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Alexander wohnt auf dem Land. In einem kleinen Dorf. Seit dem Kindergarten ist Kai sein bester Freund. Auf der alljährlichen Kirmes schleichen sie sich in einen Kühlwagen, um Wein zu stehlen. Dabei werden sie eingeschlossen. Was als Besäufnis beginnt, wandelt sich durch die Kälte. Wärmesuchend kommen sie sich näher - eine Nacht mit Folgen.
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Seitenzahl: 17
„Los, spring rein!“, flüsterte Kai mir zu. Einen schnellen Blick über die Schulter werfend sprang ich die Stufen hoch und lief bis in den hinteren Teil des Kühlwagens. Unserem Alkoholpegel geschuldet ist die Idee entstanden, sich doch mal eben aus dem Gefährt selbst zu bedienen, während die Tür so einladend offen stand. Bis der bullige Kerl, der eben ein Fass hier raus gehievt hatte, wieder käme, wären wir längst verschwunden. Kai folgte mir ins Innere, griff beherzt nach zwei Weinflaschen, die neben mir in einer Holzkiste lagen. Ich folgte dem Beispiel, nahm ebenfalls zwei Flaschen und drehte mich um. „Lass uns verschwinden“, murmelte ich. Kai nickte und machte einen Schritt auf die Tür zu, die just in diesem Moment zugeschlagen wurde. Hörbar schloss sich der Riegel – wir saßen fest. „Scheiße!“, fluchte ich. „Sei leise, Alex. Wir können uns auch hier besaufen“, erwiderte Kai und zückte sein Handy, mit dem er uns etwas Licht verschaffte. Ich grunzte nur und hoffte, dass die an den Ständen noch mal Nachschub brauchten. „Es ist ganz schön kühl hier – da müssen wir uns warm saufen.“ Kai lachte. „Das Ding heißt nicht umsonst Kühlwagen.“ „War mir entfallen“, brummte ich und drückte mit dem Daumen den Korken durch den Flaschenhals. „Wenn ich dich nicht hätte …“, meinte Kai und schnappte nach der Flasche. Ich kam ihm zuvor und setzte an. Nach einigen großzügigen Schlucken überließ ich ihm den Wein und setzte mich auf eine der Kisten.
Wir leerten drei Flaschen des lieblichen Weißweins, bis der Alkohol seine Wirkung entfaltete und ich einschlief. Als ich aufwachte, fror ich und zitterte wie Espenlaub. Kai hockte vor mir auf dem Boden, den Rücken an die Kisten angelehnt. Im schwachen Schein seines Handylichts sah ich, dass auch er eine Gänsehaut hatte. Es war deutlich kälter in dem Wagen, als ich gedacht hatte. Wir mussten uns wärmen, deshalb stieg ich von den Kisten, auf denen ich gesessen hatte, und hockte mich neben Kai. Ich zog ihn in meine Arme, was ihn aufweckte. „Was?“, murmelte er schlaftrunken. „Wir müssen uns warmhalten. Es ist zu kalt hier.“ Kai gähnte. „Wie gut, dass uns hier keiner sieht!“ Er sah mich etwas kritisch an, doch schließlich schob er seine Arme an mir vorbei und verschränkte die Hände hinter meinem Rücken. Ich spürte seine Wärme augenblicklich. Innerhalb von Minuten hörte ich auf zu zittern. Aneinandergeschmiegt hockten wir auf dem kalten Boden, was auch nicht sinnvoll war. „Wir müssen uns auf die Kisten setzen, hier ist’s zu kalt“, mahnte ich. „Okay.“