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HERZLICH WILLKOMMEN auf einer spannenden Reise in die Welt des Wahnsinns, der Lügen, des Betrugs und der größten Kapitalvernichtung, die die Menschheit je erlebt hat. Vor unseren Augen findet der größte Raubzug der Geschichte statt, und wir alle sind seine Opfer. Die Reichen in unserer Gesellschaft werden immer reicher, während alle Anderen immer ärmer werden. Die Autoren fragen: Wie entsteht überhaupt Geld? Wie kommen Banken und Staat eigentlich zu Geld? Warum ist das globale Finanzsystem ungerecht? Tragen tatsächlich nur die Banken die Schuld an der aktuellen Misere oder müssen auch die politischen Entscheider zur Verantwortung gezogen werden? Warum steht das größte Finanz-Casino der Welt in Deutschland, und kaum jemand weiß darüber Bescheid? Ist der Euro nicht letztlich doch zum Scheitern verurteilt? Sind Lebens-, Rentenversicherungen, Bausparverträge und Staatsanleihen noch zeitgemäße Investments? Dienen Finanzprodukte dem Kunden oder nur der Finanzindustrie? Was bedeutet es, wenn ein Staat Bankrott geht? Wer profitiert eigentlich von den Schulden unseres Staates? Kann ewiges Wachstum überhaupt funktionieren? Dieses spannende und engagierte Buch gibt nicht nur verunsicherten Anlegern Antworten. Es zeigt auf, welche Kapitalanlagen jetzt noch sinnvoll sind, und von welchen nur die Finanzindustrie profitiert. Schon die nächsten Monate könnten für das finanzielle Schicksal von Staaten und deren Bürgern entscheidend sein. Auch Sie sind betroffen: Wer jetzt nicht richtig handelt, steht vielleicht bald mit leeren Händen da. Doch jede Krise hat auch ihre Chance. Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht zu den Verlierern gehören!
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Seitenzahl: 411
Matthias Weik & Marc Friedrich
Der größte Raubzug der Geschichte. Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden
Coverabbildungen: © Yunioshi / www.photocase.com (Gebäude im Nebel), © dustbunny / www.fotolia.de 25082849 (Gangstar silhouette with tommy gun) Innenteilabbildung: © AlexanderZam / www.fotolia.de 38035534 (Chessboard)
© Tectum Verlag Marburg, 2012
ISBN 978-3-8288-5594-6
(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter der
ISBN 978-3-8288-2949-7 im Tectum Verlag erschienen.)
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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Das perfekte Verbrechen
Vorwort
1. Was ist Geld?
2. Wie entsteht Geld? Und woher bekommen die Banken das Geld?
3. Wie erzeugt eine Geschäftsbank selbst Geld?
4. Die Finanzkrise 1.0
5. Jimmys Kneipe – Party auf Kredit
6. Die deutsche Finanzkrise beginnt im Jahr 1998 in Wilmington
7. Die Entstehung der Krise in Amerika und ihre Folgen
8. Neue Bilanzregeln oder: der größte legale Betrug
9. Heißer Herbst 2008 – das Weltfinanzsystem steht vor dem Kollaps
10. American International Group (AIG) Inc. – die gefährlichste Firma der Welt
11. Spekulation auf den Misserfolg anderer
12. Das Weltfinanzsystem kurz vor dem Crash
13. SoFFin – das Ende der Demokratie in Deutschland?
14. Der Wahnsinn nimmt weiter seinen Lauf
15. Wer war schuld an der Finanzkrise 1.0? Und was sind die Folgen?
16. Die heimlichen Lobbyisten
17. Was wurde aus der Krise gelernt?
18. Märchen von tausendundeiner Bank
19. Hellseher – oder: Expertenmeinungen und -prognosen sind verlässlich
20. Ratingagenturen – wer sich auf sie verlässt, ist verlassen
21. Warum der große Knall kommt
22. EUREX – das größte Casino der Welt
23. Schattenbanken – Geldhäuser verschieben erneut Milliardenrisiken
24. BlackRock – die mächtigste Firma der Welt
25. China – Wahnsinn im Reich der Mitte
26. Verschuldungswahnsinn
27. Drohende Staatsbankrotte
28. Argentinien – Augenzeugenbericht von Marc Friedrich
29. Amerika – Land der begrenzten Möglichkeiten
30. Europas Südschiene und Irland sind bankrott – und die Politik will es nicht wahrhaben
31. Griechenland – wer solche Freunde in einer Währungsunion hat, braucht keine Feinde mehr
32. Großbritannien – ein Land wie Nitroglyzerin
33. Der Euro – eine Währung, die zum Scheitern verurteilt ist
34. EZB – eine Zentralbank, die nicht mehr unabhängig ist
35. Der Euro ist gut für Deutschland – wer es glaubt, wird bestimmt nicht selig
36. Frau Merkel & Co, halten Sie uns für blöd?
37. Die Rente – ein gigantisches legales Schneeballsystem
38. Wie kommt der Staat an sein Geld oder: warum verleiht der Staat über Banken dem Staat Geld?
39. Wer erhält die Zinsen, die unser Staat und somit wir alle bezahlen?
40. Warum findet eine Umverteilung von den Fleißigen zu den Reichen statt?
41. Der Fehler liegt im System – exponentielles Wachstum ist nicht möglich
42. Warum wird an dem System nichts geändert?
43. Investments in Krisenszenarien – was ergibt Sinn und was nicht?
Fazit
Danksagungen der Autoren
Über die Autoren
Quellenverzeichnis
Jede Person ist selbstverständlich für ihre private Vermögensverwaltung und Geldanlage selbst verantwortlich. Über spezifische Finanzprodukte muss sich folglich jeder Anleger in Eigenregie informieren. Der Autor übernimmt keinerlei Haftung für Schäden, welche durch falsche Schlussfolgerungen aus den Hinweisen in diesem Buch entstanden sind. Die Informationen basieren auf tief greifender Recherche – nichtsdestotrotz können Fehler auftreten. Der Autor schließt Haftungsansprüche jeglicher Art aus.
Prof. Dr. Harald Lesch vom „Institute for Astronomy and Astrophysics“ an der Universität München stellte sich folgende Frage: Warum werden viele Verbrechen begangen?
Antwort: Wegen Geld.
Manches Verbrechen wird begangen, damit der Täter das Geld bekommt, das die Person besaß, die umgebracht worden ist. Aber man könnte auch leichter an Geld kommen. Man muss niemanden dafür umbringen. Man könnte an Geld kommen, indem man ganz andere Verbrechen begeht. Unter uns gesagt, ich halte große Teile der internationalen Finanzwelt für verbrecherisch. Was da passiert, halte ich für ein Verbrechen. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen die guten Sitten, sondern es ist ein Verstoß gegen alles, was uns zumindest in diesem Teil der Welt hoch und heilig ist. Dass einige wenige sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, und zwar so sehr bereichern, dass sie gar nicht mehr wissen, wohin mit dem ganzen Geld, das halte ich für ein Kapitalverbrechen. Sie können gerne einmal „nachgooglen“, was Kapitalverbrechen im Deutschen so alles bedeutet. In diesem Fall ist es wirklich ein Verbrechen mit Kapital und für Kapital und wegen Kapital. Das halte ich nach Augenschein für mich für das perfekte Verbrechen. Was da in den letzten Jahrzehnten passiert ist, das ist Perfektion, und zwar in Reinkultur. Strukturen, die sich aufgebaut haben und nichts anderes machen, als nur Geld zu vermehren, und dieses Geld sucht sich dann wieder Anlagen, um sich weiter zu vermehren. Inzwischen werden Billionen in einem virtuellen Markt gehandelt, den keiner mehr beherrscht. Da handeln Computer mit Computern, da wird Geld aus dem Nichts heraus erzeugt, obwohl man immer weiß, von nichts kommt nichts – also ganz so kann das nicht funktionieren. Das ist möglicherweise die Realisierung des perfekten Verbrechens.1
Ich danke Herrn Prof. Dr. Harald Lesch in München für die interessanten Telefongespräche und für die Erlaubnis, seinen Kommentar aus der ZDF-Sendung „abenteuer forschung“ zu verwenden.
Wie von Sinnen oder:„solange die Musik spielt, muss man tanzen“.
