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Ein herrlicher Sommertag, die Sonne strahlt, eine leichte Brise kühlt die Luft. Alle Zutaten einer großartigen Golfrunde liegen bereit. Dennoch geht manch Golfer unzufrieden vom Platz, da er wieder nicht das angepeilte Ergebnis gespielt hat. Auch gegenüber seinen Mitspielern hat er sich nicht von seiner besten Seite gezeigt. Dem Golf-Gentleman passiert das nicht. Statt sich über einen schlechten Score zu ärgern, erfreut er sich am Spielerlebnis. Sein Verhalten richtet er so aus, dass seine Mitspieler eine angenehme Golfrunde mit ihm erleben. Er weiß, dass er mit tadellosem Benehmen mehr beeindruckt als mit guten Schlägen. An unangenehme Mitspieler erinnern wir uns noch lange, an deren gute Schläge meistens nur kurz. Über den Golf-Gentleman greift das Buch das Thema Golf-Etikette auf. An den Stationen eines typischen Golftages wird beschrieben, wie sich ein Golf-Gentleman verhält. Manch Golfer wird sich in ihm wiedererkennen. Oder er wird neue Verhaltensweisen ausprobieren. Sein Lohn: Wer auf dem Golfplatz mit allen denkbaren Charakteren zu Recht kommt, wer in Phasen der persönlichen Hochs und Tiefs seiner Mitspieler Gelassenheit zeigt, auch wenn er selbst unter großer Spannung steht, der bleibt auch in beruflichen und privaten Situationen souverän. Eine Fertigkeit, die immer gefragt sein wird!
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Seitenzahl: 173
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Gewidmet dem Spirit of the Game, dem wahren Geist des Golfspiels.
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2.1 Geniesser des Spiels
2.2 Niemals ein Gauner
2.3 Gastgeber für die Mitspieler
2.4 Gärtner auf dem Golfplatz
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3.1 Die passende Ausrüstung zusammenstellen
3.2 Sich angemessen kleiden
3.3 Auf fremden Plätzen spielen
3.4 Im Golfclub ankommen
3.5 Auf der Driving Range üben
3.6 Eine Spielergruppe bilden
3.7 Die Spielform finden
3.8 Sicher spielen
3.9 Gemeinsam abschlagen
3.10 Im Gespräch bleiben
3.11 Unterwegs zwischen Abschlag und Grün
3.12 Zügig spielen
3.13 Andere Spielergruppen treffen
3.14 Miteinander auf dem Grün spielen
3.15 Mit hinterhältigen Mitspielern umgehen
3.16 Die Runde beenden
3.17 Sich im Clubhaus benehmen
3.18 Ein Turnier spielen
3.19 Geschäftlich Golf spielen
3.20 Sich ausserhalb des Golfplatzes bewegen
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Der Mann ist ein armer Wicht – gerade auf dem Golfplatz
Männer sind arm dran. Tief in ihnen schlummern Urtriebe, gewonnen im Jahrtausende langen Kampf um den Fortbestand der eigenen Sippe und der ganzen Menschheit. Während die Damen Kinder und Feuer hüteten, ging er mit seinesgleichen auf die Prärie und erlegte das Mammut. Für die tiefsinnige Reflektion über das Miteinander und die eigene Wirkung auf Jagdgenossen blieb da wenig Zeit. Heutzutage soll er männlich sein, etwas rau und auch bewundernswert gut in dem, was er so tut. Gleichzeitig soll er Verständnis für die Sorgen und Nöte der Damen zeigen, dabei jedoch nicht als Softie daherkommen. Er soll Dinge selbständig richten, aber bloß nicht gleich „den Werkzeugkoffer öffnen“, wenn bei den Damen etwas zu heilen ist. Hier ist Zuhören angesagt, kein wohlgemeinter Ratschlag. Dazu kommt die dauernde Ablenkung durch das verflixte Testosteron, das uns Männer irrationale Dinge machen lässt. Wir sind getrieben, ohne unser Handeln nachvollziehbar erklären zu können, und verlieren Familien und Vermögen.
