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Dr. Brunner bewohnt mit seiner geliebten Frau Ulrike und einem Jagdhund namens Lump ein typisches Schwarzwaldhaus, in dem er auch seine Praxis betreibt. Ein Arzt für Leib und Seele. Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... »Emilia, kannst du bitte noch rasch frische Blumen aus dem Garten holen? Es kann jeden Augenblick anfangen zu regnen.« Traudel, Haushälterin und gute Seele des Doktorhauses, warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster auf die dunklen Wolken, die sich bedrohlich am Himmel auftürmten. »Mach ich«, antwortete Emilia und lief eilig in den herrlichen Garten, welcher das alte weiße Haus mit seinen dunkelgrünen Fensterläden, dem hölzernen Balkon und dem tief herabgezogenen Dach umgab. Wind kam auf und zauste die Rosenbüsche, welche die Terrasse einrahmten. Das junge Mädchen schnitt rasch einige Blüten ab und ging in den verglasten Wintergarten zurück, der an das Wohnzimmer angebaut worden war. Sie legte die cremeweißen und gelben Rosen in eine Glasschale, die sie auf den niedrigen Tisch bei den gemütlichen Korbsesseln stellte. Sie warf einen zufriedenen Blick auf die hübsche Deko und wandte sich dann ihrem Vater zu, der mit einem Tablett voller Gläser aus der Küche kam. »Papa? Wer genau ist eigentlich dieser Freund, mit dem Anna heute Abend zu Besuch kommt?«, fragte sie. Sebastian Seefeld verteilte die Gläser auf den Beistelltischen und antwortete: »Er heißt Nicolai Feldner und ist ein langjähriger Freund von Anna, der gerade hier in Bergmoosbach Urlaub macht«, antwortete er seiner hübschen Teenagertochter. »Ist er auch Mediziner?«, erkundigte sich Emilia interessiert. »Kennen sich Anna und er durch ihre Berufe?« »Nein, Nicolai hat damit nichts zu tun, er ist Journalist und arbeitet als Chefredakteur bei einem bekannten Gastro-Magazin. Anna und er kennen sich aus Schulzeiten.« Um die Mundwinkel des gut aussehenden Arztes spielte ein kleines Lächeln.
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Seitenzahl: 132
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»Emilia, kannst du bitte noch rasch frische Blumen aus dem Garten holen? Es kann jeden Augenblick anfangen zu regnen.« Traudel, Haushälterin und gute Seele des Doktorhauses, warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster auf die dunklen Wolken, die sich bedrohlich am Himmel auftürmten.
»Mach ich«, antwortete Emilia und lief eilig in den herrlichen Garten, welcher das alte weiße Haus mit seinen dunkelgrünen Fensterläden, dem hölzernen Balkon und dem tief herabgezogenen Dach umgab. Wind kam auf und zauste die Rosenbüsche, welche die Terrasse einrahmten. Das junge Mädchen schnitt rasch einige Blüten ab und ging in den verglasten Wintergarten zurück, der an das Wohnzimmer angebaut worden war. Sie legte die cremeweißen und gelben Rosen in eine Glasschale, die sie auf den niedrigen Tisch bei den gemütlichen Korbsesseln stellte. Sie warf einen zufriedenen Blick auf die hübsche Deko und wandte sich dann ihrem Vater zu, der mit einem Tablett voller Gläser aus der Küche kam. »Papa? Wer genau ist eigentlich dieser Freund, mit dem Anna heute Abend zu Besuch kommt?«, fragte sie.
Sebastian Seefeld verteilte die Gläser auf den Beistelltischen und antwortete: »Er heißt Nicolai Feldner und ist ein langjähriger Freund von Anna, der gerade hier in Bergmoosbach Urlaub macht«, antwortete er seiner hübschen Teenagertochter.