Chuck Prince, ehemaliger Chef der mächtigen US-Bank Citigroup2
Mit diesem kinoreifen Satz wurde die sogenannte „Lehman-Krise“ Anfang Juli 2007 eingeleitet. Chuck Prince wollte uns damit sagen: Solange die „große Party“ an den Finanzmärkten zelebriert wird, muss man mit dabei sein und „kräftig einen draufmachen“, auch wenn man bereits ahnt, dass man mit einem verheerenden Kater aufwachen und die gravierenden Exzesse der vergangenen Nacht bitter bereuen wird. Die Folgen der Lehman-Krise sind uns mittlerweile ja hinlänglich bekannt.
Aus der Krise gelernt?
Wie gesagt – dieses Zitat stammt aus dem Jahr 2007. Heute schreiben wir das Jahr 2012. Nach dem Besuch der Investmentmesse im April 2010 haben wir mit Entsetzen feststellen müssen, dass „die Party“ schon wieder in vollem Gange ist und der Markt mit mittlerweile abstrusen Mengen an Geld überflutet wird. Die Finanzbranche hat aus der sogenannten Lehman-Krise nichts, aber auch gar nichts gelernt. Auf der Messe wurde der gemeine Anleger nur so von Zertifikaten, Anleihen sowie den abwegigsten Fondsprodukten überflutet, als ob es niemals eine Krise gegeben hätte. Aus diesem Grund haben wir entschieden, ein faktenbasiertes Buch zum Thema Finanzkrise und Vermögenssicherung zu schreiben.
Seit mehreren Jahren halten wir Vorträge zum Thema Vermögenssicherung. Der Titel vieler Vorträge lautet: „Die Finanzkrise – der größte Raubzug der Geschichte“. Wir legen Ihnen in diesem Buch dar, wie Sie von der Finanzbranche und der Politik gnadenlos abgezockt wurden, es aktuell werden und es auch zukünftig noch werden, wenn Sie nichts dagegen tun. Es wird für Sie aufgeschlüsselt, warum das globale Finanzsystem am Ende ist und bereits seit vielen Jahren auf der Intensivstation liegt und langfristig rein mathematisch nicht funktionieren kann.
Ferner wird Ihnen schlüssig dargestellt, warum eine langfristige Anlage in Papierwerten wie Riester, Rürup etc. blanker Unsinn ist und sich eine Kapitallebensversicherung gewiss nicht zur Altersvorsorge eignet. Es werden Ihnen Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie Ihr Geld aus dem System ziehen können und somit noch Kapitalanlagen besitzen, die bei Ihrem Rentenantritt noch einen Wert haben und zusätzlich steuerfrei sind.
Der größte Raubzug der Geschichte
Herzlich willkommen auf einer spannenden Reise in die Welt des Wahnsinns, der Lügen, des Betrugs und der größten Kapitalvernichtung, die die Menschheit je erlebt hat. Wir alle sind momentan Zeugen und Opfer des „größten Raubzugs der Geschichte“. Im ersten Teil des Buches wird die Entstehung der Krise beschrieben, und es werden Gründe dafür aufgezeigt, warum die Krise bei Weitem noch nicht überstanden ist. Im zweiten Teil des Buches werden Möglichkeiten erläutert, wie Sie Ihr Vermögen aktiv schützen und absichern können vor dem, was kommt.
Bald werden Sie erkennen, dass die Finanzkrise keinesfalls wie ein „Tsunami“ – plötzlich und völlig überraschend – über uns hereinbrach, sondern sich über mehrere Jahre angekündigt hat. Ökonomen, die vor dieser gigantischen Blase gewarnt hatten, wurden zumeist ignoriert und teilweise sogar ausgelacht. Leider ist dies heute wieder der Fall. Gegenwärtig werden Wirtschaftsexperten, die schlicht und einfach die Wahrheit sagen, wieder als Miesmacher und Schwarzseher tituliert.
Der Mensch ist ein sehr kluges Wesen. Er hat es geschafft, sich über jegliches Leben der Erde zu stellen. Eines kann er jedoch nicht überlisten – die Mathematik. Eher früher als später wird uns diese Erkenntnis einholen. Denn 1 plus 1 ist immer 2 und niemals 3, auch wenn man es noch so oft behauptet.
Bewusst haben wir dieses Buch nicht wie ein „fades Finanzsachbuch“ geschrieben. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass man selbst bei einem so ernsten Thema – und so schlecht die Dinge auch stehen – seinen Humor nicht verliert. Mit einem Sinn für Humor ist es sicherlich leichter, das Treiben der Verantwortlichen aus Finanzwirtschaft und Politik zu bestaunen. Also schnallen Sie sich an! Es wird eine spannende Reise.
„Die Macht des Geldes beutet eine Nation in Friedenszeiten aus und verschwört sich gegen sie in Kriegszeiten. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie und egoistischer als eine Bürokratie.“
Abraham Lincoln, ehemaliger US-Präsident3
„Gold und Silber sind Geld, alles andere ist Kredit.“
John Pierpont Morgan, Gründer der US-Bank JPMorgan4
Was ist Geld?
Weder in der Schule noch in meinen zwei wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen wurde diese Frage jemals aufgegriffen. In diesem Buch wird sehr viel über Geld gesprochen. Aus diesem Grunde sollten wir uns fragen: Was ist Geld?
„Geld ist ein spezielles Tauschmittel. Speziell, weil es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern (nur) zu weiteren Tauschaktionen einsetzbar ist.“5 Voraussetzung hierfür ist die allgemeine Anerkennung. Diese wird weitgehend vom Staat für das vom Staat durch die Zentralbank herausgegebene Geld gewährleistet. Der Staat ist per Gesetz verpflichtet, dieses Geld zur Begleichung aller Steuerschulden unbegrenzt anzunehmen. Das vom Staat herausgegebene Geld gilt als „gesetzliches Zahlungsmittel“. Geld gibt es in Form von Münzen, (Bank-)noten und Buchgeld (Giralgeld). Der Staat empfiehlt jedem Marktteilnehmer, dieses Zahlungsmittel zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen zu verwenden.
Es existieren zwei Arten von Geld:
a) Gedecktes Geld
Bei gedecktem Geld werden Münzen aus Edelmetall, welches einen bestimmten Wert hat, hergestellt. Bei den Banknoten handelt es sich um Schuldverschreibungen, für die ein entsprechender realer Sachwert (z. B. Gold) hinterlegt ist. Bei Vorlage dieser Schuldverschreibung ist die Zentralbank verpflichtet, auf Aufforderung eine bestimmte Menge an beispielsweise Gold auszuhändigen. Logischerweise kann die Zentralbank nur Geldnoten in demselben Volumen herstellen und herausgeben, die dem Volumen der insgesamt real verwalteten Vermögenswerte der Zentralbank entsprechen. Es ist für die Zentralbank also unmöglich, beliebig viel Geld zu drucken.
Bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs existierten in vielen Staaten goldgedeckte Papierwährungen (Goldstandard). Diese Zeit war geprägt von wirtschaftlicher Stabilität, niedriger Inflation und solidem Wachstum.
Beispiele von gedeckten Papierwährungen und ihre Lebensdauer:6
b) Ungedecktes Geld (FIAT-Geld)
Der Begriff ist vom lateinischen Wort fiat („es werde“) abgeleitet. FIAT-Geld entsteht infolge eines Beschlusses der gesetzgebenden Organe eines Staates, und es besteht keine Einlöseverpflichtung seitens des Herausgebers in Gold oder Silber.7 FIAT-Geld bedeutet nichts anderes, als Geld aus dem Nichts (ungedeckt) in beliebiger Höhe zu schaffen, zum Beispiel durch die Notenpresse oder durch die Geschäftsbanken.
Bei ungedecktem Geld hat die Münze einen wesentlich geringeren Materialwert, und es besteht keinerlei Anspruch an die Zentralbank auf Herausgabe eines entsprechenden Wertes wie beispielsweise Gold. Ein Anspruch gegen die Bundesrepublik bei Münzen und gegen die Zentralbank bei Banknoten ist nicht gegeben. Somit sind Münzen und Banknoten nur so viel Wert, wie irgendjemand – freiwillig – bereit ist, dafür herzugeben.
Geldsysteme basieren auf Vertrauen
Dieses Geldsystem basiert schlicht und einfach auf Vertrauen – nicht mehr und nicht weniger.8 Es funktioniert so lange, wie die Mitglieder der Gesellschaft bereit sind, Waren und Dienstleistungen gegen dieses bedruckte Papier bzw. die minderwertigen Münzen zu tauschen. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, ist es vorbei, und das Ende der Währung ist besiegelt.9
Geld ist ein Anspruch auf eine Leistung
Dr. Chris Martenson, ein amerikanischer Wissenschaftler, bringt es auf den Punkt: „Geld ist ein Anspruch auf eine Leistung.“10
Wo auch immer Sie Geld einsetzen, möchten Sie etwas dafür erhalten, sei es eine Ware oder eine Dienstleistung.
