Der kleine Fürst Classic 2 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 2 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Ich brauche Hilfe in der Küche, Frau Baronin", erklärte Marie-Luise Falkner. Die junge Frau, die über die Küche von Schloß Sternberg herrschte, hatte Baronin Sofia von Kant um diese Unterredung gebeten. "Eine gute zweite Kraft, die mir zur Hand geht. Allein schaffe ich die Arbeit einfach nicht mehr." "Ich weiß, Frau Falkner. Die Frage ist nur, wo wir eine gute Hilfsköchin oder einen Hilfskoch finden sollen", erwiderte die Baronin seufzend. "Sie wissen doch, wie schwierig es heutzutage ist, gutes und zuverlässiges Personal zu finden." "Darf ich einen Vorschlag machen?" "Natürlich dürfen Sie das, Frau Falkner. Haben Sie etwa schon jemanden im Auge?" "Nein, leider nicht. Aber Sie könnten es mir überlassen, mich umzuhören. Ich würde Ihnen dann zu gegebener Zeit ein paar Vorschläge machen. Sie müssen sich nicht selbst darum kümmern, das wollte ich damit nur sagen. Ich weiß ja, daß Sie im Augenblick andere Dinge im Kopf haben." Marie-Luise senkte den Kopf mit den dunklen Locken, bei den letzten Worten hatte ihre Stimme angefangen zu zittern. "Das ist in der Tat so", bestätigte Sofia.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der kleine Fürst Classic – 2–

Wo bist du, Adriana?

Wird Graf Arndt seine große Liebe wiederfinden?

Viola Maybach

»Ich brauche Hilfe in der Küche, Frau Baronin«, erklärte Marie-Luise Falkner. Die junge Frau, die über die Küche von Schloß Sternberg herrschte, hatte Baronin Sofia von Kant um diese Unterredung gebeten. »Eine gute zweite Kraft, die mir zur Hand geht. Allein schaffe ich die Arbeit einfach nicht mehr.«

»Ich weiß, Frau Falkner. Die Frage ist nur, wo wir eine gute Hilfsköchin oder einen Hilfskoch finden sollen«, erwiderte die Baronin seufzend. »Sie wissen doch, wie schwierig es heutzutage ist, gutes und zuverlässiges Personal zu finden.«

»Darf ich einen Vorschlag machen?«

»Natürlich dürfen Sie das, Frau Falkner. Haben Sie etwa schon jemanden im Auge?«

»Nein, leider nicht. Aber Sie könnten es mir überlassen, mich umzuhören. Ich würde Ihnen dann zu gegebener Zeit ein paar Vorschläge machen. Sie müssen sich nicht selbst darum kümmern, das wollte ich damit nur sagen. Ich weiß ja, daß Sie im Augenblick andere Dinge im Kopf haben.« Marie-Luise senkte den Kopf mit den dunklen Locken, bei den letzten Worten hatte ihre Stimme angefangen zu zittern.

»Das ist in der Tat so«, bestätigte Sofia. »Seit dem Tod meiner Schwester und meines Schwagers hat sich so vieles hier auf Sternberg verändert, daß ich manchmal denke, wir werden es nie schaffen, wieder ein ganz normales Leben zu führen. Und wenn ich mir den kleinen Fürsten ansehe…«

Sie verstummte, aber Marie-Luise wußte auch so, was sie hatte sagen wollen. ›Der kleine Fürst‹ war Baronin Sofias Neffe Prinz Christian von Sternberg, der zukünftige Fürst, der seine Eltern vor kurzem durch ein schreckliches Unglück verloren hatte. Den liebevollen Spitznamen ›der kleine Fürst‹ hatte er schon als Kind bekommen – im Gegensatz zu seinem Vater, der natürlich ›der große Fürst‹ gewesen war. Nun gab es nur noch Christian, der mit dem Tag seiner Volljährigkeit das Erbe seines Vaters antreten würde – viel früher als erwartet. Ihm blieben noch drei Jahre, er war vor nicht langer Zeit erst fünfzehn geworden.

»Er ist schmal geworden«, sagte Marie-Luise.

»Schmal und blaß. Ich mache mir große Sorgen um ihn«, erwiderte die Baronin. »Gelächelt hat er seit dem Unglück noch kein einziges Mal, glaube ich. Kommt er denn gelegentlich noch zu Ihnen in die Küche, Frau Falkner? Ich weiß doch, daß das immer ein großer Anziehungspunkt für ihn und meine beiden war.«

Baronin Sofia und ihr Mann Friedrich hatten zwei Kinder, die zwölfjährige Anna und den sechzehnjährigen Konrad. Für Christian waren sie wie Geschwister. Seit dem Tod seiner Eltern war er zur Familie von Kant in den Westflügel gezogen, zuvor hatte er mit Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold im Ostflügel von Schloß Sternberg gelebt.

