Der Buchmacher - Renee Rose - E-Book

Der Buchmacher E-Book

Rose Renee

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Beschreibung

ICH BIN EINEN HANDEL MIT DER BRATWA EINGEGANGEN –
DAS LEBEN MEINES BRUDERS GEGEN MEIN EIGENES
Sie haben mir einen Deal angeboten: Dreißig Nächte für das Leben meines Bruders.
Dreißig Nächte…mit ihm. Nikolai Novikov.
Dem charmanten, aber gefährlichen Kredithai.
Er ist trügerisch ruhig. Sündhaft attraktiv.
Macht regelrecht süchtig.
Aber das ist nur eine Illusion.
Ich schwöre, dass er nicht mehr von mir bekommt, als ich versprochen habe.
Und doch durchschaut er mich sofort.
Wenn es um Herzensangelegenheiten geht, ist alles möglich…
Und der Sieger bekommt alles.

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DER BUCHMACHER

RENEE ROSE

Übersetzt vonSTEPHANIE WALTERS

Edited byYANINA HEUER

RENEE ROSE ROMANCE

Copyright © 2021-2022 Der Buchmacher von Renee Rose und Renee Rose Romance

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Exemplar ist NUR für den Erstkäufer dieses E-Books bestimmt. Kein Teil dieses E-Books darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autorin in gedruckter oder elektronischer Form vervielfältigt, gescannt oder verbreitet werden. Bitte beteiligen Sie sich nicht an der Piraterie von urheberrechtlich geschützten Materialien und fördern Sie diese nicht, indem Sie die Rechte der Autorin verletzen. Kaufen Sie nur autorisierte Ausgaben.

Veröffentlicht in den Vereinigten Staaten von Amerika

Renee Rose Romance

Dieses E-Book ist ein Werk der Fiktion. Auch wenn vielleicht auf tatsächliche historische Ereignisse oder bestehende Orte Bezug genommen wird, so entspringen die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet, und jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebenden oder toten, Geschäftsbetrieben, Ereignissen oder Orten ist rein zufällig.

Dieses Buch enthält Beschreibungen von BDSM und vieler sexueller Praktiken. Da es sich jedoch um ein Werk der Fiktion handelt, sollte es in keiner Weise als Leitfaden verwendet werden. Die Autorin und der Verleger haften nicht für Verluste, Schäden, Verletzungen oder Todesfälle, die aus der Nutzung der im Buch enthaltenen Informationen resultieren. Mit anderen Worten probiert das nicht zu Hause, Leute!

Erstellt mit Vellum

INHALT

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Der Putzer

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Bücher von Renee Rose

Über die Autorin

RENEE ROSE: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

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1

Nikolai

Es macht einfach keinen Spaß mehr, eine ordentliche Tracht Prügel auszuteilen.

Als Buchmacher der Chicagoer Bratwa ist das Teil des Jobs, aber ich bin einfach nicht mit Herzblut bei der Sache. Nicht bei diesem Bürschchen.

Ich vergrabe meine Faust in Zanes weichem Bauch und sehe zu, wie er vornüber klappt und nach Luft ringt. Wir befinden uns in seinem Zimmer im Studentenwohnheim an der Northwestern University. Ich hatte seinem Mitbewohner nahegelegt, einen Spaziergang zu machen, es sei denn, er wollte sich auch die Visage polieren lassen.

„Tut mir leid. Ich besorge euer Geld. Versprochen“, keucht er.

„Nee. Die Zeit für Versprechungen ist vorbei“, lasse ich ihn wissen. „Dieses Mal bin ich hier, um einzutreiben.“ Es ist ja nicht so, als ob er nicht gewarnt worden wäre. Die Wahrheit ist, dass ich vermutlich viel zu nett mit ihm umgesprungen bin, weil ich Zane einfach mag.

Er ist intelligent. War eine tolle Bereicherung für meine Pokerspiele, bevor er mit dem Koksen angefangen und sich wie ein Arschloch aufgeführt hat.

Oleg, der Vollstrecker unserer Bratwa-Zelle, reißt ihn wieder auf die Füße und hält ihn mir hin, damit ich ihm einen weiteren Kinnhaken verpassen kann. Ich nickte Adrian zu, einem unserer Fußsoldaten, damit er den Schlag ausführt.

Gewalt macht mich nicht an. Nicht so wie Pavel, dem größten Sadisten unserer Bratwa-Zelle. Aber er ist nach Los Angeles gezogen, um mit seiner Freundin, einer Schauspielerin, zusammenzuwohnen, die auf seine sadistische Art steht. Und Oleg, unser hünenhafter, stummer Vollstrecker, ist auch verliebt, was ihn weich gemacht hat.

Der Kerl war unter seinem furchteinflößenden Äußeren vermutlich schon immer ein Teddybär gewesen, aber in letzter Zeit hält er sich öfter zurück. Ein typisches Beispiel – er hält den Typen hoch, anstatt ihm einen Faustschlag zu verpassen. Wenn man bedenkt, dass ein gut platzierter Hieb von Olegs gigantischen Fäusten einen Kerl vernichten könnte, ergibt das keinen Sinn.

„Ich habe bereits ein Auge zugekniffen, während du das Geld zusammensuchst, aber du hast den Zahlungstermin letzte Woche verpasst. Hast nicht auf meine Nachrichten geantwortet. Also wird nun Folgendes passieren.“

Adrian verpasst dem Kerl einen Kinnhaken, dann einen Uppercut in die Rippen. Unser neuer Putzer ist vielversprechend. Adrian ist noch nicht lange im Land und hat eine schwere Zeit hinter sich. Er balanciert noch auf der scharfen Schneide der Gewalt. Die anderen von uns sind weicher geworden, seit wir in Amerika unsere Freiheit genießen.

