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Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2,3, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Fachgebiet der tiergestützten Interventionen ist in Deutschland ein relativ junger Wissenschaftszweig, der sich in den Fachgebieten Ethologie, Psychologie, Medizin, Biologie und Pädagogik wieder findet. Die Verfasserin möchte anhand dieser Arbeit zeigen, welche Möglichkeiten tiergestützter Interventionen mit dem Hund für Menschen mit psychischen Störungen existieren und ob diese davon im Rahmen einer ressourcenorientierten Sozialtherapie profitieren können. In dieser Arbeit werden verschiedene Interventionsmöglichkeiten des Hundeeinsatzes in der Psychiatrie und Beispiele aus der Praxis sowie wissenschaftliche Studien dargestellt. Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten tiergestützter Interventionen mit dem Hund im Bereich der stationären und ambulanten Psychiatrie zu verschaffen. Daneben soll diese Arbeit einen kritischen Beitrag zum Diskurs über den noch jungen Bereich der tiergestützten Intervention leisten.
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Inhaltsverzeichnis
0. Vorwort
I. Einleitung
II.Der Einsatz von Hunden in der Psychiatrie - in Theorie und Praxis.
1. Psychiatrische Praxis
1.1 Was ist eine psychische Störung?
1.2 Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen
1.3 Soziale Arbeit in der Psychiatrie
2. Einführung in die Tiergestützte Arbeit
2.1 Differenzierung der tiergestützten Interventionsformen
2.2 Organisationsstruktur der tiergestützten Arbeit
2.3 Kritische Stimmen zum Thema Tiergestützte Interventionen
3. Aspekte der Hund - Mensch - Beziehung
3.1 Bindung - Beziehung - Kommunikation
3.2 Die Domestikation des Hundes
3.3 Bindung Hund - Mensch
3.4 Kommunikation Hund - Mensch
3.5 Der Hund in der Tiergestützten Arbeit
4. Risiken und Chancen des Hundeeinsatzes in der Psychiatrie
4.1 Chancen des Hundeeinsatzes
4.2 Risiken des Hundeeinsatzes
5. Tiergestützte Interventionen mit dem Hund in Einrichtungen der ambulanten und stationären Psychiatrie
5.1 Praxisbeispiele aus der stationären Psychiatrie
5.2 Praxisbeispiele aus der ambulanten Psychiatrie
III. Schlussbetrachtung
IV.Literaturverzeichnis
V. Anhang
1. Abbildungsverzeichnis
2. Fragebogen „Ein Stück Sonntag im Alltag“
3. Interview mit Dipl. Päd. Julia Heimann (ESSiA)
Mein Interesse am Themenbereich der tiergestützten Arbeit[1] im Allgemeinen und der tiergestützten Arbeit mit Hunden im Besonderen entwickelte sich vor ca. drei Jahren. Mir ist klar geworden, dass ich eine besondere Beziehung zu Tieren habe, die von anderen Menschen nicht immer nachvollzogen werden kann. Ich verzichte schon seit einigen Jahren aus moralischen, gesundheitlichen und ökologischen Gründen bei meiner Ernährung auf Tierprodukte und habe mich zum ersten Mal wissenschaftlich während meines Studiums der Soziologie an der Universität Hannover im Jahr 2003 mit der Mensch-TierBeziehung auseinandergesetzt.
Gegen Ende meines Studiums der Sozialpädagogik machte ich mir gelegentlich Gedanken über ein mögliches Thema meiner Diplomarbeit. Ich absolvierte meine Praktika im Bereich der Psychiatrie, in einem Übergangswohnheim für psychisch kranke Menschen beim Kölner Verein für Rehabilitation und in einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie in Niedersachsen. Daher war schnell klar, dass sich auch die Abschlussarbeit um diesen Arbeitsbereich drehen sollte. Ich hatte schon von der Arbeit mit Tieren, insbesondere der populären Reittherapie und der Delphintherapie gehört. Diese Formen tiergestützter Arbeit sind im Fachbereich der Heilpädagogik, also in der Arbeit mit Menschen mit geistigen oder körperlichen Besonderheiten anzusiedeln.
