Der Hacker - Renee Rose - E-Book

Der Hacker E-Book

Rose Renee

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Beschreibung

SIE HAT MEINE FAMILIE VERRATEN – UND DAFÜR WERDE ICH SIE ZAHLEN LASSEN
Die süße, erdbeerblonde Bewohnerin unseres Gebäudes ist nicht so unschuldig, wie wir gedacht hatten.
Sie hat einen FBI-Agenten in unsere Mitte geschleust. Hat dafür gesorgt, dass mein Zwillingsbruder angeschossen wurde.
Jetzt wird sie dafür bezahlen. Ich beauftrage sie damit, ihn wieder gesundzupflegen.
Wenn er stirbt, stirbt auch sie. Das habe ich ihr zumindest so gesagt.
Natürlich würde ich ihr niemals wirklich etwas antun.
Unsere wunderschöne Nachbarin ist mir bereits unter die Haut gegangen.
Aber das wird mich nicht davon abhalten, sie zu bestrafen,
und sie dann auf all die Arten zu berühren, denen ich abgeschworen hatte.
Sie hat meinen Frieden gestört. Wurde zu einer Ablenkung, die ich mir nicht leisten kann.
Ich will sie unter Kontrolle behalten.
Ich  muss verhindern, dass sie mein Herz erobert.

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Der Hacker

Renee Rose

Übersetzt vonStephanie Walters

Edited byYanina Heuer

Renee Rose Romance

Copyright © 2021 Der Hacker von Renee Rose und Renee Rose Romance

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Exemplar ist NUR für den Erstkäufer dieses E-Books bestimmt. Kein Teil dieses E-Books darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autorin in gedruckter oder elektronischer Form vervielfältigt, gescannt oder verbreitet werden. Bitte beteiligen Sie sich nicht an der Piraterie von urheberrechtlich geschützten Materialien und fördern Sie diese nicht, indem Sie die Rechte der Autorin verletzen. Kaufen Sie nur autorisierte Ausgaben.

Veröffentlicht in den Vereinigten Staaten von Amerika

Renee Rose Romance

Dieses E-Book ist ein Werk der Fiktion. Auch wenn vielleicht auf tatsächliche historische Ereignisse oder bestehende Orte Bezug genommen wird, so entspringen die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet, und jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebenden oder toten, Geschäftsbetrieben, Ereignissen oder Orten ist rein zufällig.

Dieses Buch enthält Beschreibungen von BDSM und vieler sexueller Praktiken. Da es sich jedoch um ein Werk der Fiktion handelt, sollte es in keiner Weise als Leitfaden verwendet werden. Die Autorin und der Verleger haften nicht für Verluste, Schäden, Verletzungen oder Todesfälle, die aus der Nutzung der im Buch enthaltenen Informationen resultieren. Mit anderen Worten probiert das nicht zu Hause, Leute!

Erstellt mit Vellum

Inhalt

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Epilog

Der Buchmacher

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Bücher von Renee Rose

Über die Autorin

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

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Prolog

St. Petersburg 2011

Dima

Ich geh zu heftig in die Bremsen meines Ladas und das Auto, das ich mir mit meinem Zwillingsbruder teile, beginnt, auf der vereisten Autobahn unkontrolliert zu schleudern. Für einen herrlichen Augenblick glaube ich, ich hätte es geschafft.

Ich werde dem Ganzen ein Ende setzen. Ich werde meine Seele nicht der Bratwa verkaufen müssen, um die Schulden zu tilgen, die ich für ihre Behandlung aufgenommen habe.

Jetzt werde ich sie wiedersehen. Ich hatte ihr versprochen, dass es für mich keine andere geben wird. Ich hatte es ihr dort im Krankenhaus geschworen, in der Nacht, bevor sie ihren letzten Atemzug getan hat. Als sie den Ring, den ich ihr geschenkt hatte, abgenommen und ihn mir an den kleinen Finger gesteckt hatte.

Du wirst immer mir gehören, und ich werde immer dir gehören. Sogar im Tod.

Warte auf mich. Ich werde dir bald nachfolgen.

Kurz bevor ich nach Hause gegangen bin und mit der Faust auf meine Schlafzimmerwand eingeschlagen habe, bis der Putz abbröckelte.

Nikolais panische Schreie dringen in meine Ohren, als unser Auto durch die Leitplanke kracht, die meine Seite des Wagens zerquetscht. Metall kreischt, Glas zersplittert. Wir hängen über dem Rand der Brücke über dem zugefrorenen Fluss. Das ist der Moment. Zeit, zu sterben. Jetzt wird der Schmerz endlich aufhören.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube, aber ich weiß, dass ich nicht mehr länger ohne sie leben will.

Nikolai löst seinen Gut und reißt die Tür auf, zerrt an meinem Hemd, um mich auf seine Seite zu ziehen.

„Njet.“ Ich rühre mich nicht. Sobald er aus dem Wagen steigt, wird das Auto in den Fluss hinabstürzen. Ich weiß nicht, ob das Eis unter dem Gewicht nachgeben wird. Vielleicht reicht schon der Aufprall aus, mich umzubringen. Das kann ich nur hoffen.

Nikolai krallt noch immer eine Hand in mein Hemd. Mit der anderen schlägt er mir ins Gesicht.

Schmerzen explodieren hinter meiner Nase und meinen Augen. Meine Sicht verschwimmt und mir wird schwarz vor den Augen. Ich schmecke Blut.

