Der Coup von Marseille - Peter Mayle - E-Book

Der Coup von Marseille E-Book

Peter Mayle

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  • Herausgeber: Blessing
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Spannung und mediterrane Lebenslust pur – der neue Bestseller von Peter Mayle

Sam Levitt, ein Schlitzohr mit ausgeprägten Hang zum leichten Leben hart an der Grenze der Legalität, möchte nur noch sein wiedergefundenes Liebesglück mit der umwerfend attraktiven Elena genießen. Da erhält er von einem alten Bekannten, dem Großunternehmer Reboul, einen heiklen Auftrag: Er soll in Marseille für ein Bauprojekt werben, das die Fischerbucht östlich vom alten Hafen aufwertet. Reboul selbst will im Hintergrund bleiben.

Voller Elan nimmt Sam seine Arbeit in Marseille auf, merkt jedoch schon bald merkt, dass jede Bouillabaisse hier seine letzte sein könnte: Geschäftsmänner aus London, und schlimmer noch - jedenfalls für die Menschen in Marseille - aus Paris wollen ebenfalls den lukrativen Bauauftrag an Land ziehen und schrecken vor Gewalt nicht zurück.

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Seitenzahl: 305

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Ähnliche


PeterMayle

Der Coup von Marseille

Roman

Aus dem Englischen

von Ursula Bischoff

Karl BlessingVerlag

Originaltitel: The Marseille Caper

Originalverlag: Alfred A. Knopf,New York

1. Auflage 2013

Copyright © 2012 by Escargot Productions, Ltd

Copyright © 2013 der Übersetzung

by Karl Blessing Verlag, München,

in derVerlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie

Werbeagentur, Zürich

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN 978-3-641-11079-6

www.blessing-verlag.de

Dem Gedenken an Allen Chevalier gewidmet,

einem guten Freund, der einen wunderbaren Wein machte.

1. Kapitel

Der Schock hat stets eine ebenso eisige wie ernüchternde Wirkung, vor allem, wenn er in Form einer unverhofften Begegnung mit einem Mann erfolgt, den man unlängst um Wein im Wert von drei Millionen Dollar erleichtert hat. Sam Levitt zog fröstelnd den Frotteebademantel enger um seinen Körper, der vom frühmorgendlichen Bad im Pool des Hotels Chateau Marmont noch klamm war.

»Hier, trinken Sie das.« Der Mann aufder anderen Seite des Tisches – lächelnd, braun gebrannt und makellos gekleidet – schob Sam eine Tasse Kaffee zu. »Zum Aufwärmen. Danach würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten.« Er lehnte sich zurück und sah zu, wie die erste heiß ersehnte Tasse des Tages geleert wurde und eine weitere Dosis des belebenden Gebräus folgte, während Sams Gehirn aufHochtouren arbeitete.

Der Name des edlen Spenders lautete Francis »Sissou« Reboul. Das letzte Mal waren er und Sam sich in Marseille begegnet, bei einem Glas Champagner im Palais du Pharo, Rebouls hochherrschaftlichem Anwesen, das auf einer Felsenklippe thronte und eine Aussicht aufdas Mittelmeer bot, die eines Milliardärs würdig war. Sam hatte im Auftrag einer internationalen Versicherungsgesellschaft nach einigen Hundert Flaschen erlesenem Bordeaux-Wein gefahndet, die aus derVilla von Danny Roth bei Los Angeles gestohlen worden waren, einem Rechtsanwalt mit einer Klientel aus dem Showbiz und einer Schwäche für edle Tropfen. Die abenteuerliche Jagd hatte Sam Levitt von der amerikanischen Westküste nach Paris, Bordeaux und Marseille geführt, wo er die kostbaren Flaschen in Rebouls geräumigem Weinkeller entdeckte. Und da er ein Mann war, der unverzügliches Handeln langen und ermüdenden Verhandlungen mit den Behörden vorzog, hatte er sie umgehend zurückerbeutet. Damit war der Fall erledigt – hatte Sam zumindest gedacht. Eine saubere Sache, bei der mit Beschwerden seitens des Opfers wohl kaum zu rechnen war. Doch das Opfer war wider Erwarten aus derVersenkung aufgetaucht, saß nun höchstselbst im Garten des Chateau Marmont in Los Angeles und benahm sich wie ein Bekannter, der sich die größte Mühe gab, ein Freund fürs Leben zu werden.