»Doch, sie kommen schon noch ab und zu«, antwortete Marie-Luise. »Aber Prinz Christian hat keinen Appetit mehr, das wissen Sie ja selbst. Wie ein Vögelchen pickt er an den Speisen herum, und nicht einmal seine Lieblingsgerichte machen ihm Appetit. Aber ich denke, das wird sich im Laufe der Zeit wieder ändern. Das Unglück liegt ja noch nicht lange zurück. Wir alle trauern um das Fürstenpaar – aber niemand von uns hat, wie Prinz Christian, seine Eltern verloren. Er hat den schlimmsten Verlust erlitten.« Sie hielt inne und sagte erschrocken: »Verzeihung, Frau Baronin, ich wollte damit nicht sagen, daß Sie weniger trauern.«

»Das weiß ich, Frau Falkner. Ich habe Sie schon richtig verstanden. Ich werde nie über den Verlust hinwegkommen, den diese Todesfälle uns zugefügt haben, aber ich habe immer noch meinen Mann und meine Kinder, die mir Kraft und Halt geben. Ich fürchte, der Prinz hat zumindest in dunklen Stunden das Gefühl, ganz allein auf dieser Welt zu sein.«

Nie zuvor hatte die Baronin ein so persönliches Gespräch mit einer Angestellten geführt, aber das brachte diese besondere Zeit wohl so mit sich: Der Schock um den Tod des Fürstenpaares hatte alle Schloßbewohner enger zusammenrücken lassen, und Sofia war froh darüber.

»Aber er hat Sie und Ihre Familie«, erwiderte Marie-Luise leise. »Und, wenn ich das so sagen darf: Er hat uns, die Angestellten. Wir stehen alle hinter ihm, und wir sind bereit, alles zu tun, um ihm über diese schwere Zeit hinwegzuhelfen.«

»Ich danke Ihnen, Frau Falkner«, sagte Sofia. Sie mußte das Thema wechseln, wenn sie nicht, wie so oft in den vergangenen Wochen, die Fassung verlieren wollte. Ihre Schwester Elisabeth und sie hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander gehabt – sie konnte es noch immer nicht fassen, daß sie nie wieder mit Lisa reden, mit ihr zusammen lachen, streiten, etwas planen würde. ›Nie wieder‹, diese beiden Worte hatten seit dem Unglück einen bedrohlichen Klang für sie bekommen.

Energisch wandte sie sich wieder dem anstehenden Problem zu. »Zurück zu Ihrer Hilfsköchin, Frau Falkner, oder auch zu Ihrem Hilfskoch. Ich bin damit einverstanden, daß Sie sich erst einmal umhören, Sie müssen schließlich mit ihr oder ihm auskommen. Sie wissen, welche Referenzen wir erwarten.«

»Ja, natürlich«, erwiderte Marie-Luise. »Die Entscheidung liegt letzten Endes bei Ihnen, aber ich mache mich dann jedenfalls mal auf die Suche. Man hört ja von so einigen Leuten, die Stellen suchen – und auf Sternberg möchten viele gern arbeiten.«

Diese Bemerkung zauberte ein schwaches Lächeln auf das Gesicht der Baronin. »Es ist schön, das zu hören«, sagte sie.

Marie-Luise erhob sich, denn damit war das Gespräch beendet. »Danke, daß Sie heute Zeit für mich hatten, Frau Baronin.«

Sofia sah ihr nach, bis sie den Salon verlassen hatte. Sie war froh, daß die junge Köchin jetzt hier das Regiment führte, denn seitdem hatte sich die Qualität des Essens auf Sternberg stark verbessert. Marie-Luise Falkner beherrschte die moderne Küche und hatte es sogar geschafft, aus Sofias Sohn Konrad, der eine heimliche Schwäche für Hamburger und Pommes frites hegte, fast so etwas wie einen Feinschmecker zu machen.