Nikolai nutzt meine Desorientierung aus, um mich hinter dem Lenkrad hervorzuzerren. „Raus aus dem Wagen, verdammt noch mal“, knurrt er auf Russisch.

Ich kann noch immer nichts sehen. Meine Beine strampeln – Fuck. Ich glaube, sie krabbeln gerade wie von allein aus dem Auto.

Ich strecke die Hand aus und greife nach dem Türgriff. Dem Lenkrad. Nach irgendwas, um im Auto bleiben zu können, während es von der Brücke stürzt, aber mein Zwillingsbruder ist zu schnell. Er wirft sich zurück und fällt neben seiner Tür auf den Boden, reißt mich mit und ich lande auf ihm.

Metall ächzt. Das Auto neigt sich und stürzt wie in Zeitlupe von uns fort. Die Welt um mich herum dreht sich und für einen Augenblick fühlt es sich so an, als ob die Brücke selbst einstürzen würde. Dann kracht das Auto tief unter uns in das Eis.

Nikolai boxt mir noch einmal ins Gesicht. Und noch einmal. „Du wirst heute nicht sterben, Arschloch.“ Noch ein Fausthieb. „Und reiß mich verdammt noch mal nicht mit dir mit.“

Ich stöhne, würge an meinem eigenen Blut.

Ich wollte Nikolai nicht umbringen. Ich bin ein Bastard, dass ich ihn nicht als eigenständige Person sehe.

Ich hatte nicht geplant, heute zu sterben – jedenfalls nicht bewusst. Aber ich hätte Nikolais Anwesenheit im Auto mehr Aufmerksamkeit zollen sollen, bevor ich diesen nicht-Plan ausführe.

So ist das mit Zwillingen. Nikolai fühlt sich an wie eine Teil von mir. Die stille Gegenwart, die während der Monate von Alyonas Chemo- und Strahlentherapie meinen Schmerz geteilt hat. Der meine Hausaufgaben für mich gemacht hat und Kurse getauscht hat, so getan hat, als wäre er ich, und meine Arbeiten geschrieben hat, als mir die Schule egal geworden war.

Er war es, der von dem Darlehen der Bratwa mitbekommen hatte, als nur noch eine neuartige, teure Behandlung Hoffnung versprach.

Wir sprechen nicht darüber. Das müssen wir nicht. Er hat diese ganze beschissene Sache mit mir zusammen durchgemacht. Von dem Augenblick an, in dem ich mich in das wunderschönste Mädchen der Stadt verliebt hatte, bis zu dem Tag, als wir sie beerdigt haben.

Ich stöhne auf und rolle mich im Schnee zusammen, der vom Blut aus meiner Nase und der aufgeplatzten Lippe langsam purpurrot gefärbt wird.

„Steh auf.“

Ich bewege mich nicht.

Über den heulenden Wind hinweg kann ich nicht hören, wie ein zweites Auto anhält. Eine Tür aufgerissen wird.

„Einsteigen“, befiehlt eine autoritäre Stimme.

Nikolai versucht, mich auf die Füße zu zerren. Ich rühre mich nicht von der Stelle.

„Setze sie ins Auto.“

Zwei Paar glänzend schwarzer Stiefel stampfen in mein Sichtfeld und ich werde auf die Füße gerissen und auf die Rückbank einer Limousine gestoßen.

Das war die Nacht, in der ich Igor Antonov zum ersten Mal begegnet bin.

Die Nacht, in der die Bratwa uns gefunden und unsere Schulden eingetrieben hat, nicht in Form von Drohungen oder Schlägen, sondern durch die vollkommene Kontrolle über unser Leben. Denn Igor kannte den Wert von jungen Männern mit einer Todessehnsucht nur allzu gut. Seine ganze Armee bestand aus solchen Männern.

Und so hat unsere Mutter in dieser Nacht ihre beiden Söhne verloren. Aber sie glaubt, sie hätte uns an den eisigen Fluss verloren, nicht an die Bruderschaft, die von uns verlangt, sämtliche früheren Verbindungen abzubrechen.

Erstes Kapitel

Dima

Da bist du ja, meine Schöne.

Hacking und Cyberstalking sind nicht einfach nur ein Job für mich, sondern ein Lebensgefühl. Wenn ich im Penthouse, das ich mit meinen Bratwa-Brüdern teile, vor dem Bildschirm sitze, regiere ich die Welt des Cyberspace. Im Augenblick schaue ich mir den Livestream der Überwachungskameras in unserem Gebäude an, um einen Blick auf die schlanke Figur der Frau zu werfen, die gerade durch die Eingangstür kommt und zu den Fahrstühlen geht.

Ich bekomme fast einen Steifen, wenn ich sie nur sehe, wie sie völlig nichtsahnend, aber unglaublich sinnlich und mit einem gedankenverlorenen Lächeln auf den Lippen durch die Eingangshalle läuft, als ob sie an etwas denken würde, was sie fröhlich stimmt.

„Wem spionierst du nach?“, fragt Nikolai von der Couch aus.

Dieser Ficker. Mein Zwillingsbruder weiß ganz genau, wem ich nachspioniere, und sein Wissen darüber wird immer mehr zu einem Dorn in meiner Seite.

„Oh, là là, ist es eine Frau?“, ruft unsere Mitbewohnerin Sasha aus der offenen Küche, dann sprintet sie durch das Wohnzimmer, um einen Blick über meine Schulter zu werfen.

Wie gesagt.

Ich schließe das Fenster auf meinem Laptop, bevor sie etwas erkennen kann, und werfe Sasha und Nikolai einen grimmigen Blick zu.

