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"Wir naschen Dill, und du hältst still, wenn ich dich zärtlich kämme ..." Sie ist erotisch und zuweilen melancholisch, allerinnigst und schön frech: die Liebespoesie von Wolf Biermann. Andreas Öhler hat die schönsten Gedichte und Lieder der letzten Jahrzehnte zusammengestellt. Seine Auswahl führt mitten ins Herz von Biermanns poetischem Schaffen.
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Seitenzahl: 62
Wolf Biermann
Dein freches Lächeln
küsse ich so gern
Die schönsten Liebesgedichte
Herausgegeben von
Andreas Öhler
1. Auflage 2010
Copyright © 2010 by Wolf Biermann und Pamela Biermann
Copyright © 2010 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
www.hoca.de
Satz: Kathleen Bernsdorf, Hamburg
ISBN 978-3-455-30692-7
Datenkonvertierung eBook:
Kreutzfeldt digital, Hamburg
www.kreutzfeldt.de
Inhalt
9Hohe Huldigung für die Geliebte (1968)
10Die grüne Schwemme (1960)
Die Ballade von der Sehnsucht,
11die müde macht (1960)
13Ballade von Leipzig nach Köln (1962)
15Ach Freund geht es nicht auch dir so? (1965)
16Osterlied (1963)
17Ballade von der beißwütigen Barbara (1963)
19Auf den Dächern von Berlin (1963)
20Fallen die Blätter der Rose (1963)
21Winterlied (1963)
22Die Sonnenpferde (1964)
23Fällt mir der Himmel auf den Kopf (1964)
25Frauen haben mich gefressen (1964)
26Kunststück (1964)
Von mir und meiner Dicken
28in den Fichten (1965)
30Frühling auf dem Mont-Klamott (1966)
Nicht sehen – nicht hören – nicht schrein
oder: Ballade von
33meiner Mutter einzigem Sohn (1967)
36Ballade vom Traum (1969)
39Der Hugenottenfriedhof (1969)
42Die Elbe bei Dresden (1973)
44Das Frühstück (1974)
50Einschlaf- und Aufwachelied (1974)
Der schwarze Pleitegeier oder:
51Eure Farben sind nicht meine Farben (1974)
52Steine-Lied (1974)
55Die Bibel-Ballade (1974)
60Kuckuck Kuckuck (1974)
62Und wir hatten keine Höhle (1975)
64Und als wir ans Ufer kamen (1976)
65Idylle im Exil (1976)
66Der alte Pierre geruht (1981)
67Hochwasser in Paris (1983/95)
69Mein Herz weiß alles besser (1984)
72Durst (1984)
73Die Ehescheidenden (1984)
74himmel hölle erde (1984)
76Ehestrich (1984/85)
77Das mit den Männern und den Fraun (1985)
82Regenbogen (1985)
84Überfahrt (1985)
85Nebbich! (1986)
88Bildnis einer jungen Frau (1987)
89Im Schilf auf die Schnelle (1990)
91Meleken an der Elbe bei Brokdorf (1993)
92Spätsommer, östlich von Flensburg (1993)
94Er kam mit dem Wind (1996)
96Ich lag wohl (1998)
98Luderliedchen (1998)
100David und Goliath (1999)
102La Douce France (2001)
104Mal abgesehn von Liebe (2002)
106Westöstliches Liebespaar (2003)
108Szene einer Ehe (2003)
109Pamelas Lied (2005)
111Bildnis eines alten Dichters (2005)
112Heimweh (2006)
115Nachwort
121Quellen
127Biographische Notiz
Und verschlossen deine Küsse
Niemals meine Lippen mir
Laut die Wahrheit auszuschrein
In den leisen Würgejahren
Jetzt wird mir leicht
Das Dunkel weicht
aus unsrer warmen Scheune Der Regen geht
Der Wind verweht
die schwarzen Regenträume
Ich sing in Moll
Mein Herz ist voll
von Spatzen und von Tauben
Der Tag wird schön
Du wirst schon sehn
und meine Lieder glauben
Komm, fass mich an
Wir gehen dann
in eine grüne Schwemme
Wir naschen Dill
Und du hältst still
wenn ich dich zärtlich kämme
1
Wir trafen uns in der fremden Stadt
nach langer Zeit, nach langem Weg
Die Sehnsucht war ein Riesenrad
Wir trafen uns etwas zu spät
Die Sehnsucht ist ein Riesenrad
Das dreht sich sanft im Lärm Bist du oben, bin ich unten,
Bist du unten, bin ich oben
Und uns wird schlecht
Vom vielen Drehn
2
Sie saß auf der Kommode müd’
