Der große Caritas-Ratgeber Hauskrankenpflege - Ingeburg Barden - E-Book

Der große Caritas-Ratgeber Hauskrankenpflege E-Book

Ingeburg Barden

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

anderem auch Tipps zur Erhaltung der Selbstständigkeit sowie rechtliche Hinweise zu Pflegebedürftigkeit, Zuständigkeiten und Zuschüssen. Neu ist außerdem ein Extra-Kapitel über die Selbstfürsorge von pflegenden Angehörigen. In Deutschland leben über zwei Millionen Pflegebedürftige, von denen über zwei Drittel zu Hause von Angehörigen betreut wird. Die Neuauflage dieses Klassikers liefert ein Rund-um-Wissenspaket, das auf die Aufgaben der Pflege vorbereitet und die langjährigen Erfahrungen aus der tagtäglichen Praxis der Caritas weitergibt. Neben den klassischen Aspekten der Pflege - wie zum Beispiel Gestaltung des Lebensraums, Ernährung und Begleitung Sterbender - liefert die neue Auflage unter

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Seitenzahl: 452

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Die Autorin

Ingeburg Barden ist Krankenschwester, Dipl.-Pflegepädagogin, Dipl.-Pädagogin und Supervisorin. Als Beraterin unterstützt sie seit neun Jahren Partnerländer von Caritas international in Osteuropa und Zentralasien beim Aufbau von Hauskrankenpflege. In Seminaren bildet sie Krankenschwestern in der Pflegeberatung aus. Sie leitet Workshops zur Konzeptentwicklung der häuslichen Pflege. Dabei stehen die Information und Befähigung von pflegenden Angehörigen zur Bewältigung der Anforderungen in der häuslichen Pflege im Zentrum.

Zuvor begleitete sie kranke Menschen und ihre Angehörigen in der praktischen Pflege, leitete eine Caritas-Sozialstation. Sie übernahm die Fachberatung und Fortbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas-Sozialstationen in der Diözese Trier und leitete das Referat Ambulante Gesundheitshilfe im Deutschen Caritasverband.

Ingeburg Barden

Gründungsherausgeber des Werkes: Prof. Alfred Vogel und Prof. Georg Wodraschke

Der große Caritas-Ratgeber Hauskrankenpflege

Richtig pflegen Schritt für Schritt

Inhalt

Das Altern meistern

Altern und Gesundheit

Altern als natürlicher Prozess

Mobil bleiben

Pflege vorbereiten

Pflegebedürftig, was nun?

Soziale Netzwerke in der häuslichen Pflege

Unterstützung finden

Was die Pflegereform verändert

Leistungen der Pflegeversicherung

Pflege beantragen

Leistungen der Krankenversicherung bei der häuslichen Pflege

Umgang mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK)

Wohnung pflegegerecht gestalten

Selbstständigkeit erhalten

Anpassen der Wohnung

Hilfen zur Erhaltung der Mobilität

Das Pflegebett

Stürzen vorbeugen

Gemeinsam pflegen

Konzepte gemeinsamen Pflegens

Therapeutische Pflegekonzepte

Pflege planen

Rückenschonendes Arbeiten

Hygiene beachten

Tag- und Nachtrhythmus

Pflegehandlungen

Aufstehen und Gehen

Im Bett bewegen

Wechsel der Bettwäsche

Höherbewegen im Bett

Liegen und Lagern im Bett

Kleidung an- und ausziehen

Körperpflege

Mund- und Zahnpflege

Hilfestellung bei den Ausscheidungen

Besondere Anforderungen in der Pflege nach Schlaganfall

Gesund ernähren

Ernährungsmodell: Pyramide

Ernährung alternder und kranker Menschen

Angepasste Ernährung bei Bluthochdruck und Diabetes

Speisen und Getränke reichen

Ernährung über Sonden

Wahrnehmen und Beobachten

Schmerz erkennen und behandeln

Beobachtung der Haut

Veränderungen und Beobachtung der Ausscheidungen

Vitalzeichen überprüfen

Folgeerkrankungen vermeiden

Wundliegen (Dekubitus)

Lungenentzündung

Verstopfung

Soor

Thrombose

Gelenkversteifungen

Altern und Krankheit

Krankheiten im Alter

Demenz

Bluthochdruck

Schlaganfall

Diabetes mellitus

Inkontinenz

Naturheilmittel richtig anwenden

Sterbende begleiten

Sterben ist ein Teil des Lebens

Sterben und Trauern sind Prozesse

Begleitende Pflege

Sterben im Glauben

Sterben und Tod

Service

Rechte und Vorsorge

Richtlinien zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung

Adressen

Register

Charta der Rechte hilfeund pflegebedürftiger Menschen

Das Pflegetagebuch

Checkliste – wie sind die Wohnbedingungen?

Häufige Gefahrenquellen

Aktivierend pflegen

Die Hausapotheke

Das Altern meistern

Im Alter möglichst gesund, aktiv und selbstständig leben zu können, ist die Hoffnung der meisten Menschen. Ein Blick in das öffentliche Leben zeigt: Viele Unternehmer, Funktionäre oder Politiker sind deutlich über 50 Jahre alt. Um fit zu bleiben, gilt eine Regel: Use it or loose it – wer seine Fähigkeiten ständig nutzt und fördert, erhält sie. Wer sie nicht pflegt, verliert sie.

Altern und Gesundheit

Altern verändert den Menschen – körperlich wie auch geistig. Aber Altern ist keine Krankheit und birgt neben Handicaps vor allem auch Chancen. Ältere haben Jüngeren sogar einiges voraus: Sie besitzen ein Vielfaches an Lebenserfahrung, sind nicht mehr an zeitraubende Jobs und Verpflichtungen gebunden. Wer auf sich achtet, kann auch im Alter noch ganz neue Seiten an sich entdecken. Es ist nie zu spät dafür, Neues kennenzulernen. Nur Mut, packen Sie es an!

Altern als Chance

Etwa 90 Prozent der Senioren sind in der Lage, Leben und Alltag selbstverantwortlich zu meistern. Unabhängig davon, ob Sie selbst bereits zur gesellschaftlichen Gruppe der Senioren gehören oder sich auf diese Lebensphase vorbereiten möchten oder ob sich ein Angehöriger in dieser Lebensphase befindet – jeder hat es selbst in der Hand, das Altern positiv zu beeinflussen.

WISSEN

Demografie

Wie notwendig rechtzeitige Planungen für das Alter sind, zeigen einige Fakten der demografischen Entwicklung. Schon heute sind etwa 19 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen 65 Jahre und älter. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen ist auf 81,3 Jahre und die der Männer auf 75,6 Jahre gestiegen. Insbesondere hat sich die Zahl der hochaltrigen Menschen in der Bevölkerung erhöht.

Viele ältere Menschen schätzen sich selbst »jünger« ein als ihr biologisches Alter ist. Galten sie früher als genügsam, zurückhaltend und gebrechlich, hat sich das Bild langsam geändert: Ihr Konsumverhalten orientiert sich an neuen Waren, Trends oder Dienstleistungen. Reisen, Hobbys und Freizeitgestaltung sind nicht mehr nur ein Vorrecht der Jungen und Erwerbstätigen. Und das ist sehr gut so, denn negative Altersbilder untergraben die Motivation für ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben im Alter. Außerdem überdecken sie die Verschiedenartigkeit, die sich aus den unterschiedlichen Biografien, Lebensbedingungen und Interessen der Menschen ergibt: Ältere Menschen unterscheiden sich in ihrer körperlichen und seelisch-geistigen Leistungsfähigkeit, in ihren Interessen, in der Gestaltung des Alltags sowie den vorhandenen Kompetenzen, und sie haben alle Rechte zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

PRAXIS

Aktiv bleiben

Menschen haben heute die Chance, ein höheres Alter als je zuvor zu erreichen. Nutzen Sie die eigenen Potenziale für körperliches, soziales und seelisches Wohlbefinden und genießen Sie die gewonnenen Lebensjahre. Entdecken Sie Freiräume, Ihre Ideen zu verwirklichen. Knüpfen Sie Kontakte zu Gleichgesinnten. Beteiligen Sie sich nach eigenen Wünschen und Möglichkeiten aktiv am sozialen Leben.

Gesund altern

Altern ist also keine Krankheit und nicht nur das Ergebnis biologischer Veränderungen. Die weit verbreitete Meinung, dass geistige und körperliche Leistungsminderungen als unvermeidliche Ereignisse im Alter hinzunehmen sind, kann aufgrund neuer Forschungen nicht mehr akzeptiert werden. Es trifft nicht zu, dass im Alter Fähigkeiten generell abnehmen. Rückbildungen sind nur da zu beobachten, wo Fähigkeiten und Funktionen nicht geübt werden. Durch bewusste Übung lassen sich geistige und körperliche Beweglichkeit bis ins hohe Alter hinein erhalten.

Eindrucksvoll belegen Forschungen zum Altern, dass eine ausgewogene Ernährung (siehe → Seite 190) und regelmäßige körperliche und geistige Aktivität ganz entscheidend zu Gesundheit und Lebensqualität beitragen. Auch vernünftige Schlafzeiten (siehe → Seite 118), Vermeidung von Dauerstress, Verzicht auf Rauchen, und eine positive Lebenseinstellung sind gute Investitionen, um sich wohlzufühlen und gesund alt zu werden. Gesund zu altern hat oft mit Selbstveränderung zu tun und setzt die Mobilisierung jener Kräfte voraus, mit denen Selbstständigkeit erhalten wird und Neues entstehen kann.