Im Wintersemester 05/06 besuchte ich das von Dr. Fitting-Dahlmann angebotene Seminar Tiergestützte Förderpädagogik, in dessen Verlauf ich mit zwei weiteren Kommilitoninnen ein kleines Projekt zum Einfluss der Reittherapie auf psychiatrische Patienten in den Rheinischen Kliniken Bedburg-Hau durchführte.
Das Thema Tiergestützte Therapie, bzw. Tiergestützte Pädagogik begegnete mir nun immer öfter und ich begann, mich intensiver damit zu beschäftigen. Im Mai 2007 nahm ich im Hinblick auf meine bevorstehende Diplomarbeit am Kongress Mensch und Tier. Tiere in Prävention und Therapie an der Humboldt-Universität in Berlin teil, der über aktuelle Forschungsberichte sowie Einsatzbereiche der Therapie mit Tieren informierte. Es kristallisierte sich heraus, dass mein spezifisches Interesse vor allem auf die Klientel Menschen mit psychischen Störungen und die Tiergestützte Arbeit mit Hunden fokussiert war. Im Jahr 2006 wurde ich auf den ambulanten Betreuungsdienst Ein Stück Sonntag im Alltag in Köln aufmerksam, der mit Hunden und unterschiedlichen Zielgruppenarbeitet. Ich bemühte mich um eine Hospitation und nahm an einer tiergestützten Intervention in einem Kölner Seniorenzentrum teil. Im Juli 2007 nahm ich eine Weiterbildung dieses Betreuungsdienstes mit dem Thema „Einführung in die Tiergestützte Aktivität mit Hunden und in die Persönliche Betreuung" wahr. Mein spezifisches Interesse im Zusammenhang mit dieser Arbeit liegt in den Auswirkungen für alle Beteiligten, Mensch und Tier.
Tiere werden in Deutschland schon seit geraumer Zeit in der Behandlung von Menschen mit speziellen Bedürfnissen eingesetzt. Die Bandbreite der eingesetzten Tiere ist dabei mindestens so umfassend wie die spezifischen Interventionen für unterschiedlichste Zielgruppen.
Das spezifische Interesse der Verfasserin liegt darin, anhand dieser Arbeit zu zeigen, welche Möglichkeiten tiergestützter Interventionen mit dem Hund für Menschen mit psychischen Störungen existieren und ob diese davon im Rahmen einer ressourcenorientierten[2] Sozialtherapie[3] profitieren können. Da diese Arbeit unter sozialpädagogischen, bzw. sozialarbeiterischen[4] Gesichtspunkten verfasst ist, gilt das Interesse der Wirksamkeit tiergestützter Interventionen hinsichtlich der Rehabilitation psychisch gestörter Menschen. Mit psychisch gestörten Menschen sind in diesem Rahmen vor allem jene gemeint, die aufgrund ihrer Krankheit und den damit verbundenen Folgen unter sozialer Isolation leiden und deren Rehabilitation dadurch erschwert ist, dabei handelt es sich vor allem um Menschen mit schizophrenen Psychosen oder Depressionen.
