Der österreichische Turnerbund im Nationalsozialismus - Karin Lederer - E-Book

Der österreichische Turnerbund im Nationalsozialismus E-Book

Karin Lederer

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2005
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Politik - Region: Westeuropa, Note: 1, Universität Wien (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Österreichische Gesellschaft und Nationalsozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Um „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn und die Geschichte der Turnbewegung, Publikationen des ÖTB, die Verbindungen des Turnerbundes zur rechten Szene, über Traditionen, Symbolik und Sprache des ÖTB, die Ideologiediskussionen innerhalb des ÖTB und um seine Bedeutung geht es in dieser Arbeit.

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Inhaltsverzeichnis
1) Friedrich Ludwig Jahn und die Geschichte der Turnbewegung
6) Bedeutung
Literatur

Page 1

Page 3

1) Friedrich Ludwig Jahn und die Geschichte der Turnbewegung1

1)1) Einleitung

Von allen Bezeichnungen, die Friedrich Ludwig Jahn zuteil wurden, ist die des “Turnvaters” die weitaus bekannteste. In den meisten Geschichts- und Schulbüchern ist wenig zu lesen vomgroßen Volkserzieher2, vomgeistigen Paten der neueren Deutschheit3,vom völkischen Mentor der Burschenschaftsbewegung.

AlsProphet des deutschen Volkstums,nicht bloß als glücklicher Wiedererwecker des deutschen Turnwesens, das nur eine einzige von ihm beabsichtigte Einrichtung zur Kräftigung des Volkstums war, hat Jahns Erscheinung seine Bedeutsamkeit in unserer Geschichte.4,schreib Dürre 1928. 1935 formulierte er es in dem Band “Die großen Deutschen” so:Nur die Wiedergeburt der Deutschen aus dem Geist ihres Volkstums im Sinne von Friedrich Ludwig Jahn konnte ein nationalsozialistisches Deutschland zum Leben erwecken.5

Seine drei “arischen Weistümer” waren:Rassenreinheit, Volkeseinheit und Geistesfreiheit.

1)2) Jahn und das Turnen

Zur Heranbildung eines körperlich und politisch geschulten Kriegsnachwuchses gegen Napoleon eröffnete der preußische Pastorensohn Friedrich Ludwig JAHN im Jahre1811in Berlin den ersten modernen Turnplatz Deutschlands, die “Hasenheide”. Das Turnen war von Anfang an nur Mittel zum Zweck. Seine Ziele waren es, den Körper elastisch zu machen, militärische Disziplin zu lehren und durch einheitliche Turnertracht sollte das Gemeinschaftsbewußtsein gestärkt werden. Diese völkische Verbundenheit sollte als Ersatz für politische Emanzipation zum bestimmenden Element der Turnbewegung werden. Ohne Konstruktion eines Gegners machte das Training des “deutschen Volkskörpers” jedoch nicht viel Sinn.Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden sind Deutschlands Unglück6,verkündete Jahn, für den das Turnen nur einTeilgebiet in einem umfassenden Ganzen gewesen(ist).Auf dieses Ganze ist sein Blick gerichtet und alle Teile haben diesem Ganzen zu dienen. Dieses Ganze, dem immerwährend seine Seele und seine Begeisterung freudig zustrebte, ist dasD e u t s c h e V o l k s t u mgewesen.7So lautet auch der Titel des “bedeutendsten” Buches von Friedrich Ludwig Jahn, das 1810 erschien. ...seineBedeutung wird schlagartig beleuchtet durch das

1vgl. auch: o.a.: Material über die österreichfeindliche Haltung der Leitung des “ÖSTERREICHISCHEN

TURNERBUNDES” bzw. der von dieser herausgegebenen “Bundesturnzeitung”. (DÖW), Wien 1955

2Piechowski, Paul: Friedrich Ludwig Jahn. Vom Turnvater zum Volkserzieher. Gotha, 1928, S.XII

3ebd., S.XIII

4Piechowski, S.III

5Heither, Gehler u.a. (Hg.): Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Burschenschaften. Frankfurt am Main,

1997, S.39

6Heither, S.36

7Piechowski, S.XII

Page 4

Urteil des Bundestagsausschusses im Zusammenhang mit dem Turnprozeß im Jahre 1822, wonach Fichtes Reden an die Deutsche Nation und Jahns Deutsches Volkstum als diegeistigen Paten der neueren Deutschheitbezeichnet werden.8Dieser von Jahn “mitbegründete” Nationalismus war aber, im Gegensatz zum französischen etwa, nicht geprägt von Werten wie “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”, sondern vonso diffuse(n) Begriffe(n) wie “Volk”, das “Gemeinwohl” und körperlichgeistige Wehrhaftigkeit des “deutschen Mannes”.9Heinrich Heine schrieb 1833 über Jahn und seinen Deutschnationalismus:Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, daß sein Herz enger wird, daß es sich zusammenzieht, wie Leder in der Kälte, daß er das Fremdländische haßt, daß er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will. Da sehen wir nun das idealistische Flegeltum, das Herr Jahn in System gebracht.10Wie zur Bestätigung der Worte Heines schreiben die TurnerInnen des ÖTB heute über diese Zeit:Nicht landsmannschaftlicher Kleingeist und Partikularismus sollte von nun an die Universitäten, die Studentenverbände und die öffentliche staatliche Gesellschaft prägen, sondern das Streben nach Charakterbildung und Erziehung zum täglichen Leben, sowie das Bewußtsein, daß der Nationalstaat weit über jedem noch so fein und philosophisch begründeten Weltbürgertum steht.111)3) Jahn als völkischer Mentor der Burschenschaftsbewegung