Gerade auf dem Golfplatz wird der gemeine Mann, der arme Wicht, mit diesen Widersprüchen besonders konfrontiert. Was die Triebe wollen, harmoniert oft nicht mit dem Anspruch der Mitspieler. Natürlich will er gut spielen und anerkannt sein für niedrige Scores. Wenn das Ergebnis der aktuellen Runde jedoch schlecht zu werden droht, muss er eben nachhelfen. Regeln lassen sich ja so oder so auslegen. Verständlich, dass er seine Mitspieler regelmäßig davon in Kenntnis setzt, wie unzufrieden er mit seinen Leistungen ist und dass es sonst besser klappt. Wie viele Mitspieler könnte der Mann durch fundierte Tipps zu deutlich besseren Golfern machen! Gerade die eigene Frau würde in besonderem Maß profitieren, wenn sie nur auf ihn hörte. Warum nur beschleicht ihn manchmal das Gefühl, dass sein Rat gar nicht geschätzt wird? Ebenso sollte man doch meinen, dass die Mitspieler froh sind, einen wirklich tollen Hecht um sich zu haben. Also erzählt Mann gerne eindrucksvoll und im Detail von seinen einzigartigen Erlebnissen und Erfolgen auf und neben dem Golfplatz. Komisch nur, dass seine Mitspieler diese erstklassige Unterhaltung oftmals nicht ausreichend würdigen wollen.
Daher ist Hilfe gesucht für den gemeinen Mann, der sich auf dem Golfplatz so bewegen möchte, dass er sich einerseits als Mann fühlen kann, andererseits nicht aneckt oder sich lächerlich macht. Hier geht das Dilemma jedoch weiter …
Wenig Auswahl auf dem Büchermarkt zur Etikette im Golf
Wer ein Buch über Golf lesen möchte, findet genügend Exemplare, um seinen Schwung runder, seine Abschläge länger und seinen Kopf klarer zu machen. Fast ebenso viel Auswahl erhält derjenige, der sich über die Golfregeln informieren möchte und dem das offizielle Regelbuch des R&A, wie wir Insider sagen – gemeint ist der Royal & Ancient Golfclub of St. Andrews, der über die Golfregeln wacht –, zu kompliziert ist. Anschaulich wird in solchen Büchern dargestellt, wie nach einem Schlag in ein Wasserhindernis oder über die Ausgrenze hinweg zu verfahren ist. Die hohe Nachfrage nach dieser Art von Büchern lässt sich dadurch erklären, dass wir immer bessere Golfer mit niedrigeren Handicaps werden wollen. Und dass wir die Golfregeln mehr als nur in Grundzügen kennen wollen, um nicht beim Spiel auf dem Golfplatz einen Strafschlag nach dem nächsten zu kassieren.
Nur für denjenigen, der sich über das passende Verhalten auf dem Golfplatz informieren möchte, tut sich eine Leere auf: Bücher zur so genannten Etikette im Golf sind rar gesät. Der Bedarf an derlei Werken scheint demnach gering zu sein. Soll heißen: Es gibt nur wenige Golfer, denen eben nicht in erster Linie ihr Handicap, sondern viel mehr ihr korrektes Betragen im Spiel mit anderen Golfern am Herzen liegt. Dabei ist dem R&A die Einhaltung der Etikette im Golf sehr wichtig. Unterstrichen wird dies allein dadurch, dass Richtlinien zu dem von allen Spielern erwarteten Verhalten im Regelbuch des R&A gleich vorne in Kapitel 1.2 aufgeführt werden. Wer sich also anhand jenes Buchs mit den Golfregeln beschäftigt, kommt an der Etikette nicht vorbei. Diese besagen sinngemäß, dass die Rücksichtnahme auf andere Spieler das vorherrschende Prinzip auf den Platz ist. Das dient vor allem dem Vermeiden von Unfällen und der Schonung des Platzes. Im Ergebnis sollen sich alle Spieler an ihrer Golfrunde erfreuen. Im Internet findet der geneigte Leser unter www.rules4you.de weiterführende Erklärungen zur Etikette vom Deutschen Golf Verband. Die Etikette im Golf regelt also allein den Umgang mit Spielern (Rücksicht nehmen), Platz (Schonung) und Golfregeln (immer einhalten). Es geht ihr nicht um die Überführung höfischer Riten und Gebräuche auf das Golf spielende Bürgertum. Eigentlich sollte durch diese wenigen, kernigen Aussagen alles klar sein. Eigentlich …, denn wie im richtigen Leben treffen wir auch auf dem Golfplatz immer wieder auf Zeitgenossen, deren Verhalten uns innehalten und innerlich den Kopf schütteln lässt. Manchem durchaus interessierten Mann mögen diese allgemeinen Aussagen zur Etikette nicht ausreichend sein, um sich zum Vergnügen aller auf dem Golfplatz zu bewegen. Geben wir ihm doch etwas Unterstützung!