»Vielleicht hätte ich Sie vorwarnen sollen«, fuhr Reboul achselzuckend fort. »Aber meine Maschine ist erst gestern Abend in Los Angeles gelandet – geschäftliche Angelegenheiten, die meine Anwesenheit erfordern –, und da dachte ich, ich nutze die Gelegenheit, Ihnen meine Aufwartung zu machen und bonjour zu sagen.« Er holte eine Visitenkarte aus der Brusttasche und schob sie über den Tisch. »Sehen Sie? Hier ist das kleine Souvenir, das Sie mir bei unserer letzten Begegnung überreicht haben.«

Sam begnügte sich mit einem flüchtigen Blick auf seine eigene Visitenkarte, deren stilvolle Gestaltung ihm natürlich vertraut war. »Nun, Mr Reboul …«

Der Franzose winkte lässig ab. »Ich bitte Sie. Sagen Sie Francis zu mir, und ich werde Sie Sam nennen, wenn es recht ist. Das klingt weniger förmlich, non?« Er nickte lächelnd, als fände er den Gedanken an ein entspanntes Miteinander erheiternd. »Ich möchte Ihre Zeit nicht verschwenden, deshalb werde ich gleich aufden Punkt kommen.« Er trank den letzten Schluck Kaffee und schob die Tasse samt Unterteller mit einem tadellos manikürten Zeigefinger beiseite. »Fakt ist, die geschäftliche Angelegenheit, die mich nach Kalifornien führt, sind Sie.«

Reboul hielt inne und zwinkerte Sam verschwörerisch zu, bevor er fortfuhr. »In Marseille ist eine Situation eingetreten, die eines Mannes – im Idealfall eines Amerikaners, wie Sie gleich sehen werden – mit besonderen und ziemlich ungewöhnlichen Talenten bedarf. Und angesichts unseres früheren Zusammentreffens scheint es mir, als wären Sie genau der Richtige für diese Aufgabe. Was würden Sie zu ein paar Wochen in Marseille sagen? Die Stadt zeigt sich zu dieser Jahreszeit, bevor die sommerliche Bruthitze einsetzt, von ihrer angenehmsten Seite. Ich könnte Ihnen einen außerordentlich anregenden und höchst lukrativen Aufenthalt garantieren.«

So gleichmütig Sam sich auch gab, war er doch überrascht und innerlich aufgewühlt. Der Argwohn kämpfte mit der Neugierde, aber Letztere trug den Sieg davon. »Lassen Sie mich raten.« Sam zwinkerte zurück. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr Vorhaben nicht ganz legal ist?«

Reboul runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, als sei Sams Unterstellung völlig unangemessen. »Legalität ist an und für sich ein schwer fassbarer Begriff, finden Sie nicht auch? Wenn er sich leichter definieren ließe, wären die meisten Anwälte aufderWelt arbeitslos, was vielleicht keine schlechte Sache wäre. Aber, mein lieber Sam, gestatten Sie mir, Ihr Gewissen zu beruhigen: Ich würde Ihnen nie im Leben etwas vorschlagen, was ungesetzlicher wäre als ein harmloses kleines Täuschungsmanöver – und nach Ihrem bühnenreifen Auftritt als Buchverleger bei unserem letzten Zusammentreffen sollte das für einen Mann mit Ihren Talenten ein Kinderspiel sein. Nichts weiter als eine soupe de fèves, wie wir in Marseille sagen.« Rebouls Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als sich eine Frau den Weg durch den Garten bahnte und auf ihren Tisch zusteuerte. »Bezaubernd«, sagte er, glättete seine Haare und erhob sich. »Wir bekommen Besuch.«

