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Der Islam als Kulturerlebnis. Wenn man sich als Konvertitin Wissen aneignen muss, damit man nicht überall in die Verlegenheit kommt von "das darf man nicht, das geht aber so und so und das ist verboten". Woher soll ich es auch wissen, wenn mir der Traditionalismus nicht im Blut liegt und ich durch Glauben und Überzeugung zum Islam gekommen bin, nicht wie gebürtige Muslime, denen schon als Kind gesagt wird, du bist Muslim. Nun stehen sich beide Kontrahenten gegenüber. Die, die sich in die Moschee schleicht, um doch mal beim Freitagsgebet dabei zu sein, und der, der einfach da reingeht, normal weiter atmet und sich über nichts Gedanken macht, noch nicht mal über das, was der Imam sagt. Wir werden uns beweisen müssen, nicht nur, um uns voneinander zu überzeugen, sondern auch, indem wir lernen, das, was wir wissen, zur islamischen Tradition werden zu lassen.
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Ob man es glaubt oder nicht, aber der Islam, mein Glaube, ist nicht das, was mich davon abhält glücklich zu sein, sondern der Umgang mit der Tradition und dem Konflikt, wenn man bestimmte Dinge mit Wissen belegt und versucht diese zu begründen. Ich bin vor dieser Religion immer davon gelaufen, auch wenn ich inzwischen konvertiert habe und mich Muslima nenne.
Der Grund dafür ist, dass ich mich alleine und heimlich auf den Weg mache, um Wissen zu erlangen und zu verbreiten und die Menschen, die mir nahe stehen, nicht mit einbeziehen kann. Die eine lacht über mich, der andere versteht mich nicht, der nächste sagt, ich hab keine Ahnung und noch ein anderer verhöhnt mich mit den Worten „Schriftstellerin“.
Das kommt von einem Menschen, der nur kurz zur Schule gegangen ist, seine Religion ausschließlich durch den Quran begreift und zur Sunna sagt, dass es das ist, was man nicht machen muss. Jeder, der seine Religion gelernt hat, weiß, dass die Sunna den Quran vervollständigt und ihn uns zur vorbildlichen Erklärung unsere Handlungen führen wird.
Aber ich möchte langsam beginnen und veranschaulichen, was es mit einem macht, das Opfer von einem Unwissenden zu sein und wie man sich fühlt, wenn man lernt und weiß, dass diese Unwissenheit im Gegensatz zu Wissen wieder dazu führt, dass man sich unwohl und schlecht aufgehoben fühlt in seiner Religion. Auch ist es nicht schön in Traditionen reingedrängt zu werden und zu deren Mitwirken gezwungen zu werden.
Etwas zu machen, ohne daran zu glauben, ist genauso schlimm, als wenn man daran glaubt, aber die, die einem nahe stehen, diesen Gottesdienst nur verrichten, da er eine islamische Pflicht ist, den Glauben nicht für sich erklären und fühlen können, aber bei anderen nachzählen und sich über einen erheben, in dem sie sicherstellen und sich anmaßen, einen als Ungläubigen zu betiteln oder nicht.
O die ihr glaubt, die einen sollen nicht über die anderen spotten, vielleicht sind eben diese besser als sie. Auch sollen nicht Frauen über andere Frauen (spotten), vielleicht sind eben diese besser als sie. Und beleidigt euch nicht gegenseitig durch Gesten und bewerft euch nicht gegenseitig mit (häßlichen) Beinamen. Wie schlimm ist die Bezeichnung „Frevel“ nach (der Bezeichnung) „Glaube“! Und wer nicht bereut, das sind die Ungerechten.