Es ist nie zu spät und nie zu früh, etwas für die Gesundheit zu tun. Prävention und Gesundheitsförderung sind in jedem Alter möglich und sinnvoll. Viele chronische Erkrankungen werden durch einen riskanten Lebensstil verursacht. Auch der Verlauf solcher Erkrankungen ist durch die Lebensweise beeinflussbar. Gerade im Alter steigt das Risiko, chronisch krank zu werden und mit dieser Krankheit leben zu müssen. Es gibt gleichzeitig gute Chancen, diese Risiken durch das eigene Verhalten zu reduzieren.

Selbstsorge

Die selbstständige, selbstverantwortliche und persönlich sinnerfüllte Lebensgestaltung ist nach der Weltgesundheitsorganisation als bedeutsames Merkmal der Gesundheit im Alter anzusehen. Sehen Sie die folgenden Ideen als Anstöße und Ermutigungen, Ihre eigenen Ziele und die Ihrer Angehörigen zu erkennen und umzusetzen:

Setzen Sie sich mit dem Älterwerden gedanklich auseinander und fragen Sie sich, wie Sie Ihr Leben gestalten möchten. Bereiten Sie sich rechtzeitig auf das Ende Ihrer Berufstätigkeit vor und schmieden Sie Pläne, wie Sie die zusätzlich zur Verfügung stehende Zeit nutzen möchten. Möglichkeiten gibt es viele. Was hindert Sie, sich lang gehegte Wünsche zu erfüllen?

Warten Sie mit der Realisierung von Plänen und Hobbys nicht bis in die nachberufliche Lebensphase. Meist sind es die kleinen Schritte in die richtige Richtung, die zum Ziel führen. Körperlich, geistig und sozial aktiv zu sein, ist in allen Lebensaltern wichtig. Sie können in jedem Alter anfangen, ein gesundheitsbewusstes Leben zu führen. Übung macht den Meister!

Neues zu lernen, hält geistig rege und erweitert die Kompetenzen. Setzen Sie sich bewusst mit Entwicklungen im Umfeld auseinander und denken Sie darüber nach, ob sie Ihnen nützen können.

Nutzen Sie gesundheitliche Vorsorgemaßnahmen und vernachlässigen Sie nicht regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen oder notwendige Impfungen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was Sie selbst für die Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit tun können. Nehmen Sie Veränderungen des Körpers wahr und lassen Sie Anzeichen für gesundheitliche Probleme medizinisch abklären. Eine frühzeitige Diagnose erleichtert eine erfolgreiche Therapie.

Pflegen Sie Kontakte. Bleiben Sie offen für Kontakte mit Nachbarn und Bekannten. Austausch mit anderen bereichert und bringt neue Anregungen. Durch Absprachen mit anderen gelingt es oft besser, Vorhaben zu realisieren. Bewahren Sie die Fähigkeit, sich an schönen Dingen im Alltag zu freuen.

wichtig

Haben Sie Mut zur Selbstständigkeit und trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten. Achten Sie aber darauf, dass Ihnen durch die Hilfe nicht die Selbstverantwortung genommen wird.

Tipps für aktives Älterwerden

Impulse

Aktivitäten

Planen Sie Ihren Alltag, damit andere Sie nicht verplanen.

Gestalten Sie Ihren Alltag nach eigenen Interessen und Bedürfnissen.

Bauen Sie Brücken zwischen den Generationen.

Engagieren Sie sich in der Familie oder Nachbarschaft. Übernehmen Sie Verantwortung und Aufgaben, an denen Sie Freude haben.

Urlaub auch für Sie!

Teilnahme an Gesellschaftsreisen, Erholung, Seniorenurlaub, Studienfahrt

Wenn Sie sich gefallen, sind Sie auch für andere attraktiv.

Investitionen in ein gepflegtes Aussehen: Besuch bei Frisör, Kosmetikerin und Nagelpflege

Bleiben Sie in Bewegung!

Schwimmen, Gymnastik, Nordic Walking, Wandern, Spazierengehen, Seniorentanz

Je mehr Sie Ihren »Kopf« trainieren, desto länger und besser bleiben Sie geistig fit.

Gesellschaftsspiele, Rätsel lösen, Lesen, Gespräche und Austausch mit anderen

Mit Ihrem »Steckenpferd« nehmen Sie auch im Alter viele Hürden.

Hobbys: Gartenarbeit, Handarbeit, Malen, Sport, Tanzen, Handwerken, Singen, Musizieren

Auch für Sie gibt es viele Möglichkeiten, nette Leute oder Gleichgesinnte kennenzulernen.

Mitglied werden in einem Verein, Cafebesuch, Seniorenclub, Seniorenstudium, Besuch von Ausstellungen und Museen

Gestalten Sie Ihre Abende abwechslungsreich.

Verabreden Sie sich mit Freunden oder Bekannten für Theater- oder Konzertbesuche, Vorträge, Kino, Weiterbildung.

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Schreiben Sie oder rufen Sie an.

Briefwechsel, Fotoaustausch, Telefonanruf

Geben Sie sich ein neues Wohngefühl: mehr Platz, mehr Wohnung, mehr Bequemlichkeit.

Umräumen und/oder Modernisieren der Wohnung

Leute, die sich Ruhe und Zeit für sich nehmen, machen wichtige Erfahrungen.

Rück- und Ausblick ins eigene Leben, Gespräche mit vertrauten Menschen

Wann haben Sie das letzte Mal einen Friedhof besucht?

Besuch der Gräber von Eltern, Freunden und Bekannten

Auch Ihre Kirchengemeinde macht Angebote.

Gottesdienste, Einkehr- und Besinnungstage, Wallfahrten, Begegnungen, Studienreisen

Wer sich Zeit für andere nimmt, gewinnt selbst!

Eigene Erfahrungen und Kompetenzen ehrenamtlich für andere einsetzen.

Wer sich gründlich informiert, kann andere informieren.

Zeitung, Vorträge, Illustrierte, Bibliotheken

Altern als natürlicher Prozess

Alles Leben ist Veränderungen unterworfen, so auch das menschliche Leben. Altern ist ein natürlicher Veränderungsprozess, der sich immer auf individuelle Weise ereignet. Zwar treten biologische Veränderungen ein, sie bestimmen aber nicht allein die persönliche Entwicklung im fortgeschrittenen Alter. Sie stehen immer in wechselseitiger Beziehung zu sozialen und psychologischen Veränderungen. Lernen ist bis ins hohe Alter möglich!

Körperliche Veränderungen

Mit fortschreitendem Lebensalter verändern sich der Organismus und das Zentralnervensystem, weil sich Reserven der Organfunktionen verringern. Der Organismus verliert dadurch zwar an Widerstands- und Anpassungsfähigkeit. Aber: Das Wissen eines langen Lebens und die gemachten Erfahrungen differenzieren und stabilisieren die Fähigkeit, mit Lebensanforderungen umzugehen. Sie nimmt im Alter sogar noch zu.

Den Alterungsprozess, dem jeder Mensch von Jugend an unterworfen ist, kann man sich als zunehmende »Austrocknung« der Zellen vorstellen. Die Gewebe verlieren an Elastizität. Sichtbar wird dies an schlafferer, faltiger Haut und abnehmendem Muskelumfang. Spüren können ältere Menschen die Rückbildung von Knorpel an Gelenken sowie an den Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern – die »Knochen tun weh«. Kalzium und Cholesterin können sich an den Innenwänden der Blutgefäße ablagern. Dies führt zu einer Verdickung der Gefäßwände, die einerseits die Ernährung der Zellen mit Wasser und Nährstoffen und ihre Sauerstoffversorgung behindern, und andererseits den Abtransport von Schlacken erschweren. Gleichzeitig begünstigen Kalkablagerungen in den Gefäßen Arteriosklerose und Bluthochdruck (siehe → Seite 270). In den Knochen nehmen Knochenbälkchen und Mineralgehalt ab – die Knochen werden porös und brechen leichter.

Als sehr einschneidend nehmen viele Menschen die Beeinträchtigungen der Sinnesorgane wahr. Diese Einschränkungen können meistens durch technische Hilfsmittel wie Brillen und Hörgeräte ausgeglichen werden. Lassen Sie die Hilfsmittel am besten frühzeitig und unter fachlicher Beratung anpassen.

Augen. Sie sind bei älteren Menschen oft gerötet, ohne dass eine Entzündung vorliegt. Die Linse verliert an Elastizität und die Sehschärfe lässt nach. Auch kann die Linse sich in ihrer Struktur verändern bis zur milchigen Trübung.

Ohren. Zum Hören müssen die Gehörknöchelchen mitschwingen; wenn diese an Elastizität verlieren, können höhere Töne nicht mehr gut wahrgenommen werden. Außerdem lassen sich mehrere, gleichzeitig gesprochene Stimmen schlechter unterscheiden und verstehen.

Psychologische Dimension des Alterns

Ältere Menschen haben bereits viel erlebt und gelernt – und das macht sie stark! Denn bei der Intelligenz und Leistungsfähigkeit eines Menschen spielen Wissen, Lernen und Erfahrungen eine große Rolle. Sie sind durch die Lebensjahre gewachsen und können auch mit dem Alter noch zunehmen. Der abnehmenden Beweglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gegenüber steht also ein größerer Erfahrungsschatz zur Lösung neuer Aufgaben.

