Der Garten der Zeit - Wolfgang Hermann - E-Book

Der Garten der Zeit E-Book

Wolfgang Hermann

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Beschreibung

»Wohin geht die vergessene, die nicht aufgebrauchte Zeit? Sie sammelt sich in verborgenen Kammern und bildet dort Zeitverstecke. « Diese spürt Wolfgang Hermann mit seinen poetischen und stimmungsvollen Miniaturen nach und nach auf. Der Autor nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine unvergessliche Reise durch den »Garten der Zeit«. Mit lyrischen und atmosphärischen Passagen komponiert er eine Symphonie an Sprachbildern, die dem Vergänglichen standhaft trotzt. Kaum ein Autor versteht es wie er, das Wesen der Zeit und der Natur derart zu inszenieren, konzentriert, authentisch, tiefgründig und zum Nachdenken anregend. So entsteht zwischen den Zeilen eine Sehnsucht, die die Leserinnen und Leser einen Augenblick innehalten lässt. Die literarischen Sprachbilder im »Garten der Zeit« werden von den außergewöhnlichen Illustrationen von Timna Brauer gekonnt in Szene gesetzt.

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Seitenzahl: 45

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Wolfgang Hermann

DER GARTEN DER ZEIT

Wolfgang Hermann

DER GARTEN DER ZEIT

Mit Zeichnungen von Timna Brauer

Czernin Verlag, Wien

Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien, Kultur und des Landes Vorarlberg

Hermann, Wolfgang: Der Garten der Zeit / Wolfgang Hermann

Wien: Czernin Verlag 2023

ISBN: 978-3-7076-0815-1

© 2023 Czernin Verlags GmbH, Wien

Coverabbildung und Zeichnungen: Timna Brauer

Druck: EuroPB, Příbram

ISBN Print: 978-3-7076-0815-1

ISBN E-Book: 978-3-7076-0816-8

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien

Inhalt

Zeitverstecke

Ein Zug

Trichter

Hügel

Viadukte

Menschenpflanzen

Kreis

FORMEN

Formen

Hangwärts

Schutz

Alte Formen des Lichts

Geheimnis

Vergnügen

Im Schatten

Verzweigungen

Archiv der Schatten

FENSTER ZUR ZEIT

Blätter im Wind

Altes Fenster

Durchs Fenster

Zeit dreht sich

Manchmal

Haus am Stein

Unter dem Auge der Uhr

Nach so langer Nacht

Zug im Dunkeln

AUFSTEIGENDE LEBEN

Aufsteigende Leben

Engel im Dunkeln

Geheime Sonne

Augen

Miniaturberg

WALD

Landschaft der Vergangenheit

Gebirge

Hoch oben

Muster

Das verborgene Haus

Abendschatten

Blüten der Nacht

Der Berg im Erdinneren

Flügel

Fließendes Licht

JENSEITS DER GROSSEN STILLE

Heller Stein

Grenzen des Verstandes

Jenseits der großen Stille

Masken

Nachtschrift

Regenschirme

Sie nennen ihn Berg

Stadt im Mondlicht

Die Stadt im Traum

EIN GROSSES UNSCHULDIGES GESICHT

Ein großes unschuldiges Gesicht

Das Gespenst des Genies

Abenteurerschiff

ZWEITE WELT

Im Schatten des Hauses der einsamen Männer

Lampions

Sänger

Schwarze Sonne, rote Erde

Vor einer Kastanie

WO DER WIND WOHNT

Wo der Wind wohnt

Zweite Welt

Das Herbstfenster

Die Araukarie

Ein Blick ins Gras

Die Böschung

Skulpturen

STUFE UM STUFE

Stufe um Stufe

Eine blasse Sonne

Die Felsenbucht

DIE INSEL

Gesang

Spur

Vielfarben

Wolke

Wellen

Gleißen

Suchen

Stumme Brandung

Strömen

Stein

Schein

Kapseln

Am Strand

Sprechender Stein

Zeitgewächs

Blüten

Berührung

Unmerklich langsam

Versteinerung

NACHSPIEL

Spiele des Regens

Unendlichkeit

Wolfgang Hermann

Timna Brauer

Zeitverstecke

Wohin geht die vergessene, die nicht aufgebrauchte Zeit? Sie sammelt sich in verborgenen Kammern und bildet dort Zeitverstecke. Das sind die doppelten Böden des Gartens. Die verborgene Zeit kann zum Anstückeln von Wirklichkeit verwendet werden, wenn es an ihr mangelt. So zum Beispiel, wenn der Tag abreißt und eine Lücke hinterlässt.

