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In den falschen Händen kann Liebe tödlich sein ...
Ehemals fühlte er nichts und hatte nichts zu verlieren – doch seit Vlad Tepesh Leila gefunden hat, ist alles anders. Seine Liebe zu ihr macht ihn verletzlich, und ihr Leben steht auf dem Spiel. Denn ein mächtiger Fluch bindet Leila an den Totenbeschwörer Mircea. Stirbt er, so stirbt auch sie. Leila und Vlad versuchen, den Bann zu durchbrechen, aber sie sind auf sich allein gestellt, denn ihre engsten Verbündeten drohen, sich gegen das Paar zu wenden – und ihre Liebe für immer zu zerstören.
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Seitenzahl: 503
Das Buch
Ehemals fühlte er nichts und hatte nichts zu verlieren – doch seit Vlad Tepesh Leila gefunden hat, ist alles anders. Seine Liebe zu ihr macht ihn verletzlich, und ihr Leben steht auf dem Spiel. Denn ein mächtiger Fluch bindet Leila an den Totenbeschwörer Mircea. Stirbt er, so stirbt auch sie. Leila und Vlad versuchen, den Bann zu durchbrechen, aber sie sind auf sich allein gestellt, denn ihre engsten Verbündeten drohen, sich gegen das Paar zu wenden – und ihre Liebe für immer zu zerstören.
Die Autorin
Jeaniene Frost lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund in Florida. Obwohl sie selbst kein Vampir ist, legt sie Wert auf einen blassen Teint, trägt häufig schwarze Kleidung und geht sehr spät zu Bett. Und obwohl sie keine Geister sehen kann, mag sie es, auf alten Friedhöfen spazieren zu gehen. Jeaniene liebt außerdem Poesie und Tiere, aber sie hasst es zu kochen.
Jeaniene Frost
Roman
Aus dem Amerikanischen von Sandra Müller
Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel
»Into the Fire« bei Avon, an Imprint of Harper Collins Publishers New York.
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Copyright der Originalausgabe © 2017 by Jeaniene Frost
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2018 by Penhaligon Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Rainer Michael Rahn
Umschlaggestaltung und -motiv: www.buerosued.de
JB · Herstellung: sam
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN 978-3-641-23514-7 V002
www.penhaligon.de
Für alle, die Dracula (Verzeihung, VLAD) ein Happy End wünschen.
1
Fliegend durch den Wald zu rasen ist weniger gefährlich, als es aussieht. Das jedenfalls redete ich mir ein, wenn ich doch ab und zu mal die Augen aufmachte. Die meiste Zeit hielt ich sie geschlossen. Nicht nur, weil es so einfacher war, die telepathische Verbindung zu dem Mann aufrechtzuerhalten, hinter dem wir her waren, sondern auch, damit ich nicht mitbekam, wie dicht Vlad uns an den zahllosen Bäumen vorbeisteuerte, während er mit mir durch die dicht bewaldete Landschaft rauschte.
So einen Zusammenstoß überlebst du schon, beruhigte ich mich selbst. Wir waren beide Vampire, sodass fast jede unserer Verletzungen binnen Sekunden verheilte, aber ich hoffte trotzdem, dass ich heute nicht mehr herausfinden müsste, wie schmerzhaft es war, wenn man mit über hundertfünfzig Stundenkilometern in einen Baum bretterte. Was Schmerzen anging, hatte ich ohnehin schon mehr Erfahrung als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben gesammelt und wollte mein diesbezügliches Wissen auch nicht ausweiten.
»Ist Branson noch auf dem Gut?«, brüllte Vlad gegen den Wind an.
Ich ließ die Finger über die Gürtelschnalle gleiten, die ich die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. Sie hatte einmal Branson gehört, und der machte gemeinsame Sache mit Vlads Neffen/Stiefsohn/inzwischen schlimmstem Feind, Mircea. Wir waren bereits seit Monaten hinter ihm her, konnten ihn aber einfach nicht aufspüren. Branson war bisher unsere beste Verbindung zu ihm, und bald würden wir auch herausfinden, was genau er über Mircea wusste.
Ich konzentrierte mich auf die Essenzspur, die Branson auf der Gürtelschnalle hinterlassen hatte, bis mein innerer Fokus geschärft war. Als ich der Spur zu ihrem Ursprung gefolgt war, veränderte sich alles um mich herum, bis ich quasi zwei ganz verschiedene Realitäten vor mir sah. Ein Teil von mir nahm weiter den Wald wahr, durch den wir flogen, während der Rest meines Bewusstseins sich in einem langen, prächtig ausgestatteten Raum mit hoher Decke und großen prunkvollen Gemälden an beiden Wänden wiederfand.
»Ja. Er läuft jetzt hektisch hin und her und schaut immer wieder auf sein Handy.«
Ich konnte spüren, wie Vlads leises Lachen an meiner Stirn vibrierte, und es lag eindeutig etwas von einem raubtierhaften Knurren darin. »Er wird nicht lange auf eine Antwort von mir warten müssen.«
Damit tauchten wir aus dem Wald auf. Ich kappte die telepathische Verbindung, um das imposante Gebäude betrachten zu können, das ich bisher lediglich in kurzen Ausschnitten vor meinem geistigen Auge gesehen hatte. Das stattliche Anwesen war ganz aus grauem Stein gebaut, das Hauptgebäude über zwei Stockwerke hoch, während altertümlich anmutende Wachtürme über dem Tor aufragten. Die Stadt war durch die hohen Bäume nicht zu sehen, und die weitläufigen Ländereien sorgten dafür, dass auch alle anderen Zeichen von Zivilisation in der Ferne verschwanden, sodass man sich vorkam, als wäre man um einige Jahrhunderte in der Zeit zurückgereist.
Da Vlad im vierzehnten Jahrhundert geboren war, fühlte er sich in dieser mittelalterlichen Kulisse sicher ganz wie zu Hause. Mit meinen sechsundzwanzig Lenzen erging es mir da anders.
Vlad verlangsamte sein Tempo und landete auf dem ordentlich gestutzten Rasen, der die Festung umgab.
»Bleib hier«, wies er mich an, während er in Richtung Tor strebte.
Ich dachte gar nicht daran. »Welchen Teil von ›Wir machen das gemeinsam‹ hast du mit ›Lass Leila zurück‹ übersetzt?«, zischte ich. Ich musste leise reden, da wir hier nicht die Einzigen mit übernatürlichem Gehör waren.
Da brach Vlads Aura durch seine inneren Schilde. Und obwohl er gerade mal ein winzig kleines Teilchen seiner Macht freigesetzt hatte, fühlte ich mich, als wäre mein Unterbewusstsein verbrüht worden. Jeder andere, der den legendären Vlad Tepesch, den »Pfähler«, alias Dracula, alias Nenn-ihn-unter-keinen-Umständen-Dracula-wenn-dir-dein Leben-lieb-ist derart genervt hätte wie ich gerade, hätte jetzt Todesangst gehabt, ich aber war schließlich keine Geringere als Mrs Vlad Dracul, und ob ungekrönter Fürst der Finsternis oder nicht, Vlad konnte eine solche Nummer bei mir nicht abziehen.
»Darüber können wir uns jetzt streiten, bis Branson uns hört, oder ihn uns ganz leise gemeinsam schnappen«, fuhr ich mit schmalen Augen fort. »Wie hättest du’s gern?«
In dem Augenblick explodierte der hohe Portikus über dem Haupttor der Festung, sodass Flammen und Steinbrocken uns entgegenschlugen. Instinktiv duckte ich mich, aber Vlad spazierte geradewegs auf das flammende Inferno zu, und das Feuer teilte sich, um ihn durchzulassen.
»Beantwortet das deine Frage?«, erkundigte er sich.
Ehe ich antworten konnte, erhob sich eine Feuerwand und breitete sich aus, bis sie die gesamte Festung umgab. Kein unauffälliges Vorgehen also. Dann hatte Vlad wohl seine Meinung geändert. Und jetzt konnte ich ihm nicht einmal mehr folgen. Im Gegensatz zu Vlad war ich nämlich nicht feuerfest.
»Das ist Beschiss!«, rief ich. Das Flüstern konnte ich mir jetzt schließlich sparen.
Ich glaubte, ihn lachen zu hören, war mir aber der tosenden Flammen und der laut krachenden Steinbrocken wegen nicht ganz sicher, denn gerade fiel der Torbogen in sich zusammen. Es war einfach immer das Gleiche mit Vlad und seiner archaischen Einstellung gegenüber Frauen im Gefecht. Ihm wäre es ohnehin lieber gewesen, ich wäre unter schwerer Bewachung in seiner rumänischen Festung geblieben. Was ich wohl auch getan hätte, wäre einige Monate zuvor nicht eben jene Burg von einem seiner Feinde in die Luft gejagt und ich aus den Trümmern heraus entführt worden. Von seiner Regel, keine Frauen zu Tötungsmissionen mitzunehmen, wäre er sonst niemals abgewichen.
Obwohl er das ja auch jetzt eigentlich nur zum Teil getan hatte, dachte ich, während ich die nur für ihn überwindliche Feuerwand betrachtete. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich konnte jetzt hier herumstehen und vor Wut kochen oder mich nützlich machen. Außerdem war Rache bekanntlich süß, und rächen würde ich mich. Ich musste nur abwarten, bis nicht mehr alles um mich herum in Flammen stand.