(Quran 49:11)
Ich bin mir ziemlich sicher oder ich gehe stark davon aus, dass das, was ich hier erzähle, viele Muslime vielleicht wütend macht, zum Lachen bringt, sie sich selbst erkennen oder merken, dass gutes Benehmen und Bildung sich lohnt, um einen Umgang zu finden mit Regeln und Traditionen. Normalerweise wollte ich immer gebürtige Muslime zu so einem Thema motivieren, nur scheinen gerade die sich dem Thema entziehen zu wollen. Einige sagen auch: „Hätte ich den Islam von Muslimen gelernt und nicht aus den Büchern, dann hätte ich mich von diesem abgewandt.“
Man soll also nicht dem Islam die Schuld geben, dass es schlecht oder falsch läuft, sondern dem Muslim, der seine Regeln nicht lernt, nicht damit umzugehen weiß oder ganz einfach hochmütig ist und schlechtes Benehmen mitbringt.
Möge Allah uns rechtleiten und unseren Glauben und unser Trachten mit der Sunna vervollständigen. Regeln kann man nur einhalten, wenn man sie kennt und beherzigen will, vor allen Dingen, wenn man sie respektiert und rechtschaffen befolgt.
Es gibt im Leben immer jemanden, der einem wichtig ist, der einen begleitet, der Einfluss hat auf das, was man denkt, macht, sagt oder woran man glaubt.
Unser Streben sollte nicht sein, dies an einer Person festzumachen, sondern an den Worten des Quran und an einem Menschen, der mehr als ein Mensch war, nämlich ein Prophet.
„In den Genuss des wahren Glaubens kommt der, der folgende drei Punkte bei sich ausfindig machen kann: Gott und Seinen Gesandten mehr zu lieben, als alles andere. Denjenigen, den er liebt, nur um Gottes willen zu lieben. Nachdem Gott ihn aus dem Sumpf des Unglaubens befreit hat das erneute Abdriften hierhin zu fürchten, als würde er ins Feuer fallen.”
(Buchari, Muslim)
Noch lange bevor ich mich dazu entschlossen habe, zu konvertieren, kam ich mal auf die Idee, mir einen deutschen Koran zu kaufen aus einem türkischen Lebensmittelladen. Das war ein kleines Buch und nur auf Deutsch. Ich ging damit nach Hause und hatte schließlich nach drei Tagen Zeit, mich etwas damit zu beschäftigen und schlug somit das Buch auf, um es zu lesen.
Ich gehe mit Büchern immer ordentlich um, lass sie nirgends liegen und habe auch nie dreckige Hände, wenn ich eins aufschlage. Meine Mutter und mein Opa hatten schon immer viele Bücher und lasen viel, von daher hatte ich schon seit Kindesbeinen einen guten und positiven Kontakt zu Büchern, der mich prägte und auch einen großen Respekt mir verschaffte gegenüber jeglicher Lektüre.
Als mein Mann sah, dass ich den deutschen Koran in der Hand hatte, sagte er zu mir, ich soll mir meine Hände waschen, das Gesicht und die Füße, ansonsten sollte ich die Finger davon lassen, oder er würde ihn mir wegnehmen.
Ich war natürlich sehr entsetzt, da ich mich nicht für dreckig hielt und es für absurd, mir die Füße zu waschen deswegen, meine Hände und das Gesicht. Ich schämte mich und da ich mich nicht demütigen wollte, nur um einen deutschen Koran zu lesen, ließ ich es sein und guckte das Buch nicht mehr an. Somit war der Koran lange Zeit keine Rede mehr und weggelegt.
Etwa drei Jahre später, als meine zweite Tochter die Arabische-Schule besuchte, traf ich eine Lehrerin von ihr im Bus und fragte sie, ob sie mir einen Quran mitbringen könnte, da ich diesen gerne lesen wollte. Am nächsten Wochenende übergab mir meine Tochter dann einen wunderschönen Quran in rot, der auf einer Seite Arabisch geschrieben war und auf der anderen Seite Deutsch. In der Zwischenzeit hatte ich eine kleine Unterstützung bekommen mental mittels eines Bruders, der mir sehr zur Seite stand und mir half, die Demütigungen durch meinen Mann zu überwinden, die aufgrund von Unwissenheit und schlechtem Benehmen rührend, nicht auszuhalten waren. Ich konnte dem Bruder viele Fragen stellen und er half mir, etwas den Quran zu verstehen. Ich war zu der Zeit nicht Muslima, wollte ich nie sein, vom Herzen nicht und mit allem Wissen und der Wahrheit, die mir zur Verfügung stand. Deswegen ging es nur darum, mich mit dem Buch zu beschäftigen und Kenntnisse zu erwerben, obwohl man, wenn man den Quran liest, keine Kenntnisse erwirbt, sondern eher Antworten bekommt auf Fragen, die man nie gestellt hat. Dementsprechend verstand ich den Text, aber nicht das, was darin stand. Im Islam ist Bildung sehr wichtig. Bildung ist der Schlüssel zu allem, aber dazu nach und nach.
