Der Blutwerte-Code - Thiemo Osterhaus - E-Book
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Der Blutwerte-Code E-Book

Thiemo Osterhaus

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Beschreibung

Der Schlüssel zu deiner Gesundheit Blutwerte verraten Essenzielles über den Zustand deines Körpers – zum Beispiel, wo die Ursachen für Energielosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme beim Abnehmen und viele weitere Beschwerden liegen. Ganzheitlich gesund mit dem GAP-System Der funktionelle Mediziner Thiemo Osterhaus zeigt dir, wie du Laborwerte nutzt, um deine Beschwerden zu bekämpfen und gesund, fit und leistungsfähig zu werden. Sein ganzheitliches GAP-System stellt nicht die Bekämpfung von Krankheiten, sondern die Optimierung von Gesundheit in den Vordergrund. Welche Laborwerte sind besonders wichtig? In seinem ersten Buch zeigt Thiemo, welche Blutwerte für welche Beschwerden relevant sind und wie du sie nutzt, um deine Gesundheit zu optimieren. Er erklärt, wie Defizite an Omega-3, Eisen, Vitamin D, Folsäure, Magnesium und Co. entstehen, welche Folgen sie für deinen Körper haben und wie du sie mit Nahrungsergänzungsmitteln und Lifestyleumstellungen ausgleichst. Was fehlt deinem Körper? Individuelle Therapiepläne und Empfehlungen helfen dir bei spezifischen Beschwerdebildern wie • Energielosigkeit, • Müdigkeit, • Schlafproblemen, • Schilddrüsenunter- oder überfunktion, • einem unregelmäßigen Zyklus oder Ausbleiben der Menstruation, • Probleme beim Abnehmen, • Schwierigkeiten beim Muskelaufbau, • chronischem Stress und • wenig Testosteron. Das ideale Buch für Sportler, Gestresste, Schichtdienstarbeitende, Schlaflose, Mütter und alle, denen ihre Gesundheit wichtig ist.

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Seitenzahl: 278

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Buchvorderseite

THIEMO OSTERHAUS

Der BLUTWERTE Code

Titelseite

THIEMO OSTERHAUS

Der BLUTWERTE Code

Was dir Eisen, Omega-3, Vitamin D und Co. über deine Gesundheit verraten und wie du sie optimierst

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/ abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtige Hinweise

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

9. Auflage 2025

© 2023 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: © Privat

Fotos: © Marcel Weiß: 9, 37, 43, 53, 65, 222; Shutterstock/MedstockPhotos: 53

Illustrationen: sämtliche Illustrationen © Tobias Prießner außer: © Medletics: 101, 124, 125, 128

Layout: Katja Muggli

Satz: Daniel Förster

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2400-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2153-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Warum ich dieses Buch schreibe

1. Das GAP-System – Gesundheit ganzheitlich betrachtet

Gesundheitssystem oder Krankheitssystem – deswegen brauchen wir GAP

Bist du in der GAP?

2. Was ist Blut wert? Die Regeln des Blutwerte-Codes

Warum regelmäßige Messungen der Blutwerte sinnvoll sind

Referenzwerte versus Optimalwerte

Leitfaden für eine verlässliche Blutabnahme

3. Die Blutsprache – so nutzt du Blutwerte für deine Ziele

Wie du mit diesem Kapitel arbeitest

Dein Ziel: Allgemeiner Gesundheitsüberblick − die Basis

Dein Ziel: Mehr Energie

Dein Ziel: Eine gesunde Schilddrüse

Dein Ziel: Herzgesundheit

Dein Ziel: Regelmäßiger Zyklus

Dein Ziel: Testosteron und Muskelaufbau

Dein Ziel: Besserer Schlaf

Dein Ziel: Fettabbau und Muskelaufbau

Thiemos allgemeiner Gesundheitscheck für ein langes Leben

Nachwort

Übersicht über die Blutwerte

Maßeinheiten im Überblick

Glossar

Empfehlungen

Quellen

Über den Autor

Danksagung

Warum ich dieses Buch schreibe

»Ein Vorwort muss fesselnd sein«, haben sie alle gesagt. »Hier ist es wichtig, dass du deine Leser emotional abholst und ihnen ein gutes Gefühl für das Buch gibst.« Doch ganz ehrlich, die Wahrheit ist doch, dass es nichts so Fesselndes wie die eigene Gesundheit im Leben gibt, oder? Denk an die wichtigsten Dinge in deinem Leben: deine Freunde, deine Familie, dein Job, vielleicht dein Hund. All das ruht auf einer tektonischen Platte, deiner Gesundheit. Du kannst ohne all das (über)leben, aber du brauchst Gesundheit.

»Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts«, sagte ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer namens Arthur Schopenhauer. Auf den ersten Blick klingt es etwas altmodisch und abgedroschen, doch nach längerem Nachdenken erscheint es als die hundertprozentige Wahrheit.

Gesundheit ist die Basis für alles, was dir im Leben wichtig ist.

Gesundheit ist etwas, das den allermeisten von uns in die Wiege gelegt wurde und das wir als gegeben voraussetzen. Wie bei so vielen Dingen vergisst das Gewohnheitstier Mensch solche essenziellen Gegebenheiten schneller, als einem eigentlich lieb wäre. So auch ich.

