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Gesundheit beginnt im Mund
Schmerzen im Bewegungsapparat, Probleme mit der Verdauung, chronische Entzündungen, ja, sogar psychische Probleme haben ihren Ursprung häufig im Mund. Die ganzheitliche NAM-Zahnheilkunde, entwickelt von Prof. Dr. med. Tilman Fritsch, setzt genau hier an. Dabei geht es nicht nur um die Folgen, die kranke Zähne auf unser Allgemeinbefinden haben. Beleuchtet werden auch die Auswirkungen einer falsche Ernährungsweise und bestimmter mechanischer Prozesse im Mund. Neben den Zusammenhängen zwischen den Geschehnissen im Mund und der Gesundheit des restlichen Körpers, wird auch gezeigt welche Maßnahmen Sie selbst in die Wege leiten können, um den Mund als Ort der Heilung zu nutzen.
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Seitenzahl: 266
TILMAN FRITSCH
ANNA CAVELIUS
DER MUND ALS ORT DER HEILUNG
Akute und chronische Erkrankungen ganzheitlich behandeln
Inhalt
Vorwort: der Mensch und seine Zähne
Gesunde Zähne, gesunder Körper
Unterschätzte Mundhöhle
ZAHNMEDIZIN: EINE GESCHICHTE MIT LÜCKEN
Von Universalgelehrten, Badern und Quacksalbern
Zahnmedizin heute
Krankheitsursache Lebensstil
Zucker-Krankheit Karies
Vergiftete Therapien
Warum die Mundhöhle ein Ort der Heilung ist
Das Seinsprinzip Kooperation
Eine neue Zahnmedizin: wie alles anfing
Der Weg zur neuro-anato-metabolischen Zahnheilkunde
Neue Fragen stellen, Lebensqualität gewinnen
Zeit für einen Paradigmenwechsel
DIE GEHEIMNISVOLLE ROLLE DER ZÄHNE FÜR IHR WOHLBEFINDEN
Das NAM-Prinzip
Kybernetische Regelkreise
Der anatomische Raum
Die Mundhöhle und ihre Stellung im Körper
Mund und Psyche: die Angst vor dem Zahnarzt
ZAHNGESUNDHEIT – EINE SACHE DER LEBENSWEISE
Wenn Essen krank macht
Mangel trotz Masse
Fehlernährung: die Ursprünge
Der Siegeszug von Stärke und Zucker
Gesündere Wege zum Glück
Zurück zu den Wurzeln
Der Faktor Stress
WAS HABEN WIR EIGENTLICH IM MUND?
Zähne
SPECIAL: Hilfen aus der NAM-Zahnheilkunde
Mund und Zähne: die kindliche Entwicklung
Start im Mutterleib
Mund und Zähne der Babys und Kleinkinder
Brust und Schnuller
Die Zahnentwicklung bis zum Erwachsenenalter
Zunge
Die Zunge in der TCM
Die Funktionen der Zunge
Zunge, Nervengeflecht, Immunsystem
Zunge und Atmung
SPECIAL: retronasales Riechen
Speichel
Inhaltsstoffe und Funktionen
Speichel als Basis der Mundflora
Vorposten der Immunabwehr
Speichel als Verdauungssaft
Speichel und Ernährung
Mucosa: die Mundschleimhaut
VOLKSKRANKHEITEN – DIE MUNDHÖHLE ALS ERSTER ORT DER HEILUNG
Die Mundhöhle im Fokus der Gesundheit
Diagnoseproblem: fehlender Schmerz
Die Psyche und andere Faktoren
Auf der Suche nach den Ursachen
Attrition: Kauen im Leerlauf
Die Folgen verstärkter Attrition
Entzündungen im Mund und ihre Folgen
Entzündungen der Zahnwurzel
Entzündungen des Zahnfleischs: Parodontitis
Parodontitis und Diabetes
Herzkrankheiten
Diabetes vom Typ 2
Symptome und Folgen
Ursachen
Insulin und Zellstoffwechsel
Skelett und Bewegungsapparat
Mund und Faszien
SPECIAL: Alleskönner Faszien
Netzknotenpunkt Mundregion
Weitere Krankheitsbilder mit komplexen Vernetzungen
Die Zähne der Kinder
Problem Hypomineralisation
Knirschen bei Kindern
Faule Säuglinge
Das Singen fehlt
Träge Kinder
Problem Weisheitszähne
Das Lippenbändchen
Orale Körperpflege
Gifte im Mund
Die Wirkung von Amalgam auf das Ungeborene
Fluoride
Metalle
GESUND BLEIBEN – OHNE ZAHNARZT
Mundpflege mit Sinn, Verstand und Augenmaß
Zahnreinigung
Zungenreinigung mit dem Läppchen
Ölziehen
Ölzahncreme
Werkzeug Zahnbürste
Mundspray
Mundpflege für Brücken- und Implantatträger
Zahnpflege hausgemacht
Stoffwechselgerecht essen
Die Rolle des Stoffwechselkreislaufs
Die NAM-Ernährung
SPECIAL: Essen ist individuell
Richtlinien für die individuelle Diät
SPECIAL: Aus Lust wird Last – die Krux mit der Sucht
Hauptmerkmale einer gesunden Ernährungsweise
SPECIAL: Intervallfasten
Notwendige Nährstoffe
Basenreiche Ernährung
Tierisches Eiweiß
Getreide: besser glutenfrei
SPECIAL: gesunde Zuckerarten
Kommunikation
Grenzregion zwischen innen und außen
Kulturelle Aufgaben und Funktionen
Koordinations- und Entspannungsübungen
Unterkieferübung
Augenübung
Augen- und Zungenübung
Endorales Stretching
Anhang
Zum Nachschlagen
Anmerkungen
Impressum
Vorwort: der Mensch und seine Zähne
Die Zähne gehören zu uns wie der Mund, die Nase, der Darm oder die Beine. Man kann mit ihnen nicht nur kraftvoll in einen Apfel hineinbeißen, ein Wiener Schnitzel zerkleinern oder genussvoll ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte verdaubar zermalmen. Unsere 32 Zähne formen die untere Gesichtspartie, helfen beim Sprechen – und sind ein überaus individuelles Aushängeschild: Was ist ein Mensch ohne Zähne? Was hat er für ein Gesicht, was für einen Ausdruck?