Falsche Entscheidung. Mit meiner untypischen Reaktion lasse ich mir in die Karten schauen. Ich hätte cool bleiben sollen.

Sasha schnappt theatralisch nach Luft – durch und durch die Schauspielerin. „Es ist eine Frau! Wer? Lass mich sehen.“ Sie versucht, nach der Maus zu greifen.

„Deine Mutter“, sage ich und bereue es augenblicklich, denn Sashas breites Lächeln schwankt und erlischt. Ihre habgierige Mutter war in ein Vorhaben verstrickt, mit dem Sashas Millionenerbe erbeutet werden sollte, und hier im Penthouse sind wir nicht besonders gut auf sie zu sprechen.

„Moment. Wirklich?“

„Nein. Schlechter Witz. Sorry.“

„Was zur Hölle?“, fährt mich Maxim aus der Küche an. Er mag es nicht, wenn seine neue Braut gekränkt wird, was man natürlich verstehen kann.

„Tut mir leid.“ Ich halte die Maus in die Luft, damit Sasha nicht danach greifen kann, aber sie versucht noch immer, sie in die Finger zu bekommen. „Sag deiner Frau, sie soll die Finger von meinem Gerät lassen.“

Sasha lacht prustend auf.

„Das klang falsch. Verzieh dich einfach.“ Ich wedle mit den Händen, um sie zu verscheuchen.

Sasha verschränkt die Hände vor der Brust. „Jetzt musst du es uns zeigen. Ich werde nicht verschwinden, bis wir es gesehen haben.“

Weil ich weiß, dass mittlerweile nichts mehr zu sehen sein wird – meine Jagdbeute wird jetzt bereits sicher im Fahrstuhl verschwunden sein –, lege ich die Maus zurück auf den Tisch. „Na schön. Das hier habe ich mir angeschaut.“ Ich klicke wieder auf den Livestream, der den Eingangsbereich unseres Gebäudes zeigt. Maykl sitzt hinter seinem Schreibtisch, mehr schwer bewaffnete Wache als Portier.

Cyberstalking ist meine Form der Unterhaltung, mein Fenster zur Welt, meine Identität. Mit einer Tastatur und einem Monitor bin ich ein Gott. Ich verstehe es als mein Recht, sämtliche Daten einzusehen, ein Recht, das ich dadurch verdient habe, zu wissen, wie ich überhaupt Zugriff darauf bekommen kann.

Die Angelegenheiten jedes Menschen auf der Welt sind auch meine Angelegenheiten, denn ich habe auf alles Zugriff. Ich kann jede beliebige Information über jeden Menschen auftreiben. Ich kann sie durchmischen, neu ordnen und ihr Leben mit ein paar Tastengriffen auf den Kopf stellen. Ich kann ihnen Ärger mit dem Finanzamt bereiten, ich kann ihr polizeiliches Führungszeugnis reinwaschen, ich kann ihre Kreditwürdigkeit manipulieren oder ihre Identität stehlen.

„Kuznets braucht deine Hilfe bei einem Hacking-Projekt“, verkündet mein Boss Ravil, als er durch das Wohnzimmer geht. „Ich habe ihm deine Nummer gegeben. Er wird dich von Sergei Litvin aus Moskau anrufen lassen.“

„Okay.“

Ich hatte gehofft, Ravils Unterbrechung würde Sasha ablenken, aber sie lässt mich noch immer nicht vom Haken. „Also, ist es jemand aus dem Gebäude?“, fragt sie. „Wer?“

„Tja, wer wohl?“, murmelt Nikolai mit einem hämischen Grinsen.

Dieses Mal bin ich so clever, ihn zu ignorieren.

Sasha wirbelt herum und starrt Nikolai an. „Ist es eine Frau?“ Sie schnappt oscarverdächtig nach Luft. „Ist es Natasha?“

„Ist es Natasha?“, fragt Nikolai regungslos und blickt mich fragend an.

„Warum sollte ich Natasha stalken?“, lache ich tonlos, aber sogar ihren Namen auszusprechen, macht schon etwas mit mir.

Denn ich stalke die ausgesprochen reizende Natasha Zolotova einfach immer, die höllisch heiße Tochter einer der Bewohnerinnen des Hauses und praktisch ein Knastköder. Sie ist nicht wirklich ein Knastköder. Sie ist dreiundzwanzig – ungefähr so alt wie Sasha. Aber sie hat so ein frisches, niedliches Gesicht, das sie aussehen lässt, als könnte sie erst achtzehn sein. Sie ist das sprichwörtliche Mädchen von Nebenan. Sie trägt ihre gute Laune in das gesamte Haus.

Natürlich weiß ich bereits alles, was es über sie zu wissen gibt. Ein Teil meines Jobs für Ravil ist es, alle im Haus im Auge zu behalten. Ravil ist der Bratwa-Boss, der mir und meinem Zwillingsbruder ein sehr angenehmes Leben innerhalb des Handlungsrahmen der Bruderschaft ermöglicht.

Aber Natasha zu stalken ist eine tägliche Aktivität für mich, genauso, wie mein Gesicht zu waschen und meine Zähne zu putzen. Aus Respekt für sie lese ich ihre E-Mails nicht und höre auch ihre Anrufe nicht ab. Ich folge nur ihren Instagram-Posts. Schaue mir die Aufnahmen der Überwachungskameras an, auf denen sie das Gebäude betritt oder verlässt. Ich will einfach wissen, was sie trägt. Wie ihre Stimmung ist. Dass sie in Sicherheit ist. Ich mag es zu wissen, wie oft sie arbeitet – nicht genug, um aus der Wohnung ihrer Mutter auszuziehen und sich eine eigene Wohnung zu leisten, soweit ich das beurteilen kann.