Die Erkenntnis, dass Geld ein Anspruch auf Leistung ist, hat einige bezeichnende Konsequenzen:
• Geld hat nur einen Wert, wenn die gewünschte Leistung auch existiert.
Dazu ein drastisches Beispiel: Für alles Geld in der Welt gibt es um Tschernobyl kein unverstrahltes Land, denn es existiert nicht mehr.
• Geld ist nur ein Anspruch auf Leistung, nicht die Leistung selbst.
Auch dazu ein Beispiel: Haben Sie einen Unfall, dann können Ihnen Millionen gespendet werden. Behandeln muss Sie aber immer ein Mensch. Geld kann das nicht.
• Geld arbeitet – entgegen der Behauptung von Bankern – nicht, nur Menschen arbeiten!
• Durch Schaffung von Geld wird keine Leistung geschaffen.
• Die Zentralbanken können noch so viele Milliarden an frischen Geldscheinen drucken, mehr Leistung gibt es deswegen nicht, auf die man Anspruch erheben könnte.
Geld ist nicht Zweck, sondern Mittel der Wirtschaft, und Wirtschaft ist der Austausch von Gütern und Dienstleistungen.
Anekdote: Alle Motive und Gebäude auf den ungedeckten Euroscheinen existieren nicht. Sie sind fiktiv. So wie der substanzielle Wert des Euros.11
„Die täglichen grenzüberschreitenden Geldbewegungen sind heute 25-mal größer als die grenzüberschreitenden Güterbewegungen. Geld wird nicht mehr nur als Transaktionsmittel benutzt zum Zwecke der Finanzierung, sondern Geld wird gehandelt wie eine eigene Ware.“
Alfred Herrhausen, ehemaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank12
Im Verlaufe des Buches werden Sie mit Zahlen konfrontiert, die sich jeglicher Vorstellungskraft entziehen und bis vor der Finanzkrise lediglich aus dem Mathematikunterricht bekannt waren. Hier zum Verständnis, mit wie vielen Nullen (ich meine jetzt nicht zahlreiche Banker und Politiker) wir es zu tun haben:
Zahlen jenseits der Vorstellungskraft
„Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution vor morgen früh.“
Henry Ford, Gründer von Ford13
Diese zwei Fragen sind eng miteinander verknüpft. Geld wird aus dem „Nichts“ erschaffen, und zwar von zwei unterschiedlichen Parteien: den Notenbanken und den Geschäftsbanken. Geld entsteht ausschließlich dadurch, dass diese zwei Parteien es verleihen.
a) Notenbanken: In Europa wird Geld beispielsweise von der Europäischen Zentralbank (EZB) erschaffen. Die EZB hat das Monopol zur Schaffung von Geld aus dem „Nichts“ und entscheidet alleine darüber, wie viel „neues“ Geld sie erschafft. Grenzen für die Ausweitung der sogenannten Geldmenge bestehen nicht.14
Die Europäische Zentralbank (EZB): Was verbirgt sich hinter dieser Institution?
Wem gehört eigentlich die europäische Notenbank mit dem Namen Europäische Zentralbank (EZB)?
Die EZB gehört den nationalen Zentralbanken. Sie sind alleinige Zeichner und Inhaber des Kapitals der EZB. Somit gehören 18,93 Prozent der EZB der Deutschen Bundesbank.15
Wem aber gehört die deutsche Zentralbank mit dem Namen Bundesbank?
Laut Gesetz über die Deutsche Bundesbank ist sie eine bundesunmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Ihr Grundkapital von 2,5 Milliarden Euro steht dem Bund zu. Die Beamten der Deutschen Bundesbank sind Bundesbeamte. Der Vorstand mit der Zentrale am Sitz der Bank in Frankfurt am Main hat die Stellung einer obersten Bundesbehörde.16 Aus alldem lässt sich schlussfolgern, dass die Deutsche Bundesbank dem Staat gehören muss: Eine Bundesbehörde kann nichts Privatrechtliches sein, und Beamte sind ausschließlich in Staatsbetrieben zu finden.
Bei der US-Notenbank FED stellt sich die Eigentümerstruktur etwas anders dar. Hierzu mehr im Kapitel 5.
Wie kann sich eine Geschäftsbank Liquidität bei der Zentralbank beschaffen?
Die Zentralbank gewährt der Geschäftsbank einen Kredit – dadurch schöpft sie Zentralbankgeld:
„Die Zentralbank verbucht den gewährten Kredit auf der Aktivseite ihrer Bilanz. Das Guthaben, das sie der Geschäftsbank in entsprechender Höhe gewährt, verbucht sie auf der Passivseite. Spiegelbildlich hat die Geschäftsbank auf der Aktivseite ihrer Bilanz nun ein Guthaben in Zentralbankgeld, auf der Passivseite eine Kreditverbindlichkeit. Auch die Geschäftsbank muss für den ihr gewährten Kredit einen Zins zahlen; er trägt zu einem etwaigen Gewinn der Zentralbank bei, der wiederum dem Staatshaushalt und damit den Bürgern zufließt. Zentralbankgeld wird auch geschaffen, wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank etwas abkauft, zum Beispiel Gold oder fremde Währungen; die Geschäftsbank erhält dann den vereinbarten Betrag auf ihrem Konto bei der Zentralbank gutgeschrieben. […]
Technisch wird die Kreditgewährung der Zentralbank an die Geschäftsbanken hauptsächlich über wöchentliche Refinanzierungsgeschäfte abgewickelt. Dabei bieten die Geschäftsbanken in einer Auktion mit verdeckten Offerten um Zentralbankgeld; diejenigen Gebote mit den höchsten Zinsen werden als Erste bedient.
Die Geschäftsbanken müssen die gewährten Kredite durch Hinterlegung von Wertpapieren besichern.“17
Hier stellt sich jedoch die Frage: Was sind eigentlich Wertpapiere? Sind es beispielsweise „sichere“ Wertpapiere wie deutsche Staatsanleihen oder handelt es sich dabei um „Schrott“ wie bei den griechischen oder portugiesischen Staatsanleihen?
„Die Zentralbank entscheidet, wie viel Liquidität sie insgesamt zuteilt. Die Höhe dieser Zuteilung richtet sich zum einen nach dem Liquiditätsbedarf, der sich aus dem Gesamtsoll der Mindestreserve ergibt, zum anderen nach dem Bargeldbedarf und einigen weiteren Faktoren. Haben die Geschäftsbanken Liquidität ersteigert und als Guthaben auf ihrem Konto gutgeschrieben bekommen, können sie sich dieses in Bargeld auszahlen lassen und anschließend über ihre Filialen an ihre Kunden auszahlen. So kommt das Bargeld in Umlauf. Nur die Zentralbank darf die Banknoten drucken lassen und ausgeben.“18
b) Von den Geschäftsbanken und Sparkassen wird ebenfalls Geld erschaffen.
Jawohl, Sie haben richtig gehört. Banken können selber Geld schöpfen – das sogenannte Buchgeld.19
Buchgeld
Wie das funktioniert, zeige ich Ihnen auf den nächsten Seiten.
„Jedes Mal, wenn eine Bank einen Kredit gibt, wird neues Guthaben erzeugt, neue Einlagen –brandneues Geld.“
Graham F. Towers, ehemaliger Direktor der Bank of Canada21
Die Mehrheit vertritt die Meinung, dass die Zentralbanken das meiste Geld erschaffen. Dies ist jedoch falsch, denn fast die gesamte Geldmenge entsteht in privaten Banken bei der Vergabe von Krediten.
Auch „verleihen“ die Banken nicht das Geld, das dort von anderen Kunden deponiert wurde. Dieses Geld dient lediglich als Reserve, während die Banken ein Vielfaches davon als Kredite vergeben.
Im engeren Sinne sind Kredite also kein Geld, sie wirken dennoch wie „echtes“ Geld, mit dem man ganz normal bezahlen kann.
Was ist ein Kredit?
Viele haben von einem Kredit ein völlig falsches Bild. Der Volksmund sagt: Ich habe einen Kredit bei der Bank aufgenommen, also habe ich mir das Geld von der Bank geliehen.
