Der Fluch der Gräfin - Ein Romantic-Mystery-Roman: Band 1 - Corina Bomann - E-Book
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Der Fluch der Gräfin - Ein Romantic-Mystery-Roman: Band 1 E-Book

Corina Bomann

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Beschreibung

Lüfte das Geheimnis – oder stirb! Mystery-Spannung von Bestsellerautorin Corina Bomann: „Der Fluch der Gräfin“ jetzt als eBook bei dotbooks. Was verbirgt sich in den Schatten der Vergangenheit? 400 Jahre ist es her, seit die schöne Gräfin von Ahlsfeld unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Heute erinnert nur noch eine alte Schauergeschichte an sie, der niemand viel Beachtung schenkt – bis eine Gruppe Studentinnen in das Schloss der Familie kommt, um an einem Kunstwettbewerb teilzunehmen. Unter den jungen Frauen ist auch Lena, die noch nie an Übersinnliches geglaubt hat. Doch auf einmal hat sie merkwürdige Visionen, hört geisterhafte Stimmen – und findet sich in einem Albtraum wieder, der tödliche Realität zu werden droht! Mit Bestsellern wie „Die Schmetterlingsinsel“ und „Der Mondscheingarten“ hat Corina Bomann die Herzen ihrer Leserinnen erobert – nun zeigt sie mit diesem Mystery-Roman eine ganz andere, unerwartete Seite ihres Talents. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Der Fluch der Gräfin“ von Corina Bomann. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 147

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Über dieses Buch:

Was verbirgt sich in den Schatten der Vergangenheit? 400 Jahre ist es her, seit die schöne Gräfin von Ahlsfeld unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Heute erinnert nur noch eine alte Schauergeschichte an sie, der niemand viel Beachtung schenkt – bis eine Gruppe Studentinnen in das Schloss der Familie kommt, um an einem Kunstwettbewerb teilzunehmen. Unter den jungen Frauen ist auch Lena, die noch nie an Übersinnliches geglaubt hat. Doch auf einmal hat sie merkwürdige Visionen, hört geisterhafte Stimmen – und findet sich in einem Albtraum wieder, der tödliche Realität zu werden droht!

Über die Autorin:

Corina Bomann, geboren 1974, wuchs in Parchim auf, einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern; heute lebt sie in Berlin. Sie schrieb bereits zahlreiche erfolgreich Jugendbücher und historische Romane, bevor ihr mit dem Buch Die Schmetterlingsinsel, das wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand, der ganz große Durchbruch gelang.

Bei dotbooks veröffentlicht Corina Bomann eBooks, die eine ganz andere Seite ihrer Kreativität zeigen – Mystery- und Horror-Romane, die zu Beginn ihrer Karriere entstanden und die sie für die Neuausgabe überarbeitet hat: Elixier der Nacht, Das Verlangen des Dämons, Die Geliebte des Teufelsritters, Die Zärtlichkeit des Bösen, Das Flüstern der Verdammnis und Die Verlockungen der Dunkelheit.

Die Website der Autorin: www.corina-bomann-buecher.de

Die Autorin im Internet: https://www.facebook.com/corina.bomann

***

Überarbeitete eBook-Neuausgabe August 2016

Die ursprüngliche Fassung erschien 2000 unter dem Titel Die Teufelslaterne als BASTEI Mitternachts-Roman.

Copyright © der Originalausgabe 2000 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der überarbeiteten und mit einem Nachwort versehenen Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Katielittle und shutterstock/Polina Katritch

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-666-6

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Corina Bomann

Der Fluch der Gräfin

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

»He, Leute, kennt ihr schon die Geschichte von dem Mord an der Gräfin von Ahlsfeld?«

Die laute Stimme des rothaarigen Mädchens, das im Bus hinter ihr saß, schreckte Lena Arden aus dem Schlaf. Die Kunststudentin war auf der schon drei Stunden dauernden Fahrt eingenickt, doch bei der Ankündigung der gruseligen Geschichte wurde sie sofort wach. Na, mal sehen, worum es da geht, dachte sich die junge Frau, die mit ihren Kommilitonen auf ebendiesem Schloss Ahlsfeld an einem Kunstwettbewerb teilnehmen würde. Und während sie durchs Fenster den bleichen Mond beobachtete, lauschte sie gespannt dem Vortrag.

