Der Adventkiller - Alastair Gunn - E-Book
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Der Adventkiller E-Book

Alastair Gunn

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Beschreibung

Vorweihnachtszeit in London: DCI Antonia Hawkins von der Metropolitan Police leitet ihren ersten großen Fall. Zwei Frauen sind auf brutale Weise getötet worden. Es scheint keine Gemeinsamkeiten zu geben – bis auf die Tatzeit: Beide Morde geschahen um ein Uhr am Morgen eines Adventssonntags. Zunächst sieht es aus wie ein Zufall – doch dann bringt eine neue Woche eine neue Leiche. Während sich in London mehr und mehr Panik breitmacht, muss DCI Antonia Hawkins einen eiskalten Killer finden, bevor es ein weiteres Opfer gibt. Am Sonntag, wenn es ein Uhr schlägt ...

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Buch

London, in der Adventszeit. Die ganze Stadt bereitet sich auf das Weihnachtsfest vor. Doch von festlicher Stimmung kann keine Rede sein: DCI Antonia Hawkins von der Metropolitan Police hat es mit einem eiskalten Serienmörder zu tun. Zwei Frauen sind ihm bereits zum Opfer gefallen, und zunächst scheint es keine Gemeinsamkeiten zwischen den Fällen zu geben – bis auf die Tatzeit: Beide Morde geschahen um ein Uhr am Morgen eines Adventssonntags. Die Möglichkeit eines Zufalls wird ausgeschlossen, als es eine dritte Leiche gibt – wieder an einem Sonntag, wieder um ein Uhr morgens. Antonia Hawkins muss alles daransetzen, den »Adventkiller« zu finden, denn es sind nur noch wenige Tage bis Heiligabend, und der fällt wieder auf einen Sonntag …

Autor

Alastair Gunn ist Journalist, er schreibt für Zeitschriften und Magazine. »Der Adventkiller« ist der erste Band in seiner Serie um DCI Antonia Hawkins. Gunn lebt mit seiner Verlobten Anna in Hertfordshire.

Alastair Gunn

DerAdventkiller

Thriller

Deutschvon Ronald Gutberlet

Die Originalausgabe erschien 2013unter dem Titel »The Advent Killer«bei Penguin Books, London.

1. AuflageDeutsche Erstveröffentlichung November 2014Copyright © 2013 by Alastair GunnCopyright © dieser Ausgabe 2014by Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: UNO Werbeagentur MünchenUmschlagmotiv: Ilona Wellmann/arcangel images; FinePic®, MünchenRedaktion: Viola EigenberzAG · Herstellung: Str.Satz: DTP Service Apel, HannoverISBN 978-3-641-14559-0www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Für Anna

PROLOG

Die Übelkeit kam völlig überraschend.

Er taumelte, sein Blick verschwamm, und er streckte instinktiv die Hand aus, um sich abzustützen. Die Hand fand einen Halt irgendwo jenseits dieses Gefühlswirrwarrs, das sein Denken verlangsamte. Der bohrende Schmerz in seiner verletzten Schulter quälte ihn.

Wurde er jetzt ohnmächtig?

Er rieb sich die Augen und kämpfte gegen die gleichzeitig auftretenden Folgen von Verletzung und Erschöpfung an. Dann beugte er sich über das Waschbecken und wusch sich das Gesicht. Das kalte Wasser weckte seine Lebensgeister. Er richtete sich auf und wusste jetzt, dass er nicht die Besinnung verlieren würde. Er sah auf das Messer, das aus seiner linken Schulter ragte. Blut breitete sich um die Wunde aus. Seine Zeit war begrenzt, er musste sich beeilen.

Er drehte sich wieder zu ihr um.

Sie lag verdreht da, wie das Opfer eines Autounfalls, das sich schon im Koma befand, bevor es einige Meter vom Ort des Aufpralls entfernt liegen blieb. Nur dass diese Frau hier, abgesehen von ihrer scheinbaren Leblosigkeit, keineswegs bewusstlos war.

Weit davon entfernt.

Sie starrte ins Leere und nahm ihn womöglich gar nicht mehr wahr. Dann musste sie husten und bäumte sich auf wie eine ferngesteuerte Puppe. Blut rann aus ihrem Mundwinkel.

Er spürte einen Anflug von Mitleid, aber er blieb stark.

Er sah zu, wie ihre Panik wuchs. Ihre Haut wurde blass, ihr Brustkorb wogte auf und ab, ihr Atem ging flacher, sie schnappte verzweifelt nach Luft.

Aber ganz genau konnte man es immer an dem Blick erkennen.

Ihre Pupillen weiteten sich, die Iris beider Augen schimmerten hell unter den zuckenden Lidern. Dann kam sie ganz plötzlich zur Ruhe.

Noch vor einigen Wochen hätte dieser Umstand ihn überrascht, aber inzwischen hatte er das mehrfach beobachtet. Diese immergleiche vergebliche Anstrengung, zu der sie am Schluss alle Zuflucht nahmen.

Sie versuchte zu sprechen.

Er trat in ihr Blickfeld und konnte seine freudige Erwartung kaum noch unterdrücken. Weit hinten in seinem Bewusstsein tickte die alte Standuhr unerbittlich und wies darauf hin, dass die Stunde gekommen war.