Als Gentleman auf dem Golfplatz und im Leben
Wohl dem, der es sich finanziell, körperlich und zeitlich leisten kann, Golf zu spielen. Denn Golf gibt die Chance, den Umgang mit Menschen in Situationen zu üben, in denen diese an ihre körperlichen und emotionalen Grenzen gehen. Wer über 18 Löcher souverän und galant bleibt und sich durch vorbildliches Verhalten auszeichnet, wird auch außerhalb des Golfplatzes den Umgang mit Menschen beherrschen. Wie uns die Oma schon sagte: Benimm Dich zuhause wie bei Hofe, und Du kannst Dich bei Hofe benehmen wie zuhause.
Gerade auf dem Golfplatz fällt die Fassade eines Menschen schnell zusammen. Einige missglückte Schläge, und schon wird deutlich, um was für einen Zeitgenossen es sich handelt: Wie geht er mit persönlichem Stress um? Übernimmt er die Verantwortung, oder schiebt er die Schuld auf andere? Zeigt er Interesse an seinen Mitspielern, oder ist er voll auf sich fokussiert? Bleibt er auch in hektischen Situationen gelassen, oder verliert er schnell den Kopf? Dass Bewerbungsgespräche besser auf dem Golfplatz stattfinden sollten, haben schon viele Golf spielende Manager behauptet. Denn eine Golfrunde offenbart den Charakter eines Menschen. Selbstverständlich auch den eigenen!
Der geneigte Mann reflektiert daher sein Verhalten auf den letzten Golfrunden und findet vielleicht die eine oder andere Situation, die er im Nachhinein anders gestaltet hätte. Und er nimmt sich vor, zukünftig ein noch angenehmerer Golfspieler zu werden, der durch sein Verhalten brilliert und an den sich seine Mitspieler gerne erinnern.
Das vorliegende Buch gibt ihm dabei Hilfestellung. Denn hier geht es nur in zweiter Linie um klassische Empfehlungen zur Golfetikette wie beispielsweise den Bunker zu harken, Divots einzusetzen oder seinen Schatten nicht auf die Puttlinie des Mitspielers fallen zu lassen. Im Mittelpunkt steht hier die Übertragung der Empfehlungen und Vorschriften der Golfetikette auf einen bestimmten Typ Golfer, den so genannten „Golf-Gentleman“. Etwas wissenschaftlich angehaucht, versteht man unter einem Gentleman einen Ehrenmann, dessen Verhalten den bei uns üblichen ethisch-moralischen Standards in jeder Hinsicht voll genügt. So sagt es uns Wikipedia, das Lexikon im Internet. Zu den Eigenschaften eines Gentlemans zählt man Ehrlichkeit, Gelassenheit und Anstand. Sein Umgang mit anderen Menschen ist geprägt von Respekt und Takt. Ausgestattet mit diesen Dispositionen, ist dem Golf-Gentleman in Sachen Etikette nichts vorzuwerfen. Er gestaltet seinen Auftritt so, dass seine Mitspieler eine angenehme Golfrunde mit ihm erleben. Statt sich über einzelne missglückte Schläge zu ärgern, erfreut er sich am spielerischen Erlebnis und am schön angelegten Golfplatz. Das gemeinsame Miteinander der Spielergruppe steht für ihn weit vor der eigenen Leistung. Erfolgreich ist für ihn die Runde, die seine Mitspieler gerne mit ihm wiederholen möchten. Er lässt sich nicht von der ewigen Jagd auf ein niedriges Handicap vom Spaß am Golf abbringen. Ihm ist bewusst, dass er mit tadellosem Benehmen mehr beeindruckt als mit guten Schlägen. Denn nicht das Ergebnis eines Mitspielers interessiert, sondern dessen Auftreten. An unangenehme Mitspieler erinnern wir uns noch lange, an deren gute Schläge meistens nur kurz.