Wieder ließ ich auf der Suche nach der Essenzspur die Finger über die Gürtelschnalle gleiten. Kaum hatte ich sie gefunden, verwandelte sich meine Umgebung in den prächtig ausgestatteten Saal, in dem nach wie vor unsere Zielperson stand. Bransons Blick war nicht länger auf sein Handy gerichtet. Entsetzt starrte er aus dem Fenster auf die bis zum Dach hochschlagenden Flammen. Branson wusste, dass nur ein Vampir auf der Welt die Gabe hatte, über das Feuer zu gebieten, und das war genau der, den er nachweislich hintergangen hatte.
Und da lief Branson wie erwartet los, allerdings nicht in Richtung Tür. Stattdessen bediente er eine Schalttafel neben einem der vielen Gemälde im Raum. Eine verborgene Tür schwang auf, er hechtete in den stahlverkleideten Raum dahinter und schloss die Tür, ehe ich den geistigen Kanal wechseln konnte.
Branson hat einen Schutzraum!, wandte ich mich telepathisch an Vlad, sobald sich meine mentale Antenne auf ihn eingestellt hatte.
Vlad hielt auf einer langen, gewundenen Treppe inne und warf einen amüsierten Blick in Richtung Obergeschoss.
»Dann kann er sich jetzt auf eine weitere Überraschung gefasst machen.«
Seine Worte erreichten mich nicht auf die normale Art, sondern über die geistige Verbindung, die zwischen uns bestand, also war der Lärm des einstürzenden Portikus offenbar noch so laut, dass er alles übertönte. Früher einmal habe ich meine telepathischen Fähigkeiten so gehasst, dass ich einen Selbstmordversuch unternommen hatte, jetzt aber kamen sie mir durchaus gelegen. Noch immer war es mir zutiefst zuwider, die schlimmsten Sünden der Menschen miterleben zu müssen, wenn ich sie zum ersten Mal berührte, aber alles hatte eben seinen Preis.
Ein roter Porsche, der durch die Feuerwand geprescht kam, überraschte mich so, dass meine Verbindung zu Vlad abriss. Der Wagen fuhr mit solchem Tempo, dass er zu schlingern begann, sobald er Gras unter die Reifen bekam. Grün leuchtende Augen verrieten, dass der Fahrer ein Vampir war, aber Branson konnte es nicht sein. Der hatte sich ja in seinem Schutzraum verschanzt.
Wohl einer von Bransons Freunden. Vielleicht steckte auch er mit Mircea unter einer Decke. Und selbst wenn nicht, hätte es nur jemand, der Vlad ebenfalls betrogen hatte, so eilig gehabt, von hier wegzukommen. Da Vlad gerade damit beschäftigt war, in den Schutzraum einzudringen, stand allein ich zwischen dem Verräter im Porsche und seiner Freiheit. Ich verfolgte den Wagen. Hatte er einmal die Zufahrtsstraße erreicht, war ich angeschissen. Im Gegensatz zu Vlad konnte ich nicht fliegen, und auf ebenem, befestigtem Untergrund war der Porsche viel schneller als ich.
Abrupt schoss der Wagen nach vorn. Verdammt, der Fahrer musste mich entdeckt haben. Jetzt war er nur noch knappe vier Meter von der Straße entfernt. Mit einem verzweifelten Sprung stürzte ich mich auf den Wagen. Schaffte ich es, die Stoßstange zu fassen zu kriegen, konnte ich ihn umwerfen …
Ich duckte mich, als mehrere Einschusslöcher in der Heckscheibe auftauchten. Zwei Kugeln schwirrten über meinen Kopf hinweg, die dritte traf mich in die Schulter statt ins Herz. Dem Brennen nach war sie aus Silber. Natürlich. Andere Munition konnte gegen Vampire nichts ausrichten.
Der Schmerz befeuerte meine Kräfte. Eine lange, knisternde Peitschenschnur kam aus meiner rechten Hand hervorgeschossen, und ich ließ sie in Richtung Wagen schwirren. Die Elektrizität, aus der sie bestand, durchschnitt den Rahmen des Porsche wie Butter. Um weiteren Schüssen auszuweichen, fuhr ich herum und machte mir den so gewonnenen Schwung auch gleich zunutze. Als ich wieder nach vorn gewandt war, hatte sich meine elektrische Peitschenschnur noch verlängert, und ich schlug mit geballter Kraft auf den Porsche ein.
Er zerfiel in zwei Teile. Der vordere fuhr noch ein Stück, ehe sein eigenes Gewicht ihn zum Stillstand brachte. Feuer brach aus, und als der Fahrer losbrüllte, wusste ich nicht, ob es an den Flammen lag, oder ob meine Peitsche mehr durchtrennt hatte als nur den Wagen. Geduckt umrundete ich ihn bis zur Fahrertür, wo ich bereits wieder die knisternde Peitsche zückte.
»Waffe runter und rauskommen, oder …«
Ich hatte keine Chance, meine Drohung zu vollenden. Flammen ergossen sich über den Wagen, zu dicht und zahlreich, um von meiner Peitsche stammen zu können. Dann landete Vlad mit einem solchen Rums neben mir, dass der Boden bebte. Er schob mich hinter sich und schnauzte den Fahrer des brennenden Wagens an.
»Du hast auf meine Frau geschossen?« Die Flammen loderten heller. Schrille Panikschreie ließen mich zusammenfahren, und das nicht nur, weil sie meine übernatürlich feinen Ohren strapazierten.
Ich packte Vlads Arm. »Hör auf, wir brauchen ihn vielleicht lebend.«
Vlad sah mich an und bemerkte die blutende Schussverletzung an meiner Schulter. Sofort wurde sein Arm so heiß, dass meine Hand Feuer fing. Ich ließ Vlad los, und er wandte sich mit einem Lächeln, das jedes weitere Argument überflüssig machte, wieder dem Wagen zu.
Ich kannte dieses Lächeln. Es bedeutete, dass gleich jemand sterben würde.
Ich machte ein paar Schritte rückwärts, während die Schreie aus dem Wageninneren immer irrer wurden. Als Vlad seine inneren Schilde sinken ließ und ich die volle Macht seines Zorns spüren konnte, war ich nicht überrascht, dass der ganze Wagen schon bald so rot glühte wie sein Lack.
Irgendwann schmolz er dann ganz in sich zusammen. Das lag an Vlads Macht, die selbst Metall verflüssigen konnte. Die Schreie verstummten. Wie auch der Lärm von berstendem Glas und sich verbiegendem Stahl. Dann hörte ich nur noch ein Zischen, als der Boden Feuer fing.
Als ich diesmal nach Vlad griff, ließ ich ihn nicht wieder los, obwohl sein Körper sich durch den dünnen Stoff seines Hemdes hindurch noch immer sengend heiß anfühlte. »Du solltest vielleicht mal was gegen deine Wutanfälle tun«, meinte ich lässig.
Ein bellendes Lachen entfuhr ihm. »Sagen meine vielen Feinde auch.«
Als er sich dann umdrehte und mich an sich zog, verbrannte mich sein Körper nicht länger, und auch die Emotionen, die sich mit meinen verflochten, empfand ich nur noch als marginal blindwütig; ein riesiger Fortschritt. Er küsste mich, und ich störte mich nicht daran, dass die Bartstoppeln auf seinem markanten Kinn kratzten. Ich konzentrierte mich einzig auf seinen Kuss und die Welle der Liebe, die sich durch die übersinnliche Verbindung über mich ergoss, mächtiger noch als die Wut, die ihn dazu gebracht hatte, einfach mal ein Auto zum Schmelzen zu bringen – wie andere Leute Streichhölzer anzündeten.
Als Vlad den Kuss beendete, drang eine ganz andere Emotion durch die Verbindung, die in dem Augenblick zwischen uns entstanden war, als er mich zum Vampir gemacht hatte. Reue.
»Das hätte ich nicht tun sollen.« Er warf einen frustrierten Blick auf den geschmolzenen Metallklumpen. »Ich hätte den Typen verhören sollen, bevor ich ihn umgebracht habe, und das war mir eigentlich auch klar, aber dann habe ich das Einschussloch in deinem Oberteil gesehen, und …«
»… da ist dir die Sicherung durchgebrannt«, beendete ich seinen Satz mit einem schiefen Grinsen. »Passiert den Besten, habe ich mir sagen lassen.«
Wieder ein harsches Auflachen. »Mag sein, aber nicht mir.«
Bis ich dich hatte, blieb ungesagt, aber ich musste nicht erst seine Emotionen spüren, um zu wissen, dass er es dachte.
»Kopf hoch«, sagte ich, um ihn aufzuheitern. »Wenn du erst mal die Tür dieses Schutzraums gesprengt hast, kannst du Branson tagelang ausquetschen, und niemand wird je erfahren, dass du diesen Typen zu früh abgefackelt hast.«
Diesmal schwang in seinem Lachen eine Spur echter Heiterkeit mit. »Ich freue mich schon darauf.«
»Dann lass mich mal nachsehen, ob Branson nicht schon versucht hat, sich vom Acker zu machen, während du hier draußen beschäftigt warst«, sagte ich und griff wieder zu der Gürtelschnalle. Binnen Augenblicken hatte ich das Innere des kleinen Schutzraums vor Augen. Darin gab es einen einzelnen Schreibtischsessel, zwei Schalttafeln und mehrere Bildschirme, auf denen man sehen konnte, was sich im Gebäude und davor abspielte.
