Der Cambridge-Killer - Ruth Newman - E-Book
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Der Cambridge-Killer E-Book

Ruth Newman

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Beschreibung

Lauert der Wahnsinn in uns allen? Der packende Psychothriller »Der Cambridge-Killer« von Ruth Newman jetzt als eBook bei dotbooks. Hat sie die Tat gesehen … oder sie selbst begangen? – Seit Monaten versetzt eine grausame Mordserie das ehrwürdige Ariel College in Angst und Schrecken. Nun wurde in weiteres Opfer gefunden. Eine junge Studentin liegt tot auf dem Boden ihres Wohnheims, der zarte Körper brutal ausgeweidet. Doch diesmal gib es eine Zeugin: Olivia Cascadden wird neben der Leiche kniend gefunden, über und über mit Blut getränkt – und so traumatisiert, dass sie nicht in der Lage ist, zu sprechen. Der Psychologe Matthew Denison ist überzeugt, dass sie die Identität des Killers kennt. Entschlossen setzt er alles daran, um dem Mädchen dabei zu helfen, seine Erinnerungen zurückzuholen – doch je weiter er in Olivias Psyche eintaucht, desto mehr beschleicht ihn ein schrecklicher Verdacht … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Campus-Thriller »Der-Cambridge-Killer« von Ruth Newman wird alle Fans von Tess Gerritsen und Karin Slaughter begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 480

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Über dieses Buch:

Hat sie die Tat gesehen … oder sie selbst begangen? – Seit Monaten versetzt eine grausame Mordserie das ehrwürdige Ariel College in Angst und Schrecken. Nun wurde in weiteres Opfer gefunden. Eine junge Studentin liegt tot auf dem Boden ihres Wohnheims, der zarte Körper brutal ausgeweidet. Doch diesmal gib es eine Zeugin: Olivia Cascadden wird neben der Leiche kniend gefunden, über und über mit Blut getränkt – und so traumatisiert, dass sie nicht in der Lage ist, zu sprechen. Der Psychologe Matthew Denison ist überzeugt, dass sie die Identität des Killers kennt. Entschlossen setzt er alles daran, um dem Mädchen dabei zu helfen, seine Erinnerungen zurückzuholen – doch je weiter er in Olivias Psyche eintaucht, desto mehr beschleicht ihn ein schrecklicher Verdacht …

Über die Autorin:

Ruth Newman ist in Reading geboren und in London aufgewachsen. In Cambridge studierte sie Soziologie, Politikwissenschaften und Psychologie und arbeitet dort heute als Online-Redakteurin für die University Business School. In ihrer Freizeit schreibt sie liebend gerne packende Thriller.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Thriller »Die Witwer – Wem kann sie noch trauen?« und »Der Cambridge-Killer«.

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eBook-Neuausgabe Juli 2023

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2009 unter dem Originaltitel »Twisted Wing« bei Long Barn Books, Ebrongton. Die deutsche Erstausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Manisch« bei Goldmann.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2008 by Ruth Newman

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2008 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/Vitalii Matokha und AdobeStock/offcaania

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-711-2

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Ruth Newman

Der Cambridge-Killer

Thriller

Aus dem Englischen von Susanne Engelhardt

dotbooks.

Für meinen Dad, David Newman: den klügsten, lustigsten, dickköpfigsten und großzügigsten Vater, den ein Mädchen sich nur wünschen kann. Du hast mir beigebracht, über mich Bescheid zu wissen und nichts darauf zu geben, was andere denken könnten. Was hast du mir nicht alles zugemutet: Filme von Woody Allen, Bücher über Serienmörder, Nelkenfuttern in Curry-Häusern, das Erbe deiner unruhigen Beine, Salat-Sandwiches, beißende Kamele, den Atheismus, Samstage in alten Kirchen und fade Brötchen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe.

Kapitel 1

Matthew Denison hatte den Eindruck, gleich vor Übelkeit ohnmächtig zu werden. Ein Mordopfer hatte er zum letzten Mal während seines Medizinstudiums im Leichenschauhaus gesehen, und damals hatte er gegen die Schande ankämpfen müssen, wie ein Häufchen Elend auf dem Boden des Autopsiesaals zusammenzuklappen. Er schwitzte bereits vor Nervosität, obwohl er noch nicht mal am Schauplatz des Verbrechens war. Was sollte er nur tun, wenn er die Leiche sah und sich übergeben musste? Der Gedanke, sich auf all die wichtigen Spuren zu erbrechen, ließ ihn aufstöhnen.

Detective Chief Inspector Stephen Weathers warf ihm beim Fahren einen Blick zu. »Alles klar mit dir, Matt? Du weißt, dass du nicht mitkommen musst.«

Denison öffnete das Seitenfenster, um frische Luft zu schnappen. »Wir sollten es ausnutzen, dass ich zufällig in der Nähe war.«

»Dieser Todesfall ... wir wissen ja nicht mal, ob es da eine Verbindung gibt«, sagte Weathers. Er stellte das Radio an. Denison sagte nichts: Sie wussten beide, dass ein Mord am Ariel College nur eines bedeuten konnte.

Der Moderator des Lokalsenders von Cambridge hatte bereits über den Mord berichtet, obwohl Weathers selbst gerade erst verständigt worden war und es spät nachts war. Denison wurde mit einem Schlag klar, dass vermutlich bereits Journalisten vor dem College lauerten. Er fing an, an seiner Krawatte zu ruckeln und sich mit zitternder Hand durchs Haar zu fahren.

Die vertrauten Zwillingstürme der Ariel’s Chapel tauchten über den Hausdächern auf, als sie näher kamen. Sie bogen um eine Ecke, und da stand sie in all ihrer gotischen Pracht. Denison blinzelte. Sie schien in einem schockierenden Pink zu leuchten.

Selbst vom entfernten Ende der Straße konnten sie die Ansammlung von Transportern und Autos, von Männern und Frauen mit Mikrofonen, Kameras und Klemmbrettern sehen. Die Blaulichter auf drei Polizeiwagen waren an, doch die Sirenen waren ausgeschaltet.

Weathers fuhr so nah wie möglich an die Pforte heran, und sie bahnten sich einen Weg durch die Reportermeute und das Blitzlichtgewitter der Kameras. Denison hielt den Kopf gesenkt, rückte dann aber verlegen die Brille zurecht. Peinlich berührt erkannte er, dass er das nur tat, um deutlich zu machen, dass er keine Handschellen trug – nur für den Fall, dass einer der Reporter einen falschen Eindruck davon bekam, warum er einen Kriminalbeamten begleitete. Einmal hatte er einen Artikel darüber verfasst, wie ansteckend Paranoia sein konnte; jetzt fragte er sich, ob er nicht zu viel Zeit mit seinen Patienten verbrachte.

Ein Sergeant eskortierte sie durch eine kleine Tür, die in das größere Holztor der Pförtnerloge eingelassen war. Auf der anderen Seite sahen sie sich hunderten von Studenten in Abendkleidern und Smoking gegenüber. Die Studenten hatten kleine Grüppchen gebildet. Einige saßen bedrückt auf dem Rasen. Viele der Mädchen trugen das Sakko ihres Freundes über den festlichen Kleidern, manche hatten sich auch in Polizeidecken gehüllt. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, doch es lag keine Erregung darin. Die Gesichter waren verzerrt, die Haut bleich unter der Sommerbräune. Ein Mädchen blickte zu Denison auf; ihre tief liegenden Augen glichen rußigen Flecken.

»Heute Abend hat ihr Maiball stattgefunden«, sagte der Sergeant ruhig. »Deshalb ist die Kapelle auch wie ein Christbaum angestrahlt, und auf dem vorderen Rasen steht eine Hüpfburg.«

»Wissen sie von dem Mord?« Weathers stellte die Frage, während sie an den Studenten vorbeigingen, die in der Dunkelheit wie graue Gespenster auf einem Schlachtfeld aussahen.

»Sie wissen nicht, wer umgebracht wurde, aber sie haben mitbekommen, dass es einen Mord gegeben hat.«

Sie gingen unter einem Torbogen unterhalb der College-Bibliothek hindurch und betraten den nächsten Innenhof, Carriwell Court. Unter ihren Füßen knirschte der Kies. Chinesische Laternen warfen ihr Licht in den Schatten. Hier waren mehr Polizisten, aber nur zwei Studenten, ein Junge und ein Mädchen, die an entgegengesetzten Seiten des Hofes mit Ermittlungsbeamten sprachen.

Denison sog einmal tief die warme Nachtluft ein, bevor er Weathers und dem Sergeant durch eine Tür und die Steintreppe hinauf folgte. Er konnte Stimmen hören, und als sie oben ankamen, konnte er auch etwas Unangenehmes riechen. Eine seltsame Mischung aus Kupfer, Ammoniak und dem Gestank nach Erbrochenem.

Denison blieb oben an der Treppe stehen und hielt sich am Holzgeländer fest. Vor einer halben Stunde haben wir noch ein Bier getrunken, dachte er. Was zum Teufel mache ich hier?