„Du wirst mir die Schlüssel zu deinem Mustang aushändigen und mir die Papiere für den Wagen geben.“

Zane blickt mich mit offenem Mund an, die Augen weit aufgerissen. Blut tropft aus seiner Nase und von der Unterlippe. „Du kannst nicht … Ich …“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und er beendet seinen Satz mit einem einfachen „Fuck“.

Adrian verpasst ihm noch einen Schlag.

„Ich bin nicht vollkommen herzlos. Ich ziehe die Verkaufssumme von dem ab, was du der Bratwa schuldest. Ist das ein 2018er-Modell?“

Erneut schlägt Adrian ihn, bevor Zane überhaupt antworten kann, und er sinkt auf die Knie. „Aufhören“, keucht er.

„Her mit den Papieren.“

„Hier sind die Schlüssel.“ Er stopft die Hand in die Hosentasche und zieht sie hervor. „Die Papiere sind in der Wohnung meiner Schwester. Ich bringe sie Freitag vorbei.“

Ich nehme ihm die Schlüssel ab. „Nee. Wir gehen sie jetzt holen – zusammen. Ich hätte nichts dagegen, die große Schwester kennenzulernen. Wie heißt sie noch mal? Chelle?“

Zanes Augen werden wild, versteht meine Andeutungen klar und deutlich. „Lass meine Schwester aus der Sache raus. Ich hole die Papiere jetzt sofort. Fahrt mich einfach hin.“

„Los geht’s“, sage ich und breite auffordernd die Arme aus.

Oleg zerrt Zane auf die Füße, aber er stolperte auf die Tür zu, als ob er sich nicht mehr daran erinnern würde, wie man läuft. Wir nehmen ihn in die Mitte, als wir den Flur hinuntergehen und die Treppen statt dem Aufzug nehmen.

Ich hatte den Mustang schon ausfindig gemacht, als wir angekommen waren, also gehe ich nun schnurstracks darauf zu und setze mich hinters Steuer. Adrian schiebt Zane auf die Rückbank und setzt sich selbst auf den Beifahrersitz.

Oleg geht zum SUV, mit dem wir hergekommen sind.

Zane beugt sich zwischen die beiden Vordersitze und deutet auf das Handschuhfach. „Da sind ein paar Papierservietten drin“, grunzt er. „Es sei denn, ihr wollt, dass ich euer neues Auto vollblute.“

„Das neue Auto von irgendjemand anderem“, sage ich milde und nicke in Richtung des Handschuhfachs, um Adrian wissen zu lassen, dass er die Servietten herausnehmen soll. „Glaubst du etwa, ich würde dein altes Auto fahren wollen?“

Adrian kräuselt die Lippen, als er die Servietten nach hinten reicht, und Zane zuckt bei der Härte im Gesicht unseres Soldaten zusammen.

Ich fahre zur Wohnung von Zanes Schwester, ohne dass er mir den Weg sagen müsste. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Mein Bruder Dima, der Hacker unserer Bratwa-Zelle, recherchiert zu allen unserer Spieler. Als Zane angefangen hat, Ärger zu machen, hatte Dima tiefer gebohrt. Ich habe alles, was ich wissen muss, um Zane völlig auszuquetschen.

Ich weiß beispielsweise, dass er und seine Schwester in der oberen Mittelklasse aufgewachsen sind. Ihr Vater war Börsenmakler, der sich vor drei Jahren erschossen hat. Sie hatten nur wenig geerbt, denn wie sich herausgestellt hatte, war der Kerl spielsüchtig gewesen. Ich schätze, in Zanes Fall fiel der Apfel nicht weit vom Stamm.

Die einzige Sache, die der Vater nicht angerührt hatte, war das Geld fürs College seiner Kinder, also genoss Zane dieses Privileg noch immer. Seine Schwester ist fünf Jahre älter als er und arbeitet für eine führende PR-Firma in der Stadt.

Ich halte vor einem Sandsteingebäude in einem aufstrebenden Viertel von Chicago. Es war eine diese brandheißen Hipster-Gegenden mit vielen alten Gebäuden, die gentrifiziert wurden, aber man konnte noch immer ein Schnäppchen finden.

Zane steigt aus dem Mustang und gibt an der Haustür einen Zahlencode ein, dann führt er uns über eine Treppe in den dritten Stock. „Du hast die Schlüssel“, murmelt er mir zu. Ich halte ihm seinen Schlüsselring hin und er sucht den passenden Schlüssel und schiebt ihn ins Schloss.

Die Wohnung ist klein, aber hübsch. Abgenutzte Eichendielen, weiße Wände, bis auf einige willkürliche Akzente in gedecktem Petrol und Pflaumenblau. Es gibt geschmackvolle, gerahmte schwarzweiße Kunstdrucke. Alles ist relativ ordentlich. Ich halte inne und nehme eins gerahmtes Foto in die Hand, das scheinbar Zanes Abschlusszeremonie von der Highschool zeigt. Er trägt seine Highschool-Tracht und hat den Arm um eine junge Frau geschlungen.

„Ist das Chelle?“ Die Frau ist viel kleiner als er, aber sie haben die gleichen Gesichtszüge – die Form ihrer Nasen und ihrer Münder, ihr Teint.

„Lass sie raus aus der Sache“, faucht Zane.

Ich erwidere nichts. Ich habe nicht vor, seiner Schwester etwas anzutun, aber ich bin mir nicht zu gut dafür, es ihn glauben zu lassen. Die Kunst der Einschüchterung habe ich von Ravil gelernt, unserem pachan. Ich weiß, dass es mehr darauf ankommt, was man nicht sagt, was man nur impliziert, als was man tatsächlich tut. Die Fantasie soll mit ihnen durchgehen. Sie sollen sich fragen, wozu wir tatsächlich in der Lage sind. Die Wahrheit ist, auch wenn wir bei vielen unserer Geschäfte auf der falschen Seite des Gesetzes operieren, folgen wir dennoch einem Kodex. Einer unschuldigen Frau etwas anzutun ist nichts, was wir tun.

