Der IT-Vertrag - Melanie Schneider - E-Book

Der IT-Vertrag E-Book

Melanie Schneider

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Beschreibung

Melanie Schneider ist zertifizierte Projektmanagement-Fachfrau und seit zehn Jahren erfolgreiche IT-Vertragsmanagerin. Nach ihrem Bachelor of Business Administration an der Fachschule in Heidelberg wechselte sie in die IT-Beratung. Von der Geschäftsführungsassistenz über das Programm Management Office führte es sie in die Selbständigkeit als Beraterin und zertifizierte IT-Vertragsmanagerin zur Einführung von Standards und Prozessen im IT-Vertragsmanagement. Hier berät und unterstützt die Autorin seither ihre Kunden in der Einführung von IT-Vertragsmanagement-Tools sowie im Aufbau von Standards und Prozessen im IT-Vertragsmanagement. Ihr Fokus liegt dabei vor allem auf der Praxis und der operativen Umsetzung im IT- Vertragsmanagement bis hin zum Aufbau einer eigenen IT-Vertragsmanagement-Abteilung.

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Melanie Schneider

Der IT-Vertrag

Fallen und Tücken im IT-Vertragsmanagement erkennen, aufdecken und vermeiden

Mentoren-Media-Verlag

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage

© 2023 Mentoren-Media-Verlag,

Königsberger Str. 16, 55218 Ingelheim am Rhein

Lektorat: Deniz S. Özdemir, Mainz

Korrektorat: Sarah Küper, Mainz

Umschlaggestaltung: Nadine Nagel, Mainz

Satz und Layout: Deniz S. Özdemir, Mainz

Grafik: iStock/Piscine: ID: 1472525171, S. 26

Autorenfoto: Studioline Photography, Hamburg

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

eISBN: 978-3-98641-090-2

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Sämtliche Inhalte in diesem Buch entsprechen nicht automatisch der Meinung und Ansicht des Mentoren-Media-Verlages.

www.mentoren-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: Aller Anfang sind die Grundlagen

Klärung von Grundlagen und Voraussetzungen

Vorlagen und Templates

Kapitel 2: Tools, Tools, Tools

Die Beschaffung eines IT-Tools allein ist noch nicht der Erfolg

Kapitel 3: Fundament statt Kartenhaus

Anforderungen an Unternehmen zur erfolgreichen Umsetzung und Implementierung eines IT-Vertragsmanagements

Kapitel 4: Jedes Jahr das gleiche Spiel – der Vertragslebenszyklus

Der Vertragslebenszyklus und seine Phasen

Kapitel 5: Ohne Fleiß kein Preis

Rollendefinition und Prozessbestimmung als ein Baustein zur erfolgreichen Einführung des IT-Vertragsmanagement-Tools

Kapitel 6: Reden ist Gold, nicht Silber

Anforderungen und Kommunikation bei der Vertragsanbahnung

Kapitel 7: Gemeinsam unschlagbar

Warum die Einbindung aller Beteiligten entscheidend ist

Kapitel 8: Checkpoint-Charly – Qualitätsmanagement von IT-Verträgen

Qualitätsmanagement zur Unterstützung einer erfolgreichen Vertragssteuerung

Kapitel 9: No risk, more fun – Risikomanagement von IT-Verträgen

Risikomanagement ist mehr als nur eine Momentaufnahme

Vorlagen und Templates

Kapitel 10: Das Leben ändert sich – Verträge auch

Anpassung von Verträgen als Teil des Fortschritts und Erfolgs

Fristenmanagement als aktive Vertragssteuerung und Unterstützung des Vertragscontrollings

Vertragsänderungen (Change Requests) strukturiert und dokumentiert umsetzen

Kapitel 11: Quick, but not dirty – das IT-Vertragscontrolling

Vertragscontrolling als Aufgabe zur Risikobewertung und Steuerung, und nicht zur Budgetklärung