Ein Kredit: Geld von der Bank geliehen?
„Einen Kredit gewähren, bedeutet nicht, etwas zu verleihen, sondern es ist ein Tausch, ein Kauf und ein Verkauf. Der Kreditnehmer (Schuldner) verkauft Geld, das er nicht hat, und verspricht, dieses Geld zu einem vereinbarten Termin in der Zukunft (Kreditlaufzeit) zu liefern. Ein (Geld)Kredit ist nichts anderes als ein Geldversprechen für die Zukunft.“22
Die Mindestreserve in Höhe von zwei Prozent
Banken müssen ausschließlich einen Mindestreservesatz von zwei Prozent bei der EZB vorweisen – sie haben das einzigartige Privileg, selbst hergestelltes „Geld“ zu verleihen.23 Nicht nur das, sie dürfen dafür auch Zinsen verlangen. Das Schlimme ist jedoch, dass sie beim Ausbleiben der Rückzahlung kraft des Gesetzes reale Werte pfänden lassen und somit Bürger enteignen dürfen.
Aus 200 Euro werden 10 000
Wie aus 200 Euro 10 000 Euro werden?
Wenn eine Bank nur über zwei Prozent der von ihr gebuchten Gelder wirklich verfügen muss, kann sie folglich selbst Geld erzeugen (schöpfen). Zur Gewährung eines Kredits in Höhe von 10 000 Euro benötigt eine Bank ausschließlich 200 Euro nicht benötigtes Guthaben auf ihrem Zentralbankkonto.
Nehmen wir ein fiktives Beispiel:
Der Kunde, nennen wir ihn Herr Maier (im Schaubild Kunde I), betritt die Bank Fantasia (im Schaubild Bank Kunde I), weil er einen Kredit in Höhe von 10 000 Euro aufnehmen möchte, um ein Motorrad zu erwerben. Für die Fantasia Bank stellt dies kein Problem wegen eines Eigenkapitalanteils von nur 200 Euro dar.
Die Bank Fantasia gewährt dem Kunden Maier den gewünschten Kredit über 10 000 Euro. Falls er seine Raten nicht bezahlen kann, gehört das Motorrad selbstredend ganz schnell der Bank.
Die Fantasia Bank schreibt also eine Zahl, in diesem Fall 10 000 Euro, auf ein Konto. Und damit ist das, was für den Kreditnehmer Herr Maier Geld ist, in die Welt gekommen.
Abbildung 1: Geldschöpfung
Die Fantasia Bank bucht in ihrer Bilanz auf der Aktivseite eine Kreditforderung gegenüber dem Kunden Maier ein, zum Beispiel 10 000 Euro; parallel schreibt sie dem Girokonto des Kunden Maier – das auf der Passivseite der Bankbilanz geführt wird – 10 000 Euro gut. Der Bank-Kunde Maier bucht umgekehrt: Auf seinem Konto hat er 10 000 Euro mehr. Diese Gutschrift erhöht logischerweise die Einlagen des Bank-Kunden Maier auf seinem Girokonto. Es entsteht Giralgeld. Dies erhöht die Geldmenge. Auf der Passivseite seiner Bilanz hat er jedoch eine Kreditverbindlichkeit in Höhe von 10 000 Euro.
Dieses Sichtguthaben erweckt bei manchem Bank-Kunden den Anschein, dass er damit reicher geworden ist, denn er kann jetzt für 10 000 Euro Waren und Dienstleistungen erwerben. Dies ist zweifellos der Fall, doch reicher ist er nicht, denn er muss den erhaltenen Kredit – seine Verbindlichkeit in Höhe von 10 000 Euro – tilgen und zusätzlich fortlaufend Zinsen an die Bank für das aus dem „Nichts“ erschaffene Geld bezahlen.
Es ist also Geld entstanden, das vorher niemand anderes besaß, da es erst durch die Kreditvergabe geschöpft wurde. Im Fachjargon bezeichnet man dies korrekt als „Buchgeld“. Die Bank ist nun berechtigt, für das neu „aus dem Nichts“ geschöpfte und zugleich verliehene Geld Zinsen zu kassieren, obwohl sie das geschöpfte Geld vor dem Kredit nicht besessen hatte, da es nicht existierte. Logischerweise wird das neu erschaffene Buchgeld durch Kreditrückzahlung wieder vernichtet. Dies bedeutet: Würden rein theoretisch alle Kredite zurückgezahlt, gäbe es kein Buchgeld mehr.
Auf der Suche nach neuen Schuldnern
Aus diesem Grund ist es natürlich nicht im Sinne der Banken, dass Kredite zurückbezahlt werden. Ganz im Gegenteil, die Bank ist immer weiter auf der Suche nach neuen Schuldnern. Deshalb sind mittlerweile nicht nur Privatpersonen und Unternehmen, sondern ganze Staaten in der Schuldenfalle. Dies geschieht ganz im Sinne der Banken, denn die Verschuldung und die daraus resultierenden Zinsen sind das Lebenselixier der Banken und halten den Apparat am Leben.
Werden Kredite doch zurückbezahlt, ist es im Sinne der Banken, dass die Tilgung eines Kredits zeitlich so weit wie möglich verzögert wird. Zumeist ist die von der Bank vorgeschlagene monatliche Tilgung (= Kreditrückzahlung) wesentlich niedriger als der monatlich zu zahlende Zins. Sondertilgungen sind nicht bei jedem Kredit möglich. Dadurch wird es dem Kunden unmöglich gemacht, vorzeitig das Kreditverhältnis zu beenden. Ziel der Banken ist es immer, Kunden möglichst lange in der Zinszahlungspflicht zu halten.
Verschiedene Möglichkeiten der Kreditvergabe:
Die Geschäftsbank hat verschiedene Möglichkeiten, Herrn Maier einen Kredit in Höhe von 10 000 Euro zu gewähren:
1. Die Geschäftsbank verfügt über 200 Euro Überschussreserve auf ihrem Zentralbankkonto.
2. Die Geschäftsbank nimmt einen Kredit bei der Zentralbank über die 200 Euro auf.
Für die 200 Euro von der Zentralbank zahlt die Geschäftsbank den Leitzins an die Zentralbank. Von Herrn Maier kassiert sie jedoch den weit höheren Kreditzins, und zwar über 10 000 Euro. In diesem Fall verleiht die Geschäftsbank Geld, dass sie weder besitzt noch ihr als Guthaben von einem Kunden anvertraut wurde. Dieses FIAT-Geld kommt schlicht und einfach aus dem „Nichts“!
3. Kurz vor Herrn Maier kam Herr Müller bei der Bank vorbei und zahlte 205 Euro bar auf sein Girokonto ein.
Jetzt muss die Geschäftsbank nicht auf ihre Überschussreserve bei der Zentralbank zurückgreifen und kann folgendermaßen vorgehen. Sie bucht die 205 Euro auf ihrem Zentralbankkonto. 200 Euro Bargeld von Herrn Müller dienen als Absicherung für den 10 000-Euro-Kredit von Herrn Maier. Die verbliebenen fünf Euro Bargeld reichen als Reserve für bis zu 250 Euro Sichteinlage für Herrn Müller. Das Bargeld von Herrn Müller ist mit seiner Einzahlung auf seinem Girokonto bei der Geschäftsbank Buchgeld geworden. Mit dieser Methode spart die Bank die Zinsen für den 200-Euro-Kredit von der Zentralbank.
Herr Müller erhält für seine Ersparnisse 1,25 Prozent Zinsen gutgeschrieben, und Herr Maier muss 15 Prozent Zinsen für seinen Dispo-Kredit an die Bank berappen.
4. Herr Müller legt 10 000 Euro Sichteinlagen für mindestens zwei Jahre auf seinem Sparbüchlein fest an.
Somit wird dieses Geld zur Spareinlage und muss nicht mehr von der Mindestreserve der Bank abgedeckt werden.
Aus 10 000 Euro werden 490 000 Euro
Wie aus einem Kredit in Höhe von 10 000 Euro 490 000 Euro Buchgeld werden
Der Bank-Kunde Maier lässt sich seinen Kredit in Höhe von 10 000 Euro ausbezahlen und bezahlt bar sein Motorrad bei seinem Händler (im Schaubild Händler). Der Händler zahlt das Geld auf sein Girokonto ein. Jetzt kann die Bank durch den Motorradhändler einem weiteren Kunden einen Kredit in Höhe von 490 000 Euro gewähren.
