Der Feind in meinem Kopf - Dr. Matthias Hammer - E-Book

Der Feind in meinem Kopf E-Book

Dr. Matthias Hammer

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Beschreibung

Schluss mit Selbstsabotage! In jedem Menschen sind zahlreiche innere Anteile aktiv und einige davon wirken wie echte Feinde: Sie treiben uns erbarmungslos an, kritisieren uns maßlos oder machen aus jeder Kleinigkeit eine Katastrophe. Andere schließen harmoniesüchtig faule Kompromisse oder lassen uns dringend nötige Aktivitäten immer wieder hinausschieben. Höchste Zeit, solche inneren Saboteure zu entlarven und den besten Umgang mit ihnen zu finden. Der liegt darin, sich diese Feinde im Kopf zu Freunden zu machen. Bewusstwerdungstechniken und Übungen machen es möglich und lassen die inneren Feinde verstummen.  Die vollständig überarbeitete Neuauflage des Longsellers, erweitert um das hoch aktuelle Thema Resilienz!

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Seitenzahl: 201

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Ariane Hug

Lektorat: Dr. Diane Zilliges

Bildredaktion: Simone Hoffmann

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, Anika Neudert

eBook-Herstellung: Teresa Klocker

ISBN 978-3-8338-9397-1

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Illustrationen: GU/Claudia Lieb

Fotos: Alamy; Ronny Schönebaum; Adobe Stock; iStockphoto; Fotolia.com/Abundzu

Syndication: www.seasons.agency

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Ein konstruktiver Umgang mit Feinden im Kopf schenkt Ihnen:

Klarheit über eingeschliffene Verhaltensmuster

die Führungsposition im eigenen Inneren

Selbstmitgefühl und erhöhte Achtsamkeit

Handwerkszeug für aufbauende Selbstgespräche

einen freundlichen Umgang mit sich selbst

neue Freunde – im eigenen Kopf

die Kraft, sich Lebenswünsche zu erfüllen

psychische Flexibilität sowie die Fähigkeit zu Resilienz

Vorwort

Können Sie sich daran erinnern, wie Sie das letzte Mal den Schlüssel verlegt oder den Rotwein auf Ihr Sofa geschüttet haben? Was haben Sie in diesen Momenten über sich selbst gedacht? Was haben Sie zu sich gesagt? Wie sind Sie mit sich umgegangen?

»Das ist ja mal wieder typisch! Das passiert aber auch nur dir. Du bist einfach so dämlich!« Haben Sie sich auf eine solche Art beschimpft?

Oft gehen wir mit uns selbst schlechter um als mit anderen Menschen. Unsere inneren Dialoge können sehr selbstkritisch und sogar bösartig werden. Sie bekommt niemand mit, deshalb gebrauchen wir dabei häufig Worte, die wir gegenüber einem anderen Menschen nie verwenden würden. Wir selbst aber hören sie – und können uns durch diese inneren Selbstgespräche das Leben zur Hölle machen.

Es ist, als ob wir einen Feind im Kopf tragen, der uns schlecht behandelt. Er tritt vor allem dann auf die Bildfläche, wenn in unserem Leben etwas schiefläuft und wir gestresst sind. Es können kleine alltägliche Versäumnisse und Fehlleistungen sein oder auch die großen Lebenspläne und wichtigen Entscheidungen, die irgendwie schiefgehen. Immer dann, wenn wir leiden, meldet er sich, der Feind im Kopf. Er fängt an, uns zu bewerten und uns Katastrophen auszumalen. Er treibt uns in die Überforderung oder bremst uns aus, sodass wir uns wie gelähmt fühlen. Nach außen gelingt es uns vielleicht noch, die Fassade zu wahren, innen aber fühlt es sich ganz anders an. Wir sind unzufrieden, gekränkt, müde und erschöpft.

In der Psychologie spricht man von Selbstsabotage. Der Feind im Kopf agiert wie ein Saboteur, der Schaden in unserem Leben anrichtet. Massive Selbstkritik ist häufig mit Grübeleien und depressiven Störungen verbunden. Zu viele Sorgen und Katastrophendenken führen zu Ängsten und Unsicherheiten. Vermeidung hindert uns daran, unser Leben zu leben, sie macht uns unzufrieden und kann längerfristig in die Depression oder Sucht führen.