Weathers drehte sich um. »Du weißt, dass du das nicht tun musst, Matt«, sagte er.

Denison versuchte, die Achseln zu zucken. Sein Mund war trocken. »Ich möchte nur helfen.«

Weathers nickte. Er sagte nichts weiter, sondern drehte sich wieder um und betrat mit Denison auf den Fersen ein Zimmer, in dem es von Leuten wimmelte.

Ein junger Mann im Smoking stand da, er hatte Blut und wer weiß was noch an Händen und Hosenbeinen. Auch sein weißes Hemd war verschmiert. »Ich habe versucht, sie wieder reinzutun«, sagte er wieder und wieder zu einer Polizeibeamtin. »Ich habe nur versucht, sie wieder reinzutun.«

In einer anderen Ecke hatte sich ein Mädchen wie ein Fötus zusammengerollt. Sie war ganz rot von dem Blut, das sie bedeckte. Beim ersten Blick glaubte Denison, sie sei nackt, doch dann erkannte er, dass ihr BH und ihr Slip blutdurchtränkt waren. Ein Sanitäter versuchte, ihr mit einer Taschenlampe in die Augen zu leuchten. Instinktiv ging Denison hinüber, um zu sehen, ob er behilflich sein konnte. Das Mädchen wiegte sich mit leerem Blick hin und her. Ihre Pupillen waren riesig und schwarz, und nur ein schmaler Ring war von der Iris geblieben. Ihre Lippen bewegten sich, doch es war kein Laut zu hören.

»Ist sie verletzt?«, fragte er den Sanitäter.

Der Sanitäter schüttelte den Kopf. »Soweit ich erkennen kann, nicht. Zumindest nicht körperlich. Das Blut scheint nicht von ihr zu sein.«

»Gütiger Gott«, hörte Denison Weathers sagen. Er stand auf, und als die Sanitäter, Polizeibeamten und Pathologen ihre Position veränderten, sah er zwischen und hinter ihnen die Leiche, die mit ausgebreiteten Gliedern in einer Blutlache lag. Die Bauchdecke klaffte auseinander, und die Eingeweide waren herausgerissen und über den Boden verteilt worden.

Kapitel 2

»Sie ist völlig abwesend«, sagte Denison in sein Handy.

Detective Chief Inspector Weathers klang frustriert. »Was heißt das? Ist sie immer noch katatonisch?«

»Na ja, eigentlich nicht. In ihrem Fall handelt es sich um eine ernste psychomotorische Störung, aber der Laie würde so etwas vermutlich als Katatonie bezeichnen. Ich habe ihr Antidepressiva verschrieben, aber die brauchen in der Regel eine Weile, bis sie wirken. Es könnte sein, dass wir ihr in Kürze Elektroschocks verabreichen müssen, sonst besteht die Gefahr, dass sie an Unterernährung stirbt.«

Denison blickte durch das Fenster in Olivia Corscaddens Zimmer, wo das Mädchen unter weißen Tüchern in einem Krankenbett lag. An ihrem Arm hing eine Infusion, die sie mit genug Flüssigkeit versorgte, um zu vermeiden, dass sie dehydrierte, doch die Schwestern mussten sie wie ein Baby füttern. Sie pürierten das Essen und schoben es ihr löffelweise in den Mund. Die Hälfte des Essens landete in der Papierserviette auf ihrer Brust; die andere Hälfte schien sie automatisch und mit leerem Blick zu schlucken.

Sie war ein hübsches Ding, dachte Denison, sogar mit dem blauen Auge und der geplatzten Lippe. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was diese extreme Reaktion hervorgerufen hatte. Hatte sie den Mord gesehen? Hatte sie selbst den Mörder abgewehrt?

War die Identität des Schlächters von Cambridge in diesem abwesenden Kopf eingeschlossen?

»Also, wenn Dornröschen deine Zeit verschwendet, könnte ich dich in Cambridge brauchen«, sagte Weathers. »Hast du heute schon Zeitung gelesen?«

»Nein, ich war seit vier Uhr früh hier«, antwortete Denison. »Aber mein Wagen ist immer noch in der Werkstatt, also werde ich den Zug nehmen und mir vorher am Bahnhof ein bisschen Lektüre holen.«

»Ein oder zwei Blätter vertreten die Meinung, dass die Behörden jetzt akzeptiert haben, dass es sich um einen Serienmörder handelt, weil ich mit den Ermittlungen beauftragt wurde.«

»Aha«, sagte Denison. »Ich hoffe, du fühlst dich bestätigt?«

Ein Schnauben kam durch die Leitung. »Nein. Nur genervt, weil die Boulevardpresse recht hatte und meine Vorgesetzten nicht. Ruf mich an, wenn du da bist.«

Alle Boulevardblätter am Zeitungskiosk in King’s Cross trugen fette Schlagzeilen zu dem Mord.

»WER WAR ES?«, fragte die Sun in Riesenbuchstaben. »ZWEI MÖRDER«, behauptete der Mirror. »STUDENTIN SAH MORD – UND LIEGT IM KOMA«, titelte der Daily Star. Denison kaufte alle drei zusammen mit seiner Standardlektüre, dem Guardian, und nahm den Zug um 10.52 nach Cambridge.

Er bekam einen Fensterplatz und schlug den Guardian auf. Auf Seite drei stand ein ausführlicher Artikel darüber, was es zu bedeuten hatte, dass Stephen Weathers erneut zum Leiter der Ermittlungen berufen worden war. Der Guardian hatte offensichtlich eine Quelle in der Polizei, aus der – zu Recht, wie Denison zufällig wusste – verlautete, dass Weathers sich bei seinen Vorgesetzten unbeliebt gemacht hatte, als er sich weigerte, seine Aussage zurückzunehmen, dass nur ein Killer für die zurückliegenden Morde an zwei Studentinnen aus demselben College in Cambridge verantwortlich sei. Man hatte einen anderen Beamten mit den Ermittlungen im zweiten Mordfall betraut und Weathers in den Hintergrund gedrängt. Er hatte zusehen müssen, wie mögliche Spuren und Verdachtsmomente von einem Mann missachtet wurden, der entschlossen war, seinen Vorgesetzten in dem Glauben beizustehen, die beiden Morde hätten nichts miteinander zu tun.

Und jetzt war eine dritte Studentin tot; nun konnte niemand mehr Zweifel daran haben, dass ein Serientäter das Ariel College unsicher machte.

Denison faltete die Zeitung zusammen und schlug den Daily Star auf. Die Story des Regenbogenblatts konzentrierte sich ganz auf Olivia Corscadden, jene Studentin, die gegenwärtig in einem Krankenhausbett in Coldhill lag, in der psychiatrischen Abteilung, die Denison leitete. Fälschlicherweise stand in dem Bericht, sie läge im Koma, nachdem sie vermutlich von dem Mörder angegriffen worden war, und befinde sich in kritischem Zustand. Er zuckte leicht zusammen, als er seinen Namen las – »Dr. Matthew Denison war nicht zu sprechen«. Er vermutete, dass Janey, seine Sekretärin, bei telefonischen Nachfragen einfach wieder aufgelegt hatte.

Denison blätterte weiter, bis er zu einem Leitartikel über den Fall kam, der mit den Worten endete: »Dachte der Schlächter, er habe auch sie umgebracht? Wenn ja, wie wird er dann auf die Neuigkeit reagieren, dass sie überlebt hat und ihn ohne Zweifel identifizieren kann? Könnte Olivia Corscaddens Leben noch immer in Gefahr sein?«

Denison spürte, dass ihn jemand anstarrte. Er ließ die Zeitung sinken und ertappte einen hochnäsig aussehenden Mann mit glänzenden braunen Halbschuhen und einem Haarschnitt, der in Denisons Augen typisch für Absolventen einer Privatschule war (wallend, mit Mittelscheitel und lang genug, um den Kragen zu berühren), dabei, wie er ihn wütend von seinem Sitz einige Reihen entfernt anstarrte.

Der Blick des Mannes wanderte betont langsam zur Titelseite der Zeitung, bevor er zu Denison zurückkehrte. Die Anspielung war klar: So einen Dreck sollte man in einem Zug voller gebildeter Menschen aus Cambridge nicht lesen.

Weil er wusste, dass er einem gänzlich Unbekannten kaum erklären konnte, warum er anscheinend solch ein blutrünstiges Interesse an den Morden hegte, stopfte Denison die Boulevardblätter beschämt unter seine Aktentasche und vergrub sich hinter den Neuigkeiten aus aller Welt im Guardian.

Er rief Weathers an, sobald er in Cambridge am Bahnhof stand.