Zudem ist der ältere Mensch durchaus in der Lage, Neues zu lernen. Er muss nur genügend Zeit zur Verfügung haben, um seine erprobten Lerntechniken anzuwenden.

wichtig

Die geistigen Leistungen eines Menschen müssen mit dem Alter nicht geringer werden, sie werden nur anders.

Veränderungspotenziale älterer Menschen werden häufig unterschätzt. Sie scheinen auch weniger von den Lebensjahren eines Menschen abhängig zu sein als vielmehr von dessen Begabung, dem Training, der Gesundheit, dem Beruf und der gesamten Lebenssituation. Handlungen und Bewegungsabläufe sind so eingespielt, dass sie fast automatisch ablaufen (z. B. Tagesablauf, Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen, Autofahren). Die Leistungsfähigkeit im Alter wird erhalten, wenn sich alte Menschen entsprechend ihrer Fähigkeiten betätigen können und ihre Aktivität auch von anderen akzeptiert wird. Schwierig wird es, wenn der alternde Mensch das Gefühl hat, nicht mehr das leisten zu können, was er möchte, wenn er nicht mehr leisten darf, was er kann, wenn von ihm Leistungen verlangt werden, die nicht seinen Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Älterwerden und Altsein wird dann als Verlust und Entwertung des Lebens erfahren.

Mit dem Gedanken an das Lebensende sind oft existenzielle Fragen nach dem Sinn des bisherigen Lebens und der begrenzter werdenden Lebenszeit verbunden. Viele ältere Menschen finden darauf ihre eigenen Antworten. Es gibt jedoch auch Menschen, die ihre Lebenssituation und Zukunft im Alter als sehr belastend erleben und keine Lösung und sinnstiftende Antworten finden. Sie sind ganz besonders auf aufmerksame Gesprächspartner angewiesen.

WISSEN

Die Stärken des Alters

Stärken des Alters liegen insbesondere in den Möglichkeiten einer selbstständigen und sinnerfüllten Lebensgestaltung und der Fähigkeit zur psychischen Bewältigung von Anforderungen und Belastungen im Alltag. Die meisten älteren Menschen haben eine Daseinskompetenz entwickelt, die ihnen hilft, gesundheitliche Probleme, Verluste und Ängste zu verarbeiten. Älteren Menschen gelingt es auch in Grenzsituationen, eine tragfähige Lebens- und Zukunftsperspektive zu entwickeln.

Soziale Aspekte des Alterns

Das Alter eines Menschen hat nur geringen Einfluss darauf, ob und wie er soziale Beziehungen wahrnimmt und gestaltet. Als Barrieren zeigen sich häufig die eigene – zu geringe – Einschätzung der eigenen Fähigkeiten oder gesellschaftliche Vorurteile.

Das Älterwerden bringt Veränderungen der Aufgaben und Rollen mit sich – oder hat sie bereits mit sich gebracht. Das Ausscheiden aus dem Berufsleben ist immer noch ein deutliches Kennzeichen für den Beginn des Alterns. Reaktionen auf den Eintritt in die nachberufliche Lebensphase hängen weitgehend davon ab, welche Bedeutung die Arbeit für den Menschen hatte: Bestätigung des eigenen Wertes, Lebensrhythmus, Anerkennung, Austausch und Kommunikation, Zwang oder Mühe.

Die Abgabe der Rolle als Arbeitnehmer macht Platz für neue, persönlich bedeutsame Interessen und Aufgaben oder lässt schon vorhandene »identitätsstiftende« Rollen wie Ehepartner/in, Großvater, Großmutter, Freund/in oder Mitglied einer Interessensgruppe in den Vordergrund treten. Manchmal mangelt es zu Beginn der Wahrnehmung »neuer« Aufgaben und Rollen an Sicherheit. Mache ich das Richtige? Auch Krisen sind nicht ausgeschlossen. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Denn wenn persönliche Ziele und Überzeugung hinter Ihrem Engagement oder dem Ihres Angehörigen stehen, werden die neuen Aufgaben zu einer Chance, neue Erfahrungen zu sammeln.

wichtig

Altern fordert Menschen heraus, eine neue Balance zu finden zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer oder der Gesellschaft.

Soziale Teilhabe zeigt sich in der für andere Menschen aufgebrachten Zeit oder übernommenen Verantwortung. Nach Ausscheiden aus dem Berufsleben wird die Zeit oft für die Enkelbetreuung oder für Betreuungsaufgaben von Kindern der Nachbarn, Freunden oder Bekannten genutzt. Auch pflegebedürftige Personen in der eigenen Familie und in der Nachbarschaft profitieren von dem sozialen Engagement der älteren Generation.

Der Verlust nahe stehender Menschen kann die eigenen Lebenskräfte so sehr beanspruchen, dass ein Engagement für andere nicht möglich erscheint. Aber vergessen Sie nicht: Die Fähigkeit zur sozialen Unterstützung bleibt bis ins hohe Alter. Und sie kann über derartige Lebenskrisen hinweghelfen.

Mobil bleiben

Auseinandersetzungen mit sich selbst und der Umwelt sind das beste Mittel, den Kopf geistig fit zu halten. Umgekehrt beugen regelmäßige Bewegung und Aktivitäten körperlicher Pflegebedürftigkeit vor. Und dabei ist nicht von Laufen oder Springen die Rede. Bereits kleinste Übungen für einzelne Körperteile wie Finger oder Schultern schulen den Körper – und halten nebenbei auch den Verstand auf Trab.

Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit

Sie können testen, ob Sie und Ihr Angehöriger noch über ausreichende Muskelkraft verfügen. Stellen Sie einen Stuhl mit der Rückenlehne an die Wand. Setzen Sie sich und kreuzen Sie Ihre Arme vor der Brust. Stehen Sie mit den verschränkten Armen auf und setzen sich wieder. Wiederholen Sie dies viermal. Wenn Sie für dieses fünfmalige Aufstehen und Hinsetzen mehr als zehn Sekunden benötigen, sollten Sie Ihre Muskelkraft trainieren. Ihre Balancefähigkeit können Sie prüfen, indem Sie im Einbeinstand jeweils zehn Sekunden rechts und links stehen. Wenn das klappt – prima!

Aber auch wenn Sie die Tests ohne Mühe bestanden haben, lohnt es sich, vorbeugend zu trainieren. Steigen Sie behutsam ins »Training« ein und steigern sich stufenweise. Nicht Höchstleistung, sondern Ausdauer ist das Ziel.

Übungen für alle Finger

Ausgangsposition: Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl. Bequem ist es, am Tisch zu sitzen und die Unterarme bis zum Ellenbogen auf den Tisch aufzulegen. Legen Sie beide Unterarme in Schulterbreite parallel zueinander.

Personen, die im Bett liegen, können die Unterarme auf die Oberschenkel legen.

Beugen Sie die Finger in eine kleine und große Faust, danach zurück in die kleine Faust und Finger wieder strecken. Spreizen Sie die Finger so weit wie möglich, danach zusammendrücken und wieder entspannen.

Legen Sie Ihre Hände mit der Handinnenfläche auf den Tisch. Heben Sie einen Finger nach dem anderen gestreckt an. Wenn Sie alle Finger gestreckt angehoben haben, legen Sie sie einzeln nacheinander wieder auf den Tisch ab.

Legen Sie Ihre Handinnenfläche auf den Tisch und drehen Sie Ihre Handfläche von unten nach oben. Dabei sollten Sie versuchen, nur das Handgelenk zu bewegen und möglichst wenig Ausgleichbewegungen in Ellenbogen und Schultern zuzulassen.

PRAXIS

Nicht überfordern!

Bitte führen Sie die Bewegungen nicht über die Schmerzgrenze hinaus durch. Wenn Sie beim Training feststellen, dass es Übungen gibt, die Schmerzen verursachen, dann wiederholen Sie diese nicht mehr. Sie finden genügend Alternativen. Wiederholen Sie die Übungen täglich. Man kann einige Übungen auch an der Bushaltestelle, vor dem Fernseher, auf der Gartenbank üben … Hauptsache, Sie bleiben dran!

Übungen für die Daumen

Ausgangsposition: Halten Sie Ihre Hände bei allen Übungen so, dass die Handinnenfläche oben liegt.

Strecken Sie Ihren Daumen und lassen ihn viermal nach außen kreisen. Danach kreisen Sie den Daumen viermal nach innen.

Strecken Sie die Finger und spreizen die Daumen. Danach führen Sie die Daumenspitzen zu den Grundgelenken der kleinen Finger und halten diese Stellung drei bis fünf Sekunden. Dann entspannen Sie die Daumen und Finger.

Führen Sie die Daumenspitze nacheinander zu allen Fingerkuppen. Tun Sie es so schnell wie möglich, mit und ohne Kontrolle mit den Augen.

Übungen für das Handgelenk

Ausgangsposition: Legen Sie die Handflächeflach auf den Tisch.

Spreizen und schließen Sie die Finger im Wechsel und heben Sie dabei gleichzeitig die Hand im Handgelenk an, bis die Finger nach oben zeigen. Führen Sie die Hand wieder zurück im Wechsel mit gespreizten und geschlossenen Fingern.

Legen Sie Ihre Handflächen und Finger gegeneinander, danach spreizen Sie aus dieser Haltung heraus Ihre Finger und schließen sie wieder.

Stützen Sie die Ellenbogen auf den Tisch (bei Personen, die im Bett liegen auf die Oberschenkel), kreisen Sie die Hände aus dem Handgelenk heraus, im Wechsel nach außen und nach innen.