Kapitel 12: Rendezvous im Archiv – Dokumente und Dokumentationsmanagement

Dokumentenmanagement ist kein Selbstläufer

Kapitel 13: Vertrag 2.0 – Digitalisierung im IT-Vertragsmanagement

Digitalisierung im IT-Vertragsmanagement – mehr als nur eine elektronische Akte

Zum Abschluss

Ihre nächsten Schritte

Danksagung

Quellennachweise

Literaturhinweise

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Idee zu diesem Buch trage ich schon eine Weile mit mir herum. In meinen Projekten und bei Kunden, die ich bei der Einführung von IT-Vertragsmanagement-Tools, bei der Implementierung von Standards und Prozessen im IT-Vertragsmanagement sowie bei dem Abteilungsaufbau für den Fachbereich IT-Vertrag unterstützen durfte, traf ich wiederholt auf vergleichbare Rahmenbedingungen: von Lücken im Anforderungsprofil für das IT-Tool und in den IT-Verträgen über fehlende übergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation bis hin zu kleinen und großen Machtspielchen zwischen Abteilungen oder fehlender Unterstützung und mangelndem Grundlagenwissen im Vertragsmanagement bei den Betroffenen. Doch man kann den Mitarbeitern keinen Vorwurf machen, denn es liegt an den Führungskräften, das alles sicherzustellen. So habe ich mit diesem Buch viele Geschichten, Anregungen und Vorschläge, wie Sie es in Ihrer Führungsposition besser machen können – ganz nach der Devise »Make it simply better«.

So freue ich mich, dass Sie dieses Buch gewählt haben! Denn es bietet Ihnen einen anderen Blickwinkel aus der operativen Praxis des IT-Vertragsmanagements sowie aus IT-Projekten und hilft Ihnen – mit den nachfolgenden Kapiteln, Beispielen und Hinweisen –, das IT-Vertragsmanagement in Ihrem Unternehmen auf der operativen Ebene zu verstehen sowie Sachverhalte und Verbindungen zu anderen Bereichen besser einzuordnen, mit dem Ziel, das Management von IT-Verträgen zu verbessern. Das bedeutet: weg von der reinen Vertragsverwaltung, hin zu einer aktiven Vertragssteuerung!

In der Beschreibung eines Anbieters für ein Contract-Management-Tool habe ich Folgendes gelesen und verstanden: »Verträge machen über 80 [Prozent] aller Transaktionen und den Wert eines Unternehmens aus. Es ist daher besonders wichtig[,] die richtige Lösung für ein digitales Vertragsmanagement zu finden.«1

Neben einer digitalen Lösung für das IT-Vertrags-management, der Übersicht über die gesamte Vertragslandschaft, einer aktiven Steuerung und vereinbarten Standards und Prozesse legt der Vertrag als ein schriftliches Dokument mit definierten Vertragsinhalten und Rahmenbedingungen und dem Zusammenspiel zwischen Angebot und Annahme den Grundstein der geschäftlichen Vertragsbeziehung.2 Das IT-Vertragsmanagement unterstützt dabei in seiner Rolle die Steuerung der IT-Verträge von der Anbahnung bis zum Vertragsende sowie die Dokumentation und Archivierung über ein digitales Vertragsmanagement-System für das Unternehmen.

In der Praxis zeigt sich dagegen immer wieder, dass die Übersicht über die IT-Verträge in Unternehmen und die Kenntnis darüber in den Abteilungen nicht den Umfang und die Transparenz hat, die man oftmals im Management annimmt. Tatsächlich kennen viele Abteilungen ihre IT-Verträge gar nicht oder nur in Ansätzen. Ein 100-Prozent-Bild oder einen vollständigen Überblick haben in der Regel die wenigsten. Dabei sollte genau dies durch den Einsatz entsprechender Systeme sichergestellt sein. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Die Einkaufsabteilung hat sicherlich, sofern ein digitales System den Prozess der Beschaffung unterstützt, noch den besten Überblick. Da die Zusammenarbeit im Rahmen des IT-Vertragslebenszyklus in vielen Unternehmen und über alle Abteilungen hinweg bislang nicht routiniert ist, kommt es jedoch immer wieder zu Kommunikationsbrüchen rund um den Vertrag. Und das ist fatal.