Zu Beginn des Medizinstudiums in Leipzig begann mein linkes Knie urplötzlich zu schmerzen. »Chondropathia patellae Grad 3–4«, auf Deutsch: Knorpelschaden hinter der Kniescheibe, hieß es von mehreren Ärzten. OP unumgänglich. Ich war damals schon eher der Typ Mensch, der für alles eine Erklärung haben will und sich nicht so leicht mit vermeintlichen Tatsachen zufriedengibt. Und da ich im zweiten Jahr des Medizinstudiums stand, hat sich diese Einstellung noch verstärkt. So richtig klare Antworten auf meine Nachfragen bekam ich von den verschiedenen Ärzten jedoch nicht. Ich wollte unter anderem wissen, was ich im Training anders machen könnte. Doch darauf wurde gar nicht eingegangen.

So begann ich mir neben dem Studium mehr und mehr selbst zu helfen und absolvierte einige Schulungen und Ausbildungen im Trainingssektor, woraus schnell eine neue Leidenschaft wurde. Ich spule jetzt ungefähr zwei Jahre, circa 20 Zertifizierungen und die komplette Umstellung meines Trainings vor. Ich habe bis heute keinerlei Schmerzen und nein, ich wurde nicht operiert. Vielmehr habe ich verstanden, wie Training funktioniert, und nicht nur stupide das gemacht, was mir andere Menschen gesagt haben.

All das war der Anfang dessen, dass ich heute hier sitze und dieses Buch für dich schreibe. Die beste Frage, die ich die ganzen weiteren Jahre für mich bis zur Perfektion zu nutzen lernte, war und ist heute noch: WARUM? Simpel und doch so effektiv. Es geht dabei nicht darum, jemanden bloßzustellen, der darauf nicht antworten kann, sondern vielmehr darum, die Einfachheit hinter einem komplexen Thema zu verstehen und dies danach für sich anwenden zu können, wie auch bei dem Thema Blutwerte.

Jedoch muss ich zugeben: Ich war nicht immer so mutig. 2018 veränderte sich mein Leben in einer Art, in der ich es nicht für möglich gehalten hätte. Mein Vater starb und machte mir das wahrscheinlich größte Geschenk meines Lebens − den Mut und das Durchhaltevermögen, meinen Weg zu gehen, egal, was andere davon halten! Ich war zwar schon nach meiner Zeit auf dem Internat sehr selbstbewusst und auch während des Studiums schon irgendwie anders. Ich habe zum Beispiel mein eigenes Essen mit ins Krankenhaus genommen, weil mir das Kantinenessen zu ungesund war. Ich war oft auch derjenige, der im OP wegen seiner Social-Media-Kanäle besonders hart geprüft wurde und hinter dessen Rücken auch viel gelacht wurde. Sagen wir es mal vorsichtig so: Ich habe immer wieder zu spüren bekommen, dass ich nicht der Norm entspreche. Für mich war das eigentlich immer sehr positiv, denn ich wollte auch gar nicht wie die meisten anderen sein.

Den Fokus auf Gesundheit und nicht auf Krankheit zu legen – das ist mein Ziel.

Es kann unglaublich anstrengend sein, gegen den Strom zu schwimmen, und das nicht nur, weil fast alle in die andere Richtung schwimmen, sondern weil man selbst nicht genau weiß, was vor einem liegt. Auch ich kenne nicht den genauen Weg, aber ich habe seit dem Tod meines Vaters ein klares Ziel vor Augen, nämlich in unserem Medizinsystem einen Fußabdruck zu hinterlassen.

Meine Vision ist ein System, das sich mehr in wissenschaftlichem Kontext auf Gesundheit statt auf Krankheit fokussiert und das auch von allen Parteien angenommen wird. Die Gesundheit eines jeden Einzelnen sollte hier an erster Stelle kommen. Mein Fußabdruck soll aber auch eine Hilfe für diejenigen darstellen, die, wie ich damals, gewillt sind, sich selbst zu helfen und ihre Gesundheit zu verstehen.

Es geht meiner Ansicht nach eigentlich viel mehr um die Geschichte und viel weniger darum, ein fesselndes Vorwort zu schreiben, das vielleicht sowieso niemand liest.

Blutwerte sind die einfachste und beste Möglichkeit, die Geschichte deines Körpers zu verstehen und zu schauen, wie genau du deine Geschichte verändern kannst. Und genau um diese Geschichte geht es im Blutwerte-Code.

Dein Thiemo

»Ich möchte mit diesem Buch denjenigen helfen, die ihre Gesundheit selbst verstehen wollen.«

1

Das GAP-System – Gesundheit ganzheitlich betrachtet

Ich liebe deutsche Autos, aber nicht das deutsche Gesundheitssystem. Denn dieses System hat eine gravierende Lücke: Es ist auf Krankheit ausgerichtet und nicht auf die Gesundheit der Menschen. Mit dem von mir entwickelten GAP-System und diesem Buch möchte ich dabei helfen, diese Lücke zu schließen. Blutwerte sind ein wichtiges Tool des GAP-Systems und stehen in Zusammenhang mit vielen weiteren Faktoren wie Ernährung, Bewegung, Regeneration und Mindset.