»Komm ins Ariel College«, sagte Weathers. »Ich stell draußen einen Uniformierten auf, der dich reinbringt.«

Die Aussicht, an den Schauplatz des Mordes zurückzukehren, reizte Denison nicht, da er den Geruch nach Blut und Eingeweiden noch gut in Erinnerung hatte. Dabei war es so ein schönes College, eine kunstvolle Ansammlung von Gebäuden im gotischen Stil, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichten. Doch seit den Morden dachte er bei ihrem Anblick eher an eine bedrohliche Falle, so wie ein Mensch mit Arachnophobie, wenn er ein Spinnennetz sah. Würde es je wieder wie ein College erscheinen oder würde es für immer ein düsterer Ort bleiben und die gleichen Assoziationen auslösen wie Rillington Place oder die Cromwell Street? Die Häuser der Mörder Christie und West waren nach den Gerichtsverhandlungen abgerissen worden. Das konnte man mit dem Ariel College wohl kaum machen.

Eine Gruppe Reporter hatte vor dem College Stellung bezogen. Als sein Taxi vor dem Tor hielt, sah Denison einen jungen Studenten aus dem Tor kommen, der sofort von den Reportern umlagert wurde. Der Student kämpfte sich bis zu seinem Fahrrad vor, das auf dem Straßenpflaster vor dem Tor angekettet war, schloss es auf und sprang auf den Sattel. Die Reporter ignorierten sein Schweigen und bombardierten ihn weiter mit Fragen.

»Machen Sie gefälligst den Weg frei!«, rief der Student, und das Vorderrad wackelte heftig, als er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, ohne vorwärtszukommen. Er fuhr einem Fotografen über den Fuß und trat die Flucht an.

»Jetzt sind Sie dran«, sagte der Taxifahrer zu Denison und gab ihm sein Wechselgeld. Als Antwort schnitt Denison eine Grimasse und stieg aus dem Taxi.

Die Reporter erkannten ihn sofort.

»Wie geht es Olivia, Dr. Denison?«, erkundigte sich einer.

»Hat sie schon ausgesagt?«, fragte ein zweiter. »Kennt sie den Schlächter?«

»Kein Kommentar«, sagte Denison und suchte mit dem Blick nach dem Polizisten, der ihn durch diese Meute geleiten sollte. Ein junger Beamter, der in seiner Uniform schwitzte, begegnete Denisons Blick und erkannte schließlich, wer er war.

»So, Leute«, sagte er, streckte den Arm aus und umfasste Denisons Ellbogen. »Lasst den Doktor mal durch.«

Eine Reporterin verdrehte die Augen, und Denison, dem das nicht entgangen war, konnte ein Lächeln in ihre Richtung nicht unterdrücken, als er sich wegführen ließ.

Sie sah ihre Chance und fragte: »Was machen Sie heute hier, Dr. Denison?«

»Ich versuche nur zu helfen«, erwiderte er, und dann waren er und der Polizist durch das Tor und in der Stille des Hofes. Es war friedlich hier, nur das sanfte Plätschern des Springbrunnens in der Mitte des leuchtend grünen Rasens war zu hören, und auf einer Laterne saß ein tschilpendes Spatzenpärchen.

»Hier lang, Doktor«, sagte der Polizist. »Der Detective ist im Carriwell Court." Denison folgte ihm denselben Weg entlang, den er auch in der Mordnacht genommen hatte. Er und Weathers hatten in der Stammkneipe des Detective gezecht, als der Anruf gekommen war. Daran, wie sich das Gesicht seines Freundes gerötet hatte, hatte er erkannt, dass der Anrufer ihm erzählte, es habe einen weiteren Mord gegeben. Hätten Weather’s Vorgesetzte seiner Theorie von einem Serienkiller geglaubt, dann wären vielleicht genug Polizeibeamte im College gewesen, um den Mörder von dieser dritten Tat abzuschrecken.

Jetzt war es zu spät.

»Sie und der Detective kennen sich schon lange, oder, Sir?«, fragte der Polizist.

»Mhmm«, machte Denison. »Wir waren auf der gleichen Uni.«

»Wie war er denn so als Student, Sir?«, erkundigte sich der junge Constable, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Ein Streber? Vor jeder Prüfung früh ins Bett und so?«

Denison wunderte sich über den Eindruck, den Weathers anscheinend bei seinen Untergebenen hervorrief. Soweit Denison sich erinnerte, war er derjenige gewesen, der Weathers gebeten hatte, die Musik leiser zu stellen, während sein Mitbewohner gerade mal wieder eine Runde Poker spielte, und das in der Nacht vor der Abschlussprüfung. Am meisten ärgerte es ihn, dass er und Weathers die gleiche Note bekommen hatten.

»Genau«, flunkerte Denison gegenüber seinem Begleiter. »Hat immer nur an den Wochenenden getrunken und ist jeden Morgen fünf Meilen gelaufen, während wir anderen auf der faulen Haut lagen.« Zumindest das Letzte stimmte.

Sie duckten sich unter dem blau-weißen Absperrband vor dem Torbogen hindurch und betraten Carriwell Court, der zur Hälfte im Schatten lag, während die andere Hälfte von der Sonne gebleicht zu sein schien. Am Tag wirkte dieser Hof wie ein anderer Ort. Eine sanft geschwungene Steintreppe führte zu den Türen der Bibliothek hinauf, und überall standen große Kübel mit Veilchen und Stiefmütterchen.

»Also, Möglichkeit zwei von fünf«, hörte Denison Weathers sagen, als sein Freund aus einer der Türen kam, die vom Hof zu den inneren Treppen und den Zimmern der Studenten führten. »Der Mörder kommt von oben bis unten voller Blut durch diese Tür und ...? Und? Wie schafft er es, ungesehen zu bleiben?«

Weathers war groß und breitschultrig und hatte dichtes, dunkles Haar, das hervorhob, wie jung er eigentlich für einen Beamten mit so vielen Dienstjahren war. Er hatte die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, als würde er gleich mit einer schweren Arbeit beginnen. Als er Denison sah, lächelte er. Sein Gesicht war derart, dass bei ihm jedes Lächeln unweigerlich so aussah, als würde er sich über einen lustig machen.

»Matt!«, sagte er und schüttelte Denison die Hand. »Danke für dein Kommen. Du kennst ja Halloran und Ames.« Denison nickte Halloran zu, dem Beamten aus Manchester mit dem Eierkopf und dem schütteren Haar, und lächelte dann Sally Ames an, da er sich nicht sicher war, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. War es unter diesen Umständen trotz der Tatsache, dass er bei ihrer Hochzeit mit ihr getanzt hatte, angebracht, ihr ein Küsschen auf die Wange zu geben, wie er es gemacht hätte, wenn sie sich privat getroffen hätten? Er ging auf Nummer sicher und nickte auch ihr zu.

»Wir gehen den Ablauf noch mal durch«, erklärte Weathers. Es war die übliche Vorgehensweise der Polizei, alle möglichen Tatabläufe durchzuspielen und den Tatort, die Zeugenaussagen und die Indizien zu nutzen, um jede Variante zu unterminieren, bis die wahrscheinlichste sich herauskristallisierte. »Möglichkeit eins: Unser Opfer wurde von einer oder beiden der Personen ermordet, die wir in jener Nacht in ihrem Zimmer angetroffen haben. Möglichkeit zwei: Beide sind unschuldige Zeugen, die den Leichnam kurz nach dem Mord gefunden haben. Das Opfer wurde etwa eine halbe Stunde vor dem Fund der Leiche zum letzten Mal lebend gesehen, was dem Mörder nur ein kleines Zeitfenster lässt.«

Weathers ging rückwärts und hinterließ eine Spur im Kies. »Also«, sagte er und sprach lauter, als er sich entfernte, »wir wissen, dass zu unterschiedlichen Zeiten in dieser halben Stunde mindestens vier Personen im Hof waren. Eine davon hat sich in den Busch da drüben übergeben.« Er deutete darauf. »Zwei von ihnen standen hier und hatten sich gegenseitig die Zungen so tief in den Hals gesteckt, dass sie es vermutlich nicht mal bemerkt hätten, wenn der Premierminister auf einen Besuch vorbeigekommen wäre. Bleibt also nur Mr. Godfrey Parrish. Sinead Flynn und Leo Montegino zufolge hat Parrish auf der untersten Stufe der Treppe gesessen, die zum Zimmer des Opfers führt.«

»Also hat er entweder den Mörder gesehen ...«, sagte Denison.

» ... oder er ist der Mörder«, fuhr Ames fort.

»Nich‹ unbedingt«, widersprach Halloran, obwohl ein bestimmter Platz in seiner Seele dafür reserviert war, jemanden wie den privilegierten Schnösel Parrish zu verabscheuen. »Die Zimmer auf der Südseite des Gebäudes haben Fenster zur Straße.«

»Oder«, sagte Weathers, »der Mörder hat sich in einem der Zimmer auf halber Treppe versteckt, darauf gewartet, dass Flynn, Montegino und Parrish an ihm vorbei nach oben gehen, und ist dann nach unten entkommen.«

»Und was dann?«, sagte Ames. »Er muss doch blutbeschmiert gewesen sein.«

»Was ist mit dem Tor?«, meinte Denison und deutete auf den Torbogen in der Südseite des Gebäudes. »Führt das nicht hinaus auf die Richmond Lane?«

»Schon, aber es war in der Nacht abgeschlossen«, bemerkte Halloran. »Schließlich war ihr Maiball, vergessen Sie das nich’. Alle Eingänge bis auf den Haupteingang an der Pforte waren zu.«

»Wir haben jeden innerhalb des College kontrolliert«, sagte Ames. »Jemanden mit blutiger Kleidung hätten wir bemerkt.«

»Könnte dieser Jemand sich umgezogen haben?«, fragte Weathers. »Und wenn ja, wo hat er dann saubere Sachen herbekommen?«

»Aus einem der anderen Zimmer oben an der Treppe«, schlug Denison vor.