Sam drehte sich um und sah Elena Morales in ihrer sogenannten Kundenkluft – schwarzes Kostüm, schwarze High Heels und schwarzes schmales Aktenköfferchen, wobei die strenge Aufmachung durch einen Hauch schwarzer Spitze, die dezent aus dem Dekolleté ihrer Kostümjacke hervorlugte, eine spielerische Note erhielt. Sie ragte hoch über Sams Stuhl auf, tippte ungeduldig aufihre Uhr und musterte ihn tadelnd wie eine Studienrätin. »Ist das deine Vorstellung von der legeren Freizeitkleidung, mit der man freitags zur Arbeit erscheinen darf? Oder hast du die geschäftliche Besprechung vorsichtshalber gleich ganz vergessen?«

»Ach du meine Güte«, erschrak Sam. »Stimmt, da war doch noch was! Die Besprechung. Gib mir fünfMinuten zum Umziehen, okay?« Plötzlich wurde ihm bewusst, dass der Franzose erwartungsvoll hinter ihm Aufstellung genommen hatte. »Darfich bekannt machen? Elena, das ist Mr Reboul.« Elena reichte dem Franzosen lächelnd die Hand. »Aus Marseille«, fügte er hinzu.

Reboul ergriffElenas Hand, als wäre sie zerbrechlich und ein Kunstobjekt von unermesslichem Wert, beugte sich mit gekonntem Schwung darüber und küsste sie. »Enchanté, Mademoiselle, enchanté.« Er verpasste der Hand einen zweiten Kuss. Sam widerstand dem Drang, Reboul daraufhinzuweisen, dass man nicht mit vollem Mund spricht.

»Wenn ihr beide mich jetzt entschuldigen würdet«, sagte er. »Ich kehre zurück, sobald ich meine kugelsichere Weste angelegt habe.«

Reboul rückte einen Stuhl für Elena zurecht. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Verzeihen Sie mir, dass sich Sam meinetwegen verspätet hat, aber die Überraschung ist mir offensichtlich gelungen. Wir sind uns das letzte Mal in Marseille über den Weg gelaufen, und er hat gewiss nicht damit gerechnet, mich jemals wiederzusehen.«

»Dessen bin ich mir sicher. Ich weiß, was in Marseille geschehen ist – Sam hat mir alles erzählt«, entgegnete Elena. »Tatsächlich war er in meinem Auftrag dort. Ich bin für Knox tätig, den Versicherungskonzern.«

»Aha, Sie sind also Kollegen!«

»Hin und wieder. Aber wir sind auch … befreundet. Sie verstehen?«

Reboul zwinkerte abermals mit den Augen. »So ein Glückspilz. Vielleicht können Sie mir helfen, ihn zu überreden, einen kleinen Auftrag für mich zu übernehmen. Oder besser noch – vielleicht hätten Sie Lust, ihn zu begleiten.« Er tätschelte ihre Hand. »Es wäre mir eine große Freude.« Elena war sich bewusst, dass er gerade versuchte, sie mit seinem Charme einzuwickeln. Sie war sich auch bewusst, dass sie dieses Spiel genoss. »Und wo wäre dieser kleine Auftrag zu erledigen?«

»In Marseille. Eine faszinierende Stadt. Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen gerne mehr darüber.«

Als Sam zum Tisch zurückkehrte, wirkte er aufden ersten Blick geschäftsfähig, denn er hatte den Bademantel gegen Anzug und Krawatte ausgetauscht. Allerdings waren Reboul und Elena in ein angeregtes Gespräch vertieft, und es war nun an ihm, hoch über Elena aufzuragen, ungeduldig aufseine Uhr zu tippen und eine selbstzufriedene Miene aufzusetzen.