Ich halte mir das Foto näher unter die Augen, um es zu inspizieren. Chelle ist wirklich reizend. Sie ist zierlich – ich bezweifle, dass sie größer als eins fünfzig ist, und alles an ihr ist niedlich. Ihre dunkelbraunen Haare wallen in langen Strähnen über ihre Schultern und sie hat ein paar vereinzelte Sommersprossen auf der Nase. Ich kann nicht sagen, ob es nur am Licht liegt, das auf das Foto fällt, aber ihre Augen scheinen weniger hellbraun zu sein als die von Zane und eher golden.

Zane ist zu einem Aktenschrank in der kleinen Ecke im Wohnzimmer gegangen, die sie scheinbar als Büro benutzt, und blättert die Unterlagen durch. „Ich meine es Ernst. Chelle hat nichts damit zu tun.“

Ich bin froh, dass Zane kein kompletter Idiot ist. Sein Bemühen, seine Schwester vor seinen Fehlern zu bewahren, verschafft ihm ein paar Pluspunkte bei mir.

„Hast du die Papiere gefunden?“

Zane reißt einen Ordner nach dem nächsten heraus, blättert sie durch und wirft sie auf den Boden. Schließlich richtet er sich auf. „Hier sind sie.“

Er kommt zu mir gehumpelt und hält mir die Papiere unter die Nase.

„Unterschreiben“, instruiere ich ihn.

„Das muss vom Notar beglaubigt werden.“

Ich grinse. „Darum kümmere ich mich schon.“

„Kannst du ihn nicht einfach behalten und mir zurückgeben, wenn ich meine Schulden bezahlt habe?“

„Nein. Ich brauche Bargeld. Du kannst von Glück sprechen, dass ich bereit bin, diese Angelegenheit für dich in die Hand zu nehmen. Es ist ein verfluchtes Geschenk, dass ich dir die volle Summe anrechne, also erweise dich auch als dankbar und besorge mir den Rest des Geldes.“

„Werde ich, werde ich.“ Zane nimmt einen Stift in die Hand und überschreibt mir den Wagen. Ich halte die Hand nach den Schlüsseln auf und er nimmt den Autoschlüssel ab. „Tut mir echt leid, Mann. Ich werde den Rest besorgen.“

Ich stopfe den Schlüssel in die Hosentasche und lege ihm die Hand auf die Schulter. „Du bist clever. Ich weiß, dass du aus diesem Mist herauskommen kannst. Ich erwarte bis nächsten Freitag eine weitere Zahlung, und wenn ich nicht von dir höre, werden wir nicht mehr so nett sein wie heute.“ Ich achte darauf, noch einmal einen Blick auf das Foto von ihm und seiner Schwester zu werfen. „Ich hätte nichts dagegen, Chelle in die nächste Transaktion mit hineinzuziehen. Sie sieht heiß aus.“

Zane stößt ein ersticktes Geräusch aus, aber wir machen uns bereits davon.

Er kann selbst zusehen, wie er wieder zurück ins Wohnheim kommt.

Chelle

„Ich möchte, dass du dich um die Medieneinkäufe für diese zwei neuen Klienten kümmerst“, lässt mich meine Chefin Janette wissen und knallt um sechs Uhr abends zwei Ordner auf meinen Schreibtisch.

Das war’s dann also mit dem Spinning-Kurs.

Trotz meiner Stelle als glorifizierte Sekretärin bin ich dankbar, ihre Assistentin zu sein. Als Gründerin und Chefin von First Image Publicity ist sie eine wirklich krasse Publizistin, die als Angehörige einer Minderheit ihre Firma innerhalb von drei Jahren in ein Unternehmen mit Millionenumsatz katapultiert hat.

Das ist der Grund, weshalb ich noch lange nach fünf Uhr hier bin, wenn ich eigentlich Feierabend haben sollte. Ich gehe nicht nach Hause, bis auch sie geht, denn ich versuche ihr zu beweisen, dass ich es verdient habe, stellvertretende Publizistin zu sein und meine eigenen Aufträge zu verwalten.

Ich liebe diesen Job. Ich finde PR faszinierend und glamourös. Ich habe definitiv Ambitionen, eines Tages meine eigene Firma zu leiten. Aber um das zu erreichen, muss ich ganz unten anfangen, was bedeutet, dass ich renne, sobald Janette mit den Fingern schnipst. Denn dieses Business ist extrem hart umkämpft und es gibt mindestens ein Dutzend Leute in der Firma, die für meinen Job töten würden. Also habe ich mich für den Augenblick damit abgefunden, kein Privatleben zu haben.

Was total in Ordnung ist, da meine drei letzten Bumble-Dates totale Reinfälle waren. Ich vermisse nicht viel.

Bis auf Sex.

Sex vermisse ich definitiv.

Ein bisschen körperliches Vergnügen hin und wieder wäre nett.

Das Problem ist nur, ich bin jemand, der Sex und Beziehung nicht trennen kann. Ich weiß nicht, wie man einfach nur um des Sex willen daten kann. Ich versuche, mir die Kerle, mit denen ich ausgehe, in Visionen über mein zukünftiges Leben vorzustellen. Es ist alles eine sehr ernste Angelegenheit und keiner ist den Anforderungen gewachsen, also muss ich darauf zurückgreifen, meine Finger und einen Vibrator zu benutzen, anstatt meine Ansprüche herabzuschrauben, damit meine Bedürfnisse erfüllt werden, und den Kerl dann am Morgen vor die Tür zu setzen.

