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Ein Hundebuch, um leicht gelesen zu werden. Kein Ratgeber im eigentlichen Sinne, sondern ein Denkanstoß in Buchform. Der Umgang mit dem Hund resultiert aus dem Bild das wir uns von ihm machen und dieses Buch eröffnet andere Sichtweisen auf unseren geliebten Vierbeiner. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine ganz eigene emotionale und gefühlvolle Welt präsentiert und erinnert daran, dass unsere Beziehung zum Hund sehr individuell ist. Manchmal sollten wir uns mehr auf unser Bauchgefühl verlassen und unserer Intuition folgen, dazu ermutigt dieses Buch.
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Seitenzahl: 88
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Über den Autor:
1958 in Kärnten geboren, lebt seit 40 Jahren mit Hunden in der Steiermark. Ist Ausbilder beim Österreichischen Rettungsdienst für Rettungs- und Therapiehunde.
Haftungsausschluss:
Alle Angaben in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Haftung für Personen- Sach- oder Vermögensschäden, die im Zusammenhang mit der Anwendung und Umsetzung entstehen können.
Mein Dank gilt allen meinen Freunden, die mich darin bestärkt haben dieses Buch zu schreiben. Im Besonderen aber meiner Familie für die Geduld, die sie mit mir hatte.
Und natürlich den Hunden, die so viel Freude in mein Leben gebracht haben.
Haus im Ennstal September 2016
Warum dieses Buch?
Dein Hund, wer ist das überhaupt?
Wie der Hund wurde, was er heute ist
Und wie ist der Hund nun wirklich?
Die Möglichkeiten für ein Zusammenleben
Was unterscheidet unsere Kommunikation?
Wer kommuniziert, entwickelt sich weiter
Lernen am Beispiel meiner Ariva
Achtsamkeit auf die harte Tour
Achtsamkeit und Hund
Beste Freunde
Der Blick auf das Wesentliche
Klicks im WWW
Bildverzeichnis
Ungezählt sind die Abende, an welchen ich darüber nachdachte und es waren so viele durchwachte Nächte, in denen mich jener eine Gedanke plagte: »Schreib, zum Teufel, doch endlich dieses Buch, sonst findet deine Seele niemals Frieden!«
Ich musste es verfassen, das bin ich meinen Hunden schuldig. Sie, die mich ertragen haben ihr ganzes Leben lang. Und mich, von Hund zu Hund, langsam zu einem neuen Menschen gemacht haben - einem Hundemenschen.
Als ich ein kleines Kind war, passte Wolfi, ein Kurzhaarschäfer, auf mich auf, bis er gehen musste. An ihn habe ich kaum noch Erinnerung und kenne ihn nur von alten Fotos. Durch einen Autounfall kam die Pudeldame Assi in mein Leben und legte in den paar Monaten, in welchen sie bei uns lebte, den Grundstein für meinen damals größten Wunsch: meinen eigenen Hund. Den erfüllte ich mir dann auch. Jupi, ein Pudel, von meinem eigenen, gesparten Taschengeld gekauft, hat mich schon sehr verändert. Nur war ich damals noch zu jung, um bewusst etwas von ihm zu lernen. Nach seinem tragischen Tod (er wurde vergiftet) gab es eine kurze Pause, bis Brenta, eine Schäferhündin kam, die mich über viele Jahre bis zu ihrem altersbedingten Tod begleitete. Sie lehrte mich, den charakterlichen Unterschied zwischen einem Rüden und einer Hündin zu erkennen und gab mir damals das gute Gefühl, wie es zwischen Mann und Hündin sein kann. Danach fand Rambo ein Tricolor Mittelspitz aus einem Tierheim zu uns, in meine inzwischen entstandene Familie. Er gab meinem Leben, Hunde betreffend, eine entscheidende Wendung. Durch sein hervorragendes, positives Wirken an meiner, durch einen Schlaganfall schwer gezeichneten Schwiegermutter erkannte ich, wozu Hunde in der Lage sind und er gewährte mir einen tiefen Blick in seine Hundeseele.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl tiefer Verbundenheit zu einem meiner Hunde. Ich lernte eine wichtige Lektion, welche Saint Exupery in einem viel zitierten Satz beschreibt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für die Augen unsichtbar.” Bis zu Rambos Tod, er starb an einem Lungentumor im Alter von 14 Jahren, lehrte er mich so manches richtig zu verstehen. Ihm verdanke ich sehr viele „AHA“ Erlebnisse in Hundefragen. Seit vielen Jahren begleitet uns Speedy, ein Affenpinscher, meine Bordercolliehündin Ariva kam dazu und zuletzt vervollständigte der junge Chinese Crest Powderpuff Filou - unser derzeitiges Hunderudel. Ariva kann ich getrost als meine große Lehrmeisterin bezeichnen. Aber auch jeder andere Hund mit dem ich „nur“ arbeiten durfte, im Rahmen von Beratungen und der Ausbildung von Rettungs- und Therapiebegleithunden, bereicherte mein Leben und meine Erkenntnisse über Hunde. Inzwischen waren das wohl weit über hundert Hunde, welche ich kennenlernte. Irgendwann hörte ich auf, sie zu zählen.
