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Ein Schicksalsschlag kann dein Leben von einem Moment zum anderen völlig ändern. Ich stürzte in eine schwere Lebenskrise, die zuerst ohne Perspektive war, aber sich auch zunehmend als Chance für neue Einsichten erweist. Viele Menschen waren und sind mir eine große Hilfe, aber auch meine Passion für das Motorrad ist ein Teil des Weges.
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Seitenzahl: 66
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„Wenn der Mensch wirklich Mensch wird, wird er Gott, Buddha“
Taisen Deshimaru
Vorwort
die Arbeit
der Unfall
die Depression
Meditation
die Freude ein Motorrad zu fahren
Aussichten und Spiritualität
Dank
Diese Seiten schreibe ich in erster Linie, um meine Erfahrungen für mich aufzuarbeiten und um mit eventuell wieder auftretenden Rückfällen in meine Krankheit – der Depression – besser umgehen zu können und auch diese leichter überwinden zu können. Ich habe zur Zeit überwiegend wieder einen sehr positiven Zustand erreicht, den ich eben auch nutzen möchte, um mir Hilfen zu schaffen, die während einer depressiven Fase mir die Möglichkeiten geben, der Negativspirale - die jedem Betroffenen nur allzu gut bekannt ist – aktiv entgegen zu wirken. Diese Erfahrungen möchte ich auch gerne niederschreiben, um anderen aus Sicht des Erkrankten Hilfen zu geben. Mir ist auch klar, dass meine „Hilfsmittel“ nicht bei anderen unbedingt die gleiche Wirkung haben, aber sie können auf jeden Fall Anregungen sein, um leichter aus diesem lebensbedrohenden Gemütszustand zu kommen.
Und ich will vor allem mit meinen Erfahrungen zeigen, dass die Depression durch eigene Aktivität überwunden werden kann. Diesen Satz haben Betroffene wohl schon oft gehört und im Zustand der tiefen Depression scheint dieser jedem wohl nur für andere, aber nicht für sich selbst vorstellbar. Auch ich habe diese oder ähnliche Aussagen von allen Therapeuten gehört und mir immer gedacht – „Ich kann das doch nicht! – Die anderen sind doch alle viel stärker als ich!“ Dies wurde von einem ein Minderwertigkeitsgefühl begleitet, das gar keine andere Sichtweise zuließ. Neben dem Minderwertigkeitsgefühl ist auch die Vorstellung doch mit der Situation selber klar kommen zu müssen, der größte Hemmschuh sich helfen zu lassen. Mittlerweile ist die Akzeptanz durch die Vielzahl Betroffener gestiegen, aber gerade beim Begriff Burnout schwingt doch immer ein leises Gefühl – auch bei sich selbst – mit, dass man sich doch nicht so anstellen soll. Nur die Einsicht, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt, die auch tödlich sein kann, hilft einem sich zu öffnen und sich helfen zu lassen.
Zu meiner Person – ich bin 59 Jahre alt, seit 33 Jahren verheiratet, habe einen Sohn mit 27 Jahren und lebe in einem relativ kleinen Ort mit ca.10.000 Einwohner in Oberbayern. Mein Sohn lebt seit drei Jahren in Rheinland-Pfalz, sodass ich Ihn nur vielleicht einmal im Monat persönlich treffen kann. Mit meiner Frau Manuela lebe ich in einem kleinen Haus mit Garten, in dem schon meine Eltern und Großeltern wohnten bzw. meine Mutter lebt noch hier, und welches meine Großeltern ursprünglich gebaut haben. Es wurde schon des Öfteren von meinen Eltern und mir renoviert und vergrößert. Manuela und ich fühlen uns hier ganz wohl.
Ich habe hier auch schon meine Kindheit verbracht, sodass mir dieses Umfeld - inclusive Nachbarschaft – ganz schön ans Herz gewachsen ist. Da ich hier mit Eltern und Großeltern aufwuchs, war es mir später auch wichtig, meine Eltern im Alter nicht alleine im Haus zu lassen, was für die Beziehung mit Manuela nicht immer ganz einfach war und ist. Obwohl ich ein Einzelkind bin, war ich in meiner Kindheit nie allein, da damals in der Nachbarschaft viele gleichaltrige Kinder lebten und auch meine Cousins und Cousinen in der Nähe zu Hause waren.
Meine Kindheit war schön, aber auch sehr behütet – wie ich später feststellte, als ich im Studium in München ganz auf mich gestellt war. Gerade das Alleinsein in meinem neuen „Zuhause“ war für mich ganz neu und schwer auszuhalten. Ich brauchte einige Zeit, bis ich mich daran gewöhnen konnte. In dieser Zeit begann ich auch, mir vermehrt Gedanken über das Leben zu machen.
Jetzt bin ich frühverrentet, was ich lange Jahre nicht wollte. Aber mittlerweile kann ich die gewonnene Freiheit größtenteils sehr genießen und eine Rückkehr ins Berufsleben ist keine Option mehr.