und ich auf dem Koffer davor
Das Zimmer war kalt – zwei Betten getrennt –
mein Kopf lag in ihrem Schoß
Ich dachte an früher – ich dachte an nichts
und ihre Hand war rauh
Sie suchte den Weg durch meinen Schal
Ich weiß nicht mehr genau
Die Sehnsucht ist ein Riesenrad
Das dreht sich sanft im Lärm
Bist du oben, bin ich unten,
Bist du unten, bin ich oben
Und uns wird schlecht
Vom vielen Drehn
3
Der Regen ging in der fremden Stadt
ich lag auf meiner Seit’
und zwischen den Betten floss ein Fluss
von großer Müdigkeit
Die Sehnsucht ist ein Riesenrad
Das dreht sich sanft im Lärm
Bist du oben, bin ich unten,
Bist du unten, bin ich oben
Und uns wird schlecht
Vom vielen Drehn
Zur Messe in Leipzig, ein Kaufmann aus Köln
War jung und war reich und war schön
»Du Blonde, du Weiche, ich heirate dich
Kannst mit mir nach Westen gehn«
Im Opel Rekord ging es leicht nach Berlin
Nach Köln mit dem Flugzeug so schnell
»Du junger, du reicher, du schöner Mann
jetzt heiraten wir auf der Stell’!«
Ach! mit dem Strom fahrn die Schiffe so schnell
Auf dem Rhein dahin, dahin
Ach! gegen den Strom geht es langsam zurück
Ich weiß nicht, wie traurig ich bin
»Du Blonde, du Weiche, wir heiraten nicht
Ich erbe doch Vaters Fabrik
Ich kauf dir ein Häuschen in Düsseldorf
Damit meine Frau uns nicht sieht«
Der Rhein fließt unter den Brücken hin
Das Wasser voll Öl und voll Ruß
Die Lorelei stürzt in den Rhein
Damit sie nicht singen muss
Ach! mit dem Strom fahrn die Schiffe so schnell
Auf dem Rhein dahin, dahin
Ach! gegen den Strom geht es langsam zurück
Ich weiß nicht, wie traurig ich bin
ich kann nur lieben
was ich die Freiheit habe
auch zu verlassen:
dieses Land
diese Stadt
diese Frau
dieses Leben
Eben darum lieben ja
wenige ein Land
manche eine Stadt
viele eine Frau
aber alle das Leben
Für meine weiche Schleuse
für meine enge Reuse
wo sich der Fisch verfängt
und sich zu Tode hängt
Für Tränen auf den Wangen
für Küsse und Goldspangen
auch für die Sonnenstrahlen
die deine Schöne maln
Für eine warme Sonnen
für unsre zarten Wonnen
für eure groben Späße
aufs Knie und aufs Gesäß
Für uns, die ohne Zeit sind
für unser ungeboren Kind
für den Soldat im letzten Glied
sing ich, noch vor der Morgen kommt
ein schönes und ein andres Lied
Sie hat mich beim Küssen gebissen aufs Blut
Sie biss mir nicht nur den Mund
Und wie ich auch schrie – da lachte sie nur
So kam ich
auf den Hund
Ich briet ihr ein Beefsteak mit Pfeffer und Salz
Für ihren beißgierigen Zahn
Sie lachte und schmiss es zum Fenster raus
Und küsste
und biss mich dann
Ich war auf ihr Rad geflochten wie
Ein armer Küsseklau
Sie lachte ja nur, und sie brach mir so wild
Die Glieder
die schlimme Frau
Es hatte mein armer geschundener Leib
Kein heiles Stück Haut und kein Fett
Doch als ich ihr sagte: bye-bye, mein Kind
Da biss sie
in ihr Bett
Die Wunden sind lange ausgeheilt
Mich liebt jetzt die sanfte Marie
Doch wenn ich Marie im Arme halt Dann denk ich
DANN DENK ICH
Dann denk ich
nicht an Marie
Lass mich deinen Rauchfang fegen
auf den Dächern von Berlin, Marie
Lass mich deinen Rauchfang fegen
auf den Dächern von Berlin
Auf den flachen Dächern, Schöne
wollen wir der Liebe pflegen
Komm, wir wollen uns die Straßen
jetzt von oben aus besehn, Marie
Komm, wir wollen uns die Straßen
jetzt von oben aus besehn
Und ich zeig dir kleine Menschen,
die nach Milch und Brötchen gehn
Komm, wir wolln uns was erzählen
von der guten neuen Zeit, Marie
Komm, wir wollen uns erzählen
von der guten neuen Zeit
Und dann gehn wir auf die Straßen
und verbreiten Heiterkeit
Fallen die Blätter der Rose
müde in das Gras
fallen des Sommers Lose