Branson starrte auf den Bildschirm, der Vlad und mich vor den rauchenden, unförmigen Überresten des Porsche zeigte. Dann warf er einen Blick auf die Stahlwände, die ihn umgaben, und ein entsetzter Ausdruck trat in sein Gesicht.
»Er beobachtet uns, und ich glaube, gerade hat er begriffen, dass du dir deinen Weg zu ihm freischmelzen kannst«, erklärte ich.
Flammen traten aus Vlads Händen, und er bedachte Branson mit einem vergnügten Winken, ehe er mit den Lippen die Worte Ich komme! formte.
Vampire sind von Natur aus blass, aber Branson wurde derart bleich, wie ich es bisher nur bei echten Leichen gesehen hatte. Während Vlad auf das Anwesen zuging, beobachtete ich, wie Branson in eine Schublade griff. Er zog eine Pistole hervor und versicherte sich mit zitternden Händen, dass sie geladen war. Das war sie, und die Munition schien aus Silber zu bestehen.
»Er hat eine Pistole mit Silbermunition«, informierte ich Vlad, der jetzt vor dem Gebäude angekommen war.
Er schnaubte. »Branson hat gerade gesehen, wie ich ein Auto zum Schmelzen gebracht habe. Ist ihm da nicht klar, dass ich das mit einer Pistole auch kann?«
»Und ob du das kannst«, sagte Branson. Vlad konnte ihn zwar nicht hören, dafür aber ich durch die telepathische Verbindung, die ich zu ihm hatte.
Dann, ganz ruhig, setzte Branson sich die Pistole an die Brust und drückte ab.
»Oh verdammt!«, rief ich, als ich sah, wie Branson schoss und schoss, obwohl seine Bewegungen bereits steif und unkoordiniert waren. »Schnell, Vlad, er bringt sich um!«
Vlad legte den Rest des Weges fliegend zurück, durchbrach Wände, um ins obere Stockwerk zu gelangen. Und mit einem Ausbruch von Energie, die mich noch in hundert Meter Entfernung in die Knie sacken ließ, sprengte er ein Loch in die Wand des Schutzraums. Knapp dreißig Sekunden nachdem ich meine Warnung ausgesprochen hatte, kniete er vor Bransons hingestrecktem Körper.
Doch es war bereits zu spät. Meine geistige Verbindung zu Branson wurde schwächer, und sein Leib begann seinem wahren Alter gemäß zu verfallen, wie es bei allen Vampiren geschah, wenn sie endgültig starben. Als meine Verbindung zu ihm schließlich ganz erlosch und ich am Ende keinerlei Essenzspur mehr spürte, fluchte ich laut.
Branson war unsere beste Chance gewesen, an Mircea heranzukommen. Jetzt, wo er tot war, standen wir wieder ganz am Anfang, ohne die geringste Ahnung, wo Mircea sich aufhielt.
Vlad hatte auch vorher schon mächtige Feinde gehabt, aber mit Mircea hatte es etwas Besonderes auf sich. Er war ein großer Zauberer, obwohl der Ausdruck Nekromant eigentlich zutreffender war, da Mirceas Zauberkraft sowohl auf Menschen als auch auf Untote wirkte. Und dann war da noch der Zauberbann, der mich mit ihm verband, sodass er mich jederzeit nach Belieben aufspüren konnte. Ich warf noch einen letzten Blick auf den rauchenden Wagen und das brennende Anwesen. Ja, ich würde bald von Mircea hören, da bestand kein Zweifel. Sehr bald sogar.
2
Auf dem Rückflug nach Rumänien sprachen Vlad und ich nicht viel. Auch seine Emotionen hielt er unter Verschluss, aber das machte er wohl nicht meinetwegen, sondern damit die Piloten nichts mitbekamen. Auch sie waren von Vlad erschaffene Vampire, die wie ich seine Gefühle wahrnehmen konnten. Einige Stunden verbrachte ich damit, die Erinnerungen durchzusehen, die in Bransons Gebeinen steckten – auch so ein Vorteil meiner außersinnlichen Fähigkeiten –, fand aber nichts, was uns weitergebracht hätte.
Erinnerungen aus Gebeinen waren eher wirr und unpräzise – als würde man versuchen, einen Film zu verstehen, den man rückwärts und im Schnelldurchlauf sah. Ich konnte ihnen lediglich entnehmen, dass Branson bereits seit mindestens einigen Monaten mit Mircea gemeinsame Sache gemacht hatte, was wir dank Vlads emsigen Spionen ohnehin längst wussten. Nicht in Erfahrung gebracht hatten sie allerdings, wo Mircea steckte, und falls Branson seinen Aufenthaltsort kannte, hatte er das Wissen mit ins Grab genommen.
Den Rest des Fluges über bemühte ich mich, die getrübte Stimmung etwas aufzulockern, aber Vlad ignorierte all meine Versuche, die Lage etwas optimistischer zu sehen. Als wir auf der prächtigen Burg angekommen waren, die als exakte Kopie jener erbaut war, die Vlad vor einigen Monaten zerstört hatte, verkündete er, er hätte etwas zu erledigen und würde später wiederkommen.
Ich kannte ihn gut genug, um keine Einwände zu erheben. Er brauchte jetzt ein wenig Zeit, um Dampf abzulassen, und ich brauchte Zeit, um zu duschen und eine Blutmahlzeit einzunehmen, am besten in dieser Reihenfolge. Ich nickte ein paar Vampiren zu, die mir auf den vier Treppenfluchten begegneten, die zu unserem Schlafzimmer hinaufführten. Vlad hatte eine Vielzahl seiner Leute als Wachen abgestellt, und die, an denen ich jetzt vorbeikam, machten eine Verbeugung vor mir.
Daran würde ich mich nie gewöhnen, aber der Wunsch, sie sollten damit aufhören, war der einzige, den sie mir nicht erfüllten. Viele von ihnen betrachteten Vlad nicht nur als Oberhaupt ihrer Sippe, sondern nach wie vor als ihren Fürsten. Und mir als seiner Gattin gebührte eben dieselbe Ehrerbietung wie ihm, unabhängig davon, wie ich selbst zu dieser Sache stand.
Ich betrat das mitternachtsgrüne Gemach, das Vlad und ich bewohnten, und steuerte geradewegs das Badezimmer an, wo ich die marmorne Badewanne zugunsten der großen Glasdusche links liegen ließ. Während der nächsten Minuten genoss ich einfach nur das heiße Wasser und den sauberen Duft nach Kräutern, den das extra für mich kreierte Shampoo, die Haarspülung und das Duschgel verströmten.
In einen meiner Lieblingskaftans gehüllt kam ich gerade aus der Dusche, als ein metaphysisches Messer mir urplötzlich die Schulter aufschlitzte. Scheißmagie!, dachte ich, während ich den knallroten Fleck, der sogleich auf meinem Kaftan erschien, mit einem finsteren Blick bedachte. War ja typisch, dass ich ausgerechnet weiß trug, wenn mein dämlicher angeheirateter Neffe beschloss, an mir herumzuschnippeln.
Hallo Leila, hörte ich auch schon eine mir allzu vertraute Stimme wie eine Schlange durch meinen Verstand gleiten.
Hallo Mircea, dachte ich zurück, und zwar so, dass der Hass, den ich für ihn empfand, auch in meiner geistigen Stimme zum Ausdruck kam. Welch unangenehme Überraschung.
Ich hörte sein Gelächter wie über ein Handy. Und irgendwie war es ja auch so, nur dass es sich um eine magische Verbindung handelte und ich noch nicht herausbekommen hatte, wie man den Hörer auflegte.
Du hast mich nicht vermisst?, spöttelte er. Wie seltsam. Den meisten Frauen geht es anders.
Ja, mit seinen kupferfarbenen Augen – offenbar ein Familienerbe – war Mircea geradezu aufsehenerregend schön. Er war Vlads leiblicher Neffe und Stiefsohn, da seine zweite Frau auch etwas mit seinem Bruder Radu gehabt hatte. Und diese spezielle Art der Verbindung hatte ich zu ihm, seit der machtvollste seiner magischen Versuche, mich zu ermorden, nach hinten losgegangen war und eine Art Bindung zwischen uns erschaffen hatte, die anscheinend niemand mehr kappen konnte.
Ich habe von Branson gehört, fuhr Mircea fort. Arme Leila, versuchst du immer noch, mich zu finden? Weißt du denn nicht, dass das zwecklos ist?
Eines Tages gelingt es uns, schickte ich gedanklich zurück und versuchte, Frust und Bitterkeit zu unterdrücken, die in mir aufkeimten.
Vlad und ich waren gezwungen, auf normale Weise nach Mircea zu suchen, weil er es irgendwie geschafft hatte, mich zu blockieren. Zu jedem anderen, dessen Essenz ich hatte, konnte ich eine telepathische Verbindung aufbauen, doch obwohl Vlad mir einen Gegenstand nach dem anderen aus Mirceas Besitz gebracht hatte, wollte es mir einfach nicht gelingen, ihn aufzuspüren. Auf irgendeine magische oder telepathische Art entzog er sich mir. War es Ersteres, war ich angeschissen, also redete ich mir ein, dass es Letzteres sein musste. So bestand noch die Chance, dass meine Macht wuchs, und ich ihn bei seinem eigenen Para-Spielchen schlug.
