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Der Ex-FBI-Agent und Experte für Körpersprache Joe Navarro hat Zigtausende Leser mit seinen Bestsellern "Menschen lesen" und "Menschen verstehen und lenken" begeistert, in denen er alle Aspekte der nonverbalen Kommunikation ausführlich erklärt. Immer wieder wurde er nach einem kleinen, schnellen Nachschlagewerk gefragt, das in kompakter Form die häufigsten Anzeichen für Lügen beim Gesprächspartner auflistet und erläutert. Also hat er über 200 der gängigsten verdächtigen Verhaltensweisen und Hinweise auf Täuschungen zusammengetragen und nach Körperregionen gegliedert. Mithilfe dieses Buches kann man sich auf jede Gesprächssituation vorbereiten und schnell herausfinden, ob der Gesprächspartner lügt oder Informationen verschweigt. So sind Sie für jede Situation gewappnet!
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Seitenzahl: 93
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
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10. Auflage 2024
© 2013 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel Clues to Deceit.
© der Originalausgabe 2011 by Joe Navarro. All rights reserved.
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Übersetzung: Dr. Kimiko Leibnitz, Würzburg
Redaktion: Andreas Klatt, Bielefeld
Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München
Umschlagabbildung: unter Verwendung von Motiven von Shutterstock
E-Book Umsetzung: Georg Stadler, München
ISBN Print: 978-3-86882-431-5
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86415-446-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86415-447-8
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Als ich 1973 meine Laufbahn als Gesetzeshüter begann, suchte ich händeringend nach einer kompakten Anleitung mit Verhaltensweisen, die auf eine Täuschung hindeuten. Aber ein solches Handbuch gab es nicht. Also zeichnete ich während meiner Zeit als Special Agent des FBI all die mimischen und gestischen Regungen auf, die mir in den Verhören besonders auffielen. Einige davon entdeckte ich während meiner Ermittlungen in Mord- und Vergewaltigungsfällen im Colorado-River-Indianerreservat, anderen begegnete ich, während ich in den USA und im Ausland Spione befragte. Mit der Zeit wuchs diese Liste immer weiter an und ich verwendete sie als meinen persönlichen Leitfaden, während ich zugleich meine Beobachtungen immer wieder auf den Prüfstand stellte. Aus den identifizierten Verhaltensmustern entwickelte sich schließlich das Nachschlagewerk, das ich zu Beginn meiner Karriere so dringend gebraucht hätte. Zu dieser Zeit war nach wie vor kein umfassender Leitfaden verfügbar und ich stellte obendrein fest, dass die meisten Bücher zum Thema Täuschung, genau wie viele meiner Ausbilder, Informationen vermittelten, die schlichtweg falsch waren. Und nicht nur falsch, sondern gemeingefährlich. In den letzten zehn Jahren konnten durch nachträgliche DNA-Beweise zahlreiche Unschuldige (261 zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung) entlastet werden, die fälschlicherweise verurteilt worden waren, weil die Ermittlungsbeamten Anzeichen von Stress für Hinweise auf Täuschungsabsichten gehalten hatten. Wir wissen inzwischen, dass viele Verhaltensweisen, die gemeinhin mit Lügen, Täuschung und Verschleierung in Verbindung gebracht werden, nicht nur von Schuldigen, sondern auch von Unschuldigen gezeigt werden. Dies hängt vom Stressniveau, dem Alter der Verdächtigten, den äußeren Umständen des Verhörs (z. B. der Anzahl der im Raum anwesenden Ermittler, intensiven Befragungstechniken) und vielen weiteren Faktoren ab.
Ich musste auch feststellen, dass in der wissenschaftlichen Fachliteratur zum Thema Körpersprache dem Gesicht nach wie vor eine unverhältnismäßig große Bedeutung beigemessen wird. Ich denke, dies ist darauf zurückzuführen, dass die Forscher ihre Erkenntnisse unter Laborbedingungen gewinnen und ihre Erfahrungen nicht wie polizeiliche Ermittler auf der Straße sammeln, wo man in der Regel Dinge zu sehen bekommt, die sich in keinem Labor der Welt jemals nachstellen lassen. Ich habe festgestellt, dass man den ganzen Menschen beobachten muss und nicht nur sein Gesicht, weil jeder Zentimeter des Körpers einem mitteilt, was gerade im Gehirn vor sich geht. Haut, Muskeln, Hände, Füße, Nacken, Augen, Rumpf, Daumen, Schultern – sie alle geben Auskunft darüber, was das Gehirn gerade verarbeitet, fühlt, wünscht, befürchtet oder beabsichtigt. Bereits im Altertum wusste man das. Das alttestamentarische Buch der Sprichwörter (Kapitel 6:13) besagt, dass all jene, die Böses im Schilde führen, ein bestimmtes Bild abgeben: »Wer mit den Augen zwinkert, mit den Füßen deutet, Zeichen gibt mit den Fingern.« Daran hat sich bis heute nichts geändert.
