Der Abgrund der Freiheit - Georg Heinzen - E-Book

Der Abgrund der Freiheit E-Book

Georg Heinzen

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Beschreibung

48 Stunden haben die EU-Bürger Gelegenheit, über ein Referendum zur Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens abzustimmen: 1.000 Euro monatlich für jeden Bürger ohne Wenn und Aber. Auch die Neumanns sind zur Wahl aufgerufen. Bis auf Sohn Lucas stimmt die Familie mit NEIN, während erste Hochrechnungen von einem knappen Sieg des Referendums ausgehen. Wie verändert eine mögliche Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens das Leben dieser Familie? Paradiesische Zustände oder Apokalypse? Schauen wir mit den Neumanns ein Wochenende lang in den Abgrund der Freiheit...

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Georg Heinzen

Der Abgrund der Freiheit

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2 D | 3 H

48 Stunden haben die EU-Bürger Gelegenheit, über ein Referendum zur Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens abzustimmen: 1.000 Euro monatlich für jeden Bürger ohne Wenn und Aber. Auch die Neumanns sind zur Wahl aufgerufen. Bis auf Sohn Lucas stimmt die Familie mit NEIN, während erste Hochrechnungen von einem knappen Sieg des Referendums ausgehen. Wie verändert eine mögliche Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens das Leben dieser Familie? Paradiesische Zustände oder Apokalypse? Schauen wir mit den Neumanns ein Wochenende lang in den Abgrund der Freiheit...

Personen

HANS NEUMANN, 46, führt einen Party-Service

HEIKE NEUMANN, 42, hilft mit

LEA NEUMANN, 17, geht noch zur Schule

LUCAS NEUMANN, 21, ist Performance-Künstler

FRITZ NEUMANN, 71, lebt im Altenheim

Das Stück spielt am Wochenende des Referendums im Haus und im Garten der Neumanns, wo auch das Lager für den Party-Service liegt.

1. Szene / Küche

Samstagnachmittag: HANS und HEIKE kommen zurück aus dem Wahllokal, wo sie über das Referendum abgestimmt haben. Sie tauschen ihre Jacken gegen Schürzen mit dem Logo ihres Party-Service und bereiten eine Geburtstagsparty vor.

HEIKE

Warum bist du in Sportklamotten ins Wahllokal? Sonst gehst du immer in Anzug und Krawatte.

HANS

Um dem Referendum meine Verachtung zu zeigen.

HEIKE

Reicht es nicht, dass du mit NEIN gestimmt hast?

HANS

Das ist keine normale Wahl. Das ist ein Terroranschlag auf unsere Existenz. Im Schweiße unseres Angesichts sollen wir unser Brot essen. Seit der Vertreibung aus dem Paradies sind wir zur Arbeit verdammt, und das ist gut so.

HEIKE

Zum Glück wird das nichts mit dem Referendum. Wir waren die Einzigen im Gemeindesaal.

HANS

Die Fleißigen liegen lieber am Strand, weil an diesem Wochenende der Sommer zu Ende geht. Wenn sich das mal nicht rächt.

HEIKE

Wer stimmt schon für diesen Quatsch?

HANS

Die ganzen Faulen, die von dem Referendum profitieren, gehen natürlich zur Abstimmung. Wie lange haben wir gebraucht bis ins Wahllokal?

HEIKE

Hin und zurück keine 20 Minuten.

HANS

Du verlässt für 20 Minuten das Haus und brauchst nie mehr arbeiten. Bleibst einfach liegen, wenn morgens der Wecker klingelt. Arschlecken, ein Leben lang.

HEIKE

Mir würde das nicht reichen, ein Tausender im Monat. Ich würde weiterarbeiten.

HANS

Natürlich arbeiten wir weiter. Irgendwer muss das Geld ja verdienen, sollte eine Mehrheit für das Referendum stimmen. Aber was ist mit unseren Mitarbeitern? Für die würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, dass die verantwortungsvoll mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen umgehen. Die bleiben zuhause und sitzen den ganzen Tag vor der Playstation. Gibst du mir den Mixer?