Gesundheitssystem oder Krankheitssystem – deswegen brauchen wir GAP

Das Thema Blutwerte muss in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden. Blutwerte verraten Essenzielles über den Zustand deines Körpers − zum Beispiel, wo die Ursachen für Energielosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme beim Abnehmen und viele weitere Beschwerden liegen. Doch viele Ärzte kennen die Details dieser Möglichkeit nicht oder können die Werte nicht richtig interpretieren. Warum ist das so? Warum solltest du dich selbst um deine Werte kümmern? Was hat das alles mit dem GAP-System zu tun? Allen diesen Fragen werde ich in diesem Kapitel auf den Grund gehen.

Alles beginnt mit unserem Gesundheitssystem. Wir haben in Deutschland ein facharztorientiertes System, sprich wir bilden Spezialisten für fast jeden einzelnen Bereich des Körpers aus: Neurochirurgen, Dermatologen, Gynäkologen und viele mehr. Ärzte sind also absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet und helfen beziehungsweise unterstützen uns mit komplexer Therapieplanung bei noch komplexeren Krankheitsbildern − und das ist in unserer modernen westlichen Welt auch unglaublich wichtig! Vor allem in der Akutmedizin sind wir absolute Experten! Aber …

Dadurch haben die meisten Ärzte leider auch den Blick für die Zusammenhänge der Systeme verloren. Wie wirkt sich die Schilddrüse auf die Sexualhormone aus, wie hängt das Magen-Darm-System mit neurologischen Symptomen zusammen − Stichwort Darm-Hirn-Achse? Dies sind nur zwei Beispiele, die leider zu oft bei diesem Grad an Spezialisierung verloren gehen. Meiner Ansicht nach gibt es zwei gravierende Fehler in diesem System: Entweder keine Fachrichtung fühlt sich wirklich angesprochen oder − sogar noch schlimmer − die Zusammenhänge sind einfach nicht mehr präsent. Denn man nutzt sie als Arzt ja praktisch auch nicht, da man sich nicht angesprochen fühlt. Faktisch kann man also sagen, dass in unserem Gesundheitssystem eine große Lücke beim Verständnis der Zusammenhänge verschiedener Systeme besteht. Aber vor allem fehlt es an fachübergreifender Betreuung oder auch interdisziplinärer Behandlung komplexer Probleme beziehungsweise Krankheiten, die sich nicht nur in einem Organsystem bemerkbar machen.

Vielleicht gab es ganz ursprünglich einmal den Ansatz, den Allgemeinmediziner zu einer Art Schnittstelle zwischen den anderen Fachärzten zu machen. Doch ehrlicherweise sind dies heute meistens Hausärzte, die so viele Patienten und als Konsequenz leider viel zu wenig Zeit pro Patient haben, dass sie sich nicht um alles kümmern können. Zudem sind selbst Allgemeinmediziner Krankheitsexperten und eben keine Gesundheitsexperten …

Einen Spezialisten beziehungsweise einen Facharzt für Gesundheit gibt es demnach bis jetzt noch nicht, und genau diese Lücke schließen wir jetzt mit dem GAP-System.

Gehen wir nun noch einmal deutlich weiter zurück, nämlich zum Medizinstudium. Betrachtet man einmal die gelehrten Fächer, stellt man schnell fest, dass es darum geht zu verstehen, wie der Körper funktioniert. Anatomie, Biochemie der Energiegewinnung, Mitochondrien, Physiologie des Leberstoffwechsels und Säure-Basen-Haushalt sind nur einige wenige Themen aus dem ersten Teil des Medizinstudiums, der sogenannten Vorklinik. Hier lag der Fokus im Prinzip darauf, den Bauplan des Körpers auswendig zu lernen oder, besser noch, ihn zu verstehen. Es wurde hier weder spezifisch auf Krankheit noch auf das Thema Gesundheit eingegangen, sondern die Grundlagen wurden gelehrt. Diese Grundlagen sind den Studierenden häufig schon wenige Tage nach der Prüfung nicht mehr wirklich präsent. Warum ist das so? Man wendet diese Grundlagen in unserem System heutzutage nicht an!

Unser System ist darauf ausgelegt, Krankheit zu behandeln − viel effizienter wäre aber, sie zu verhindern.

Betrachten wir doch einmal ein spezifisches Beispiel. Haupttodesursache Nummer 1 sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit immer noch kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall; und das mit einem erschreckenden Vorsprung vor Platz 2.

Das Erschreckende daran ist aber nicht einmal der Vorsprung selbst, sondern die Tatsache, dass der allergrößte Teil dieser Erkrankungen vermieden werden könnte! Laut dem Statistischen Bundesamt (Stand 4.11.2021) sind 2021 in Deutschland 338 001 Menschen an kardiovaskulären Erkrankungen gestorben und ein großer Teil an diesen Todesfällen hätte verhindert werden können.

Todesursachen nach Krankheitsarten 2021 in Prozent

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023

Ein typischer Patient mit einer solchen Erkrankung erhält meistens einen beziehungsweise mehrere Stents in seine Koronararterien eingesetzt. Dieser Stent weitet das verengte Blutgefäß wieder auf und gewährleistet somit wieder zumindest kurzfristig einen geregelten Blutfluss. Versteht mich bitte nicht falsch, diese Stentimplantation ist absolut brillant und rettet Leben. Allerdings machen die meisten Patienten eben danach genauso weiter wie zuvor, das heißt, sie schaffen es nicht, ihren Lebensstil zu ändern. Aller Wahrscheinlichkeit nach wissen die meisten auch gar nicht, wie oder was sie ändern sollten. Und was passiert dann? Genau: Der Patient kommt kurze Zeit später mit den gleichen Symptomen und es wird der nächste Stent eingesetzt.