An wen sich dieses Buch richtet
Dieses Buch wurde geschrieben von einem Golfer für andere Golfer. Es richtet sich an Männer, denn der Autor kennt deren Sichtweise auf das Leben und auf das Golfspiel am besten. Die Sicht der Damen ist ihm oft fremd – nicht nur auf dem Golfplatz. Daher wird im Buch konsequent auf weibliche Formen wie Spielerin, Gegnerin und so weiter verzichtet. Die geschätzten Damen werden damit nicht vom Lesen ausgeschlossen. Nur geht es bei den Inhalten nicht um sie, sondern um ihre Golf spielenden Männer, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn. Was diese in Zukunft auf dem Golfplatz anders machen könnten, verfolgt die lesende Dame entspannt aus der Distanz. Nach der Lektüre kann es passieren, dass sie die Ansprüche an ihre männlichen Mitspieler hochschraubt und nur noch Golf-Gentlemen in ihren Spielergruppen erwartet. Wer also den Damen gefallen möchte, kann aus dem vorliegenden Buch manch hilfreichen Hinweis mitnehmen.
In diesem Buch wird eine bestimmte Ausrichtung für das Verhalten auf Golfplätzen beschrieben – nämlich die des Golf-Gentlemans. Sicherlich gibt es andere Ausrichtungen, die ebenso ihre Daseinsberechtigung haben und die womöglich auch die Einhaltung der Etikette sicherstellen. Das Buch richtet sich daher an diejenigen Herren, die sich mit der Idee des Golf-Gentlemans anfreunden können. Dazu braucht nicht jeder Golfer zu gehören. Wer meint „ist mir doch egal, was andere über mich denken“, könnte jetzt aufhören zu lesen. Alternativ kann er versuchen, seinem (Golf-) Leben eine Wendung zu geben. Prinzipiell darf sich ja jeder benehmen, wie er will, so lange er in den Grenzen der Gesetze bleibt. Nur darf eben nicht jeder erwarten, dass er mit seinem Verhalten anderen gefällt. Wer dagegen als Golf-Gentleman unterwegs ist, läuft nicht Gefahr, unangenehm aufzufallen.
Auch mag einer denken, der immer den gleichen Vierer mit Günni, Bernd und dem verrücken Heini spielt, dass die vier sich eh einig sind, wie man am besten miteinander auskommt, und dass daher dieses Buch keinen Mehrwert für ihn bietet. Falsch, denn spätestens im Turnier, im Urlaub oder im Spiel mit Geschäftspartnern trifft auch jener Golfer auf Mitspieler, die er bislang nicht (gut) kennt und die seine fest eingeschliffenen Marotten vielleicht nicht akzeptieren wollen.
Wer sich mit diesem Buch selbst beschenkt hat, zeigt, dass er sich aus eigenem Interesse mit dem Thema Etikette auseinandersetzt. Womöglich ist er bereits fast ein Golf-Gentleman und sucht durch die Lektüre lediglich das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ für sein ohnehin schon vorbildliches Auftreten auf dem Golfplatz. Demjenigen, dem dieses Buch als Geschenk von einem lieben Menschen überreicht wurde, unterstellen wir, dass er vom Schenkenden für einen Golf-Gentleman gehalten wird und er im Buch quasi über sich selbst lesen kann. Dass er als Grobian gilt, der durch dieses Buch auf den rechten Pfad der Etikette-Tugend geführt werden soll, erscheint uns mehr als abwegig.