„Ich leite alles in die Wege“, verspreche ich Janette, die stehengeblieben ist und sich mit der Hüfte an meinen Schreibtisch lehnt.

Das ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass sie langsam herunterfährt. Wenn sie innehält, um Konversation zu betreiben, weiß ich, dass sie bald nach Hause fahren wird.

„Nächste Woche kommen potenzielle Klienten aus Madison vorbei. Wir müssen sie zum Essen ausführen – ihnen zeigen, was an Chicago besonders ist. Irgendeine Idee, wohin wir mit ihnen gehen könnten?“

„Was immer gut ist, ist eins dieser Wolkenkratzerrestaurants, von denen man einen Ausblick über die ganze Stadt hat.“

Janette rümpft die Nase. „Zu steif. Sie sind jung. Skate3 – drei Skateboarder, die zu YouTube-Stars geworden sind und mit einem Online-Handel Kapital aus ihrer Popularität schlagen, der mehr als dreihunderttausend pro Monat abwirft. Also muss es irgendwas Lebhaftes und Angesagtes sein. Was ist neu im Nachtleben von Chicago?“

Ich knabbere an meiner Unterlippe herum. „Ich denke darüber nach und stelle eine Liste mit potenziellen Optionen zusammen.“

Janette belohnt mich mit einem Lächeln und einem schnellen Klopfen ihrer manikürten Fingernägel auf meinem Schreibtisch. „Das wäre toll. Ich weiß, dass dir etwas einfallen wird. Du bist jung und bist öfter unterwegs als ich.“

Ich belehre sie nicht eines Besseren, was mein Privatleben angeht. Ich meine, ich hätte liebend gern ein Privatleben. Im College bin ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin Shanna hin und wieder feiern gegangen. Aber nach dem Selbstmord meines Vaters habe ich diese Seite von mir mehr oder weniger weggepackt und den Deckel zugemacht.

Derzeit besteht mein Sozialleben aus der Happy Hour jeden Mittwoch, wenn Shanna hinter der Bar steht, und den Besuchen meines kleinen Bruders Zane, wenn wir einmal in der Wochen zum Abendessen ausgehen, allerdings hat er mich in den letzten zwei Wochen immer versetzt. Ich mache mir Sorgen, dass er zu viel feiert. Seine Noten sind im letzten Semester definitiv schlechter geworden.

Die Vorstellung, dass er wie unser Vater endet, raubt mir den Schlaf.

Ich fange an, meinen Schreibtisch aufzuräumen, hoffe, dass ich die Zeichen richtig gedeutet habe und es in Ordnung ist, für heute Feierabend zu machen.

Janette steht auf. „Okay. Ich mache Schluss für heute. Wir sehen uns morgen.“

Ich fahre meinen Computer hinunter und folge ihr aus dem Gebäude, stelle in Gedanken bereits eine Liste mit möglichen Orten zusammen, wo sie mit den jungen Klienten hingehen könnte. Als ich in der Nähe meiner Wohnung aus der Straßenbahn steige, habe ich ein halbes Dutzend Ideen. Ich schreibe mir eine Notiz ins Handy, während ich die paar Straßenblöcke zu meinem Haus zurücklege.

Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufdrücke, erblicke ich den langen Körper meines Bruders, der auf meiner Couch liegt. Die Freude, ihn zu sehen, verwandelt sich schnell in Sorge.

„Zane? Was ist los? Bist du krank?“

Es ist nicht vollkommen ungewöhnlich für ihn, hier zu sein. Er kommt manchmal vorbei, um seine Wäsche zu waschen, aber irgendetwas fühlt sich seltsam daran an, dass er an einem Freitagabend hier ist.

Im schummrigen Licht fällt mein Blick auf sein Gesicht und ich schreie erschrocken auf. Er ist verprügelt worden. Sein Gesicht ist geschwollen, kaum wiederzuerkennen.

„Oh mein Gott! Was ist passiert?“

Er stöhnt auf.

„Zane?“ Mit hämmerndem Herzen eile ich zu ihm. „Oh Gott. Soll ich einen Krankenwagen rufen? Wer hat dir das angetan?“

Die Angst, die in mir aufwallt und durch meine Adern schießt, verrät mir, dass ich bereits vermute, was passiert ist. Er steckt in irgendwelchen Schwierigkeiten. Verdammt. Ich hatte befürchtet, dass so etwas passieren würde, aber ich habe mir immer ausgeredet, mir Sorgen zu machen.

„Ich bin ein paar Kerlen in die Fäuste gerannt.“ Zane versucht, sich aufzusetzen, keucht vor Anstrengung.

„Was. Ist. Passiert?“, verlange ich. Ich will die ganze Geschichte. Was auch immer er in den letzten Monaten vor mir verheimlicht hat.

Mein Bruder ist alles, was ich auf dieser Welt habe, und er ist meine Verantwortung. Ich mag nur fünf Jahre älter sein als er, aber nach dem Tod unseres Vaters wurde ich der Vormund meines Bruders und Treuhänderin seines College-Vermögens. Ich sollte mich um ihn kümmern und ich habe ganz eindeutig so was von versagt.

Tränen brennen in meinen Augen. „Zane, sag mir, was hier los ist“, flehe ich.

Er verzieht das Gesicht, als er tief durchatmet. „Ich schulde ein paar Typen Geld“, gesteht er.

„Was für Typen? Drogendealer?“

„Nein.“

Das ist eine kleine Erleichterung. Er hat sich in letzte Zeit so seltsam verhalten, dass ich schon befürchtet hatte, er würde Drogen nehmen.

„Bratwa.“

„Was?“

„Die russische mafiya. Ich bin mit meinen Spielschulden im Rückstand.“

„Fuck, Zane.“

Gottverdammt. Ich wusste es! Ich habe es verdammt noch mal gewusst.

