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Corpus Verbi Konstrukt Wort entziffern zerreden entleiben Ressource Sprache endlich Wir verbluten wenn wir nicht aufhören
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Seitenzahl: 65
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Tilman Rademacher, Jahrgang 1978
Schauspieler, Filmemacher, Autor
Papier oder krepier!
Peter Handke,
Leben ohne Poesie
Furor poeticus – rauschhafter Zustand des Dichters
„Zustände gesteigerter poetischer Kreativität entsprechen psychophysiologisch dem Zustand einer (Hypo)Manie.“
Sandra Kluwe, Germanistin
Leg ein Ohr auf diese Seite
Pflichtgedicht
Regalsoldat
Die pandemische Primel
Rette mich
Lippenbekenntnis
Zettel am Kühlschrank
Ceci n‘est pas une pipe
Leg mir einen Stein
Es führt kein Weg zu mir
Mördergrube
Oder. Auch nicht
Bachkrach
Das zweitschönste Gedicht der Welt
Brief und Siegel
Bedürfnislyrik
Lynch!
Furor / Tanz auf dem Vulkan
Abort Wort
Das Ende der Poesie
II
III
Eine neue Sprache
Ein X für ein U
gegen die Leere
Gedichtgedicht
Aushilfsgedicht
Lyriklutscher
Reim und Ramsch
Sturz aus dem Regal
Tausend Zeichen
Äh
Verbloedete Pösie
Unschärrrffe
Pseudopoesie
Ein Wort sagt mehr als keins
Willschwall (Deklamation)
Ein Freund großer Worte
Der Rede Wert
Ein Buchstabe ist auch nur ein Wort
Das nicht ganz richtige Wort im fast falschen Moment
Der gelangweilte Algorithmus
Jetzt
Die Zwei
Dein Film
Du und der Fährmann
Alter Mann
Der Tag, an dem er ihre Hand nahm
Ein fremdelndes Kind
Die Kümmerfrau
Jetzt II
Sachbearbeiter der Seele
Bukowski zu Besuch
Whisky im Ausguss
Jerusalem
Der ganze Trick
Fuhrwerk Gottes
Ich? Wer? Du? Nie!
Aua!
Die Welt ist die Welt
Vom Müssen, vom Wissen und den Küssen
Mach das Licht an
Der Tag
Die Anderen
Gegengebet
Dein Herz auf Reisen
Das Mäuerchen
Träumerchen
Dem unbekannten Leser
Ewige Kerben in Parkbank
Schwindschwund und Fehlfund
Loch im W rt
Dein Herz auf Reisen II
Das letzte Sekündchen
Herzheilung
Hänschen, nicht allein
Das Lied vom sinkenden Seemann
Lieschen liest
Das Lieschen
So leise ist das Wort
Du hörst es nicht?
Die Seite hat‘s verinnerlicht
Das Wort steht hier geschrieben
und es spricht
und du hörst es, nicht?
Richtig oder nicht
ich steh hier, weil ich muss
Wie‘s geht? Wie‘s steht?
Ach, Gottchen, ja
Ich würd mich gern mal setzen
gern nähm ich auch den Bus
Oder ich nähm die Bahn
dann würd ich fahrn
Ich führe mich spazieren
und säh mir Wiesen an
Auf einer stündest vielleicht du
und du tät‘st winken
Doch so steh und wink nur ich
Und du siehst dabei zu
Ich bin der Regalsoldat
stehe, warte hier auf dich
Tausendmal gingst du vorüber
doch nun endlich siehst du mich
Nimmst mich raus
siehst in mich rein
Blätterst, liest
denkst ja und nein
Stellst mich wieder zu den andern
Ich muss stehn
Dein Blick muss wandern
Eine Primel ist eine Primel
ist eine Primel
dünne Plastiktütchen für Gemüse, Obst
ein ziemliches Gefriemel
Eine Primel ist eine Plage
ist ein Prachtgeschwür
Tschüß, Welt
war nett mit dir
Als alle sagten: er ist es nicht wert
hast du ihnen widersprochen
Ich aber habe alles dafür getan
dass sie Recht behielten
Und jetzt stehe ich hier
mit meinem dummen anmaßenden Ego
und frage dich:
Rettest du mich noch einmal?
Legst du noch einmal ein Wort für mich ein?
Nur noch dieses eine Mal
und das Mal danach?
Lass die Liebe zu dir
mehr sein als nur
Worte auf Papier
Lass sie niemals enden
Halte mein Seelchen in Händen
wie einen Vogel im Nest
Halt mich fest
und lass mich frei
Lass nach langer Flucht zu mir
mich dich endlich küssen
Lass uns sagen:
wir
Ich bin weg
und komm nie wieder
Grüß die Tante!
Und sing Lieder!
Im Kühlschrank ist noch etwas Wein
Gib dir zwischendurch die Kante
Gieß die Pflanzen
füttere den Hund
Warum ich geh?