»Es wird Zeit«, stellte er fest und beugte sich über sie. »Ich weiß, was du jetzt versuchst, aber es ist zu spät für Reue und Umkehr. Du hast deine Entscheidung längst schon getroffen.« Er griff nach der Rolle mit dem Klebeband.

»Ich sehe zwar, dass du im Augenblick keinen Laut von dir geben kannst, aber das hier wird eine Weile dauern, und ich möchte nicht, dass du mittendrin doch noch zu schreien anfängst.«

Er zog ein Stück vom Band ab und klebte es über ihren Mund, führte es sorgfältig um ihren Kopf herum und riss das Ende ab.

Dann griff er nach dem Messer in seiner Tasche.

Nach dem Messer.

Ihre Augen weiteten sich, sie schaute ihn bittend an, flehte, er solle aufhören, und forderte ihn damit nur heraus.

Hatte sie ihn wirklich verschmäht?

Er spürte, wie ihm etwas über das Gesicht rann. Ein Schwindel ergriff ihn, er stellte fest, dass er schwitzte. Seine Gedanken trübten sich. Wollte er ihr das wirklich antun?

Der einzigen Frau, die er je geliebt hatte?

Nein, er ließ sich nicht davon abbringen. Wie konnte sie es wagen, das, was zwischen ihnen gewesen war, als Druckmittel zu verwenden?

Er rieb sich die Augen, Demütigung und Wut vermischten sich. Aber ein Teil von ihm wollte, dass sie verstand.

»Ich weiß, dass du Angst hast.« Er beugte sich über sie. »Aber eines Tages werden die Menschen meine Taten begreifen. Es ist ganz einfach. Der Wandel fordert Opfer. Du musst für die große Sache sterben.«

Verstand sie das? Ihr Blick sagte nein. In ihren Augen stand nichts als Hass.

Aber warum? Jetzt, nachdem er ihr alles offenbart hatte?

Sie hatte kein Recht dazu.

Wütend packte er ihre Bluse, zerrte daran, und die Knöpfe flogen über den Fußboden. Er griff nach dem Messer und ließ seine Spitze über ihren Rumpf gleiten. Beobachtete, wie die scharfe Klinge drohte, die zarte Haut zu ritzen.

Eine letzte Chance?

Sie schaute ihn durchdringend an, ihre Abscheu nur zu deutlich.

Nein.

Die rasiermesserscharfe Spitze ritzte die Oberfläche, feine Blutstropfen erschienen, wo das Messer die Haut durchtrennte und auf Fleisch traf.

Er hielt inne und begutachtete das schmale rote Rinnsal, das seitlich über ihren Brustkorb lief, ergötzte sich an der Panik, die sein Opfer ergriff.

Dies war die letzte Gelegenheit einzulenken. Doch er wusste, dass dies nicht infrage kam. Dies war der große, schicksalhafte Moment.

Ein letztes Mal ließ er seinen Blick über ihre makellose Haut gleiten.

Und machte den ersten Einschnitt.

Zwei Wochen zuvor …

MONTAG

1

Die Badezimmertür flog auf, als sie hindurchstürzte.

Sie ließ sich auf den dünnen Laminatboden fallen und hörte, wie er unter ihrem Gewicht ächzte. Im Bad wurde es still, nur ihr kurzes, stoßartiges Atmen war noch zu hören. Aber Detective Chief Inspector Antonia Hawkins kämpfte noch immer verzweifelt gegen ihre Übelkeit an.

Sie zog die Jacke aus und legte sie über den Wannenrand.

Tief durchatmen.

Aber die SMS tauchte gleich wieder drohend in ihrem Bewusstsein auf. Ihr Magen zog sich erneut zusammen. Sie kroch vorwärts, verhedderte sich im Handtuch, das sie vorhin auf den Badezimmerläufer geworfen hatte, und ließ ihr Handy fallen. Es traf scheppernd auf dem glatten Boden auf und schlitterte in eine Ecke.

Sie kroch zur Toilettenschüssel, stützte sich rechts und links mit beiden Händen ab. Zwei Speichelfäden tropften aus ihrem Mund. Sie versuchte erneut, den Brechreiz zu unterdrücken, und bemerkte kurz ihr Spiegelbild im Wasser. Verschmierte Wimperntusche, gerötete Wangen.

Du wirst dich nicht übergeben!

Sie lehnte sich seitlich gegen die Badewanne, bettete den Kopf auf den Toilettensitz und atmete stoßweise. Sie legte eine Hand an die Stirn und massierte die Schläfen. Versuchte, zwischen zwei Atemzügen zu schlucken. Sie nahm den säuerlichen Geruch des WC-Steins wahr. Endlich kam sie wieder zu sich, und die Übelkeit ließ nach.

Sie kniete sich hin und setzte sich schließlich auf die Fersen. Es gelang ihr, tief Luft zu holen, und sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

Noch eine Woche bis Weihnachten.

Sie riss ein Stück Toilettenpapier ab, stand zitternd auf und schaute in den Spiegel über dem Waschbecken, tupfte an ihrem verschmierten Make-up herum.