Ich stehe auf und gehe im Zimmer auf und ab. „Wie viel schuldest du ihnen?“

„Mittlerweile vermutlich vierzig Riesen. Sie haben heute den Mustang mitgenommen und gesagt, sie würden den Verkaufspreis von den Schulden abziehen.“

„Das bezweifle ich ernsthaft.“ Kredithaie gewährten notorisch schlechte Konditionen. Sie würden ihm nicht den vollen Wert des Autos anrechnen. „Wer sind diese Typen?“, wiederholte ich, auch wenn er es mir bereits gesagt hatte.

„Russische mafiya.“

„Okay. Und diese vierzig Riesen, ist das bevor oder nachdem sie den Wert deines Autos abgezogen haben?“

„Bevor.“

Ich ging weiter auf und ab. „Wie konnte das passieren?“

„Ich spiele schon seit einer Weile Poker mit ihnen. Ich habe immer hoch gewonnen. Aber … mein Glück hat sich gewendet“, sagt er, als ob das eine Schuld von vierzigtausend bei der russischen Mafia erklären oder entschuldigen würde.

„Dein Glück hat sich gewendet“, wiederhole ich nur fassungslos. „Wann hat sich dein Glück gewendet? Wie lange häufst du diese Schulden schon an? Ich meine, ist das die Summe aus einer Nacht oder –“

„Ein paar Monate. Vor einem Monat haben sie mir verboten, weiter mitzuspielen, weil ich am Untergehen war. Ich bin dabei, einen Plan zu entwerfen, aber –“

Ich lege den Kopf zur Seite. „Und der Plan ist was?“

Zane weicht meinem Blick aus. Zuckt halbherzig mit den Schultern.

„Also hast du nicht wirklich einen Plan?“

„Nein.“

„Und wie viel Zeit haben sie dir gegeben, um die Schulden zu bezahlen?“

Wieder zuckt er mit den Schultern. „Haben sie nicht gesagt. Ich schätze, heute war nur eine Warnung.“

„Eine Warnung.“

Ich gehe in die Küche, wickle einen Eispack in ein Geschirrtuch und bringe ihn Zane. „Ich kann das nicht glauben.“

Er nimmt mir den Eispack ab, legt ihn aber nicht auf sein geschwollenes Gesicht. „Ich weiß.“

„Ich meine, nachdem Dad –“ Meine Stimme bricht.

„Ich weiß.“

Ich kann nichts dagegen tun, die Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich schnappe mir den Eispack aus seinen Fingern und halte ihn gegen seinen geschwollenen Wangenknochen, aber er zuckt zurück. „Zane. Ich schaffe das nicht. Das ist einfach zu viel, okay? Ich würde es nicht ertragen, wenn auch dir etwas zustoßen würde.“

„Mir wird nichts zustoßen“, versucht er mich zu beruhigen. „Diese Kerle sind nicht so schlimm. Ich muss nur einen Weg finden, ihnen den Rest des Geldes zu besorgen, und ich werde auch nicht wieder spielen. Okay?“

Ich schniefe. „Wie?“

„Ich weiß es nicht. Gibt es eine Möglichkeit, an das Geld fürs College zu kommen?“

„Nein“, blaffe ich ihn an. Ich wusste, dass er mich danach fragen würde. „Das Geld ist ausschließlich für deine Ausbildung da. Weißt du eigentlich, wie viel Glück du hast, dass Dad dieses Geld nicht angerührt hat?“

„Okay, okay. Ich wollte nur sichergehen.“ Er versucht, aufzustehen, fällt aber stattdessen schwer auf die Knie.

„Fuck, Zane!“ Ich stürze vor und schnappe mir seinen Arm. „Komm. Ich bringe dich ins Krankenhaus.“

2

Zweites Kapitel

Nikolai

Um elf Uhr abends ist das Spiel im vollen Gange. Wir haben eine Suite in einem eleganten Hotel gemietet, in der wir einen Tisch mit sieben Spielern aufgebaut haben. Ich bin zufrieden – das Haus hat bereits dreißig Riesen gewonnen und außerdem habe ich einen potenziellen Käufer für Zanes Mustang gefunden.

Es klopft an der Tür und ich werfe meinem Zwillingsbruder Dima, der für das Wochenende in der Stadt ist, einen Blick zu, während ich zur Tür gehe. Oleg tritt an meine Seite, als Verstärkung. Dima greift nach der Pistole in seinem Hosenbund. Wir sind alle vorsichtiger geworden seit dem Zwischenfall mit dem FBI letzten Monat. Bei einem meiner Pokerspiele erschossen zu werden, ist nicht die Art und Weise, wie ich sterben will. Jung zu sterben war seit dem Tag, an dem mein Bruder und ich der Bratwa beigetreten sind, eine Möglichkeit, aber ich würde viel lieber mit Ruhm und Ehre untergehen als durch einen Schuss aufs Geratewohl von irgendeinem schießwütigen Kerl.

Ich ziehe die Tür einen Spaltbreit auf und schaue auf den Flur.

„Ich bin hier, um Nikolai zu sprechen“, verkündet eine Frauenstimme.

„Oh nein“, erwidere ich, als ich die kleine, aber fuchsige Frau betrachte, die vor der Tür steht. Ich erkenne sie von dem Foto in ihrer Wohnung wieder – Zanes Schwester.

Geistesgegenwärtig streckt sie den Arm durch den Türspalt, bevor ich die Tür wieder schließen kann.

Ich bin vielleicht ein Arsch, aber ich würde einer Frau niemals die Finger zerquetschen. Aber ich werde sie auch nicht in die Suite einlassen, damit sie die Stimmung killt. Ich öffne die Türe gerade so weit, dass ich auf den Flur treten kann, und zwinge sie zurück.