Elena musterte ihn von oben bis unten und schmunzelte. »Sehr elegant. Nur schade, dass du die Socken vergessen hast, aber seien wir nicht kleinlich. Wir müssen los. Wo steht das Auto?« Und an Reboul gewandt, fügte sie hinzu: »Wir sehen uns dann heute Abend. Um halb acht im Restaurant?«

Der Gast aus Marseille neigte den Kopf. »Ich kann es kaum erwarten.«

Sam schwieg, bis er sich in den Verkehr aufdem Sunset Boulevard einfädeln konnte und aufden Wilshire Boulevard abgebogen war. Erst dann ergriff er das Wort. »Was ist mit heute Abend?«

»Francis hat uns zum Essen eingeladen, damit er uns mit den Einzelheiten des Auftrags vertraut machen kann.«

»Uns?«

»Er hat mich nach Marseille eingeladen. Und ich könnte in Versuchung geraten. Ehrlich gestanden, mehr als das – ich würde wahnsinnig gerne hinfliegen. Ich habe noch jede Menge Urlaub, war noch nie in Südfrankreich und Marseille …«

»… zeigt sich um diese Jahreszeit von seiner besten Seite, ich weiß.« Sam wechselte aufdie linke Spur und überholte den feuerroten Hummer, der ihm wie ein Panzer im Schneckentempo den Weg versperrte. »Der Mann vergeudet keine Zeit, wie ich sehe.«

»Er ist süß. Und ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Weißt du was? Mir hat noch nie jemand die Hand geküsst.«

»Das würde auch gegen die amerikanischen Gesundheits- und Hygienebestimmungen verstoßen.« Sam schüttelte den Kopf. Aus leidvoller Erfahrung wusste er, dass Elena einen eisernen Willen besaß: Wenn sie sich etwas in den Kopfgesetzt hatte, war es sinnlos, sie umstimmen zu wollen. Und abgesehen davon musste er zugeben, dass ihre Gesellschaft den Auftrag wesentlich erfreulicher machen würde – falls er beschloss, ihn anzunehmen.

Doch zuerst galt es, eine wichtige geschäftliche Besprechung, die mit Sicherheit unerfreulich verlaufen würde, unbeschadet über die Bühne zu bringen. Sie befanden sich aufdem Weg zu Danny Roth, um noch ein paar Dinge zu klären, die bei derWiederbeschaffung des gestohlenen Weins und der Rückführung in die Vereinigten Staaten unerledigt geblieben waren. Dazu gehörte nicht zuletzt auch die Frage des beträchtlichen Finderlohns, der Sam zustand. Obwohl dieser jeweils zur Hälfte von Roth und Knox Insurance zu entrichten war, rechnete Sam mit Problemen: bestenfalls mit einer Hinhaltetaktik, aber wahrscheinlicher waren Wut und die offene Weigerung, den fälligen Obolus zu zahlen.

Er parkte direkt vor dem Kubus aus getöntem Glas, in dem sich die Kommandozentrale von Roth and Partners befand (Partner waren seine Mutter und seine Buchhalterin), und stellte den Motor ab. »Klar zum Gefecht? Erwarte lieber nicht zu viele Handküsse.«

Sie wurden im Empfangsbereich von Roths Vorstandssekretärin abgefangen, der hochgewachsenen, hochherrschaftlichen und völlig inkompetenten Cecilia Volpé, die ihren Verbleib in dieser Position ihrem einflussreichen Vater Myron verdankte; er gehörte zu der Handvoll mächtiger Männer, die Hollywood hinter verschlossenen Türen regierten.

Cecilia wankte ihnen aufzwölfZentimeter hohen Stiletto-Absätzen entgegen und strich sich die lohfarbene Mähne aus der Stirn, um Elenas Ausstattung besser beäugen zu können. »Schöne Schuhe«, murmelte sie. »Louboutin?« Dann schien sie sich an ihre Pflichten zu erinnern und fügte hinzu: »Mr Roth hat heute einen randvollen Terminkalender. Bleiben Sie lange?«

Sam schüttelte lächelnd den Kopf. »Nur so lange, wie man braucht, um einen Scheck auszustellen.«

Cecilia dachte einen Moment angestrengt über Sams Antwort nach, bevor sie entschied, dass man sie nicht ernst nehmen musste. Sie erwiderte das Lächeln und enthüllte dabei erlesen überkronte Zähne im Wert von mehreren tausend Dollar. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen!« Sie machte kehrt und trippelte den Gang entlang, wobei sich ihr Rock an zwei Gesäßbacken mit perfektem Muskeltonus klammerte, die ein Eigenleben zu führen schienen und bei jedem Schritt zuckten. Sam war gebannt. Aber nur für einen kurzen Moment, denn Elenas Ellenbogen bohrte sich in seine Rippen. »Verkneifdir jede Bemerkung. Konzentrier dich lieber aufdie Arbeit.«

