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"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... "Zieht jemand um, Gerti?" Ines Voigt, die Kultur- und Tourismusbeauftrage der Gemeinde Bergmoosbach, hatte ein Rezept in der Praxis Seefeld abgeholt und wollte gerade wieder gehen, als der Lastwagen einer Spedition den Weg von der Straße heraufkam. Ich weiß von keinem Umzug." "Das kann ich eigentlöich nicht glauben." Die junge Frau in dem gelben Dirndl schaute Gerti Fechner, die langjährige Sprechstundenhilfe der Seefelds, verwundert an. Sie wusste doch sonst immer über alles Bescheid, was im Haus der Seefelds vor sich ging
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Seitenzahl: 135
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»Zieht jemand um, Gerti?« Ines Voigt, die Kultur- und Tourismusbeauftrage der Gemeinde Bergmoosbach, hatte ein Rezept in der Praxis Seefeld abgeholt und wollte gerade wieder gehen, als der Lastwagen einer Spedition den Weg von der Straße heraufkam.
»Ich weiß von keinem Umzug.«
»Das kann ich eigentlöich nicht glauben.« Die junge Frau in dem gelben Dirndl schaute Gerti Fechner, die langjährige Sprechstundenhilfe der Seefelds, verwundert an. Sie wusste doch sonst immer über alles Bescheid, was im Haus der Seefelds vor sich ging.
»Geh, wie kommst du denn überhaupt darauf, dass jemand umzieht?« Gerti zupfte den weißen Kittel zurecht, den sie über ihrem moosgrünen Faltenrock trug, schob die Lesebrille in ihre dunklen Locken zurück und kam hinter dem Tresen hervor.
»Wegen des Möbelwagens.« Ines schaute fasziniert zu, wie der Fahrer den LKW den Weg hinaufsteuerte und ihn neben der alten Ulme im Hof parkte, ohne die Bank zu berühren, die den dicken Stamm umschloss.
»Sie kommen mit einem Möbelwagen«, wunderte sich Gerti und schaute über Ines’ Schulter hinweg in den Hof.
»Wer kommt?«
»Du bist heut aber schon ein bissel neugierig, Madl«, sagte Gerti und zupfte Ines an dem Zopf, zu dem sie ihr brünettes Haar geflochten hatte.
»Ach, komm, Gerti, einen Möbelwagen sieht man in Bergmoosbach doch auch selten.«
»Stimmt, weil keiner fortziehen mag.«
»Das heißt, es zieht jemand her?«
»Jemand nicht, aber welche«, antwortete Gerti mit einem geheimnisvollen Lächeln.
»Welche? Was meinst du damit?«
»Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte Gerti und huschte hinter den Tresen zurück.
»Welche«, murmelte Ines und schaute auf die beiden Männer, die aus dem Führerhaus stiegen und um den LKW herumgingen.
Beide trugen dunkle Westen und Baseballkappen mit dem Namenszug der Spedition.
»Guten Morgen, Traudel«, begrüßte Ines die Haushälterin der Seefelds, die aus dem Wohnhaus kam, einem weißen Gebäude mit hellgrünen Fensterläden und bunten Blumen in den Balkonkästen.
Traudel zog einen Schlüsselbund aus der Tasche ihres dunkelblauen Dirndls und lief zur Tür am Ende des flachen Anbaus, in dem auch die Praxis untergebracht war.
»Guten Morgen, Ines«, antwortete sie freundlich, während sie die Tür aufschloss. »Meine Herren, hier herein, bitte«, wandte sie sich an die beiden Männer, die vor der inzwischen geöffneten Ladeflächen standen. »Wie geht es deinem Großvater?«, wollte sie von Ines wissen.
»Schon besser, aber er meint, dass er hin und wieder noch eine Tablette braucht«, antwortete sie und steckte das Rezept in ihre Handtasche.
»Versucht es einmal mit Feldthymian.«
»Wie genau?« Traudel war dafür bekannt, dass sie sich mit den heimischen Heilkräutern auskannte, und Ines wollte ihren Rat gern annehmen.