Zähne zu haben heißt leider allzu oft, unter ihnen zu leiden. Warum tut der eine oder andere Zahn auf einmal unangenehm weh? Oder warum melden sich im Erwachsenenalter plötzlich Weisheitszähne, von deren Existenz im Kiefer man bislang nicht die blasseste Ahnung hatte oder die man trotz Röntgenbild erfolgreich verdrängt hat? Auf einmal schieben sie uns das Gebiss zusammen. Warum kommt es zu ominösen Folgeerkrankungen, obwohl der Zahnarzt in vielen endlosen Sitzungen das Gebiss doch scheinbar repariert hat? Und: Ist ein Leben ohne Zahnarzt überhaupt vorstellbar? Ist der kühne Gedanke möglich, seinen Zahnarzt so gut wie überflüssig machen? Für nicht wenige Menschen, die von Zahnarztangst geplagt sind, ist das ein echter Wunschtraum.
Gesunde Zähne, gesunder Körper
Bevor im Folgenden Antworten auf all diese Fragen gefunden werden, eines vorab: In diesem Buch geht es nicht um das, was Sie seit Jahren über Zähne wissen oder von Ihrem Zahnarzt gehört haben oder was ein Mensch heutzutage schon im Kindergartenalter gelernt haben sollte. Es geht nicht mehr nur um drei Minuten Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta, am besten mindestens zweimal täglich. Es geht auch nicht nur um die geliebten Süßigkeiten oder den Zucker im Kaffee oder im Orangensaft, der den Zahnschmelz angreift und Karies anlockt. Es geht um viel mehr, nämlich um nichts Geringeres als einen Lebensstil, der heute gang und gäbe ist. Denn dieser moderne Lebensstil schädigt die Zähne und darüber hinaus den gesamten Körper.
Zahlreiche Beschwerden, unter denen wir oft leiden – alltägliche Infekte wie Schnupfen oder Husten, aber auch Kopfschmerzen und Migräne oder Rückenbeschwerden, auch Nackenprobleme, Abgeschlagenheit und Depressionen, um nur einige zu nennen –, haben ihre Ursachen mitunter in den Zähnen. Doch leider suchen immer noch die wenigsten Zahnärzte mögliche Gründe für die genannten Beschwerden genauso wie für Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Tinnitus, Gelenkschwellungen oder Rheuma in den Mündern ihrer Patienten. Millionen von Menschen klagen jeden Tag über unerklärliche Schmerzen. Die Ärzte sind angesichts dessen oft ratlos, denn die Ursachen lassen sich nicht ohne Weiteres benennen, und so verordnen sie Medikamente und eröffnen damit einen Teufelskreis, der von den Betroffenen nur schwer zu durchbrechen ist.
Unterschätzte Mundhöhle
Dass bei vielen krankhaften Prozessen die Mundhöhle eine Schlüsselrolle spielt, ist weithin unbekannt. Dabei steht jeder Zahn in einer Beziehung zu den inneren Organen und wirkt so in den Körper hinein. Genau hier setzt die ganzheitliche NAM-Zahnheilkunde an, die ich entwickelt habe (neuro-anato-metabolische Zahnheilkunde). Tatsächlich ist es so, dass unser aller Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Mund beginnen. Die Mundhöhle kann man gewissermaßen als Ursprungsort jeder Selbst- und Welterfahrung begreifen. Sie ist der Ort, durch den wir als Kinder damit beginnen, die Welt zu erforschen. Für ein Baby beginnt das Erleben der Welt tatsächlich im Mund, wenn es gestillt und gefüttert wird und mit der Zeit anfängt, sich nach und nach den eigenen Körper, Finger und Zehen „einzuverleiben“. Später wird wirklich alles und jedes in den Mund gesteckt, was greifbar ist, egal ob es schmeckt oder nicht.