»Es geschah in einer eisigen Winternacht«, begann die Rothaarige ihre Geschichte, und augenblicklich wurde es still im Bus. »Elena von Ahlsfeld war ganz allein in ihrem Schloss und wartete auf die Rückkehr ihres Mannes, der geschäftlich in der Stadt weilte. Sie stand am Fenster und schaute auf die feinen Eiskristalle, die wie Geisterfinger an die Scheiben klopften …«

Plötzlich schienen die Worte zu verschwimmen. Lena Arden hörte sie nur noch aus weiter Ferne und wurde von einem Schwindel erfasst. O mein Gott, was ist das bloß?, dachte sie. Als sie eine leichte Übelkeit überkam, schloss sie die Augen. Es war, als gleite sie in einen reißenden Strudel, der sie aus dem Bus heraus an einen anderen Ort und in eine andere Zeit zog. Und als das Gefühl, dass sich alles um sie herum drehte, endlich nachließ, tauchte plötzlich ein Bild vor ihr auf: Es war die Nacht, in der Elena von Ahlsfeld ihr Leben verlor …

Sie hörte den Wind um das Schloss heulen und sah eine blonde Frau an einem Fenster stehen. Arglos schaute sie durch die mit Eisblumen bedeckte Scheibe, in die sie ein kleines Sichtloch gerieben hatte. Sie ahnte nicht, wie nahe sie dem Tod war. Und als die Standuhr zwölf schlug, tauchte er hinter ihr auf …

Ein Mann betrat den Raum. Sie hörte ihn nicht, das metallische Geräusch des Uhrwerks verschluckte seine Schritte. Erst als er ihr ganz nahe war, hörte die Gräfin eine Diele hinter sich knarren. Erschrocken wandte sie sich um und erkannte ihren Ehemann. Doch er war nicht mehr der Mann, den sie gekannt und geliebt hatte: Er war zu einer mordlustigen Bestie geworden. In einer Hand hielt er einen langen Dolch, in der anderen eine Laterne, in der seltsamerweise keine weiße, sondern eine grüne Flamme brannte. Das Licht strahlte etwas abgrundtief Böses aus, eine teuflische Macht, die den Mann völlig beherrschte. Es gab für ihn nur ein Ziel: seine Frau zu töten! Er riss den Dolch hoch, die Klinge blitzte auf im grünen Schein der Lampe… und dann stach er zu!

»Nein!«, schrie Lena entsetzt. Plötzlich verschwand die Vision, und sie fand sich im Bus wieder. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie sich um und bemerkte, dass die anderen sie irritiert anstarrten.

»Was ist mit dir?«, fragte ihre Studienkollegin Christin Maurer, die neben ihr saß. Lena fasste sich an die schweißüberzogene Stirn und schüttelte den Kopf. »Nichts«, antwortete sie, atmete tief durch und schaute sich dann zu der Erzählerin um, die sie ebenfalls erschrocken anstarrte. »Bitte entschuldige, wenn ich dich unterbrochen habe. Ich habe mir deine Geschichte so intensiv vorgestellt, dass ich … Ach, erzähl bitte weiter!«

»Schon gut.« Die Rothaarige nickte und fuhr dann fort: »Kaum hatte er die Bluttat vollbracht, wich die dämonische Besessenheit vom Grafen. Und als er sah, was er getan hatte, nahm er sich noch am selben Tag das Leben. Doch die Laterne des Teufels soll es noch immer geben. Und mit ihr den Dämon, der Besitz vom Grafen ergriffen und ihn zu einem mordenden Ungeheuer gemacht hat.«

Als die Geschichte zu Ende war, herrschte für einen Moment beklommene Stille im Bus. Doch nicht für lange. Ein Mädchen rief schließlich: »Wegen so einem Quatsch werde ich heute Nacht nicht schlafen können. Hättest Horrorautorin werden sollen.« Die Worte waren wie Wasser, das man auf ein loderndes Feuer goss. Augenblicklich fiel die Spannung, die sich durch die Geschichte aufgebaut hatte, in sich zusammen, und alle Reisenden schienen sie schnell zu vergessen. Bis auf Lena. Sie hoffte, dass niemand ein Gespräch mit ihr anfing, denn zu deutlich standen ihr die Bilder der Vision noch vor Augen. Die Laterne des Teufels soll es noch immer geben. Und mit ihr den Dämon, der Besitz vom Grafen ergriffen hat…

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie ruckartig zur Seite geworfen, ebenso wie ihre Sitznachbarin und alle anderen im Bus. Der Fahrer hatte plötzlich abgebremst und das Steuer herumgerissen. Zuerst dachte Lena, dass er einem über die Straße huschenden Wild hatte ausweichen wollen, dann erkannte sie, dass neben ihnen das alte Schloss aufgetaucht war. Und dass der Fahrer beinahe vergessen hatte abzubiegen.