Dieses Buch hilft Ihnen, Ihre selbstsabotierenden Muster zu erkennen und auf neue, konstruktive Weise damit umzugehen. Sie lernen nämlich, diese Feinde in wohlwollende Freunde und Unterstützer zu verwandeln. In einem zweiten Schritt geht es darum, Zugang zu Ihrer inneren Widerstandskraft und Ihren Energiequellen zu finden. Die innere Stärke in belastenden Zeiten wird auch Resilienz genannt. Es lohnt sich, diese innere Kraft zu entdecken und zu spüren. Unsere Energieräuber zu entmachten und wieder energievoll aus der eigenen inneren Kraft zu leben. Es ist wichtig, dass in diesen wackligen Zeiten nicht Kritiker & Co. den Logenplatz in unserm Ich-Erleben einnehmen. Dies ist vielleicht sogar wichtiger denn je. Wenn es im Außen instabiler wird, brauchen wir mehr Rückhalt und Stabilität in uns selbst, deshalb habe ich in dieser Ausgabe das Thema Resilienz aufgenommen und ergänzt. Resilienz statt Selbstsabotage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Sie können Zugang zu sieben Resilienz-Fähigkeiten, die in Ihnen schlummern, erlangen. Ich wünsche Ihnen, dass dieser rote Faden Sie zu ihren schöpferischen Kräften und Energieressourcen führt.

Ich lade Sie also ein auf einen Weg zu mehr Lebensfreude, Tatkraft und Zufriedenheit.

Ihr Matthias Hammer

Es lohnt sich! Lernen Sie, Ihre inneren Dämonen zu zähmen und zu verwandeln.

Sabotieren wir uns selbst?

Es ist so erstaunlich wie wahr: Unsere ernsthaftesten Feinde sind oft wir selbst. Wir kritisieren uns hart, beschimpfen uns zuweilen sogar und nutzen unsere Kraft für alles Mögliche, nur nicht für uns selbst. Doch indem wir das erkennen, können wir beginnen, anders mit uns umzugehen.

DAS PHÄNOMEN DER SELBSTSABOTAGE

Claudia sitzt im Chaos all der aus ihrem Schrank herausgerissenen Kleider. »Was soll ich nur anziehen? Ich fühle mich klein und dick.« Sie steht vor dem Spiegel, schaut sich an und findet sich hässlich. Eine Stimme in ihr sagt: »Du siehst beschissen aus.«

Kennen Sie solche Szenen? Momente, in denen die Selbstkritik überhandnimmt und Sie sich richtiggehend fertigmachen? Es fühlt sich so an, als ob Sie mit sich selbst sprechen. Und alles, was Sie in diesen Situationen zu sich sagen, scheint wahr zu sein. In solchen Momenten fühlen Sie sich genauso »besch…«, wie die innere Stimme es sagt. Claudia geht es oft so, vor einem Bewerbungsgespräch oder einem Fest, bei dem sie besonders gut aussehen will. Der innere Kritiker wird aktiv und tobt sich so richtig aus.

ALLZU MENSCHLICH

Für uns ist es meist besonders interessant, wenn wir ein selbstschädigendes Verhalten bei Prominenten entdecken. Eine ganze Medienindustrie lebt von den Fehltritten von VIPs und Sternchen. Sie stürzt sich genüsslich auf jede Panne, auf jeden Patzer, auf alles nicht Gelingende im Leben von Boris Becker und Co. Sie tut dies, weil sie weiß, dass sie mit diesen Schlagzeilen Leser gewinnt.

Natürlich geht es nicht nur Prominenten, Stars und Sternchen so, sondern letztlich uns allen: Es ist durchaus menschlich, etwas zu tun oder zu denken, das gegen die eigene Person gerichtet ist. »Warum war ich wieder einmal unfähig, Nein zu sagen?« oder »Wie konnte mir nur dieser schlimme Fehler passieren?« Diesen Sätzen gehen oft Handlungen voraus, die uns nichts als Ärger bringen.

PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN

Immer nur getrieben

Andrea ist 35 Jahre alt, hat zwei Töchter im Kindergartenalter und arbeitet halbtags bei der Stadtverwaltung. Ihr Mann ist Ingenieur. Als Andrea in die Beratung kam, sagte sie: »Ich habe fast alles erreicht, was ich wollte, und trotzdem fühle ich mich ständig getrieben und unzufrieden.« Ich bat sie, genauer zu erzählen, und sie machte eine Bestandsaufnahme: »Wenn ich zu Hause bin, habe ich so einen inneren Druck, immer etwas zu tun, aufräumen, Wäsche waschen …Wenn ich mal zur Ruhe kommen will, ist es, als wenn eine Stimme in mir all die unerledigten Aufgaben auflistet. Ich kann dann nicht ruhig sitzen bleiben. Diesen Druck habe ich auch am Arbeitsplatz. Das ist doch nicht normal, oder? Wenn ich so unausgeglichen bin, dann werde ich auch schnell ärgerlich auf die Kinder. Manchmal schreie ich sie an und dann bin ich noch unglücklicher und unzufriedener mit mir selbst.«

Vielleicht treiben Sie sich zu unerreichbarem Perfektionismus an oder stehen sich selbst im Weg. Das kann Alltägliches betreffen, wenn Sie unangenehme Aufgaben vor sich herschieben und unter Ihrem schlechten Gewissen fast zusammenbrechen. Es können aber auch größere Themen sein: Sie trauen sich nicht, sich auf Ihren Wunschjob zu bewerben oder sich von einem untreuen Partner zu trennen.

IST DA NOCH JEMAND IN IHNEN?

Es ist, als ob fremde Kräfte in uns wirken, die uns daran hindern, das Leben zu führen oder der Mensch zu sein, der wir eigentlich sein wollen. Es gibt sehr vielfältige Formen von Feinden im eigenen Kopf. Die alltäglichste und verbreitetste Form ist der innere Kritiker, der uns einredet, dass wir von den anderen abgelehnt werden und es so oder so nicht schaffen werden. Seine beißenden Kommentare verletzen und kränken und lösen Stress und negative Gefühle aus.

Selbstsabotage zeigt sich aber auch in vielfältigen Verhaltensweisen:

Vermeidung von emotional bedrohlichen Situationen wie Konflikten, dem Reden in der Öffentlichkeit, dem Äußern von Kritik, Wünschen oder einem Nein.Perfektionismus – nichts geht unter 150 Prozent.Übertriebener Arbeitseinsatz, ohne auf die eigenen Grenzen zu achten.Ein ausgeprägtes Kontroll- und Sicherheitsverhalten.Süchte der unterschiedlichsten Art.Rückzug und das Leben in Fantasiewelten.

Hinter solchen Verhaltensmustern stecken oft früh gelernte Überlebensstrategien. Häufig gelingt es uns nicht, diese an die Situationen und Herausforderungen unseres erwachsenen Lebens anzupassen. Wir sind jetzt Mutter, Vater, Selbstständiger oder Vorgesetzte – aber wir verhalten uns nach den Regeln, die man uns als Kind mitgegeben hat.

Viele früh erlernte Strategien engen uns ein. Wir suchen einseitig nach Lösungen für unsere Probleme.

PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN

Kräftezehrende Aufopferung

Martin berichtete mir in der Beratung, dass er oft das Gefühl habe, er dürfe anderen nicht zur Last fallen. Seine Mutter war schwer an Multipler Sklerose erkrankt und mit der Erziehung der Kinder völlig überfordert, sodass Martin als Ältester auf seine zwei Geschwister aufpassen musste. Bis heute folgt er der damaligen Anweisung: »Übernimm die Verantwortung für andere und falle niemandem zur Last.«Als Kind war es für ihn eine wichtige Überlebensstrategie, um weiter von der Mutter geliebt zu werden. Aber er hat sie so stark verinnerlicht, dass sie bis in die Gegenwart, bis in sein Erwachsenenleben hineinwirkt. Im Betrieb ist er der Erste, der Verantwortung übernimmt und eigene Bedürfnisse hintanstellt. Er ignoriert seine Grenzen, fühlt sich mittlerweile oft erschöpft, ausgebrannt und depressiv. Wir gaben der in ihm mächtigen inneren Stimme einen Namen: innerer Antreiber.