Und ja, ich liebe sie alle und ich werde alle lieben, die noch in mein Leben treten. Sie sind wunderbare Begleiter durch das Leben und sie sind auch für die Weiterentwicklung des Menschen ungemein wichtig. Indem sie uns Menschen nicht nur einen Spiegel vorhalten, sondern uns vorleben, lernen wir, uns selbst zu erkennen.
Bin ich all diesen Hunden, die mich durch das Leben begleitet haben, etwas schuldig, weil ich ein Buch darüber schreibe? Der richtige Umgang mit ihnen, das ist es, was sie alle von mir fordern. Ich sehe in ihre Augen und erkenne ihre Ehrlichkeit. Und ich sehe, wie authentisch sie uns begegnen. Ihr Blick ist aber auch der Auftrag: »Sag es allen, damit wir EIN LEBEN haben.« Wie lebt es sich so als Hund mit einer Familie, die er sich nicht aussuchen konnte? Wie gerecht werden wir Menschen den Bedürfnissen unserer vierbeinigen Weggefährten, die wir in unser Leben holen? Ungefragt wohlgemerkt! Wir zwingen ihnen unsere Sicht der Dinge auf und wie sie sich zu verhalten haben. Von einem selbstbestimmten Leben mal ganz abgesehen. Ist das EIN LEBEN?
Ich hoffe, mit diesem Buch, dem geneigten Leser ein bisschen mehr Verständnis für die Verhaltensweisen des geliebten Vierbeiners zu vermitteln und vielleicht findet er auch den einen oder anderen hilfreichen Tipp im Umgang und für sein Leben mit seinem Hund. Jede, Mensch - Hund Beziehung ist eine sehr individuelle Sache und mein Ziel ist es, die Augen und das Herz für eine bessere Beziehung zu öffnen. Wenn ich auch nur einem einzigen Hund dadurch ein schöneres Leben ermöglichen kann, so ist der Sinn dieser Zeilen erreicht.
Bild 1: Filou
Nein, jetzt kommt nicht das Übliche, wie es in vielen Hundebüchern steht - dass der Hund wissenschaftlich Canis Lupus Familiaris heißt und seit mehreren 10 tausenden von Jahren unser Begleiter ist. Ich werde nicht darüber schreiben, dass er mit seinem sozialen Verhalten uns Menschen sehr entgegenkommt und deshalb auch ein „Kumpantier“ genannt wird. Es gibt genug Bücher, in welchen es wissenschaftlich exakt erklärt wird, wie der Hund zu uns Menschen fand, welches typische Verhalten er zeigt und wie er deshalb zu erziehen ist.
Ich vertrete hier auch keine der Erziehungsmethoden, die eigentlich Ausbildungsmethoden sind, denn diese Methoden haben mit Erziehung nicht viel zu tun. Wir werden uns auch nicht darüber streiten, was ideal für unseren Hund ist. Ob er nach der Wattebauschwerfer -Methode oder mit Leckerlies zu einer, Reiz -Reaktionsmaschine ausgebildet wird. Es geht nicht um klickern und shapen und auch nicht darum, ob ein Bodyblock schon Gewalt ist. Nein, hier sprechen wir nicht über die üblichen Streit - und Diskussionsthemen in der Hundewelt. Auch nicht über diverse Trainer, welche angehimmelt oder verteufelt werden. Schon gar nicht über solche, die man im Fernsehen sieht. Weil uns das alles nur beeinflusst und einer guten Beziehung zu unserem Hund im Wege steht.