So naiv, meinte Mircea, ts, ts, ts… Wie hält mein Vater es bloß mit dir aus.
Stiefvater, korrigierte ich ihn sofort. Oder nenn ihn von mir aus Onkel Drac, wenn’s unbedingt sein muss, aber Vlad ist nicht dein Vater.
Wieder fuhr die unsichtbare Klinge über meine Schulterblätter, sodass ich einen Schmerzensschrei unterdrücken musste. Wow, das ist eindeutig ein wunder Punkt bei ihm, fiel mir auf, was ich mir gleich für später merkte. Wie gut, dass Mircea meine Gedanken nur hören konnte, wenn ich mich aktiv an ihn wandte. Leider hieß das, dass ich auch seine Gedanken nicht hören konnte, sonst hätte ich vermutlich längst gewusst, wo er war.
Binnen weniger Augenblicke ließ der Schmerz nach, und meine Haut verheilte, sodass es aussah, als wäre nie etwas gewesen. Das war auch einer der Gründe, weshalb ich nicht um Hilfe rief. Wehtun konnte Mircea mir natürlich, aber auch ihm waren Grenzen gesetzt. Nicht etwa, weil sein Gewissen ihn plagte; jede Verletzung, die er mir zufügte, musste er vorher selbst erleiden.
Das war das Schöne – und Verhängnisvolle – an dem Bann, der uns aneinanderfesselte. Er hatte Mircea gezwungen, seinen ursprünglich Selbstmord auslösenden Zauber so weit abzuändern, dass er mich nicht mehr dazu trieb, mir den Kopf abzuhacken. Die Kehrseite der Medaille war jedoch, dass Vlad und ich Mircea ebenfalls nicht umbringen konnten, wenn wir ihn fanden. Jedenfalls nicht, ohne auch mich zu töten.
Mal ernsthaft, was bringen unsere kleinen Plaudereien dir eigentlich?, fuhr ich fort, während ich Gott dankte, dass Vlad nicht mehr in der Lage war, meine Gedanken zu lesen, seit er mich zum Vampir gemacht hatte. Ansonsten hätte er alles mitbekommen, was in meinem Kopf vorging, und damit auch erfahren, dass Mircea in telepathischem Kontakt zu mir stand und an mir herumschnippelte.
Vielleicht will ich auf diese Weise ja herausfinden, warum du Vlad so viel bedeutest, fauchte er. Bisher ist mir das nämlich ein Rätsel. So hübsch wie deine Vorgängerinnen bist du nicht, und deine Intelligenz lässt auch einiges zu wünschen übrig.
Dann muss es wohl an meiner elektrisierenden Persönlichkeit liegen, gab ich lässig zurück, aber innerlich war mein Interesse geweckt. Warum loggte er sich denn nun immer wieder in meine Gedanken ein und redete mit mir? Doch nicht bloß, damit wir uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen konnten. Klar, bei seiner Verwandlung zum Vampir war Mircea noch ein Halbwüchsiger gewesen, aber das lag nun schon über fünfhundert Jahre zurück. Außerdem wirkte er für gewöhnlich recht selbstgefällig, wenn er unsere Verbindung für seine psychischen und physischen Angriffe nutzte. Im Augenblick klang er aufgebracht. Womöglich genug, um auszurasten und etwas Entscheidendes zu verraten, das ich gegen ihn verwenden konnte?
Ich versuchte es. Das ist jetzt das sechste Mal, dass du in den letzten vier Monaten Kontakt zu mir aufgenommen hast. Erst dachte ich, du wolltest austesten, wie stark unsere Verbindung ist, dich vergewissern, dass der Fluch uns noch immer über Fleisch und Blut aneinanderfesselt, aber du musst mich doch nicht erst zutexten, um an mir herumzuschnippeln. Warum machst du das immer wieder? Ist dir langweilig? Oder bist du nur einfach sehr, sehr einsam?
Ich zeig dir, warum, knurrte er.
Das klang gar nicht gut. Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich ihn ein überraschtes Was? ausrufen, dann riss die Verbindung ab.
»Mistkerl«, murrte ich. Er konnte mich ja eh nicht mehr hören. Mir war selbst nicht klar, woher ich immer so genau wusste, wann er wirklich weg war; es war einfach, als hätte sich in meinem Kopf eine Tür geschlossen.
Egal, dachte ich. Wahrscheinlich hatte Mircea sowieso nur geblufft, von wegen er wollte mir etwas »zeigen«. Jedenfalls musste ich mich jetzt erst einmal umziehen und meinen blutigen Kaftan entsorgen. Vlad würde wahnsinnig werden, wenn er ihn zu Gesicht bekäme, und er war auch so schon mit den Nerven runter.
Wäre ich der rachsüchtige Typ gewesen wie Mircea, hätte ich seine Aufmerksamkeit geweckt, indem ich ihn auf die gleiche Weise aufschlitzte wie er mich. Doch obwohl mein Kleid bereits ruiniert war, ließ ich es bleiben. Mein Wunsch nach Rache wurde zwar täglich größer, aber eine Masochistin war ich nicht. Vorerst jedenfalls.
Ich stattete dem begehbaren Kleiderschrank im Schlafzimmer einen Besuch ab. Kurze Zeit später – ich war gerade dabei, mich zwischen einem blassblauen und einem lavendelfarbenen Kleid zu entscheiden – brach in meiner Brust neuer Schmerz los. Anders als zuvor war er so heftig, dass ich zu Boden sackte und merkte, wie ich nach Luft schnappte, obwohl ich als Vampir gar nicht mehr atmen musste. Ich erkannte, um was für einen Schmerz es sich handelte, und wollte vor Angst zur Tür robben, aber meine Glieder versagten mir den Dienst. Gequält verfiel ich in Zuckungen, mehr war nicht möglich.
Das war nicht Mircea, der mich wie üblich zu seinem grausamen Vergnügen quälte. Hier ging etwas viel Schlimmeres vor sich.
In Filmen werden Vampire völlig falsch dargestellt. Man kann sie nicht töten, indem man ihnen einen Pflock ins Herz stößt. So etwas trägt unsereins höchstens fiese Splitter und noch fiesere Laune ein. Einen Vampir tötet man, indem man ihm den Kopf abschneidet, seinen Körper zu Asche verbrennt oder mithilfe von Silber sein Herz komplett zerstört. Den Schmerzen nach, die ich empfand, hatte Mircea sich gerade selbst – und damit auch mir – ein solches Silbermesser ins Herz gerammt. Und tot waren wir nur nicht, weil er es noch nicht herumgedreht hatte.
3
Ich versuchte nach Vlad zu rufen. Er hätte zwar auch nichts tun können, aber ein verzweifelter Teil meines Selbst musste ihn einfach noch ein letztes Mal sehen. Ich brachte jedoch nur ein keuchendes Flüstern zustande. Vlad verfügte zwar über ein übersinnlich feines Gehör, war aber gerade drei Etagen unter mir, und die Bauarbeiten am Südflügel sorgten für endlosen Lärm.
Das Einzige, was mir blieb, war mein Geist, und obwohl der sich fast genauso erstarrt anfühlte wie meine Glieder, nahm ich meine letzte Kraft zusammen, um eine Verbindung zu Vlad herzustellen, um dann mental seinen Namen zu rufen.
Vlad!
Eine Energiewelle schwappte in den Raum, gefolgt von einer Flut von Emotionen, die mit ungeheurer Wucht über mich kam. Das war effektiver, als mir durch Worte mitzuteilen, dass er mich gehört hatte. Augenblicke später sah ich eine große, dunkle Gestalt mit übernatürlicher Geschwindigkeit auf mich zustürmen.
»Leila.« Vlad hob mich empor, so weit über mich gebeugt, dass sein Haar einen schwarzbraunen Schleier um uns herum bildete. »Was …?«
Er unterbrach sich, als meine Arme herabfielen und die blutige Öffnung bis hinein in mein Herz zu sehen war. Eine emotionale Schockwelle brach aus ihm hervor und traf mich so heftig, dass ich beinahe das Bewusstsein verlor.
»Nein«, sagte er mit vor Schmerz erstickter Stimme. »Nein!«
Sein Aufschrei fuhr mir durch Mark und Bein. Vlad umklammerte mich, worauf Kummer, Panik und Verzweiflung sich durch die Verbindung zwischen uns ergossen. Und trotz des ungeheuren, stechenden Schmerzes in meiner Brust spürte ich diese kleinen brennenden Punkte auf meinem Gesicht, die ich nicht einzuordnen vermochte, bis Vlad so weit von mir zurückwich, dass ich ihn ansehen konnte.
Rosa Linien überzogen sein Gesicht. Es mussten Tränen sein, und ich hatte noch nicht einmal gewusst, dass er überhaupt in der Lage war zu weinen. Auch die winzigen orangefarbenen Tröpfchen, die sich auf seiner Haut bildeten, ehe sie meine Kleidung und alles andere verbrannten, womit sie in Kontakt kamen, hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Er schwitzt Feuer, wurde mir überrascht bewusst, obwohl der Tod seine Klauen fester um mich schloss. Ich liebe dich, wollte ich sagen, brachte aber nur ein Keuchen hervor.