Heute trägt sie ein dunkelgrünes Trägertop und Yogahosen, eine Tatsache, die ich in ein paar Augenblicken persönlich überprüfen werde. Ich schaue zu, wie sie die Wohnung betritt, die sie mit ihrer Mutter teilt, und sie kurz später wieder verlässt, ihren mobilen Massagetisch zum Fahrstuhl rollt.

Ich klappe meinen Laptop zu und stehe auf.

„Musst du irgendwo hin?“, fragt Nikolai.

Im Ernst, ich werde diesen Typen noch umbringen. Ich zeige ihm den Stinkefinger und verlasse das Penthouse, passiere den Fahrstuhl und komme an meinem Zimmer an, das auf den Flur hinausgeht, genau wie ein Hotelzimmer.

Mein Schwanz wird hart, als ich daran denke, dass Natasha jeden Moment aus dem Fahrstuhl treten und an meine Tür klopfen wird, ihr hübsches Gesicht verrückte Dinge mit meiner Entschlossenheit anstellen wird. Ich betrete mein Zimmer und lehne meine Stirn an die Tür.

Die Türen des Fahrstuhls dingen. Ich versuche, meine Gedanken aus der Gosse zu ziehen.

Ich hasse die Tatsache, dass sie eine mobile Massagetherapeutin ist – sie bringt ihren Tisch in die Wohnungen ihrer Kunden. Das ist verdammt gefährlich. Sie hat mir gesagt, dass sie keine Aufträge von Leuten annimmt, die sie nicht persönlich kennt oder die ihr nicht persönlich empfohlen wurden, und sie hat mir auch gesagt, dass sie keine Männer als Kunden hat, aber das ist Bullshit, denn mich hat sie bereits zweimal massiert und kommt jetzt zum dritten Mal zu mir.

Ich habe ihr das Versprechen abgenommen, mir Bescheid zu sagen, falls ihr irgendjemand dumm kommen sollte. Ich bin vielleicht kein Riese, der den Leuten mit einer Hand den Hals brechen kann, so wie Oleg, unser Vollstrecker, aber ich werde verdammt nochmal tödlich sein, wenn irgendjemandem diesem Mädchen auch nur ein Haar krümmt.

Nicht, dass ich sie beschützen müsste. Sosehr es mir auch gefällt, Natasha zu stalken, das ist alles, was ich jemals tun werde.

Diese Massagen zu buchen – das war ein Fehler. Ein riesiger Fehler.

Es war Nikolais Schuld. Dieses Arschloch von Zwillingsbruder musste mein, ähm, Engagement bemerkt haben, mit dem ich sie im Auge behalte, also hat er angedroht, selbst eine Massage bei ihr zu buchen, wenn ich es nicht tun würde. Und nie im Leben hätte ich zugelassen, dass sich Nikolai splitterfasernackt im selben Zimmer aufhält wie Natasha.

Auf keinen verfickten Fall.

Also muss ich es jetzt aushalten, mich splitterfasernackt im selben Zimmer wie Natasha aufzuhalten und von diesen lieblichen Händen überall berührt zu werden – na ja, fast überall – und meinen Schwanz nicht in meiner Faust halten zu können. Gospodi, ich werde die ganze Stunde über härter als Marmor sein. Die schlimmste Art der Folter. Vor allem, wenn sie noch mit mir flirtet.

Normalerweise bin ich nicht der Typ, auf den die Frauen stehen. Nikolai gewinnt sie mit seinem Charme und seiner verwegenen Ausstrahlung für sich. Pavel, Ravil, Oleg und Maxim – die anderen Jungs unserer Bratwa-Zelle –, ihnen schmeißen die Frauen ihre Höschen geradezu hinterher. Oder zumindest haben sie das getan, bis sie alle ihre jetzigen Partnerinnen gefunden haben.

Aber ich?

Ich bin der Computerfreak. Der Hacker.

Ich bin nicht charmant, denn ich versuche es auch nicht. Ich bin der Kerl hinter den Kulissen, der die Dinge von einem Computerbildschirm aus manipuliert.

Aber aus irgendeinem Grund scheint Natasha mich zu mögen. Vielleicht kann sie mein Interesse an ihr spüren – Frauen haben in dieser Hinsicht eine Intuition. Sie blickt mit ihren großen, meergrünen Augen zu mir auf, als ob ich es wert wäre, ein Partner zu sein, und das zerreißt mich jedes Mal.

Denn ich bin es nicht wert.

Ich bin definitiv nicht wert, ein Partner zu sein.

Und abgesehen davon bin ich auch nicht zu haben.

Natasha

Mit einer Schlüsselkarte schalte ich im Fahrstuhl den Zugang zum obersten Stockwerk des Kremls frei, dem Hochhaus am Ufer des Lake Michigans, in dem die meisten Russen von Chicago wohnen, einschließlich mir. Wie jedes Mal, wenn ich in der obersten Etage ankomme, beschleunigt sich mein Puls. Bevor die Türen aufgleiten, lege ich frischen Lipgloss auf und kämme mir mit den Fingern durch die Haare. Heute bin ich auf einer Mission.

