Der fingerkleine Kobold - Elke Nagel - E-Book
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Der fingerkleine Kobold E-Book

Elke Nagel

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Beschreibung

Zwei kleine Geschichten für das Erstlesealter oder zum Vorlesen: „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ — eine Gute-Nacht-Geschichte, und „Der fingerkleine Kobold“ — eine Geschichte über einen kleinen Jungen, der sich einen Kobold erschafft, den nur er selbst sehen kann, von dem er niemanden erzählen darf und mit dessen Hilfe er versucht, alle seine Probleme zu bewältigen. Ein Buch aus der Reihe "Die kleinen Trompeterbücher" des Kinderbuchverlages Berlin von 1978. LESEPROBE: Es meldete sich niemand mehr. „Dann wollen wir uns noch ein wenig darüber unterhalten“, sagte Frau Becker. „Warum ... Nanu, Christoph, ich habe meine Frage doch noch gar nicht ausgesprochen?“ Christoph hatte sich gemeldet. „Mir hat die Geschichte aber gar nicht gefallen“, sagte er. „Ich habe fast nichts verstanden. Ich fand sie schrecklich langweilig." Ein paar Sekunden herrschte völlige Stille im Klassenraum. Alle Kinder sahen erstaunt den Christoph Rose an. Frau Becker sah erstaunt den Christoph Rose an. Und der Kobold Strups sah den Christoph Rose an, aber nicht erstaunt, sondern zufrieden. „Wieso denn langweilig, Christoph", fragte schließlich Frau Becker, „Dieter hat uns doch eben erklärt, dass man aus der Geschichte viel lernen kann, und wir werden uns jetzt noch genau über alles unterhalten dann wirst du es auch verstehen.“ „Aber das meiste muss man doch gleich selber verstehen", sagte Christoph, „sonst ist es langweilig. Und in der Geschichte passiert gar nichts. Und es kommen immer solche komischen Wörter vor. Und sicher findet Dieter die Geschichte eigentlich auch langweilig. Und Simone auch." „Na?", fragte Frau Becker die beiden. „Ja", sagte Simone, „eigentlich ja." „Hm", :sagte Dieter, „das ist schon nicht ganz falsch, was der Christoph gesagt hat; Obwohl — es passiert schon was — das mit dem Ofenmauern, nicht? Und einen Preis kriegt er auch, dieser Mann, aber sonst, na ja." „Ach was", rief Christoph, obwohl er sich nicht gemeldet hatte und nicht aufgerufen war. „Man kann sich nichts vorstellen, man sieht bloß lauter lange, komische Sätze. Das ist doch gar keine richtige Geschichte!" „Christoph", sagte Frau Becker streng, „wir rufen nicht in die Klasse. Und jetzt Schluss mit dem Gerede, wir lesen das Lesestück noch einmal, übrigens, Simone und Dieter, warum habt ihr eigentlich zuerst gesagt, es habe euch gefallen, und nun meint ihr das Gegenteil? Simone!"

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Seitenzahl: 46

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Impressum

Elke Nagel (Willkomm)

Der fingerkleine Kobold

ISBN 978-3-86394-276-2 (E-Book)

"Der fingerkleine Kobold" erschien erstmals 1978 als Band 130 in der Reihe "Die kleinen Trompeterbücher" des Kinderbuchverlages Berlin. Die Erzählung „Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“ wurde dem Buch „Der blaue Schmetterling. Gute-Nacht-Geschichten“, DER KINDERBUCHVERLAG BERLIN 1979, S. 37 – 40 entnommen.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

© 2013 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Der fingerkleine Kobold

ALS ERSTES: IRGEND ETWAS STIMMT NICHT

An einem Montagabend im April sagte Frau Rose: „Irgendetwas stimmt mit Christoph nicht."

Sie sagte es vor dem Fernsehapparat, und sie sagte es eigentlich auch zu dem Fernsehapparat, denn Herr Rose, Christophs Vater, war eingeschlafen. Im Sessel. Vor dem Fernseher.

Vielleicht hatte er nicht sehr fest geschlafen, denn als Frau Rose den Satz gesagt hatte, hob er plötzlich den Kopf, rieb sich die Augen und murmelte: „Hä? Hä? Hä?“

Christophs Vater sagte immer alle kurzen Wörter dreimal, damit sie sich länger anhörten.

Nun musste Frau Rose den Satz wiederholen. Christophs Vater fragte: „Wieso?", und gähnte.

Christophs Mutter sagte: „Er träumt mit offenen Augen, seine Zensuren werden immer schlechter, und ich glaube, er lügt manchmal."

Christophs Vater sagte ganz schnell hintereinander: „So? So? So?" Dann schlief er wieder ein.

Die Mutter seufzte. Sie war auch sehr müde. Sie hatte heute viele Stunden in der Bücherei gestanden. Christophs Mutter war Bibliothekarin in einem sehr großen Betrieb. Der Betrieb war so groß wie eine kleine Stadt, und es wurden in ihm Tuche hergestellt, bunte und einfarbige, dicke und dünne. Der Betrieb hatte noch Schwesterbetriebe in anderen Städten, zusammen waren sie eine Familie, die man Kombinat nannte. Der Direktor des Kombinats hieß Herr Rose und war Christophs Vater.