Na toll, sprach sie in Gedanken ihr Spiegelbild an. Eine erfahrene Kriminalbeamtin der Metropolitan Police – die es im Übrigen gewohnt war, den psychischen Druck von Mordermittlungen auszuhalten – sollte wirklich nicht wegen einer einzigen SMS in so einen jämmerlichen Zustand geraten. Aber Murphys Gesetz leistete mal wieder ganze Arbeit und sorgte dafür, dass ihr erster Fall als Chefinspektorin ihre schlimmsten Alpträume wahr werden ließ.

Sie kämpfte gegen die Angst an, vollkommen überfordert zu sein.

Sie musste damit klarkommen, und sie würde damit klarkommen. Ihre Zukunft hing davon ab.

Antonia Hawkins bückte sich und tastete den Bereich hinter der Toilette ab, fand das verschwundene Handy und zog es hervor. Sie wischte den Staub ab und drückte auf den Knopf, damit das Display aufleuchtete. Glücklicherweise war es nicht beschädigt. Die SMS war immer noch da. Und der Hinweis auf einen Anruf in Abwesenheit.

Sie hatte ihr Handy leise gestellt und gerade erst den Text bemerkt, der die Ursache für ihre Flucht ins Badezimmer gewesen war:

Sie haben Nummer drei gefunden.

Sie hielt inne. Ihr war nicht klar, ob die Nachricht noch mehr Informationen enthielt als diesen einen Satz. Und sie war sich nicht sicher, ob sie diese Informationen wirklich lesen wollte, falls es sie gab. Sie befürchtete das Schlimmste, als sie über den Bildschirm wischte, um das Smartphone einzuschalten.

Im gleichen Moment klingelte es auch schon.

Sie zuckte zusammen und hätte es beinahe wieder fallen lassen. Verdammte Nervosität.

Die Nummer wurde unterdrückt, aber sie wusste schon, wer es war, bevor sie sich meldete. »Hallo?«

»Hawkins.« Chief Superintendent Kirby-Jones sparte sich wie immer die Höflichkeiten. »Ich nehme an, Sie haben es von Barclay bereits gehört.«

Sie erschauerte. »Ja, Sir.«

»Ich war gezwungen, Ihren Untergebenen zu kontaktieren, weil ich Sie nicht erreichen konnte. Ihr Trainee war der Einzige, der ans Telefon ging.«

Soweit sie wusste, war es absolut korrekt, dass sie in ihrer Freizeit das Handy leise stellte. Trotzdem wollte sie sich dafür entschuldigen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen: »Wie Sie also wissen, hat es ein drittes Opfer gegeben.«

»Sir …« Sie hielt inne, war sich unsicher, ob sie die unvermeidliche Antwort wirklich hören wollte. »War er es wieder?«

»Die Leiche wurde vor zwei Stunden von einer Reinigungskraft gefunden. Wir kennen noch nicht die Details, aber die ersten Anzeichen sprechen dafür – weiblich, allein lebend, Tatort die eigene Wohnung, die Art der Überwältigung und vor allem der Zeitpunkt des Todes. Es gibt immer Gründe für Zweifel, falls Sie die ernsthaft in Betracht ziehen wollen?«

Am liebsten hätte sie nicht geantwortet. »Nein, Sir.«

»Wenn dieser Fall mit den ersten beiden in Verbindung steht, werden Ihre Ermittlungen heraufgestuft. Kategorie ›ernst zu nehmender Vorfall‹, Codename ›Operation Charter‹.«

Hawkins schloss die Augen. Drei Opfer. Ein Mörder. Was bedeutete, dass dem Täter ab sofort die höchste Auszeichnung zuteilwurde. Von nun an gehörte er zur absoluten Elite der Psychopathen.

Ein Serienkiller.

Sobald die Presse von dem Mord erfuhr, würden die Medien sich darauf stürzen und die zuständigen Polizisten ins Visier nehmen.

Und sie hatte die Leitung der Ermittlungen übernommen.

Erneut musste sie den aufkommenden Brechreiz unterdrücken, während Kirby-Jones fortfuhr. Es kostete sie viel Mühe, seinen Ausführungen zu folgen.

»Ich habe Barclay befohlen, Sie und weitere Beamte auf dem Weg zum Tatort abzuholen. Er hat alle nötigen Anweisungen und die grundlegenden Informationen bekommen. Wird jede Minute bei Ihnen eintreffen. Den Rest Ihres Teams können Sie von unterwegs anrufen. Verstanden?«

»Ja, Sir.« Sie starrte in den Spiegel und begann, hastig und nur mit einer Hand die verschmierte Wimperntusche abzuwischen.

»Und vergessen Sie nicht, Detective, die Öffentlichkeit schaut Ihnen zu.«

Damit war das Gespräch beendet.

Hawkins richtete sich auf und starrte in ihr verschmiertes Gesicht, während gleichzeitig die Worte ›Leitung der Ermittlungen‹ in ihrem Kopf widerhallten.

Nach einer Weile legte sie das Handy beiseite und brachte ihr Make-up in Ordnung.

Dann rannte sie die Treppe hinunter. Kaum unten angekommen, sah sie auch schon, wie der Vauxhall um die Ecke bog.

Mist.