Sie sah, daß die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken bahnte und beschloß, noch kurz zum Familienfriedhof hinüber zu gehen, wo ihre Schwester und ihr Schwager die letzte Ruhe gefunden hatten. Es war ihr ein Bedürfnis, stille Zwiesprache mit Elisabeth zu halten, denn immerhin vertrat sie jetzt bei ihrem Sohn die Mutterstelle. Manchmal, wenn sie fürchtete, etwas falsch zu machen, trug sie Elisabeth das Problem vor – und nicht selten verließ sie die Grabstätte in der Gewißheit, daß ihre Schwester guthieß, was sie tat. Als sie ihrem Mann davon erzählt hatte, war sie verwundert gewesen, daß er sie nicht etwa belächelt, sondern nur gesagt hatte:

»Es ist gut, daß du mit ihr sprichst, Sofia.«

Ja, dachte sie jetzt, als sie sich etwas überzog, denn draußen war es empfindlich kalt geworden, es ist gut, daß ich mit ihr spreche. Und sie spricht auch mit mir, wenn auch nicht mehr so wie zuvor. Aber ich spüre, daß sie in der Nähe ist und auf uns alle acht gibt. Dieses Gefühl war ihr von Beginn an ein Trost gewesen. Doch das hieß nicht, daß es keine dunklen Stunden gegeben hätte, in denen sie nicht weinend gegen die Grausamkeit des Schicksals aufbegehrte, das ihr die geliebte Schwester und deren Mann viel zu früh entrissen hatte.

Sie verließ den Westflügel über einen Seitenausgang und lief mit raschen Schritten hinüber zu dem kleinen Hügel, auf dem sich der Familienfriedhof befand.

*

»Du hast doch etwas, Adriana!« sagte Graf Arndt von Hallbach. »Bitte, rede mit mir darüber.«

Die schöne junge Frau an seiner Seite sah ihn nicht an, als sie den Kopf schüttelte. Die langen blonden Haare trug sie aufgesteckt, ihre ausdrucksvollen blauen Augen waren starr auf den Boden gerichtet. »Ich habe nichts«, erwiderte Adriana von Lehen mit leiser Stimme. »Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, daß ich dich auf den Ball morgen abend leider nicht begleiten kann, Arndt. Ich … ich muß überraschend verreisen.«

»Verreisen? Aber wohin denn? Und warum«, fragte er bestürzt.

Wenn er gehofft hatte, sie werde seine Fragen beantworten, so sah er sich getäuscht. »Ich kann es dir nicht sagen – es ist eine … eine Familienangelegenheit, über die ich nicht sprechen darf«, erwiderte sie.

Er blieb stehen und griff nach ihrer Hand. »Adriana, du weißt, was ich für dich empfinde – und ich dachte, du erwiderst meine Gefühle! Bitte, sieh mich an. Ich kann mich doch nicht so getäuscht haben!«

Aber sie wich seinem Blick noch immer aus, und so sprach er verzweifelt weiter, in der Hoffnung, sie werde ihre Meinung ändern und doch endlich anfangen zu reden. »Ich dachte, wir beide wären glücklich miteinander – und dazu gehört doch auch, daß man über das sprechen kann, was einem Kummer bereitet. Warum willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?«

Vorsichtig entzog sie ihm ihre Hand. »Ich muß nach Hause, Arndt. Meine Eltern erwarten mich.«

»Habe ich dich verletzt?«

»Bitte, laß mich jetzt gehen, Arndt. Leb wohl.«

»Leb wohl?« rief er. »Was soll das heißen? Das klingt ja wie ein endgültiger Abschied!«

Sie sah sich hastig um, als hätte sie Angst, von jemandem gesehen zu werden – dabei waren sie ganz allein in dem weitläufigen Park, in dem sie sich getroffen hatten. »Leb wohl«, wiederholte sie, dann drehte sie sich um und lief so schnell davon, daß es beinahe wie eine Flucht aussah.

Sein erster Impuls war, ihr zu folgen, sie festzuhalten und so lange zu schütteln, bis sie ihm endlich sagte, was mit ihr los war. Aber er ahnte, daß das falsch gewesen wäre und daß er besser daran tat, sie nicht in die Enge zu treiben. Er liebte sie so sehr, daß es ihn fast schmerzte.

Adriana und er kannten sich noch nicht lange. Er arbeitete als Vermögensverwalter in der angesehenen Firma von Selb und Partner, zu deren Kunden Adrianas Eltern gehörten. Auf diese Weise waren sie einander bei einigen Empfängen begegnet, und da sie beide eher schüchtern und zurückhaltend waren, hatten sie sich nur vorsichtig aufeinander zu bewegt. Er war jedoch sicher gewesen, daß es ihm gelungen war, ihr Herz zu erobern – hatte sie ihm doch bei ihrem letzten Zusammensein den ersten innigen Kuß gestattet.