Das ist quasi so, als hätte man eine Pflanze in einem Topf, die man eigentlich pflegen will, damit sie schön wächst. Eines Tages wird plötzlich eines der Blätter braun und du fragst dich, was du dagegen tun kannst. Also schneidest du das Blatt ab, was sicher eine gute Idee bei einem toten Blatt ist. Die Schere ist also in diesem Beispiel die Akutmedizin − wichtig und effizient. Aber ergibt es jetzt Sinn, genau so weiterzumachen? Logisch betrachtet ist das nicht sinnvoll! Nachdem du das Schlimmste abgewendet hast, müsste nun geschaut werden, ob der Topf groß genug ist, ob die Pflanze genug Wasser bekommt, ob genügend Nährstoffe in der Erde sind und ob die Pflanze zu viel oder zu wenig Licht bekommt. Und genau das fehlt; darum scheitern wir daran, das Verwelken des nächsten Blatts zu vermeiden.

Mit dem GAP-System das Problem an der Wurzel packen

Es wäre meiner Ansicht nach viel effizienter, bei genau solchen Menschen den Fokus darauf zu legen, den nächsten Stent zu vermeiden. Genau in dieser Lücke setzt das GAP-System an, das ich entwickelt habe. Dieses System beruht auf drei Pfeilern: Gesundheit, Allseitigkeit und Performance. Es konzentriert sich auf den maximalen Erhalt von Gesundheit beziehungsweise das Verhindern von Krankheit. Dadurch werden auch das (Gesundheits-)System, aber vor allem die Ärzte im Krankenhaus und in den Praxen entlastet. Damit können sie sich wieder so um die Patienten kümmern, wie sie auch ausgebildet wurden. Es wird also allen damit geholfen und es ist höchste Zeit, dass dies geschieht!

Das (Gesundheits-)System wird meiner Ansicht nach kippen, die Frage ist nur, wann das passieren wird … Was viele nicht wissen, ist, dass die Ärzte von heute die Patienten von morgen sein werden. In den letzten Jahren sind vermehrt Artikel in renommierten Fachzeitschriften erschienen, die von Ärzten vor dem Burn-out sprechen. Aussagen wie »Jeder dritte Assistenzarzt denkt über Jobwechsel nach«1, »Ärztliche Weiterbildung leidet unter Personal- und Zeitmangel«2, »Ausgebrannte Ärzte gefährden häufiger die Patientensicherheit«3 sind nur drei Beispiele aus solchen Artikeln. Schaut man sich zudem einmal die Berufsgruppen mit der häufigsten Selbstmordrate an, so braucht man nicht lange zu suchen, denn Ärzte stehen ganz oben auf Platz 1. Immer mehr Ärzte gehen einen anderen Weg, doch trotzdem kann es so für die Patientenversorgung einfach nicht weitergehen. Das von mir ins Leben gerufene GAP-System entzerrt auch hier maximal.

WAS IST DAS GAP-SYSTEM?

GAP ist ein von mir entwickeltes Konzept, das den Erhalt und die Optimierung von Gesundheit und nicht die Bekämpfung von Krankheit in den Mittelpunkt stellt. GAP ist Englisch und bedeutet »Lücke«. Gleichzeitig stehen die drei Buchstaben für die drei Grundpfeiler des Systems: Gesundheit, Allseitigkeit und Performance. Es zeichnet sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus. Denn neben medizinischen Aspekten wie Blutwerten sind auch die Bereiche Ernährung, Bewegung, Regeneration und Mindset wichtig, um deine Ziele zu erreichen − sei es nachhaltige Gesundheit oder maximale Leistungsfähigkeit.

Noch einmal zur erwähnten Bedeutung »Lücke« von GAP: Momentan haben wir eine unglaublich große Lücke zwischen wirklich gesunden und kranken Menschen. In dieser Lücke sind nämlich diejenigen angesiedelt, die schulmedizinisch als gesund gelten, aber dennoch unspezifische Symptome haben. Für all diese Patienten greift der klassische Ansatz der Medizin nicht, und das ist sowohl für frustrierte Patienten als auch für hilflose Ärzte unbefriedigend.

Die Bedeutung von Mikronährstoffen und Vitaminen

Nicht jeder Arzt ist gleichzeitig auch ein Experte für Gesundheit.

Leider haben wir auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Kollegen, die medizinische Zusammenhänge und auch für diese Reaktionen essenzielle Bausteine, wie beispielsweise Mikronährstoffe, nicht kennen, da sie diese im Berufsalltag aus Zeitmangel oder aber aus Ignoranz nicht berücksichtigen. Ich will hier niemandem bewusst etwas Falsches unterstellen, aber ich sehe täglich Ausdrucke von Blutergebnissen, die nicht einmal einen Bruchteil der Blutwerte enthalten, die vielleicht wichtig gewesen wären, um den betroffenen Patienten wirklich ganzheitlich einschätzen zu können. Das liegt dann daran, dass der Kollege der Meinung ist, Vitamine und Mikronährstoffe seien nicht so wichtig. Das ist leider so, als würde ich über eine Operationstechnik aus der Neurochirurgie urteilen, von der ich einfach keine Ahnung habe.