Sie ging durch den Flur, schaute noch einmal prüfend in den Spiegel und nahm sich die Zeit, ihre widerspenstige braune Haarmähne zu einem Pferdeschwanz zu binden.

Draußen ertönte die Hupe. Hawkins ging zur Tür, holte tief Luft und strich ihr Kostüm glatt. Sie griff nach ihrer Tasche. Für Eitelkeiten war jetzt keine Zeit. Erst mal musste sie mit dem bisher größten Fall ihrer Polizeikarriere fertigwerden.

Zu ihrer eigenen Überraschung gelang es ihr, ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, während sie den Umzugskisten auswich, die Paul zurückgelassen hatte, als er vor ein paar Monaten ausgezogen war.

Die waren nun wirklich ihr geringstes Problem.

2

Detective Chief Inspector Antonia Hawkins schloss die Haustür, blieb unter dem Vordach stehen und suchte in ihrer Tasche nach dem Regenschirm. Bis zum Auto waren es nur knapp fünfzehn Meter über ein Fleckchen städtischer Grünfläche hinweg, aber es regnete fürchterlich.

Sie spannte den Schirm auf und eilte auf den dunkelblauen Vauxhall Insignia zu, der am Straßenrand parkte. Ein scharfer Wind wehte, und sie zog erleichtert die Beifahrertür auf.

»Danke, dass Sie mich abholen«, sagte sie und ließ sich auf den Sitz fallen. Den Schirm verstaute sie im Fußbereich und griff nach dem Sicherheitsgurt. »Sie wissen ja, wo wir hinmüssen, oder?«

»Ja, Ma’am.« Der angehende Detective Constable John Barclay gab Gas und fuhr mit durchdrehenden Reifen los. »Hampstead.«

»Vornehme Gegend.« Als sie auf die Hauptstraße einbogen, warf sie ihrem schmächtigen jungen Kollegen einen Blick zu und verkniff sich die Bitte, er möge langsamer fahren. Es herrschte kaum Verkehr, und sie mussten so schnell wie möglich dorthin.

Erleichtert stellte sie fest, dass auch Barclay leicht derangiert war: Sein Hemdkragen hing schief, und um seinen Mund bemerkte sie eine dünne weiße Linie.

Sie war also nicht die Einzige, die Hals über Kopf aufgebrochen war.

»John«, sagte sie und deutete auf ihre eigene Mundpartie. »Sie haben da noch etwas Zahnpasta … «

»Oh.« Er befeuchtete den Zeigefinger mit der Zunge und säuberte damit den Mund. »Weg?«

»Ja.« Sie rückte ein Stück zur Seite, als seine Hand ihr Bein berührte, während er die Gangschaltung betätigte. Wahrscheinlich war es keine Absicht gewesen.

Sie fuhren eine Weile schweigend weiter. Hawkins zog ihr Handy aus der Tasche. »Ich werde mal Frank und Amala anrufen.«

»Hab ich schon erledigt.« Barclay klopfte gegen seine Ohrhörer. »Wir treffen sie vor Ort.«

»Prima.« Hawkins ließ das Handy wieder in die Tasche gleiten. Dank seiner Voraussicht würde das komplette Team am Tatort sein. Das war wichtig, um möglichst viele Zeugen zu befragen. Sie holte einen Notizblock heraus, legte ihn auf die Knie und skizzierte einen Ablaufplan für die bevorstehenden Ermittlungen.

»So«, sagte sie aufatmend, um die positive Atmosphäre zu nutzen, während sie noch schrieb. »Wie ich hörte, haben Sie einen Anruf vom Chef bekommen.«

»Ja«, sagte Barclay. Sie hielten an einer roten Ampel, während die Scheibenwischer geräuschvoll hin und her schabten und sein Schweigen kompensierten.

Sie machte noch einige Notizen, bevor sie aufschaute. »Und? Was hat er gesagt?«

Barclay warf ihr einen überraschten Blick zu, als hätte er ganz vergessen, dass sie auch noch da war. »Wir haben einen weiteren Mordfall, Ma’am. In der Meldung der Spurensicherung heißt es, dass die Frau irgendwann gestern Morgen zu Tode gekommen ist.«

Am Sonntag. Genau wie die anderen.

Die Ampel schaltete um, und sie fuhren weiter.

»Um wen handelt es sich bei dem Opfer?«

Barclay hustete. »Kennen Sie Jessica Anderton?«

»Die Frau des Politikers?«

Natürlich kannte sie Jessica Anderton und ihren Ehemann Charles. Er war eine beliebte, charismatische Führungspersönlichkeit der Labour Party und seine Frau ein gut aussehendes, nicht weniger prominentes Exmodel. Beide waren ständig in den Schlagzeilen. Kürzlich hatten sich Promi-Verrückte auf einer Wohltätigkeitsauktion eine regelrechte Schlacht geliefert, um eine Gucci-Handtasche von Jessica Anderton zu ergattern. Die Ausgabe des Klatschmagazins Hello, in dem Fotos ihrer Hochzeit und ein Exklusivinterview mit dem Paar abgedruckt wurden, war in kürzester Zeit ausverkauft gewesen. Sogar die ständigen Nörgeleien von Oppositionspolitikern, die kritisierten, Andertons Hochzeit mit dem Exmodel sei nur ein PR-Gag, waren in den letzten Monaten verstummt.