»He, was ist denn nun los?«, fragte einer der männlichen Studenten und beschwerte sich, genauso wie einige andere, über den Fahrstil des Busfahrers. Auch Christin Maurer murrte, doch Lena hörte gar nicht hin.

Sicher hat auch er die Geschichte mitbekommen, und nun spukt sie ihm im Kopf herum, dachte sie, während sie es sich auf ihrem Platz noch mal gemütlich machte und aus dem Fenster schaute.

Inzwischen passierte der Bus die Toreinfahrt, die auf das Gelände des Schlosses führte. Das Gebäude selbst stand gut 300 Meter entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Schon von weitem konnte man seine weißen, von Efeu umrankten Mauern sehen.

Fasziniert betrachtete Lena das Schloss. Laut der Beschreibung, die sie im Zuge des Kunstwettbewerbs erhalten hatte, befand es sich inmitten einer wildromantischen Parklandschaft. Davon war in der Dunkelheit leider nicht viel zu sehen. Doch schon beim Anblick der kahlen Bäume, in denen der Mond wie ein aufgespießtes Glühwürmchen hing, lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken.

Die junge Malerin hatte eine Schwäche für verwunschene Szenerien, und dementsprechend beherrschten diese auch ihre Bilder. Vielleicht sollte ich meine Vision für die Wettbewerbsarbeit nutzen, überlegte sie. Das alte Schloss, der Park und dazu noch diese Gruselgeschichte bieten sich für ein Bild doch geradezu an.

In diese Gedanken hinein tönte eine Stimme durch den Bus, der inzwischen zum Stehen gekommen war. Diesmal war es Conny Beier, die Betreuerin der Studententruppe, eine Frau Mitte 30 mit brauner Kurzhaarfrisur und einem langen Kostüm, in dem sie wie eine Gouvernante aus dem vorigen Jahrhundert aussah. »So, meine Herrschaften, wir sind da«, rief sie unternehmungslustig und klatschte in die Hände, als müsse sie eine Horde kleiner Kinder zusammenrufen. »Wir treffen uns in fünf Minuten in der Eingangshalle. Dort bekommen Sie Ihre Zimmerschlüssel und erfahren auch gleich, mit wem Sie das Zimmer teilen.«

»Hoffentlich stecken die uns nicht mit der Märchentante hinter uns zusammen«, raunte Christin, erhob sich und holte ihr Gepäck hervor. »Noch ein paar von ihren Geschichten, und ich kriege tatsächlich noch Alpträume.«

»Meinst du, dass da was dran ist?«, fragte Lena, während sie ihre Reisetasche aus dem Gepäckfach nahm.

»An der Spukgeschichte?« Christin schüttelte den Kopf. »Nein. Hast du etwa Angst bekommen?«

»Ich? Nein, was denkst du von mir?«, wehrte Lena ab, doch die Geschichte bereitete ihr mehr Unbehagen, als sie zugeben wollte. Aber sie wollte vor ihrer Freundin nicht als Angsthase dastehen. Sie sagte nichts mehr zu dem Thema und folgte Christin aus dem Bus.

Kaum hatte sie den Schlosshof betreten, überkam sie ein merkwürdiges Gefühl. Eine eiskalte Hand schien sie zu berühren, und als sie zu dem hoch aufragenden Schloss aufschaute, sah sie in einem der unbeleuchteten Türme ein Licht. Ein ungesundes grünes Licht, das in den Turmfenstern umherwanderte.

Lena hielt für einen Moment den Atem an. Ist so etwas möglich?, fragte sie sich und spürte, wie ihr Puls hochschnellte. Vielleicht stimmte es ja, und der Dämon ging hier immer noch um. Sie kniff die Augen zusammen und schaute noch einmal nach oben. Jetzt war das Licht verschwunden. Sicher war es nur eine Spiegelung des Mondlichts gewesen. Aber ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Magengegend sagte ihr, dass es etwas anderes war. Etwas, das mit der Geschichte zu tun hatte, die sie so sehr in den Bann geschlagen hatte.

Kapitel 2

Innerhalb weniger Minuten war die prachtvolle Eingangshalle des Schlosses erfüllt vom Geschnatter von etwa 20 jungen Frauen und Männern. Lena war eine der wenigen, die sich nicht an den Gesprächen beteiligte. Während sie sich noch fragte, was das für ein Licht da im Turm gewesen sein mochte, fiel ihr – neben der seltsamen, fast gespenstischen Atmosphäre der Halle – ein Bild auf, das neben der Treppe in die erste Etage hing.