Also sah ich Vlad einfach nur an, versuchte, mich ganz auf sein Gesicht zu konzentrieren statt auf die schreckliche Kälte, die mich zu überwältigen drohte. Ich liebte die dunklen Bartstoppel auf seinem Kinn, den edlen Schwung seiner schwarzen Brauen über den kupfrig grünen Augen und seinen maskulinen und doch sinnlichen Mund. Ich liebte sein langes dunkles Haar und die Narben auf seinen Händen, und am allermeisten liebte ich seine wilde, wunderschöne Seele. Ich wünschte mir, ihm all das sagen zu können, brachte aber weiter kein Wort hervor.
Ich liebe dich, dachte ich wieder, versuchte, die Worte in sein Gehirn zu zwingen. Der erneuten Welle aus Emotionen nach zu schließen, die über die meinen hinwegrollte, hatte er mich gehört. Ich liebe dich, wiederholte ich, während mir schwarz vor Augen wurde und meine Sinne schwanden. Auf ewig…
Und da war die unerträgliche Kälte mit einem Mal fort. Meine Glieder begannen wild zu rudern, als wollten sie verspätet die Anweisungen ausführen, die ich ihnen in meiner Panik gegeben hatte. Vlad fuhr zurück, während sein Kummer sich in ungläubige Erleichterung verwandelte und wir beide beobachteten, wie neue Haut die tiefe, wie eine Klinge geformte Wunde in meiner Brust verschloss.
Mircea hatte das Messer offenbar herausgezogen statt es zu drehen. Das Wissen, dass ich nicht dem Tod geweiht war, erfüllte mich mit solcher Freude, dass ich ein ersticktes Auflachen ausstieß. Vlad rief etwas auf Rumänisch und küsste mich stürmisch, während die Emotionen weiter durch unsere Verbindung tosten.
»Ich liebe dich auch.« Seine Stimme bebte, als er sich kurz von mir losriss und dann mein ganzes Gesicht mit heißen Küssen bedeckte. »Auf ewig.« Wieder küsste er mich, um dann viel zu früh aufzuhören.
»Alle raus«, sagte er in ausgesprochen ruhigem Tonfall.
Das Geräusch hastig verklingender Fußtritte machte mir bewusst, dass wir nicht allein gewesen waren. Na klar, Vlads Leute spürten seine Emotionen genau wie ich, und noch vor wenigen Augenblicken hatte in seinem Innern ein wahres Chaos aus Kummer und Panik getobt. Wenig überraschend also, dass gleich mehrere von ihnen herbeigeeilt waren, um nachzusehen, was los war.
Vlads Erleichterung hagelte weiter auf mein Unterbewusstsein ein, jetzt jedoch vermischt mit stärker werdendem Zorn. Ich spürte auch, welche Mühe es ihn kostete, sich zu beherrschen, ehe er wieder seinen inneren Panzer anlegte und alles abblockte. Langsam stieß er den Atem aus, und die flammenden Schweißperlen, die mein ganzes Kleid mit kleinen Brandlöchern überzogen hatten, verschwanden von seiner Haut. Seine Hände jedoch fühlten sich immer noch sengend heiß an, als er sie ausstreckte, um mein Gesicht zu berühren.
»Das war knapp«, sagte ich mit zittriger Stimme.
»Zu knapp.«
Seiner eisernen Selbstbeherrschung zum Trotz konnte er nicht verhindern, dass seine Stimme zornig klang. Später würde auch ich wütend auf Mircea sein, aber im Augenblick freute ich mich zu sehr, dass ich noch lebte, um Zorn über die besondere Boshaftigkeit dieses neuerlichen Anschlages zu verspüren.
Vlad hatte seinen inneren Panzer zwar wieder angelegt, aber um mitzubekommen, dass seine Gefühle nach wie vor zwischen Erleichterung und mörderischer Wut hin und her schwankten, brauchte ich unsere besondere Verbindung auch nicht. Energiewellen gingen von ihm aus, und der rauchige Zimtduft, den er für gewöhnlich verströmte, verwandelte sich in etwas, das eher an einen Waldbrand erinnerte. Ich befürchtete schon, er würde gleich explodieren. Das war zwar nur so eine Redensart, aber Vlad war ein jahrhundertealter pyrokinetischer Vampir mit überwältigenden Fähigkeiten und einem ebenso beeindruckenden Temperament, sodass das für ihn durchaus im Bereich des Möglichen lag.
»Du musst dich abregen«, meinte ich. »Du hast dieses Haus schon einmal in Schutt und Asche gelegt, und der dritte Stock ist gerade erst fertig geworden.«
Das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, nahm seinen Zügen etwas von ihrer Härte, aber ich war nicht so dumm anzunehmen, die Krise wäre abgewendet.
»Vlad«, versuchte ich es noch einmal.
»Mir geht es gut, aber du bist noch zu schwach, um zu sprechen«, antwortete er.
Eigentlich hätte ich jetzt Einwände erhoben, aber ich war fast so müde, wie ich es als brandneuer Vampir gewesen war, wenn der Sonnenaufgang mich ausknockte. Also protestierte ich auch nicht, als Vlad mich, einen Befehl auf Rumänisch schnauzend, ins Bett trug.
Irgendwo im Flur erklang pflichtschuldiges Fußgetrappel. Vlad hatte seine Leute zwar angewiesen, unser Gemach zu verlassen, aber weit hatten sie sich offenbar nicht entfernt. Sobald er mich zu Bett gebracht und mir das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, war Samir, der Anführer von Vlads Wachleuten, auch schon mit drei Blutkonserven zurück.
Dankbar schenkte ich ihm ein mattes Lächeln. Er und ich waren in den vergangenen Monaten Freunde geworden. Ich biss in den ersten Beutel, und die rote Flüssigkeit schoss in meine Adern wie pures Koffein, woraufhin ich mich gleich nur noch halb tot fühlte, während ich eben noch den Eindruck gehabt hatte, ich stünde mit einem Bein im Grab. Der zweite Beutel war sogar noch besser und vertrieb dann auch den restlichen Nebel aus meinem Gehirn. Nach dem dritten fühlte ich mich schon fast wieder normal.
Vlad betrachtete mich eindringlich. Ein grüner Rand flackerte um die tief kupferfarbene Iris seiner Augen. »Besser?«
Ich nickte und ließ mich in die Kissen zurücksinken. Vlad wandte sich an Samir. »Überprüfe alle Grenzsensoren und verdopple die Wachen. Das könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein.«
Nach einer zackigen Verbeugung verließ Samir unser Gemach, gefolgt von den übrigen Bediensteten. Ich konnte allerdings hören, wie er drei seiner Leute anwies, auf dieser Etage zu bleiben, und warf Vlad erneut einen besorgten Blick zu.
»Du glaubst, es gibt einen Angriff?«
Vlads Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. »Wahrscheinlich nicht. Hätte jemand das beabsichtigt, hätte er zugeschlagen, als ich krank vor Sorge um dich war. Aber das ist kein Grund, die erforderliche Sorgfalt zu vernachlässigen.«
Vlad berührte den blutigen Fleck auf meiner Brust. Er bekam einen Stromschlag, und ich staunte, wie schwach der war. Die unmittelbare Nähe zum Tod hatte mir wohl mehr Elektrizität entzogen als die Blitzableiter, die ich sonst benutzte, um überschüssige Energie loszuwerden. Vlads Blick ging zu den Blutflecken an anderen Stellen auf meinem Kleid. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich, und als unsere Blicke sich trafen, loderte neuer Zorn in seinen Augen.
Ich versuchte den unvermeidlichen Streit abzuwenden. »Vlad, ich wollte es dir gerade sagen …«
»Wie lange hat Mircea schon an dir herumgesäbelt, ehe du mich um Hilfe gerufen hast?«, unterbrach er mich.
Jetzt war ich angeschmiert, denn immerhin hatte ich nicht nur Mirceas ersten Anschlag heute verschwiegen, sondern auch die Male davor. Das Blitzen in Vlads Augen sagte mir, dass ihm das auch klar war.
»Etwa sechsmal, von denen du nichts weißt, aber etwas so Ernsthaftes hat Mircea mir vorher noch nie angetan, ich schwöre es dir.«
»Sechsmal«, wiederholte er. Seine Hand wurde immer heißer, bis ich überrascht war, dass mein Kleid kein Feuer fing. »Und warum genau hast du beschlossen, mir das zu verheimlichen?«
»Ich kann nicht verhindern, dass Mircea die Verbindung, die zwischen ihm und mir besteht, auf diese Weise ausnutzt«, antwortete ich, mein Tonfall schon leicht frustriert. »Und ich kann auch nicht verhindern, dass er mich dabei telepathisch mit Hohn und Spott überzieht, was ich dir ebenfalls verschwiegen habe. Aber ich kann verhindern, dass er auch noch dir wehtut.« Meine Stimme stockte. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich es satthabe, die Waffe zu sein, mit der deine Feinde dich niedermachen. Wann immer ich dir Mirceas Attacken verheimlicht habe, habe ich ihn davon abgehalten, dir wehzutun. Aufhalten kann ich ihn im Augenblick zwar noch nicht, aber ich kann mich verdammt noch mal weigern, ihm auch noch in die Hände zu spielen.«
Vlad schloss die Augen. Fast sechshundert Jahre lang hatte er seine Macht, seine Fähigkeiten und seinen grausamen Ruf aufgebaut, damit weder er noch seine Leute jemals wieder einem Feind ausgeliefert sein sollten … bis ich aufgetaucht war.