Wenn Ärzte sich außerhalb des Studiums nicht anderweitig weiterbilden, werden sie niemals Experten für Gesundheit sein, denn in unserem auf Krankheit fokussierten Studium lernt man dies leider einfach nicht. Auch hier haben wir also eine große Lücke, eine GAP, zwischen dem, was gelehrt wird, und dem, was in der Kompetenz des Einzelnen steht. Zugegeben ist es verdammt schwierig für einen Laien herauszufinden, welcher Arzt das Thema Gesundheit mit einem anderen Ansatz angeht, denn, wie oben bereits angedeutet, es gibt noch keinen Facharzt dafür. Um genau hier anzusetzen, habe ich die Medletics Academy gegründet, in der wir Therapeuten und Trainer zum TÜV-zertifizierten Health Coach ausbilden − alles getreu dem GAP-System und orientiert am aktuellen Stand der Wissenschaft! Dazu erkläre ich später im Buch mehr.

Die Wissenslücken in Bezug auf Vitamine reichen teilweise so weit, dass Fachärzte die Wirkung und vor allem die Notwendigkeit der Supplementierung von Vitaminen wie zum Beispiel Vitamin D − welches eigentlich sogar ein Hormon ist − abstreiten. Im Gegensatz dazu sprechen sich führende medizinische Fachgesellschaften für den erhöhten Konsum aus.

Es ist zwar ein physiologischer und biochemischer Fakt, dass wir für alle Prozesse im Körper auch Mikronährstoffe benötigen, aber auch hier haben wir eine große Lücke: Denn es ist nicht einheitlich geklärt, welche Blutwerte für welches Individuum wie hoch genau sein sollten. Egal ob Sportler oder Alltagsathlet, schwanger oder stillend oder chronisch krank − die zu erreichenden Referenzwerte sind nahezu immer genau gleich hoch. Also haben wir auch hier eine große Lücke in der individuellen Interpretation von Blutwerten. Das gilt vor allem in Bezug auf Gesundheit; Krankheit hingegen, also bei welchen Blutwerten jemand als krank gilt, ist da häufig deutlich einheitlicher definiert.

Blutwerte zu bestimmen ist Vorsorge! Setze dieses Tool nicht erst dann ein, wenn es zu spät ist.

Wir können heutzutage dank unseres technologischen Fortschritts Substanzen und Werte im Blut und in anderen Proben messen, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Allerdings sollten diese Innovationen auch angewendet und gelehrt werden. Meiner Meinung nach wird viel zu restriktiv und fast immer nur im Krankheitszustand gemessen. Allerdings ist die Kenntnis der Blutwerte für die Gesundheitserhaltung und gesundes Altern unabdingbar und sie sollten im besten Fall regelmäßig und auch, während man gesund ist, überprüft werden. Man geht am besten ja auch nicht nur dann zum Zahnarzt, wenn man Schmerzen hat, oder? Also mir ist mein Körper mindestens genauso wichtig, wie es meine Zähne sind! Die Lücken, die es hier zu schließen gilt, könnten kaum größer sein; GAP unterstützt sie zu schließen.

Die Entstehung des GAP-Systems

Zum jetzigen Zeitpunkt wirkt es auf mich, als wäre der Wunsch, Gesundheit wirklich messbar zu machen, bei den meisten auch deshalb nicht vorhanden, weil sie sich primär mit der Bekämpfung von Krankheiten beschäftigen und damit die Lücken in unserem System überhaupt nicht aktiv bemerken oder vielleicht bewusst die Augen davor verschließen.

Ja, es ist anstrengend, gegen den Strom zu schwimmen, aber uns muss klar werden, dass es so nicht mehr lange weitergeht, denn wir befinden uns auf einem sinkenden Schiff und ich für meinen Teil will nicht nur dabei zusehen, wie es untergeht. Meiner Ansicht nach sollten wir schnellstmöglich die Lücke zwischen Krankheit und Gesundheit schließen, damit die Erwartungen an ein gesundes Leben von uns allen nicht ständig unerfüllt bleiben.

Die letzten zehn Jahre habe ich nach einer praktisch anwendbaren Lösung für unser Gesundheitsproblem gesucht und, ganz ehrlich, ich habe mich oft darin verrannt, alles andere schlechtzumachen, weil ich einfach emotional komplett frustriert war. Meiner Ansicht nach ist es aber viel effizienter, sich auf das zu konzentrieren, was wir schaffen oder sogar vielmehr verbessern wollen, und daher auf die Lösung und nicht primär auf das Problem zu schauen. Wir haben eine unglaublich tolle und moderne Akutmedizin für kranke Menschen und wir haben − und das darf man nicht vergessen, aber es geht oft schnell unter, gerade wenn man Bücher wie dieses hier liest − noch viel mehr gesunde Menschen. Aber um die Lücke dazwischen zu schließen und auch Menschen mit chronischen Krankheiten eine Hilfe anzubieten, haben wir das GAP-System.

Um es mit den Worten des weltbekannten Autors John Strelecky zu sagen: Das GAP-System ist mein ZDE, der Zweck meiner Existenz. Als Arzt und Akademieleiter, aber vielmehr noch als Thiemo Osterhaus, als Mensch habe ich die Vision, Menschen zu mehr Gesundheit zu verhelfen, ihnen zu zeigen, wie sie ihre Gesundheit positiv unterstützen können, und das am besten so, dass sie gesund bleiben und Krankheit bestmöglich verhindern.