Diese Kette lässt sich weiter fortsetzen.
Abbildung 2: Geldschöpfung
Ist Buchgeld Geld?
Nun stellt sich die Frage: Handelt es sich bei Buchgeld um „wirkliches Geld“ oder nur um ein Zahlungsversprechen?
Es liegt im Interesse der Geschäftsbanken, Buchgeld als gleichartig zu Bargeld erscheinen zu lassen. Ohne Zweifel handelt es sich ausschließlich um ein Zahlungsversprechen einer Bank. Das Geld auf Ihrem Konto gehört der Bank – Sie haben lediglich eine Forderung an die Bank. Wird die Bank insolvent, müssen Sie hoffen, dass ein Bankenrettungsschirm greift und Sie Ihr Geld wieder erhalten.
Im Falle von wirklichem Geld sind Sie im Besitz von Banknoten und Münzen und somit eines gesetzlichen Zahlungsmittels. Im Falle eines Zahlungsversprechens sind Sie im Besitz von rein gar nichts. Kontostände sind Buchgeld – also Zahlungsversprechen. Buchgeld ist Grundlage des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Buchgeld ist jedoch – im Gegensatz zum Bargeld – kein gesetzliches Zahlungsmittel und unterliegt keiner gesetzlichen Annahmepflicht, wird jedoch im Wirtschaftsleben allgemein akzeptiert.25 Somit ist es bei den aktuell äußerst niedrigen Zinsen für das Tagesgeld überlegenswert, den eigenen „Geldbestand“ in einem Schließfach oder zu Hause zu deponieren und Besitzer des Geldes zu sein, anstatt sich mit einem niedrig verzinsten Zahlungsversprechen einer vielleicht bald insolventen Bank abspeisen zu lassen.
Desweiteren sollten Sie sich die Frage stellen, warum Sie einer Bank Geld leihen sollten und ihr somit Ihr sauer verdientes Geld anvertrauen, obwohl gegenwärtig die Banken mangels gegenseitigem Vertrauen sich kein Geld mehr untereinander verleihen. Die Banken parken ihr Geld lieber bei der Europäischen Zentralbank.26
Kein Eigenkapital für Staatsanleihen erforderlich
Kein Eigenkapital bei Staatsanleihen
Keinerlei Eigenkapital müssen Banken für Staatsanleihen selbst maroder Staaten hinterlegen, da diese bisher als sicher gelten, da Staaten nicht pleitegehen können. In der Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstattung von Banken heißt es: „Wird ihre Erfüllung (also Rückzahlung) … von der Bundesrepublik Deutschland … oder … einer Zentralregierung … eines anderen Staates des Europäischen Wirtschaftsraums geschuldet, … darf ein … Risikogewicht von null Prozent verwendet werden.“ Folglich verleihen Banken gewiss lieber ihr Geld an Staaten als an Bürger oder Unternehmen.
Ungerechte Kreditvergabe
Prof. Max Otte bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Das Regelwerk ist tatsächlich mittlerweile so, dass spekulative Akteure und das Kapitalmarktgeschäft gegenüber dem wertschöpfenden Kreditgeschäft bevorteilt wird. Das heißt, dass wir in der Tat leistungsfreie Einkommen und die Finanzoligarchie belohnen und die Mittelständler und die Wertschöpfenden bestrafen.“27
Eigenhandel – zocken mit fremdem Geld auf eigene Rechnung
Eigenhandel wird bei Kreditinstituten der Handel mit Finanzinstrumenten (Geld, Wertpapiere, Devisen, Sorten, Edelmetalle oder Derivate) genannt, der im eigenen Namen und auf eigene Rechnung erfolgt und nicht unmittelbar durch Kundengeschäfte ausgelöst wird.28
Angenommen, eine Bank handelt auf eigene Rechnung und verspekuliert sich mit Finanzprodukten. Verlieren diese Finanzprodukte massiv an Wert oder werden komplett wertlos, steht die Bank vor einem gewaltigen Problem, denn in diesem Fall kann sie nichts oder fast nichts pfänden, da oftmals keine oder nur minimale Sicherheiten bestehen. Jeder Einzahler hat jedoch immer noch ein Anrecht auf sein eingezahltes Geld plus Zinsen.
„Finanzkrise 1.0“
Dummerweise haben zahllose Banken während der „Finanzkrise 1.0“ (2007 ausgelöst durch die Immobilienkrise und Subprime-Kredite sowie die Pleite von Lehman Brothers 2008 resultierend in der weltweiten Rezession 2009)29 nicht nur ihre Kundeneinlagen verspekuliert.
Nein, sie haben weitere Kreditmärkte angezapft und sich im Interbankenhandel Geld besorgt, d. h. von anderen Banken geliehen. Einige ganz Wahnsinnige haben sogar lang laufende Hypothekenkredite kurzfristig refinanziert – eine absolute Todsünde im Bankgeschäft. Denn der Grundsatz der Fristengleichheit zwischen Forderungen und Verbindlichkeiten wurde schlichtweg ignoriert. Aus diesem Grund wurden global sogenannte Bankenrettungspakete von diversen Regierungen geschnürt, damit der Sparer nicht um sein Erspartes gebracht wird. Somit bezahlt der Sparer und Steuerzahler zum zweiten Mal für sein bei der Bank angelegtes und bereits versteuertes Kapital.30Wie verrückt sind wir eigentlich?
Ausbezahlung allen Buchgeldes ist unmöglich
Haben Banken die Lizenz zum legalen Betrug?
Aus der Kreditvergabepraxis der Geschäftsbanken ergibt sich, dass nur ein Bruchteil der Buchgeldmenge als Bargeld zum Auszahlen existiert. Die Geschäftsbanken versuchen jedoch den Eindruck zu erwecken, dass jeder Kunde jederzeit sein Geld abheben könnte. Die Ausbezahlung allen Buchgeldes (aller Kontostände) ist unmöglich, weil so viel Bargeld schlicht und einfach nicht existiert!31
Jetzt wissen Sie auch, warum alle Banken den bargeldlosen Zahlungsverkehr predigen und Bargeld verteufeln.
Kontostände sind nichts anderes als Zahlungsversprechen, von denen bereits im Voraus feststeht, dass sie nicht eingehalten werden können.32 Vom praktischen Standpunkt her gesehen könnte man es als ungedeckten (bzw. kaum gedeckten) Scheck sehen. Wenn Sie als Privatperson einen ungedeckten Scheck ausstellen, dann fällt das unter (schweren) Betrug.33 Banken machen das mit jeder Kreditgewährung. Banken haben somit anscheinend das Recht zum schweren Betrug ohne Rechtsfolgen. Prof. Franz Hörmann von der Wirtschaftsuniversität Wien drückt es so aus: „Es gibt ein systemisches Betrugsmodell einer Institution, der in unserem Wirtschaftssystem das Monopol zur Geldschöpfung über Kredite eingeräumt wird.“34
Sie denken jetzt, dass nur Banken in Deutschland dieses „Privileg“ haben. Dies ist jedoch nicht der Fall. In manchen Ländern liegt das vorgeschriebene Verhältnis von Schuldgeld zu Bargeld wesentlich niedriger und somit können diese Banken noch mehr Geld selbst erschaffen. Banken ist es also möglich, in unserer globalisierten Welt im Prinzip völlig legal so viel Geld künstlich zu erschaffen, wie wir uns leihen können.
Geschäftsbanken verleihen selbsterschaffenes Geld
Geld wird den Geschäftsbanken von den Notenbanken zu einem bestimmten Zinssatz zur Verfügung gestellt. Indem Geschäftsbanken Kredite vergeben, erschaffen sie zusätzliches Geld aus dem „Nichts“. All dieses Geld „verleihen“ sie dann an den Staat, den Unternehmen und uns Bürgern.
Jawohl, Sie haben richtig gehört. Die Geschäftsbanken verleihen uns allen, inklusive dem Staat, der wir ja auch sind, das von ihnen größtenteils selbst erschaffene Geld.
Prof. Franz Hörmann bringt es auf den Punkt: „Wenn man Geld aus Luft erfindet und das, was vorher noch nicht existiert hat, verzinst weitergibt und dinglich absichern lässt, dann ist das, wenn das Geschäftsmodell schiefgeht, in Wahrheit ein Enteignungsmodell. Das ist auch der Hintergrund des Bankgeheimnisses. Banken können überhaupt nicht offenlegen, wo beispielsweise die Zinsen für Sparbücher, Bausparverträge oder Sonstiges herkommen. Denn wenn sie das täten, müssten sie zugeben, dass das alles in Wirklichkeit verkettete Pyramidenspiele sind.“35 Aus diesen Gründen sollte das Hoheitsrecht zur Geldschöpfung (möglichst gedecktes Geld) meiner Ansicht nach in Staatshand liegen.