Indem er sich seine Liebe zu mir eingestand, war alles eingetreten, wovor er mich immer gewarnt hatte. Für seine Feinde war ich nun die ultimative Waffe, um ihn zu Fall zu bringen, und Mircea war nun wirklich nicht der Erste, der sich diesen Umstand zunutze machte. Letztes Jahr war ich aus ebendiesem Grund buchstäblich durch die Hölle gegangen, und doch hatte jede Wunde, die andere mir zufügten, Vlad mehr geschmerzt als mich, weil er sich an allem die Schuld gab.
Als er wieder die Augen öffnete, war ihre kupfrig grüne Farbe in grelles Vampirgrün umgeschlagen. »Ich verstehe, warum du es getan hast«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber versprich mir, so etwas nie wieder zu tun.«
Hätte Mircea mich vor wenigen Minuten nicht beinahe umgebracht, hätte ich mich rundheraus geweigert. Aber jetzt lagen die Dinge natürlich völlig anders. »Versprochen«, sagte ich, seinem Blick standhaltend. »Vlad, ich …«
Rasiermesserscharfe Schmerzen trafen mich an mehreren Stellen gleichzeitig, sodass ich nicht weiter sprechen konnte. Ich presste die Hände auf meinen Bauch, was mich jedoch nicht vor den magischen Klingen schützen konnte, die physisch nicht greifbar waren.
Vlad stieß einen wüsten Fluch aus, als das Blut zwischen meinen Fingern hervortrat. Seine emotionalen Schilde fielen, und wieder brachen seine Gefühle über meine eigenen herein. Unter all der Wut spürte ich kaum unterdrückte Panik in ihm aufsteigen, während er zusehen musste, wie Mircea seine magische Klinge in mich trieb. Würde er sie uns beiden noch einmal ins Herz stoßen und die Sache diesmal zu Ende bringen? War meine Rettung nur ein grausamer Streich gewesen?
Wenn ja, gab es nichts, was ich dagegen tun konnte, also versuchte ich, Vlad und mich zu beruhigen, falls es doch nicht zum Äußersten kam.
»So schlimm ist es nicht«, sagte ich mit gepresster Stimme. Gott sei Dank funktionierte die mentale Verbindung zwischen Vampir und Erschaffer nur in eine Richtung, sodass Vlad nicht spürte, dass ich log. »Er nähert sich nicht meinem Herz.«
Die Schnitte lagen alle ein gutes Stück unterhalb meiner Brust, und ich gab mein Möglichstes, nicht jedes Mal zusammenzufahren, wenn die Klinge mich traf. Das waren nicht die langen, tiefen Schnitte, mit denen Mircea mich normalerweise traktierte. Sie waren kurz, flach und zusammenhängend. Was hatte Mircea vor? Wollte er den berühmten Tod der tausend Schnitte an mir ausprobieren?
»Ich werde mir das Hirn zermartern, bis mir eine Möglichkeit einfällt, ihn leiden zu lassen«, schwor Vlad mit geballten Fäusten. Dann wurden seine Augen schmal, er beugte sich vor und riss mir das inzwischen völlig durchgeweichte Kleid vom Leib.
»Halt still«, wies er mich an und überraschte mich, indem er sich die Blumenvase vom Nachttisch schnappte und das Wasser darin über mir ausleerte. Dann breitete er ein trockenes Laken über mich.
Als ich die Blutflecken sah, die sich darauf bildeten, dachte ich: Erst das Kleid, jetzt das Laken. Vor Mircea ist heute wirklich kein weißer Stoff sicher. Dann durchbrach eine laute Stimme in meinem Kopf die Schmerzen, die ich empfand. Es war Mircea, und er klang panisch.
Antworte über dein Fleisch, sonst töten sie mich!
4
»Was?«, fragte ich laut. »Wer sind ›sie‹?«
Vlad blickte um sich. »Mit wem sprichst du?«
»Mircea«, antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber in meinem Kopf herrschte wieder nur Stille. Was meinst du?, brüllte ich mental, bekam aber keine Antwort.
Vlad packte mich bei den Schultern. »Mircea? Was hat er gesagt?«
Ich schüttelte den Kopf, zuckend wegen der anhaltenden Schnitte, die ich jetzt als Worte erkannte. Wer ist da?, stand da auf meinen Leib geschrieben. »Er sagte: ›Antworte über dein Fleisch, sonst töten sie mich.‹ Ich weiß nicht, wen er damit meint, und kann ihn nicht fragen. Er ist einfach weg.«
»Sie?«, wiederholte Vlad, die Lippen zu einer stahlharten Linie zusammengepresst. »Wenn diesmal nicht Mircea dahintersteckt, wer dann?«
Mit einem Blick auf mich, der gleichermaßen skrupellos wie entschuldigend wirkte, fuhr er mit einem sengend heißen Finger über meinen Oberschenkel. Er hinterließ eine schmale Spur verbrannten Fleisches, deutlich lesbar wie Tinte. Ich biss die Zähne zusammen, so weh tat es, aber Vlads Handschrift war makellos, wie mir ironischerweise auffiel.
Ich brauche Mircea lebend. Nennt euren Preis– Vlad Dracul.
Das magische Geschnippel auf meinem Bauch hörte sofort auf. Vlad kippte das restliche Wasser aus der Blumenvase über mich, um das alte Blut wegzuspülen und eine etwaige Antwort leichter sichtbar zu machen. In angespanntem Schweigen warteten wir. Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätte ich den Atem angehalten.
Die Minuten vergingen, ohne dass etwas geschah. Dass ich noch mal enttäuscht darüber sein würde, nicht mit dem Messer traktiert zu werden, hätte ich im Leben nicht gedacht, doch während meine Haut weiter unberührt blieb, bebte ich fast vor Spannung.
»Versuch’s mal mit einer anderen Botschaft«, drängte ich Vlad. Das Ganze war zwar nicht eben angenehm, aber ich musste wissen, was los war.
Vlad warf mir einen weiteren unbarmherzig zärtlichen Blick zu und machte sich daran, seine nächste Botschaft in meine Haut zu brennen. Diesmal fiel sie viel länger aus, sodass er meinen ganzen Bauch zum Schreiben brauchte.
Bringt mir Mircea, und ihr erhaltet reiche Belohnung. Tötet ihn, und ich vernichte euch und jeden, an dem euch etwas liegt.
»Denen hast du’s ja echt schonend beigebracht«, murrte ich.
Als er mich diesmal ansah, lag keine Spur von Sanftheit in seinem Blick. »Es ist die Wahrheit.«
Ich musste seine Emotionen nicht spüren, um zu wissen, dass er jedes Wort genau so gemeint hatte. Vlads brutale Seite war es, die ich am wenigsten an ihm mochte, und doch war sie ein Teil von ihm. Als er noch ein Mensch und Fürst der Walachei gewesen war, hatte es schließlich auch nicht an seiner blumigen Rhetorik gelegen, dass es ihm gelungen war, ein weitaus größeres Reich vom Einmarsch abzuhalten. So etwas schaffte man nur mit brutaler Skrupellosigkeit, und die Jahrhunderte als Vampir hatten Vlad nur noch härter gemacht.
»Was, wenn das Mircea ist, und er nur mit uns spielt?«
Vlad berührte die Stelle, an der mein Herz saß. »Ein einziger Ausrutscher mit dem Messer, und ihr wärt beide abgekratzt. Ich habe das vorher nicht richtig durchdacht, aber Mircea kann es tatsächlich kaum gewesen sein. Das heißt, es steckt jemand anders dahinter, und Mircea muss der betreffenden Person die spezielle Art seiner Verbindung zu dir – und damit auch mir – offenbart haben, um sich selbst zu schützen.«
Das klang plausibel, insbesondere wenn ich an das seltsame Was? dachte, das Mircea ausgestoßen hatte, als die ganze Sache losgegangen war. Er hatte überrascht geklungen, und das nicht im positiven Sinne. Und doch …
»Als vampirischer Nekromant kann Mircea sich doch nach Belieben in Luft auflösen«, warf ich ein. »Wie soll ihn da jemand lange genug im Zaum halten, um ihm ein Silbermesser ins Herz zu stoßen?«
»Darauf gibt es nur eine Antwort«, meinte Vlad, und sein butterweicher Tonfall erinnerte mich an das Geräusch eines in Fleisch eindringenden Messers. »Mircea wird von Leuten festgehalten, die noch mächtiger sind als er.«
Scheißmagie!, dachte ich wieder, und diesmal sogar noch viel inbrünstiger. Da hatten wir endlich den Vampir bezwungen, der in einem jahrhundertealten Komplott, Vlad zu ermorden, mit Mircea gemeinsame Sache gemacht hatte, und schon mussten wir uns wieder wegen dieser Gruppe mysteriöser Hexer Sorgen machen. Und wie sollten wir sie überhaupt finden, wenn wir nicht einmal wussten, wer »sie« waren?
Ich schloss die Augen. Meine magische Bindung an Mircea hatte mir bisher keine Angst gemacht, weil er mich nicht umbringen konnte, ohne sich dabei selbst den Garaus zu machen. Jetzt lag mein Leben in den Händen von Leuten, über die ich nichts wusste, außer dass es sich um mächtige Zauberer handelte, die offenbar die Person tot sehen wollten, mit der ich so fest verbunden war.