»Ich werd verrückt.« Hawkins versuchte, die Erregung aus ihrer Stimme zu bannen. »Und die genaueren Umstände?«

»Da ist er ja.« Hawkins schaute auf, als Barclay nach vorn deutete. Dann fiel ihr wieder ein, dass Kirby-Jones ihnen aufgetragen hatte, unterwegs einige Kollegen einzusammeln.

Barclay hielt am Straßenrand an. »Genau wie der Chef gesagt hat: in den Dreißigern, dünn und unnötig viele Haare im Gesicht.«

Hawkins spähte durch die nasse Windschutzscheibe und versuchte, sich einen Eindruck von ihrem neuesten Team-Mitglied zu verschaffen. Der Mann stand im Schutzhäuschen einer Bushaltestelle, winkte ihnen zu und eilte los, während er sich mit der einen Hand eine Zeitung über den Kopf und mit der anderen das Handy ans Ohr hielt. Er bahnte sich seinen Weg durch Berufstätige in Anzügen, die auf den Bus warteten.

Hawkins ließ das Seitenfenster herunter, während er um die letzte Gruppe herummanövrierte. Er beendete sein Telefonat und ließ das Handy in die Tasche seiner Wildlederjacke gleiten, bevor er die hintere Tür des Wagens aufzog und einstieg.

»DCI Hawkins?« Er hatte einen leichten Akzent. Vielleicht aus Belfast. »Ich bin Detective Sergeant Eddie Connor.«

»Sagen Sie doch Antonia.« Sie reichte ihm ihre Hand zwischen den Sitzen hindurch. »Und das hier ist unser Trainee John Barclay. Vielen Dank, dass Sie sofort kommen konnten.«

»Tja, unser Mann hat die Presse jedenfalls nicht enttäuscht.« Connor zog die Wagentür zu und hielt seine durchnässte Ausgabe der Daily Mail hoch.

Hawkins drehte sich nach hinten um. »Schlägt Killer wieder zu?« Sie las die Überschrift im Stil eines sensationslüsternen Film-Trailers vor, um sich locker zu geben. »Wo wären wir nur ohne die großartige britische Presse, die so gern im ganzen Land Panik schürt? Wer weiß, was passiert, wenn die Arschlöcher von unserem neuesten Fund erfahren.«

»Sie wissen es schon«, sagte Connor. »Ich hab gerade mit einem Freund von der Spurensicherung gesprochen. Die Medien waren noch vor ihm am Tatort.«

»Na großartig.« Sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Hawkins warf Barclay einen auffordernden Blick zu. Aber das war gar nicht nötig. Er gab Gas und fädelte sich flink in den morgendlichen Londoner Verkehr ein.

»Und von welcher Dienststelle wurden Sie zu uns versetzt?«, fragte Hawkins über die Schulter hinweg. Sie musste sich mit einem Arm auf der Lehne abstützen, weil Barclay ansetzte, einen Müllwagen zu überholen.

»Kripo. Bewaffneter Raub und organisierte Kriminalität«, sagte Connor mit lauter Stimme, um den Regen zu übertönen, der auf das Wagendach prasselte. »Ich hab schon vor Jahren um eine Versetzung gebeten, aber es ist nichts passiert, bis ich heute Morgen von Ihrem Vorgesetzten angerufen wurde. Ich gehöre bis auf Weiteres zu Ihrer Einsatzgruppe. Anscheinend hat er meinen Antrag gerade erst bekommen. Aber wahrscheinlich hat das alles vor allem damit zu tun, dass von der Downing Street Druck gemacht wird.« Er lachte. »Jedenfalls ging es so schnell, dass noch niemand von mir verlangt hat, meine Dienstpistole zurückzugeben.«

»Sie hatten mit den ganz harten Fällen zu tun?« Barclay wandte sich kurz um.

»Mord, Schießereien und Verfolgungsjagden im Auto«, sagte Connor. »Alles, wovon ein Junge träumt, wenn er zur Polizei geht.«

Hawkins merkte, dass Connor ihr ironisch zulächelte, und grinste zurück. Einen bewaffneten Beamten im Team zu haben war nicht unbedingt schlecht, wenn es darum ging, einen gemeingefährlichen Serienmörder zu stellen.

»Das ist ein Wagen aus dem Fahrzeugpark, richtig?« Connor wartete, bis sie es bestätigt hatte, bevor er sich das Wasser aus den Haaren strich und es auf das Polster tropfen ließ. »So, dann erzählen Sie mir mal das, was nicht in der Zeitung steht.«

»Es gab vorher schon zwei Opfer«, erklärte Hawkins. »Beide weiblich, beide an aufeinander folgenden Sonntagen frühmorgens in ihrer eigenen Wohnung getötet. Die Erste war die dreiundsechzigjährige Glenis Ward. Sie wurde in ihrer Badewanne ertränkt. Zuerst dachten wir an Selbstmord, weil es keine Hinweise auf Fremdeinwirkung gab. Glenis Ward war Alkoholikerin – weshalb sie ihren Job als Köchin aufgeben musste. Außerdem war bei ihr ein Krebsleiden festgestellt worden, und sie war schwer depressiv, was die Selbstmordthese stützte. Aber dann stellte sich heraus, dass sie in ihrem Wohnungsflur überfallen und betäubt wurde, bevor der Täter sie nach oben ins Badezimmer schleppte.«