»Ist er auch Mediziner?«, erkundigte sich Emilia interessiert. »Kennen sich Anna und er durch ihre Berufe?«
»Nein, Nicolai hat damit nichts zu tun, er ist Journalist und arbeitet als Chefredakteur bei einem bekannten Gastro-Magazin. Anna und er kennen sich aus Schulzeiten.« Um die Mundwinkel des gut aussehenden Arztes spielte ein kleines Lächeln. »Er ist ein paar Jahre älter als Anna und damals wohl so etwas wie ihr Schwarm gewesen. Du weißt schon, so wie manchmal ein Mädchen aus der Mittelstufe einen beliebten Oberstufenschüler anhimmelt.«
»Papa!« Emilia verdrehte teils genervt, teils amüsiert die Augen. »Du bist viel zu jung, um solche altmodischen Dinge zu sagen. Heute kommt kein Mädchen auf die Idee, einen Jungen aus der Ferne anzuhimmeln.«
»Ach nein?« Sebastian tat erstaunt und ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, seine hübsche Tochter ein wenig aufzuziehen. »Und wie ist das bei dir und deinem Markus?«
Emilia richtete sich kerzengerade auf und antwortete würdevoll: »Erstens sind wir im selben Jahrgang, zweitens himmeln wir uns nicht an und drittens, liebster Papa, solltest du heute Abend mal genau hinsehen, wie das jetzt mit Anna und diesem Nicolai aussieht. Schließlich ist Anna deine Freundin.«
Sebastian legte Emilia den Arm um die Schulter und erwiderte liebevoll und ohne jede Neckerei: »Du weißt, was Anna und ich einander bedeuten, nicht wahr?«
Emilia antwortete mit einem zärtlichen Knuff gegen seinen Arm. »Natürlich weiß ich das, Papa. Das eben war doch nur Spaß.«
In vertrauter Nähe bereiteten der junge Landdoktor und seine Tochter den Rest zur Bewirtung des Gastes vor. »Was machst du denn heute Abend?«, erkundigte sich Sebastian.
»Markus kommt gleich noch vorbei, wir wollen unsere Serie weitergucken.«
»In Ordnung, Spatzl, aber um zehn Uhr ist Schluss. Wenn ich mich richtig erinnere, steht morgen in der ersten Stunde eine Französischarbeit an, und ich erwarte, dass meine Tochter ausgeschlafen ist«, erinnerte Sebastian sie.
Emilia verdrehte genervt-liebevoll die Augen und begrüßte dann ihren Freund Markus, der eben durch die hintere Küchentür das Doktorhaus betreten hatte. »Ich habe es gerade noch rechtzeitig vorm Regen geschafft«, sagte er und schüttelte die ersten Tropfen von seinen blonden Haaren. Der Himmel öffnete nun seine Schleusen, und kräftiger Regen trommelte gegen die gläsernen Wände des Wintergartens.
»Wenn es nachher immer noch so schüttet, bringe ich dich mit dem Auto nach Hause, dann musst du nicht das Fahrrad nehmen«, bot Benedikt, der ehemalige Landdoktor, an.
Die beiden jungen Leute verzogen sich mit einer Schale selbstgemachtem Popcorn nach oben in Emilias Zimmer, und Sebastian ging zur Haustür, um seine Gäste zu begrüßen.
Anna Bergmann war eine bildhübsche junge Frau mit langen seidigen Haaren und dunklen Augen, die vor Glück aufleuchteten, als sie Sebastian begrüßte. Die junge Hebamme war in Begleitung eines groß gewachsenen Mannes mit kurzen, dunklen Haaren. Er hatte markante Gesichtszüge mit warmen, haselnussbraunen Augen und ein charmantes Lächeln. Bekleidet war er mit schwarzen Jeans und einem grauen T-Shirt, das zu seiner sportlichen Figur passte. Traudel nahm Anna und ihm ihre Jacken ab, und Nicolai bedankte sich höflich für die Einladung. »Es ist nett, dass ich den Abend mit Ihnen und Anna verbringen kann; besser als im Steg-Haus allein an einem Tisch zu sitzen.«
Traudel nickte freundlich in die Runde. »In Gesellschaft schmeckt es einfach besser, obwohl die neue Köchin Ihres Hotels sagenhaft gut sein soll. Man hört wahre Wunderdinge über ihre Kochkunst.«
Nicolai nahm in einem der gemütlichen Korbsessel Platz und deutet auf den Tisch, auf dem einige lokale Spezialitäten angerichtet waren. »Ja, sie ist tatsächlich eine Spitzenköchin, aber ich möchte nicht unhöflich sein und von ihrem Essen schwärmen, während Sie uns hier mit diesen Köstlichkeiten verwöhnen.«
Traudel lachte, und in ihren dunklen Augen tanzten humorvolle Funken. »Ach, so empfindlich bin ich nicht. Ich höre Ihnen gern zu, während Sie es sich schmecken lassen.«
Sie unterhielten sich lebhaft weiter, während der Regen an den Fenstern herabrann und die Gemütlichkeit verstärkte, die unter diesem gastlichen Dach herrschte. Anna und Nicolai erzählten von witzigen Erlebnissen während ihrer Schulzeit, und natürlich kam die Sprache auch auf ihre alte Schwärmerei.