Wie das Buch zu nutzen ist
Lesen Sie es gemütlich zuhause, vielleicht in der golfarmen Zeit im Winter. Schlagen Sie ruhig einzelne Passagen nach, wenn Sie zu bestimmten Situationen auf der letzten Golfrunde Rat suchen. Führen Sie es jedoch nicht wie ein Regelbuch mit auf der Runde, um Mitspieler auf bestimmte Verhaltensweisen hinzuweisen und dieses Ansinnen mit Passagen aus dem Buch zu untermauern. Golf-Gentleman ist nur eine Auslegung der Etikette von vielen. Jeder darf, aber keiner muss Golf-Gentleman sein! Natürlich dürfen Sie im Gespräch mit Ihren Mitspielern erwähnen, dass Sie mit den Inhalten dieses Buchs vertraut sind und dass Sie auf dem Weg, ein solcher zu werden, schon gehörig vorangekommen sind. Ihre Mitspieler werden das vielleicht zum Anlass nehmen, ihr eigenes Verhalten etwas mehr als auf den bisher gespielten Bahnen zu kontrollieren oder Sie zum eigenen Vorbild zu erheben.
Dieses Buch geht nicht auf die Golfregeln ein, solange diese nicht unmittelbare Bedeutung für die Etikette haben. Wie schon oben erwähnt, gibt es hierfür bereits zahlreiche Werke, die je nach Gusto die Regeln auf die eine oder andere Weise näherbringen. In Sachen Etikette soll das Buch jedoch vollständig sein. Der geneigte Leser braucht also keine weiteren Leitfäden zu Rate zu ziehen, um sich Etikettegerecht auf dem Golfplatz zu bewegen.
Golf wurde in früheren Zeiten als Spiel der Gentlemen bezeichnet. Warum also Golf nicht so spielen, wie es ein Gentleman tun würde, also ein Golf-Gentleman sein? Jenen definieren wir über die „4-G“-Formel:
Viermal ein „G“ in einer Formel! Der Golf-Gentleman genießt das Spiel. Er lässt sich nicht durch den Blick auf Ergebnis und Handicap von der Freude am Golf abbringen. Niemals würde er sich einen Vorteil ergaunern und die Regeln außer Acht lassen. Er agiert als Gastgeber für die Mitspieler in seiner Gruppe. Als Gärtner erfreut er sich am Platz und am Aufenthalt in der freien Natur.
Golf ist ein Spiel
Der Golf-Gentleman geht gelassen über den Golfplatz und genießt die Golfrunde. Für ihn ist Golf ein Spiel, kein Wettkampf. Ihm liegt in erster Linie das Erlebnis auf der Runde am Herzen, und nicht die Jagd auf das gute Ergebnis oder ein niedriges Handicap. Golf ist für ihn eine Form der Unterhaltung mit anderen Menschen. Gewonnen haben am Ende der Runde alle Mitspieler, wenn sie die 18 Löcher gemeinsam zu einem Erlebnis gemacht haben. Beim abendlichen Getränk in der Kneipe oder in der Lounge gibt ja auch keinen einzelnen Gewinner, sondern die Gruppe gewinnt gemeinsam einen schönen Abend – oder auch nicht.
Der Golf-Gentleman konzentriert sich auf die schönen Dinge auf der Runde, also den hübsch angelegten Golfplatz, die interessanten Mitspieler, die körperliche Verausgabung und einige wirklich gut gelungene Schläge. Denn er weiß: In Erlebnisse zu investieren, führt zum größtmöglichen Nutzen einer Geldausgabe. Und eine Golfrunde ist so ein Erlebnis. Grundlage einer Golfrunde, die zum Erlebnis werden soll und an die man sich gerne erinnert, ist das Verhalten jedes Spielers auf dem Platz. Daher ist dem Golf-Gentleman die Einhaltung der Etikette wichtig, sowohl bei sich selbst und als auch bei seinen Mitspielern.