Sie schaffte es nicht ganz, in seine Nähe zu kommen, deshalb betrachtete sie es von weitem. Das war aber auch ein grandioser Anblick. Er nahm die junge Malerin sofort gefangen, so dass sie auf nichts und niemanden sonst achtete.

Auf der mannshohen Leinwand war eine Frau abgebildet. Sie hatte langes, rötlich blondes Haar, ein schmales Gesicht, eine Stupsnase und blaue Augen.

Irgendwie kam sie Lena bekannt vor. Ja, genau, sie hatte große Ähnlichkeit mit ihrem eigenen Spiegelbild. Zwar unterschieden sie sich in ihrer Kleidung – die Abgebildete trug ein langes, leuchtend gelboranges Kleid unter einem kobaltblauen Mantel, Lena hingegen einen weinroten Ledermantel über einer schwarzen Hose. Auch war Lenas Haar kürzer, und statt blauer Augen hatte sie braune. Aber sonst …

Merkwürdig, dachte sie. Ich könnte wetten, dass das die Gräfin ist. War sie ihr wirklich so ähnlich gewesen? Plötzlich stockten ihre Gedanken, und ihr Blick fiel auf die Laterne, die die Abgebildete in der Hand trug. Eine Laterne wie die des Mörders aus der Vision … Nur dass die Flamme nicht grün war, sondern weiß.

Wieder kam ihr das seltsame Leuchten in den Sinn, das sie kurz zuvor gesehen hatte. Doch bevor sie sich weiter damit befassen konnte, spürte sie einen Ellbogen zwischen den Rippen. Natürlich war es Christin, die sie auf unsanfte Art aus ihren Gedanken fortholte.

»Christin, komm, hör auf, ich kriege blaue Flecken davon!«, zischte Lena ärgerlich und rieb sich die Seite.

»Einer muss dich Traumsuse doch wecken«, gab die schwarzhaarige Bildhauerin zurück. »Was gibt es denn dahinten zu sehen? Etwa ein paar süße Typen?«

»Nein, das nicht.« Lena schüttelte den Kopf. »Ich habe mir nur die Bilder angeschaut.«

»Wer’s glaubt, wird selig.« Christin grinste breit. »Ich habe da ein paar ganz schnuckelige Jungs gesehen. Wir sollten uns ranhalten, denn die Mädchen sind in der Überzahl.«

»Na, dann viel Glück«, gab Lena zurück. »Aber ich habe mir wirklich nur die Gemälde angeschaut. Einige sind bestimmt mehr als 200 Jahre alt.«

»Ach, wenn du keine anderen Interessen hast als die alten Schinken«, meinte die Bildhauerin abschätzig, denn sie hatte für die alten Meister nur wenig übrig. »Ich würde Depressionen kriegen, wenn ich so etwas in der Wohnung hängen hätte. Da ist mir ein gut gebauter Mann lieber.«

»Da hast du nicht ganz unrecht, aber die Bilder sind interessant.« Lena war froh, dass ihre Freundin nicht zum Gemälde mit der Gräfin schaute. So konnte sie sie mit der Ähnlichkeit auch gar nicht erst aufziehen.

»Hör zu, die Zimmer werden verteilt.« Christin wandte sich der Betreuerin zu.

Erst jetzt bemerkte Lena, dass die Frau in dem langen Kostüm schon seit geraumer Zeit eine kleine Rede über den bevorstehenden Wettbewerb und die Verhaltensregeln gehalten hatte. Zum Glück habe ich es verpasst, dachte sie, hörte jetzt allerdings hin, denn es interessierte sie schon, mit wem sie die nächsten zwei Wochen zusammenwohnen musste.

»… und Zimmer sieben im rechten Flügel werden sich Frau Arden, Frau Berger und Frau Maurer teilen«, verkündete Conny Beier und faltete das Blatt Papier, von dem sie abgelesen hatte, zusammen. »Ich wünsche Ihnen allen eine gute Nacht. Morgen früh um acht treffen wir uns hier in der Schlosshalle, wo Sie dann den Ablauf der kommenden Tage erfahren werden.«

Sie wandte sich um und mischte sich unter die Studenten, die sich inzwischen zu kleinen Grüppchen formiert hatten.

»Also doch die Märchentante«, raunte Christin und verdrehte die Augen.