Anna schob ihre Hand in die von Sebastian und sagte lächelnd: »Die Zeiten ändern sich, und in den seltensten Fällen wird aus einer solchen Schwärmerei eine echte Partnerschaft.«
»Wie wahr«, bekannte Nicolai freimütig. »So ist es Christine und mir ergangen, und wir haben unser Lehrgeld zahlen müssen.« Als der Mann die fragenden Blicke der anderen bemerkte, fügte er erklärend hinzu: »Christine ist meine geschiedene Frau, und wir haben bewegte Zeiten hinter uns. Jetzt können wir sagen, dass wir uns gut verstehen und trotz der Scheidung gute Eltern für unsere zehnjährige Tochter Hanna sind, für die wir gemeinsam sorgen.«
»Dann haben Sie etwas sehr Wichtiges geschafft«, antwortete Sebastian ernst. Aus seiner Praxis wusste er, dass das nicht oft gelang und wie sehr alle Beteiligten darunter litten.
»Bald wird Christine unsere Tochter nach Bergmoosbach bringen«, erzählte Nicolai weiter. »Hanna hat den ersten Teil der Ferien mit ihrer Mutter am Meer verbracht, den zweiten Teil werden wir in den Bergen sein. Ich freue mich schon sehr auf die Zeit mit meiner Tochter und plane schöne Dinge, die wir gemeinsam unternehmen können.«
»Wann kommt Ihre Tochter? Ist sie vielleicht schon am nächsten Dienstag hier?«, erkundigte sich Benedikt.
»Nein, noch nicht. Weshalb fragen Sie?«
»In unserer Burgruine findet ein interessantes Konzert statt. Der restaurierte Festsaal mit seiner gläsernen Kuppel bietet einen wunderschönen Rahmen, der bestimmt auch Ihrer Tochter gefallen wird. Die Instrumente sind Harfe und Gitarre. Die Zusammenstellung mag ungewohnt erscheinen, aber es klingt fantastisch. Die beiden Künstler waren im letzten Jahr zur Weihnachtszeit hier und haben uns alle begeistert. Wir können das Konzert nur empfehlen«, antwortete Benedikt.
»Leider kommt Hanna erst später, aber Ihre Worte haben mich neugierig gemacht. Dieses Konzert würde ich mir gern anhören«, erwiderte Nicolai.
»Dann kommen Sie doch mit uns«, schlug Sebastian vor. »Die ganze Familie einschließlich Emilias Freund Markus geht hin.«
»Sehr gern«, antwortete Nikolai erfreut. »Und da ich im Urlaub bin und die meiste Zeit habe, kann ich doch die Karten besorgen. Wie viele brauchen wir?«
»Sieben«, sagte Sebastian. »Und ich hoffe sehr, dass es noch genug gibt. Auf dieses Konzert freut sich eine Menge Leute.«
»Ich werde mich gleich morgen darum kümmern«, versprach Nicolai gut gelaunt. Er freute sich, gemeinsam mit der Familie etwas zu unternehmen. Die Seefelds waren sympathische und warmherzige Menschen, und es machte Freude, mit ihnen zusammen zu sein. Als Nicolai sich später verabschiedete, sagte er: »Es war ein schöner Abend bei Ihnen, den ich sehr genossen habe. Als Dank für Ihre Gastfreundschaft würde ich Sie sehr gern zu mir ins Steg-Haus einladen. Passt es Ihnen am Wochenende?«
Man verabredete sich für den Samstagabend auf der Terrasse des Hotels, die über den Sternwolkensee hinausgebaut worden war, und wünschte sich eine gute Nacht. Der Regen hatte aufgehört, und zufrieden schlenderte Nicolai zu seinem Hotel zurück.
Das Steg-Haus war ein geschmackvoller Neubau, der sich harmonisch an die alten Gebäude des Dorfes anschloss, ohne den ursprünglichen Charakter Bergmoosbachs zu zerstören. Nicolai hatte Lust, sich noch ein wenig die Beine zu vertreten, und er schlenderte die gewundene Uferpromenade entlang. Der Sternwolkensee glitzerte zu seiner Rechten, und vor ihm erhob sich das Hotel mit seinen erleuchteten Fenstern. Wegen des Regens war die Terrasse mit Gästen nicht besetzt gewesen, aber nun leuchteten wie jeden Abend die Fackeln an der Reling und spiegelten sich zitternd im dunklen Wasser.