Hawkins bemerkte ein Schild, das die Richtung nach Belgravia anzeigte. Sie waren bald da. »Dann, genau sieben Tage später, wurde eine achtundvierzigjährige ehemalige Krankenpflegerin namens Tess Underwood mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt. Ihre Knochen wurden systematisch zerschlagen, einer nach dem anderen, vom Schienbein aufwärts. Der Gerichtsarzt sagte, sie starb erst, als der Mörder bei ihrem Kopf angekommen war, und selbst dann nur aufgrund einer Gehirnblutung nach einem frontalen Schlag gegen das Gesicht. Dabei drang ein Stück Schädelknochen in ihr Gehirn.«

»Na toll«, sagte Connor mit angewidertem Unterton.

Hawkins registrierte es mit Genugtuung. Zumindest geriet er angesichts der grauenhaften Details nicht vollkommen aus der Fassung.

In der Nähe des Royal Thames Yacht Club wurde der Verkehr dichter, und Barclay warf ihr einen fragenden Blick zu. Er wollte das Blaulicht benutzen. Auf ihr Nicken hin schaltete er es ein. Das Martinshorn ertönte, und Barclay lenkte den Wagen durch die Lücke, die sich zwischen den Autoreihen auftat.

»Na, jetzt geht’s ja endlich zur Sache.« Connors Kopf erschien zwischen den Lehnen der Vordersitze. Seine Augen leuchteten wie die eines Kindes, das gerade vor den Toren von Disneyland ankommt. »Und was hat er mit seinem neuesten Opfer gemacht?«

Hawkins drehte sich zu ihm um. »Ich schätze, das werden wir gleich erfahren.«

3

Antonia Hawkins hatte kein Auge für die elegante Einrichtung des Wohnzimmers, in dem sie sich befand. Sie starrte in das tiefe Loch, in dem bis zu diesem Morgen Jessica Andertons Herz geschlagen hatte. Es sah aus, als wäre ein kleiner Vulkan im Brustkorb der jungen Frau ausgebrochen und hätte zerrissene Hautfetzen an den Rändern der blutigen Wunde hinterlassen. Das Blut hatte sich im Innern der Verletzung gesammelt und war dort schon seit Längerem geronnen.

Die Leiche war von den Hüften aufwärts nackt. Das einzige sichtbare Zwangsmittel war das schwarze, extrastarke Klebeband, das mehrfach um den Kopf des Opfers geschlungen war und den Mund bedeckte.

Hawkins atmete unwillkürlich ein und nahm den Geruch des Todes wahr, der mit diesem Atemzug durch die Gesichtsmaske aus Papier tief in ihre Lunge eindrang. Ein toter Mensch beginnt schon nach kurzer Zeit schlecht zu riechen, und der intensive Geruch nach Fäkalien, der von dieser Leiche ausging, deutete darauf hin, dass der Mörder auch die Gedärme seines Opfers zerfetzt hatte.

Sie verzog angewidert das Gesicht, trat zurück und achtete darauf, dass sie mit ihren Füßen, die in schwerfälligen Überschuhen steckten, nicht auf die überall auf den Dielen verspritzten Blutflecken trat.

Sie stolperte. »Verdammt.«

Warum nur hatte sie keine flachen Schuhe angezogen?

»Vorsicht.« Connor hockte ihr gegenüber. »Das hier ist ja ein gottverdammtes Kunstwerk. Alles klar bei Ihnen?«

»Ja.« Sie rieb sich den Hals, der unter einem knisternden Schutzanzug verborgen war. »Alles bestens.«

Hawkins war nicht zimperlich, sie hatte sich im Laufe ihres Berufslebens an den Anblick von Blut gewöhnt. Aber es nahm sie noch immer mit, wenn sie sich die Einzelheiten einer Tat vorstellte.

Und, was in diesem Fall noch viel wichtiger war, die Frage, wie sie das nächste Verbrechen verhindern konnte.

Das gedämpfte Murmeln der sechs Beamten der Spurensicherung, die den mit Hinweisen geradezu verschwenderisch ausgestatteten Raum akribisch absuchten, war in dem Augenblick verstummt, als sie und Connor die Leiche in der Mitte des Raums in Augenschein nahmen. Sie war froh, dass Barclay im anderen Zimmer blieb, wo er die Putzfrau befragte, die die Tote gefunden hatte. Schon beim Anblick der Leiche von Tess Underwood hatte er ausgesehen, als müsste er sich jeden Moment übergeben. Im Vergleich zu dieser Leiche waren die beiden Vorgängerinnen nur ein harmloser Prolog gewesen.

Sie fluchte angesichts des übel zugerichteten Leichnams und wünschte, sie könnte jetzt ganz woanders sein.

Überall, nur nicht hier.