Handicaps sind Nebensache
Für den Golf-Gentleman sind Handicaps reine Nebensache, sei es das eigene oder die seiner Mitspieler. Er nimmt das Ergebnis seiner aktuellen Runde und sein Handicap zur Kenntnis, belastet sich aber nicht damit. Ihm ist bewusst, dass seinen Mitspielern in der Regel sein Score genauso egal ist wie ihm selbst die Scores der Mitspieler, sofern diese ehrlich zustande gekommen sind. Warum sich also über die eigenen schlechten Schläge aufregen, wenn sich außer ihm niemand dafür interessiert? Ebenso weiß er, dass so gut wie niemand sein Handicap genau kennt. Andere wissen höchstens noch den ungefähren Bereich („so um die 20“). Dementsprechend berührt es seine Mitspieler nicht wirklich, ob sich das Handicap des Golf-Gentlemans durch das aktuell laufende Turnier verändern wird oder nicht.
Das Handicap dient dem Golf-Gentleman nur zur Berechnung der Vorgabeschläge auf einem Golfplatz und der Nettopunkte in einem Wettspiel. Ein hohes Handicap zu haben, ist für derlei Zwecke gut. Für ihn wird Spielstärke nicht am Handicap gemessen, sondern am Ergebnis der gerade gespielten Runde. Ein Spieler, der sich zu Beginn einer Runde mit einem guten Handicap brüstet, dann aber kein einziges gutes Loch zustande bringt, verdient keine Anerkennung. Zweifel bleiben, wie er das gute Handicap jemals erreichen konnte. Dem Golf-Gentleman ist wichtig, dass er sein Handicap immer wieder spielen kann. Daher akzeptiert er ganz gelassen, dass es in einer (Turnier-) Runde nicht so gut läuft. Denn dann hat er womöglich noch nicht die Spielstärke, die er sich erhofft, und trainiert weiter. Und er fühlt sich nicht als schlechter Golfer, denn er ist und bleibt ein gern gesehener Mitspieler.
Gutes Golf wird geschätzt
Die Einstellung des Golf-Gentlemans zum Handicap ist keine Absage an gutes und sportliches Golf. Gute Leistungen im Golf werden von ihm geschätzt. Auch er ist ehrgeizig und möchte sein Spiel ständig verbessern. Ihm ist nicht egal, wie er spielt, sondern er freut sich über gelungene Schläge und Runden mit niedrigeren Scores, als erwartet. Sein Ehrgeiz ist jedoch nicht so stark ausgeprägt, dass er zu Lasten der Mitspieler oder des guten Benehmens geht.
Er unterscheidet zwischen sportlichem Turniergolf der Professionals und der guten Amateure sowie dem Freizeitgolf der übrigen Spieler. Bei ersteren dominieren der sportliche Ehrgeiz und der Wille, bestmögliche Runden zu spielen. Denn daran werden sie gemessen und davon hängt deren Broterwerb ab. Der Golf-Gentleman hat höchsten Respekt vor ihren phänomenalen Leistungen. Wie andere Menschen gerne Kunstturnen, Tennis oder Eiskunstlaufen anschauen, erfreut er sich an den perfekten Schlägen der Stars und an deren Ballbehandlung. Auch ermuntert er jeden Golfer, sein Handicap zu verbessern. Dann allerdings ehrlich, also unter Einhaltung der Regeln und auf Basis von ausreichend Training auf der Driving Range. Er hat volles Verständnis dafür, dass ein Golfer nach Erlangung der Platzerlaubnis die Handicaps 36 und 28 anstrebt, um auf fremden Plätzen spielen zu dürfen. Dass der Golfer danach Handicap 24 anpeilt, um das klassische englische Handicap zu haben. Dass er danach ein Bogey-Golfer mit Handicap 18 werden möchte. Und so weiter, und so fort.