In diesem Buch beschreibe ich Ihnen die Vorteile, die eine digitale Vertragssteuerung bietet, die Herausforderungen in der übergreifenden Kommunikation, das Zusammenspiel aller Vertragsbeteiligten und meine Praxiserfahrungen sowie Lösungsansätze für das IT-Vertragsmanagement. Aufgrund meiner langjährigen Expertise, gerade in der operativen Umsetzung eines IT-Vertragsmanagements, fokussiere ich mich in diesem Buch auf dieses Thema, jedoch gelten die Sachverhalte durchaus für das Vertragsmanagement (und auch für Verträge im Projektmanagement) generell. Denn die Herausforderungen, ein Vertragsmanagement zu etablieren und hieraus nicht nur für das Controlling und den Einkauf einen Gewinn zu machen, sind in diesem Kontext und in der Umsetzung immer die gleichen. Ich kann dies aus meiner langjährigen Beratungstätigkeit in Kunden sowie Großprojekten und einmal mehr aus der Sicht einer erfahrenen IT-Vertragsmanagerin zur Einführung von Standards und Prozessen in der IT in verschiedenen Unternehmen bestätigen. Und gerade diese wiederholten Erfahrungen haben mich dazu inspiriert, dieses Buch für Sie zu schreiben.

Ich habe mich bewusst für die Form eines erzählenden Sachbuchs entschieden. Reine Fach- und Sachbücher sowie Expertisen gibt es bereits von vielen anderen Autoren, die Ihnen darin ihre Erfahrungen, Beispiele und Überzeugungen transparent machen. Ein Großteil dieser Bücher schaffen einen fachlichen Mehrwert für das Verständnis, was es braucht, um das IT-Vertragsmanagement in einem Unternehmen formal und juristisch zu etablieren. Wenn es jedoch später darum geht, das theoretische Wissen umzusetzen und anzuwenden, fehlt es oft an einem eben solchen Werkzeugkoffer, der Ihnen nach der technischen Einführung Beispiele und Anhaltspunkte zur Durchführung gibt. Und genau an diesem Punkt setzt mein Buch an. Es dient Ihnen als Grundlage und Begleiter für die operative Umsetzung des IT-Vertragsmanagements in Ihrem Unternehmen.

Meine Erfahrungen in und aus der Projektpraxis in Unternehmen haben gezeigt, dass Menschen gerne Geschichten hören. Ich bin überzeugt, dass Geschichten das IT-Vertragsmanagement in all seinen Facetten, die diese Aufgabe mit sich bringt, lebendiger, authentischer und bunter machen. Deshalb habe ich mich für diese Form des erzählenden Sachbuchs entschieden, das Ihnen mit jedem Kapitel eine Geschichte erzählt, die Sie selbst so oder ähnlich auf Ihren beruflichen Alltag übertragen und sich eventuell aus Ihrer operativen Praxis gut vorstellen können. Dabei sind die Figuren und Geschichten in diesem Buch ein bunter Mix aus meiner Fantasie und den Erfahrungen aus meinem beruflichen Alltag, um Sachverhalte anschaulich darzustellen und gleichzeitig die Vertraulichkeit meinerseits meinen Kunden gegenüber zu schützen. Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen oder Geschehnissen sind damit rein zufällig und von mir als Autorin nicht beabsichtigt.

Ein paar Vorlagen und Templates aus der Praxis zum Abschluss der Kapitel sowie die Literaturhinweise zu anderen Fach- und Sachbüchern und die Anhänge am Ende des Buches ergänzen die Kapitel 1 bis 13 aus diesem Buch.

Seien Sie also gespannt auf die nächsten Seiten, die Figuren, die Geschichten und Lerninhalte dieses Buches und fühlen Sie sich gut unterhalten und trotzdem fachlich informiert.

Ergänzend möchte ich noch darauf hinweisen, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Buch die männliche Form (das generische Maskulinum) verwendet wird. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung und beziehen sich mit vollem Respekt selbstverständlich auf Angehörige aller Geschlechter.

Kapitel 1

Aller Anfang sind die Grundlagen

Marie Dohlaris war gut gelaunt in den Tag gestartet. Die Sonne schien und die Temperaturen waren mit 25 Grad angenehm warm. Doch hatte Marie eine kleine Vorahnung und so ein Gefühl im Bauch, dass der Tag vielleicht doch nicht ganz so sonnig verlaufen würde, wie er sich gerade präsentierte.