Mein System, bestehend aus den Pfeilern G für Gesundheit, A für Allseitigkeit und P für Performance, schließt aber nicht nur für Patienten eine Lücke, sondern eben auch für das Gesundheitssystem und vor allem auch für Ärzte direkt. Denn es wird dazu beitragen, dass Menschen einen viel besseren Allgemeinzustand haben und nicht nur seltener im Krankenhaus landen, sondern vor allem auch weniger lange dort bleiben müssen.

Meiner Ansicht nach ist die Idee, Krankheiten erst dann zu bekämpfen, wenn sie auftreten, einfach schlichtweg ineffizient. Ein System, das die Selbstwirksamkeit der Menschen stärkt und dadurch Krankheit vermeiden würde, würde viel mehr Sinn ergeben. Das klingt logisch, oder?

Ich alleine kann nicht alle diese Lücken schließen, aber ich kann darauf hinweisen, dass sie bestehen und dass wir sie schließen können. Wir sollten dafür modernes medizinisches Wissen, evidenzbasierte technische Verfahren und die individuelle Kompetenz des Einzelnen kombinieren, um etwas großes Neues zu schaffen.

Bist du in der GAP?

Schauen wir uns die Lücke zwischen gesunden und kranken Menschen nun einmal genauer an − am besten grafisch für ein besseres Verständnis. Stell dir den Gesundheitszustand einmal auf einem linearen Zeitstrahl (wie in der Grafik zu sehen) vor. Hier fängt das Problem ehrlicherweise schon an: Was ist denn Gesundheit? Stellen wir diese Frage aber noch einmal kurz zurück, gleich erfährst du mehr dazu.

Der GAP-Bereich ist ein Zustand zwischen Krankheit und Gesundheit.

Für die Anwendung dieser Grafik nehmen wir einmal an, Krankheit ist eine Funktionsstörung mit verminderter Leistung, kann klar abgegrenzt und somit auch diagnostiziert werden, und Gesundheit ist der Zustand, in dem man frei von Krankheit bei einwandfreiem Wohlbefinden ist. Ganz links auf dem Strahl befindet sich also Krankheit (hier rot dargestellt) und rechts Gesundheit (hier blau dargestellt).

Nicht richtig gesund, aber auch nicht richtig krank? Dann bist du in der GAP!

Was genau ist aber mit den Menschen, die medizinisch gesund sind, aber eine verminderte Leistungsfähigkeit beklagen oder aber eben kein einwandfreies Wohlbefinden haben? Diese Menschen befinden sich in der GAP, nämlich in der Lücke zwischen krank und gesund! Ehrlicherweise ist der Anteil an Menschen in genau dieser beschriebenen Lücke wahrscheinlich enorm groß und wahrscheinlich kann sich niemand auch nur annähernd ausmalen, wie groß dieser Anteil eigentlich wirklich ist. Wir haben einen großen Teil an Menschen, die medizinisch gesehen (zumindest rein schulmedizinisch gesehen) nicht krank sind, sich aber trotzdem extrem schlecht fühlen. Die Lebensqualität spielt also ebenfalls eine entscheidende Rolle; dazu kommen wir noch im Detail, wenn wir über das G im GAP-System sprechen. Es gibt also Menschen, die, wenn wir uns die Blutwerte anschauen, nicht richtig krank, aber auch nicht richtig gesund sind, denn sie zeigen unspezifische Symptome wie zum Beispiel Energiemangel, Verdauungsprobleme, Haarverlust …

Wir müssen lernen, genauer hinzuschauen. Wie das genau funktioniert, wird in den nächsten Kapiteln detaillierter beschrieben.

G wie Gesundheit

Wenn ich meine sieben Nachbarn fragen würde, was Gesundheit für sie bedeutet, bekäme ich sieben verschiedene Antworten − und es würde mich nicht einmal überraschen. Denn wenn es keine einheitliche Definition von »Gesundheit« gibt, wie sollen wir uns da alle einig sein? Schauen wir uns zwei exemplarische Auffassungen an, um zu verstehen, warum Gesundheit ein so nebulöser Begriff ist, und um gleichzeitig zu erkennen, dass es höchste Zeit für eine Revolution ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte 1984 Gesundheit wie folgt: »Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.«4

DocCheck Flexikon, eine Website, auf der medizinische Zusammenhänge erklärt werden, ergänzt außerdem, dass sich der Begriff »unscharf auf dem Kontinuum zwischen einem kaum erreichbaren ›idealen Vitalzustand‹ und dessen Kontrapunkt, dem Tod« ansiedelt. Objektiv messen lässt sich Gesundheit allerdings nicht, sondern sie ist höchst subjektiv: »Man kann krank sein, sich aber […] gesund fühlen. Umgekehrt kann ein Patient sich krank fühlen, aber klinisch betrachtet vollkommen gesund sein.«5

Zunächst einmal ist es maßgeblich davon abhängig, von welchem Standpunkt aus man Gesundheit betrachtet. Es gibt noch viele weitere Definitionen, wie zum Beispiel die gesundheitswissenschaftliche Definition, die Salutogenese, die philosophische Definition und viele weitere. Gehen wir einmal detailliert auf die beiden obigen ein.