Ames schüttelte den Kopf. »Die Waschküche für die Studenten ist im Keller, einen Aufgang weiter. Das ist der wahrscheinlichste Ort.«

Sie gingen vom Treppenaufgang des Opfers eine Tür weiter und stiegen die Stufen in den Keller hinab, wo es nach Waschpulver und Weichspüler roch. Trotz des Schattens war es hier unten noch heißer, was an den Trocknern lag, die an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht waren. Die Regale links von den Trocknern waren zum Bersten voll mit zurückgelassenen Kleidungsstücken. Ein Hemd, das von einem der Bretter gefallen war, hatte sich demonstrativ um ein Bügelbrett gelegt.

»Himmel«, sagte Halloran. »Wenn sie das Zeug nicht länger wollen, warum spenden sie’s nicht einfach für einen wohltätigen Zweck, damit ein paar arme Schlucker was davon haben?«

»Wahrscheinlich hatten sie gar nicht vor, ihre Sachen hierzulassen«, sagte Denison, der an das Jahr zurückdachte, das er selbst in einem Studentenwohnheim zugebracht hatte. »Wahrscheinlich haben sie einfach nur die Trockner benutzt und vergessen, ihr Zeug wieder abzuholen. Der Nächste, der dann den Trockner braucht, macht ihn leer und stopft das Zeug in eines der Regale, damit der Besitzer es später holen kann. Und irgendwann macht der das dann auch.«

»Na, wenn der Mörder wirklich hier unten war, hatte er ja freie Auswahl«, bemerkte Halloran mürrisch.

»Ja, aber nicht an Smokingjacketts«, sagte Weathers. »Sally, ich möchte, dass du dir noch mal die Studentenfotos aus dieser Nacht ansiehst. Such nach jemandem, der nicht passend angezogen ist.«

»Geht klar, Chef«, sagte Ames und machte sich eine Notiz.

»Und die Spurensicherung soll sich die Waschmaschinen ansehen. Ich weiß, dass keine blutigen Kleidungsstücke auf dem Grundstück gefunden wurden, aber vielleicht hat dieses schlaue Bürschchen sie in die Waschmaschine gestopft.«

Godfrey Parrish bewohnte eine Zimmerflucht im Audley Court, Treppe J. Der Nachname eines jeden Studenten und der erste Buchstabe des Vornamens standen in Weiß auf einem schwarzen Streifen über den Türen. Weathers klopfte an die Tür, die zu Denisons Überraschung nach wenigen Sekunden von dem jungen Mann geöffnet wurde, dem seine Lektüre im Zug aus London so missfallen hatte.

Parrish erkannte ihn offensichtlich ebenfalls wieder, denn er schürzte die Lippen. Auch die Gegenwart von Weathers schien ihn zu verstimmen.

»Und was jetzt?«, fragte er.

Fünf Minuten später. Parrish hatte mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem blau-weiß gestreiften Regency-Armstuhl Platz genommen. Durch ein Fenster, von dem aus man die Ariel Chapel sah, strömte das Sommerlicht auf ihn, während er an einer Porzellantasse mit Earl Grey nippte. Seinen Gästen hatte er nichts zu trinken angeboten.

»Nein«, sagte er. »Natürlich ist niemand an mir vorbeigekommen, während ich dort saß. Meinen Sie nicht, dass ich Ihnen das längst erzählt hätte?«

»Vielleicht nicht, wenn die betreffende Person nicht gerade jemand war, der für Sie als potenzieller Verdächtiger in Frage kommt«, bemerkte Weathers. »Ein Professor zum Beispiel. Oder ein Freund.«

»Nein«, sagte Parrish.

»Hätte sich jemand irgendwo entlang der Treppe verstecken können, zum Beispiel in einem Zimmer oder in einem Flur? Jemand, der abgewartet hat, bis Sie die Treppe hinaufgegangen sind, um dann nach unten zu gelangen, solange der Eingang frei war?«

Die dünnen Schultern zuckten. »Möglich.«

»Ist Ihnen gegen Ende des Abends jemand aufgefallen, der sich umgezogen hatte? Der vielleicht zu Beginn anders angezogen war als am Ende?«

Parrishs Augen blinzelten nicht, als er Weathers über den Rand seiner Teetasse hinweg ansah und einen weiteren Schluck trank. »Nein.«

Denison wusste, dass Parrishs knappe Antworten Weathers ungeduldig machten.

»Wie lange haben Sie denn Ihrer Meinung nach auf der Treppenstufe gesessen, Mr. Parrish?«, erkundigte sich Weathers, und sein Londoner Akzent war jetzt deutlicher zu hören. »Allein und ohne jemanden, der Ihren Aufenthaltsort bestätigen kann?«

Parrish stellte die Tasse zurück auf die Untertasse. »Ich war nie allein. Meine Begleiterin befand sich die ganze Zeit, die ich dort saß, nur wenige Schritte von mir entfernt.«

»Das sagten Sie bereits. Aber wenn man ihren betrunkenen Zustand zu diesem Zeitpunkt berücksichtigt, dürfte sie kaum in der Lage sein, diese Aussage zu bestätigen.«

Denison hatte selbst einige Fragen, und er würde bei Parrish nicht weit kommen, wenn Weathers fortfuhr, ihn anzufeinden.

»Das ist eine Marieke, oder?«, mischte er sich ein, stand auf und deutete auf ein Original in Wasserfarben, das an Parrishs Wand hing.

»Ja«, antwortete Parrish und richtete sich leicht auf. Denison erkannte, dass er ihn überrumpelt hatte.

»Wirklich schön«, sagte er. »Die muss Sie einiges gekostet haben.«

»Eine Investition«, meinte Parrish achselzuckend. »In ein paar Jahren bringen ihre Arbeiten das Zehnfache ein.«

»Und Ihre Begleiterin an jenem Abend«, sagte Denison. »Haben Sie die in einer Kunstgalerie kennen gelernt?«

Er und Parrish lachten beide. »Nein«, erwiderte Parrish. »Sie ist die Freundin einer Freundin. Könnte einen Van Gogh nicht von einem Vermeer unterscheiden.« Er lächelte vor sich hin. »Ich hab noch nie auf Intellektuelle gestanden. Klug, ja, aber eine, die ins Museum geht? Nein danke.«

»Meine Freundin erzählt den Leuten gern, wir hätten uns bei einer Ingmar-Bergman-Retrospektive kennen gelernt«, sagte Denison.

»Und, stimmt das nicht?«

Er schüttelte den Kopf. »Es war an Halloween, und wir waren im Kino. Der Exorzist.«

Parrish lachte schallend und stellte Tasse mit Untertasse auf dem antiken Tischchen vor sich ab. »Ich hätte nicht gedacht, dass Leute mit Ihrem Beruf auf so etwas stehen«, sagte er. »Haben Sie es nicht sowieso jeden Tag mit Blut und Horror zu tun?«

Denison setzte sich wieder, diesmal allerdings neben Parrish und nicht ihm gegenüber. Er wollte die ganze Aufmerksamkeit des Studenten haben, und das bedeutete, dass er Weathers aus dessen Blickfeld nehmen musste.

»Die Filme von Ken Loach kann ich mir nicht ansehen«, erklärte er Parrish. »Oder die von Shane Meadow und auch so manches von Mike Leigh. Die sind mir zu real, zu düster. Manchmal brauche ich die Flucht in Scheinwelten.«

Parrish nickte und sah zu Boden.

»Ich nehme an, auch Sie freuen sich darauf, flüchten zu können. Was haben Sie nach Ihrem Abschluss vor?«

Der junge Mann fuhr sich mit der Hand durch das lockige Haar. »Vater hat mir bereits eine Anstellung in einer Bank besorgt. Gute, alte Vetternwirtschaft.«

»Haben Sie nicht gerade mit Auszeichnung bestanden, Godfrey?«

»Ja ... und?«

»Na, dann kann man doch nicht von Vetternwirtschaft reden. Ein Cambridge-Absolvent mit Auszeichnung. Jedes Unternehmen wäre geschmeichelt, Sie zu bekommen, denke ich.«

Verlegen rutschte Parrish auf seinem Sitz hin und her. Anscheinend legte er keinen Wert auf Schmeicheleien. Denison versuchte eine andere Taktik.