„Wir erleben die Demaskierung eines Geldsystems, das den Pfad der Tugend längst verlassen hat. Geld sollte Spiegelbild des realen Lebens sein, es soll den Austausch von Waren oder die Wertaufbewahrung erleichtern. Ich fürchte, wir sind in eine Situation hineingeraten, in der Geld nur noch eine verselbständigte Entität ist, losgelöst von den realen Gegebenheiten.“
Konrad Hummler, Chef der ältesten Schweizer Privatbank36
Zwei einschneidende Ereignisse waren der Nährboden für diese Jahrhundertkrise: Zuerst die Aufhebung des Gold-Devisen-Standards in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts und anschließend die Flutung des amerikanischen Marktes mit billigem Geld, begünstigt durch niedrige Zinsen, Anfang des 21. Jahrhunderts.
Das Ende des Goldstandards
„Mit Ausnahme der Zeiten des Goldstandards haben praktisch alle Regierungen in der Geschichte ihr Exklusivrecht zur Ausgabe von Geld dazu benutzt, die Menschen zu betrügen und zu plündern.“
Friedrich August von Hayek, Ökonom und Sozialphilosoph37
Bretton Woods
Der Wert des amerikanischen Dollars und des britischen Pfunds wurde seit dem Jahr 1800 am Gold gemessen. Jeder gedruckte US-Dollar wurde mit einem bestimmten Wert an Gold hinterlegt. Aus diesem Grund spricht man vom Goldstandard.38 Auf der Konferenz von Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire im Jahre 1944 wurde der Dollar zur Leitwährung erklärt.
„Bretton Woods wird das im Juli 1944 von 44 Nationen beschlossene System fester Wechselkurse bezeichnet, welches Goldparitäten und die volle Konvertibilität des US-Dollar als Leitwährung vorsah. Ziel des Abkommens war es, nach dem Zweiten Weltkrieg den internationalen Handel durch geordnete Währungsbeziehungen anzukurbeln.“39 Der Grund hierfür war, dass die Vereinigten Staaten von Amerika über die größten Goldreserven verfügten und sich bereit erklärten, jeden Dollar gegen Gold zu tauschen. Daher kommt der Begriff Golddeckung.
Als die Kosten für den Vietnamkrieg der US-Regierung völlig aus dem Ruder liefen, sah sie sich die „leider“ gezwungen, den Goldstandard abzuschaffen. Jetzt fragen Sie sich bestimmt, was haben der Vietnamkrieg und seine damit verbundenen Kosten mit dem US-Dollar und dem Goldstandard zu tun? Nun ja, die Finanzsupermacht USA hat weitaus mehr Dollarscheine zur Kriegsfinanzierung in Umlauf gebracht, als durch das Gold der US-Notenbank gedeckt war. Das Vertrauen in den US-Dollar als Leitwährung schwand. Global tauschten die Notenbanken ihre Dollarreserven in Gold. Besonders unsere Nachbarn aus Frankreich wollten lieber Gold als US-Dollar – sie fuhren mit ganzen Containern in Amerika vor.
USA bricht internationale Verträge
Am 15. August 1971 wurde der Grundstein unseres heutigen Wirtschaftssystems gelegt. An diesem Tag hob der damalige US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung des Dollar auf. Er verkündete seinem Volk in einer Fernsehansprache, dass sich die USA von nun an weigern würden, den Dollar jederzeit gegen eine festgelegte Menge des Edelmetalls einzutauschen. Bis dato konnte jeder 35 Dollar gegen eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) eintauschen. Dies war ein gravierender Vertragsbruch der USA.40 Doch Nixon musste die Notbremse ziehen, ansonsten drohte der Ausverkauf der US-Goldreserven.41
Die Folge seines Beschlusses war, dass der Goldpreis, welcher bisher auf 35 Dollar je Unze (31,1 Gramm) festgelegt war, kontinuierlich anfing zu steigen.42 Zwei Jahre später wurden dann sämtliche Wechselkurse zum Dollar freigegeben.43
„Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde.“
Alan Greenspan44, ehemaliger Notenbankchef der USA
Großbritannien schafft Regeln für Finanzmärkte ab
Margaret Thatcher „macht den Weg frei“45
Am 27. Oktober 1986 äußerte die damalige Premierministerin von Großbritannien Margaret Thatcher folgenden Satz: „Lasst uns die Regeln wegwerfen, die den Erfolg bremsen!“
Sie meinte damit, dass zukünftig in Großbritannien ein Großteil der Regeln für den Handel an den Börsen gestrichen wird. Die Zeitschrift „Stern“ bringt es mit folgendem Vergleich auf den Punkt: „Es ist, als ob die Briten beim Fußball die Regeln für Abseits und Foulspiel abgeschafft haben und den Schiedsrichter gleich mit.“ Thatcher löste ein globales Wettrennen um die Deregulierung der Finanzmärkte aus. Am 22. Februar 1990 beschließt die Regierung Kohl unter anderem die Abschaffung der Börsenumsatzsteuer. Bis 1991 mussten für jede Transaktion an der Börse Steuern bezahlt werden. Heute heißt diese heiß diskutierte Steuer Finanztransaktionssteuer. Am 12. November 1999 hob der damalige US-Präsident Clinton ein Gesetz von 1933 (den Glass-Steagall Act) auf, welches die strikte Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken beinhaltete. Geschäftsbanken handelten im Gegensatz zu Investmentbanken nicht auf eigene Rechnung (Eigenhandel). Nach der Streichung des Trennungsgesetzes fusionierten die Geschäftsbanken mit Investmentbanken. Von nun an mussten die Spekulanten nicht mehr mit dem eigenen Vermögen zocken, sondern sie bekamen Zugriff auf die Guthaben der Sparer. Eigenhandel nicht mit dem eigenen Geld, sondern mit dem Geld der anderen – was kann es für einen Banker Besseres geben? Der Wahnsinn nimmt von jetzt an seinen Lauf.
Im folgenden Kapitel erzähle ich Ihnen eine kurze Geschichte, die Ihnen diesen Wahnsinn unseres Finanzsystems deutlich vor Augen führt – und glauben Sie mir, die Geschichte ist ganz und gar nicht fernab der Realität.
Party for free
Jimmy besitzt eine kleine Kneipe in unserer schönen Hauptstadt Berlin. Wie wir wissen, ist Berlin „arm, aber sexy“. Folglich läuft auch Jimmys Bar mehr schlecht als recht, da seine Kundschaft leider kontinuierlich ein Cashproblem hat. Da Jimmy jedoch keine Lust hat, wie seine Kundschaft Peters Hartz (Peters eigenes Hartz ist etwas höher als Peters Hartz für die Bevölkerung. Der verurteilte Kriminelle Peter Hartz erhält eine bescheidene Rente in Höhe von 25 718 Euro – im Monat46 Hartz 4 zu beantragen, beschließt er, dass seine Stammkundschaft, die 95 Prozent seiner Kunden ausmacht, zukünftig bei ihm auf dem Bierdeckel anschreiben kann. Seine Kunden sind begeistert, es wird reichlich gefeiert und auf Kredit getrunken und Jimmys Umsatz steigt und steigt. Immer mehr Kunden kommen, und Jimmy kann seine neu gewonnene Stammkundschaft in seiner kleinen Kneipe gar nicht mehr alle beherbergen. Also erhöht Jimmy die Preise. Dies ist seiner Kundschaft jedoch egal, denn es wird ja schließlich auf Kredit getrunken, und über die zukünftige Bezahlung macht sich keiner Gedanken. Mit den Preiserhöhungen steigt natürlich auch Jimmys Umsatz weiter.
Die Bank wittert ihre Chance
Es dauert nicht lange, bis die Bank um die Ecke von dem boomenden Laden erfährt und ein Banker im schicken Anzug Jimmy einen Besuch abstattet. Er sieht in Jimmys Geschäftskonzept ein Riesenpotenzial und bietet ihm zur Liquiditätssicherung eine unbegrenzte Kreditlinie an. Eigentlich ist Jimmy ja blank, aber fortan erhält er unbegrenzt Geld von der Bank. Jimmy ist begeistert und macht eine Kneipe nach der anderen auf, und auch seine Kollegen fangen an, das Geschäftskonzept zu implementieren. Die Stadt verfällt in eine Partystimmung, und es wird gefeiert und getrunken, als gäbe es kein Morgen.