Ich sollte eigentlich keinen Zugang zu der Penthouse-Etage haben, aber Dima hat mir seine Schlüsselkarte gegeben, als er zum ersten Mal eine Massage bei mir gebucht hatte. Damals dachte ich, das hätte etwas zu bedeuten. Wann immer ich in der Suite war, um für seinen Boss zu arbeiten, war dieser tätowierte Bratwa-Bruder extrem aufmerksam gewesen.

Aber dann hat er den Termin verschoben. Und wieder verschoben.

Viermal.

Und die beiden Male, als ich ihn tatsächlich massiert habe, war er furchtbar steif und distanziert gewesen. Also ja, meine Hoffnungen darauf, dass zwischen mir und diesem sexy bösen Buben der Penthouse-Etage etwas laufen würde, hatten sich langsam in Luft aufgelöst

Ich rolle meinen Massagetisch aus dem Fahrstuhl und stehe nun vor seiner Zimmertür, hebe die Hand, um anzuklopfen. Er öffnet, bevor meine Knöchel das Holz berühren. „Amerikanka.“

Er nennt mich Amerikanerin. Es scheint ein relativ wohlwollender Spitzname zu sein, aber ich bin mir da nicht ganz sicher. Es könnte auch eine Stichelei sein. Ich glaube, es ist ein Witz, denn ich bin völlig in die amerikanische Gesellschaft integriert. Ich habe hart dafür gearbeitet, mir den russischen Akzent auszutreiben. Niemand, der mich kennenlernt, würde raten, dass ich erst mit neun Jahren hierhergezogen bin.

„Hi.“ Schmetterlinge schlagen in meinem Bauch mit ihren Flügeln, als ich ihn erblicke. Er ist groß, schlank, blond. Seine schwarz gerahmte Brille und sein freundliches Gesicht lassen ihn eher wie ein GQ-Model aussehen als wie ein Straßengangster.

Aber er ist ein Straßengangster, wie meine Mutter mich gerade erst am Telefon ermahnt hat. Keiner dieser Männer ist ungefährlich und sie sind definitiv nichts für mich, wenn man den Regeln meiner Mutter glaubt.

Dima trägt ein altes Matrix-T-Shirt und ausgeblichene Jeans. Seine Haare sind zerzaust, als ob er mit den Fingern hindurchgefahren wäre. Er ist nicht bullig, aber er ist unauffällig muskulös, obwohl er ein Computerfreak ist. IT-Spezialist lautet seine offizielle Bezeichnung, aber ich würde meinen letzten Penny verwetten, dass er ein Hacker ist. Zweifelsohne einer der besten, die Russland zu bieten hat. Der Kerl sitzt ständig vor einem Computer und er ist verdammt clever.

„Hey.“ Mit düsterer Miene blickt er auf den Massagetisch, als ob es ein unbändiger Hund wäre. Er reißt ihn mir ungestüm aus der Hand und trägt ihn in die Wohnung.

„Du weißt schon, dass der Räder hat, oder?“ Ich folge ihm in die Wohnung. Ich versuche, Smalltalk zu betreiben, ihm die Befangenheit zu nehmen, so wie er es mit mir gemacht hat, als ich zum ersten Mal ins Penthouse kam, um die Frau seines Bosses während ihrer Schwangerschaft zu massieren, aber wenn ich in seinem Zimmer bin, wenn wir allein sind, sehe ich dieses entspannte Lächeln oder die scherzende, plaudernde Seite an ihm nie. Stattdessen scheint er beinah defensiv zu sein. Als ob er wegen irgendwas sauer auf mich wäre.

Er antwortet nicht.

„Oder wolltest du nur mit deiner krassen Muskelkraft prahlen?“ Als er wieder nicht antwortet, nur anfängt, den Reißverschluss meiner Tasche aufzuziehen, als ob er der Massagetherapeut wäre und ich die Kundin, füge ich noch hinzu: „Ich bin schon sehr vertraut mit deinen Muskeln, weißt du.“

Ja, ich flirte völlig ungeniert. Aber nur, weil er nie darauf eingeht. Ich hätte schwören können, dass der Kerl mich mag. Ich dachte, nur deshalb würde er die Massagen bei mir buchen, als ein Weg zu … mehr.

Und nein, so eine Massagetherapeutin bin ich nicht. Ich biete keine Happy Ends an. Aber ich hätte schwören können, dass Dima Interesse hat. Jedes Mal, wenn ich in der Penthouse-Suite bin, folgt mir sein Blick. Manchmal gab es sogar eine leichte Berührung – seine Hand auf meinem unteren Rücken, als ob wir auf einem Date wären.

Und dann der offensichtlichste Beweis von allen: seine Ständer während der zwei Massagen, die ich ihm bereits gegeben habe. Die Anspannung, die sich niemals löst. Es kommt mir fast so vor, als ob der Kerl unsere Termine durchleidet, anstatt sich zu entspannen und die Massage zu genießen.

Aber er fragt mich nie nach einer Verabredung oder flirtet zurück. Ich habe sogar schon versucht, ihn nach einer Verabredung zu fragen, ganz beiläufig. Ich habe gefragt, ob er in Rue’s Lounge kommt, um die Band seiner Mitbewohnerin spielen zu sehen. Er hat verneint, aber dann ist er doch aufgetaucht, hat kein Wort mit mir gesprochen, nur jeden grimmig angestarrt, der an diesem Abend mit mir gesprochen hat. Und wenn ich jeden sagen, dann meine ich nicht einmal nur Typen, die mich angemacht hätten. Ich saß neben seinen Mitbewohnern – den Mitgliedern seiner Bratwa-Zelle und der Frau von einem Bratwa-Bruder.