Die WHO-Definition berücksichtigt also nicht nur den körperlichen, sondern auch den psychischen und sogar den sozialen Zustand und umschreibt diesen Zustand mit »völligem Wohlbefinden«. Was genau ist nun völliges Wohlbefinden? Auch diesen Begriff könnten wir nun mit anderen Adjektiven zu beschreiben versuchen, wie zum Beispiel »glücklich sein«, und dennoch wäre auch diese eine rein subjektive Beschreibung und wäre wahrscheinlich für jeden Menschen in gewissen Nuancen unterschiedlich. Auch DocCheck Flexikon stimmt dem irgendwie zu und nennt Gesundheit einen nicht genau abgrenzbaren Befund. Gesundheit ist einfach keine fest definierte Diagnose und vor allem ist sie subjektiv, sprich sie wird von jedem anders wahrgenommen!

Es ist vielleicht vielmehr etwas wie eine Ausschlussdiagnose, gekoppelt mit den individuellen Zielen eines jeden Individuums. Als Ausschlussdiagnose bezeichnen Ärzte eine Diagnose, die dann gestellt wird, wenn sie zu bestimmten Beschwerden passt und sich keine andere mögliche Ursache für die Symptome eines Patienten mit einem Test oder einer Untersuchung nachweisen lässt. Es ist einfach unglaublich schwierig, eine allgemeingültige Definition für »Gesundheit« zu finden − also gehen wir einmal anders an die Sache heran.

Was wollen wir denn eigentlich alle? Was ist unser Ziel? Sicher hat nicht jeder das gleiche Ziel vor Augen, aber was ist der gemeinsame Nenner? Wenn es dir schwerfällt, diese Frage zu beantworten, fällt es dir vielleicht leichter, dich zu fragen, was du in deinem Leben nicht willst. So kannst du der eigentlichen Frage näherkommen.

Wenn ich in meine Zukunft schaue, ist mir eine Sache völlig klar: Ich möchte nicht ins Alters- oder in ein Pflegeheim (Vermeidungsziel). Ich finde nicht, dass Altersheime schlecht wären, aber ich verbinde sie einfach persönlich mit vielen Dingen, die ich in meinem Leben gerne vermeiden würde. Denn wer kommt für gewöhnlich ins Altersheim? Menschen, die ihren Alltag ohne Hilfe nicht mehr so einfach bewältigen können. Ich war drei Jahre auf einem Internat und ich weiß genau, wovon ich spreche, wenn ich sage: Fremdbestimmt meinen Alltag vorgegeben zu bekommen, ist nicht das, was ich mir für mich wünsche.

Jetzt gerade geht es mir wirklich gut. Ich liebe meine Arbeit, habe aber zugegebenermaßen oft Stress, weil ich zu viel von dem mache, was ich liebe, und dann erst spät merke, dass es zu viel war. Aber mir sind die Tools und Strategien, um damit besser klarzukommen, bekannt und so komme ich selten in die Situation, wirklich Probleme dadurch zu bekommen. Primär geht es mir also gerade um meine Situation im Alter, aber natürlich gilt alles, was ich jetzt weiter beschreibe, auch für die Gegenwart.

Ich möchte später auch nicht den Tag über ans Bett gefesselt sein und einen Korb voller Medikamente nehmen müssen, weil ich sonst zu hohen Blutdruck oder Entgleisungen meines Blutzuckers hätte. Genauso möchte ich nicht ständig zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen müssen. Grundlegend möchte ich eigentlich, dass es mir gar nicht schlecht geht, sondern dass ich mein Leben weiter genießen kann und vor allem Dinge unternehmen kann, die mir Spaß machen. Denn das ist es doch, was das Leben ausmacht, oder? Auch chronische Schmerzen können wir gerne von meiner Altersliste streichen, darauf kann ich gut verzichten.

Da ich jetzt weiß, was genau ich nicht will, kann ich nun also formulieren, was genau ich persönlich im Alter will: Mir ist es wichtig, mein Leben vor allem im Alter so zu führen, als wäre ich noch jung, nämlich schmerzfrei, lebenslustig und voller Energie. Stell es dir einfach so vor, als würdest du den Gesundheitszustand eines fitten 50- bis 70-Jährigen einfrieren.

Ich möchte vor allem nicht durch falsche Entscheidungen in meiner Jugend oder meinem Erwachsenenalter bestimmt sein. Für viele Menschen ist es vielleicht auch ein spezifisches Alter, welches sie erreichen möchten. Für mich ist es vielmehr, bis kurz vor dem Ende eine hohe Lebensqualität zu haben. Und ich würde mich jetzt einmal so weit aus dem Fenster lehnen zu behaupten, dass dies auch für dich und viele weitere Menschen zutreffen könnte.

Mein Ziel ist es, mit hoher Lebensqualität bis ins hohe Alter zu leben!

Natürlich ist es mir auch wichtig, alt zu werden, damit ich so viel von meinem erfüllenden Leben habe wie nur irgend möglich. Aber das sollte eben auch an eine hohe Qualität gekoppelt sein. Dieses Buch soll dir aber nicht nur erzählen, wie ich Gesundheit verstehe und lebe, sondern vor allem, wie auch du in deine beste und gesündeste Version deiner selbst kommst. Vielleicht hast du gerade für deinen jetzigen Lebensabschnitt andere Prioritäten, aber wer will denn nicht fit und gesund im Alter sein? Betrachtet man meine Aspekte von Gesundheit nun einmal grafisch, ist es noch klarer und einfacher zu verstehen. Hierzu zitiere ich einen amerikanischen Arzt namens Peter Attia.

