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China ein Land mit vielen Gegensätzen. Ein Land mit zwei System - Marktwirtschaft und diktatorische Macht der KP. In diesem Land regierte Mao bis 1976 in einen der ärmsten Ländern der Welt. Sein Nachfolger Deng Xiaoping kehrte die wirtschaftlich Idee in eine andere lukrative Richtung. Genau auf sein Leben, seine politische Karriere, seine Reformen und die Geschichte Chinas soll in diesem Buch eingegangen werden.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Rene Schreiber
Deng Xiaoping
und das
Wirtschaftswunder China
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© Schreiber, Rene
Lektorat: Kurt Wallner
Impressum
Rene Schreiber
G. Bronner Str. 9/2
1100 Wien
Die Kindheit
Deng wurde am 22. August 1904 im Dorf Paifang im Bezirk Guang’an in der Provinz Sichuan geboren. Es gibt verschiedene Quellen, die den 12. Juli angeben. In China ist der Geburtstag nicht so wichtig gewesen bzw. ist teils auch heute noch nicht wichtig. Denn in China feiert man seinen Geburtstag kaum oder nie. Viel wichtiger sind das chinesische Neue Jahr, in manchen Regionen das Bällchen-Fest und der chinesische Nationalfeiertag.
Ich war persönlich von dieser Praxis sehr überrascht. Erst durch meine Frau lernte ich, wie stark der kulturelle Unterschied zwischen Österreich und China tatsächlich ist. Je mehr die Chinesen in den Kontakt mit dem „Westen“ kommen, umso stärker feiern sie auch den Geburtstag. Auslandschinesen haben sich angepasst und feiern ihn und auch Großteils die christlichen Feste wie Ostern und Weihnachten.
Nun zurück zur Kindheit des eigentlichen Protagonisten. Er war Sohn eines Großgrundbesitzers namens Deng Wenming. Sein Vater hatte Bauern unter sich, die Getreide anbauten. Er war auch zwischendurch Vorsteher der lokalen Polizei und Lehrer der einzigen Schule.
Die Mutter stammte wie der Vater aus einer wohlhabenden Familie. Jedoch war sie Analphabetin. Zu jener Zeit war dies unter den Frauen stärker verbreitet als unter den Männern. Doch sie legte darauf Wert, dass ihre Kinder eine gute Bildung erhielten.
Deng Xiaoping war körperlich sehr klein geraten, und daher versuchte er, mit seiner Schlauheit Anderen überlegen zu sein. Angeblich konnte er aus Büchern zitieren, die er nur dreimal las. Er hielt sich nicht an das konfuzianische Familienideal, sondern verteidigte seinen Stolz. Er hörte den Älteren nicht zu. Ursprünglich erhielt er von der Familie den Namen Deng Xiansheng, der erstgeborene Heilige. Doch als er in der Vorschule eingeschult wurde gab ihm ein Lehrer dem Namen Deng Xixian. Dies bedeutet talentierter Hoffnungsträger. Er selbst nannte sich Jahre später Deng Xiaoping (kleiner Friede). Es war eigentlich der kommunistische Deckname.
Zu jener Zeit änderte sich die Lage Chinas. Der letzte Kaiser Pu Yi dankte ab und es wurde 1912 die Republik durch Sun Yatsen ausgerufen. In den Sonderzonen galt das jeweilige Kolonialrecht des jeweiligen europäischen Landes. Chinesen waren Bürger zweiter Klasse und wurden wie minderwertige Personen behandelt.
Deng beteiligte sich ebenfalls an der antijapanischen Boykottbewegung. Denn die Kolonialmächte sprachen die einst deutschen besetzen Gebiete Japan zu. Um im neuen China etwas zu werden benötigt man eine Ausbildung. So schickte sein Vater in nach Chongqing. Dort sollte Deng vorbereitet werden für die Ausbildung in Frankreich. Gemeinsam mit seinem Onkel Deng Shaosheng verließ er sein Heimatdorf und sollte nicht mehr zu seinem Geburtsort zurückkehren.
Die Ausbildung in Chongqing umfasste Französisch und erste industrielle Fertigkeiten. Am 11. September 1921 ging es in Shanghai an Bord eines Schiffes nach Marseille. Auf dem Weg dorthin erlebte er die Arroganz der Kolonialmächte und die Demütigung seiner Landsleute. Diese Bilder aus Shanghai sollten ihn für sein ganzes Leben prägen.
Das Ende des Kaiserreichs
Das einstige Reich zerbrach, da sich viele Regionen von der neuen Zentralregierung abspalteten. Sun Yatsen wurde gestürzt und das Militär übernahm die Macht unter Yuan Shikai. Der neue Machthaber lehnte die Republik ab. Sun stimmte der Ernennung Yuans zu, da er selbst die desaströse Situation nicht in den Griff bekam.