Cecilia ließ die beiden aufder Schwelle zu Roths Büro allein zurück. Er saß am Schreibtisch, hatte ihnen den Rücken zugewandt, sein kahler Schädel glänzte im Sonnenlicht, das den Raum durchflutete. Er schwenkte aufseinem Drehstuhl herum, hielt den Telefonhörer ein Stück weit vom Ohr entfernt und musterte die Besucher mit zusammengekniffenen, unfreundlichen Augen. »Bleiben Sie lange?«

»Ich hoffe nicht, Mr Roth.« Elena nahm unaufgefordert Platz und holte einige Unterlagen aus ihrem Aktenkoffer. »Ich weiß, dass Sie ein vielbeschäftigter Mann sind. Aber es gibt ein oder zwei Dinge, die wir klären müssen.«

Roth deutete mit einer ruckhaften Kopfbewegung aufSam. »Und was macht er hier?«

»Ich?« erwiderte Sam. »Oh, ich wollte nur meinen Scheck abholen.«

Roth blickte ihn entgeistert an. »Scheck? Scheck? Sind Sie sicher, dass Sie nicht auch noch einen Verdienstorden haben wollen?Verdammt.«

Elena seufzte. »Der Finderlohn. Mr Roth. Wie im Versicherungsvertrag festgelegt.«

Sie blieben fast zwei Stunden, während Roth sich durch den Vertrag kämpfte, Zeile für Zeile, und selbst die harmlosesten Klauseln anfocht, wobei sein Verhalten befürchten ließ, dass er jeden Moment einen Schlaganfall erleiden könnte.

Als es endlich überstanden war, wurde Cecilia herbeizitiert, um sie zum Fahrstuhl zu eskortieren. »Wow«, staunte sie. »Normalerweise verbringt er mit niemandem so viel Zeit. Er muss euch beide echt ins Herz geschlossen haben.«

Elena drehte die Klimaanlage im Auto aufund lehnte sich aufihrem Sitz zurück. »Wenn ich noch einen weiteren Vorwand gebraucht hätte, um mich aus dem Staub zu machen, dann wäre es dieser. Roth ist ein Monster. Ich verrate dir was: Marseille kommt mir von Minute zu Minute reizvoller vor.«

»Na gut, schauen wir doch mal, was Monsieur Reboul uns zu sagen hat.«

»Lass dir ja nicht einfallen, ihm einen Korb zu geben. Dann nehmen wir dich beide in die Mangel.« Sie beugte sich zu Sam hinüber und küsste ihn aufs Ohr. »Widerstand ist zwecklos.«

2. Kapitel

Elena und Sam hatten sich verspätet. Jetzt eilten sie durch den Gang zum Aufzug, der sie nach unten in das Restaurant des Chateau Marmont fuhr.

Sie waren von Elenas Ehrgeiz aufgehalten worden, ihrem brennenden Wunsch, Reboul vor Augen zu führen, dass die Französinnen nicht die einzigen heißen Feger aufderWelt waren, wie sie es auszudrücken beliebte. Nach mehreren Fehlstarts und langatmigen Diskussionen hatte sie sich für ein Kleid entschieden, das gerade als der letzte Schrei galt: schwarz, hauteng und megakurz.

Während sie aufdie Ankunft des Aufzugs warteten, legte Sam den Arm um ihre Taille, bevor seine Hand sanft hinabglitt, um die oberen Hanglagen der wohlproportionierten Morales-Kehrseite zu erkunden. Plötzlich hielt seine Hand inne, bewegte sich abwärts und geriet abermals ins Stocken.

»Elena? Trägst du irgendetwas unter diesem Kleid?«

»Nicht viel. Nur ein paar Tropfen Chanel.« Sie schaute mit ihrem unschuldigsten Lächeln zu ihm auf. »Das liegt an dem Kleid, weißt du. In dem ist nur Platz für mich.«

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