Hat jemand wie Martin im Beispiel > als achtjähriger Junge gelernt, immer die Verantwortung für andere zu übernehmen und eigene Bedürfnisse zurückzustellen, kann ihn das leicht in die völlige Selbstüberforderung und den Burn-out treiben. Viele der in der Kindheit gelernten Strategien verhindern anstehende Veränderungen und hemmen unseren persönlichen Reifungs- und Entwicklungsprozess. Aus Angst kleben wir an Gewohnheiten, Arbeitsplätzen oder Menschen, die uns eigentlich schaden.

VIEL KRITIK AN SICH SELBST

In unserer Kindheit haben wir auch gelernt, wie andere mit uns umgehen. Wenn wir von unseren Eltern wenig getröstet, aber permanent kritisiert und belehrt wurden, dann lernen wir, dass Selbstkritik ein nützliches Instrument ist. Wir übernehmen dieses Verhalten, wir verinnerlichen es und sind dann als Erwachsene ebenso kritisch zu uns selbst. Genauso wie wichtige Bezugspersonen mit uns umgingen, gehen wir heute mit uns selbst um.

Kinder, die sehr viel kritisiert werden, versuchen, möglichst keinen Anlass zur Kritik zu geben. Sie kritisieren sich selbst sehr hart, um keine Fehler mehr zu machen oder perfekt zu sein – und das bis ins Erwachsenenalter. Der innere Kritiker dient zunächst zum Schutz vor der harschen Kritik des Vaters oder der Mutter. Doch wenn wir uns selbst emotional kränken oder beleidigen, lösen wir Stressreaktionen aus. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass zu viel Selbstkritik ein erhöhtes Risiko für depressive Störungen bedeutet.

REFLEXION

Ihre »Überlebensstrategien«

Mit den folgenden Fragen kommen Sie den Strategien – ob sinnvoll oder lästig – auf die Spur, die Sie in problematischen Situationen anwenden. Wie reagieren Sie, wenn es in Ihrem Leben schwierig und belastend wird?

Ziehen Sie sich zurück und isolieren sich von den anderen?Malen Sie den sprichwörtlichen Teufel in Form von Katastrophenszenarien an die Wand?Beginnen Sie zu grübeln und sich ununterbrochen Sorgen zu machen, bis Sie kaum noch schlafen können?Stürzen Sie sich in Aktivitäten, die oft nichts besser machen?Oder reagieren Sie relativ gelassen?

REFLEXION

Wie gehen Sie mit sich selbst um?

Reflektieren Sie einmal über die inneren Dialoge, die Sie führen.

Wenn Sie sich selbst kritisieren, wie sprechen Sie dann mit sich? Freundlich oder hart, aggressiv oder respektvoll?Welche Worte benutzen Sie, wenn Sie sich selbst kritisieren? Auch Schimpfworte oder Beleidigungen?Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sich selbst kritisieren?Und hier eine spannende Frage als ersten Impuls für Menschen mit einem starken inneren Kritiker: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie auch in schwierigen Momenten freundlich und wertschätzend mit sich selbst umgehen würden?

FREI WERDEN VON INNEREN FEINDEN

Zweifellos, durch einen schlechten Umgang mit uns selbst sabotieren wir unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Viele Menschen behandeln andere extrem rücksichtsvoll und herzlich, sich selbst aber doch eher kalt und abwertend. Entwicklungspsychologische Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die von ihren Eltern geliebt wurden und eine sichere Bindung erfahren haben, als Erwachsene davon überzeugt sind, liebenswert zu sein und auf Unterstützung von anderen zählen zu können. Hat jemand als Kind diese Zuwendung nicht erfahren, erlebt er als Erwachsener viel mehr Unsicherheit und ist mit sich selbst weniger mitfühlend und freundlich.

REFLEXION

Anzeichen für innere Feinde

Die Feinde im Kopf haben viele Gesichter und bringen uns zu den unterschiedlichsten Verhaltensweisen. Beim einen zeigt sich die Selbstsabotage durch Rückzug und Vermeidung, beim anderen durch Selbstaufopferung und übermäßiges Arbeiten. Die folgenden Eigenheiten führen Sie schon näher an Ihre inneren Feinde heran. Reflektieren Sie am besten beim Lesen, inwieweit Sie sich in den Beschreibungen wiedererkennen.