Das Fachgebiet der tiergestützten Interventionen ist in Deutschland ein noch junger Wissenschaftszweig, der sich in den Fachgebieten Ethologie, Psychologie, Medizin, Biologie und Pädagogik wieder findet. Von deutschsprachigen Wissenschaftlern sind bisher Veröffentlichungen aus den Fachgebieten von Verhaltensforschern (z.B. Dr. Carola Otterstedt, Prof. Dr. Dorit Feddersen-Petersen), Psychologen (Prof. Dr. Reinhold Bergler, Prof. Dr. Erhard Olbrich, Dr. Andrea Beetz etc.), (Heil-)Pädagogen (Dr. Andrea Vanek- Gullner), und Medizinern (z.B. Dr. Armin Claus, Dr. Andreas Schwarzkopf) erschienen. Sie untersuchten die Bereiche Mensch-Tier-Beziehung im Allgemeinen und spezifische Mensch-Tier-Interaktionen im Besonderen durch qualitative und quantitative Studien. Bei einem Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen fällt auf, dass die Forschungsarbeiten vor allem aus den naturwissenschaftlichen Fachgebieten Medizin, Biologie und Klinische Psychologie stammen. Zwar existieren auch geisteswissenschaftliche Studien zum Thema tiergestützte Interventionen, etwa aus Heil-, Sonder- oder Sozialpädagogik. Allerdings scheinen diese den geringeren Anteil der Studien auszumachen, obgleich sich in der Praxis viele Projekte pädagogischer Herkunft finden lassen.
Mit dieser Arbeit soll die Frage geklärt werden, ob und wie der Einsatz von Hunden im psychiatrischen Versorgungssystem in Bezug auf die Rehabilitation von Menschen mit psychischen Störungen wirksam sein kann. Hierfür werden verschiedene Interventionsmöglichkeiten und Beispiele aus der Praxis sowie wissenschaftliche Studien dargestellt.
In dieser Arbeit interessiert die Autorin unter sozialpädagogischen Bezügen ausdrücklich die spezifisch therapeutische Funktion des Tieres innerhalb eines professionellen Teams als sozialtherapeutische Maßnahme und nicht der alltägliche Umgang mit einem Heimtier[5] und dessen potentiell positive Wirkung auf den Menschen. Auch liegt das Interesse nicht im therapeutischen Einsatz des Hundes als medizinische oder psychotherapeutische Maßnahme, sondern als sozialpädagogische Maßnahme zur Rehabilitation. Für die Fachgebiete Sozialpädagogik und Soziale Arbeit ist das Thema daher von Interesse, da unter der Berücksichtigung gesellschaftskritischer Aspekte versucht wird zu klären, in wieweit sich eventuelle soziale Effekte des Hundeeinsatzes zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft von Menschen mit psychischen Störungen eignen. Die Autorin weist auf die potentielle Gefahr der Ausbeutung des Tieres hin und betont ausdrücklich, dass es sich bei der Arbeit mit dem Tier immer um Teamarbeit handelt und jede tiergestützte Intervention eine Beziehung zwischen dem jeweiligen Tier und dem professionell Tätigen unbedingte Voraussetzung ist.
Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten tiergestützter Interventionen mit dem Hund im Bereich der stationären und ambulanten Psychiatrie zu verschaffen. Daneben soll diese Arbeit einen kritischen Beitrag zum Diskurs über den noch jungen Bereich der tiergestützten Intervention leisten.
Bei der Bearbeitung meines Themas werde ich hermeneutisch vorgehen. Dafür wird der Leser von einem Kapitel zum nächsten dem Hauptthema dieser Arbeit näher gebracht. Beim Leser soll am Ende dieser Arbeit ein Bild entstanden sein, das durch das Verstehen der einzelnen Kapitel zu einem ganzheitlichen Verständnis der ganzen Thematik geführt hat.
Zunächst wird dem Leser im ersten Kapitel hinführend auf das Themengebiet der praktischen Psychiatrie das psychiatrische Versorgungssystem in Deutschland erläutert, um ihm eine Einleitung in das Hauptthema dieser Arbeit zu geben. Dafür wird zunächst definiert, worum es sich bei einer psychischen Störung handelt. Des Weiteren wird vorgestellt, wie psychische Störungen und davon betroffene Menschen behandelt werden, indem das ambulante und stationäre Versorgungssystem beschrieben wird. Im weiteren Verlauf wird der Blick auf die Soziale Arbeit in der Psychiatrie gelenkt.