»Wenn du ein paar Minuten wartest, dann erkläre ich es dir.«
»Das mache ich gern, ich habe heute frei und kann mir meine Zeit einteilen.« Sie trat zur Seite, als die beiden Männer etwas, das in Packpapier eingeschlagen war und die Form einer großen rechteckigen Tischplatte hatte, über den Hof trugen und in den Raum brachten, den Traudel für sie geöffnet hatte.
»In der Küche auf dem Tisch steht Kaffee, nimm dir eine Tasse, wenn du möchtest«, sagte Traudel.
»Sehr gern, danke.« Ines wartete, bis die Männer mit ihrer Last an ihr vorbei waren, und riskierte noch einen Blick auf die Ladefläche des Lastwagens. Das sind Gemälde, dachte sie, als sie die großen und kleinen Pakete sah, die gut gesichert in einer Gitterbox standen.
»Hier bin ich!«, hörte sie Traudel in diesem Moment rufen. Als sie sich zu ihr umschaute, sah sie, wie sie jemandem zuwinkte, den sie aber nicht sehen konnte, da ihr die Sicht durch die geöffnete Tür der Ladefläche versperrt wurde.
»Verzeihung, junge Frau.« Der erste der beiden Männer kam wieder zurück.
Ines wich zur Seite aus, damit er in den Lastwagen klettern konnte. »Oh!«, rief sie erschrocken, als sie in einen Mann hineinlief, der aus dem Haus gekommen sein musste. Sie geriet ins Stolpern und sah sich bereits auf dem Boden liegen.
Doch er war schneller und fing sie auf.
»Danke«, sagte sie, und als sie aufschaute, sah sie geradewegs in seine Augen. »Karibikblau«, flüsterte sie.
»Bitte?«, fragte der Mann, der sie mit einem verschmitzten Lächeln betrachtete.
»Sie dürfen mich wieder loslassen«, bat sie ihn und überging seine Frage, schließlich konnte sie diesem Fremden gegenüber doch nicht zugeben, dass sie von seinen Augen fasziniert war. Nicht nur von seinen Augen, dachte sie, als sie einen Schritt von ihm zurückwich.
Er war groß und schlank, hatte blondes stufig geschnittenes Haar, und dieses jungenhafte Lächeln, mit dem er sie noch immer anschaute, ließ ihr Herz schneller schlagen.
»Marc Durand«, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.
»Ines Voigt«, sagte sie.
»Marc, ohne dich geht es nicht weiter!«, rief Traudel, die die Tür aufhielt, damit die beiden Männer das nächste offensichtlich ziemlich schwere Paket in den Raum hineintragen konnten.
»Sofort!«, antwortete er, ohne seinen Blick von Ines zu nehmen. »Sind Sie öfter hier?«, fragte er sie.
»Ich bin gerade auf dem Weg in die Küche.«
»Gut, wenn Sie hier arbeiten, dann sehen wir uns gleich wieder, bis dann«, sagte er und eilte zu Traudel, die ungeduldig auf ihn wartete.
Ich bin gerade auf dem Weg in die Küche? Das war doch keine Antwort auf seine Frage, was rede ich denn da?, dachte Ines und schüttelte über sich selbst den Kopf. »Hallo, Nolan, du bist ja schon wieder gewachsen«, begrüßte sie den Hund der Seefelds. Der Spross einer Berner Sennhündin und eines weißen Schäferhundes kam in die Diele gelaufen, begrüßte sie fröhlich und folgte ihr in die Küche.
Auf dem rustikalen Esstisch in der luftigen hellen Landhausküche stand eine weiße Porzellankanne auf einem Stövchen, und es duftete nach frisch gebrühtem Kaffee. Ines nahm eine Tasse aus dem Regal neben der Abzugshaube, setzte sich auf einen der braunen Lederstühle und schenkte sich Kaffee ein.
»Woher kennt deine Familie diesen Mann, Nolan?«, fragte sie den Hund, während sie durch die geöffnete Terrassentür auf den Steingarten und die Wiese schaute, die sich bis zur Straße hinunter über einen sanften Hügel erstreckte.
»Wuff«, machte der Hund, als Ines ihn abwartend anschaute.
»Alles klar, du meinst, ich muss es selbst herausfinden. Marc Durand, das klingt interessant, weißt du«, sagte sie und strich über das hellgrüne Schürzchen, das sie über ihrem Dirndl trug.