Als Yuan sich zum Kaiser einer konstitutionellen Monarchie ernannte, geriet das Land in den offenen Bürgerkrieg. Yuan unterlag und musste abdanken. Die Erneuerung der Monarchie konnte verhindert werden. Doch entstanden lokale Krisenherde. Sogenannte Warlords1 ergriffen die Macht und bekriegten sich gegenseitig. Das kontrollierte Gebiet der Zentralregierung schrumpfte immer weiter zusammen. Sun Yatsen zog sich in die Provinz Guangdong zurück. Von dort wollte er die Demokratie und die chinesische nationale Einheit erhalten. Auch die Intellektuellen hatten Ideen zur Neuausrichtung des Staates. Der Konfuzianismus sollte durch Demokratie, Individualismus und der Wissenschaft verdrängt werden. Dadurch sollte der Staat sozial und politisch verändert werden. Andere lehnten diese Veränderungen ab, da sie die Auswüchse durch die Kolonialstaaten sahen. Sie suchten einen weiteren Weg, den chinesischen Weg.
Als das zaristische Russland unterging bekamen neue Ideologien Aufschwung. Zuerst war eine Art frühe Sozialdemokratie sichtbar, welche im Oktober 1917 in den Bolschewismus umschlug und zur Oktoberrevolution führte. Chinesische Intellektuelle sahen in diesem neuen Weg auch eine neue Richtung für China. Mit Hilfe der Komintern2 haben sich Aktivisten im Sommer 1920 in Shanghai getroffen und gründeten die erste kommunistische Parteizelle. Schnell entstanden weitere Zellen in anderen Städten.
Seine Jahre in Europa
In Frankreich
Deng bekam die Zustände und Veränderungen in China nicht mit. Denn er kam im Oktober 1920 in Marseille an. Es wurde geplant, dass die Arbeiter in einer französischen Mittelschule zuerst die Sprache des Landes lernten. Deng und sein Onkel kamen so nach Bayeux in die Normandie. Damals sollten sich in Frankreich bis zu 1600 chinesische Arbeiterstudenten aufgehalten haben. Die Gesellschaft, die sie vermittelte, ging Pleite und somit war der Traum des Studierens zu Ende. Der Gründer der Gesellschaft für fleißiges Arbeiten und grundlegende Studien hatte das Interesse verloren und stoppte die Förderung.
Dengs Familie schickte anfangs noch Geld, doch es reichte nicht zum Überleben. So mussten die Studenten aus chinesisch bürgerlichem Verhältnis die niedrigste Arbeit für die Franzosen leisten. Die Studenten wurden wie ihre Landsleute als minderwertig angesehen. Erneut wurden Chinesen zu Bürger zweiter Klasse. Deng arbeitete im Stahlwerk der Schneider Werke in Le Creusot3. Er arbeitete 50 Stunden in der Woche und musste schwere Metallplatten vom LKW zum Band tragen. Für seine Größe von unter 1,55 Meter war dies eine Schwerstarbeit. Dabei wurde er als unqualifizierter Hilfsarbeiter angestellt. Nach drei Wochen hatte er diese Arbeit satt und blieb arbeitslos in Paris. Deng und sein Onkel gingen ab diesem Zeitpunkt getrennte Wege.
Er suchte sich Arbeit und bekam in einer Fabrik für Papierblumen einen Job. Seine Reise im Arbeitsleben brachte ihn weiter in eine Gummifabrik und später wurde er Küchengehilfe. Erst 1925 kam er zur Montage in die Renault Autowerke. Durch die Arbeit wollte er Geld für sein Studium sparen. Doch früh erkannte er - es reicht dafür nicht.
Obwohl die Lage in Frankreich für die Auslandschinesen schlecht war, hielten sie untereinander zusammen. Deng lernte so schon politisierte chinesische Kollegen kennen. Im April 1921 lernte er einen der wichtigsten Männer für die spätere Entwicklung Chinas kennen. Zhou Enlai war sechs Jahre älter und blieb das ganze Leben sein Mentor. Zhou war bereits Anführer einer kleinen Zelle, die mit dem Kommunismus sympathisierte. Deng machte sich als Organisationstalent einen Namen und die neuen Kommunisten trafen sich in Zhous kleiner Wohnung.
Deng half in jenen Jahren mit, ein Parteibüro zu errichten. Zhou konnte den jungen Deng überreden in die europäische Sektion der chinesischen kommunistischen Jugendliga einzutreten. Sie galt als Ableger der Kommunistischen Partei. Deng wurde so Mitherausgeber der Zeitschrift Rotes Licht. Das Blatt wurde von seinem Mentor gegründet. Er hatte schon damals die Meinung, dass China eine autoritäre Führung benötigt, um gegen die imperialistischen Mächte bestehen zu können.
Er erreichte durch seine Radikalität Ansehen auch in der Shanghaier Kommune und konnte ein neues Parteibüro in Lyon eröffnen. Er war Drahtzieher von Demonstrationen und Protesten. Obwohl er sich beim Streit innerhalb der Partei nicht auskannte, war er für eine stärkere Zusammenarbeit mit der Sowjetunion.