Nach diesem Abend habe ich aufgehört, zu warten. Habe aufgehört, zu erwarten, dass er irgendwas tut. Und ich sollte aufhören, mit ihm zu flirten, denn seit ein paar Wochen gehe ich mit einem Typen aus. Einem heißen halb-Russen, der gerade als persönlicher Trainer in meinem Fitnessstudio angefangen hat.

Ich ziehe das Laken aus der Tasche und lege es über den Tisch, stelle die Massagemusik an und drehe das Fläschchen mit dem Massageöl auf. „Ich warte im Bad, bis du dich ausgezogen hast und mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch liegst“, sage ich mit meiner besten, samtigsten Spa-Stimme. Ich schwöre, ich kann Dimas Augen auf meinem Arsch spüren, als ich ins Badezimmer gehe – dem einzigen Ort, um ihm etwas Privatsphäre in seinem hotelartigen Zimmer zu geben. Ich warte, bis das Rascheln des Lakens verstummt, dann klopfe ich zur Sicherheit noch einmal an die Tür und komme aus dem Bad.

Ich ziehe das Laken hinunter, um seinen Rücken freizulegen. Alle Bratwa-Mitglieder sind tätowiert. Manche Tattoos sind gleich, andere unterschiedlich. Ich kenne jedes einzelne von Dimas Tattoos und finde sie am faszinierendsten von allen. Die Tätowierungen der meisten Bratwa-Mitglieder sind primitiv, wurden vermutlich in irgendeinem Gefängnis mit einem Taschenmesser und Tinte aus einem alten Kugelschreiber gestochen. Dima hat auf beiden Armen farbenfrohe Kunstwerke. Eine Reihe von Einsen und Nullen läuft über sein rechtes Schulterblatt und seinen Oberarm. Code. Deshalb bin ich mir so sicher, dass er Hacker ist. Die Tattoos der Bratwa stehen für ihre Verbrechen. Für die Zeit, die sie im Knast gesessen haben. Ihre Aufnahme in die Bratwa. Wem sie gedient haben. Wie lange sie gedient haben. Zumindest nehme ich das an. Ich weiß es besser, als zu fragen.

Für den Anfang konzentriere ich mich auf seine rechte Schulter – das ist immer die verspannteste Stelle, nicht, dass er sich beschweren würde. Das klingt vermutlich komisch, aber ich genieße es, Dima anzufassen. Er mag meine Massagen vielleicht nicht genießen, aber ich genieße es wie verrückt, sie ihm zu geben. Ich mag es, seine Muskeln unter meinen Handflächen zu spüren. Den Geruch seines Aftershaves. Seine stoische Ruhe.

Heute, genauso wie die anderen Male, verdrehen sich seine Hüften in dem Augenblick, als ich ihn berühre, wird sein Becken von einem Ständer in Schieflage gebracht. Das kann einfach nicht bequem sein. Wenn ich eine verwegenere, furchtlosere Version meiner selbst wäre, würde ich mich hinunterbeugen und ihm ins Ohr schnurren, ob ich ihm diese steife Stelle massieren soll.

Aber so bin ich nicht. Ich bin kein Sex-Häschen. Ich bin nur die freundliche, hilfsbereite Natasha, die hier ist, um mit einem Lächeln auf den Lippen ihre Dienste anzubieten.

Ich knete die Knoten aus seinem Deltoidmuskel und seinem Oberarm, dann arbeite ich mich über seinen Unterarm bis zu den Fingern hinunter. Seine Hand zu halten bringt die Schmetterlinge in meinem Bauch erneut zum Flattern. Als ob seine Hände ein viel intimerer Körperteil wären als all die anderen Stellen, die ich berühre. Dima trägt einen dünnen, goldenen Ring mit einem winzigen Diamanten am kleinen Finger. Ich vermute, dass der Ring ihm viel bedeutet, denn er passt nicht zum Rest von Dima. Dima ist nicht protzig, kein Typ, der Schmuck trägt. Ich massiere jeden einzelnen Finger. Auf seinen Fingerknöcheln hat er drei X tätowiert. Alle Kerle im Penthouse haben diese Kreuze. Ich vermute, sie stehen für ihre Morde.

„Also. Ich habe gehört, dass dein Bruder freitags immer ein Pokerspiel veranstaltet.“ Ich weiß nicht, warum mein Herz plötzlich so hämmert. Es ist ein bisschen unangenehm, aber ich muss nur eine Einladung zu dem Spiel bekommen. Das ist meine Mission.

Alex, mein neuer Freund, will unbedingt mitspielen. Er war auf einmal super interessiert, als er gehört hat, dass ich im Kreml wohne. Ich vermute, er hat von den Pokerspielen gehört.

Dima verspannt sich noch mehr, als er es ohnehin schon ist. Als er nicht antwortet, presche ich weiter vor.

„Kann ich kommen?“

„Nein“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen. Seine Stimme klingt dick und rau.

„Nein?“, lache ich, um meine Verlegenheit zu überspielen. Ich hatte Alex quasi versprochen, dass ich uns eine Einladung verschaffen kann. „Warum nicht?“

„Natasha, diese Spiele sind für Leute, die ernsthaft setzen. Nicht für dich.“

„Vielleicht will ich ja ernsthafte Einsätze setzen.“ Jetzt bin ich einfach nur verärgert. Was ist denn das Problem von diesem Kerl? Meine Mission verwandelt sich davon, Alex Einlass zum Pokerabend zu verschaffen, dahin, zu beweisen, dass ich kein kompletter Loser bin.