Jetzt aber fragte er sich, ob er sich nicht alles nur eingebildet hatte. War er für sie vielleicht nur ein kleiner Flirt, ein vorübergehender angenehmer Zeitvertreib gewesen?

Diesen Gedanken jedoch wies er gleich darauf wieder von sich, denn so schätzte er sie nicht ein, auch wenn sie sich heute mehr als merkwürdig verhalten hatte. Etwas mußte passiert sein. Etwas, das sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Und vielleicht kannten sie einander noch nicht gut genug, als daß sie sich ihm anvertraut hätte. Das durfte er ihr nicht übelnehmen.

Er glaubte nicht, daß sie tatsächlich verreisen wollte, und so beschloß er, sie in zwei oder drei Tagen anzurufen. Dann war sie hoffentlich bereit, offen mit ihm zu reden.

*

»Ich muß dich was fragen«, sagte die zwölfjährige Anna von Kant zu ihrem älteren Cousin Christian und ließ sich auf den Platz neben ihm fallen. Sie hatte ihn an ihrem ›Geheimplatz‹ ganz hinten in einem der Pferdeställe gefunden, wo sie ungestört waren, weil sich kaum jemand dorthin verirrte.

Er hob den Kopf und sah sie fragend an. Seit dem Tod seiner Eltern hatte sein bis dahin rundes Jungengesicht eine männlichere Form bekommen: Es war schmaler geworden, die dunklen Augen blickten ernst. Die Haare trug er länger als zuvor, sie waren dicht und glatt. Manchmal strich er sie mit einer ungeduldigen Handbewegung nach hinten, aber er wollte sie nicht schneiden lassen. »Was denn?«

»Ich habe bald Geburtstag«, sagte sie.

»Das weiß ich«, erwiderte er verwundert. »Und was wolltest du fragen?«

Sie zögerte, weil sie nicht wußte, wie sie ihre Frage formulieren sollte, ohne ihm unnötig weh zu tun. »Ich will keine große Feier machen, obwohl ich ein Teenager werde«, sagte sie schließlich. »Die Frage ist nur…« Sie verstummte.

Endlich verstand er. »Du meinst, ob du überhaupt Leute einladen sollst und so?«

Anna nickte stumm.

»Klar sollst du das. Meine Eltern werden nicht wieder lebendig davon, wenn du so tust, als hättest du nicht Geburtstag.«

»Ich weiß«, erklärte Anna. »Aber es ist trotzdem ein komisches Gefühl. Auch bei einer kleinen Geburtstagsfeier wird immer gelacht und herumgealbert. Wenn ich daran denke, habe ich das Gefühl, daß mir die Worte im Halse stecken bleiben werden und ich mitten im Lachen vielleicht anfange zu weinen.«

Christian starrte vor sich hin. »Das kenne ich«, sagte er.

»Du lachst doch gar nicht mehr, Chris.«

»Nein, aber ich habe trotzdem manchmal das Gefühl, daß mir die Worte im Halse stecken bleiben. Es geschieht oft ganz unerwartet. Neulich ist mir ein Geruch in die Nase gestiegen, der mich an einen Nachmittag mit meinen Eltern erinnert hat – wir haben mal ein Picknick gemacht, da muß ich ungefähr zehn gewesen sein. Die Tränen sind mir in die Augen geschossen, ohne daß ich etwas dagegen tun konnte.« Seine Stimme klang belegt.

»Wenn es dir lieber wäre, daß ich niemanden einlade, dann mache ich es nicht«, bot Anna tapfer an.

Er schüttelte den Kopf. »Es wäre mir nicht lieber, ehrlich nicht.«

Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und sagte dann beiläufig: »Ich wollte vier Mädchen und drei Jungen einladen – außer Konrad und dir, meine ich.«

Er nickte, fragte aber nicht weiter nach, und so setzte sie von selbst hinzu, noch immer in dem beiläufigen Tonfall: »Ich hoffe, Sabrina kann kommen.«

Zum ersten Mal zeigte er Anzeichen von Interesse. »Sabrina von Erbach?«, fragte er.

Anna nickte. Sie verbarg ihre Freude über seine Reaktion sorgfältig. Natürlich wußte sie, daß er sich für Sabrina von Erbach interessierte, auch wenn er noch nie darüber gesprochen hatte. Sabrina war vierzehn Jahre alt, Anna und sie waren Freundinnen geworden. Schon als Sabrina zum ersten Mal auf Schloß Sternberg zu Besuch gewesen war, hatte Anna gemerkt, daß Christian sich anders verhalten hatte als sonst. »Ja, ich will Mama fragen, ob sie bei uns übernachten kann.«