Ich will euch den Beutegreifer Hund auf eine Weise näher bringen, von der Ihr immer schon tief in eurem Inneren gespürt habt, dass es da ist. Man kann es fühlen und deshalb nur schwer beschreiben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es vor Jahrtausenden gewesen sein muss, als der Mensch noch mehr Verbundenheit für die Natur und für Tiere empfand. Damals konnte sich der Mensch als Sammler und Jäger nicht so wissenschaftlich fundiert ausdrücken. Jedoch hatte er das „richtige Gefühl“. Und nur deshalb ermöglichte er das Entstehen des Hundes aus dem Wildtier Wolf - welch eine grandiose Leistung!
Die Wissenschaft spricht immer davon, dass sich der Wolf dem Menschen angeschlossen hat und zum Hund wurde. Warum erwähnte niemand die Rolle des Menschen während der Entwicklung dieses Wildtieres zu einem Haustier? Ich wäre gerne dabei gewesen – im Gegensatz zu heute war es sicher um einiges spannender, wenn ein Hundewelpe in die Familie kam.
Unser Hund ist also ein mehr oder weniger direkter Nachkomme des Wolfes und sein Verhalten orientiert sich sehr an seinem Vorfahren - mit dem kleinen bekannten Unterschied: Für ihn sind wir Menschen das Rudel, also die Familie. Die Wissenschaft hat es inzwischen zur Genüge bewiesen, dass die Ausschüttung von Glückshormonen auch beim Hund stattfindet, wenn er von uns gestreichelt wird.
Wir stellen also fest, dass unser Hund ein sehr emotionelles, dem Menschen zugetanes Lebewesen ist. Gerade weil er so emotional ist, fühlt er auch Trauer und Freude, Angst, aber auch Verbundenheit und Hilfsbereitschaft. Er ist immer bemüht, mit uns einen Weg für ein gemeinsames Leben zu finden. Manchmal, wenn er schläft, zuckt und winselt er während seines Traumes. Wir Hundebesitzer kennen das. Wer weiß, vielleicht träumt er gerade von tollen Abenteuern mit uns?
Wir sollten dem Bemühen des Hundes, mit uns angenehm und konfliktfrei zu Leben, mit der entsprechenden Wertschätzung begegnen und unserem Hund ein gutes Stück des Weges entgegengehen. Das wiederum ist nur möglich, wenn wir ihm, etwas für uns sehr Wertvolles geben – einen Teil unserer Zeit. Denn er schenkt uns alle Zeit, die er hat. Sein ganzes, kurzes Leben lang. Wir sind es ihm schuldig, denn wir sind das Wichtigste in seinem Dasein. Er richtet sein Leben nach uns aus, so wie Hunde es eben tun.
Heute hört man das kaum noch, aber es gab Zeiten, da wurde so manchem Menschen geraten: „Lege dein hündisches Verhalten ab.“ Was war damit gemeint? Was ist hündisch? Damit wollte man sagen: “Es jedem recht machen zu wollen.” In der heutigen, modernen Sprache nennt man das den „will to please“ beim Hund. Seinem Herrn gefallen zu wollen, sprich - unterwürfig zu sein. Unser Hund ist also unterwürfig? Nicht in jeder Situation, wie jeder Hundebesitzer leidvoll zu erzählen weiß. Aber wir kennen den schuldbewussten Blick und die geduckte Haltung, wenn wir so richtig voller Zorn unseren Hund schimpfen - warum auch immer. Selbst wenn wir es ohne Grund tun, nur um uns wegen irgendeinem Ärger abzureagieren, wird unser Hund sich unterwürfig verhalten, um uns wieder milde zu stimmen. Leider missverstehen wir meistens diese Unterwürfigkeit oft als Schuldeingeständnis. Aus der Sicht des Hundes ist es das aber nicht. Er sieht und spürt nur unseren Zorn und will uns beschwichtigen. Er verwendet dazu ein Verhalten, mit dem er schon einmal erfolgreich war, aber es ist keinesfalls ein Schuldeingeständnis. Er ist ja meist gar nicht in der Lage schuldhaftes Verhalten zu erkennen. Aus seiner Sicht gibt es andere Regeln für sein Verhalten und das deckt sich meistens nicht mit unserer Sicht der Dinge.