Eine Besonderheit der Mundhöhle ist ihre Schmerzfreiheit: Bestehende Schmerzen werden oft nicht oder nur unzureichend ans Gehirn gemeldet. Das kommt daher, dass die Versorgung mit Nahrung durch diese erste Pforte des Verdauungssystems – das ist der Mund – im Dienste des Überlebens gesichert sein muss. Würde ein Schmerz von dort immer direkt weitergeleitet werden, könnte der Mensch keine Nahrung mehr zu sich nehmen und würde bald verhungern. Es handelt sich dabei also um einen Schutz für den Körper! Daher strahlen Entzündungen im Mund meistens an andere Körperstellen ab und treten in Form von Schmerzen oder Beschwerden im Bewegungsapparat oder im Verdauungssystem auf. Oder sie machen sich auf psychosozialer Ebene in Form von Burn-out, Depression oder Essstörungen bemerkbar. Häufig bleiben die Ursachen von gesundheitlichen Problemen deshalb unerkannt, was eine Heilung schwer bis unmöglich macht. Tatsächlich kann aber jeder – ob jung oder alt – mit sehr einfachen Mitteln weit mehr für die eigenen Zähne und damit für seine Gesundheit tun als der Zahnarzt durch das Füllen eines Lochs in einem Zahn. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Buch.
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Tilman & Anna
Zahnmedizin: eine Geschichte mit Lücken
Die geheimnisvolle Rolle der Zähne für Ihr Wohlbefinden
Tatsächlich ist unsere Mundhöhle der komplexeste Zugang zu unserem Organismus und zugleich eine Schlüsselstelle für ihn. Sie ist Versorgungszentrum für Nahrung, Organisator der Stabilität in Körper und Geist und zugleich Emotions- und Lustzentrum, ein Ort der Entgiftung (wie wir noch sehen werden) und ein Ort der zwischenmenschlichen Kommunikation. Der Mund kann sogar küssen! Wer einmal den Mund in dieser Hinsicht begriffen hat, der tut sich leichter damit, auch sich selber zu begreifen. Alte Heiltraditionen haben dieses Wissen schon längst. So kennt die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) beispielsweise keinen Mund, sondern nur die Zunge. Neben dem Puls und anderen Kriterien dient die Untersuchung der Zunge dem Arzt der diagnostischen Beurteilung des ganzen Körpers.
Wir stehen am Anfang spannender Entwicklungen in der Medizin und Zahnmedizin, und die Mundhöhle nimmt meines Erachtens dabei eine Schlüsselposition ein. Sie fungiert als Türöffner, macht neue und alte Dinge zugänglich. Kann man mit den Bedürfnissen der eigenen Mundhöhle umgehen, kann man den Sprung zu einem allgemein achtsameren Umgang mit sich selbst und seinen Bedürfnissen wagen.
„Mundpflege“ besteht in weit mehr als bloßem Zähneputzen. Zum Vergleich: Tierversuche haben gezeigt, dass Affenbabys, die nur gefüttert, aber emotional vernachlässigt werden, nach wenigen Wochen sterben. Das lässt sich auf alle Säugetiere und damit auch auf den Menschen übertragen. Ein Lebewesen braucht weit mehr für seine Existenz als nur Essen und Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Das gilt im übertragenen Sinn auch für den Mund: Nur wenn es ihm gut geht und wir achtsam und liebevoll mit ihm umgehen, kann es dem ganzen Körper richtig gut gehen!
Das NAM-Prinzip
Seit mehr als zwei Jahrzehnten bin ich als Zahnarzt in der Praxis tätig und habe eine recht lange Reihe von Patienten behandelt. Im Laufe der Jahre wurde ich dabei mehr und mehr zu einem überzeugten Anhänger einer ganzheitlichen Zahnmedizin, aus der ich schließlich das Konzept der „NAM-ZahnHeilkunde“ abgeleitet habe. NAM steht als Abkürzung für neuro(logisch)-anato(misch)-metabolisch, also für die Berücksichtigung von Nerven, Körperstruktur und Stoffwechsel. Diese drei Bereiche hängen eng zusammen und sind für den psychischen und energetischen Zustand eines Menschen entscheidend.
Nehmen wir ein einfaches, aber typisches Beispiel: Ein Schmerz in einem Zahn aufgrund einer Nervenentzündung (neurologischer Aspekt, also bezogen auf Neurologie und Neurobiologie) hat direkte Auswirkungen auf die physiognomische und anatomische Struktur (anatomischer Aspekt) des gesamten Körpers. Ferner verändert sich der Stoffwechsel (metabolischer Aspekt), das heißt, es entsteht entzündungsbedingter Stress, zum Beispiel nitrosaminer Stress durch Stickstoffmonoxid (NO), Stress durch einen gestörten Energiestoffwechsel in den Körperzellen (ihnen steht trotz Überernährung mit „Zivilisationskost“ zu wenig Energie für Reparaturarbeiten und Zellerneuerung zur Verfügung) und somit auch seelischer Stress, der in ein verändertes Sozialverhalten mündet.