»Ein hübscher Anblick, nicht wahr? Was für ein schöner Abend«, sagte Nicolai zu einer jungen Frau, die ebenfalls auf die Terrasse getreten war und in einiger Entfernung am Geländer stand und aufs Wasser hinausschaute.
Die Frau trug eine dunkelblaue Regenjacke, und unter dem Rand der Kapuze konnte Nicolai in der Dunkelheit nur die Nasenspitze und einige seidige Haarsträhnen erkennen. Die Frau hatte ihre Hände in die Jackentaschen geschoben und lockerte ihre Schultern mit kleinen, kreisenden Bewegungen. Sie holte tief Atem und antwortete auf seine beiläufige Bemerkung: »Ja, ein schöner Abend, und trotzdem bin ich froh, dass er vorbei ist.«
»Oh, klingt das nach Ärger?«, fragte Nicolai überrascht.
Die Fremde lachte leise auf. Es war ein warmer, ein wenig rauer Klang, der ihm urplötzlich einen leichten Schauder über den Rücken jagte. »Nein, kein Ärger, nur sehr viel schöne, aber auch anstrengende Arbeit. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.« Sie wandte sich ab, ohne dass Nicolai ihr Gesicht hätte erkennen können, und verließ mit langen, anmutigen Schritten die Terrasse.
»Ich Ihnen auch«, murmelte Nicolai leicht verblüfft und war sich nicht sicher, ob sie ihn noch gehört hatte. Dieses samtige und gleichzeitig raue Lachen prickelte noch auf seiner Haut, und er bedauerte, dass er die Fremde nicht hatte richtig erkennen können. Schade, er hätte sie gern nach ihrem Namen gefragt.
Der Mann schüttelte seine Enttäuschung ab und überließ sich nun beruflichen Dingen, die ihm durch den Kopf gingen. Er dachte an die nächste Titelstory, die er für das Gastronomiemagazin schreiben wollte, bei dem er Chefredakteur war. Nicolai plante, über ein neues Szenerestaurant in München zu schreiben, das angesagte ›Jackie’s‹. Es gehörte der Köchin Jaqueline Potter, die ihr Geschäft in kurzer Zeit bekannt und beliebt gemacht hatte. Im ›Jackie’s‹ ging es nicht um gepflegte Gastlichkeit, sondern um den schnellen Genuss. Jackie bot raffinierte Kleinigkeiten zu horrenden Preisen, ausgefallene Cocktails und eine coole Einrichtung. Ihr Lokal war bei jungen Geschäftsleuten heiß begehrt und immer bis auf den letzten Platz besucht.
Nicolai hatte die junge Frau auf einer Party kennengelernt, und seitdem war Jackie hinter seiner Zusage her, über ihr Lokal zu schreiben. Wenn jemand auf dem Titelblatt dieses Magazins erschien, dann hatte er es geschafft. Der erfahrene Journalist ließ sich von Jackie nicht unter Druck setzen, aber er fand die Idee vielversprechend. Das Lokal entsprach dem heutigen Zeitgeist, und seine Küche war ausgezeichnet. Nicolai war schon dort zu Gast gewesen und hatte begonnen, sich Notizen zu machen, denen nach seinem Urlaub ein Interview mit Jackie folgen sollte.
In den letzten Tagen allerdings war ihm eine neue Idee gekommen. Ihm gefiel die Küche des Hotels Steg-Haus so gut, dass er überlegte, darüber die Titelstory zu schreiben. Die Gerichte, welche diese Köchin anbot, waren traditionell und gleichzeitig ausgefallen und wurden fantasievoll angerichtet. Die Mahlzeiten in diesem Hotel waren sowohl ein Gaumen-Tals auch ein Augenschmaus.
Schade, dass er den Namen dieser talentierten Köchin noch nicht kannte, dann hätte er jetzt im Internet ihren Werdegang recherchieren und sich auf ein Interview vorbereiten können. Der Journalist beschloss, sich in den nächsten Tagen darum zu kümmern.
*
Die Köchin hieß Marlene König, war eine hübsche Frau mit dunklen Haaren und Augen von einem außergewöhnlichen, tiefen Veilchenblau. Ihre ersten Wochen in Bergmoosbach waren aufregend, anstrengend und von Erfolg gekrönt gewesen. Mit den anderen Angestellten und der Geschäftsleitung des Hotels kam Marlene gut aus, die Gäste schwärmten von ihrem Essen, und allmählich lernte die junge Frau die Gegend und deren Menschen kennen.
