Der Buchsommelier 3 - Tilman Rademacher - E-Book

Der Buchsommelier 3 E-Book

Tilman Rademacher

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Beschreibung

Ach, wenn doch nur Antwort ein einziges Wort von ihr käm! Doch sie, die Belesene sie liest lieber Spam Der Abschluss der Trilogie wartet u.a. auf mit einer Kollegin des Buchsommeliers: Die Buchsommelière - geliebt, begehrt, jedoch leider überaus bibliophil. Desweiteren ist von Rehen, die an Autobahnen stehen, die Rede; ferner von einem gewissen Herrn Rilke. Ein Stummfilm spricht. Und ein kleines Opus magnum erheischt die Aufmerksamkeit seiner Mutter. Aber lesen Sie selbst!

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Seitenzahl: 46

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(Foto: Jonathan Steinbiß)

Der Autor:

Tilman Rademacher, Jahrgang 1978, Schauspieler, Theaterautor und Filmemacher (filmfuzzi.com) aus Münster, Initiator der Foto-Satire “Münster morbid”

Jetzt gibt es nichts mehr

zwischen den erhobenen Händen

und der Wahrheit

Lars Gustafson, Der Solist

aus: Etüden für eine alte Schreibmaschine

Inhaltsverzeichnis

I

Es geschieht

sternschnuppstracks

ich vor dir / Der Friedensbote

Hain / Das Herz eines Löwen

Das Wort hinter Zellophan

Innere Landkarte

Das kleinlaute Gedicht

Wortwolkenfetzen

Bücherbottich

Stummfilm

II

Hier und ja

Angst um Gott

Glaubensfrage

Lob der Hoffnungslosigkeit

Vertrauen / So finster die Nacht

Das sichere Leben (Gleichnis)

Wandlung (Leib Christi)

III

Das asketische Gedicht

ungültige Worte

Reim

genug

Bild

Instant Poem

mondlos

Seelenpflanze

Sinn

Und tschüß!

Von den Stapeln

Wovon der Wind erzählt

Für Mile

Der junge Mann und das Meer

IV

Die Trauerweide

Der Mensch und das Meer

Afrika in mir

Die große Flatter

in der Cloud

Vorsicht! Wildwechsel!

Das nicht ganz so asketische Gedicht

Hui!

Stummfilm 2

Opus magnum, klein

Wie geht es dir?

Die Einfachheit

Kalenderspruch

Von der Erschaffung der Poesie

Die Überschrift

V

Der Verein

Wie im Traume

Das Gerücht

Erntedank

Hund und Herrchen

Ach, Gottchen

Vergebung, ey!

VI

Fallobst

was bleibt

Heimat

Papier ist auch nur ein Wort

Taxi zu mir

Reim 2

Kunststück

Schublade

Raum / wo wir sind

Gedankenunfall

VII

Die Buchsommelière

Steht ein Gedicht

Worte wie Blüten

Raum 2

Er als er selbst

Das Lyrikleck

Poesieprothesethese

Dank dem Dichter!

VIII

Von der Dunkelheit

IX

Herbst im Frühling

Telegramm

Neben Rilke

angekommen / wir beide, alt

Von jungen Rehen, die an Autobahnen stehen

Alle Worte dieser Welt

I

Es geschieht

Es geschieht

an einem Tag

wie diesem

dass aus Wunder

Wunder wird

und was zuvor

uns nicht gelang

gelingt

sich uns zeigt, was offenbar

augenscheinlich, unfingiert

doch schon längst ein jeder sieht

Gutes Besseres gebiert

und niemand

zu Papier uns bringt

sternschnuppstracks

vor dunkler, nächt‘ger

schwarzer Wand

Lichtschweifstreich

durchs schmale All

was da regnet:

nicht zu greifen

nicht zu fassen

dieser Streifen

glimmend uns begegnet

Götterfall

schnipps die Kippe von der Kuppe

setz die Nacht in Brand

ich vor dir

/

Der Friedensbote

Am Ende

zerklüfteter Nacht

schwelender Unrat

unter meinen Sohlen

regenschirmruiniert

den Gaul unterwegs

am verdorrten Lorbeer

zurückgelassen

gepeitscht von der

Scharfkantigkeit der Sünde

die bis zur Unkenntlichkeit

verblichene Persona tragend

eingebrannter Schwur

auf der Stirn

dem steinigen, abseitigen Pfad

bis zuletzt gefolgt

und das Banner der Verheißung

in den Leib der Erde gerammt

so stehe ich

über und über

von der Unzumutbarkeit

der Schönheit besudelt

aufgelesene Widrigkeiten

aus löchrigen Taschen

den Nachfolgenden

auf den Weg sickernd

entwurzelt

vor dir

mit neuem Trieb

in der Hand

und als ich

die heiligen Worte

spreche

fällt auch

der letzte Rest

meiner Selbst

dir zu Füßen

Hain

/

Das Herz eines Löwen

Zu lange in

Diaspora

Was furchtlos, einst

und mutig war

liegt brach nun

in Diaspora

Jeder Stärke, Hoffnung bar

Diaspora

Deine Nähe heißt Gefahr

Komm mir, Sanftmut

nicht zu nah

hinausgejagt in Feindesland

König, ich

schreck wenig königlich

bei leisem Laut zurück

Du, komm auf mich zu

berühre mich

noch nicht!

Gib mir eine Ahnung

davon, wie die Zukunft war

Diaspora

Zu lange da

wo du nicht bist

Komm näher mir auf samt‘ner Pfote

Schreite in den Bannkreis ein!

Übertritt von mir erlassene Gebote!

Komm mir nah!

Sammle mich auf

in der Steppe

Nimm Stein und Bürde mir

vom Sinn

an denen ich schwer schleppe

die ich mir selber bin

Berühre mich!

mit neuem Sinn

Diaspora

so weit das Auge reicht

Komm schnell!

Kommst du

oder kommst du nur

vielleicht?

Nach deiner Tatze

sehnt sich so mein Fell

Bist du schon hier?

Nach deiner Obhut

winsle ich, das höchste Tier

Halt mich

an der Hand

Sei Oase mir

und neues Land

Sieh, ich halt dir meine Kehle hin

Diaspora – endet hier

das höchste Tier?

Bin gleich Aas für die da oben

Noch bevor sie mich entweiden

web ein neues Kleid für mich

Hilf mir, mich zu kleiden

dich zu loben

Frei von Schutz und Hüllen

reiß noch einmal auf den Rachen

Hörst du mich brüllen?

Hyänen lechzen, äugen, lachen

Komm, ich will mich

mit dir füllen

Brauch kein Reich

nur einen Hain

wo mein Herz kann nahe

deinem sanften Herzschlag sein

Deine Nähe macht mich ganz

macht zum König mich erneut

flicht mir, König

neuen Kranz

Das Wort hinter Zellophan

erstarrt

und in sich selbst erstickt

sieht es dich an

den Mund zum Brüllen aufgerissen

wie eingefroren

lässt es dich wissen:

das Wort steht still

und nackt

schön haltbar bis in tausend Jahren

sauber, rein und hübsch verpackt

so bleibt es konserviert

Aber schmeckt es noch

in tausend Jahren

wenn ein Sommelier

es dann serviert?

Wir werden es erfahren

Innere Landkarte

Die Sterne

starren starr an uns vorbei

Der Regenbogen

ist entzaubert

Der göttliche Funke:

erloschen, verglommen

Uns ward ein Kind versprochen

ein König dann genommen

Kein Schöpfer spricht ein: Sei!

Kein Schöpfer heilt und segnet

Wir wandeln seelenlos

und ohne Ziel

einander nie begegnet

Das kleinlaute Gedicht

Jemand klappert mit Geschirr

plappert permanent