Das zweite Kapitel führt in das Themengebiet der tiergestützten Arbeit im Allgemeinen ein. Zunächst werden die gebräuchlichen Begriffe definiert und differenziert. Im Anschluss daran wird die Organisationsstruktur der tiergestützten Arbeit in Deutschland mit ihren internationalen Bezügen dargestellt. Des Weiteren wird der Fachdiskurs innerhalb des Fachgebietes der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik diskutiert. Dem Leser soll durch dieses Kapitel ein Überblick über die Thematik der tiergestützten Interventionen zum besseren Verständnis des speziellen Tiereinsatzes mit dem Hund ermöglicht werden.
Im dritten Kapitel werden verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen Mensch und Hund angesprochen. Es werden zunächst die Voraussetzungen für die Möglichkeit von Bindungen zwischen Menschen und Tieren im Allgemeinen, sowie Mensch und Hund im Besonderen geklärt. Des Weiteren wird auf die Besonderheiten des Hundeeinsatzes eingegangen. Dieses Kapitel dient wie die ersten beiden der Hinführung auf das Thema des Hundeeinsatzes in psychiatrischen Einrichtungen.
Anschließend folgt im vierten Kapitel eine Abwägung der Chancen und Risiken eines Hundeeinsatzes für Mensch und Hund. Zunächst werden die potentiellen Vorteile des Hundeeinsatzes für den Menschen vorgestellt. Anschließend werden die potentiellen Gefahren für den Menschen und den Hund aufgezeigt. Nach Lektüre dieses Kapitels soll der Leser in die Lage versetzt worden sein, Nutzen und Schaden einer tiergestützten Intervention mit dem Hund in psychiatrischen Einrichtungen differenziert beurteilen zu können.
Abschließend wird im fünften Kapitel der Hund als Medium in der tiergestützten Arbeit mit psychisch kranken Menschen eingeführt. An dieser Stelle werden verschiedene Beispiele aus der Praxis präsentiert und kritisch bewertet.
Das letzte Kapitel dient der Veranschaulichung der Praxis und der Verknüpfung mit der Theorie.
Die Verfasserin weist darauf hin, dass der Gebrauch der maskulinen Schreibform lediglich aus Gründen der besseren Lesbarkeit erfolgt und keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts darstellt.
In diesem Kapitel soll dem Leser ein Überblick über das psychiatrische Versorgungssystem und die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten psychischer Störungen gegeben werden. Hierzu wird eingangs der Begriff der psychischen Störung anhand psychologischer und soziologischer Ansätze definiert. Im Anschluss daran wird anhand eines Schaubildes die psychiatrische Versorgungsstruktur veranschaulicht. Darauf folgend wird ein Bezug zur Sozialen Arbeit hergestellt und die Versorgungsstruktur kritisch analysiert.
Zunächst einmal ist zu sagen, dass es die Psychiatrie so nicht gibt, der Begriff kann mehrere Bedeutungen haben, welche in diesem Kapitel erläutert werden.
Die Psychiatrie als Teilgebiet der Medizin befasst sich mit Störungen des Erlebens und mit Veränderungen menschlichen Verhaltens. Die Psychopathologie ist die Wissenschaft von den krankhaften Veränderungen des Seelenlebens und bildet die wissenschaftliche Grundlage der Psychiatrie. (vgl. Häcker/Stapf 1998, S. 691) Charakteristisch für die Psychiatrie als medizinische Disziplin ist ihre Verortung zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, welche in den unterschiedlichen Wurzeln wie z.B. Neurobiochemie, Physiologie, Pharmakologie, bzw. Psychologie und Soziologie begründet ist. Das Ziel der Psychiatrie ist es, die Wahrnehmungs-, Erlebens- und Kontaktfähigkeit des Individuums wiederherzustellen, bzw. aufrechtzuerhalten. Aufgaben der Psychiatrie sind die Diagnostik, Therapie, Erforschung und Prävention psychischer Störungen. (vgl. Klosinski 2005, S. 1446)
Der Begriff Psychiatrie kann laut Margret Dörr (vgl. Dörr 2005, S. 12 f.) in drei unterschiedlichen Zusammenhängen betrachtet werden. Zunächst ist Psychiatrie ein Fachgebiet der Medizin und befasst sich mit Prävention, Diagnose, Intervention, und Erforschung mentaler Störungen. Ein Kritikpunkt an der medizinischen Disziplin Psychiatrie ist, dass sie versucht, das Phänomen „Krankheit" einseitig physiologisch zu erklären und zu behandeln ohne die subjektive Sichtweise und die sozialen Bezüge der Betroffenen zu berücksichtigen.