»Der muss ja drei Hände gehabt haben«, fuhr Connor fort. »Jedenfalls solange wir davon ausgehen, dass es nur eine Person war. Er hat kaum einen Tropfen verschüttet.« Er deutete auf eine Tasse und zwei mit Blut gefüllte Töpfe, die auf dem Boden standen. »Anscheinend hat er die Tasse benutzt, um das Blut aus dem Loch im Brustkorb zu schöpfen. Glauben Sie, es handelt sich um den gleichen Täter?«

»Bestimmt. Und ehrlich gesagt glaube ich, das ist auch besser so. Ein Mensch, der zu so etwas in der Lage ist, ist schon zu viel, wenn Sie mich fragen.«

»Da haben Sie recht.«

Hawkins schüttelte den Kopf und fragte leise: »Aber warum hat er das Herz herausgenommen?«

Connor zuckte mit den Schultern. »Wer weiß das schon bei solchen kranken Typen? Wahrscheinlich bewahrt er es in einem Krug in seinem Keller auf, damit er nachts davor ein Lied singen kann, während er Sex mit seinem Hund hat. Gab’s denn bei den ersten beiden Tatorten substanzielle Hinweise?«

Hawkins tat so, als fände sie das amüsant. »Die forensischen Untersuchungen haben gar nichts gebracht. Ist ja auch kein Wunder. Heutzutage weiß doch jeder, der die üblichen Krimiserien im Fernsehen anschaut, wie man Spuren vermeidet. Wir haben ein paar verschwommene Aufnahmen von einer Überwachungskamera am ersten Tatort, aber auch in dieser Hinsicht war er bestens vorbereitet. Unauffällige dunkle Kleidung und eine Baseballmütze. Er hielt den Kopf gesenkt und vermied, ins Licht der Straßenlaternen zu treten. Selbst wenn es Prinz Charles gewesen wäre, hätten wir ihn nicht identifizieren können.«

»Irgendwelche Waffen?«, fragte Connor.

»Nein. Die, die er in den ersten beiden Fällen benutzt hat, hat er auch wieder mitgenommen. Würde mich sehr überraschen, wenn er hier etwas hinterlassen hat.«

Dem irischen Kollegen fielen erst mal keine Fragen mehr ein. Er wandte sich wieder der Leiche zu und betrachtete sie unbeeindruckt, als würde er über ein halb fertiges Puzzle nachgrübeln, während er mit den Fingern an seinem sorgfältig getrimmten Kinnbärtchen zupfte.

Auch Hawkins sah sich jetzt wieder die Leiche an. »Sie sind es wohl gewohnt, sich mit solch kunstvollen Arrangements zu beschäftigen.«

Connor schaute nicht auf. »Ich hab in Belfast sechs Jahre bei der Mordkommission gearbeitet, bevor ich nach London kam. Aber das hier ist wirklich eine verdammt akkurate Metzgerarbeit.«

»Er ist kein Profi, aber er hat seinen Plan mit größter Sorgfalt durchgeführt.«

Hawkins hätte diese nasale Stimme überall sofort erkannt. Sie drehte sich um und bemerkte Gerald Pritchard, den Gerichtsmediziner, der genau so angezogen war wie immer: Schutzanzug, den Reißverschluss des Overalls gerade weit genug heruntergezogen, um ein perfekt gebügeltes Hemd mit Krawatte zu zeigen. Die Kombination von nasalem Ton und konservativer Kleidung hatte ihm schon vor langer Zeit den Spitznamen »Mr Bean« eingebracht.

»Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, Detective«, sagte Pritchard und hielt demonstrativ sein Handy hoch. »Ich hab nur kurz im Labor Bescheid gesagt, dass sie eine Lieferung bekommen. Draußen traf ich Ihren jungen Kollegen, der mir sagte, dass Sie schon da sind.«

Hawkins nickte. Hinter Pritchards Schulter bemerkte sie den überraschend gefasst aussehenden Barclay, dann machte sie Connor und den Pathologen miteinander bekannt.

»Diese morgendlichen Zusammenkünfte werden langsam zur lästigen Gewohnheit«, sagte sie. »Haben Sie schon irgendwas für mich?«

»Nichts Wesentliches«, sagte Pritchard. »Aber genug, um den Verdacht zu erhärten, dass es sich um den gleichen Täter handelt.« Er deutete auf die Leiche. »Wie Sie sehen, ist die untere Hälfte des Körpers noch bekleidet, und ich vermute, dass die forensische Untersuchung ergeben wird, dass es auch hier, wie bei den vorherigen Opfern, kein Anzeichen für sexuelle Gewalt oder Missbrauch gibt. Ebenso gibt es keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung. Das bedeutet, dass Mrs Anderton ihren Mörder gekannt hat. Oder aber, dass er in der Lage ist, moderne Sicherheitssysteme zu umgehen, wie sie hier vorhanden sind.«

Connor grinste schief. »Wie dem auch sei, wenn wir ihn nicht bald schnappen, wird er prominent genug sein, um der Sensationspresse Exklusivinterviews zu geben.«

Pritchard ignorierte diesen Scherz und wandte sich mit ernstem Gesicht an Connor. »Ich zeige Ihnen mal was.« Er ging neben der Leiche in die Hocke und deutete mit seinem Plastikhandschuhfinger auf eine Stelle am Rumpf. »Sehen Sie diese Verfärbung?«

Die Stelle, auf die er deutete, sah wie ein Knutschfleck aus und war auf dem grauvioletten Brustkorb kaum zu erkennen.