In meinem Buch Menschen lesen (mvg 2010) beschreibe ich einige der Verhaltensweisen, die mit Lügen, Täuschung und Verschleierung einhergehen (Kapitel 10), um der ersten Neugier gerecht zu werden. Das Buch war jedoch eher als ein allgemeiner Ratgeber angelegt und nicht als Praxisbuch zur Deutung der Körpersprache bei Menschen mit Täuschungsabsicht in einem kriminalistischen Umfeld. Nach der Veröffentlichung von Menschen lesen baten mich viele Ermittler, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen (zum Beispiel Anwälte, Personalverantwortliche, Versicherungsmakler) um eine kompakte, aber dennoch umfassende Anleitung zur Interpretation von Verhaltensmustern, die auf eine Täuschung oder Verschleierung hinweisen, weil es so etwas nicht gab – bis jetzt!
Das vorliegende Buch ist die Antwort auf diesen so oft an mich herangetragenen Wunsch. Ein übersichtlicher, leicht zu nutzender Leitfaden mit einer Liste von zweihundertsechzehn der häufigsten Verhaltensweisen und Anzeichen, die auf Täuschung und Verschleierung hindeuten. Dieses Werk erhebt nicht den Anspruch, ein erschöpfendes Kompendium zu sein, sondern ist vielmehr als eine Kurzanleitung für all jene gedacht, die in ihrem Job bereits wichtige Gespräche führen müssen und in diesem Zusammenhang gerne über eine Liste mit Verhaltensweisen verfügen würden, die auf Täuschung, das Verbergen von Informationen oder Täterwissen hindeuten. Dieses Werk richtet sich an alle, die darauf angewiesen sind, durch gezieltes Fragenstellen zur Wahrheit zu gelangen. Ich empfehle Ihnen, sich alle Verhaltensweisen durch mehrmaliges Lesen gründlich einzuprägen und dann das Buch stets griffbereit zu halten, um bei Bedarf schnell etwas nachschlagen zu können. Es ist handlich genug, um es immer bei sich zu führen, und außerdem kann die elektronische Version auf jedes geeignete Abspielgerät (Smartphone, Tablet, PC oder eBook-Reader) geladen werden.
Sogar wir, die wir tagtäglich die Körpersprache unseres Gegenübers lesen, vergessen manchmal, was wir bereits wissen. In diesem Ratgeber können Sie schnell zu einem beliebigen Körperbereich blättern, angefangen mit dem Kopf, um sich dann zu den tieferliegenden Partien vorzuarbeiten, bis Sie genau das finden, wonach Sie suchen.
Eine reine Liste an Verhaltensmustern oder Täuschungshinweisen wäre von geringem Nutzen, wenn es dazu nicht auch eine Art Bedienungsanleitung gäbe, möge sie noch so kurz sein. Lassen Sie es mich also zusammenfassen. Grundsätzlich achten wir in jeder Gesprächssituation zunächst einmal auf Zeichen für Behagen und Unbehagen bei unserem Gesprächspartner. Der menschliche Körper spiegelt – zum Glück, muss man sagen – Behagen und Unbehagen in Echtzeit wider, das ist die Grundlage für das Verständnis der Verhaltensweisen, die Sie in der nachfolgenden Liste finden. Eng damit verbunden sind Zeichen für Zuversicht, die das Behagen äußerlich sichtbar machen, bzw. Zeichen für einen Mangelan Zuversicht, die ein Ausdruck von Unbehagen sind. Sobald man dieses Prinzip versteht, geht es in einem kriminalistischen Gespräch nur noch darum, die richtigen Fragen zu stellen und diese dann in einen Zusammenhang mit den gemachten Beobachtungen zu bringen, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen.