»Wuff, wuff«, machte Nolan und rannte in die Diele. »Wuff, wuff!«, bellte er aufgeregt, kam wieder in die Küche gesaust und stürmte gleich darauf wieder hinaus.
»Willst du mir etwas zeigen?«, fragte Ines und folgte ihm. »Das ist wohl sein Gepäck«, murmelte sie, als Nolan um den Koffer herumsprang, der neben der Treppe abgestellt war. »Er kommt aus Kanada, genauer gesagt, aus Montreal«, erzählte sie dem Hund, nachdem sie den Anhänger der Fluggesellschaft studiert hatte, der am Griff des Koffers befestigt war. Du liebe Güte, was mache ich denn?, dachte sie erschrocken. »Ich bin heute wirklich ausgesprochen neugierig, verrate mich nicht, Nolan«, sagte sie, streichelte dem Hund über das dicke flauschige Fell und lief zurück in die Küche. Was ist nur mit mir los?, dachte sie, als sie bald darauf Traudel und Marc ins Haus kommen hörte und ihr Herz sofort wieder schneller schlug. Um sich nicht anmerken zu lassen, in welche Aufregung der Fremde sie versetzte, nahm sie einen der kleinen Löffel, die in einem Körbchen auf dem Tisch lagen, und rührte ihren Kaffee um.
»Haben Sie nicht etwas vergessen?«
»Was denn vergessen?«, fragte sie und schaute Marc an, der sich auf den Stuhl ihr gegenüber setzte.
»Milch oder Zucker oder auch beides.«
»Ich sorge dafür, dass er schneller abkühlt«, antwortete sie, als ihr bewusst wurde, wie merkwürdig es auf ihn wirken musste, dass sie in dem schwarzen Kaffee herumrührte.
»Geh, Ines, so heiß kann er gar nicht sein«, wunderte sich Traudel, die noch die Post aus dem Briefkasten geholt hatte.
»Ich bin in dieser Beziehung ein bisschen empfindlich«, entgegnete Ines, legte den Löffel beiseite und pustete noch einmal vorsichtig in die Tasse, bevor sie sie anhob und einen Schluck daraus trank.
»Wenn es so ist, dann sei vorsichtig«, sagte Traudel, während sie rasch die Post durchschaute. Die Werbeprospekte wanderten in den blauen Mülleimer, der neben dem gelben und dem braunen im Schrank unter der Spüle stand, die Briefe und die Ansichtskarten legte sie sortiert nach Empfänger auf den Tisch. Einen Stapel für Sebastian Seefeld, einen für seinen Vater Benedikt und einen für Emilia, Sebastians Tochter. »Weißt du schon, Marc, dass Ines sich um die Kultur in Bergmoosbach kümmert?«, fragte Traudel, als sie sich zu den beiden an den Tisch setzte.
»Was hat Bergmoosbach denn in Sachen Kultur zu bieten?, wandte er sich an Ines.
»Einiges, es gibt Dorffeste zu organisieren, Ausstellungen, Theatervorstellungen, Musikveranstaltungen, und außerdem kümmere ich mich auch um den Tourismus.«
»Dann kommen Sie sicher viel herum. In den Bergen, auf tiefen Seen und wilden Bächen«, fügte er lächelnd hinzu.
»Ja, klar, überall«, sagte sie, obwohl ihr allein der Gedanke an offene Gewässer einen Riesenschrecken einjagte und sie einen möglichst weiten Bogen um sie herum machte. Aber das würde sie ihm sicher nicht erzählen, weil es ohnehin ihr Geheimnis bleiben musste. Eine Tourismusbeauftragte, die sich vor den Gewässern fürchtete, für die sie andere begeistern sollte, würde sich der Lächerlichkeit preisgeben.
»Und was machen Sie so?«, fragte sie, während sie in ihre Kaffeetasse schaute.
»Ich bin Galerist.«
»Welche Art Bilder stellen Sie aus?«
Sofort hatte er ihr Interesse geweckt, sie vergaß ihre Befangenheit und wandte sich ihm wieder zu.