»Wir müssen den Bann brechen, der mich an Mircea fesselt«, sagte ich, als ich die Augen wieder öffnete. »Irgendwie müssen wir es schaffen.«
»Oh, das werden wir. Zweifellos.«
Als Vlad mein Gesicht streichelte, glommen seine Augen so grell, dass sie aussahen wie brennende Smaragde. Schließlich ließ er die Hand sinken und legte sie flach auf die Stelle, an der die magische Klinge in mich eingedrungen war.
»Ein paar Augenblicke noch, dann hätte ich dich verloren.«
Seine Gefühle hielt er verschlossen, doch der Muskel, der in seinem Kiefer zuckte, und die erhöhte Temperatur, die von ihm ausging, reichten schon aus, um mich wissen zu lassen, dass er im Innern noch lichterloh brannte. Ich streckte die Hand aus und verflocht meine Finger mit seinen, bis unsere verschränkten Hände über meinem Herzen ruhten.
»Du hast mich nicht verloren.«
Und ich hatte ihn nicht verloren. Vor knapp einer Stunde noch hatte ich das geglaubt. Ich sah Vlad an, erinnerte mich daran, wie ich versucht hatte, mir sein Gesicht einzuprägen, weil ich glaubte, ich würde es nie wieder sehen. Jetzt wollte ich etwas Handfesteres als einen langen Blick, um mir bewusst zu machen, dass wir uns beide noch hatten.
Ich zog seinen Kopf zu mir herunter und küsste ihn. Kaum hatten meine Lippen ihn gestreift, da erwiderte er bereits meinen Kuss. Er murmelte irgendetwas Unsinniges und zog mich dann aus dem durchweichten, blutverschmierten Bett vor den Kamin. Als er mich ansah, loderte das Feuer auf, bis die orangefarbenen und blauen Flammen wirkten, als wollten sie durch den Kaminschirm hindurch nach uns greifen.
»Niemand nimmt dich mir weg«, knurrte er und riss sich mit einer einzigen Bewegung das Hemd vom Leib. Seiner Hose erging es genauso, und dann war sein heißer Körper auch schon auf mir, und er küsste mich.
Ich konnte die Stromstöße nicht aufhalten, die in ihn fuhren, als ich mich an seinen Rücken klammerte, und den sinnlich klingenden Lauten nach, die er ausstieß, wollte er das auch gar nicht. Seine Hände wanderten über meinen Körper mit dem grausamen Wissen eines Liebhabers, der sich mit nichts weniger zufrieden geben würde als mit meiner völligen Kapitulation. Seine Finger liebkosten mich spielerisch im sinnlichen Rhythmus seiner Zunge. Danach war ich mehr als bereit, ihm zu geben, was immer er von mir wollte … und mir zu nehmen, was immer ich von ihm brauchte.
Während ich mich unter ihm aufbäumte, griff ich nach unten und umfasste sein Geschlecht. Sein Stöhnen vibrierte an meinen Lippen, als er sein pralles hartes Glied an mir rieb, was für eine wahre Gefühlsexplosion an meiner sensibelsten Stelle sorgte. Doch statt in mich zu stoßen, wie ich es mir so dringend wünschte, packte er meine Hände und hielt sie über meinem Kopf fest.
»Noch nicht«, sagte er mit kehliger Stimme.
Mein Protestlaut verwandelte sich in ein ausgedehntes Stöhnen, als er an mir herabglitt und seine Lippen zwischen meine Beine senkte. Seine Zunge war ein geschmeidig feuriges Brandeisen, das mich vor Begierde fast aufschluchzen ließ, während meine rechte Hand immer stärkere Elektroschocks abgab und mein Verlangen fast unerträglich wurde.
»Bitte«, hörte ich mich keuchen.
Sein leises Lachen kitzelte meinen sehnsüchtigen Körper. »Du weißt doch, dass dieses Wort bei mir nichts bringt.«
Ich war außer mir vor Leidenschaft und wollte mich nicht länger auf die Folter spannen lassen. Also warf ich mich herum und stieß einen Aufschrei aus, als die abrupte Bewegung seine Lippen direkt an mich presste und er meine Hüften packte, um mich in der Position festzuhalten. Doch als sich bereits der Orgasmus in mir anbahnte und mich schaudern ließ, zwang ich seinen Kopf hoch und ließ mich gleichzeitig nach unten gleiten, bis unsere Hüften aufeinander zu liegen kamen und ich in seine jetzt smaragdfarbenen Augen blicken konnte.
»Da du das Wort bitte so verabscheust«, sagte ich, die Stimme heiser vor Leidenschaft, »wie wäre es mit sofort?«
Mit einem stürmischen Kuss drang er tief in mich ein.
5
Einige Stunden später landeten wir auf einem Privatflugplatz in London, UK. Als Vlads neuer, schnittiger Learjet zum Stehen gekommen war, stieß ich den Atem aus, den ich unwillentlich angehalten hatte.
Vlad warf mir einen Blick zu, und seine Lippen kräuselten sich. »Bei dem, was wir gerade durchmachen, hast du Angst vorm Fliegen?«
»Es geht mir dabei nicht ums Fliegen an sich«, gab ich angesäuert zurück. »Das Abstürzen ist es, das mir Sorgen macht.«
Der Flieger war noch ganz neu, weil Mircea Vlads Piloten per Zauberkraft gezwungen hatte, den alten zum Absturz zu bringen. Wir selbst waren nur mit dem Leben davongekommen, weil Vlad die Kabinentür aufgerissen hatte und Augenblicke vor dem Aufprall mit mir hinausgesprungen und fliegend entkommen war. Vampire konnten zwar einiges überleben, aber in einem Flieger, der mit Höchstgeschwindigkeit abstürzte, hatte niemand eine Chance.
»Wir haben doch jeden überprüft, um sicherzustellen, dass niemand unter Mirceas Bann steht«, rief Vlad mir in Erinnerung. »Und er würde unseren Flieger sowieso nicht abstürzen lassen, solange du noch mit ihm verbunden bist.«
»Was ich ja hoffentlich nicht mehr allzu lange sein werde.«
Während unseres Fluges von Rumänien nach London hatten wir keine neuen »Mitteilungen« mehr bekommen. Das Nichtwissen, was Mirceas Entführer vorhatten, zerrte an meinen Nerven. Immerhin war ich nicht tot, was mich vermuten ließ, dass die mysteriösen Zauberer Vlads Drohung ernst nahmen. Allerdings hatte uns auch noch niemand mitgeteilt, dass wir Mircea mit einer fetten roten Schleife um den Hals ausgeliefert bekommen würden. Wer immer also hinter dieser Entführung steckte, schien es nicht eilig zu haben, sich von Mircea zu trennen.
»Wo treffen wir uns eigentlich mit Mencheres?«, erkundigte ich mich, während Vlad die Kabinentür öffnete und die Gangway ausklappte.
»Hier«, antwortete von draußen eine Stimme mit fremdländischem Akzent. Noch ehe ich Zeit hatte, meine Überraschung zu verwinden, schwang sich ein Mann mit hüftlangem schwarzen Haar die Treppe hinauf.
Vlad begrüßte Mencheres mit einer Umarmung, eine Freundschaftsbekundung, die nur wenigen Auserwählten auf dieser Welt vorbehalten war. Aber Vlad hatte schon oft von seinem »verehrten Ahnherrn« gesprochen, wenn von Mencheres die Rede war, sodass es mich nicht überraschte, als der ihn seinerseits auf beide Wangen küsste.
Schließlich richteten sich Mencheres’ kohlschwarze Augen auf mich, und ich fragte mich, warum er sich die Mühe gemacht hatte, seine Aura auf ein unmerkliches Niveau herunterzufahren. Mencheres sah aus wie ein attraktiver junger Mann Anfang zwanzig, ein Blick in seine Augen gab einem aber das Gefühl, durch ein Zeitportal bis in die antike Vergangenheit zu sehen. Er war so alt, dass eine der berühmten Pyramiden von Giseh für ihn bestimmt gewesen war.
»Leila«, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. Ich schüttelte sie, weil ich dank meiner Isolierhandschuhe nicht Gefahr lief, ihm einen Elektroschock zu verpassen.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte ich. Obwohl ich nicht weiß, warum, wollte ich hinzufügen, ließ es aber bleiben. Mencheres hatte Mirceas Fluch bereits früher nicht aufheben können, obwohl er sein Möglichstes getan hatte. Falls ihm inzwischen nicht doch noch ein Durchbruch gelungen war, hatte ich keine Ahnung, weshalb Vlad ihn sehen wollte.
»Ich war in New York, hatte also einen kurzen Flug«, meinte Mencheres, ohne darauf hinzuweisen, dass er für unser Treffen alles stehen und liegen lassen hatte.
»Wo ist Kira?«, erkundigte ich mich, als Vlad den Knopf drückte, über den die Treppe wieder eingefahren wurde.