Sie ist niedlich sauer – die ganzen eins fünfzig von ihr. Ihre kastanienbraunen Haare hat sie in einen hohen, dicken Pferdeschwanz gebunden und ihre goldenen Augen funkeln voller Feuer. Bronzene Sommersprossen bedecken ihre Nase und ihre Wangenknochen, passen zu dem rötlichen Schimmer ihrer Haare.

Hinter mir im Türrahmen baut sich Oleg auf, zieht ihren Blick auf sich, was mir aus irgendeinem Grund missfällt.

„Ich kümmere mich darum“, murmle ich ihm auf Russisch zu, lasse sie im Finsteren über das, was ich sage, und Oleg zieht sich zurück und schließt die Tür.

Sie stemmt die Hände in die Hüften und zieht die Augenbrauen hoch. „Ich bin Chelle Goldberg. Die Schwester von dem Kerl, den ihr heute krankenhausreif geprügelt habt?“

„Ich weiß, wer du bist“, sage ich sanft, komme langsam auf sie zu, nur um zu sehen, ob sie zurückweichen oder sich behaupten wird.

Sie weicht nicht von der Stelle, was sie in meinen Augen nur noch niedlicher macht.

„Sag mir, dass Zane dir nicht die Adresse für dieses Spiel gegeben hat, denn der Junge kann keine weitere Tracht Prügel von mir gebrauchen.“

„Nein“, fährt sie mich an und hebt herausfordernd das Kinn. „Ich habe die Nachricht auf seinem Handy gefunden. Während er in einem Krankenhausbett lag.“

Ich verdrehe die Augen. „Zane hätte nicht ins Krankenhaus gemusst, Sommersprösschen. Das Einzige, was ihm die Notaufnahme bringen wird, sind Schmerztabletten, was ein Typ mit einem Drogenproblem nicht gerade gebrauchen kann.“

Das nimmt ihr den Wind aus den Segeln. Sie blinzelt mich an, als ob meine Worte ihr einen unschönen Schrecken eingejagt hätten. Ein Anflug von Mitgefühl schleicht sich ein.

Weiß sie ernsthaft nicht, dass ihr Bruder ein Drogenproblem hat?

Vielleicht will sie es nicht wahrhaben und dass ich es laut ausgesprochen habe, macht es auf einmal real.

„Geh nach Hause. Nimm ihm die Pillen weg. Sieh zu, dass er zur Vernunft kommt und seinen Scheiß geregelt bekommt.“

„Ich bin hier, um über Zanes Schulden zu sprechen.“ Sie hat etwas ihres Zorns eingebüßt. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu, kann mir aber nicht mehr länger in die Augen schauen.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Na schön. Sprich.“

Sie blickt sich übertrieben im Flur um. „Hier draußen?“

Es ist ziemlich komfortabel, was Korridore angeht. Hübsche Tapeten und Kunstdrucke und Beistelltische mit schweren Vasen darauf.

„Du kommst da nicht rein, Püppchen. Es sei denn, du hast Bargeld dabei.“

Sie presst ihre Handtasche an sich, als ob ich sie ihr jeden Moment wegreißen würde. „Ich bin hergekommen, um herauszufinden, wie viel genau er euch schuldet. Und um zu sehen, ob wir zu einer Einigung kommen können.“

Oh Sommersprösschen, ja. Es würde mir definitiv gefallen, mit dir zu einer Einigung zu kommen.

Der Sorte Nackt-an-mein-Bett-gefesselt.

Ich mache mein Interesse offenkundig, indem ich ihren Körper studiere. Sie ist nicht kurvig – tatsächlich ist sie sogar fast ein bisschen kantig, aber ich finde das Gesamtpaket ausgesprochen verlockend. Etwas an ihr hat mich vom Augenblick an, als ich ihr Foto in der Wohnung gesehen habe, angezogen. „Was für eine Vereinbarung?“ Mein leises Grummeln birgt einen verführerischen Tonfall und ihr Körper reagiert sofort, ihre Nippel zeichnen sich unter ihrem dünnen Pullover ab.

Sie beißt die Zähne zusammen. „Kann ich reinkommen?“

Fuck. Ich will sie definitiv nicht in der Suite haben. Aber aus irgendeinem Grund fällt es mir schwer, ihr einen Wunsch abzuschlagen.

Wider besseres Wissen öffne ich die Tür und winke sie herein.

Sofort kommt Oleg auf sie zu, um ihre Handtasche zu durchsuchen und sie nach Waffen abzuklopfen, und ich muss die strenge Rüge hinunterschlucken, die in mir aufsteigt. Er macht nur seinen Job. Beschützt mich davor, wieder angeschossen zu werden. Aber es gefällt mir einfach nicht, dass er sie überall berührt.

Sie wirft einen verhaltenen Blick auf das Pokerspiel, dann zieht sie einen dicken Umschlag aus ihrer Handtasche, nachdem Oleg sie ihr zurückgegeben hat, und reicht ihn mir an.

Ich nehme die Geldscheine heraus und zähle sie. „Streich fünfzehnhundert von Zanes Schulden“, sage ich zu Dima, der mit seinem Laptop in unserer Nähe sitzt und alles Geld notiert, das an diesem Abend den Besitzer wechselt.

Er nickt und tippt es ein.

„Ist das genug, um ihn für ein paar Wochen in Ruhe zu lassen?“, fragt sie.

„Nein, Häschen.“

Ihre Augen flackern verärgert über den Kosenamen auf, aber sie sagt nichts dazu. „Wie viel mehr schuldet er?“

„Momentan vierzigtausend.“

Sie stößt ein kleines hm aus. „Du hast zehn Riesen für den Mustang abgezogen?“

Ich nicke. „Das ist der Verkaufswert.“

Wieder wühlt sie in ihrer Handtasche und zieht einen Schlüsselbund heraus. Sie löst einen Toyota-Schlüssel vom Bund. „Nimm mein Auto. Das sollte mindestens weitere zehntausend einbringen.“ Ihre Finger zittern, als sie mir den Schlüssel hinhält.