»Sie kannten alle drei Opfer, nicht wahr, Godfrey?«

»Ja, schon. Das College ist klein genug, damit in einem Jahrgang jeder jeden kennt.«

»Aber Sie waren befreundet, oder? Mit Amanda Montgomery zum Beispiel?«

In diesem Moment verschwand die Sonne hinter einer Wolke, und das Zimmer war plötzlich grau.

»Ja, wir waren befreundet«, sagte Godfrey ruhig. »Zumindest, soweit man mit Amanda überhaupt befreundet sein konnte.«

»Was meinen Sie damit?«

»Na ja, sie war ein bisschen narzisstisch. Sie wissen schon, was ich meine – es musste sich immer alles um sie drehen. Sie war ein kluges Mädchen, aber auch sehr berechnend. Wickelte alle Jungs um den kleinen Finger, mich eingeschlossen. Dabei wollte sie einen nur scharfmachen, und ich glaube, dass sie sowieso bloß eines im Sinn hatte – sie wollte es etwas deftiger.«

»Etwas deftiger?«

Godfrey kicherte. »Rob McNorton, unser wüster Rugby-Star aus Fife. Dabei war er nicht ganz das, was sie im Sinn hatte, wie sich rausgestellt hat.«

»Nein, vermutlich nicht«, sagte Denison, der die ganze Geschichte über Rob McNorton kannte.

»Wie geht’s eigentlich Olivia?«, fragte Godfrey und wechselte damit das Thema. »Wie ich gehört habe, ist sie bei Ihnen im Krankenhaus?«

»Ja«, antwortete Denison. »Wir kümmern uns um sie. Sind Sie mit ihr befreundet?«

Godfrey zögerte und sah Denison an. »So was in der Art«, sagte er schließlich. Denison wartete darauf, dass er das ausführte. »Wir kennen uns nicht näher, aber sie hat etwas Faszinierendes. Jemanden wie sie habe ich noch nie getroffen. Ich glaube, zuerst war sie wegen der ganzen Eton-Geschichte ziemlich eingeschüchtert, insbesondere, weil June Okeweno ständig darauf herumritt, was für ein Blödmann ich sei, doch nach einer Weile hat sie angefangen, mich mehr als Mensch denn als die Karikatur eines Snobs zu sehen, wie ich ihn gerne gebe. Sie ist süß. Natürlich verschwendet sie sich an Nick, aber so ist das nun mal.«

»Die beiden passen Ihrer Meinung nach nicht zusammen?«, hakte Denison nach.

»Sie ist ziemlich introvertiert«, erklärte Godfrey. »Man muss sie aus sich herauslocken, aber ich glaube, dass es Nick gerade gefällt, diese Seite an ihr für sich zu behalten. Er spielt gern den Erforscher unbekannter Länder, wenn Sie so wollen.«

»Sie klingen, als würden Sie ihn nicht besonders mögen.«

Godfrey zog die Mundwinkel nach unten. »Genau genommen ist er ein guter Kerl. Heller, als er zugibt.«

»Sie vertrauen ihm?«

»Natürlich«, ließ sich eine Stimme hinter ihm vernehmen. »Wie wir alle.«

Denison und Weathers drehten sich zu der jungen Frau in der Tür um, die ihre Unterhaltung anscheinend verfolgt hatte.

»Paula, meine Liebe, möchtest du vielleicht einen Tee?«, fragte Godfrey amüsiert. Denison hatte Paula Abercrombie noch nie getroffen, die nach allem, was er gehört hatte, Amanda Montgomerys engste Freundin gewesen war, doch er erkannte sie sofort. Sie trug eine dunkelblaue Jeans, die sich um ihre Kurven schmiegte, und ein enges weißes Achselhemd, das ihre Bräune betonte. Ihr schimmerndes schwarzes Haar ergoss sich über ihre Schultern, und sie sah Denison mit schwarz umrandeten Augen an.

»Nick ist unschuldig«, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme. »Wenn Sie nach jemandem suchen, der Ihnen etwas anderes erzählt, sind Sie hier am falschen Ort.«

»Sind Sie befreundet?«, hakte Denison nach. Bei seiner Frage unterdrückte Godfrey ein Kichern.

»Nick ist ein guter Kerl. Unser Godfrey kapiert das nur einfach nicht. Nick war auf einer guten Schule, aber er hatte ein Stipendium, und manchmal haben solche Leute nun mal einen kleinen Minderwertigkeitskomplex.«

»Als Nicky Fotos von Paulas Familiensitz gesehen hat, ist er ein bisschen ausgerastet, der arme Junge«, sagte Godfrey und hob die Augenbrauen. Anscheinend amüsierte ihn die Vorstellung.

»Haben Sie beide sich deshalb getrennt?«, fragte Denison.

»Nein«, erwiderte Paula und verschränkte die Arme. »Olivia, diese blöde Kuh, hat ihn mir ausgespannt. Sie ist nämlich nicht so süß, wie unser Godfrey behauptet.«

»Ach, komm schon, Paula«, sagte Parrish. »Sie wusste ja nicht mal, dass ihr beide was miteinander hattet. Deshalb ist sie bei der Weihnachtsfeier ja auch so ausgerastet.«

»Ich weiß nur eines: Alles lief gut, bis sie anfing, ihm ›zufällig‹ in der Bar über den Weg zu laufen.«

»Kennen Sie Olivia gut?«, fragte Denison.

Paula unterdrückte ein Lachen. »Nicht so gut wie sie mich.«

»Was soll das denn heißen?«, fragte Godfrey stirnrunzelnd.

»Ach, komm schon, Godders, das muss dir doch aufgefallen sein. Sie kam in mein Zimmer, suchte mein Bücherregal ab, scrollte in meinem iPod, betrachtete meine Bilder. Eine Woche später konnte man dann bei ihr die gleiche Musik auf der Stereoanlage hören, und genau das Buch, das man selber gerade las, lag auf ihrem Nachttisch.«

»Du leidest unter Verfolgungswahn«, sagte Godfrey. »Alle Studenten haben die gleichen Bücher, die gleichen Bilder und hören die gleiche Musik. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Weißt du nicht mehr, wie ihr Mädels im ersten Jahr alle das gleiche Buch von Jackie Collins gelesen habt? ›Die Leihbibliothek für Schundliteratur‹ haben wir das immer genannt.«

»Egal«, sagte Paula. »Manche von uns setzen eben den Trend, andere folgen ihm. Belassen wir es dabei.«

»Sind Sie mit Leo Montegino befreundet?«, fragte Denison.

»Ja. Er ist echt in Ordnung.«

»Und Sinead Flynn?«

«Manchmal ist sie eine blöde Kuh, aber eigentlich auch in Ordnung.«

»Und June Okeweno?«

»Kennen Sie diese Schwarzen, die behaupten, sie wären cooler als Weiße, nur weil sie farbig sind?« Sie wedelte geringschätzig mit der Hand. »Sie hat Leo immer zugesetzt, nur weil er Dreads hatte. Als dürften nur unsere afro-karibischen Mitbürger solche Frisuren tragen. Es ist ja nicht so, dass er versucht hat, schwarz zu sein oder so was.«

»Und Amanda Montgomery?«

Paula starrte ihn mit Augen an, die die Farbe feuchter Blätter hatten. »Amanda war die Beste. Sie war echt gut drauf, diese Frau. Wir hatten viel Spaß zusammen.« Sie schluckte ihre Tränen hinunter. »Und drei Jahre später haben Sie das Schwein, das sie umgebracht hat, immer noch nicht verhaftet.« Wütend starrte sie Weathers an, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und sie musterte.

»Paula?«, sagte Denison sanft. »Wer hat Ihrer Meinung nach Amanda getötet?«

Sie wandte sich wieder ihm zu, und ihr dichtes, dunkles Haar glitt über ihre Schulter. »Kesselich«, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Victor Kesselich.«

Kapitel 3

Eine Woche nach ihrer Ankunft in Coldhill begann Olivia Corscaddens Elektroschocktherapie unter Vollnarkose. Die Behandlungen fanden immer montags und donnerstags statt, und nach vierzehn Tagen stellten die Pflegekräfte allmählich winzige Verbesserungen fest; sie kaute wieder langsam auf einem Bissen, reagierte auf Geräusche und plötzliche Bewegungen und vertrieb eine Fliege, die sich auf ihren nackten Arm setzte. Neunundzwanzig Tage, nachdem man sie blutbesudelt neben der Leiche gefunden hatte, fragte Olivia eine Krankenschwester, wo sie sich befand.

»Nein, du kannst sie verdammt noch mal nicht befragen!«, rief Denison in sein Handy, als er von seinem Büro über den Flur in die Krankenabteilung eilte. »Dazu wird sie noch eine ganze Weile nicht in der Lage sein, Steve. Klar halte ich dich auf dem Laufenden. Ja, ja, wie ich gesagt habe.«

Er blieb vor einer der doppelten Sicherheitstüren stehen – die Angestellten nannten sie »Luftschleusen« – und winkte in die Überwachungskamera. Die diensthabende Schwester ließ ihn durch die erste, verschloss sie wieder hinter ihm und öffnete ihm dann die nächste. Im Vorbeigehen nickte er ihr zu.