»Ich bevorzuge die Realisten.«
»Ich auch, ich finde es höchst anstrengend, Kreise und Kleckse mit etwas Sinnvollem zu belegen.«
»Manchmal ist es aber auch amüsant, wenn ein Betrachter in bunten Klecksen das gesamte Universum wiedererkennt.«
»Erkennst du mich wieder?«
»Sebastian, mon ami.« Marc sprang auf, als Sebastian Seefeld in die Küche kam. »Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte er und umarmte den gut aussehenden jungen Arzt, der eine weiße Hose und ein weißes Hemd trug.
»Gerti sagte mir, dass die Bilder angekommen sind, und ich dachte mir, dass du dann auch hier sein würdest. Willkommen bei uns. Ich freue mich schon darauf, mit dir über alte Zeiten zu plaudern.«
»Ich hoffe, es gibt auch etwas über die Gegenwart zu erzählen.«
»Aber ja, die Bilder packen wir aber erst später aus. Ich möchte, dass Emilia dabei ist.«
»Bilder deiner Frau?«, fragte Ines.
Sebastian nickte, und in seinen hellen grauen Augen zeigte sich plötzlich eine tiefe Traurigkeit.
»Tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen«, entschuldigte sie sich.
»Du musst dich nicht entschuldigen«, entgegnete Sebastian. »Wenn du möchtest, kannst du dir die Bilder gern ansehen. Dass ich sie nach dieser Ausstellung in Montreal erst einmal bei mir haben will, bedeutet nicht, dass ich sie verstecken möchte.«
»Ich würde sie mir sehr gern ansehen, danke, Sebastian.« Ines kannte einige Bilder von Helene Seefeld, hatte sie aber bisher nur im Internet betrachten können, wenn eines von ihnen auf einer Auktion angeboten wurde. Ein Original war etwas ganz anderes.
»Wenn du sie nicht verstecken willst, warum hast du sie dann in einem Abstellraum untergebracht?«, fragte Marc.
»Da werden sie nicht bleiben. Ich werde sie aufhängen, einige im Haus, einige in der Praxis und vielleicht als Leihgabe im Rathaus. Darüber wollte ich demnächst mit dir sprechen, Ines«, sagte Sebastian.
»Gern, aber was hältst du von einer Ausstellung? Wir könnten die Bilder doch erst einmal den Bergmoosbachern zeigen, bevor du sie hier im Haus aufhängst.«
»Das ist eine hervorragende Idee«, stimmte Marc Ines zu.
»Wir sollten darüber reden, komm doch heute Abend zum Essen zu uns«, schlug Sebastian vor. »Jetzt muss ich aber wieder in die Praxis, wir sehen uns zum Mittagessen, Marc«, verabschiedete er sich und eilte davon.
»Ich hoffe, ich habe ihn mit dieser möglichen Ausstellung nicht überfahren«, sagte Ines.
»Nein, ganz bestimmt nicht. Er war immer stolz auf Helenes Arbeit, und er möchte sie anderen Menschen nicht vorenthalten. Helene hätte das auch nicht gewollt. Verzeihung, aber das Gespräch muss ich annehmen«, sagte Marc, als sein Handy läutete und die Nummer einer New Yorker Galerie auf dem Display aufleuchtete.
»Er gefällt dir, stimmt’s?«, fragte Traudel, nachdem Marc zum Telefonieren hinaus auf die Terrasse gegangen war.
»Ich finde ihn interessant.«
»Geh, interessant, das trifft es wohl nicht ganz«, entgegnete Traudel lachend. »Aber jetzt kümmern wir beide uns erst einmal um die Medizin für den Korbinian. Kennst dich ein bissel mit Kräutern aus?«
»Nicht so richtig, bei uns in der Familie war meine Großmutter die Expertin auf diesem Gebiet.«
»Ich weiß, von der Geli habe ich einiges gelernt. Ich bin sicher, sie hätte es auch mit Feldthymian versucht. Ich erkläre dir, was du tun musst, und heute Abend, wenn du wieder herkommst, gebe ich dir die Kräuter.«
»Danke, Traudel.« Ines zog ein Notizheft aus ihrer Handtasche, um aufzuschreiben, wie sie die Thymiankompressen für ihren Großvater vorbereiten sollte.