„Nein.“ Seine Stimme klingt sogar noch härter.

„Na ja, kann ich dann einfach zuschauen?“ Nennt mich ruhig hartnäckig. Ich zupfte das Laken zurecht. „Umdrehen, bitte.“

Dima dreht sich auf den Rücken.

„Bitte?“, sage ich mit meiner lieblichsten Stimme. Ich weiß nicht, warum ich kein Nein akzeptieren kann. Ich persönlich habe überhaupt kein Interesse an dem Spiel und es ist nicht gerade so, als ob ich Alex beeindrucken will. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir eine Zukunft haben. Er fühlt sich eher wie ein Bruder für mich an als wie ein Freund. Ich glaube, ich bin nur angekratzt, dass Dima mir Nein gesagt hat, und das, zusammen mit der Tatsache, dass er sich weigert, seinem offensichtlichen Interesse an mir nachzugeben, macht mich ziemlich versessen auf einen Gewinn.

„Natasha …“ Er fährt sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich kann nicht glauben, dass du mich das fragst.“

Ich tröpfle etwas Öl auf meine Hand, stelle mich hinter seinen Kopf und massiere seine Schultern. „Warum? Sind da auch Stripperinnen oder was?“

Dima grunzt. „Keine Stripperinnen.“

„Drogen?“

„Keine Drogen.“

„Kann ich es mir nicht wenigstens anschauen? Nur das eine Mal? Bitte?“

Dima stöhnt auf und schließt die Augen. Einen Augenblick später linst er unter seinem Lid hervor und erwischt mich dabei, wie ich sein Gesicht mustere. „Puh. Na schön. Ja, du kannst kommen. Ich schicke dir die Adresse.“

„Super! Danke. Ich werde mich benehmen. Versprochen.“ Jetzt flirte ich wieder.

Dima reißt ein Auge auf und das Laken zwischen seinen Beinen stellt sich auf wie ein Zelt.

Mein Herz stolpert über die eigenen Füße, als ob ich einen Berg hinunterrennen würde.

Das ist der Moment, in dem ich ihm sagen sollte, dass ich Alex mitbringen werde. Das sollte ich ihm definitiv jetzt sofort sagen.

Gott. Warum will ich es ihm nicht sagen?

Und dann wird mir die ganze, lächerliche Wahrheit klar. Der Grund, weshalb ich zugestimmt habe, Dima nach einer Einladung zum Pokerabend zu fragen, war nicht, Alex zu beeindrucken. Es ging einzig und allein darum, mit Alex dort aufzutauchen und Dima eifersüchtig zu machen. Ihn vielleicht endlich zum Handeln anzureiben, was mich anbelangt.

Ich ignoriere das leichte Kribbeln in meinem Nacken, das mich wissen lässt, dass diese ganze Sache absolut nach hinten losgehen wird.

Zweites Kapitel

Dima

„Du hast was gemacht?“ Nikolais Kopf fliegt ihm fast vom Hals, so schnell reißt er ihn zu mir herum.

Ich habe mich in der Ecke der luxuriösen Hotelsuite positioniert, in der das Pokerspiel heute Abend stattfinden wird. Nikolai ist der Buchmacher. Die Spiele sind seine Operation. Ich bin hier, um die Wetten zurückzuverfolgen, die Spieler digital zu überprüfen und die Überwachungsaufnahmen zu machen.

Oleg, der Vollstrecker unserer Bratwa-Zelle, ist als Rausschmeißer hier. Er sitzt in der Ecke mir gegenüber, direkt neben der Tür.

„Ich habe Natasha die Adresse gegeben. Sie wollte kommen“, wiederhole ich.

„Was. Zur. Hölle?“ Nikolai glotzt mich fassungslos an. „Im Ernst. Was hast du dir denn dabei gedacht?“

Oleg blickt auf, sagt aber nichts, was nicht ungewöhnlich ist. Er kann nicht sprechen und auch wenn wir alle angefangen haben, Gebärdensprache zu lernen, um ihn zu verstehen, hat er noch immer nicht viel zu sagen, außer zu Story, seiner Freundin.

Ich schließe die Augen und fahre mir mit den Fingern durch die Haare. „Ich weiß. Ich habe versucht, ihr die Bitte abzuschlagen, aber sie hat nicht aufgehört, mich anzuflehen. Ich weiß nicht, warum sie so dringend kommen will, aber das will sie.“

„Ihre Mutter wird uns beide umbringen – und Ravil“, sagt Nikolai, erwähnt den pachan, den Boss der Chicagoer Bratwa. „Du weißt, dass diese Frau vor keinem von uns Angst hat.“

„Svetlana ist unerbittlich“, stimme ich zu. „Aber sie ist zurzeit in Russland. Deshalb hat Natasha vermutlich darum gebeten.“

„Das wird nicht funktionieren. Sie wird die Atmosphäre verderben. Ich werde sie nicht reinlassen.“

Ich knirsche mit den Zähnen. Nikolai und ich sind normalerweise super gelassen, aber in den letzten Monaten war ich immer etwas angespannt, und das hängt ausschließlich mit dieser kleinen, erdbeerblonden Sirene zu tun, die mit ihren eingeölten Händen meinen ganzen Körper bearbeitet.

Ich kann nachts nicht mehr schlafen. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als sie tagsüber zu stalken.