Sie hatte eine hübsche Wohnung im alten Ortskern gefunden, zu der ein kleiner Gartenanteil gehörte. Ihre direkte Nachbarin hieß Afra, sie war eine Frau mittleren Alters mit aufmerksamen, dunklen Augen und einer flinken Zunge. Afra gehörte der Kiosk am Marktplatz; sie kannte alles und jeden und hatte zu jedem ihre Meinung. Das konnte lästig sein, aber Afra hatte ein gutes Herz und war hilfsbereit, und deshalb sah man meistens über ihr großes Mitteilungsbedürfnis hinweg.
Afra beschloss, ihre junge und ortsfremde Nachbarin unter die Fittiche zu nehmen und ihr den Start in Bergmoosbach zu erleichtern. Sie lud sie zum Treffen der Landfrauen ein, versorgte sie mit den neuesten Nachrichten aus dem Ort und listete alle Veranstaltungen auf, welche die Gegend zu bieten hatte.
Sie war es auch, die Marlene auf das Konzert im Burgsaal aufmerksam machte. »Madl, Abend für Abend stehen Sie am Herd und zaubern. Das ist zwar wundervoll, aber ab und zu könnte doch auch einmal ein Abend nur für Sie sein. Die Musik ist herrlich, und wenn man dann durch das gläserne Kuppeldach nach oben schaut, könnte man meinen, man sei im Himmel«, schwärmte Afra.
»Das klingt verlockend«, murmelte Marlene zerstreut. Sie hatte es eilig, denn sie musste zur Arbeit und ging im Kopf bereits die fälligen Einkäufe durch.
»Das Konzert ist am nächsten Dienstag, Sie sollten jetzt schauen, dass Sie an diesem Abend frei haben«, bohrte Afra hartnäckig weiter. »Und kümmern Sie sich am besten gleich heute um eine Karte, die sind in Windeseile ausverkauft.«
»Ja, ja, mach ich«, sagte Marlene, während sie nach ihrem Schlüssel griff und dabei überlegte, bei wem sie den besten Safran kaufen konnte. Sie zog die Haustür hinter sich zu und eilte Richtung Sternwolkensee.
Afra schaute ihr kopfschüttelnd nach. »Mei, warum nur haben es die Leute heutzutage immer so eilig?« Sie machte sich auf den Weg zu ihrem Kiosk und hielt dabei Ausschau nach ihren Bekannten, um mit ihnen ein Schwätzchen zu halten.
Marlene dachte nicht weiter an das Konzert, sie war ganz in ihre Arbeit vertieft. Erst als sie im Pausenraum auf Tilla traf, wurde sie wieder daran erinnert. Tilla war eine Studentin, die in der Rezeption arbeitete, und sie und Marlene hatten sich miteinander angefreundet. Auch Tilla erzählte begeistert von diesem Konzert und riet Marlene, sich eine Karte zu besorgen.
»Wir hätten zusammen gehen können, aber ausgerechnet in dieser Woche habe ich frei. Magnus und ich fahren nach Kopenhagen und besuchen seine Familie«, sagte sie. Magnus war ihr Freund und stammte aus Dänemark.
Marlene schmunzelte. »So wie du strahlst, freust du dich sehr auf die Reise.«
»Und ob!« Tillas grüne Augen leuchteten. »Und du solltest bei der vielen Arbeit, die du bewältigst, auch etwas zum Freuen haben. Besorg dir Karten und schau, mit wem du zusammen zum Konzert gehen kannst.«
Marlene warf einen Blick auf die Uhr. »Der Vorverkauf findet bei der Tourist-Info im Rathaus statt, nicht wahr? Wenn ich mich beeile, kann ich es in meiner Pause schaffen.«
»Du wirst es nicht bereuen«, antwortete Tilla, stellte ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine und ging wieder an den Empfangstresen zurück.
Marlene griff sich ihre Handtasche und eilte zum Rathaus. Als sie sah, dass dort etliche Leute in der Schlange standen, wäre sie fast umgekehrt. Aber sie hatte noch ein wenig Zeit und stellte sich mit an. Auch hinter ihr schlossen sich neue Wartende an.
Als nur noch zwei Frauen vor ihr standen, klingelte ihr Handy. Ausgerechnet jetzt! Genervt schaute sie auf die Nummer und erkannte, dass sie das Gespräch annehmen musste. Es war der Gewürzhändler, den man ihr empfohlen hatte, weil sie auf der Suche nach einer ganz bestimmten Sorte Safran war.