Stützen Sie die Ellenbogen auf den Tisch und beugen die gestreckten Hände aus dem Handgelenk heraus in alle vier Bewegungsrichtungen.

Übungen für die Schultern

Ausgangsposition: Sitzen Sie aufrecht auf dem Stuhl (oder im Bett) oder führen Sie die Übungen im Stehen durch.

Strecken Sie die Arme in Schulterhöhe nach vorne. Im Wechsel schließen Sie die Hände zur Faust und öffnen sie wieder. Gleichzeitig kreisen Sie die gestreckten Arme aus der Schulter heraus.

Lassen Sie die Arme locker hängen. Dann strecken Sie die Schultern nach hinten und heben und senken sie im Wechsel.

Lassen Sie die Arme locker hängen und drehen die Handflächen im Wechsel nach außen und wieder nach innen zum Körper.

Strecken Sie die Arme in Schulterhöhe nach vorne. Heben Sie die Hände aus dem Handgelenk heraus an, bis die Handinnenflächen nach vorne zeigen. In dieser Haltung spannen Sie die Armmuskulatur an und halten diese Spannung wenige Sekunden. Danach führen Sie die Arme in gestreckter Haltung wieder zu den Körperseiten zurück.

Übungen für die Halswirbelsäule und den Schultergürtel

Ausgangsposition: Sitzen Sie bequem und aufrecht auf dem Stuhl. Beide Füße stehen auf dem Boden.

Pendeln Sie einen Arm neben dem Körper. Wechseln Sie den Arm und wiederholen die Übung. Danach lassen Sie beide Arme zusammen pendeln.

Strecken Sie die Arme seitlich am Körper aus. Im Wechsel strecken Sie die Finger und beugen sie zur Faust und gleichzeitig heben Sie die Arme nach vorne an, führen sie weiter nach oben und führen sie seitlich wieder zurück, sodass eine kreisende Armbewegung entsteht.

Legen Sie die Unterarme vor dem Oberkörper übereinander (wenn einer der Arme bewegungseingeschränkt ist, liegt der Unterarm der weniger beweglichen oder gelähmten Körperseite auf dem »stärkeren« Arm). Danach heben Sie beide Unterarme bis zur Kopfhöhe an. Der weniger bewegliche Arm wird dabei von dem anderen Arm gestützt.

Führen Sie eine Hand hinter den Kopf und die andere Hand hinter den Rücken und wechseln Sie diese Haltung mehrmals.

Übungen für Füße, Knie und Muskel-Venen-Pumpe der Beine

Ausgangsposition: Sitzen Sie aufrecht auf dem Stuhl. Die meisten Übungen sind auch im Bett möglich.

Strecken Sie die Beine und heben und senken Sie die Füße im Wechsel.

Strecken Sie die Beine (im Bett können Sie die Füße auf die Fersen stützen). Danach die Zehen krallen und strecken.

Strecken Sie die Beine (im Bett können Sie die Füße auf die Fersen stützen) und lassen Sie die Füße kreisen.

Ausgangsposition: Sie liegen auf dem Boden oder im Bett.

Stellen Sie die Beine im rechten Winkel auf. Die Füße stehen parallel nebeneinander. Ein Bein anheben, indem Sie das Knie strecken und kurz gestreckt halten. Dann das Bein wieder gebeugt aufstellen. Wiederholen Sie diese Übung drei- bis fünfmal. Danach wechseln Sie das Bein und wiederholen die Übung. Zum Abschluss können Sie diese Übung mit beiden Beinen durchführen.

Ausgangsposition: Sie stehen hinter einem Stuhl und stützen sich an der Stuhllehne.

Sie stellen ein Bein leicht gebeugt näher an den Stuhl. Das andere Bein strecken Sie nach hinten, die Ferse bleibt am Boden. Verlagern Sie dann Ihr Gewicht auf das vordere Bein bis Sie eine Dehnung im nach hinten gestreckten Bein spüren. Halten Sie diese Dehnung etwa 30 Sekunden und wechseln Sie dann die Beine.

wichtig

Bewegung an der frischen Luft steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns um 20 Prozent. Schon 30 Minuten gezielte körperliche Bewegung täglich verbessert die Konstitution.

Pflege vorbereiten

Krankheit oder Unfall kann jederzeit Menschen plötzlich hilfsbedürftig machen. Pflegebedürftigkeit stellt alle Beteiligten vor eine neue Situation. Die Unterstützungsleistungen sind so vielfältig, dass es sich lohnt, alle Informationen zusammenzutragen. Sie werden dann die notwendigen Entscheidungen richtig treffen und die Pflege situation positiv mitgestalten können

Pflegebedürftig, was nun?

Pflegebedürftigkeit fordert die Pflegenden und die Pflegebedürftigen heraus und bringt vielfältige Belastungen: körperlich, seelisch, sozial und finanziell. Wer sich aber der Auseinandersetzung und Pflege stellt, wird auch bereichernde Erfahrungen wie Dankbarkeit, Hoffnung, Anerkennung, Wertschätzung, Gelassenheit und Zufriedenheit sammeln. Wichtig ist, sich über die eigenen Motive und Möglichkeiten klar zu werden und auch auf sich selbst zu achten.

Persönliche Situation klären

Machen Sie sich in der Familie frühzeitig Gedanken darüber, wer wen bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit unterstützen könnte. Reden Sie untereinander und mit den infrage kommenden Personen darüber und klären Sie, wer von wem welche Hilfe und Unterstützung erwarten kann. Versuchen Sie, alle Familienmitglieder in die Diskussion und die mögliche Arbeit miteinzubeziehen. Denn wenn an eine Person zu viele Erwartungen gestellt werden, könnte sie früher oder später überfordert sein.

Wenn Sie vor der Herausforderung stehen, Pflegeaufgaben zu übernehmen, sollten Sie Ihre Möglichkeiten einschätzen und Ihre Motive prüfen. Verschaffen Sie sich einen Überblick, welche Hilfen in welchem zeitlichen Umfang zu erbringen sind und wer sich außer Ihnen noch an der Pflege beteiligen könnte – dazu gehört auch externe Hilfe wie etwa Angebote von Pflegediensten.

Denken Sie auch daran, dass es nicht nur die Pflegehandlungen sind, die Kräfte kosten. Viel schwerer ist es als naher Angehöriger zu erleben, wie die Kräfte, Fähigkeiten und die Persönlichkeit der pflegebedürftigen Person sich verändern (siehe → Seite 265). Das zehrt an den eigenen Kräften und gleichzeitig benötigen Sie diese, um in dieser Situation Ihrem Angehörigen noch emotionale Unterstützung geben zu können. Eine doppelte Belastung.

Beantworten Sie sich ehrlich und nach reiflicher Überlegung die Frage, ob Sie bewusst »ja« zur Übernahme der Pflege sagen können. Fragen Sie sich, warum Sie Pflege übernehmen möchten. Denn falls Sie die Pflegeaufgabe nicht bewusst und aus eigenem Wunsch heraus übernehmen, können Konflikte vorprogrammiert sein – solche, die Sie »zerreißen«, weil Sie Ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden können und solche, die zwischen dem Angehörigen und Ihnen entstehen.

PRAXIS

Vorüberlegungen, die Sie anstellen sollten

Bitten Sie den behandelnden Arzt um ausführliche Informationen zum Krankheitsgeschehen, um Einschätzungen zur Prognose und zu möglichen Behandlungs- und Rehabilitationsmöglichkeiten.Wenn die zu pflegende Person noch im Krankenhaus behandelt wird, fragen Sie auch die Pflegenden in der Klinik nach dem Ausmaß der Pflegebedürftigkeit und den zu erbringenden Pflegeleistungen.Die Kranken- und Pflegekasse berät Sie über Unterstützungsleistungen, die dabei helfen, Pflege, Behandlung und Rehabilitation abzusichern.Wenn Sie unsicher sind, beziehen Sie Pflegeprofis in Ihre Überlegungen ein. Nehmen Sie Kontakt auf zu einer Sozialstation, Pflegestation oder Beratungsstelle für pflegende Angehörige. Sie vermitteln Ihnen notwendiges Grundwissen zur häuslichen Pflege. Darüber hinaus bereiten sie zusammen mit Ihnen die Entlassung aus der Klinik und Aufnahme in die häusliche Pflege vor.Seit Neuestem erhalten Sie in einigen Bundesländern auch durch Pflegestützpunkte Hinweise und Tipps zur Organisation der Pflege. Sollten in Ihrem Bundesland noch keine Pflegestützpunkte eingerichtet sein, erhalten Sie eine Pflegeberatung durch die Pflegekasse.Klären Sie in der Familie, wer welche Aufgaben wann unter welchen Bedingungen übernehmen kann.

Gemeinsam entscheiden – Verantwortung teilen

Von der Entscheidung, einen kranken oder pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause zu pflegen, sind alle Familienmitglieder betroffen. Deshalb sollten alle Beteiligten im Vorfeld an Planung und Vorbereitung der häuslichen Pflege beteiligt werden (siehe → Seite 100), um sich auf mögliche Veränderungen einstellen zu können. Gerade in der Planungs- und Anfangsphase einer Pflegesituation sind Informationen und Hinweise besonders wichtig.

Motive für die Pflege

Die Übernahme von Pflegeaufgaben in der Familie ist für viele Angehörige etwas Selbstverständliches. Im Hintergrund steht oft ein bunter »Strauß« Motive, derer sich Pflegende mehr oder weniger bewusst sind.