»Anscheinend spricht sie, aber sie ist sehr durcheinander. Man hat ihr erklärt, wo sie ist, aber es wird eine Weile dauern, bis sie das wirklich erfasst.« Er verdrehte die Augen und schnitt bei Weather’s Antwort eine Grimasse. »Nein, da hast du recht, man wacht nicht jeden Tag in der Klapsmühle auf. Ich ruf dich später wieder an.«

Denison ließ das Handy in der Innentasche seines Sakkos verschwinden, wo die Patienten es nicht sehen konnten, und wartete vor der Tür zu Olivia Corscaddens Zimmer, bis die Schwester mit einem großen Schlüsselbund kam und ihm aufschloss.

Olivia lag im Bett und starrte an die Decke. Ihre Haare, die dringend gewaschen werden mussten, breiteten sich in Wellen auf dem gestärkten weißen Kissen aus. Die Infusion hing noch an ihrem Arm, doch Denison bemerkte das Glas Wasser neben ihrem Bett. Die Tür fiel mit einem dumpfen Geräusch hinter ihm ins Schloss, und Olivia drehte ganz langsam den Kopf, bis ihr Blick ihn fixierte.

Ihre Augen, die von einem seltsamen Haselnussbraun waren, das fast ins Goldene reichte, kamen Denison so eindringlich vor, dass es unmöglich sein würde, sie anzulügen, ohne dass diese Augen die Täuschung durchschauen würden. Es schien ihm, als wäre er mit einer Eule im Zimmer statt mit einer jungen Frau.

»Mein Hals tut weh«, sagte sie mit heiserer Stimme.

»Das überrascht mich nicht. Sie haben in letzter Zeit nicht viel geredet oder getrunken.« Er ging zu ihrem Bett und deutete auf das Glas Wasser. »Möchten Sie etwas? Vermutlich müssen wir nur vorher Ihr Bett hochstellen.«

Sie nickte, und er zeigte ihr, wie man den Knopf drückte, der das Kopfteil des Bettes hochfuhr, sodass sie sich nicht aufsetzen musste. Allein von der Anstrengung, den Knopf zu drücken, wurde ihre Fingerspitze ganz weiß. Er dachte, dass ihre Muskeln sich nach einem Monat der Bewegungslosigkeit sicher zurückgebildet hatten.

Olivia nippte an dem Wasser und runzelte ob der Schluckbeschwerden die Stirn.

»Wissen Sie, wo Sie sind, Olivia?«

Sie nickte. »Die Schwestern haben es mir gesagt.«

»Wissen Sie auch, warum?«

Sie schüttelte den Kopf und starrte ihn an.

»Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern?«, fragte er sanft.

Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »An den Maiball und an Nick. Wir haben getanzt und sind Karussell gefahren.«

»Und danach?«

Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Ich kann mich nicht erinnern. Was ist passiert? Warum bin ich hier?« Sie klang zunehmend besorgt. »Hat er versucht, mich umzubringen?«

Denison benutzte seine Stimme, um sie zu beruhigen. Er hatte es sich zur Regel gemacht, seine Patienten nie zu berühren, ganz egal, wie sehr sie vielleicht Trost brauchten. »Hat wer versucht, Sie umzubringen, Olivia?«, fragte er mit ruhiger und entspannter Stimme.

»Der Schlächter«, sagte sie und Tränen sammelten sich in ihren Wimpern.

»Ich fürchte, wir wissen es nicht, Olivia. Wir hatten gehofft, Sie könnten uns vielleicht sagen, was passiert ist.«

Sie sank zurück in die Kissen, und ihr Griff um das Glas lockerte sich, sodass es umkippte und das Wasser sich auf die Laken ergoss. Denison griff danach und stellte es zurück auf den Nachttisch. Dann tupfte er mit einigen Papiertüchern aus einer Box an der Wand über die feuchte Stelle. Olivia weinte lautlos und biss sich auf die Lippe, um keine Geräusche zu machen.

»Schon gut«, sagte er. »Hier sind Sie sicher. Ohne Erlaubnis kommt hier niemand rein.«

»Ich habe Angst«, flüsterte sie und sah zu ihm auf.

»Das müssen Sie nicht«, erwiderte er. »Wir werden auf Sie aufpassen. Sie sind in Sicherheit.«

»Kann ich meinen Freund sehen?«, fragte sie.

»Das wäre im Moment nicht günstig«, sagte Denison. »Wir müssen abwarten, wie es Ihnen geht.«

Sie wandte sich von ihm ab und rollte sich unter den Laken zu einer Kugel zusammen. Er betrachtete sie eine Weile und dachte darüber nach, wie klein und verletzlich sie zu sein schien. Das Opferprofil des Schlächters von Cambridge war eindeutig – er bevorzugte starke, unabhängige Frauen. War das ihre Rettung gewesen?

Weathers steuerte den unauffälligen Dienstwagen über eine Landstraße, vorbei an einem Pub mit dem Namen »Zu den drei Fasanen«. Dann bog er in eine kurze, baumbestandene Auffahrt ein, die vor einem freistehenden Haus endete.

»Hübsch«, sagte Denison und betrachtete das Heim der Hardcastles.

»Anscheinend sind sie bis über beide Ohren verschuldet«, sagte Weathers. »Hör zu. Du musst hier ganz vorsichtig sein.«

»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Denison, strich seine Kleidung glatt und stieg aus. »Keine Fragen zu dem letzten Mord.«

»Zumindest nicht, wenn du ihn in seiner natürlichen Umgebung befragen willst.« Das Erscheinen der Hardcastles an der Eingangstür hinderte Weathers am Weitersprechen. Sie hatten das Auto auf der gekiesten Auffahrt gehört. Nicks Vater Geoff war um die fünfzig, trug Brille und Bart und hatte einen kleinen Bauch, der sich deutlich unter seinem roten Pullover abzeichnete. Seine Frau Valerie war einige Jahre jünger, hatte blondes, mit Haarspray fixiertes Haar und trug eine eng anliegende Jeans, die ihre durchtrainierte Figur zur Geltung brachte. Sie spielte nervös mit dem goldenen Medaillon an ihrer Halskette.

»Danke, dass Sie mich empfangen«, sagte Denison und stellte sich vor. Weathers hielt sich im Hintergrund – er war bei den Hardcastles nicht sehr beliebt.

»Ich hole Nick«, sagte Geoff und lief die Treppe hinauf, während Valerie in die Küche ging, um Kaffee zu kochen. Denison nutzte die Gelegenheit, um sich im Wohnzimmer umzusehen. Es war tadellos sauber und aufgeräumt, die Bücher im Regal waren in alphabetischer Reihenfolge geordnet, und jede Reihe war an der Vorderkante des Regals ausgerichtet. Sogar die Holzscheite im Kamin waren sorgfältig arrangiert, und es war keine Spur von Asche oder Ruß zu sehen.

Über dem Kamin hing eine gerahmte Fotografie aus einem Fotostudio. Sie zeigte Valerie, die mit diskret gekreuzten Fußknöcheln auf einem Polstersessel saß. Geoff und Nick standen links und rechts von ihr. Geoff hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt, die andere auf Nicks. Nick, der etwa vierzehn Jahre alt war und eine elegante Schuluniform mit Emblem und einem in Gold gestickten lateinischen Motto auf der Blazerjacke trug, grinste in die Kamera. An einer anderen Wand entdeckte Denison ein viel kleineres Bild, einen Schnappschuss, der den sechsjährigen Nick am Strand zeigte, mit Sand in den dunklen Locken.

Denison und Weathers hörten aufgeregte Stimmen von oben, dann kamen polternde Schritte über die Treppe. Nick tauchte mit einem trotzigen Ausdruck auf. Der Junge von den Fotos war jetzt ein junger Mann: groß und dünn, offensichtlich durchtrainiert und hübsch genug, damit Denison erkennen konnte, warum sowohl Paula als auch Olivia sich für ihn interessiert hatten.

»Was wollen Sie denn noch?«, sagte er an Weathers gewandt. »Wir sind doch alles schon tausend Mal durchgegangen. Jedes Mal sage ich Ihnen das Gleiche, und trotzdem kommen Sie immer wieder an. Ich weiß nicht, warum Sie denken, dass ich mich an etwas anderes erinnere, wenn Sie mich erneut befragen.«

»Wir sind nicht hier, um Ihre früheren Aussagen durchzugehen«, versicherte ihm Denison und hielt ihm die Hand hin. »Mein Name ist Matthew Denison. Ich bin der beratende forensische Psychiater in diesem Fall.«

Nick schüttelte ihm misstrauisch die Hand. »Sind Sie derjenige, der sich um Olivia kümmert?«

»Das stimmt.«

Valerie kam mit einem Tablett, auf dem Kaffeetassen und eine große Kaffeekanne standen, aus der Küche. Denison konnte erkennen, dass sie sich viel besser fühlte, sobald sie die Gastgeberin spielen konnte. Sie nahmen alle fünf auf dem Sofa und den Sesseln Platz und nippten schweigend an ihren Tassen. Nick rutschte hin und her, warf Denison wiederholt Blicke zu, und der Psychiater wusste, dass er Fragen an ihn hatte.