Du findest schon
noch einen Grund
(nach „Der Verrat der Bilder“ von René Magritte)
Dies ist kein Wort
Dies ist eine Pfeife
Du liest nicht
du rauchst Gedanken
Dies sind Tabakkrümel
und keine Buchstaben
Dies ist eine Pfeife
Du Pfeife
(…) damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
Psalm 91,12
Leg
mir einen Stein
in den Weg
dass ich mich daran
stoßen kann
dass ich weiß, ich bin nicht frei
Damit ich weiß, was Freiheit sei
leg mir eine frisch entwurzelt lose
Leg auf meinen Stein
mir eine Rose
„Ich gehe mich einen Scheiß an.“
Marlene Dietrich
(überlanges Lamento)
Aus meiner Mitte ragen heraus
Arme, Hände, Kopf und Fuß
heraus, heraus zu dir
Ich gebe unsichtbare Zeichen
Doch Dach und Wand und Fenster, Tür
bilden noch kein Haus
Die Hinweistafeln sind verdreht
Wegweiser gehn ins Leere
Unleserlich die Schrift und niemand
der mein Alphabet versteht
Und buchstabiert bin ich: Misere
Der Stein und die Markierung fehlen
Ein Steinwurf ist es nur zu mir
ein Stein, geworfen und verfehlt
Mein Leib wie Obst
entkernt, entseelt
Meine Sehnsucht richtet sich
auf dich
Die Kompassnadel ist Spitze eines Pfeils
übers Ziel hinausgeschossen
Geschoss in einem morschen Baum
Und dieser Baum bin ich
Und alle Tinte ist zurückgeflossen
zurück zu Quelle, erstem Traum
Die Nadel zeigt nach süd, süd-ost
ist Menetekel, Zeichen
Es bildet sich der erste Rost
Ich kann dich nicht erreichen
Gebleicht: das Tintenblau des Ozeans
Gedrucktes Schwarz der Nacht: entfärbt
Und hinter meinen Ohren spieln kindesgleich
die vielen Stimmen meines Wahns
Die Zukunft ist enterbt
Der alte Baum: gefällt
Und an den Klippen meiner Brust
ist jedes Herz bislang zerschellt
Wie ein Lotse nicht bei Sinnen
ruf ich aus meinem Brunnen innen
Ich gebe wilde Zeichen
Die Wogen schlagen hoch in mir!
Meine Hand sehnt sich nach dir, nach dir!
Du bist nicht zu erreichen
Ich hab mich auf dem Weg zu dir
in mir, in mir verlaufen
und meine Seele dürstet stark
und droht doch zu ersaufen
Wie ein Lotse steh ich ohne Arme
Und du fliegst über mich hinweg
Ich seh dir nach
steh auf verlor‘nem Posten
Du bist der Süden, mild und reich
ich bin der kalte Osten
Dies ist ein Notsignal
gesendet, da ich wandere
in mir, im finstern Tal
Nicht Brotkrumen, nicht Steinchen
führn mich aus Nacht und Wald
Die Spur zu mir verliert sich
Dein Ruf in meinen Ohren
der mir jedoch nicht galt
Ich steh vor meiner Kammer
behüte das, was innen
Sie singen Lieder von der Liebe
für mich ist es Gejammer
Wie eine Vogelscheuche
verhöhnt von allen Krähen
So stehe ich
Es war umsonst zu säen
Und alle Weisheit dieser Welt
ist nur ein dummer Schwatz
Noch immer stehe ich
bewache streng das leere Grab
Ich, Gollum ohne Schatzzz
Die Tür zu mir ist zu
Ich hab mich ausgesperrt
Ich bin ein Gaul, störrisch, faul
an dem das Leben sinnlos zerrt
Ich bin ein Gaul, der reglos steht
auf einer großen Weide
Das Büschel, frisch mir hingehalten
bleibt unberührt. Die Sehnsucht geht zur Neige
Auf meine Kammer werde gebaut
ein Lagerhaus für unnütze Dinge
Wo bleiben Abrissbirne
Meißel, Hammer?!
Sie singen Lieder von der Liebe…
Schluss mit dem Gesinge!
Reißt sie ab die Kammer!
Holt Sprengstoff, Bagger, Walze!
Ebnet den Hohlraum ein!
Erinnern soll an mich kein Grab
erinnern soll kein Stein
Das Gebot: Du sollst planieren! Betonieren!
Vielleicht geh ich als Wanderer einst über mich flanieren
In Ewigkeit Asphalt
Busse voller Herzen
rolln über mich hinweg
Die Herzen sehen tot hinaus
aus trüben, trüben Fenstern
Ich winke ihnen zu und nach
gleich flüchtigen Gespenstern
Ich steh in Blei gegossen
zu schwer für Freiheit, Flug
Dein Himmel bleibt verschlossen