Ich weigere mich, den Schlüssel anzunehmen. „Ich werde nicht dein Auto nehmen.“

Sie hält mir den Schlüssel unter die Nase und schüttelt ihn, zittert nun noch merklicher. Ihre Lippen beben ebenfalls, auch wenn ich vermute, dass sie vor Zorn beben, nicht vor Angst. Und ganz sicher nicht, weil sie ein Schluchzen unterdrückt. Chelle ist ein taffer Knochen, so viel ist klar. „Nimm ihn“, fährt sie mich an. „Du hast doch auch Zanes Auto genommen.“

„Ich werde dir nicht dein Auto abnehmen. Das hast du nicht verdient. Bist du dir über die längerfristigen Konsequenzen bewusst, wenn du deinem Bruder immer wieder aus der Klemme hilfst?“

Sie runzelt die Stirn. „Was?“

„Glaubst du wirklich, Zane lernt seine Lektion, wenn du immer wieder Opfer für ihn bringst, damit er sich nicht die Nase bricht?“

Der Mund fällt ihr auf. „Jetzt krieg ich also noch ein Life-Coaching von einem verdammten Kredithai? Das ist doch wohl ein Witz!“

Ich grinse. Diese Frau ist der Inbegriff von niedlich. Ich lehne mich mit einer Schulter an die Wand und verschränke die Arme. „Ob du es glaubst oder nicht, ich mag deinen Bruder. Bevor er die Nase ins Koks gesteckt hat, war er ein brillanter Pokerspieler und ein unterhaltsamer Gast an meinem Tisch. Aber jetzt? Ist er ein Arsch, der sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Er braucht Hilfe, aber die wird er nicht bekommen, wenn du immer seinen Schlamassel beseitigst.“

„Also verprügelst du ihn, weil du ihn so magst? Ist es das?“ Ihre Stimme trieft förmlich vor Sarkasmus.

Wieder zucke ich mit den Schultern. „Das ist nur die natürliche Konsequenz, wenn man sich mit der Bratwa anlegt. Und es wird nicht aufhören, solange er sich nicht endlich zusammenreißt.“

Etwas ihres Wagemuts verpufft und ich kann sehen, wie Unsicherheit über ihr Gesicht flackert. Ich muss gegen das Verlangen ankämpfen, ihr zu versichern, dass ich ihren Bruder nicht vierteilen werde. Ein Problem bei der Sache ist, dass ich Zane habe glauben lassen, wir wären Kumpel. Mag sein, dass ich den Jungen mag, aber das heißt nicht, dass er nicht zahlen muss, so oder so.

„Die andere natürliche Konsequenz ist, dass er sein Auto verloren hat. Aber das sollte keine Konsequenz für dich sein. Du bist nicht diejenige, die kokst und an meinem Tisch falsch spielt.“

Ihre Augen schimmern vor Tränen und sie blinzelt sie zurück. „Er fährt jetzt ein Motorrad. Es hat meinem Vater gehört. Das könnt ihr ihm auch abnehmen.“

„Er kann es mir vorbeibringen“, sage ich unbeeindruckt.

„Ich bringe es –“

„Mh-mh“, unterbreche ich sie. „Halt dich da raus. Zane kann sich selbst darum kümmern. Er ist ein cleveres Kerlchen.“

Für einen Augenblick starrt sie mich an, dann nickt sie.

Ich öffne die Tür für sie. „Komm nicht wieder hierher“, sage ich, als sie durch die Tür tritt.

Sie hält inne und blickt zu mir auf. Ich verspüre das unvernünftige Verlangen, die Sommersprossen auf ihren Wangenknochen zu zählen. „Oder was?“ Wieder erblicke ich ein Aufblitzen ihres Temperaments. „Du verprügelst auch mich?“

„Dich?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch, dann gestatte ich etwas der Hitze, die sie in mir heraufbeschwört, an die Oberfläche zu dringen. „Nein, Sommersprösschen“, murmle ich mit einem vielversprechenden Schnurren. „Ich halte deine Handgelenke über deinem Kopf fest und versohle dir deinen niedlichen kleinen Arsch, bis ich dich betteln höre.“

Ihre Augen werden groß, ihre beerenroten Lippen öffnen sich leicht. „B-bettle worum?“, fragt sie.

Ich unterdrücke ein Glucksen. „Worum würdest du mich anbetteln, Chelle?“

Sie holt schneidend Luft. „Du bist …“

Ich lege den Kopf zur Seite, als sie verstummt, erwarte eine mit Schimpfwörtern gespickte Beleidigung.

„Dreist.“

Meine Lippen zucken in ein überraschtes Lächeln. „Und du bist interessiert.“ Ich gestatte meinem Blick, auf die spitzen Knospen ihrer Nippel zu fallen, die sich unter ihrem Pullover abdrücken.

Sie senkt ebenfalls den Blick, dann wird sie rot. Ihre Augen wandern über meine tätowierten Unterarme, über meine Schultern und landen an meinem Hals. In dem Augenblick, als sie es schafft, den Blick zu heben und mir in die Augen zu blicken, fliegen die Funken zwischen uns.

Mein Schwanz wird härter als Stein. Sie erstarrt.

Oh Zane. Mir ist gerade der teuflischste Einfall gekommen, wie du deine Schulden begleichen kannst.

Nur, dass ich nicht für Sex bezahle. Noch würde ich zulassen, dass er als Zahlungsmittel eingesetzt wird.