Des Weiteren sei die Psychiatrie als eine psychiatrische Klinik ein konkreter sozialer Ort. An diesem Ort wirken sowohl medizinische Theorie und Praxis zusammen. Die institutionalisierte Organisationsform Klinik habe zu einem großen Teil dazu beigetragen, dass sich die medizinische Disziplin Psychiatrie gesellschaftlich etabliert hat. (vgl. Dörr 2005, S. 12) Für Dörr ist die Psychiatrie eine der „[...] härtesten Formen manifester sozialer Kontrolle und institutioneller Verwahrung [...]“ (ebd.) in der sich Menschen befinden, die „[...] aus welchen Gründen auch immer, zu Adressaten klinisch-psychiatrischer Forschung und psychiatrischer Praxis geworden sind.“ (ebd.)
Ebenfalls ist Psychiatrie laut Dörr als eine soziale Institution zu sehen, die als Antwort auf soziale Fragen entstanden und damit ein Resultat des Zusammenwirkens von gesellschaftlichem Bedarf und gesellschaftlichen Ressourcen ist. Damit kann Psychiatrie „als gesellschaftliche Organisierung psychosozialen Leids“ (Dörr 2005, S. 13) betrachtet werden.
In diesem Abschnitt wird dem Leser der Begriff psychische Störung erläutert, indem verschiedene Definitionen des Begriffs vorgestellt werden. Der Begriff der psychischen Störung ist schwer zu definieren, da er je nach wissenschaftlichem Standpunkt als Krankheit, Normabweichung, Störung oder individuelle Bewältigungsmöglichkeit angesehen wird. Es existieren hier defizitorientierte Erklärungsansätze neben ressourcenorientierten Sichtweisen, die verändertes psychisches Erleben und Verhalten als Bewältigungsmöglichkeit für schwierige Lebenslagen ansehen.
Zimbardo und Gerrig (vgl. 1999, S.602 f) verwenden sieben Kriterien, um eine Verhaltensweise oder eine psychische Funktion als gestört zu bezeichnen:
1) Leiden oder Behinderung
Eine Person ist in ihren psychischen Funktionen so eingeschränkt, dass sie leidet und dadurch in ihrer Handlungsfähigkeit beschränkt ist.
2) Unangepasstheit
Eine Person gerät mit ihrem Verhalten in Konflikt mit den Zielen anderer Menschen oder den Bedürfnissen der Gemeinschaft.
3) Irrationalität
Eine Person handelt so, dass es auf andere Menschen nicht nachvollziehbar ist.
4) Unvorhersehbarkeit
Eine Person verhält sich von Situation zu Situation unberechenbar.
5) Unkonventionalität/statistische Seltenheit
Eine Person verhält sich sehr unüblich und verletzt soziale Regeln.
6) Unbehagen beim Beobachter
Eine Person ruft bei einer anderen Person das Gefühl von Bedrohung oder Beunruhigung hervor.
7) Verletzung der gesellschaftlichen Standards
Eine Person verletzt moralische Normen, also die Erwartungen Anderer, wie man sich verhalten sollte.
Der Psychiater und Professor für Psychiatrie Klaus Dörner definiert psychische Störungen phänomenologisch als „[...] psychische Erkrankungen, die grundsätzlich als allge- mein-menschliche Ausdrucksmöglichkeiten für bestimmte Problemsituationen [...]“ (Dörner et al. 2002, S.20) angesehen werden können.