Behandeln Sie sich wie einen Freund? Eine wertvolle Frage: »Was würden Sie einem Freund in Ihrer Situation raten? Wie würden Sie mit einem Freund in Ihrer Situation umgehen?« Gehen Sie mit sich selbst genauso um? Oder deutlich härter? Wenn Sie die Freundlichkeit sich selbst gegenüber verlieren, sind sabotierende Kräfte am Werk.Generalisieren Sie? Häufig sehen wir uns oder die Dinge in Schwarz oder Weiß, gut oder schlecht, alles oder nichts. Aus einer Kritik von einem Kunden wird: »Ich kann es meinen Kunden nicht recht machen!« Aus einer einzigen negativen Rückmeldung zu einem Fest stellt man das ganze Fest infrage. Die negativen Aspekte einer Situation werden herausgefiltert. Es gibt keine Graustufen mehr.Grübeln Sie? Verbringen Sie viel Zeit damit, über sich nachzugrübeln? Die Gedanken sind dann oft viel schlimmer als die Realität. Häufig sind es immer dieselben Gedanken. Als hielte man die Repeat-Taste im Kopf gedrückt. Wir denken an all die Probleme, ohne eines davon zu lösen.Behalten Sie die innere Distanz? Häufig reagieren wir mit Gefühlen, die stärker sind, als es der Situation angemessen wäre. Wir sehen alles wie durch eine Brille, die uns unser innerer Kritiker oder ein anderer Saboteur aufgesetzt hat. Wir glauben ihm, dass wir nichts wert sind und es nie schaffen werden. Es scheint die reine Wahrheit zu sein. Unsere Gedanken nehmen wir als Fakten. Wir können uns innerlich nicht mehr von dem Geschwätz in unserem Kopf distanzieren.Rutschen Sie ins Kind-Ich? Passiert es Ihnen, dass Sie sich nicht mehr wie eine erwachsene Person fühlen, sondern unterlegen, unwissend, unzulänglich? Klein wie ein Kind, das den Ansprüchen nicht genügen kann? In solchen Momenten lassen wir uns vom Chef maßregeln. Die Kritik erscheint uns gerechtfertigt und wir schaffen es nicht, souverän unsere Sicht der Dinge darzustellen. Oder wenn der Partner uns wenig beachtet, lassen wir ihn beleidigt unseren Trotz spüren.Wenden Sie starre Einstellungen und Regeln an? »Als Arbeiterkind muss man nicht studieren, als Frau darf man nicht wütend sein und als Selbstständiger sollte man ständig arbeiten.« Wir haben viele Regeln übernommen, die uns unbewusst bestimmen. Oft handelt es sich dabei um negative Grundeinstellungen gegenüber Freude, Spaß und positiven Gefühlen. Manche dieser Themen werden seit Generationen »vererbt«. Sie wirken unbewusst weiter, bestimmen unser Verhalten und engen uns ein. Wenn wir uns entspannen wollen, haben wir ein schlechtes Gewissen und wissen nicht, warum. Existieren unbewusste Genussverbote, leben wir freudlos vor uns hin. Wir spüren die Unangemessenheit dieser Regeln vielleicht sogar, aber wissen (noch) nicht, wie wir sie ändern können. Es bleibt eine diffuse Unzufriedenheit.Wird Ihr Verhalten rigide? Je gestresster wir uns fühlen, umso schwerer fällt es uns, flexibel zu reagieren. Uns gehen die Zwischentöne verloren, die Feinabstimmung fehlt und wir greifen auf rigide Verhaltensmuster zurück. Entweder Rückzug und Vermeidung oder Vollgas. Noch mehr arbeiten, noch schneller die Dinge erledigen, bis der Akku leer ist. Kompetenzen, die uns sonst zur Verfügung stehen, sind für uns in dieser Situation nicht zugänglich. Der Autopilot arbeitet.