Das Lachen einer Kinderschar öffnet ein Zeitfach, es entströmt zusätzliche, geschenkte Zeit.

Andere Zeitgeschenke: Das langsame Summen einer Hummel.

Ein Wassertropfen fällt, aber vielleicht steigt er auch.

In der kleinen Landschaft erscheint bei Sonnenaufgang das Fell eines roten Himmelstigers.

In den Zwischenräumen der großen alten Baumwurzel spannt sich ein Zelt aus Kinderzeit.

Ein Kastanienbaum an einem Sommerabend, unbeweglich, sammelt das Lachen der Kinderschar und verschenkt seine Früchte im Herbst.

Ein Zug

Ein Zug fährt durch eine kleine Landschaft. Er passt zu ihr, denn es ist ein kleiner Zug. Die Fenster sind erleuchtet, und im Innern spiegeln Kabinette, in denen sich kleine Landschaften wiederholen. Von der langsamen Bewegung des Zuges wird jeder Baum, jeder Strauch, jeder Mast im Augenblick, da er diese passiert, angeleuchtet. Indem sie angeleuchtet werden, zeigt sich an ihrer Oberfläche etwas nur scheinbar Unsichtbares, das eine innere Treppe hinabzusteigen scheint. Indem es hinabsteigt, öffnet es verborgene Räume der aufgetürmten, gehorteten Zeit.

Trichter

Es gibt große Trichter, in denen überzählige Elemente des Tages zu bunten Zylindern verdichtet werden. Diese Zylinder rollen gerne ohne Ziel umher, wobei sie freundliche Töne von sich geben.

Hügel

Hügel sind die Höcker eines schlafenden Tiers. Sie steigen und sinken mit seinem Atem.

Viadukte

Viadukte verbinden getrennte Zeit. Sie sind zerbrechlich, da die getrennten Zeiträder aneinander reiben.

Im Schutz der Viadukte sammeln sich seltene Blumenarten, die nur im Zeitschatten gedeihen. Hier steht der Wind der Zeit still. Seit Langem träumen Menschen, unter den Viadukten eine kleine Ewigkeit lang auszuruhen.

Menschenpflanzen

In den Zeitschatten schmiegen sich zarte Geschöpfe, die sowohl Pflanze als auch Mensch sind. Fällt ein hartes Licht auf sie, verlieren sie ihre Farbe und verharren im Grau.

Kreis

Der Garten der Zeit ist ein Kreis aus Licht. Er dreht sich unmerklich, und in der Drehung zeigen sich gefächerte Welten, wobei eine nichts von der anderen weiß.

FORMEN

Formen

Augen auf Blättern, Zähne auf Zweigen, Finger wie Schlingen, Flügel aus leuchtendem Regenwasser. Die Gewächse des Gartens fließen zwischen den Formen. Für sie ist Zeit ein fliehender Horizont.

Hangwärts

Hangwärts schweben kleine Blüten so fein im Licht, es ist, als stiegen sie fortwährend himmelwärts. Auch die dunkleren Blätter zieht es nach oben ins Licht, bis sie in ihm oszillieren. Als ein Schmetterling über ihnen kreist, richten sie sich in Sternform nach ihm aus.

Schutz

Der Garten bildet einen schützenden Kreis in der Zeit. Außerhalb der Zeitmauer gibt es Formen der Grausamkeit und Zerstörung. Der Garten begünstigt das Leben, doch um welchen Preis? Es gedeiht Leben, das draußen nicht bestehen kann.

Alte Formen des Lichts

Wenn die Dinge ihre Augen schließen, überwindet das Licht die Zeitmauer. Es kommt – wie Nebel aus dem Unterholz an einem Sonnentag – aus einer anderen Welt, verwandelt sich der Welt des Gartens an, doch indem es die Dinge in Unwirklichkeit taucht.

Geheimnis

Das Geheimnis, wie aus einem biologischen Körper ein Gewächs aus zerebralen Netzen, aus Gedankenbrücken und Fantasie-Planeten wird, ist weiterhin ungeklärt. Für den Garten bedeutet der Einfall von Sonnenlicht auf biologische Bausteine die Entfaltung einer Kette von blühenden Wundern, von denen keines sich aus sich selbst erklärt. Aber welche Blüte fragt nach einer Erklärung?

Vergnügen