„Vati muss doch den ganzen Betrieb im Kopf haben", sagte Frau Rose manchmal zu Christoph, wenn der sich beklagte, sein Vati habe nie und nie ein bisschen Zeit für ihn. Aber Christoph glaubte nicht, dass sein Vater den ganzen Betrieb im Kopf hatte. Er wusste genau, wie der Betrieb aussah, wie unglaublich groß er war. Und er kannte Vatis Kopf. Sie muss sich bessere Ausreden überlegen, dachte er.

Nachdem Frau Rose geseufzt hatte, stand sie auf und drehte den Knopf des Fernsehers nach links. Da wurde es ruhig im Zimmer, und man konnte hören, wie Herr Rose schnarchte. Frau Rose stieß ihn an und sagte: „Komm schlafen." Sie sagte nicht noch einmal: Irgendetwas stimmt mit Christoph nicht. Sie nahm sich vor, am nächsten Tag mit Christophs Lehrerin zu sprechen.

Christophs Lehrerin, Frau Becker, dachte an diesem Abend auch an Christoph. Das kam dadurch, dass sie vor dem Fernseher saß und mit einem Auge auf den Film, mit dem anderen auf Christophs Mathematikarbeit starrte. In Christophs Arbeitsheft sah es ziemlich rot aus. Frau Becker schrieb eine rote Vier unter die Arbeit. Dann seufzte sie, vielleicht zur gleichen Zeit wie Christophs Mutter, aber drei Straßenbahnhaltestellen entfernt und drei Treppen höher. Sie murmelte vor sich hin: „Was war das in der ersten Klasse für ein guter Schüler!"

Das stimmte. Christoph hatte in der ersten Klasse nicht eine einzige Vier bekommen. Mit den Dreien freundete er sich auch erst in der zweiten Klasse an. Waren in der dritten Klasse nun die Vieren an der Reihe?

ALS ZWEITES: SO GEHT DAS NICHT WEITER

„Ist er denn in gar keinem Fach mehr gut?". fragte Frau Rose erschrocken. Sie stand mit Frau Becker im leeren Klassenzimmer, es war große Pause. Das war am Dienstag. Neun Uhr.

„Doch", sagte Frau Becker, „im Lesen und im Nacherzählen, vor allem, wenn es sich um Märchen handelt, ist er der Allerbeste! Er kennt ja so viele Märchen wie kein anderes Kind. Ehrlich gesagt — mehr als ich selbst! Aber bei allen anderen Sachen, da träumt er nur, er vergisst auch oft seine Hausaufgaben, und er hat immer Ausreden, ich glaube, er schwindelt manchmal."

„Ja", sagte Frau Rose, „ich habe das auch schon bemerkt. Ich habe so wenig Zeit für ihn. Und mein Mann — der hat überhaupt keine Zeit, der hat diesen großen Betrieb im Kopf, nicht wahr!"

Frau Becker wunderte sich gar nicht darüber, dass in Herrn Roses Kopf so ein Betrieb Platz hatte. „Christoph liest zu viele Märchen", sagte Frau Becker, „Sie müssen da einen Riegel vorschieben, Frau Rose, so geht das nicht weiter."

„So geht das nicht weiter!", sagte Frau Rose zu Herrn Rose.

Das war am Dienstagabend. Zwanzig Uhr.

Herr Rose ließ sich alles genau erzählen. „Nanu, er schwindelt?", wunderte er sich. „Ich denke, er hat sogar zu seiner Lehrerin gesagt, die Schule sei ihm zu laut und zu langweilig? Ist das nicht ein Zeichen für allergrößte, für unvernünftig große Ehrlichkeit?“

„Aber das war doch schon in der ersten Klasse", sagte Frau Rose. „Und er hat einen Eintrag dafür bekommen. Und du hast ihm gesagt, er habe selber schuld. Man sagt nicht alles, was man denkt, hast du gesagt."

„Ja? Ja? Ja?“, sagte Herr Rose schnell hintereinander. Dann machte er: „Hm, hm, hm." Und dachte lange nach. Schließlich fragte er: „Was hat er denn geschwindelt?"

Die Mutter zählte auf: „Die Hausaufgaben in Mathe konnte er einmal nicht anfertigen, weil die Katze sein Mathematikbuch fortgetragen hatte und er es erst am nächsten Morgen wiederfand, ein anderes Mal, weil er Kopfschmerzen und hohes Fieber hatte, ein drittes Mal, weil er mit seiner Mutter den ganzen Nachmittag lang einkaufen musste. Von alldem stimmt nichts, gar nichts!“, rief Frau Rose. „Wenn er eine Frage nicht beantworten kann, weil er nicht aufgepasst hat, findet er immer wieder andere Ausreden: Einmal saß ein seltsamer, silbergoldener Vogel auf dem Fensterbrett, ein anderes Mal flogen gerade sieben Schwäne vorbei mit Goldkronen auf den Köpfen, ein drittes Mal hat er ganz deutlich eine Hexe durchs Fenster schauen sehen.“

„Ach, ach, ach", sagte Herr Rose erschrocken.

„Er liest zu viele Märchen“, sagte Frau Rose. „Wir müssen da einen Riegel vorschieben."