Bei Studien und Interviews haben Angehörige als Motive genannt:

Liebe oder Zuneigung,

Verantwortungs- oder Pflichtgefühl,

Bedürfnis nach Nähe in der noch gemeinsamen Lebenszeit,

Sinngebung und Lebensziel,

etwas zurückgeben wollen,

eigenen Kindern ein gutes Vorbild sein,

Arbeitslosigkeit,

früheres Versprechen,

Gerede durch Nachbarn vermeiden,

gute Gesundheit,

finanzielle oder materielle Vorteile,

keine anderweitigen Verpflichtungen,

Flucht aus unliebsamen Verpflichtungen.

Es ist gut, sich über die eigenen Motive zur Pflegebereitschaft Klarheit zu verschaffen, denn sie sind oft Kraftquellen, die auch über schwierige Situationen hinweghelfen. Meist sind es mehrere Motive, die eine Entscheidung begründen. Es ist schwer zu beurteilen, welche der Motive für die Pflege die tragfähigsten Fundamente darstellen. Denn Situationen und Motive können sich verändern: Die Pflegebedürftigkeit des Angehörigen kann anwachsen. Ihre eigene Gesundheit kann fragiler werden oder Ihre Kräfte reichen nicht für die Belastungen. Schwierig wird es, wenn Motive im Widerstreit stehen. Zum Beispiel selbst nicht gesund zu sein, sich aber dennoch zur Pflege verpflichtet zu fühlen. Oder Zuneigung für den Angehörigen zu empfinden und Freude an Pflegeaufgaben zu haben, aber in der eigenen Familie noch stark in anderweitige Verpflichtungen eingebunden zu sein.

Chancen der häuslichen Krankenpflege

Wer sich für die Pflege eines lieben Menschen zu Hause entschieden hat, der steht zwar zunächst vor einer Fülle von Informationen und Herausforderungen, die er bewältigen muss. Gleichzeitig birgt die häusliche Versorgung ebenfalls viele Chancen – für Sie und Ihren Angehörigen.

Für den Angehörigen: Sicherheit und Lebensqualität

Fast jeder Mensch wünscht sich, so lange wie möglich zu Hause bleiben zu können. Denn das eigene Heim war das ganze Leben die Trutzburg, selbst wenn es »draußen« hoch herging. Die Wohnumgebung ist vertraut, ebenso das soziale Umfeld. Der Mensch weiß, wo welche Sachen stehen. Er kennt die Wege, genießt es vielleicht so sehr, draußen im Garten zu sitzen. Er nimmt – trotz Beeinträchtigung – weiter am familiären Leben teil. Ist bei Feiern und dem nachbarschaftlichen Kaffeetrinken dabei. Das ist doch das, was als »Lebensqualität« beschrieben wird.

Als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass in einer vertrauten Umgebung meist die Selbstständigkeit länger erhalten bleiben kann als in einer veränderten Wohnumgebung. Gerade bei demenziell Erkrankten (siehe → Seite 265) hilft die vertraute Umgebung dabei, sich so lange wie möglich so selbstständig wie möglich bewegen zu können.

Für pflegende Angehörige: Aufgabe und gutes Gefühl

Wer Herausforderungen angeht, verändert sein Leben. Regelmäßig verändern die meisten Menschen ihr Leben. Neuer Job, Heiraten, neue Wohnung. Immer wieder neue Aufgaben. Und eben das ist die häusliche Krankenpflege auch, sie verändert das eigene Leben und das des Betroffenen stark. Aber eigentlich ist es wie immer: Neue Aufgaben eignen sich, um neue Perspektiven zu entwickeln, neue Aspekte an der eigenen und der anderen Person zu entdecken. Gleichwohl darf die eigene Lebensqualität nicht leiden!

Trotz aller Schwierigkeiten sagen viele pflegende Angehörige: Häusliche Krankenpflege sei eine »lohnende Aufgabe«, sie gebe ihnen ein »gutes Gefühl«. Denn sie erfahren Wertschätzung – von dem Angehörigen, und auch von Außenstehenden.

Für beide: Lernen

Wer zu Hause pflegt, verbringt mehr Lebenszeit mit dem Angehörigen. Beide Seiten lernen an sich und dem anderen vielleicht Wesenszüge kennen, die bis dahin verborgen waren – im Guten wie im Schlechten. Die Situation kann zusätzlich den familiären Zusammenhalt stärken, wenn sich alle gemeinsam für die häusliche Pflege entschieden haben.

Alle Beteiligten lernen sehr intensiv, was Altern – und auch Sterben – unter dem Einfluss von Respekt und Würde bedeuten kann.

Selbstpflege

Zu keiner Zeit wurde von Angehörigen so viel Betreuung und Pflege geleistet wie derzeit. Das hängt zum einen mit der Zahl der pflegebedürftigen Menschen zusammen, zum anderen aber auch damit, dass sich die Pflege eines Angehörigen häufig über ein oder zwei Jahrzehnte zieht. Das macht die Pflegesituationen für die pflegenden Familienmitglieder manchmal besonders belastend. Deshalb: Achten Sie auf sich! Wenn Sie bemerken, dass Sie dauernd gestresst sind, sich aus Ihrem eigenen sozialen Leben zurückziehen oder das Gefühl haben, Sie vereinsamen in Ihrer jetzigen Situation, dann – spätestens – kümmern Sie sich um sich selbst.

PRAXIS

Anzeichen für Überlastung und Überforderung

Sie fühlen sich körperlich überfordert und ständig psychisch belastet.Sie leiden unter dem Eindruck, dass Sie ständig zur Verfügung stehen sollen –oder vielleicht sogar müssen, weil es Ihrem Angehörigen besonders schlecht geht.Sie bemerken, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse dauernd denen Ihres Angehörigen unterordnen (müssen).Sie beginnen, sich aus Ihrem »alten« Leben zurückzuziehen: Sie sagen Treffen mit Freunden ab oder gehen nicht mehr regelmäßig Ihren Hobbys nach.Sie fühlen sich in Ihrer persönlichen Lebensgestaltung massiv eingeschränkt.In Ihren sozialen Beziehungen treten Probleme auf, weil sich Partner, Freunde oder Familienangehörige vernachlässigt fühlen.Zwischen Ihnen und Ihrem Angehörigen besteht eine dauerhafte Spannung, z. B. weil bestimmte – und vielleicht schwierige – Lebensereignisse bisher ungeklärt und unbewältigt blieben.Sie sind oft oder ständig gereizt oder niedergeschlagen, fühlen sich erschöpft oder entwickeln Rückenschmerzen.

Wenn Sie solche oder ähnliche Erfahrungen machen – steuern Sie gegen! Suchen Sie das Gespräch mit den betroffenen Menschen in Ihrem Umfeld. »Verbündete« finden Sie (auch) in Pflegeberatern (siehe → Seite 28). Am besten ist es aber, von Anfang an auf eigene Freiräume zu achten und sich selbst zu schützen. Damit vermeiden Sie Unverständnis oder Enttäuschung, weil Sie nicht nachträglich Distanz einfordern müssen.

Im Sinne einer gesunden »Selbstpflege« sollten Sie als Pflegeperson die eigenen Bedürfnisse ebenso ernst nehmen wie die Wünsche und Erwartungen des pflegebedürftigen Angehörigen. Dazu gehört auch, für sich selbst Freizeit zu beanspruchen, sich Zeit zu nehmen für

Hobbys, das Treffen von Freunden und vieles mehr. Jeder entspannt anders. Körperliche Bewegung ist eine ideale Möglichkeit, Stress abzubauen. Solche Erholungsphasen sind wichtig für das eigene Wohlbefinden und helfen, den Pflegealltag zu bewältigen.

Insbesondere eine räumliche Distanz von Zeit zu Zeit hilft, die häusliche Pflege dauerhaft zu meistern. Wenn Sie noch berufstätig sind, denken Sie ruhig darüber nach, die Stunden zu reduzieren oder eine Weile ganz aus dem Beruf auszusteigen (siehe → Seite 40).

Akuter Pflegebedarf

Nicht immer haben Sie als Familienmitglied genügend Zeit, sich auf die Pflege vorzubereiten. Wenn möglich, warten Sie mit der Organisation der Pflege nicht bis zum Entlassungstag aus dem Krankenhaus. Wenn sich Pflegebedarf nach der stationären Behandlung abzeichnet,

nehmen Sie bereits im Krankenhaus Kontakt auf zum Sozialen Dienst,

zukünftig sollen »Pflegestützpunkte« (siehe → 

Seite 28

) eine umfassende Information und Beratung zur Gestaltung der Pflegesituation wahrnehmen und die Menge der organisatorischen Arbeit übernehmen und koordinieren.

Erste Schritte, Pflege zu organisieren

Verschaffen Sie sich einen Überblick über das Ausmaß des Pflegebedarfs (siehe → 

Seite 23

).

Setzen Sie sich mit Ihrer Kranken- und Pflegekasse in Verbindung. Als Freunde, Nachbarn oder Bekannte sollten Sie sich vom Versicherten dazu bevollmächtigen lassen. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind bei der Pflegekasse zu beantragen (siehe → 

Seite 47

).

Wenn Sie einen Antrag auf Pflegeleistungen gestellt haben, beauftragt die Pflegekasse den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung – auch kurz MDK genannt – mit der Begutachtung zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit (siehe → 

Seite 48

).

Für die Begutachtung ist es notwendig, dass Sie eine Übersicht haben, bei welchen Verrichtungen zu helfen ist, wie häufig die Pflegehandlungen am Tag und in der Nacht notwendig sind (siehe → 

Seite 57

) und

wie viel Zeit dafür aufgebracht werden muss (siehe → 

Seite 57

).