»Kommt Ihnen das nicht bekannt vor, Sergeant?« Pritchard schaute Connor auffordernd an.

Der Ire sagte nichts.

»Sollte es nämlich.« Pritchard schob ein Stück Haut am Rand der Aushöhlung zurecht, so dass es wieder in der ursprünglichen Stelle lag. »Und jetzt?«

Alle beugten sich vor und starrten das neue Detail an.

Noch so ein Fleck.

»Herrje«, erkannte Connor jetzt. »Ein Taser.«

Hawkins nickte. Das war ein eindeutiger Hinweis darauf, dass das Handwerk des Serienkillers auch in technologischer Hinsicht im 21. Jahrhundert angekommen war. Irgendwie war ihr Verdächtiger in den Besitz einer Elektroschockpistole gekommen. Damit konnte er für eine bestimmte Zeit das Zentralnervensystem seines Opfers lähmen. Die gleichen Flecken waren auf dem Rücken von Glenis Ward gefunden worden, nachdem man ihre Leiche aus der Badewanne gehoben hatte. Es waren die einzigen Hinweise auf einen Tod durch Fremdeinwirkung gewesen.

Dass der Mörder einen Taser benutzt hatte, konnte erst jetzt als gesichert gelten, denn die entsprechenden Spuren waren auf der von zahlreichen Schlägen extrem entstellten Leiche von Tess Underwood nicht zu sehen gewesen. Die Spuren auf dem Oberkörper von Jessica Anderton aber bewiesen, dass bei allen drei Opfern die gleiche Waffe verwendet worden war.

»Aber warum diese starken Verbrennungen?«, merkte Barclay an.

»Gute Frage.« Pritchard warf dem Kriminalanwärter einen väterlichen Blick zu, bevor er sich an die Umstehenden wandte. »Mr Barclay hat sehr genau hingesehen und die zusätzlichen Brandmale um die Kontaktpunkte herum bemerkt. Sie sind wesentlich deutlicher als jene, die wir beim ersten Opfer vorgefunden haben.«

Alle starrten ihn an.

Pritchard deutete auf die schwarze Verfärbung am Rand des ersten Flecks. »Dies hier könnte darauf hindeuten, dass ein stärkerer Taser als zuvor benutzt wurde. Aber sogar in diesem Fall wäre eine derartige Verkohlung ungewöhnlich. Handelsübliche Taser haben eingebaute Zeitsperren von fünf Sekunden, die das Opfer vor einer zu schweren Dosis schützen sollen. Allerdings kann diese Sperre bei vielen Fabrikaten übergangen werden.« Er stand auf. »Meiner Meinung nach wurde dieses Opfer einem sehr lange andauernden elektrischen Schock ausgesetzt, der ausreichte, es fünfzehn bis zwanzig Minuten lang vollständig zu lähmen. Das setzt voraus, dass der Täter das Risiko eines Herzstillstands in Kauf genommen hat, das hierbei vierzig Prozent beträgt.«

Hawkins musste schlucken. Das alptraumhafte Szenario lief jetzt in ihrem Kopf ab. Sie wollte etwas sagen, aber Pritchard fuhr mit ernster Stimme fort.

»Ja, Kollegen, so wie sich das für mich hier darstellt, wurde Mrs Anderton aufgeschnitten, während sie noch lebte und bei vollem Bewusstsein war.«

4

Pritchards Aussage folgte ein langes Schweigen. Alle Umstehenden starrten auf Jessica Andertons misshandelten Körper.

In diesem Moment wurde der Pathologe von einem Kollegen der Spurensicherung gerufen, der auf allen vieren vor dem Marmorkamin hockte. Pritchard entschuldigte sich und ging zu ihm.

Hawkins nutzte die Gelegenheit, machte sich einige Notizen und bemerkte zufrieden, dass Connor und Barclay das Gleiche taten. Zumindest stützten Pritchards Aussagen die bisherige These, dass es eine Verbindung zwischen den ersten beiden Fällen gab.

Ganz oben auf die Seite schrieb sie in Großbuchstaben die Wörter SONNTAGMORGEN und TASER. Ihr Wissen bezüglich gerichtsmedizinischer Details war nicht sehr groß, aber sie konnte erkennen, ob ein Körper sich in Leichenstarre befand, die etwa drei Stunden nach Eintritt des Todes abklang. Auch wusste sie, dass die Vermehrung von Bakterien dazu führte, dass die Haut eines Toten sich nach drei Tagen grünlich verfärbte. Dieses Wissen genügte, um ihr einen ungefähren Eindruck zu verschaffen.

Ganz offensichtlich war Jessica etwa zur gleichen Uhrzeit wie die anderen ums Leben gekommen, um ein Uhr nachts. Genaueres würden sie natürlich erst nach der Obduktion wissen, aber alles deutete darauf hin, dass der Täter Wert darauf legte, die Morde um diese Zeit auszuführen. Also hatte der Zeitpunkt eine besondere Bedeutung für ihn. Und die Herkunft des Tasers konnte womöglich auch geklärt werden.

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