash wird ihn finden«, versuchte Zarakay auf ihn einzusprechen, doch der dunkelhaarige Vampir schien ihn nicht zu hören.

»Pain!« Miroko packte grob seine Schulter und zwang ihn dazu, seinem Blick zu begegnen. »Du vertraust doch unserem Hauptmann.«

Die pechschwarzen Brauen zogen sich zusammen, dann nickte er langsam. »Ja, ich traue Dash.«

Ein erneuter Zug aus der Zigarre, dann wandte er sich ab und ging.

Zarakay stieß die Luft aus. »Scheiße, noch können wir ihn beruhigen und zurückhalten, aber wie lange wird er sich beherrschen?«

Miroko nickte. »Du hast recht. Wir brauchen die Kleine, deswegen werden wir dafür sorgen, dass Pain nicht in ihre Nähe kommt.«

 

Der Raum, in dem dieser Neandertaler sie trug, hatte große Ähnlichkeit mit einem feuchten Keller. Die Wände bestanden aus rauem Fels, nur am Boden waren Fließen und mehrere Abflüsse angebracht, durch die das Wasser hindurch sickern konnte. Dann korrigierte sie sich. Wasser? Sie sah hier nirgends eine Dusche, geschweige denn Sanitäranlagen.

Inmitten des Raumes gab es eine Vorrichtung, auf die der Kerl zusteuerte. Kurzerhand hängte er sie mit den Handschellen an die Maschinerie, die so hoch stand, dass sie den Boden nur mit den Zehenspitzen berühren konnte.

»Da wären wir«, grunzte er zufrieden und glitt aus seinem Mantel, gab einen Blick auf tätowierte Arme frei, die breiter waren als ihr Oberschenkel. Seelenruhig zündete er sich eine Zigarette an und setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum, genau zwei Meter von ihr entfernt. Schließlich verfiel er in Regungslosigkeit. Immer noch waren seine Augen von dieser verdammten Sonnenbrille bedeckt, weswegen sie nicht wusste, wohin er gerade sah. War es ihr verschrecktes Gesicht? Oder aber ihr Bauchnabel, der unter der Jacke lugte, weil sie sich so unnatürlich strecken musste?

Gemächlich inhalierte er den Rauch seiner Zigarette. Er schien alle Zeit der Welt zu haben.

Wollte er sie mürbe machen?

Nat suchte den Bereich hinter ihm ab. Hier musste es doch einen Hinweis geben, der ihr verriet, wo sie sich befand und was der Verrückte von ihr wollte.