Überlegen Sie gemeinsam mit allen Betroffenen, ob die Pflege zukünftig zu Hause oder in einem Pflegeheim erfolgen soll.

Wenn Sie sich für die Pflege zu Hause entschieden haben, überlegen Sie, ob Sie die Pflege mit Unterstützung von Angehörigen, Nachbarn, Bekannten selbst leisten möchten und können oder ob Sie ergänzend einen Pflegedienst einbeziehen. Durch die Teilnahme an einem Pflegekurs oder einer Schulung können Sie sich auf die Pflegeaufgaben vorbereiten. Ab → 

Seite 107

finden Sie Tipps und Anleitungen, die das Pflegehandeln erleichtern.

Sollten Behandlungspflegeleistungen (siehe → 

Seite 50

) (dazu gehören z. B. Verbände oder die Gabe von Medikamenten) notwendig sein, die der Arzt nicht selbst erbringen muss, erhalten Sie diese nach entsprechender ärztlicher Anordnung durch einen ambulanten Pflegedienst Ihrer Wahl.

Informieren Sie sich, wie Sie die Pflege durch Hilfsmittel erleichtern können (siehe ab → 

Seite 62

). Pflegedienste oder Beratungsstellen für pflegende Angehörige wie auch Sanitätsfachgeschäfte beraten Sie gerne.

WISSEN

Bevollmächtigung oder Betreuung

Wenn Ihr Angehöriger akut nicht mehr in der Lage ist, seine persönlichen Angelegenheiten zu regeln (wie z. B. den Antrag bei der Pflegekasse zu stellen), dann können das die nächsten Angehörigen für ihn übernehmen – ohne dass eine schriftliche Bevollmächtigung des Erkrankten vorliegt. Dabei unterstützen Sie auch der Sozialarbeiter in der Klinik oder ein Pflegeberater. Wenn klar wird, dass der Betroffene langfristig so schwer krank oder gehandicapt sein wird, dass er sein Leben nicht mehr selbstverantwortlich führen kann, muss ein Betreuungsverfahren eingeleitet werden (siehe → Seite 318). Das Beste ist, die Frage vor dem Eintritt des Notfalls über eine Vorsorgevollmacht (siehe → Seite 317) oder Betreuungsverfügung (siehe → Seite 319) zu regeln. Dort kann der Verfasser bestimmen, welche Behandlung er in welchem Krankheitsfall noch wünscht und ebenso bestimmen, wer ihn bei schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung vertreten soll.

Soziale Netzwerke in der häuslichen Pflege

Wenn Sie sich dafür entscheiden, die Pflege zu Hause zu übernehmen, dann müssen Sie die Situation nicht allein bewältigen! Mittlerweile gibt es viele verschiedene Angebote, die Sie dabei unterstützen, Pflege zu organisieren und optimal zu gestalten. Diese Netzwerke sind oft professionell ausgerichtet – z. B. Wohlfahrtverbände oder ambulante Dienste. Darüber hinaus haben sich ehrenamtliche Gruppen etabliert.

Erfolgreiche Suche

Familien sind die primären Pflegenetzwerke, durch die kranke oder pflegebedürftige Menschen oder Menschen mit Behinderungen zu Hause leben können. In Deutschland sind Familien immer noch der größte »Pflegedienst«. Für alle Beteiligten ist es wichtig, den pflegebedürftigen Angehörigen als Partner im Pflegegeschehen zu sehen. Je mehr es gelingt, die pflegebedürftige Person mit eigenen Gedanken und Wünschen an der Pflegeorganisation zu beteiligen und seine vorhandenen Fähigkeiten zu nutzen, desto weniger Zeit müssen die Pflegepersonen investieren. Zudem erhält sich der pflegebedürftige Mensch so seine größtmögliche Unabhängigkeit, das stabilisiert sein Selbstwertgefühl. Außerdem ist Selbstständigkeit in den Alltagsverrichtungen eine gute Pflegeprävention, sie beugt etwa Folgeerkrankungen vor.

Im Verlauf der häuslichen Pflege ist immer wieder neu zu entscheiden, ob die Pflegeleistungen noch von den Angehörigen zu bewältigen sind. Denn meist gibt es eine Hauptpflegeperson, die in der Familie die Hauptlast trägt. Es gibt gute Gründe, ergänzend zu den eigenen Bemühungen externe Pflegeunterstützung anzunehmen. Das gilt ganz besonders dann, wenn Pflegebedarf rund um die Uhr besteht oder komplizierte Behandlungspflegen zu erbringen sind (siehe → Seite 51).

Überlegen Sie sich, welche Hilfe Sie sich wünschen – und brauchen. Dann gelingt es besser, bei der Vielfalt des Angebots die für Sie richtige Entlastung zu finden.

Beratung rund um die Pflege

Jeder pflegebedürftige Mensch hat Anspruch auf Pflegeberatung. Dieses Recht schließt auch die Beratung der Angehörigen ein. So sieht es das Pflegeversicherungsgesetz vor. Zögern Sie nicht, sich bei Beratungsstellen für Senioren oder für pflegende Angehörige, und zukünftig auch bei »Pflegestützpunkten« Rat zu holen. Dort wo es noch keine »Pflegestützpunkte« gibt, müssen die Pflegekassen eine umfassende Beratung anbieten. Denn je mehr Leistungen und Absicherungen für pflegebedürftige Menschen zur Verfügung stehen, je komplexer und unübersichtlicher empfinden dies die Betroffenen. Darum übernehmen kompetente Pflegeberater den Lotsendienst im Hilfenetz. Sie informieren umfassend rund um die Pflege und bei sozialrechtlichen Fragen. Sie weisen auf sinnvolle Anpassungen in der Wohnung sowie intelligente Technik und Hilfsmittel hin, die Pflege und Pflegebedürftigkeit erleichtern. Sie informieren über ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote in Ihrer Umgebung und wie die Finanzierung der Pflegeangebote möglich ist.

Damit unterstützen die Beratungsstellen Sie einerseits in der Organisation der Pflege und helfen Ihnen, Antworten auch zu praktischen Fragen in der Pflege zu finden. Andererseits fördern die Pflegeberater dadurch Ihre Kompetenz zur Selbsthilfe.

Beratungseinsätze

Pflegebedürftige, die Pflegegeld beziehen (siehe → Seite 44), erhalten in der Pflegestufe I und II halbjährlich einmal, in der Pflegestufe III (siehe → Seite 42) vierteljährlich automatisch einmal eine Beratung in der eigenen Umgebung durch einen von den Pflegekassen zugelassenen Pflegedienst, Pflegeberaterinnen oder durch eine anerkannte Beratungsstelle. Diese Beratungsbesuche dienen der regelmäßigen praktischen und pflegefachlichen Unterstützung der Zu-Hause-Pflegenden und der Qualitätssicherung.

Die Pflegereform von 2008 hat den Anspruch auf Beratung ausgeweitet. Auch Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz (siehe → Seite 43), die noch nicht die Voraussetzungen der Pflegestufe I erfüllen, können halbjährlich einen Beratungsbesuch in Anspruch nehmen.

Pflegekurse für Angehörige

Angehörige, die sich zur Übernahme häuslicher Pflegeaufgaben entschieden haben, können in Pflegekursen Basiskenntnisse und elementare Handgriffe zur häuslichen Pflege in Theorie und Praxis lernen. Sie bieten die Möglichkeit, Pflegehandeln zu üben und vermitteln Hilfen zur Bewältigung von Problemen wie Inkontinenz, Demenz, Sterben und Trauer. Pflegekurse informieren vor allem auch über Entlastungsmöglichkeiten und finanzielle Unterstützung.

In solchen Kursen lernen Sie Gleichbetroffene kennen. Sie können eigene Erfahrungen mitteilen und von den Erfahrungen anderer profitieren. Vielleicht ergeben sich daraus auch neue Kontakte für Sie über den Kurs hinaus. Kursangebote finden Sie bei den Sozialstationen, den Pflegekassen und der Pflegeberatung. Die Kosten für die Teilnahme trägt die Pflegekasse.

Angehörigen-Selbsthilfegruppen

Sich über die eigenen Erfahrungen und Pflegeprobleme mit anderen Menschen, die in ähnlichen Lebenssituationen sind, auszutauschen ohne viele Erklärungen geben zu müssen, kann sehr hilfreich sein. Ziel von Selbsthilfe- und Gesprächsgruppen ist der regelmäßige Austausch von persönlichen Erfahrungen Gleichbetroffener. Das gemeinsame Gespräch, Austausch von Anregungen und praktischen Tipps können die Pflege erleichtern. Häufig haben sich solche Gruppen organisiert für Angehörige von Demenzkranken.

Aus ihrer Betroffenheit heraus haben sich Menschen mit Behinderungen und Patienten, die an einer bestimmten Krankheit leiden, zu Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. Bestimmt gibt es sie auch in Ihrem Umfeld: Gruppen pflegender Angehöriger, Gruppen der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft oder der Schlaganfall-Hilfe, Diabetiker-Gruppen, Rheuma-Liga, Anonyme Alkoholiker, AIDS-Hilfe u. a.