„Du wirst sie reinlassen.“ Ich starre ihn finster an, damit er weiß, dass ich es ernst meine.

Es gibt nicht viele Dinge, bei denen ich ein Machtwort spreche, aber alles, was Natasha betrifft, stimmt mich missmutig. Und dass Nikolai ihr den Zutritt zu etwas verwehrt, woran sie teilnehmen will? Das wird nicht passieren.

Ein Muskel zuckt in Nikolais Kiefer. „Du bist so ein unfassbarer mudak. Seit wie vielen Monaten hältst du dieses Mädchen nun hin? Du fragst sie ja nicht einmal nach einem Date. Das ist der Grund, weshalb sie zu dem Pokerspiel kommen will. Sie versucht, deinen Widerstand zu brechen. Bist du so verflucht blind, dass du das nicht erkennen kannst?“

Meine Finger ballen sich über meine Tastatur zu Fäusten. Das schmale Band von Alyonas Ring schneidet in die Haut meines kleinen Fingers, eine Erinnerung daran, warum ich Natasha nicht nach einer Verabredung frage. Ich würde am liebsten irgendwas nach meinem Bruder werfen.

Ich weigere mich, überhaupt in Erwägung zu ziehen, ob er vielleicht recht hat.

Zwischen Natasha und mir wird nichts laufen.

Jemals.

Ich habe Alyona ein Versprechen gegeben und ich breche meine Versprechen nicht.

„Ich werde sie nicht reinlassen“, wiederholt Nikolai stur.

Ich stehe von meinem Arbeitsplatz auf. Oleg rutscht auf seinem Stuhl vor, als ob er sich bereit machen würde, einen Faustkampf aufzubrechen, falls wir uns wegen einer Frau in die Haare kriegen sollten, die nicht einmal meine Freundin ist. „Sie ist bereits drin. Ich habe sie eingeladen. Ende der verfickten Geschichte.“

Nikolai blickt mich grimmig an, seinen Nasenflügel blähen sich. „Na schön“, sagt er nach einem Augenblick. „Aber wenn ich dir das Signal geben, dann bringst du sie verdammt noch mal hier raus. Verstanden?“

Ich zögere. Natürlich weiß ich, dass Nikolai recht hat. Natasha ist das Gegenteil der Spieler, die wir hier sehen wollen. Sie wird unser seriöses Pokerspiel um hohe Einsätzen in etwas Frivoles, Lächerliches verwandeln. Wir werden kein Geld verdienen. Schlimmer noch, die Stammspieler werden angepisst darüber sein, dass die übliche Atmosphäre zerstört ist.

Ich nicke. „Da.“

Oleg lehnt sich wieder in seinen Stuhl zurück.

„Du findest das auch seltsam, oder?“, fragt Nikolai ihn. In letzter Zeit werden wir besser darin, ihn in Unterhaltungen mit einzubeziehen, jetzt, da seine Freundin Story ihn dazu zwingt, mehr zu interagieren.

Oleg zuckt mit den Schultern, nickt aber und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.

„Ja, ich weiß“, gebe ich zu.

Nikolai stellt die Hintergrundmusik an. Es klopft an der Tür und Oleg öffnet, lässt Adrian eintreten, einer unserer Fußsoldaten. Er spielt den Barkeeper, seit Pavel entschieden hat, zu seiner Freundin nach L.A. zu ziehen.

Adrian beginnt mit seiner Arbeit, packt die Flaschen mit den Spirituosen aus und arrangiert sie auf dem Tisch, den das Hotel bereitgestellt hat. Als Cari eintrifft, die Frau, die Nikolai als Kartendealerin angeheuert hat, werde ich daran erinnert, warum Natasha hier nicht willkommen sein sollte.

Cari ist großartig. Clever, verschwiegen und eine hervorragende Dealerin. Aber sie trägt ein hautenges Kleid mit Leopardenmuster, das an den Beinen fast bis zu ihrer Hüfte aufgeschlitzt ist.

Natasha wird vermutlich in Jeans und einem engen T-Shirt auftauchen. Sie hat den typischen Stil einer amerikanischen Teenagerin, obwohl sie weder Amerikanerin noch eine Teenagerin ist.

Ich ziehe mich an meine Arbeitsstation zurück – der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle. Wenn es nach mir ginge – ich würde niemals mit der Welt da draußen zu tun haben. Ich würde einfach im Kreml bleiben und von einer Tastatur und einem Monitor aus operieren, um meine Umwelt zu manipulieren.

Nach einer halben Stunde beginnt es, wiederholt an der Tür zu klopfen.

Zane ist der Erste, der auftaucht. Ein prolliger, einundzwanzigjähriger College-Student. Cleveres Kerlchen, der auf die Northwestern University geht. Er hat viel Talent. Letztes Jahr hat er seine gesamten Studiengebühren mit den Gewinnen aus seinen Einsätzen bezahlt. Aber mittlerweile ist ihm sein glückliches Händchen abhandengekommen. Einer unserer mudak-Spieler hat ihn in den Zauber von Stripclubs und Kokain eingeführt und jetzt hat der Kerl seinen Fokus verloren.

Nikolai blickt ihn kopfschüttelnd an. „Du bist hier heute Abend nicht willkommen, Zane, außer, um deine Schulden abzubezahlen. Du schuldest noch fünfzigtausend.“ Er nickt mit dem Kopf in Richtung von Oleg, der sich wie in Zeitlupe vom Stuhl erhebt. „Du hast noch etwa zwei Tage, bis Oleg bei dir zu Hause auftaucht.“