Den Spirit of the Game verinnerlicht
Jetzt kommt ein weiteres G ins Spiel: das G für Gauner. Ein solcher Tunichtgut ist der Golf-Gentleman nicht, denn er wird niemals versuchen, sein Handicap mit unlauteren Mitteln zu verbessern. Er wendet die Golfregeln auf jeder Runde konsequent an: wenn er für sich alleine spielt und wenn er mit Mitspielern unterwegs ist, wenn er eine private Runde spielt und wenn er an einem Turnier teilnimmt. Der Ball wird gespielt, wie er liegt. Jeder Schlag zählt. Schläge werden nicht wiederholt, sofern die Regeln eine Wiederholung nicht vorsehen, und so weiter. Er beachtet die offiziellen Golfregeln des R&A und die Platzregeln des Golfplatzes, auf dem er gerade spielt, die so genannten local rules. Im Interesse des geordneten Miteinanders auf dem Golfplatz hält er sich an Weisungen von Startern, Marshals und anderen Offiziellen. Für ihn ist das Nicht-Einhalten von Regeln kein Kavaliersdelikt, über das man mal hinwegsehen kann, sondern vollkommen ausgeschlossen. Ihm sind alle Regeln gleich wichtig. Es gibt also keine, die mal nicht angewendet zu werden braucht, sondern auf jeder Runde gelten alle Regeln jederzeit. Die Sicht mancher Golfer, dass bestimmte Golfregeln übertrieben kleinlich wären, teilt er nicht.
Der Golf-Gentleman hat den viel zitierten Spirit of the Game verinnerlicht, den wahren Geist des Golfspiels. Dieser wird oft beschrieben als : „Das Spiel beruht auf dem ehrlichen Bemühen jedes einzelnen Spielers, Rücksicht auf andere Spieler zu nehmen und nach den Regeln zu spielen. Alle Spieler sollten sich diszipliniert verhalten und jederzeit Höflichkeit und Sportsgeist erkennen lassen, gleichgültig wie ehrgeizig sie sein mögen.“ Er ist daher kein Gauner, wenn es um sein Handicap geht. Oder noch deutlicher gesagt: Er würde niemals mogeln, um sich ein besseres Handicap zu erschleichen. Braucht er auch nicht, denn als Genießer von Golf als Spiel ist ihm sein Handicap ja egal.
Kein falscher Ehrgeiz
Es soll ja Golfspieler geben, die mit höchst kreativen bis einfach nur plumpen Mitteln versuchen, ihr Handicap zu verbessern. Da wird zu niedrig gezählt, der Ball besser geschubst, ein Ergebnis anders eingetragen und so weiter. All das scheint so paradox: Am ersten Abschlag trifft man auf souverän wirkende Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und Erfolge außerhalb des Golfplatzes ausstrahlen. Nach einigen Löchern kommt es jedoch zu den ersten Merkwürdigkeiten: Ein hoffnungslos verlorener Ball wird plötzlich gefunden. Ein weiterer Ball fliegt aus tiefstem Rough, wie vom Tee geschlagen, in Richtung Grün. Regeln werden zum persönlichen Vorteil außer Kraft gesetzt. Man fragt sich, warum Menschen derlei Veränderungen durchmachen für so etwas vergleichsweise Unwichtiges wie das eigene Handicap.
Wird ein Golfer beim Mogeln erwischt, hagelt es hoffentlich Strafen. Im Turnier sollte es in vielen Fällen zur Disqualifikation führen. Das ist jedoch des Golfers geringstes Übel. Ebenso die zeitweise Platzsperre, die oft auf einen schweren Verstoß gegen die Etikette folgt. Schlimmer zählt, dass er als Betrüger gebrandmarkt ist. Mitunter trägt er diesen Makel über Jahre mit sich. Selbst wenn ein Schummler nicht eindeutig überführt wird und er scheinbar ungeschoren davonkommt, bleibt der schlechte Eindruck. Wer einmal als Gauner entlarvt wurde, wird lange brauchen, um diesen Eindruck zu revidieren.