Heike gibt Hans einen Mixer. Während Hans Kuchenteig rührt, pumpt Heike mit einer Luftballonpumpe einen Modellierballon auf.

HEIKE

Flamingos oder Pokémon?

HANS

Was?

HEIKE

Worauf steht dein Vater?

HANS

Der bekommt eh nix mehr mit.

HEIKE

Dann falte ich Pudel, die gehen am leichtesten.

Heike faltet routiniert den Modellierballon zu einem Pudel, während Hans weiter Kuchenteig rührt.

HANS

Selbst und ständig.

HEIKE

Was?

HANS

(gegen den Mixer) Es ist Samstagnachmittag. Und was tun wir? Sitze ich mit einem Bier auf dem Sofa und gucke Bundesliga? Liegst du im Garten und lässt dich bräunen? Wir arbeiten. Wie immer.

HEIKE

Dafür sind wir unsere eigenen Herren.

HANS

Leider sind wir auch unsere eigenen Knechte. Herr und Knecht, wir sind beides in einer Person.

HEIKE

Warum hast du nicht für das Referendum gestimmt?

HANS

Bin ich verrückt? Wer darf diesen Wahnsinn denn finanzieren?

HEIKE

Die Roboter sollen Einkommenssteuer zahlen.

HANS

Wird auch Zeit.

HEIKE

Und die Mehrwertsteuer soll erhöht werden. Auf 50 Prozent.

HANS

Weißt du, was das für uns bedeutet? 50 Prozent auf jeden Pudel? Das geht alles von unserem Gewinn ab.

Hans füllt den Kuchenteig in eine Form und schiebt sie in den Backofen. Heike faltet weiter Luftballonpudel, bindet sie an Nylonfäden und lässt sie durch die Küche schweben.

HANS

Vielleicht hat mein Vater ja vergessen, dass er heute 71 wird.

HEIKE

Wir haben versprochen, dass wir Fritz um Fünf im Altenheim abholen.

HANS

Und wenn wir es vergessen haben?

HEIKE

Haben wir aber nicht.

HANS

Wir können auch mal was vergessen, nicht nur mein Vater. Wir stellen uns dumm.

HEIKE

Und dann?

HANS

Dann tun wir einfach mal nichts.

HEIKE

Ich habe verlernt, wie das geht. Nichtstun.

HANS

Wir gucken einen blöden Film, oder haben mal wieder Sex, bevor wir verlernt haben, wie das geht.

Hans nimmt Heike den rosa Modellierballon, den sie zu einem weiteren Pudel falten wollte, aus der Hand und beginnt daraus einen Penis zu formen.

HEIKE

Lass, Hans!

Hans bedrängt Heike mit dem Luftballon-Penis.

HEIKE

Nicht, Hans! Was, wenn Lea kommt?

HANS

Keine Sorge, unsere Tochter kommt schon nicht in die Küche. Die hat Angst, dass sie dann mithelfen muss.

Hans verfolgt Heike mit dem Luftballon-Penis durch die Küche, drängt sie gegen die Anrichte und tut so, als würde er sie mit dem Luftballon penetrieren.

HANS

Selbst und ständig. Wie gefällt dir das?

HEIKE

Heiße Luft. Mehr hast du nicht zu bieten?

Hans lässt den Luftballon-Penis los, der zur Decke schwebt, öffnet Heikes Bluse, nimmt eine Spraydose von der Anrichte und sprüht Sahne auf ihre Brüste.

HEIKE

Du weißt, dass ich eine Laktose-Intoleranz habe?

HANS

Alles Soja, alles safe.

Hans beginnt, die Sahne von Heikes Brüsten zu schlecken.

HANS

Wir hätten für das Referendum stimmen sollen. Dann hätten wir jeden Tag Sex.

Es geht immer heftiger zur Sache, bis das Telefon klingelt.

HEIKE

Dein Vater.

HANS

Wir gehen nicht ran.

HEIKE