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Irgendwo fangen wir alle an. Kindheit in der Kleinstadt, kein Input, keine Welle, öde Jugendclubs und Freunde, für die Coolness ein Fremdwort ist. Ein Fuchs will was anderes, also raus aus der Pubertät und rein in die Großstadt, auch wenn's erstmal nur Stuttgart ist. Aber es ist ein Anfang. Der Weg geht weiter, er lernt die richtigen Leute kennen, zieht in die Welt und erobert sie. Detroit, New York, Berlin. Überall vorn mit dabei, nichts auslassen, der beste Sex und die besten Drogen, die beste Musik, das ganze Leben als Performance. Der Fuchs ist ein Kind der 90er. Er liebt Partys und will nicht aufhören zu feiern. Der Fuchs lebt so, wie es sich viele wünschen. Er lebt die Trends und glaubt dabei, er hätte sie selbst entdeckt. Er projiziert sich in die Avantgarde und etabliert im Grunde nur den Mainstream. Immer weiter. Keine Pause, keine Ruhe, kein Atemholen. Immer sichtbar sein. Immer mit allen verbunden sein. Der Fuchs lebt im absoluten Glauben an sich selbst – und doch gibt es Zeichen des Verlorenseins. Die Gleichzeitigkeit vom Willen zur Repräsentation und dem Wunsch nach Wahrhaftigkeit ist der dramatische Motor des urbanen Einzelgängers, der in der Rechtfertigung seines Lebens zum Synonym für eine ganze Generation wird. Denn ein Fuchs kann jeder sein. Die Entscheidung liegt bei dir. Denkt der Fuchs. Oder ist er doch das Opfer? Volker Schmidt taucht mit seinem hoch verdichteten Monolog tief in die Sozialbiotope einer Generation, die fest daran glaubt, ihr Leben selbst zu bestimmen, komisch und tragisch zugleich und dabei nie unter 190 bpm.
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Seitenzahl: 36
Volker Schmidt
Der Fuchs
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Personenverzeichnis
1.
2.
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4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Über den Autor
Über das Stück
Impressum
FUCHS
ein atelier. kunstwerke. vielleicht eine matratze. hier wird auch gewohnt. rudimentär. dann: der fuchs. es passiert kunst. performativ und existenziell. der fuchs schüttet sich aus zwischen den beinen geklemmten mineralwasserflaschen wasser in den mund. er erstickt fast. doch er überlebt. danach eine erklärung:
war das zuviel war das jetzt schon zuvieloder geht da noch wasdas müsst ihr euch fragennicht ich
//ich kenn die fragenwar das schon zuviel danngute nachtweil entweder bist du der fuchs oder das opfermusst du dich immer fragenbin ich oben und vorneoder da im mittelfeldund winke aus der kohortedie menschen die winkensind doch schon übersehenwer aus der menge winkt hat schon aufgegeben
oder bist du überhaupt schon ganz hintenda ist es dann vorbeidas ganz kurzab einem gewissen punkt ist es wirklich vorbeibei allen sozialen tugendendas wissen wirwenn du ganz unten bistkannst dus lassenoder?das wissen wirweißt du das?
bist du der fuchs?///
gut wir können auch ganz wo anders anfangenwenn wir zum beispiel erkennen
dass da mütterliche liebe gefehlt oder dein vater war zu autoritärzu schwach …unsichtbaralso diese fragen kannst du dir schon laufend stellenaber dann bist du wiederreaktivdas opfersei der fuchs!
bist du das opfer deiner vergangenheitoder konstituierst du dich neuimmerimmer oben auf der welle?deshalb werdet ihr hier sicher nichts über psychologie erfahrenweil das sind konzeptedie wir aus der wanne lassen könnenkindheit
am anfang heißdann kühlt sie auswas bleibt ist ein ständiges frieren in der sozialen kälteunsere weltopfer
sei der fuchs
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fangen wir ganz woanders anjeder kenntbierweinwodkaalkoholwir sind ja schon immer den traditionen aufgesessen
da verkauft uns jemand die soziale blödheitwährend es doch ganz andere möglichkeiten gibtsich mit der menschheit zu verbindensind nicht die grölenden idiotendie sauftouristendie armseligen pub crawlervielleicht noch alle im selben polo shirtdie besoffenen beerbikefahrer in den szeneviertelnist das nicht schon ganz hintenmaximal kohorteaber sicher keindass du dirs baust wie dus brauchst?
sie durchziehen wie seuchedie angesagtesten bezirkewo wir doch konkret was geschaffen habenwo wir selbst noch die kabel verlegt haben quellen sie reindie niemals begreifendass die reduktionder harmonikalen strukturenauch eine reduktion der –kommen näherlehnen sich über die plattentellerkannst du nicht auch scooter oder so einen scheißdie kommen immer mit den neunzigernwo man doch weiß dasswenn man sagen würdesich die zeit mal an einer epoche verschluckt hatdas sicher die neunziger warendas war konzeptlosdas war noch so was von kokainam anfangdas war noch so rest achzigerviel zuviel druckaber noch nicht wissen, wos lang gehtso eine menge historische schubkraftdie ins nirgendwo fährtdie sind ja bloß mal über die grenze geranntdie wussten nurwovor sie davonlaufenaber wohin?die wussten am anfang noch gar nichtwoher das neue kommt
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weil sienicht schon smartein bisschen MDMAin guter dosisrechtzeitig beginnenzwei stunden bevor man den club betrittoder zum arbeitenich hab die beats früher immer auf ketamin gebautmit einer kleinen dosis speedweil sie sich anders auskristallisierendas spürst du im clubeine nummerauf reinem keta-speed entwickeltkonstant ab dem frühen morgennochmals zu mittag eine ganz schmaledas spürst du im club weil die körper sichwie kleine tropfen auf einer glasoberflächeaufgetupft bewegenminimalbeständigbitte denkt jetzt nicht an armselige ibiza ravesstellt euch eher vor als würdet ihr murmeln auf einem riesigen spiegel balancierender morgen erscheint ja erst nach diesen fein gebauten nächtenin einem besonderen lichtdarin liegt das glück – – –
gut auch ich hatte einen anfangaber darauf muss man sich nicht beziehenes gibt eine wellenbewegungin die musst du eintretenalso bei mires war maximal eine kleinstadt