RESILIENZ STATT SELBSTSABOTAGE

Die Entwicklungspsychologinnen Emmy Werner und Ruth Smith haben 700 Kinder, die in den 1950er-Jahren auf Hawaii geboren wurden, 40 Jahre lang untersucht und begleitet. Sie wollten herausfinden, welche Rolle ungünstige Lebensumstände auf die Entwicklung von Kindern haben. Ein Drittel dieser jungen Menschen, die in ihrer Kindheit Gewalt, Scheidung, Armut, Alkohol- und Drogenprobleme erfahren hatten, kamen als Erwachsene sehr gut im Leben zurecht. Sie hatten feste Jobs und verlässliche Beziehungen. Emmy Werner und Ruth Smith bezeichneten sie als resilient und begründeten damit die Resilienzforschung.

Resilienz bedeutet: Widerstandsfähig zu sein gegenüber Stress und Krisen, die eigenen inneren und äußeren Ressourcen zu nutzen, um flexibel und situationsangemessen zu reagieren, um daran nicht zu zerbrechen.

Man kann diese Fähigkeit mit der Weide vergleichen, die vom Wind gepeitscht wird und immer wieder zurückfedert und nicht entwurzelt wird. Oder mit einem Kind, das gerade laufen lernt. Nach jedem Hinfallen steht es wieder auf. Das sind Bilder und Metaphern für Resilienz.

Wenn wir uns mit unserer eigenen Widerstandskraft beschäftigen, geht es um folgende Fragen:

Welche inneren und äußeren Ressourcen können helfen, mit dieser Situation umzugehen?Was stärkt mich?Wie kann ich wieder Energie tanken?Welche Anteile behindern und sabotieren mich gerade? Welche Anteile helfen, mit mir und der Situation gut umzugehen?

Resilienz wird heute nicht mehr als eine statische Persönlichkeitseigenschaft verstanden, die man entweder hat oder eben nicht. Resilienz ist eine tief sitzende Kraft, Fähigkeit und Lebensenergie in uns, die wir intensiv spüren und erleben können. Von jedem Organismus wird gefordert, bewusst, dynamisch und flexibel auf die Anforderungen des Lebens zu antworten. Die Evolution hat uns mit verschiedenen Resilienz-Fähigkeiten und Ressourcen ausgestattet. Mir ist auch klar, dass es Lebenssituationen gibt, in denen wir sehr schlechte Karten auf der Hand haben und trotzdem weiterspielen müssen. Wir sollten in diesen Situationen nicht unserem inneren Kritiker oder Katastrophisierer glauben. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir schlechte Karten bekommen haben, wir sollten versuchen, das Beste daraus zu machen.

Resilienz wird als ein dynamischer, lebenslanger Lernprozess verstanden, in dem wir flexibel mit Situationen und Belastungen umgehen, in dem wir lernen, gut für uns zu sorgen, sodass wir uns nach belastenden Phasen wieder erholen und regenerieren können, in dem wir sinnhaft unser Leben gestalten trotz Anforderungen und manchen Einschränkungen.

Sie können in jeder Phase Ihres Lebens Zugang zu diesen Kräften und Energien finden, die in Ihnen schlummern. Wenn Sie sich gerade nicht wohlfühlen oder krank sind, ist es besonders wichtig und wenn es Ihnen gerade gut geht, ist es vorausschauend und stärkt Ihr Wohlbefinden.

In den nachfolgenden Abschnitten werden wir verschiedene Resilienz-Fähigkeiten herausarbeiten und kennzeichnen, die für uns nützlich sind, um mit unserer eigenen inneren Kraft in Verbindung zu sein.

Die verschiedenen Resilienz-Fähigkeiten durchziehen dieses Buch wie ein roter Faden. Ich werde die einzelnen Faktoren markieren und unterstreichen. Diese verschiedenen Faktoren bewirken, dass wir in diesem Lernprozess gestärkt werden. Es ist hilfreich und wichtig, diese verschiedenen Strategien bewusst im Alltag zu nutzen.

Ich werde jede Resilienz-Fähigkeit mit einer Übung verbinden. Seien Sie offen zu experimentieren, durch die Offenheit bemerken Sie, was Ihnen Kraft und Energie schenkt.

WER BIN ICH UND WENN JA, WIE VIELE?