Wieder etwas später, ich hatte bereits an der VHS Arabisch gelernt und mit der Unterstützung meines Mannes das Medinaheft 1 durchgearbeitet, kam ich durch die Idee eines Imams darauf, dass es doch ganz angenehm wäre und auch vorbildlich, mit seinem Ehemann zusammen den Quran zu lesen. Wir haben auch zusammen den Quran gelesen und ich hab vorher Wu`du gemacht, nur ging es meinem Mann mehr darum, mir zu zeigen, wie man bestimmte Buchstaben richtig ausspricht, anstatt mich beim Textlesen zu unterstützen. Nun musste ich das Ain lautieren und das Ra, was nun nicht dem Stimmgebrauch einer Deutschen entspricht und somit für mich unmöglich war. Mein Mann war sehr hartnäckig damit und so saß ich da, bis ich nicht mehr konnte, weder mental noch körperlich, und aufgab. Das war natürlich sehr ungünstig. Ich konnte Arabisch lesen, verstand aber nicht, was ich sagte, deswegen brachte mich das durcheinander und machte mich unsicher.
Das andere Mal lasen wir gemeinsam Quran, was auch ganz gut ging. Natürlich las ich langsam und verstand nichts, aber es ging. Plötzlich sagte mein Mann, er müsse auf die Toilette und ließ mich sitzen. Ich wartete zehn Minuten und er kam nicht wieder. Der hat mich allein gelassen. Später hab ich ihn gefragt, was das sollte und er antwortete, er dachte, wir wären fertig.
So viel zum Thema „Ich will mit meiner Frau Quran lesen, sie unterstützen und mach das gerne und freue mich darüber!“
War wohl nicht so doll.
Wir haben zu Hause eine ganz merkwürdige Situation mit dem Quran. Ich bin ja nun Bücher gewohnt und die liegen bei mir rum, oben auf dem Schrank, im Regal, auf dem Schreibtisch. Ich hatte den Quran in der Hand und ihn auf dem Tisch liegen lassen. Als mein Mann dies sah, hat er ihn sofort weggenommen und mit mir geschimpft. Er sagte, würde ich mit dem Quran nicht anständig umgehen und ihn nicht wegpacken, würde er ihn mir wegnehmen und zurück zur Moschee bringen. Ich war entsetzt, auch verletzte mich das sehr. Wie kommt man darauf, seiner Frau den Quran wegnehmen zu wollen, weil sie ihn liest und sich offensichtlich damit beschäftigt?
Er stellte ihn ganz oben ins Regal, um ihn einsam und verlassen mit irgendwelchen Hadithbüchern und Fatwa[1] dort oben zu sichern, damit die Bücher nur dann genommen werden, wenn man sie wirklich braucht. Also nicht mal für kurz reingucken und was checken, einen lockeren Umgang zu haben mit Infos und Bildung- nein Reservation für Privilegierte, besonders für Araber und Muslime, die die Lektüre zu schätzen wissen. Na ja, nun mal trocken gelacht!
Richtig ist: den Quran zu respektieren, ihn mit der rituellen Reinheit anzufassen und nicht ihn dahin zu legen, wo andere Gemüse schneiden oder auf dem Fußboden. Jedoch sollte der eigentliche Respekt daher rühren, sich mit dem Inhalt zu befassen, diesen zu studieren mit Hilfe eines Tafsirs[2], sich Glaubensgrundlagen zu erarbeiten, Prophetengeschichten zu lernen, Gesetze zu lernen und und und.