Bei der Desto AG angekommen nahm sie die Kopfhörer mit ihrer Lieblingsmusik aus dem Ohr und stieg schwungvoll in den Aufzug, der sie in die zweite Etage des Büros bringen sollte, wo das Projektteam gerade den ersten Meilenstein der Projektplanungsphase in dem großen Softwareprojekt »HoppSoft« vorbereitete. Seit einem Jahr war das Projektteam dabei, eine bereits seit langen Jahren bestehende Software durch ein neues digitales System inklusive digitaler Prozesse in dem neuen Projekt »HoppSoft« abzulösen. Marie war erst vor wenigen Monaten als IT-Vertragsmanagerin zu der Desto AG nach Hamburg gewechselt und so direkt in das bereits laufende Projekt eingestiegen, bei dem sie seither in ihrer Rolle als IT-Vertragsmanagerin vor allem das Softwareprojekt in der operativen Umsetzung des komplexen Vertrages unterstützte. Eine eigene Abteilung für das IT-Vertragsmanagement gab es bisher bei der Desto AG nicht.

In dem Projekt »HoppSoft« war es Maries Hauptaufgabe, die operative Umsetzung des Vertrages aus vertraglicher Sicht im Projekt und über alle Projektphasen, begleitend und mit den Projektbeteiligten, bis zum Abschluss sicherzustellen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen sollte. Erst recht nicht, da Marie erst neu eingestiegen war.

Die Desto AG hatte sich für Marie vor allem deshalb entschieden, weil sie viel Erfahrung aus dem operativen IT-Vertragsmanagementund aus großen Projekten mit sich brachte. Marie war im Projektmanagement zertifiziert und hatte sich zusätzlich berufsbegleitend im IT-Vertragsmanagement weitergebildet und zertifizieren lassen. Aber nicht nur theoretisch verfügte Marie über fundiertes Wissen, auch ihre langjährige Erfahrung in Großprojekten erwies sich immer wieder als hilfreich. Bereits im Einstellungsgespräch hatte man bei der Desto AG zur Rolle von Marie durchblicken lassen, dass es perspektivisch für sie eine echte Chance gäbe, mit und nach Abschluss des Softwareprojektes »HoppSoft« den Aufbau einer neuen Abteilung für das IT-Vertragsmanagement zu unterstützen. Eine Aufgabe und Rolle, in der sich Marie selbst durchaus wiederfinden konnte.

Als Marie aus dem Aufzug stieg, spürte sie eine gewisse Anspannung in der Luft. Sie war schon fast greifbar und Marie ein wenig unheimlich. »Erst einmal den Mantel abwerfen und einen Kaffee trinken«, dachte sich Marie und steuerte auf ihr Büro zu, als ihr Tom Pahllas, der neue Abteilungsleiter im Controlling, mit ernster Miene auf dem Gang begegnete und sie nur kurz grüßte, ohne seine Miene zu verändern. Das verhieß nichts Gutes. Am Schreibtisch angelangt, fuhr Marie sofort ihren Rechner hoch und sah bereits die Einladung von Tom. In 30 Minuten hatte er ein Online-Meeting mit der Bereichsleitung, dem Projektleiter Adrian Ruar, Marie und dem Einkauf eingestellt. Was war hier los? Hilfesuchend ging Maries Blick durch das Großraumbüro, das zu dieser Stunde nur vereinzelt besetzt war. Wo war Adrian? Adrian Ruar, der Projektleiter im Softwareprojekt »HoppSoft«, war bereits lange Jahre bei der Desto AG angestellt und hatte sich als Projektleiter im Unternehmen einen Namen gemacht. Aufgrund seiner vielen Erfahrungen als technischer Projektleiter, hatte man ihn ausgewählt, das Projekt zu leiten. Er und Marie arbeiteten eng und sehr gut zusammen. »Ich brauche dich jetzt!«, dachte Marie. Doch sein Platz war noch leer. Vielleicht hatte er etwas mitbekommenoder wusste, was Tom wollte. Dann hätte sie sich auf das Gespräch vorbereiten können und gewusst, was auf sie zukommen würde. »Ruhig Blut! Aufregen kannst du dich später immer noch.« Marie versuchte, sich zu beruhigen, und holte sich ihren ersten Kaffee aus der Küche. Für sie war es ein wichtiges und lieb gewordenes Ritual am Morgen, um kurz innezuhalten, bevor es im Projekt und Alltag hektisch wurde. Erst der Kaffee, dann konnten die Welt und Probleme kommen.