Stellen Sie sich vor, Sie sind zu einer kleinen Party eingeladen. Ein Teil von Ihnen würde gern hingehen, um alte Freunde zu treffen und sich endlich mal wieder zwanglos zu unterhalten. Ein anderer Teil ist zögerlich, da genau in dieser Woche bereits ein Termin den anderen jagt und Ihnen bereits alles zu viel zu werden droht. Sie fühlen sich hin- und hergerissen und wissen nicht, was Sie machen sollen. Und irgendwann meldet sich ein weiterer Teil, nämlich Ihr schlechtes Gewissen, das sagt: »Stell dich doch nicht so an, du musst deinen Freunden endlich Bescheid geben, ob du nun kommst oder nicht.«

VIELE SEELEN IN EINER BRUST

In der Psychologie gibt es viele Vorstellungen und Theorien darüber, dass unser Seelenleben von unterschiedlichen Anteilen bestimmt wird. Bereits Sigmund Freud unterteilte die menschliche Seele in Es, Ich und Über-Ich. Der Gesprächspsychotherapeut Friedemann Schulz von Thun spricht von einem »inneren Team« und der Familientherapeut Richard Schwartz von einer »inneren Familie«, die unser Seelenleben bestimmt. Fakt ist: Unser alltägliches Denken und Handeln wird von verschiedenen inneren Anteilen bestimmt.

Wir können sie entdecken, indem wir unsere Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmen. Wenn Sie Sätze wie diese zu sich sagen: »Mach hin! Beeil dich!«, dann spricht da gerade Ihr innerer Antreiber. Vielleicht bemerken Sie auch eine Stimme, die gern so etwas sagt wie: »Wenn du so dick bist, wird dich nie jemand mögen!« Das wäre der innere Kritiker. Er kann in einzelnen Situationen auftreten oder fortwährend Ihr Leben begleiten.

Natürlich gibt es eine Menge angenehmer innerer Anteile. Aber in diesem Buch möchte ich auf die Anteile eingehen, die uns das Leben unnötig schwer machen. Sie werden dabei viele Möglichkeiten kennenlernen, dieses seelische Leid deutlich zu reduzieren.

Das Wirksame an der Idee der inneren Anteile besteht darin, dass wir die Fähigkeit, uns in andere hineinzuversetzen, für uns selbst gebrauchen. Normalerweise nutzen wir Empathie und kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit anderen. Sie werden in diesem Buch erfahren, wie Sie diese Qualitäten auf sich selbst und die einzelnen inneren Anteile beziehen können. Sie lernen diese inneren Anteile kennen und verstehen – so wie andere Personen, die Sie anfangs vielleicht nicht mögen, die Ihnen mit der Zeit aber sympathischer werden. Klingt noch nicht vorstellbar? Das mag anfangs so sein – doch es ist der beste Weg zu mehr Zufriedenheit und ungebremster Kraft. Wenn Sie Verständnis für Ihre inneren Anteile entwickeln, können Sie besser nachvollziehen, warum sie sich auf ihre Weise verhalten, und nach und nach darauf Einfluss nehmen.

Mitbewohner im eigenen Kopf?

Oft werde ich von meinen Klienten gefragt, ob es den inneren Kritiker wirklich gibt. Ja und nein. Natürlich gibt es nicht ein kleines Männchen oder Frauchen in uns, das mit erhobenem Zeigefinger mit uns schimpft. Es handelt sich vielmehr um einen Ansatz, mit dem wir versuchen, das psychische Geschehen besser zu verstehen und uns automatisch ablaufende psychische Prozesse bewusst zu machen. Wir stellen uns diese innere Stimme, Impulse und Erlebensmuster daher als Anteile unserer Persönlichkeit vor, wie innere Personen mit sehr unterschiedlichen Funktionen, Absichten, Gefühlen, Bedürfnissen und Strategien und einer je eigenen Entstehungsgeschichte.

PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN

Die innere Schutzmauer

Sandra erzählte vor drei Jahren unter Tränen, dass sich ihr Freund völlig überraschend von ihr getrennt habe. So etwas habe sie noch nie erlebt, immer sei bislang sie es gewesen, die die Partner verlassen habe. Sie wisse gar nicht, wie sie damit umgehen solle … Sandra ist heute immer noch Single und sagt: »In mir ist so eine Seite, die mich bremst, mich auf eine neue Partnerschaft einzulassen. Ich glaube, ich habe Angst, noch einmal so verletzt zu werden.«