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Der Bürgergeneral ist ein Lustspiel in einem Aufzuge von Johann Wolfgang von Goethe. Zwischen dem 23. und 26. April 1793 geschrieben, wurde es bereits am 2. Mai 1793 im Herzoglichen Hoftheater zu Weimar uraufgeführt und lag im selben Jahr im Druck vor.
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Seitenzahl: 42
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Johann Wolfgang von Goethe
Der Bürgergeneral
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Bürgergeneral
Personen.
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Impressum neobooks
Röse
Görge
Märten
Der Edelmann
Schnaps
Der Richter
Bauern
Der Schauplatz ist vor Märtens Hause, wie in den vorigen Stücken.
Röse. Görge.
GÖRGE der zum Hause mit einem Rechen herauskommt, spricht zurück. Hörst du, liebe Röse?
RÖSE die unter die Türe tritt. Recht wohl, lieber Görge!
GÖRGE. Ich gehe auf die Wiese und ziehe Maulwurfshaufen auseinander.
RÖSE. Gut.
GÖRGE. Hernach seh ich, wie es auf dem Acker aussieht.
RÖSE. Schön! Und dann kommst du aufs Krautland und gräbst, und findest mich da mit dem Frühstück.
GÖRGE. Und da setzen wir uns zusammen und lassen es uns schmecken.
RÖSE. Du sollst eine gute Suppe haben.
GÖRGE. Wenn sie noch so gut wäre! Du mußt mitessen, sonst schmeckt sie mir nicht.
RÖSE. Mir geht's ebenso.
GÖRGE. Nun leb wohl, Röse!
RÖSE. Leb wohl, Görge!
GÖRGE geht, bleibt stehen, sieht sich um; sie werfen sich Kußhände zu, er kehrt zurück. Höre, Röse! – die Leute reden kein wahr Wort.
RÖSE. Selten wenigstens. Wieso?
GÖRGE. Sie sagen: als Mann und Frau hätte man sich nicht mehr so lieb wie vorher. Es ist nicht wahr, Röse. Wie lange haben wir uns schon? Wart!
RÖSE. Zwölf Wochen.
GÖRGE. Wahrhaftig! Und da ist immer noch Görge und Röschen, und Röschen und Görge wie vorher. Nun leb wohl!
RÖSE. Leb wohl. Wie oft haben wir das nicht schon gesagt!
GÖRGE entfernt sich. Und wie oft werden wir es noch sagen!
RÖSE. Und uns immer wieder suchen und finden.
GÖRGE stille stehend. Das ist eine Lust!
RÖSE. Ich komme gleich nach. Leb wohl!
GÖRGE gehend. Leb wohl!
RÖSE unter der Türe. Görge!
GÖRGE zurückkommend. Was gibt's?
RÖSE. Du hast was vergessen.
GÖRGE sich ansehend. Was denn?
RÖSE ihm entgegenspringend. Noch einen Kuß!
GÖRGE. Liebe Röse!
RÖSE. Lieber Görge! Küssend.
Die Vorigen. Der Edelmann.
EDELMANN. Brav, ihr Kinder! Brav! an euch merkt man nicht, daß die Zeit vergeht.
GÖRGE. Wir merken's auch nicht, gnädiger Herr.
RÖSE bedeutend. Sie werden's auch bald nicht mehr merken.
EDELMANN. Wieso?
RÖSE. Machen Sie nur kein Geheimnis daraus! – Sie ist ja so hübsch.
EDELMANN lächelnd. Wer?
GÖRGE. Hm! Röse, du hast recht. Jawohl, recht hübsch.
RÖSE. Und Sie sind auch so ein schöner junger Herr.
EDELMANN. Görge! Darf sie das sagen?
GÖRGE. Jetzt eher als sonst. Denn ich will's nur gestehen, ich bin oft eifersüchtig auf Sie gewesen.
EDELMANN. Du hast's auch Ursache gehabt. Röse gefiel mir immer.
RÖSE. Sie scherzen, gnädiger Herr.
GÖRGE. Es ist mir nur immer gar zu ernstlich vorgekommen.
RÖSE. Er hat mich oft genug gequält.
GÖRGE. Und sie mich auch.
EDELMANN. Und jetzt?
GÖRGE. Jetzt ist Röse meine Frau und, ich denke, eine recht brave Frau.
EDELMANN. Das ist gewiß.
RÖSE bedeutend. Und Sie? –
EDELMANN. Nun?
GÖRGE mit Bücklingen. Darf man gratulieren?
EDELMANN. Wozu?
RÖSE sich neigend. Wenn Sie's nicht ungnädig nehmen wollen.
GÖRGE. Sie werden bald auch ein allerliebstes Weibchen haben.
EDELMANN. Daß ich nicht wüßte.
RÖSE. In wenig Tagen leugnen Sie es nicht mehr.
GÖRGE. Und sie ist so liebenswürdig.
EDELMANN. Wer denn?
RÖSE. Fräulein Karoline, die neulich mit der alten Tante hier zum Besuche war.
EDELMANN. Daher habt ihr euren Argwohn? Wie ihr fein seid!
GÖRGE. Ich dächte doch, so etwas ließe sich einsehen.
RÖSE. Es ist recht schön, daß Sie sich auch verheiraten.
GÖRGE. Man wird ein ganz anderer Mensch. Sie werden's sehen.
RÖSE. Jetzt gefällt mir's erst zu Hause.
GÖRGE. Und ich meine, ich wäre da drin im Hause geboren.
RÖSE. Und wenn der Vater die Zeitungen liest und sich um die Welthändel bekümmert, da drücken wir einander die Hände.
GÖRGE. Und wenn der Alte sich betrübt, daß es draußen so wild zugeht, dann rücken wir näher zusammen und freuen uns, daß es bei uns so friedlich und ruhig ist.
EDELMANN. Das Beste, was ihr tun könnt.
RÖSE. Und wenn der Vater gar nicht begreifen kann, wie er die französische Nation aus den Schulden retten will, da sag ich: »Görge, wir wollen uns nur hüten, daß wir keine Schulden machen.«
GÖRGE. Und wenn er außer sich ist, daß man allen Leuten dort ihre Güter und ihr Vermögen nimmt, da überlegen wir zusammen, wie wir das Gütchen verbessern wollen, das wir von dem Lottogelde zu kaufen gedenken.
EDELMANN. Ihr seid gescheite junge Leute.
RÖSE. Und glücklich.
EDELMANN. Das hör ich gern.
GÖRGE. Sie werden's auch bald erfahren.
RÖSE. Das wird wieder eine Lust auf dem Schlosse werden!
GÖRGE. Als wie zu Lebzeiten Ihrer seligen Frau Mama.
RÖSE. Zu der man immer lief, wenn jemand krank war.
GÖRGE. Die einem so guten Spiritus auflegte, wenn man sich eine Beule gestoßen hatte.
RÖSE. Die so gute Salben wußte, wenn man sich verbrannt hatte.
EDELMANN. Wenn ich heirate, will ich mich nach einem Frauenzimmer umsehen, die ihr ähnlich ist.