Der Banker macht sich um die Deckung keinerlei Sorgen, denn er hat ja schließlich die Bierdeckel, welche die Schulden der Stammkundschaft bestätigen, als Deckung. Wie uns allen bekannt ist, hat eine Bank nichts zu verschenken, abgesehen von den lächerlichen Präsenten, mit denen Kinder beim Weltspartag als potenzielle Kunden geködert werden. Nun stellt sich die Bank die Frage: Was mache ich mit all den aufgekauften Bierdeckeln von Jimmys Kundschaft?
Die Bank beschließt, einfach die Bierdeckel von Jimmys Kundschaft und anderer Wirte zu ordnen, zusammenzufassen und in verbriefte Schuldverschreibungen umzuwandeln. So werden aus Schulden handelbare Wertpapiere. Ziel der Bank ist es nun, die „Wertpapiere“ gewinnbringend zu verkaufen. Damit dies auch perfekt funktioniert, lassen sich die Banker tolle Namen für die Schuldverschreibungen einfallen wie: Turbowhisky Garant 1.0, Vodkaexpress Professional CDO, Whisky Berlin 3 Zertifikat usw. Erfahrungsgemäß lassen sich Finanzprodukte, aus deren spannenden Namen sich die Eigenschaft des Finanzproduktes dem Kunden nicht erschließt, bestens verkaufen.
Ratingagenturen geben ihr Gütesiegel
Die Bank beauftragt und bezahlt nun mehrere Ratingagenturen. Diese bewertet die Schuldverschreibungen mit ausgezeichneten Bewertungen (AAA), denn sie haben von der Bank ein hübsches Sümmchen dafür erhalten plus freie Getränke in jeder von Jimmys Kneipen. Damit mit den Papieren nichts schiefgehen kann, werden diese von der größten Versicherungsgesellschaft der Welt gegen eine mögliche Pleite abgesichert. Jetzt schwärmen Investmentbanker aus, um den Schwachsinn mit den tollen Namen weltweit an Schwachköpfe zu verkaufen. Mit Erfolg, versteht sich.
Jimmys Imperium wächst immer weiter, und Turbowhisky Garant 1.0, Vodkaexpress Professional CDO und Whisky Berlin 3 Zertifikat entwickeln sich zum wahren Renner. Immer mehr Investoren wollen die Schuldverschreibungen, Jimmy macht eine Kneipe nach der anderen auf, und bald trinkt halb Berlin bei Jimmy auf Kredit. Dummerweise versteht kein Investor, was Turbowhisky Garant 1.0, Vodkaexpress Professional CDO und Whisky Berlin 3 Zertifikat usw. ist und wer sich dahinter verbirgt. Dies ist schließlich auch vollkommen egal, denn der Rubel rollt, und die Bank, Jimmy und seine Kollegen machen jede Menge Geld mit den Schuldverschreibungen. Die Banker werden mit Boni überschüttet, und Jimmy ist so clever, sein Geld nicht selbst in diese schwachsinnigen Papiere zu investieren – er kauft sich lieber ein paar Edelmetalle und Häuschen in Berlin, St. Moritz, an der Côte d’Azur.
Die Party ist zu Ende
Eines Tages, die Kurse sind am explodieren, kommt ein Banker auf die Idee, dass es an der Zeit ist, die ältesten Schulden der Stammgäste einzufordern. Überraschenderweise steht die Bank nun vor einem gravierenden Problem, denn die Schuldner können ihre Schulden nicht bezahlen. Viele haben bereits mehrere Jahre von Peters Hartz-Hilfe in ihre Leber investiert. Die Bank dreht Jimmy den Geldhahn zu, und Jimmy schließt seine Kneipen – die Party ist vorbei. Es folgt ein Kneipenbesitzer nach dem anderen. Jimmy hat mit dem Geschäft mit der Bank richtig gut verdient und zieht sich aufgrund angenehmerer Temperaturen am Mittelmeer in sein Häuschen an der Côte d’Azur zurück. Die Blase platzt, und die Kurse von Turbowhisky Garant 1.0, Vodkaexpress Professional CDO, Whisky Berlin 3 Zertifikat usw. stürzen ins Bodenlose. Sie verlieren 90, dann 95 Prozent. Für manche Schuldverschreibungen lässt sich überhaupt kein Wert mehr bestimmen, und das Geschrei an den Märkten ist groß. Viele Investoren verlieren sehr viel Geld.
Dummerweise haben Jimmys Lieferanten längere Zahlungsfristen gewährt und auch in die Papiere mit den tollen Namen investiert. Folglich gehen der Schnaps- und Bierlieferant als Nächstes Pleite. Der Weinlieferant hat Glück, er wird „für einen Appel und ein Ei“ von einem Konkurrenten übernommen und die Hälfte der Angestellten wird auf die Straße gesetzt.
Auch die Bank und die Versicherungsgesellschaft stehen vor der Pleite. Hier sieht der Sachverhalt jedoch etwas anders aus – sie werden mit Steuergeldern gerettet. Die Privatinvestoren werden einen Großteil ihres Geldes nie wieder sehen.
Sie werden jetzt bestimmt sagen, dass dies nur eine verrückte Geschichte ist. Ja, es ist eine Geschichte, aber richtig verrückt ist das, was sich seit geraumer Zeit global an den Finanzmärkten abspielt. Lassen Sie sich überraschen.
Delaware, Zentrum für anonyme Briefkastenfirmen
Jetzt werden Sie sich bestimmt fragen: Wo ist Wilmington, und wieso begann die deutsche Finanzkrise dort? Wilmington ist eine Stadt im New Castle County im US-Bundesstaat Delaware an der Atlantikküste der Vereinigten Staaten von Amerika. In besagter Stadt besuchen im Jahr 1998 Firmenanwälte der BayernLB eine US-Kanzlei. Der Grund hierfür: Delaware ist weltweit eines der größten Zentren für anonyme Briefkastenfirmen, also ein Steuerparadies, wie es im Buche steht. Anfang 2009 sollen laut Manager Magazin knapp fünf Billionen Dollar dort versteckt sein.47 Heute wird es wohl einiges mehr sein.
Es stellt sich die Frage: Was beabsichtigt eine deutsche Landesbank in einem Steuerparadies? Ganz einfach, sie gründet eine Briefkastenfirma, auch Conduit oder Zweckgesellschaft genannt, denn es hat sich mittlerweile bis nach München herumgesprochen, dass Banken ihre Kreditverträge zu Tausenden bündeln und daraus handelbare Wertpapiere machen. Die Landesbank träumt vom großen Geld und dem neuen Dreh, unschöne Altlasten wegzuzaubern. Dies ist möglich aufgrund der schwachen Bilanzregeln des deutschen Handelsgesetzbuchs (HGB). Die Conduits arbeiten wie hundertprozentig beherrschte Tochtergesellschaften. Sie sind offiziell Eigentum eines Treuhänders oder eines Trusts – ein juristischer Kniff. Laut HGB müssen sie nicht mehr als Geschäfte von Tochterfirmen bilanziert werden. Die Banken bezeichnen sich frecherweise als Sponsor oder Originator der Conduits. Nichtsdestotrotz werden die Geschäfte oftmals komplett in den Büros der deutschen Banken betrieben. In den Jahresabschlüssen wird verheimlicht, dass die Banken tatsächlich über ein komplexes Geflecht von verbindlichen Verträgen für alle Verluste der Conduits haften.
Zweckgesellschaften sind in der Bilanz nicht ersichtlich
Die Zweckgesellschaften sind in der Bilanz der Landesbank nicht ersichtlich. Dadurch kann die Landesbank Eigenkapital sparen. Für die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) besteht keinerlei Möglichkeit, die Machenschaften der Landesbanken zu überprüfen, da ihr der direkte Zugriff auf diese Schattenbanken – seien sie in Delaware, Dublin, auf den Cayman Islands, in Luxemburg oder auf Jersey – fehlt.49
Der Trick mit den Zweckgesellschaften
Der Trick mit den Zweckgesellschaften hat für die Bank oder besser gesagt für die Banker folgenden Vorteil: Er entlastet die Banken von ihrer aufsichtsrechtlichen Pflicht, für Risikogeschäfte genug Eigenkapitalpuffer bereitzuhalten. Dies bedeutet, dass sie außerhalb der Bilanz hohe Risiken eingehen, ohne ihr Eigenkapital zu erhöhen. Somit ist es den Bankmanagern möglich, im Jahresabschluss mit hohen Gewinnen bei relativ niedrigem Eigenkapital zu brillieren. Dies ist dem Banker egal. Nicht egal ist ihm jedoch, dass dies massiv die Eigenkapitalrendite verbessert, und dies ist die wichtigste Messzahl zur Berechnung seiner Bonuszahlungen.