Während Marie ihren Kaffee trank, überlegte sie, was Tom für ein Thema haben könnte. Das Einzige, was ihr dazu einfiel, war das Audit, dass vor ein paar Wochen die Abläufe und Prozesse zu den IT-Verträgen in der Desto AG geprüft hatte. Dafür mussten Marie und viele andere Kollegen der Abteilung ihre Arbeit beschreiben, Fragen beantworten und ihre Arbeitsweise offenlegen. Das hatte viel Aufregung erzeugt und auch viele Unsicherheiten in der IT-Abteilung hervorgerufen. Aber Tom Pahllas hatte sich als neuer Abteilungsleiter im Controlling dazu bei der Bereichsleitung durchgesetzt, da er kein neues Verantwortungsgebiet übernehmen wollte, ohne zu wissen, wie gut das Team aufgestellt war und wo die Leichen im Keller lagen, wie er es einmal formuliert hatte. Marie schaute auf die Uhr, noch fünf Minuten, dann würde sie es wissen.

Nachdem Marie sich in den virtuellen Meetingraum eingewählt hatte, wandelte sich ihre Anspannung in Neugierde. Tom kam nach einer kurzen Begrüßung auch gleich auf den Punkt. Der Auditbericht der Beratungsgesellschaft lag vor und er wollte die Ergebnisse daraus gerne mit allen Anwesenden und Verantwortlichen teilen. Neben den allgemeinen Herausforderungen, die bereits in der IT-Abteilung und in der Zusammenarbeit offenkundig geworden waren, hatte der Auditbericht im IT-Vertragsmanagement klare Schwächen offengelegt, die Tom in kurzen Punkten und Stichworten zusammengefasst hatte:

• Intransparenz in der Vertragslandschaft und zu Verträgen allgemein

• Mangelnde Übersicht zu den IT-Kosten

• Unklarheit der Rollen und Verantwortungen im IT-Vertragsmanagement und im Zusammenspiel mit anderen Abteilungen/ Bereichen

• Fehlen von eindeutigen Prozessen und Standards im Rahmen des Vertragslebenszyklus

• Grundlagenwissen zu Vertragsdefinitionen bei Mitarbeitern

• Optimierungsbedarfe im Fristenmanagement

• Kein Qualitätsmanagement für IT-Verträge

• Fehlende Dokumentationen zu relevanten IT-Verträgen

• Kommunikationsbrüche

Marie schluckte, da fehlten ja die wesentlichen Grundsteine von den Grundlagen im IT-Vertragsmanagement, über die Rollen, Prozesse und Standards bis hin zu einem etablierten Fristen- und Qualitätsmanagement sowie jegliche Dokumentationen. Natürlich stand auch das Thema der Kommunikation besonders im Fokus. Tom Pahllas ließ in dem Meeting keinen Zweifel daran, dass er als neuer Abteilungsleiter im Controlling diese Ergebnisse aus dem Audit aufnehmen und ändern würde.

Klärung von Grundlagen und Voraussetzungen

»Hast du etwas angefangen, gib es nicht auf, sondern führe

es zu Ende.«3

Aller Anfang sind die Grundlagen. Die Grundlagen bilden das Fundament und die Klärung dieser steht am Anfang eines jeden Projekts. Das werde ich entlang Maries Geschichte, in den Folgekapiteln und an anderen Beispielen noch weiter ausführen.