»Wenn wir ein bissel Glück haben, dann braucht er bald keine Schmerzmittel mehr«, sagte Traudel, als Ines ihr Notizbuch wieder einsteckte.
»Wir probieren es gleich heute aus.«
»Es ist schon bewundernswert, wie du dich um deinen Großvater kümmerst.«
»Die Großeltern haben mich nach dem Tod meiner Eltern aufgenommen, und nach dem Tod der Großmutter bin ich es ihm doch schuldig.«
»Du bist ihm nichts schuldig, darüber habe ich mich mit Korbinian vor drei Jahren nach der Beerdigung seiner Geli recht ausführlich unterhalten. Außerdem gibt es noch die anderen. Sie können sich auch kümmern.«
»Ich weiß nicht, Miriam und ihre Eltern haben viel Arbeit mit dem Sägewerk, und ihr Vater ist auch noch im Gemeinderat.«
»Trotzdem, Ines, du bist nicht allein für Korbinian verantwortlich. Zumal er noch ganz gut in Schuss ist«, fügte Traudel augenzwinkernd hinzu.
»Das versichert er mir auch ständig. Er meint, ich sollte ein bisschen mehr an mich selbst denken.«
»Freilich sagt er das, weil er möchte, dass du glücklich bist.«
»Mir geht es gut, ich muss mich über nichts beklagen. Ich danke dir für deine Kräutertipps, wir sehen uns dann heute Abend«, verabschiedete sich Ines gleich darauf. »Ich gehe durch den Steingarten, wenn ich darf«, sagte sie, als Traudel sie zur Haustür begleiten wollte.
»Freilich darfst du, und schau dich ruhig nach all dem Schönen um, was es dort zu sehen gibt«, erwiderte sie lächelnd, als sie Ines’ Blick folgte.
Er galt ohne Zweifel Marc, der in der Mitte der Treppe, die durch den Steingarten führte, auf einer Stufe saß und telefonierte.
»Er lebt doch sicher nicht allein«, sprach Ines aus, was ihr gerade durch den Kopf ging.
»Im Moment schon, er hat sich vor ein paar Wochen von seiner Freundin getrennt. Die große Liebe war es ohnehin nicht, wie Sebastian erzählt hat.«
»Die ist wohl auch schwer zu finden, viele finden sie leider nie«, seufzte Ines. »Also dann, bis später«, sagte sie und huschte auf die Terrasse hinaus.
»Sie gehen schon?«, fragte Marc, der sein Telefongespräch beendet hatte und sich wieder erhob.
»Ich muss noch in die Apotheke, mein Großvater wartet auf seine Tabletten.«
»Sind Sie zu Fuß unterwegs?«
»Ja, das ist in Bergmoosbach kein Problem, die Entfernung von einem Ortsende zum anderen ist recht überschaubar.«
»Darf ich Sie begleiten?«
»Zur Apotheke?«
»Sie liegt doch sicher irgendwo im Dorfkern.«
»Schon.«
»Gut, dann komme ich mit und besichtige das Dorf. Es sei denn, Sie wollen nicht mit mir gesehen werden.«
»Warum sollte ich das nicht wollen?«
»Vielleicht haben Sie einen eifersüchtigen Freund oder Ehemann.«
»Nein, weder den einen noch den anderen, und selbst, wenn es so wäre, dann würde ich mir sicher nicht vorschreiben lassen, mit wem ich mich treffen darf.«
»Das habe ich auch nicht angenommen.«
»Das klang aber so.«
»Ehrlich gesagt, ich wollte nur herausfinden, ob Sie einen Freund haben«, gab Marc lächelnd zu.
»Warum interessiert Sie das?«
»Weil Sie mich interessieren.«
»Aber Sie kennen mich doch gar nicht.«
»Das möchte ich gern ändern. Erzählen Sie mir doch einfach etwas von sich«, schlug er vor, als sie nebeneinander die Treppe zur Straße hinunterliefen.
»Passen würde es schon«, murmelte Traudel.
»Was würde passen?«
»Geh, Benedikt, jetzt hast du mich aber erschreckt«, sagte sie und drehte sich zu dem großen sportlichen Mann um, der plötzlich hinter ihr stand.