»Wieso?«, fragte Lena erstaunt. »Wer ist denn diese sogenannte Märchentante?«

»Na, die im Bus hinter uns gesessen hat. Ihr Name ist Sonja Berger. Hättest du nicht geschlafen, hättest du es mitbekommen. Dann werden wir ja heitere Nächte haben.«

»Och, ich weiß gar nicht, was du gegen sie hast«, entgegnete Lena. »Sie erzählt wirklich gut. Vor allem ziemlich realistisch.«

»Das hat man ja gesehen«, gab Christin spöttisch zurück. »Ich habe dich noch nie so schreien gehört. Es war ja so, als hättest du in einen ganzen Sack voller Vogelspinnen gegriffen.«

»Ach, das war nur …«

Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment stieß das rothaarige Mädchen zu ihnen. »Ist doch toll, dass wir zusammenwohnen«, behauptete sie auch gleich. »Dann kann ich euch ja noch ein paar spannende Geschichten vom Schloss erzählen. Glaubt mir, den anderen entgeht was.«

Lena sah Christin an, dass sie darüber überhaupt nicht erbaut war. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hakte die junge Malerin sie unter und meinte: »Dann schauen wir uns doch mal unser Reich an. Zimmer sieben im rechten Flügel.«

***

Das Zimmer befand sich am Ende eines langen Gangs und mochte früher so etwas wie ein Salon gewesen sein. Es war im Gegensatz zu allen anderen Räumen rund, und gut die Hälfte der Wandfläche wurde von hohen Sprossenfenstern durchbrochen.

»Bloß gut, dass man die Fenster zuziehen kann«, meinte Sonja und begann sofort, mit beinahe hektischen Bewegungen die langen beigefarbenen Vorhänge zu schließen. »Bei dem Gedanken, dass da draußen ein Spanner herumschleicht, kriege ich eine Gänsehaut. Wir sitzen ja hier drin wie in einem Terrarium.«

»Gönn ihm doch den Spaß«, entgegnete Lena lächelnd und warf ihre Tasche auf das Bett in der Mitte. »Solange er nicht reinkommt.«

»Vielleicht geht da draußen ja auch die Gräfin um«, bemerkte Christin. »Im weißen Gewand, den Kopf unter dem Arm …«

»Das ist gut möglich«, meinte Sonja. »Man sagt, dass die Gräfin seit ihrer Ermordung hier umgeht und nach der Laterne des Dämons sucht.«

»Das ist doch alles Unsinn!« Christin schüttelte den Kopf. »Wer glaubt schon an so etwas?«

Eigentlich niemand, dachte Lena. Doch was war das für ein Licht gewesen? Und was hatte diese Vision zu bedeuten? Hatte sie sich das alles nur eingebildet?

Nein, sagte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Es hat alles eine Bedeutung. Und fest steht, dass es an diesem Ort irgendwie nicht geheuer ist.

»Was hat es eigentlich mit dieser seltsamen Laterne auf sich?«, fragte sie, ungeachtet dessen, dass ihre Freundin genervt die Augen verdrehte.

»Es ist die Laterne des Teufels«, gab Sonja zurück. »Und in ihr soll ein Dämon leben. Ein besonders boshafter Dämon, der Seelen für den Teufel sammelt. Derjenige, der sich von ihm verführen lässt, verliert seine Seele an den Höllenfürsten.«

»Ja, und wenn ihr so weitermacht, wird euch heute Nacht der Dämon besuchen«, murrte Christin und ging mit ihrer Waschtasche zur Tür. Laut den Angaben der Betreuerin befand sich das Bad am anderen Ende des Gangs. »Ich gehe mich duschen, derweil könnt ihr euch ja noch ein paar Geschichten erzählen.« Und schon war sie verschwunden.

»Deine Freundin hat wohl nichts für Gespenstergeschichten übrig«, murmelte Sonja und schaute zu Lena, die gerade dabei war, ihre Sachen in den Schrank zu räumen.

»Nein, überhaupt nicht«, gab sie zurück. »Aber sonst ist sie ziemlich in Ordnung für eine Bildhauerin.«

»Bildhauerin«, echote Sonja, während sie in ihrer Tasche wühlte. »Und was machst du?«

»Malerei«, antwortete Lena.

»Super! Ich male nämlich auch. Hast du schon eine Idee, was du für den Wettbewerb machen willst?«

»Ich überlege noch. Vielleicht etwas mit dem Park oder dem Schloss.«

»Also so einen Schinken, wie er da über deinem Bett hängt?«, fragte Sonja und deutete auf das Gemälde, das eine neblige Lichtung in der Morgendämmerung zeigte. »Da weiß ich aber was Besseres. Etwas, das zu dem Schloss und seiner gruseligen Geschichte passt.«