Mit dem Alter verändert sich die Lebensqualität. Die rote Linie zeigt einen Verlauf ohne Interventionen, die blaue eine schulmedizinische Versorgung und die grüne Linie einen idealen Verlauf mithilfe des GAP-Systems.

Auf der Y-Achse befindet sich die Lebensqualität, sprich ein Zusammenschluss aus der kognitiven und physischen Leistungsfähigkeit in Prozent. Auf der X-Achse ist die Lebensdauer in Jahren dargestellt.

Die rote Linie steht für einen Menschen ohne große Interventionen, also ohne Krankheit oder lange Therapien. Diese Linie zeigt, was passiert, wenn dieser Mensch altert. Je weiter die Kurve nach rechts wandert, desto älter wird die Person, allerdings bei fallender Lebensqualität. Kreuzt diese Linie die X-Achse, ist die Person gestorben.

Die blaue Linie repräsentiert das, was die beste schulmedizinische Versorgung zu bieten hat. Sie hat einen nahezu identischen Verlauf wie die weiße Kurve, allerdings mit einer deutlichen Änderung zum Ende der Kurve, hier wird nämlich der Tod hinausgezögert, häufig allerdings ohne erneute Erhöhung der Lebensqualität. Wir können das in unserer Gesellschaft auch daran sehen, dass es immer mehr immer ältere Menschen gibt.

Wie willst du durch dein Leben gehen − und mit welchem Resümee über deine vielen kleinen und großen Entscheidungen soll es enden?

Die grüne Linie zeigt zunächst eine Erhöhung der Lebensdauer, aber vor allem ein deutlich langsameres Abfallen der Lebensqualität im Verlauf des Lebens. Diese Kurve steht für harte Arbeit in allen Bereichen von Gesundheit, auf die wir im A des GAP-Systems gezielt eingehen, aber auch für viel Verständnis über den eigenen Körper, welches wir dir mit diesem Buch an die Hand geben. Fest steht, dass es nicht eine Wunderpille, eine Ernährungsform oder ein Supplement gibt, das dich zu dieser Kurve bringt, aber es ist genau das, was ich versuche, für mich und meine Patienten zu erreichen.

A wie allseitig

Direkt zu Beginn stelle ich die wichtigste Frage: Wie genau kannst du dein Ziel, also die rote Kurve in der Abbildung, erreichen? Die Wahrheit ist: Es liegt zum größten Teil an dir! Du bist der Architekt deines Lebens, nur du triffst die Entscheidungen, die deine Gesundheit betreffen.

Deine Gesundheit hast du zu großen Teilen selbst in der Hand.

Ja, es gibt natürlich Faktoren wie Herkunft und Genetik, aber all das sind keine Garanten für ein ungesundes oder vorbestimmtes Leben. Bist du beispielsweise von einer Erkrankung genetisch gesehen betroffen, weil sie dir von deinen Eltern vererbt wurde, so muss dieser Teil auf deiner DNA erst einmal abgelesen oder, einfach gesagt, aktiviert werden. Und für die »Aktivierung« sind primär Umweltfaktoren wie zum Beispiel viel Stress, schlechte Ernährung, Umweltgifte, fehlende Bewegung, fehlende Regeneration oder auch ein negatives Mindset verantwortlich. Und du kennst die nächste Frage: Wessen Aufgabe ist es, sich darum zu kümmern, all diese Punkte zu optimieren? Genau: Es ist deine Aufgabe, zumindest wenn dir deine Gesundheit am Herzen liegt − und ich gehe jetzt einmal davon aus, dass dem so ist, denn sonst würdest du dieses Buch hier wahrscheinlich nicht lesen.

Viele Menschen verstecken sich hinter Ausreden wie »Ich habe keine Zeit«, »Meine Arbeit lässt das nicht zu«, »... aber meine Familie …«. All das sind Dinge, die nur du beeinflussen kannst − niemand sonst.

Keine Zeit? Okay, aber das liegt nicht daran, dass du keine hast, sondern daran, dass du sie dir nicht nimmst! Dir muss klar werden, und deshalb sage ich es hier auch noch einmal so klar: Du bist deine eigene Umsetzungsmaschine, und das kann und wird dir auch niemand abnehmen. Kein Arzt, kein Medikament, einfach niemand. In diesem Buch liefere ich dir die dafür notwendigen Tools, Strategien, aber vor allem Blutwerte, damit du für dich herausfinden kannst, wo genau du gerade stehst.

Meiner Ansicht nach kann man sein höchstes Potenzial nur entfalten, wenn man sich aller fünf Säulen bedient beziehungsweise darauf achtet, dass sie nicht nur im Gleichgewicht stehen, sondern man sie auch wirklich lebt! Stell dir einen Stuhl vor (auch wenn er nur vier Beine hat), der auf drei Beinen vielleicht noch eben gerade steht, man aber wirklich aufpassen muss, nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Bei nur zwei Beinen hat man eigentlich aber schon keine Chance mehr, dass der Stuhl steht, bei einem Bein ist das stabile Sitzen anstrengender als Stehen und ohne Beine ist es kein Stuhl mehr. So ist es mit unserer Gesundheit auch − die Balance ist entscheidend. Die fünf Säulen im GAP-System sind Medizin, Ernährung, Bewegung, Regeneration und Mindset.

Die fünf Säulen der Gesundheit im GAP-System

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