Wenn es mit dem IT-Vertragsmanagement allgemein nicht so richtig läuft, liegt dies ganz oft an vielen verschiedenen Faktoren, und auch an fehlendem Grundlagenwissen und den Voraussetzungen. Zunächst einmal das IT-Vertragsmanagement-Tool: In Unternehmen macht man sich oftmals zu wenig Gedanken darüber, welches IT-Vertragsmanagementsystem das richtige für das Unternehmen ist, welche Rollen im IT-Vertragsmanagement benötigt werden, wer welche Aufgaben und welche Verantwortungen übernimmt. Die Kommunikation der bereits bestehenden Abteilungen mit dem Fachbereich IT-Vertragsmanagement bleibt in den Überlegungen sehr gerne auf der Strecke. Gleiches gilt für die Schnittstellen zwischen den Abteilungen und dem IT-Vertragsmanagement mit allen am Vertrag Beteiligten. Dabei handelt es sich tatsächlich um viele Schnittstellen, die von der Organisation, vom System zu anderen Systemen, vom Reporting und in der weiteren Umsetzung sowie in der Weiterentwicklung bedacht werden müssen. Und bis hierhin haben wir noch nicht einmal über das Grundlagenwissen der Mitarbeiter gesprochen.

Aller Anfang sind die Grundlagen, und so ist es aus meiner beruflichen und fachlichen Erfahrung sehr wichtig, dass Sie als Entscheider und Umsetzer sich sehr gut und gründlich überlegen, wie das IT-Vertragsmanagement zu steuern und nicht nur zu verwalten ist und welche Grundlagen es benötigt. Natürlich gibt es weitere Abteilungen oder Fachbereiche, wie zum Beispiel das Controlling, die Rechtsabteilung, die IT-Sicherheit und der Datenschutz, um nur einige aufzuzählen, welche das IT-Vertragsmanagement in Ihrer Expertise unterstützen. Ohne ein gemeinsames Verständnis der Grundlagen und einer gemeinsamen Sprache geht es aber nicht.

Was mit der Umsetzung zu einem Vertrag geschieht, hängt am Ende und im Erfolg für das Unternehmen im Wesentlichen von den vertraglichen Grundlagen, der Unterstützung durch ein Tool, einer guten Kommunikation und einer guten Zusammenarbeit ab.

Doch wie sehen diese Grundlagen aus? Und welche Punkte und Definitionen bestimmen diese Grundlagen? Dies beschreibe ich Ihnen im Nachfolgenden.

In der Regel machen alle eine Ausbildung oder absolvieren ein Studium, in denen wir fundiertes Wissen zu einem Fachgebiet erhalten. Wir lernen Definitionen, Instrumente und Strategien kennen und eignen uns Wissen an, wie diese anzuwenden sind. So ist es auch im IT-Vertragsmanagement. Im IT-Vertragsmanagement gibt es Definitionen zu verschiedenen Formen von IT-Verträgen und Grundlagen, wie zum Beispiel den Vertragslebenszyklus, die wichtig sind, um die Aufgabe und Rolle als Mitarbeiter im IT-Vertragsmanagement oder als IT-Vertragsmanager erfolgreich umzusetzen.

Ohne es im Alltag oftmals bewusst zu merken, beschäftigen wir uns grundsätzlich jeden Tag mit dem Thema Verträge, denn viele Tätigkeiten haben etwas mit einem Vertrag zu tun: der Handyvertrag, der Einkauf, das Online-Shopping, das Essengehen im Restaurant, der Besuch eines Konzerts – um nur einige Beispiele zu nennen. In all diesen Fällen bietet jemand eine Ware oder Dienstleistung zu bestimmten Rahmenbedingungen an. Und wenn wir mit den Konditionen einverstanden sind und die Risiken für uns abgewogen haben, kaufen wir das Produkt oder die Leistung ein.

In der IT-Welt ist dies nicht anders und läuft im Grunde nach dem gleichen Schema ab. Es gibt verschiedene Bedarfe an Hardware (Server / Laptops / technisches Equipment), Software (Applikationen/Apps), Beratungen oder Schulungen, die von Lieferanten (oder auch Auftragnehmer genannt), mit dem der Vertrag geschlossen wird, unter bestimmten Inhalten und Anforderungen angeboten werden. In dem Moment, in dem wir als Kunde (oder auch Auftraggeber genannt), mit unserem Bedarf als Unternehmen oder Person auf dem Markt nach einem Anbieter oder Lieferanten suchen, befinden wir uns bereits in einer vertraglichen Anbahnung.