Unterstützung finden

Pflegebedürftige Menschen können zwischen unterschiedlichen Versorgungsangeboten und Wohnformen wählen, um ihren Pflegebedarf auszugleichen. Die Dienstleistungsangebote helfen dabei, die häusliche Pflegesituation zu stabilisieren, indem sie z. B. Essen liefern oder punktuell unterstützen. Aber auch neue Wohnformen für Senioren rücken zunehmend in die Aufmerksamkeit – etwa Senioren-WGs. Bei der Vielzahl der Anbieter und der unterschiedlichen Hilfsangebote lohnt sich eine umfassende Vorinformation.

Entlastung durch ambulante Dienste

Für die meisten Alltagsverrichtungen können sich Erkrankte und ihre Angehörigen Hilfe suchen. Diese Dienste kommen z. B. nach Hause und bringen Essen, sie sind aber auch als externe Angebote zu finden, wie etwa betreute Gruppen. Sie sind wahlweise als punktuelle Unterstützung oder auch als ein Angebot für die Tagesgestaltung konzipiert. Vor der Entscheidung für eine (Tages-)Einrichtung oder einen Pflegedienst sollten sich die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen die für sie wichtigen Fragen von den jeweiligen Anbietern beantworten lassen.

Sozialstationen und ambulante Pflegedienste

Sie bieten ambulante Dienste in der häuslichen Pflege an. Das Leistungsangebot erstreckt sich über Hilfen bei der Körperpflege, der Mobilität, Hilfen bei der Nahrungsaufnahme und die Durchführung von Behandlungspflegemaßnahmen wie Injektionen verabreichen, Wundverbände wechseln, Medikamenteneinnahme unterstützen usw. (siehe → Seite 320). Sozialstationen, ambulante Hilfezentren oder ambulante Pflegestationen unterscheiden sich vor allem von ambulanten Pflegediensten durch ein breiter gefächertes Leistungsangebot. Dazu gehören Pflegekurse, Anleitung und Beratung für pflegende Angehörige, Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Vermittlung von Hilfen, Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen durch Hospizgruppen, Hilfen im Haushalt und Begleitung und Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer. Sozialstationen und ambulante Pflegedienste arbeiten zusammen mit den behandelnden Ärzten, Krankenhäusern, Altenheimen und Pfarrämtern. Mit den Kranken- und Pflegekassen haben sie Verträge abgeschlossen, die auch die Kostenübernahme der Pflegeleistungen oder der häuslichen Krankenpflege regeln.

Mobile soziale Dienste

Mobile soziale Dienste, Nachbarschaftshilfe, Helfergruppen der Kirchengemeinden oder der Wohlfahrtsverbände übernehmen Aufgaben der Pflegebegleitung wie die Erledigung von Einkäufen oder Besorgungen, die Begleitung bei Arzt- und Behördenbesuchen, Betreuung von Haustieren.

PRAXIS

Checkliste zur Prüfung von Angeboten sozialer Einrichtungen

Stellt die Einrichtung schriftliche Informationen über das Hilfsangebot zur Verfügung und stellt sie die Dienstleistungen bereit, die Ihnen wichtig sind? Dann lassen Sie sich die Informationen zuschicken und studieren Sie sie genau.Bietet Ihnen der Pflegeanbieter ein ausführliches und kostenfreies Informationsgespräch auch bei Ihnen zu Hause an? Am besten schreiben Sie sich alle Fragen auf, die Sie bis dahin gesammelt haben, damit Sie nichts vergessen.Besteht ein Versorgungsvertrag mit Kranken- und Pflegekassen?Werden Leistungen und Kosten in einem Kostenvoranschlag so transparent dargestellt, dass Sie erkennen können, welche Kosten Sie selbst tragen müssen?Wie sieht das Leistungsangebot an Wochenenden und Feiertagen aus? Als Vertragspartner von Kranken- und Pflegekassen müssen ambulante Dienste ständig erreichbar sein und für notwendige Pflege- und Behandlungsleistungen auch am späten Abend oder nachts zur Verfügung stehen.Haben Sie Einfluss auf den Zeitpunkt der Leistungserbringung? Wer morgens gerne lange schläft ist froh, wenn der Pflegedienst erst am späteren Vormittag kommt.Werden die getroffenen Vereinbarungen und Absprachen im Pflegevertrag schriftlich festgehalten? Schließlich sind »Verträge zum Vertragen da«.Wird Ihnen Kontinuität beim Pflegepersonal zugesichert? Die meisten Menschen mögen es, wenn Ihnen die Pflegepersonen bekannt sind. Denn mit der Zeit entsteht ein Vertrauensverhältnis und der zu Pflegende muss nicht immer alles neu erklären. Bei dementen Personen erleichtert die Kontinuität der Pflegepersonen ihre Orientierung im Leben.Wird die Pflege dokumentiert und verbleiben die schriftlichen Unterlagen in der Wohnung des Pflegebedürftigen? Grundsätzlich: Sie haben das Recht auf umfassende Information und müssen jederzeit Zugang zu den Unterlagen haben. Die Dokumentationsmappe bleibt jedoch Eigentum der Pflegedienste.Werden Maßnahmen der Hilfe und Pflege mit Ihnen und dem Pflegebedürftigen abgestimmt? Gewohnheiten? Tageszeiten? Fördert der Pflegedienst die Ressourcen des Angehörigen oder möchten die Mitarbeiter »schnell fertig« sein und übernehmen vieles selbst?Wie wird die Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sichergestellt?Bietet Ihnen die Einrichtung auch Beratung in pflegerischen, sozialrechtlichen und finanziellen Fragen?Gibt es einen festen Ansprechpartner für Fragen, Anregungen und Beschwerden?

Krankengymnastik und ambulante Rehabilitation

Ambulante Krankengymnastik und Ergotherapie tragen häufig zur Erhaltung und Förderung der Selbstständigkeit nach Schlaganfall oder bei chronischen Erkrankungen wie Parkinson oder Multipler Sklerose bei und verbessern die Lebensqualität ganz entscheidend (siehe auch → Seite 53).

Mahlzeitendienste – »Essen auf Rädern«

Wenn das Kochen schwerfällt oder aus organisatorischen Gründen nicht regelmäßig möglich ist, können Mahlzeitendienste Speisen ins Haus bringen. Sie bieten fertig zubereitete warme Speisen oder einen Vorrat Tiefkühlkost, der nur noch aufgewärmt werden muss. Ein Vergleich verschiedener Angebote lohnt sich. Dabei sollten Sie auch darauf achten, dass die Angebote ausreichend Abwechslung auf Ihrem Speisenplan sichern.

Betreuungsgruppen

Vielerorts gibt es Betreuungsangebote, in denen beispielsweise Demenzkranke einzelne Nachmittage in der Woche oder stundenweise betreut werden. Das ermöglicht den Angehörigen, Arztbesuche oder Einkäufe zu erledigen. Die Kosten für diese Nachmittagsbetreuung sind gering, da sich hier meist ehrenamtliche Helfer engagieren. Solche Betreuungsgruppen gibt es bei Sozialstationen, Einrichtungen der Altenhilfe oder in Kirchengemeinden.

Teilstationäre Einrichtungen und Kurzzeitpflege

Wer für seinen Angehörigen eine teilweise stationäre Unterbringung sucht, z. B. weil der Beruf weiter ausgeübt werden soll, kann Einrichtungen finden, die das übernehmen. Ebenso können sich pflegende Angehörige selbst entlasten, indem sie den Angehörigen in einer Kurzeitpflege unterbringen, um in den Urlaub fahren zu können. Die Angebote sind auch hier sehr vielfältig.

Tagesbetreuung

Die Tagespflege ist darauf ausgerichtet, pflegebedürftigen Menschen, die keine vollstationäre Pflege benötigen, aktivierende Pflege und ärztlich verordnete Therapiemaßnahmen anzubieten. Ziel ist es, verbliebene Fähigkeiten zu erhalten, verlorene wiederzugewinnen und die Selbsthilfekräfte zu fördern. Darum gehören zu den Leistungen neben den gemeinsamen Mahlzeiten und der notwendigen Pflege auch Angebote wie Gymnastik, Gedächtnistraining, Wiedererlernen und Üben von Alltagsverrichtungen, Ausflüge, Singen, Handarbeiten, Basteln und vieles mehr. Die Einrichtungen der Tagespflege sind meist an stationäre oder ambulante Einrichtungen angegliedert.

Die Tages- oder Nachtkliniken sind mehr therapeutisch ausgerichtet und meist in Krankenhäuser oder Kliniken integriert. Sie dienen der teilstationären Versorgung von Patienten, die nicht oder nicht mehr der vollstationären Versorgung bedürfen, aber noch spezielle medizinische Therapien benötigen. Wie in der Tagespflege halten sich Kranke in dieser medizinisch ausgerichteten Einrichtung nur vorübergehend auf. Dialysezentren könnte man diesem Einrichtungstyp zurechnen.

Kurzzeitpflege

Kurzzeitpflegeeinrichtungen bieten die Möglichkeit, pflegebedürftige ältere Menschen für einen begrenzten Zeitraum in einer Einrichtung stationär aufzunehmen und rund um die Uhr die Versorgung sicherzustellen. Kurzzeitpflege ist eine gute Alternative, wenn

Sie einmal Urlaub machen möchten,

direkt im Anschluss an eine stationäre Behandlung eine Pflegebetreuung rund um die Uhr zu Hause nicht leistbar oder so schnell nicht zu organisieren ist oder

in Krisenzeiten häusliche Pflegeangebote nicht ausreichen, weil z. B. der Pflegende selbst erkrankt und/oder »eine Pause« benötigt.

