Der Bürgergeneral - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Der Bürgergeneral E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

0,0

Beschreibung

Das dramatische Lustspiel "Der Bürgergeneral" handelt von der glücklichen Ehe des Bauernpaares Röse und Görge, die ein zufriedenes Leben auf ihrem Hof führen. Angelehnt an die französische Revoluition thematisiert Goethe die ruhigen Verhältnisse in Deutschland, wo die Bauern und die Adeligen in Gemeinschaft miteinander leben. Doch schon bald wird die vermeintlich ruhige Lage durch Hochverrat, Raub, Verleumdung und Gewalt erschüttert. -

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 47

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Johann Wolfgang von Goethe / F

Der Bürgergeneral

Ein Lustspiel in einem Aufzuge

Zweyte Fortsetzung der beyden Billets.

Saga

Der Bürgergeneral

 

Coverbild/Illustration: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:H%C3%A4usliches_Gl%C3%BCck_19Jh.jpg

Copyright © 1793, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726957310

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen

Röse. Görge. Märten. Der Edelmann. Schnaps. Der Richter. Bauern.

 

Der Schauplatz ist in Märtens Hause, wie in den vorigen Stücken.

Erster Auftritt.

Röse. Görge.

Görge(der zum Hause mit einem Rechen herauskommt, spricht zurück). Hörst du, liebe Röse?

Röse(die unter die Thüre tritt). Recht wohl, lieber Görge!

Görge. Ich gehe auf die Wiese, und ziehe Maulwurfshaufen auseinander.

Röse. Gut.

Görge. Hernach seh' ich, wie es auf dem Acker aussieht.

Röse. Schön! Und dann kommst du auf's Krautland und gräbst, und findest mich da mit dem Frühstück.

Görge. Und da setzen wir uns zusammen und lassen es uns schmecken.

Röse. Du sollst eine gute Suppe haben.

Görge. Wenn sie noch so gut wäre! Du mußt mit essen, sonst schmeckt sie mir nicht.

Röse. Mir geht's eben so.

Görge. Nun, leb wohl, Röse! (geht, bleibt stehen, sieht sich um; sie werfen sich Kußhände zu, er kehrt zurück). Höre Röse! – die Leute reden kein wahr Wort.

Röse. Selten wenigstens. Wie so?

Görge. Sie sagen: als Mann und Frau hätte man sich nicht mehr so lieb wie vorher. Es ist nicht wahr, Röse. Wie lange haben wir uns schon? Wart!

Röse Zwölf Wochen.

Görge. Wahrhaftig! Und da ist immer noch Görge und Röschen, und Röschen und Görge wie vorher. Nun leb wohl!

Röse. Leb wohl. Wie oft haben wir das nicht schon gesagt!

Görge(entfernt sich). Und wie oft werden wir es noch sagen!

Röse. Und uns immer wieder suchen und finden.

Görge(stille stehend). Das ist eine Lust!

Röse. Ich komme gleich nach. Leb wohl!

Görge(gehend). Leb wohl!

Röse(unter der Thüre). Görge!

Görge(zurückkommend). Was gibt's?

Röse. Du hast was vergessen.

Görge(sich ansehend). Was denn?

Röse(ihm entgegenspringend). Noch einen Kuß!

Görge. Liebe Röse!

Röse. Lieber Görge! (küssend.)

Zweyter Auftritt.

Die Vorigen. Der Edelmann.

Edelmann. Brav, ihr Kinder! Brav! an euch merkt man nicht, daß die Zeit vergeht.

Görge. Wir merken's auch nicht, gnädiger Herr.

Röse(bedeutend). Sie werden's auch bald nicht mehr merken.

Edelmann. Wie so?

Röse. Machen Sie nur kein Geheimniß daraus! – Sie ist ja so hübsch.

Edelmann(lächelnd). Wer?

Görge. Hm! Röse, du hast recht. Ja wohl, recht hübsch.

Röse. Und Sie sind auch so ein schöner junger Herr.

Edelmann. Görge! darf sie das sagen?

Görge. Jetzt eher als sonst. Denn ich will's nur gestehen, ich bin oft eifersüchtig auf Sie gewesen.

Edelmann. Du hast's auch Ursache gehabt. Röse gefiel mir immer.

Röse. Sie scherzen, gnädiger Herr.

Görge. Es ist mir nur immer gar zu ernstlich vorgekommen.

Röse. Er hat mich oft genug gequält.

Görge. Und sie mich auch.

Edelmann Und jetzt?

Görge. Jetzt ist Röse meine Frau, und, ich denke, eine recht brave Frau.

Edelmann Das ist gewiß.

Röse(bedeutend). Und Sie? –

Edelmann. Nun?.

Görge(mit Bücklingen). Darf man gratuliren?

Edelmann. Wozu?

Röse(sich neigend). Wenn Sie's nicht ungnädig nehmen wollen.

Görge Sie werden bald auch ein allerliebstes Weibchen haben.

Edelmann. Daß ich nicht wüßte.

Röse. In wenig Tagen läugnen Sie es nicht mehr.

Görge. Und sie ist so liebenswürdig.

Edelmann. Wer denn?

Röse. Fräulein Caroline, die neulich mit der alten Tante hier zum Besuche war.

Edelmann. Daher habt ihr euren Argwohn? Wie ihr fein seyd!

Görge. Ich dächte doch, so etwas ließe sich einsehen.

Röse. Es ist recht schön, daß Sie sich auch verheirathen.

Görge. Man wird ein ganz andrer Mensch. Sie werden's sehen.

Röse. Jetzt gefällt mir's erst zu Hause.

Görge. Und ich meine, ich wäre da drin im Hause geboren.

Röse. Und wenn der Vater die Zeitungen lies't und sich um die Welthändel bekümmert, da drücken wir einander die Hände.

Görge. Und wenn der Alte sich betrübt, daß es draußen so wild zugeht, dann rücken wir näher zusammen und freuen uns, daß es bey uns so friedlich und ruhig ist.

Edelmann. Das Beste, was ihr thun könnt.

Röse. Und wenn der Vater gar nicht begreifen kann, wie er die französische Nation aus den Schulden retten will, da sag' ich: Görge, wir wollen uns nur hüten, daß wir keine Schulden machen.

Görge. Und wenn er außer sich ist, daß man allen Leuten dort ihre Güter und ihr Vermögen nimmt, da überlegen wir zusammen, wie wir das Gütchen verbessern wollen, das wir von dem Lottogelde zu kaufen gedenken.

Edelmann. Ihr seyd gescheidte junge Leute.

Röse. Und glücklich.

Edelmann. Das hör' ich gern.

Görge. Sie werden's auch bald erfahren.

Röse. Das wird wieder eine Lust auf dem Schlosse werden.

Görge. Als wie zu Lebzeiten Ihrer seligen Frau Mama.

Röse. Zu der man immer lief, wenn Jemand krank war.

Görge. Die einem so guten Spiritus auflegte, wenn man sich eine Beule gestoßen hatte.

Röse. Die so gute Salben wußte, wenn man sich verbrannt hatte.

Edelmann. Wenn ich heirathe, will ich mich nach einem Frauenzimmer umsehen, die ihr ähnlich ist.

Görge. Die ist schon gefunden.

Röse. Ich denk's. Seyn Sie nicht böse, gnädiger Herr, daß wir so vorlaut sind.

Görge