Beruflich war ich seit dem Maschinenbaustudium als Produktentwickler tätig. Meine letzte Arbeitsstelle hatte ich 27 Jahre lang bei einer Firma mit ca.400 Mitarbeitern in verschiedenen Produktbereichen inne. Daher verfügte ich auf Grund meiner langen Erfahrung auch über ein Wissen, dass ich gut in die Entwicklung einbringen konnte. Ich fühle auch, dass gerade die Entwicklung der „einfachen“ Produkte mir gut lag, da hier sowohl Wissen als auch gesunder Menschenverstand einfließen können. Auch die Arbeit in solcher Betriebsgröße mit einem kleinen Team ist sehr abwechslungsreich. Daher kann ich sagen, dass diese Arbeit zu mir passte. Wir hatten in unserer Abteilung auch ein gutes zwischenmenschliches Klima, was mir immer sehr wichtig war.
In meinem Berufsleben erlebte ich auch schon immer Höhen und Tiefen – aber insgesamt gefiel mir die Arbeit schon gut.
Vor ca. 10 Jahren wurde die Firma an Finanzinvestoren verkauft und es begann ein Prozess von Restrukturierungsmaßnahmen und Firmenzukäufen. Der deutsche Produktionsstandort unterlag einem zunehmenden Konkurrenzwettbewerb und es drohte die Verlagerung der Fertigung nach Ungarn. Zunehmend rückte die Entwicklungsarbeit für mich in den Hintergrund und ich legte meine Energie hauptsächlich in die Erhaltung unserer Produktionsstätte. Dies war aber im Nachhinein gesehen ein Kampf gegen Windmühlen, da die Verlagerung schon beschlossene Sache der Investoren war. Schließlich wurde die Produktion nach Ungarn verlagert. Die meisten Leute der Fertigung kamen in eine Auffanggesellschaft, die Ihnen bei der Arbeitssuche oder Fortbildung für den Zeitraum von einem Jahr behilflich sein sollte – der übliche Ablauf eben.
Ich hatte in dem Sinn Glück, als dass die Produktentwicklung weiter gefragt war. Mein Kollege und ich wurden dem Produktmanagement im deutschen Hauptwerk unterstellt – ich war damals auch schon 52 Jahre alt und eine Neuanstellung woanders hätte sich als äußerst schwierig dargestellt.
Die internationale Entwicklungsarbeit mit Produktion in Ungarn und Frankreich stellte sich zunehmend sehr problembehaftet dar und das Reporting nahm einen immer größeren Arbeitsraum ein. Jeder in unserer Abteilung wurde mehr und mehr zum Einzelkämpfer in seinen Projekten. Die von mir so geschätzte Teamarbeit ging immer mehr verloren. Zudem bekamen wir von unserem Vorgesetzten keine Unterstützung, sondern er gab nur die ihm gestellten Vorgaben ungefiltert weiter. In der Entwicklungsarbeit selbst konnte er uns sowieso nicht behilflich sein, da er von der Marketingseite ins Produktmanagement kam und keine Konstruktions- und Fertigungskenntnisse hatte.
Anfang 2012 spitzte sich für mich die Lage zu. Ich konnte zunehmend nicht mehr klar denken, fühlte mich zuerst in der Arbeit, aber auch Zuhause ständig überfordert. Ich fühlte mich als Versager. Schon kleine Problemstellungen brachten mich durcheinander. Ich litt zunehmend an Schlaflosigkeit und Antriebslosigkeit, Erste Angstzustände stellten sich ein. Selbst mein geliebtes Motorradfahren machte mir keinen Spaß mehr. Ja es wurde zum Teil sogar gefährlich, da ich sehr oft in Gedanken bei der Arbeit war. Ich hatte auch einen Unfall, bei dem ich ein Auto übersah.
Zum Glück ging dieser relativ glimpflich nur mit Blechschaden aus.
Ich musste die Notbremse ziehen!
Die Unterstützung von meiner Frau Manuela war dabei ganz wichtig.
Noch heute kann ich die Situation nachfühlen, als ich zu meinem Vorgesetzten ging und ihm meinen Zustand zu erklären versuchte. Es ist ein sehr schwerer Gang sich einer Person, die auch noch mitverantwortlich war, so zu öffnen. Positiv war, dass ich von meinen Kollegen immer unterstützt und auch verstanden wurde – auch sie hatten ja mit der Situation zu kämpfen.
Ich ging zu meinem Hausarzt, der mich dann sofort für die nächsten Wochen krankschrieb. Die ersten Tage war ich wie erlöst, doch dann begann eine Zeit des Grübelns, wie es weitergehen sollte. Ich besuchte auch einen Neurologen um etwaige physische Ursachen auszuschließen, was nach seiner Diagnose nicht der Fall war. Einen Einsatz von Antidepressiva lehnte ich damals noch ab – nahm aber Johanniskrautkapseln zur Stimmungsaufhellung. Nach einiger Zeit bekam ich dann auch einen Termin bei einer Psychotherapeutin, die ich aber nur für 2 Sitzungen in Anspruch nahm. Für eine längerfristige Behandlung hätte ich 2-3 Monate warten müssen.