Kurzzeitpflege zielt darauf,

die befristete Pflege und/oder gezielte Aktivierung der Pflegebedürftigen durch entsprechende Fachkräfte kurzfristig sicherzustellen,

Krankenhausaufenthalte zu verkürzen,

Nachsorge nach schweren Krankheiten zu bieten.

Wohnen in Institutionen

Trotz aller Hilfsangebote werden einige Menschen auf die Unterbringung und Pflege in stationären Einrichtungen angewiesen sein. Die Gründe, in ein Heim zu ziehen, sind sehr unterschiedlich: gesundheitliche Verschlechterung, körperliche Beschwerden, soziale Verluste (z. B. durch Tod eines Angehörigen) und andere Zwänge. Krankheiten und Vereinsamung machen es oft notwendig, in einem Heim versorgt und sozial in einer Gemeinschaft integriert zu sein. Ein Heimaufenthalt gibt die Sicherheit, im Notfall oder bei vorübergehender Hilfebedürftigkeit ohne langwierige Planung Pflege zu erhalten. Mitunter führen auch durch die Pflegebedürftigkeit unzureichend gewordene Wohnverhältnisse und fehlende Wohnalternativen zu einem Heimaufenthalt.

Senioren- oder Altenwohnheim

In diesen Heimen können Alleinstehende und Ehepaare einen eigenen Haushalt führen, im Bedarfsfall auch Pflege, Verpflegung und andere Dienstleistungen erhalten. Die Senioren leben in abgeschlossenen Appartements. Gemeinschaftseinrichtungen unterschiedlicher Art stehen in der Regel zur Verfügung.

Senioren- oder Altenheim

Stellt für ältere Menschen, die keinen eigenen Haushalt führen können, individuellen Lebensraum in Einbett- oder Zweibettzimmern zur Verfügung. Für die Zimmerreinigung, das Essen und Freizeitangebote wird gesorgt.

Pflegeheim

Für pflegebedürftige Menschen hat das Pflegeheim eine unverzichtbare Bedeutung. Pflegeheime sichern eine umfassende Pflege, Versorgung und Betreuung. Sie übernehmen die notwendige Pflege, volle Versorgung und Betreuung für alte Personen und Menschen mit Behinderungen, die zur Führung eines eigenen Haushalts nicht mehr in der Lage sind.

Hospiz

Hospize sind kleine Pflegeeinheiten, in denen Menschen mit unheilbaren Krankheiten in ihrer letzten Lebensphase vollstationär oder teilstationär versorgt werden. Neben der Pflege und Begleitung, die sich an den Bedürfnissen der sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen orientiert, leisten Hospize auch palliativ-medizinische Behandlung (siehe → Seite 306).

Neue Wohnformen im Alter

Die Wohnformen für Senioren oder pflegebedürftige Menschen sind im Wandel und werden sich zukünftig noch mehr an den unterschiedlichen Wohn- und Betreuungsbedürfnissen der Menschen ausrichten. Die neuen Wohnprojekte sind Alternativen zum Singlehaushalt und haben zum Ziel: Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, Betreuung, Integration und Gemeinschaft. Sie unterstützen eine soziale Netzwerkbildung und bieten besondere Chancen, Vereinsamung vorzubeugen. Dazu gehören auch Wohngemeinschaften von Senioren (Senioren-WG). Gleichaltrige in derselben Lebenssituation leben in einer größeren Wohnung zusammen. Hier kommt es darauf an, interessierte Mitbewohner zu finden und auf klare Regelungen im Mietvertrag zu achten.

Betreutes Wohnen

Betreutes Wohnen bezeichnet eigentlich keine spezielle Wohnform, sondern steht für ein Konzept, das barrierefreies Wohnen und Betreuungsangebote integriert. Betreutes Wohnen kann mit eingestreuten Wohnungen in Wohnanlagen organisiert sein. Im betreuten Wohnen findet man auch eigene Wohnanlagen mit selbstständigen Wohnungen und mit ergänzenden Gemeinschaftseinrichtungen wie Küche, Freizeiträume oder Wäscherei.

Mehrgenerationenwohnen

Solche Projekte sind in Wohnquartieren oder Stadtvierteln zu finden. Sie haben das Ziel, Wohnqualität durch das Zusammenleben mehrerer Generationen und entsprechender baulicher Konzeption zu erreichen. Die Idee ist, dass Menschen unterschiedlicher Altersgruppen gegenseitig unterschiedliche Hilfe- und Betreuungsleistungen sichern können. Durch die Mischung der Generationen will man Angebot und Nachfrage ausgleichen.

Pflegewohngruppen

Lange hat sich das Vorurteil gehalten, dass sich umfassende Pflege nur in größeren Einrichtungen zu vertretbaren Kosten gewährleisten lässt. In sogenannten Pflegewohngruppen bilden drei bis acht pflegebedürftige Personen eine Pflegewohngemeinschaft. Die Personalausstattung richtet sich nach dem Umfang der notwendigen Betreuung. Die pflegebedürftigen Menschen haben dadurch einen größeren Handlungsspielraum für die Gestaltung des Alltags und leben nicht isoliert in einer Wohnung. Eine solche Pflegewohngruppe lässt sich im vertrauten Wohnquartier oder in einer Gemeinde einrichten und eignet sich vor allem auch für an Demenz Erkrankte.

Dienste der Wohlfahrtsverbände

Die »Freie Wohlfahrtspflege« ist die Gesamtheit aller sozialen Hilfen, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form geleistet werden, und damit nichtstaatliche und nichtgewerbliche Angebote sind. In den Einrichtungen und Diensten der Wohlfahrtsverbände sind rund 1,4 Millionen Menschen hauptberuflich beschäftigt; schätzungsweise 2,5 bis 3 Millionen Menschen leisten ehrenamtlich engagierte Hilfe. Die »Freie Wohlfahrtspflege« gliedert sich in Deutschland in sechs anerkannte Spitzenverbände, die geprägt sind durch unterschiedliche weltanschauliche oder religiöse Motive und Zielvorstellungen:

Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Deutscher Caritasverband (DCV)

Der Paritätische Gesamtverband

Deutsches Rotes Kreuz (DRK)

Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (DW der EKD)

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)

Zur Arbeit aller Wohlfahrtsverbände gehören insbesondere:

das Wahrnehmen von Not, das Erkennen von Ursachen und die Unterstützung bei der Beseitigung von Notsituationen und der Bewältigung von Lebensproblemen,

die Bereitstellung von Dienstleistungsangeboten in sozialen Notlagen,

die Schärfung des gesellschaftlichen Bewusstseins für soziale Notlagen durch Öffentlichkeitsarbeit.

Hier sind Sie gut aufgehoben, wenn Sie sich informieren möchten oder ein konkretes Anliegen haben. Wohlfahrtsverbände verpflichten ihre Einrichtungen und Dienste darauf, die Würde des einzelnen Menschen, seine Freiheit und die Entfaltung der Persönlichkeit in den unterschiedlichsten Lebenssituationen und Lebensabschnitten zu stärken und den Menschen die Selbstständigkeit in der jeweiligen Lebenssituation so lange wie möglich zu erhalten. Gemeinsam ist allen Wohlfahrtsverbänden, dass sie auf die gesellschaftliche Verantwortung der Menschen, ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft ausgerichtet sind.

Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche wirkt die Caritas an der Gestaltung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens mit. Ziele und Aufgaben des Deutschen Caritasverbandes sind:

Menschen, insbesondere benachteiligte und schwache, vor Ausnutzung, Ausgrenzung und Vereinnahmung zu schützen und ihre Selbsthilfekräfte anzuregen,

Menschen zu unterstützen, langzeitliche Hilfen zu finden und dabei die geistig-seelische Situation und die Lebenswelt der Hilfebedürftigen in die Hilfeleistung einzubeziehen,

die Öffentlichkeit auf bestehende Nöte aufmerksam zu machen und um solidarisches Handeln auf der Grundlage christlicher Werte zu werben,

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen entgegenzutreten, die zur Benachteiligung von Einzelnen und Familien und zur Ausgrenzung führen und sich für gerechte Lebensbedingungen einzusetzen.

Religiöse (Caritas, Diakonie, ZWST), humanitäre (DRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband) oder politische Motive (AWO) haben zur Gründung der Freien Wohlfahrtsverbände geführt.

Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen

Um die Rechte der Pflegebedürftigen bei der Gestaltung des Pflegeprozesses zu stärken, haben die Bundesministerien für Gesundheit und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die »Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen« veröffentlicht. Den vollständigen Text finden Sie im Internet oder können ihn beim Bundesministerium für Gesundheit anfordern (Adresse im Anhang ab → Seite 331).

Artikel der Charta

Artikel 1: Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe sowie auf Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben führen zu können.

Artikel 2: Körperliche und seelische Unversehrtheit, Freiheit und Sicherheit

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, vor Gefahren für Leib und Seele geschützt zu werden.

Artikel 3: Privatheit

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wahrung und Schutz seiner Privat- und Intimsphäre.

Artikel 4: Pflege, Betreuung und Behandlung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.

Artikel 5: Information, Beratung und Aufklärung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf umfassende Informationen über Möglichkeiten und Angebote der Beratung, der Hilfe, der Pflege sowie der Behandlung.

Artikel 6: Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesellschaft

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Artikel 7: Religion, Kultur und Weltanschauung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, seiner Kultur und Weltanschauung entsprechend zu leben und seine Religion auszuüben.

Artikel 8: Palliative Begleitung, Sterben und Tod

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, in Würde zu sterben.

Was die Pflegereform verändert