Nach einigen Minuten trank Nick den Rest seines Kaffees und stand abrupt auf. »Also gut, bringen wir das in meinem Zimmer hinter uns«, sagte er. »Sie können Ihren Kaffee mitnehmen.«

Valerie und Geoff sahen sich an. Anscheinend waren sie unsicher, ob sie diese Wendung gutheißen sollten, doch Nick ignorierte sie und ging über die Treppe voran zu seinem Zimmer.

Es war ein typisches Studentenzimmer mit Fußball- und Filmpostern an der Wand, Sportpokalen im Regal und Klamotten auf dem Boden. Nick hob die verstreuten T-Shirts und Boxershorts auf und stopfte sie in den Korb für Schmutzwäsche.

»Muss er auch dabei sein?«, fragte er Denison und deutete mit dem Kopf auf Weathers.

»Unter den gegebenen Umständen ja. Sie stehen noch immer unter Tatverdacht.«

»Möchten Sie lieber eine Vorladung aufs Revier?«, fragte Weathers. Denison sah ihn warnend an, und Weathers hob die Hände, als wolle er sagen: »Schon gut, mach, was du willst.« Er zog sich in die Ecke des Zimmers zurück, wo der Schreibtisch stand, und setzte sich auf die Kante. Er verschränkte die Arme und tat so, als blicke er aufmerksam aus dem Fenster.

Nick beobachtete ihn eine Weile, kam dann zu der Überzeugung, dass er sich neutral verhalten würde, und wandte sich wieder an Denison.

»Wie geht es ihr?«, fragte er. »Geht es ihr gut? Warum darf ich nicht mit ihr sprechen?«

»Ich fürchte, dass ich Ihnen keine detaillierten Auskünfte zu einzelnen Patienten geben darf«, sagte Denison vorsichtig. »Aber ich kann Ihnen verraten, dass sie auf dem Wege der Besserung ist. Wir glauben, dass keine bleibenden Schäden von dem Trauma zurückbleiben, das sie erlitten hat.«

»Gut«, sagte Nick und betrachtete ihn forschend. »Das ist gut.«

»Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns setzen, Nick?«

Der junge Mann blickte sich um, bemerkte, dass es wenig Sitzmöglichkeiten gab, und bot Denison – ganz, wie dieser erwartet hatte – den Schreibtischstuhl an, während er selbst sich aufs Bett setzte. Das war ein Vorteil für Denison: Auf einem Stuhl zu sitzen, war mit größerer Autorität verbunden, als auf einer Matratze zu sitzen. Und was noch besser war: Die überlegene Position war freiwillig aufgegeben worden. Hätte Denison sich seinen Platz selbst ausgesucht, hätte er riskiert, Nick vor den Kopf zu stoßen, indem er seine Autorität geltend machte. Und außerdem hatte die Bitte Nick an seine guten Manieren erinnert, wodurch sich hoffentlich die ganze Situation entspannen würde.

»Wie lange sind Sie und Olivia denn schon zusammen?«, fragte Denison ihn.

»Etwa zweieinhalb Jahre«, sagte Nick.

»Das ist eine lange Zeit«, bemerkte Denison. »Insbesondere in Ihrem Alter. Darf ich fragen, wie Sie beide sich kennen gelernt haben?«

Nick lächelte bei der Erinnerung. »Das war an meinem ersten Tag im Ariel College. Ich bin ihr vor der Pforte über den Weg gelaufen. Da haben die anderen sie gerade wegen ihres Vornamens aufgezogen.«

»Ihr Vorname?«

»Olivia ist ihr zweiter Vorname. Ihr Rufname ist eigentlich Cleopatra. Sie sagte, ihre Mutter sei ein Fan von Liz Taylor.«

»Also war es Liebe auf den ersten Blick?«

Nicks blaue Augen nahmen einen verklärten Ausdruck an. »Ich habe mich sofort in sie verliebt, als ich sie sah«, sagte er und blickte hinunter auf seine Hände. »Sie wurde rot, war verlegen. Ich wollte einfach nur auf sie aufpassen, sie beschützen. Sie hat sich am Anfang im College sehr unwohl gefühlt. Meinte, sie würde ständig damit rechnen, dass ihr jemand auf die Schulter klopft und sagt, dass es sich um einen Fehler handele. Ich habe ihr erklärt, dass das jedem so geht, aber ich weiß nicht, ob sie mir geglaubt hat. Ich weiß, wie es ist, sich nicht dazugehörig zu fühlen, wissen Sie – ich war als Stipendiat im Internat, und ich habe eine Weile gebraucht, um mich dort heimisch zu fühlen. Aber nach einigen Monaten konnte ich mir nicht mehr vorstellen, nicht dort zu sein. Ich habe versucht, ihr klarzumachen, dass es ihr im Ariel College genauso gehen würde, und ich hatte recht. Sie hat schnell Freunde gefunden. Und das College wurde ihr Zuhause.«

»Darf ich eine persönliche Frage stellen?«, erkundigte sich Denison.

Nick lachte. »Dann war die letzte nicht persönlich?«

»Ich schätze Ihre Aufrichtigkeit. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit einem Fremden darüber zu reden.«

Nick zuckte die Achseln. »Fragen Sie, was Sie wollen.«

»Danke. Wenn Sie sich sofort in Olivia verliebt haben, wieso hatten Sie dann zuerst eine Affäre mit Paula Abercrombie?«

Nick sah sofort verlegen aus. Er stand auf und ging zum Kleiderschrank, wo er nach einem Sweatshirt suchte, obwohl es keineswegs kühl war. Denison wusste, dass es nur eine Entschuldigung war, damit er sein Gesicht einige Momente verstecken konnte.

Der junge Mann zog einen dunkelblauen Kapuzenpulli über, der zu seinen Augen passte, und zwang sich dann, Denison anzusehen. »Um ein bisschen Spaß zu haben«, sagte er mit leiser Stimme. »Um ehrlich zu sein, hat mir meine Reaktion auf Olivia zuerst Angst gemacht. Es ist ganz schön unheimlich, wenn man das Gefühl hat, es gibt da jemanden, der einem so viel bedeutet. Ich war achtzehn, hatte mein erstes Jahr an der Uni vor mir. Ich wollte nichts Ernsthaftes, aber ich wusste, dass es ernst werden würde, wenn ich mich mit Olivia einließ. Also bin ich auf Distanz gegangen, und Paula ist süß, und sie stand offensichtlich auch auf mich, und so haben wir miteinander geflirtet, und es war alles ... ganz einfach. Aber sie war nicht die Richtige für mich. Hatte zu viel von einer Primadonna, war zu fordernd, zu rechthaberisch. Eins von diesen Mädchen, die ganz entspannt und lustig drauf zu sein scheinen, und kaum ist man mit ihnen zusammen, schon machen sie einem das Leben schwer, wenn man lange ausgeht und was trinkt oder ohne sie ins Kino geht. Ein paar Wochen lief das so, und schon habe ich mich gefragt: ›Was mache ich eigentlich hier? Ich weiß doch, mit wem ich eigentlich zusammen sein will.‹ Also haben wir uns getrennt – wenn man es so nennen will: Offiziell war nämlich gar nichts, und ich war frei, um Olivia näherzukommen.«

»Und wusste Olivia von Ihnen und Paula?«

Nicks Gesicht verdüsterte sich. »Nicht, bis Amanda Montgomery es ihr gesteckt hat.«

Denisons Kopf fuhr herum. »Wollen Sie andeuten, dass Amanda absichtlich versucht hat, Ärger zu machen?«

»Ich weiß, dass man nicht schlecht über die Toten sprechen soll, aber sie war eine blöde Kuh. Nicht nur wegen der Sache mit Paula, auch sonst. Sie hat Godfrey und Rob gegeneinander ausgespielt. Sie hätte Sinead bei der Theatersache helfen können, hat ihr aber stattdessen den Eindruck vermittelt, sie sei eine Null. Sie war intrigant und versnobt.«

»Wie es sich anhört, hatten viele Leute Grund, sie nicht zu mögen«, stellte Denison fest. »Wer hat sie denn Ihrer Meinung nach getötet?«

Er sah, dass sich Nicks Gesichtsausdruck, ja seine ganze Haltung veränderte. Nur wenig, aber doch so, als wäre ein Energiestrahl durch ihn gefahren. Und dann sah er, dass Nick es überspielte, dass seine Züge sich verhärteten.

»Sagen Sie es mir«, antwortete er.

Denison saß an seinem Schreibtisch und klopfte mit dem Stift auf die polierte Oberfläche. Gleich sollte Olivias erste Sitzung anfangen, und er wusste, dass er vorsichtig vorgehen musste. Sie war noch immer in einem sehr labilen Zustand, und er durfte nicht riskieren, dass sie sich wieder hinter einer Mauer des Schweigens verschanzte. Er musste einen Weg finden, um herauszubekommen, was sie wusste, ohne ihr Trauma zu vergrößern.