Ich habe eine persönliche Regel dafür aufgestellt, um die Dinge sauber zu halten.

Außerdem würde Adrian vermutlich versuchen, meinen Kopf in einen Fleischwolf zu rammen, wenn Zane das versuchen sollte. Er ist nach Amerika gekommen, um seine Schwester aus den Händen von Menschenhändlern zu befreien, eine grausame Geschichte, von der sie sich noch immer kaum erholt hat.

Ich beobachte, wie ein Beben durch Chelles zierlichen Körper wandert, aber zu meiner Enttäuschung scheint sie der Schauder in die Realität zurückzureißen. Sie drückt sich an mir vorbei in den Flur.

„Komm nicht wieder hierher“, ermahne ich sie.

Sie zeigt mir den Stinkefinger, ohne sich noch einmal umzudrehen, und geht davon.

Ich stehe in der Tür, schaue ihrem süßen Arsch hinterher, wie er auf und ab wippt, während sie davongeht, labe mich an all dem, was Chelle Goldberg ist. Die feurige, hinreißende und verflucht fickbare Chelle.

Verdammt.

Ich will sie.

Sie hatte Glück, dass ich genug Skrupel hatte, um sie davongehen zu lassen.

Das nächste Mal hat sie vielleicht nicht so viel Glück.

Chelle

Innerhalb von vier Sekunden drücke ich achtmal auf den Knopf für den Aufzug, mir voll und ganz bewusst darüber, wie Nikolais Blick meinen Rücken in Flammen setzt.

Was ist da gerade passiert?

Diese Begegnung hat mich völlig ins Rudern gebracht.

Die Türen des Fahrstuhls gleiten auf und ich stürze in die Kabine. Als ich mich herumdrehe und auf den Knopf drücke, steht Nikolai natürlich noch immer in der Tür, beobachtet mich amüsiert.

Verdammt.

Mir wurde gerade von einem Mafioso der Arsch aufgerissen. So viel hatte ich irgendwie schon erwartet, aber es war die Art und Weise, wie es abgelaufen war, die mich schockiert hatte.

Ich hatte erwartet, dass Nikolai furchteinflößend sein würde. Ich hatte mir Goldzähne vorgestellt, dicke Ketten um den Hals, einen Revolver, der sich gegen meine Schläfe drückt – irgendwie so etwas in der Art. Er war mir definitiv gefährlich vorgekommen. Aber ich hatte nicht erwartet, dass er ein so aalglatter Spieler sein würde. Das gute Aussehen. Der Charme.

Seine Arme waren mit Tattoos übersät, aber er trug Stoffhosen und ein adrettes Anzughemd, das am Hals offen stand. Keine Ketten. Gute Zähne. Perfekte Zähne, ehrlich gesagt, ein richtiges Hollywoodlächeln.

Nikolai war absolut heiß.

Worum würdest du mich anbetteln, Chelle?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses suggestive Knurren jemals wieder aus meinen Gedanken bekomme. Noch kann ich seine Drohung ignorieren. Er will mir den Arsch versohlen?

Ähm, ja, bitte.

Sogar jetzt, ganz allein im Fahrstuhl, lässt mich die Erinnerung daran rot werden. Vermutlich werde ich noch mindestens bis Thanksgiving rot werden.

Ich hasse mich dafür, von seinen Worten so angetörnt zu sein. Von ihm.

Was ist da gerade passiert?

Das war noch nicht einmal das Beunruhigendste. Das war die Art und Weise, wie er über Zane gesprochen hatte – als ob er ihn wirklich kennen würde. Als ob er ihn womöglich sogar mochte. Er schien sich Sorgen wegen Zanes Drogenkonsum zu machen. Von dem ich gehofft hatte, er würde nicht existieren. Es hatte mich schockiert, es laut ausgesprochen zu hören.

Zane hat ein Drogenproblem. Davor hatte ich Angst, aber ganz ehrlich? Ich habe diese Wahrheit gemieden. Es hat mich überrumpelt, und als Nikolai mir also seinen Dr.-Domian-Ratschlag ausgeteilt hatte, hatte ich ihn angenommen. Sosehr es mir auch widerstrebte, es zuzugeben, womöglich hatte er recht.

Ich kann nicht glauben, dass ich Lebensratschläge von einem Kredithai der russischen mafiya annehme.

Die Türen des Fahrstuhls dingen auf und ich betrete die Hotellobby. Vor dem Eingang pfeift ein eisiger Wind durch die Gebäude in der Innenstadt von Chicago und ich wünsche mir, ich hätte meine Jacke angezogen. Die Parkgebühren in der Tiefgarage des Hotels hatte ich mir nicht leisten können – sie waren astronomisch gewesen. Als ich um die Ecke biege, bleibe ich stehen und blicke das Gebäude hinauf, als ob ich durch die Wände hindurchschauen könnte, um einen weiteren Blick auf den Verfolger meines Bruders zu werfen.

Ein Schauder durchfährt mich. Ich muss den Verstand verloren haben, allein hierherzukommen. Ich hatte großes Glück, dass Nikolai nicht boshaft war. Die ganze Sache hätte furchtbar schiefgehen können.

Die ganze selbstgerechte Rage, die ich auf dem Hinweg in mir gehegt hatte, war nun völlig verpufft. Jetzt bin ich nur noch sauer auf Zane.

Er hat das angerichtet.

Nikolai hat recht. Zane sollte die Sache selbst wieder auf die Reihe bekommen.

Das Problem ist nur, dass Zane alles ist, was ich habe, und er ist mein kleiner Bruder. Meine Verantwortung. Wenn ich diese Sache nicht kläre, dann könnte er für immer geschädigt werden oder sogar umkommen.

Meine Gedanken flattern zu Nikolais Bemerkung über das Krankenhaus.