Jeder Normalbürger würde bei einer solchen Vorgehensweise wegen Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung hinter Gitter kommen.
Landesbanken möchten am großen Rad drehen
Die New Yorker Niederlassung der BayernLB investiert zur gleichen Zeit in verbriefte Hypotheken. Bereits im Jahresverlauf übersteigt das Volumen zwölf Milliarden Dollar. Sie sind die Ersten unter den Landesbanken, die Sachsen LB, die LBBW, die halbstaatliche IKB, aber später auch Privatbanken wie die Hypo Real Estate werden folgen, denn auch sie wollen im globalen Wettbewerb um riskante renditestarke Papiere mitmischen.50 Alle wollen Sie am „Kredithebel“ spielen in Zeiten des aufkeimenden US-Immobilienbooms.
Kredithebel
„Kredithebel: Dieses Wort wird Karriere machen im folgenden Jahrzehnt, und wer ein Spezialist ist, sagt ‚Leverage‘ dazu. Es geht darum, die Wirkung von vorhandenem Investmentkapital zu multiplizieren, indem man es mit Krediten aufstockt.
Ein Hedgefonds legt auf das Geld seiner Investoren in der Regel ein Vielfaches an Kredit dazu – und betreibt seine Geschäfte anschließend mit der Gesamtsumme. Er hat vielleicht, real und greifbar, 100 Millionen Dollar von Anlegern, kauft aber – durch Kredite finanziert – Wertpapiere, Optionen, Kredite für 500 Millionen. Der Investor, der 1000 Dollar einzahlt, ist am Markt also tatsächlich mit 5000 Dollar aktiv.“51
Genial, solange Gewinn gemacht wird, verheerend bei Verlusten, denn diese multiplizieren sich ebenfalls. Dies wird Jahre später in unfassbarem Ausmaß der Fall sein.
Die goldene Bankenregel
Die Landesbanken ignorieren die goldene Bankenregel
Unvorstellbar, aber wahr: Die BayernLB und die Zweckgesellschaften der anderen Landesbanken decken sich mit langfristigen Wertpapieren ein, die mithilfe kurzfristiger Anleihen finanziert werden. „Die kurzfristige Finanzierung langfristiger Vermögenswerte gehört zweifellos zu den Todsünden der Hochfinanz.“52
Würden Sie etwa Ihre Immobilie mit einer Hypothek finanzieren, die Sie alle 90 Tage erneuern müssen? Sicherlich nicht, denn das Risiko, dass die Finanzierung nicht klappt und die Zwangsversteigerung droht, wäre jedem rational denkenden Menschen viel zu groß.53 Den Banken jedoch schien dieses Risiko anscheinend nicht zu groß zu sein.
Enron – der Bilanzskandal bleibt für die Landesbanken folgenlos
Nach dem Bilanzskandal 2001 beim US-Energiekonzern Enron, wofür einer der Gründe Briefkastenfirmen außerhalb der Konzernbilanz waren, werden global die Vorschriften geändert – nur nicht in Deutschland. Nach den neuen Vorschriften laut internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS) müssen Offshore-Vehikel in die Bilanz, wenn sie von der Bank wirtschaftlich beherrscht werden. Des Weiteren werden Regeln zur marktgerechten tagesaktuellen Bewertung des Vermögens erstellt.
Deutsche Politiker verzögern EU-Verordnung
Deutschland zögert EU-Verordnung sieben Jahre hinaus
Bereits im Juni 2002 beschließt das EU-Parlament eine Verordnung, die die Umsetzung dieser Maßnahmen von europäischen Banken erfordert. In Deutschland wollen die Finanzpolitiker davon nichts hören. Deutsche Banken erhalten eine Frist bis Januar 2005. Mit Ausnahme der Landesbanken dürfen sie ihre Conduits noch bis 2008 verstecken. Bei der Umsetzung der EU-Vorgaben in deutsches Recht lassen sich die Finanzpolitiker in Deutschland unglaublich viel Zeit – das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz ist erst im Mai 2009 in Kraft getreten.54
Die Berliner Bankgesellschaft und die Kaimaninseln
Im November 2000 steht die Berliner Bankgesellschaft vor einem gravierenden Problem. Kurzerhand werden mit einem wilden Bilanztrick über die Briefkastenfirma Greico auf den Kaimaninseln gewaltige Risiken ausgelagert, und somit wurde der Jahresabschluss 2000 gerade noch gerettet. Knapp sechs Monate später fliegt der Bankgesellschaft diese Aktion um die Ohren und sie muss mit einer Kapitalspritze in Höhe von 1,75 Milliarden Euro und einer Bürgschaft von 21,6 Milliarden vor der Pleite bewahrt werden. Seit 1998 ist die Bankenaufsicht BaFin über diese Probleme informiert. Sie hat bis dahin 20 Sonderprüfungen veranlasst – mit keinerlei Konsequenzen für die Landesbanken.55
Steinbrück weiß Bescheid
WestLB-Verwaltungsrat Peer Steinbrück weiß Bescheid
Laut dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ lässt sich Peer Steinbrück im Juli 2001 in der Zentrale der WestLB über den Geschäftsgang informieren. Seit 1998 überwacht er die rheinische Landesbank, zuerst in der Funktion als Verwaltungsrat und vier Jahre später als Finanzminister von Nordrhein-Westfalen. Die Conduit-Deals bei der WestLB laufen immer besser. Gerade jetzt will ausgerechnet die EU-Kommission den Landesbanken, welche es endlich dank staatlicher Garantien geschafft haben, global ganz vorne mitzuspielen, den Spaß verderben und ihnen nur noch ein Jahr mit staatlichen Garantien gönnen. Die Landesfinanzpolitiker wollen dies natürlich nicht hinnehmen - und „oh Wunder“, sie erhalten von Brüssel eine Gnadenfrist und dürfen sich weitere vier Jahre Geld vom Staat leihen, und zwar in unbegrenzter Höhe. Jetzt können sie weiter unser Geld auf den Kapitalmärkten mit verbrieften US-Hypotheken verwetten.
Die staatlichen Verbindlichkeiten der Landesbanken steigen allein in den kommenden vier Jahren auf mehr als 100 Milliarden Euro – zuletzt werden es mehr als 500 Milliarden Euro sein.
Steinbrücks Landesbank versenkt unter anderem eine Milliarde Euro in der Russlandkrise Ende der Neunziger Jahre und setzt in London 1,7 Milliarden Euro mit einem Großkredit in den Sand.56
Landesbanken zocken im Ausland
2002: IKB goes Delaware, BayernLB goes Jersey anstatt München und SachsenLB goes Dublin anstatt Leipzig
Jetzt aber der Reihe nach: Mit der Deutschen Industriekreditbank (IKB) verbindet man eine Bank, deren Kerngeschäft die Förderung des deutschen Mittelstandes ist. Dies stimmt so nicht ganz, denn auch die halbstaatliche IKB möchte am „Big Business“ teilnehmen und gründet deshalb in Delaware die Zweckgesellschaft Rhineland Funding, ausgestattet mit minimalem Eigenkapital. Genau diese Schattenbank wird fünf Jahre später der Bank das Genick brechen, und die staatseigene KfW wird diese mit Milliarden an Steuergeldern retten müssen.
Die BayernLB hat expandiert und auch im britischen Steuerparadies Jersey eine Schattenbank gegründet. Die Sachsen LB zieht es nach Irland – sie hat die Sachsen LB Europe mit Sitz in Dublin gegründet. Später werden die Sachsen mit Ormond Quay und Georges Quay zwei aggressive Investmentgesellschaften gründen, die mit Derivat- und Kreditgeschäften große Geldsummen bewegen und die ihnen in wenigen Jahren um die Ohren fliegen werden und den Steuerzahler Milliarden kosten. Aber hierzu später.57