»Dort geblieben«, antwortete Mencheres mit einer lässigen Handbewegung. »Kein Grund, die Zeit mit ihrer Schwester zu unterbrechen.«
Bei dem Wort Schwester, spürte ich, wie ein scharfer Schmerz mein Innerstes durchzuckte. Meiner eigenen Schwester Gretchen hatte ich versprochen, dass sie und mein Vater ihr normales Leben wiederaufnehmen könnten, sobald Szilagyi tot war. Und kaum war es dann so weit gewesen, hatte ich mich auch schon wieder gezwungen gesehen, mein Wort zu brechen. Gretchen war nicht gerade erbaut darüber gewesen, für unbestimmte Zeit in den Untergrund gehen zu müssen, und Gleiches galt für meinen Vater.
Ich wurde von den Gedanken an meine Familie abgelenkt, als Vlad die Piloten anwies, den Jet zu starten. »Wohin fliegen wir?«, wollte ich wissen und klammerte mich an einen Kabinensessel, als die Triebwerke wieder zu dröhnen begannen.
»Nirgendwohin«, lautete Vlads Antwort. »Nur so hoch, dass uns niemand belauschen kann.«
Mencheres ließ sich in einen edlen Sessel sinken, und ich tat es ihm nach. Der Flieger konnte einen ziemlichen Blitzstart hinlegen, wenn Vlad es wollte, und seine Piloten schienen zu ahnen, dass er in Eile war.
»Einen Drink?«, fragte ich Mencheres mit einer Handbewegung in Richtung Minibar. Dass Vampire Blut zum Überleben brauchten, hieß schließlich nicht, dass wir dem einen oder anderen edlen Tröpfchen abgeneigt waren.
Er neigte den Kopf. »Whisky, wenn ihr welchen habt.«
Vlad bedachte ihn mit einem sarkastischen Lächeln. »Deiner wenig anspruchsvollen Wahl nach warst du wohl eine Weile mit Bones zusammen.«
Ein Lächeln umspielte Mencheres’ Lippen. »Wärt ihr beide euch nicht so ähnlich, könntet ihr Freunde sein.«
Mit einem unterdrückten Schnauben reichte ich Mencheres seinen Drink. Ich hatte zwar keine Ahnung, weshalb Vlad eine solche Abneigung gegen Mencheres’ Mitregenten hatte, glaubte aber kaum, dass er sie in absehbarer Zeit ablegen würde.
»Genug davon«, meinte Vlad und wischte das Thema Bones mit einer entsprechenden Geste vom Tisch. »Die dunkle Kunst ist eines der wenigen Dinge, die laut vampirischem Recht untersagt sind, aber wie Mircea gibt es einige, die sie noch im Geheimen praktizieren. Ich brauche jemanden, der mir in dieser Welt als Führer dienen kann, und zwar jetzt gleich.«
Mencheres beugte sich vor und machte ein äußerst ernstes Gesicht. »Du bist zu bekannt, um in diesen Kreisen unbemerkt auftauchen zu können, und Vampire, die Zauberei praktizieren, sind bereit zu töten, um zu verhindern, dass die Gesetzeshüter auf sie aufmerksam werden.«
Dem konnte ich nur beipflichten, und ich bekam Gewissensbisse, weil ich es gewesen war, die Vlad gesagt hatte, wir müssten den Bann unbedingt brechen. »Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben …«
»Es gibt keine«, unterbrach er mich. Sein Tonfall klang schroff, aber die Hand, die er mir auf den Arm legte, war sanft. »Hätten die Hexer, die Mircea festhalten, die geringste Absicht, ihn auszuliefern, wären sie längst auf mein Angebot eingegangen. Ihr Schweigen heißt, dass sie entweder immer noch vorhaben, ihn umzubringen, oder darüber nachdenken, wie sie ihn am besten gegen mich einsetzen können.«
Obwohl mir keine der beiden Optionen behagte, wollte ich nicht, dass Vlad sich in noch größere Gefahr begab. In der Welt der Vampire war Vlad dank seiner Fähigkeiten vor so gut wie jedermann sicher, aber in einer geheimen Unterwelt, in der Magie das beherrschende Element war? Da konnte nicht einmal seine gefürchtete pyrokinetische Kraft ihm noch helfen.
»Wir werden der Voodoo-Königin noch mal einen Besuch abstatten«, meinte ich. »Vielleicht fällt ihr ja noch etwas ein.«
»Bisher konnte sie nichts ausrichten, und falls sie doch noch auf eine Idee gekommen ist, hätte sie es mir gesagt.« Das Nächste sagte er ganz kategorisch: »Marie Laveau wäre entzückt, mir eine solch immense Schuld auflasten zu können. Sie rafft anderer Leute Schuld an sich wie Gierhälse das Geld.«
»Wer sind diese Zauberer, und wie kommt es, dass sie Mircea in ihrer Gewalt haben?«, erkundigte sich Mencheres bedächtig.
Vlad stieß einen frustrierten Laut aus. »Wenn ich auf eine deiner Fragen eine Antwort wüsste, wäre ich jetzt längst unterwegs, um sie umzubringen, statt hier mit dir herumzuhocken.«
Ich erklärte Mencheres, was Vlad in seinem Frust unerwähnt gelassen hatte. »Wer auch immer sie sind, sie wollten Mircea töten, ehe er ihnen den Beweis für seine Verbindung zu mir erbracht hat. Vlad hat ihnen eine Belohung angeboten, wenn sie uns Mircea lebend ausliefern. Das ist jetzt ein paar Stunden her, und seither haben wir nichts von ihnen gehört.«
Mencheres schloss die Augen. Nach einem langen Schweigen öffnete er sie wieder und sah Vlad an. »Jene Welt habe ich vor dreitausend Jahren hinter mir gelassen, als die dunkle Kunst verboten wurde, aber ich kenne jemanden, der noch Verbindungen zu ihr hat, und ich setze ausreichend Vertrauen in ihn, um ihn euch als Führer vorzuschlagen. Erst jedoch müsst ihr mir versprechen, ihn nicht umzubringen.«
Ich spürte Vlads Überraschung, als er seine inneren Schilde sinken ließ und über das Angebot nachdachte. »So etwas kann ich nicht versprechen, für den Fall, dass derjenige mich oder Leila hintergeht«, sagte er schließlich. »Davon abgesehen hast du mein Wort.«
»Wie sehr es dich auch in den Fingern jucken wird«, betonte Mencheres. »Seinen mannigfaltigen Charakterfehlern zum Trotz ist er mir lieb und teuer, und sein Verlust käme mich sehr hart an.«
Meine Neugier war geweckt. Warum war sich Mencheres so sicher, dass Vlad diesen Typen umbringen wollte, wenn er doch keine Bedrohung für uns darstellte?
»Von den genannten Bedingungen abgesehen, einverstanden«, antwortete Vlad noch einmal in verärgertem Tonfall, was anzeigte, wie sehr es ihm missfiel, sich wiederholen zu müssen. »Von wem also sprechen wir?«
Mencheres warf Vlad einen grimmig amüsierten Blick zu. »Oh, du kennst ihn. Und er ist dir noch verhasster als Bones.«
6
Wir landeten wieder in England, diesmal in Cheshire, sodass wir von London aus zum Glück nur einen kurzen Flug hatten. Ein unbekannter Chauffeur erwartete uns bereits und brachte uns im Eiltempo zu einem Anwesen, das der Fernsehserie Downton Abbey hätte entsprungen sein können. Nachdem der Fahrer uns abgesetzt hatte, standen wir vor einer großen Flügeltür.
Ehe Mencheres anklopfen konnte, schwang sie auf und offenbarte einen auffallend gut aussehenden Vampir mit leuchtend türkisfarbenen Augen und schulterlangem kastanienbraunem Haar. Genug Zeit blieb mir jedenfalls, Gesicht und Haarpracht des Fremden ausgiebig zu bewundern, weil ich nach einem kurzen Blick den Rest von ihm geflissentlich übersah. Vlad stieß einen gemurmelten Fluch aus, während sein nacktes Gegenüber genervt aufseufzte.
»Du sagtest, es wäre dringend, Mencheres, also kommt rein.«
»Ian«, schalt Mencheres den anderen. »Du hättest dir wenigstens etwas anziehen können.«
Der Angesprochene sah an sich herunter, als wäre ihm eben erst aufgefallen, dass er lediglich ein äußerst delikat platziertes Silberpiercing trug.
»Siehst du etwa eine zwei Meter zehn große Dame auf meinem Gesicht?«, erkundigte er sich leutselig. »Nein, weil ich wie gewünscht alles stehen und liegen gelassen und alle des Hauses verwiesen habe. Da könntest du wenigstens mal davon absehen, mich zu tadeln, weil ich mich nicht in einen Smoking geworfen habe.«
Ians Offenherzigkeit warf mich derart um, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Nett, dich kennenzulernen, kam mir definitiv unpassend vor. Verzeihung, dass wir deinen Cunnilingus gestört haben!, war schon besser, aber laut aussprechen wollte ich es dann doch nicht.
»Ah, wen haben wir denn da?«, fuhr Ian dann auch schon fort, wobei er sich fast den Hals verrenkte, um mich an Vlad vorbei besser sehen zu können. »Mmmm, ist sie nicht bezaubernd? Wenn sie mein Trostpreis ist, nehme ich ihn dankend entgegen …«
»Das ist meine Frau«, knurrte Vlad, ehe ich dazu kam, den Irrtum aufzuklären. »Und wenn dein Schwanz bei ihrem Anblick noch einmal zuckt, brenne ich ihn dir weg.«