Erfreulicherweise gibt es Wege, Fragen in einem kriminalistischen Kontext (in dem man die Umgebung kontrollieren kann und Zeit keine Rolle spielt) so zu stellen, dass sie einen bei der Einschätzung von zurückgehaltenen und vorgetäuschten Informationen unterstützen – das wird Sie hoffentlich zur Wahrheit geleiten. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass ich die Formulierung »Fragen stellen« verwendet habe, denn wenn man seinem Gesprächspartner die Möglichkeit lässt, ziellos zu schwadronieren oder in der Verhörsituation die Strippen zu ziehen, wird man sich schwertun, ein Täuschungsmanöver aufzudecken. Stellt jedoch ein kompetenter Gesprächsführer gezielt Fragen, und zwar in der richtigen Reihenfolge und mit einer präzisen Strategie, haben wir vier hervorragende Gelegenheiten zu bestimmen, ob die betreffende Person etwas zu verbergen hat, ob eine Frage sie belastet, ob sie lügt oder ob sie eine bestimmte Form von Täterwissen verbirgt. Und so funktioniert es:
Die erste Gelegenheit, einer Täuschung auf die Spur zu kommen, ist es schlichtweg, eine Frage zu stellen. Sobald der Gesprächspartner die Frage hört, sollten Sie nach (allen nachfolgend aufgeführten) Verhaltensweisen Ausschau halten, die darauf hinweisen, dass er seine Bewegungen zügelt (einfriert), durch die Frage in eine gedrückte Stimmung kommt (die Lippen zusammenpresst, das Kinn anzieht, den Bauch abwendet usw.) oder anfängt, sich selbst zu beschwichtigen, um Stress abzubauen. Mit anderen Worten: Zeigt die Person äußerlich, dass sie sich bei dieser Frage unwohl fühlt – und wenn ja, warum?
Ein guter Gesprächsführer stellt eine Frage und beobachtet zugleich völlig unaufdringlich, also ohne Skepsis oder Argwohn zu zeigen. Er sollte während der gesamten Unterredung wachsam bleiben, dabei aber nie anklagend wirken. Denn sonst geht sein Gegenüber in die Defensive und alle nachfolgenden Verhaltensweisen sind eher ein Ausdruck seiner Abneigung gegenüber dem Fragesteller und weniger ein Hinweis auf Täterwissen. Nach jeder Frage sollte sich der Fragesteller also zunächst abwartend verhalten und genau hinsehen.
Bedenken Sie außerdem, dass für einen Schuldigen nicht alle Wörter gleich schwer wiegen. Ein Mörder, der bei seiner Tat einen Eispickel verwendet hat, wird auf das Wort anders reagieren als auf »Schrotflinte« oder »Messer«. Diese Begriffe besitzen nicht dieselbe limbische oder emotionale Wirkung, weil nur das Wort »Eispickel«, die tatsächliche Mordwaffe, eine Bedrohung für ihn darstellt.
Die zweite Gelegenheit, einer Täuschung oder vorenthaltenem Wissen auf die Schliche zu kommen, haben wir, während die Person die soeben vernommene Frage geistig verarbeitet. Manche Menschen können das sehr schnell, während andere sich damit Zeit lassen. Ganz gleich, mit wem Sie es zu tun haben, als Gesprächsführer müssen Sie beobachten, welche Wirkung Ihre Frage auf Ihr Gegenüber hat, während dieser die Frage verarbeitet.
Bittet er Sie vielleicht darum, die Frage zu wiederholen, eventuell als eine Verzögerungstaktik? Wühlt ihn die Frage auf? Wirkt er zögerlich? Sieht er so aus, als würde er in seinem Kopf Algebraaufgaben lösen? Schlingt er plötzlich seine Fußgelenke um die Stuhlbeine? Wirkt er wie gelähmt? Wandern seine Augen unablässig umher? Blinzelt er häufiger? Änderungen im Verhalten oder der Mimik weisen darauf hin, dass sich die Gedanken oder Gefühle der betreffenden Person verändert haben. Wenn Ihr Gesprächspartner Probleme damit hat, die Frage zu beantworten, oder den Eindruck macht, als sei er deswegen beunruhigt, dann müssen Sie nach den Ursachen für dieses Verhalten forschen.
Die dritte Gelegenheit, verborgene Informationen (Verschleierung), Täuschung oder Täterwissen aufzudecken, ergibt sich, wenn die befragte Person antwortet. Antwortet sie voller Überzeugung, ohne zu zögern, mit fester Stimme, mit Selbstvertrauen? Oder verschränkt sie die Arme? Zeigt sie Beruhigungsgesten? Versucht sie, möglichst wenig Platz einzunehmen? Verbirgt sie ihre Daumen oder Finger? Zeigen ihre Handflächen nach oben oder nach unten? Zieht sie die Schultern hoch? Wenn sie kleinlaut erscheint, unsicher, mit einer schiefen Schulterhaltung, wenn die Stimme schrill oder tonlos wird oder sie nur widerwillig antwortet, geht es vermutlich um eine Angelegenheit, bei der es sich lohnt, tiefer zu bohren. Unterstreicht sie das, was sie sagt, mit den Händen – oder sind die Hände steif, unbeweglich, werden sie gar Ihrem Blick entzogen, also versteckt? Der versierte Ermittler weiß alle diese Zeichen zu deuten.