Die Gegensprechanlage summte, und er sprang auf. Ein Pfleger saß mit Olivia im Wartezimmer.

»Danke, Mike«, sagte er. »Wir sagen Bescheid, wenn sie zurückgebracht werden kann.« Er nickte seiner Sekretärin zu und führte Olivia in sein Sprechzimmer.

Ihr verändertes Aussehen erstaunte ihn etwas. Das dunkelbraune Haar war sorgfältig zu einem französischen Zopf geflochten worden, und irgendjemand hatte ihr Wimperntusche und Rouge gegeben. Sie wirkte gefasst, sogar entspannt.

»Danke, Doktor«, sagte sie, als er ihr einen Platz anbot. Eine Jacke hing über ihrem Arm, und sie legte sie über die Armlehne. Sie schlug die Beine übereinander und legte die Hände in den Schoß.

»Und, wie geht es Ihnen, Olivia?«

Sie nickte bedächtig. »Gut, vielen Dank. Und Ihnen?«

»Danke, auch gut«, sagte er überrascht. Seine Patienten pflegten sich nicht nach seinem Wohlergehen zu erkundigen.

Er wusste, dass er sie nicht zu der Nacht, in der man sie, bedeckt mit dem Blut ihrer Freundin, gefunden hatte, befragen konnte. Sie war noch zu verletzt, zu schutzlos. Er würde weiter zurückgehen, die Geschichte ihrer Zeit im Ariel College ausgraben müssen, sie an die Art Details gewöhnen, die er brauchte, wenn er mit ihr über die Nacht des Maiballs reden wollte. Nebenher hoffte er, mehr über die Freundesgruppe herauszufinden, deren weibliche Mitglieder anscheinend eins nach dem anderen selektiert wurden. Wurde die Gruppe von einem Außenstehenden verfolgt? Oder kam die Bedrohung von innen? Könnte Olivia wirklich mit einem solchen Sadisten befreundet sein, ohne eine Ahnung von dem Monster zu haben, das sich in ihm verbarg?

Er beschloss, mit etwas Unverfänglichem anzufangen.

»Erzählen Sie mir von Cambridge, Olivia. Wie gefällt es Ihnen dort?«

Sie sah ihn misstrauisch an, als versuche er, sie zu überführen. Er erwiderte ihren Blick mit entspanntem Gesicht. Sie plauderten nur ein wenig, verbrachten ein bisschen Zeit miteinander.

»Es ist schön dort«, sagte sie nach einigem Zögern. »Jede Menge schöner Häuser.« Das war die Antwort eines Kindes und offensichtlich nicht das, was sie wirklich dachte. Er versuchte es noch einmal.

»Das muss doch für Sie sehr gewöhnungsbedürftig gewesen sein, wo Sie doch in London aufgewachsen sind.«

Sie zuckte die Achseln.

»Was für ein Zimmer hatten Sie?«

»Was für ein Zimmer?«, wiederholte sie.

»Manche der Studenten sind im alten Teil des College untergebracht, wo die Rohre lecken und es zieht. Andere sind in neueren Gebäuden, haben ein eigenes Bad und allen erdenklichen Komfort.«

»Ich war in einem der Wohnheime«, sagte sie. »Am Marktplatz.«

»Und wer waren Ihre Nachbarn?«

»Ich hatte nur eine«, erwiderte sie. »Sinead Flynn.«

»Irisch?«

»Wie kommen Sie darauf?«, fragte sie und lächelte flüchtig, um den Sarkasmus in ihrer Stimme zu mildern.

»Kamen Sie gut miteinander aus?«

»Na klar.«

»Mit wem haben Sie sich in diesen ersten Wochen nach Ihrer Ankunft in Cambridge angefreundet?«

»Mit Sinead«, sagte sie. »Und June.«

»June Okeweno?«

Sie nickte. »Wir kommen aus derselben Gegend in London, also haben wir eine Menge gemein.«

Er notierte sich die Gegenwartsform. »Sind Sie immer noch Freunde?«

»Warum sollten wir es nicht sein?«

»Manchmal sind die Freunde, die man zu Beginn des Studiums hat, nicht dieselben Leute wie die, denen man sich später verbunden fühlt.«

Sie nickte und lächelte beinahe reumütig. »Vermutlich haben Sie recht. Ich stehe June nicht mehr so nahe wie im ersten Jahr des Studiums.«

»Was hat sich geändert?«

In ihren Augen blitzte es kurz auf, aber ihr Ausdruck änderte sich nicht. Sie zuckte wieder die Achseln. »Wir beide, vermutlich.«

»Mit wem waren Sie noch befreundet?«

»Mit Danny ...«, sagte sie. »Godfrey ...«

»Danny?«

»Also haben Sie ihn noch nicht getroffen?«, fragte sie und zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Nein, sonst würden Sie sich erinnern. Er ist fast zwei Meter groß, sieht aus wie eine Vogelscheuche und hat Haare in der Farbe von Tomatensuppe.«

Er lachte leise, da er sie ermutigen wollte.

»Wer noch?«

»Amanda«, sagte sie, und die Leichtigkeit war wieder fort.

»Erzählen Sie von ihr«, forderte er sie ruhig auf.

»Als ich sie zum ersten Mal sah«, erwiderte Olivia, »schlenderte sie über den Rasen im großen Innenhof des College.« Olivias Blick ging in die Ferne, in Gedanken war sie in der Vergangenheit. »Eigentlich darf man den Rasen nicht betreten, doch jeder schien ein Auge zuzudrücken, wenn Amanda es tat. Es war windig, ihr Mantel schlug um ihre Beine, und ihr Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein Heiligenschein auf einer dieser russischen Ikonen. Sie lachte, weil es so stürmisch war. Dann kam sie zur Pforte, wo es windgeschützt war und wir alle auf sie warteten, und ihr Haar legte sich wieder an Ort und Stelle, als wäre sie gerade beim Friseur gewesen.« Ihr Blick wurde wieder scharf, und sie lächelte ihn an. »Als wir später an diesem Tag zurück in unsere Zimmer kamen und ich mich im Spiegel betrachtete, sah mein Haar aus, als hätte jemand ein paar Wollknäuel in einen Mixer geworfen.«

»Was ist mit Nick?«, fragte er und sah mit Interesse, wie ihre Wangen sich sofort röteten und es in ihren Augen aufblitzte. »Erinnern Sie sich an Ihr erstes Treffen mit ihm?«

Sie lächelte in sich hinein. »Am Fluss«, sagte sie. »Er war in einem der Stechkähne.«

»Im Oktober?«, bemerkte Denison. »War das nicht ein bisschen kühl?«

Sie hob die Schultern. »Damals war es noch etwas ganz Neues. Etwa zwölf von ihnen drängten sich in einem Kahn, um auszutesten, wie viele auf einmal hineinpassten, und er lag so tief im Wasser, dass eine Ente hätte hineinschwimmen können.«

»Und wo waren Sie?«

»Ich stand am Ufer. Von dort hat man den schönsten Blick auf die Kapelle. Ich bin da immer hingegangen, wenn ich mich mal wieder daran erinnern musste, dass ich es wirklich geschafft hatte wegzukommen.«

»Weg aus was?«, hakte er nach. London? Ihrem Zuhause? Der Armut?, dachte er.

»Aus der Abhängigkeit von anderen«, sagte sie. »Aber dann habe ich Nick getroffen, und plötzlich gab es jemanden, den ich mehr brauchte als je zuvor. Eine echte Ironie.« Ihr Gesichtsausdruck war so weich geworden, dass sogar ihre Augen, deren Farbe er für poliertes Gold gehalten hatte, jetzt eher einen warmen Honigton zu haben schienen. »Er war derjenige, der gestakt hat, und obwohl er mich nicht kannte, hat er den Kahn zu mir gelenkt, als er mich sah, und gemeint: ›Wir könnten jeden Moment kentern, aber wenn du mutig genug bist, schaffen wir den Rekord.‹«

»Und Sie sind hineingeklettert?«

»Bin ich«, bestätigte sie. »Leider neben Leo, der trotz der Tatsache, dass es lediglich fünf Grad hatte, nur ein T-Shirt trug und der damals einen ziemlichen Körpergeruch hatte. Deshalb war es nicht gerade der romantischste Ort, um seinen zukünftigen Freund zu treffen! Aber Nick und ich haben uns ständig in die Augen gesehen, und er hat meine Hand gehalten, um mir aus dem Kahn zu helfen, als wir wieder beim College waren, und ... na ja, haben Sie jemals einfach gewusst, dass etwas Bestimmtes auch passieren würde?«

Denison nickte und dachte daran, wie seine Finger die von Cass gestreift hatten, als sie beide im Kino nach derselben Packung mit Schokokeksen gegriffen hatten.

»Und was passierte dann?«, fragte er.