Der parfümierte Garten - Sheikh Nefzawi - E-Book

Der parfümierte Garten E-Book

Sheikh Nefzawi

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Beschreibung

Was kann bedeutender sein als das Studium jener Prinzipien, auf denen das Glück der Beziehung zwischen Mann und Frau beruht? Dieses Handbuch arabischer Liebeskunst des Sheikh Nefzawi aus dem 15. Jahrhundert ist ein Klassiker, der anhand von Geschichten, Traktaten und Parabeln die menschliche Sexualität erkundet. Was dieses Buch einzigartig macht, ist die Ernsthaftigkeit, mit der hier die intimsten Bereiche besprochen werden. Und da diese Lehre nicht beim Körperlichen Halt macht, sondern sie in Beziehung zum ganzen Menschen, seiner Gesundheit und seinem Wohl setzt, ist es ein Liebeslehrbuch im besten Sinn, das in keiner gut sortierten Bibliothek fehlen sollte.

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Seitenzahl: 335

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2020

© 2020 by Braumüller GmbH

Servitengasse 5, A-1090 Wien

www.braumueller.at

Illustration Cover: Shutterstock / © Irina1967

ISBN 978-3-99200-279-5

eISBN 978-3-99200-280-1

SHEIKH NEFZAWI

DER

PARFÜMIERTE

GARTEN

Ein Handbucharabischer Liebeskunst

Transposition des Buches „THE PERFUMED GARDEN“von SHEIKH NEFZAWI nach der fehlerhaftenÜbersetzung aus dem Französischen ins Englischevon SIR RICHARD FRANCIS BURTON aus dem Jahr 1886

Dieses Buch ist dem Andenken des Dichters, Übersetzers undFreundes Christian Loidl gewidmet, der im Dezember 2001verschwand – unter Zurücklassung einer antiquarischenAusgabe des Buches „The Perfumed Garden“ von SirRichard Francis Burton, das zu übersetzen und inJahresfrist zu veröffentlichen geplant war.

Wien, Juli 2004

VORBEMERKUNG

(der englischsprachigen Ausgabe von 1886)

„Der parfümierte Garten“ wurde vor dem Jahr 1850 von einem Stabsoffizier der französischen Armee in Algerien ins Französische übersetzt. Eine Autographie-Ausgabe wurde 1876 in Schreibschrift gedruckt, doch da, wie es heißt, nur fünfundzwanzig Exemplare hergestellt wurden, ist sie sowohl selten als auch teuer und wegen der Eigenart der Schrift schwer und ermüdend zu lesen. Eine vortreffliche Neuausgabe erschien jedoch kürzlich in Paris, mit Anmerkungen und Kommentaren des Übersetzers, überarbeitet und korrigiert im Licht des umfassenderen Wissens über Algerien, das gewonnen wurde, seit die erste Übersetzung gemacht wurde. Von dieser Neuausgabe wurde die gegenwärtige Übersetzung (eine exakte und wörtliche) angefertigt, und es ist das erste Mal, dass diese Arbeit – eine der bemerkenswertesten ihrer Art – in englischer Sprache erscheint.

EDITORISCHE NOTIZ

Die Fußnoten in diesem Buch stammen aus drei verschiedenen Quellen. Wenn nicht anders angegeben, sind sie von Richard Francis Burton; ursprüngliche Anmerkungen der Autographie-Ausgabe sind als solche ausgewiesen und Anmerkungen des deutschsprachigen Übersetzers mit „Anm. d. Übers.“ gekennzeichnet. Einfügungen des Letzteren wurden in eckige Klammern [] gesetzt. Weitere Angaben zu dieser Edition findet der Leser im Anhang.

INHALT

ANMERKUNG DES FRANZÖSISCHEN ÜBERSETZERS

EINLEITUNG:

Allgemeine Bemerkungen über den Koitus

Über die Entstehung dieses Buches

ERSTES KAPITEL:

Von lobenswerten Männern

Von den Vorzügen, die Frauen bei Männern suchen

Über die Länge des männlichen Gliedes

Über den Gebrauch und Nutzen von Parfum beim Liebesakt

Die Geschichte von Mosailama

Die goldene Robe

ZWEITES KAPITEL:

Von lobenswerten Frauen

Die Geschichte von dem Neger Dorerame

DRITTES KAPITEL:

Von verachtenswerten Männern

VIERTES KAPITEL:

Von verachtenswerten Frauen

FÜNFTES KAPITEL:

Über den Beischlaf

SECHSTES KAPITEL:

Was den Beischlaf begünstigt

Von den verschiedenen Stellungen beim Beischlaf

Stellungen für dicke Menschen

Stellungen für sehr kleine und sehr große Menschen

Stellungen für mißgebildete und behinderte Menschen

Über die höchste Lust

SIEBTES KAPITEL:

Von den Gefahren und Krankheiten, die der Beischlaf verursachen kann

ACHTES KAPITEL:

Von den verschiedenen Namen für das männliche Geschlechtsorgan (1)

Von der Bedeutung der Träume (1)

Von den verschiedenen Namen für das männliche Geschlechtsorgan (2)

NEUNTES KAPITEL:

Von den verschiedenen Namen für das weibliche Geschlechtsorgan (1)

Von der Bedeutung der Träume (2)

Von den verschiedenen Namen für das weibliche Geschlechtsorgan (2)

Die Geschichte von Fadehat el Djemal

ZEHNTES KAPITEL:

Über die Zeugungsorgane der Tiere

ELFTES KAPITEL:

Über die Schliche und Listen der Frauen

Geschichte vom betrogenen Ehemann, der sich selbst von der Untreue seiner Frau überzeugte

Geschichte des Liebhabers wider Willen

Der Liebesraub

Die Geschichte von der Frau mit den zwei Ehemännern

Die Geschichte von Bahia

Die Geschichte von dem Mann, der ein Experte für die List der Frauen war und von einer Frau übertölpelt wurde

Die Geschichte von dem Mann, den sein Esel zum Hahnrei machte

Über die Zwecklosigkeit aller Vorsichtsmaßregeln

Die Geschichte von dem Liebhaber, der von der unerwarteten Heimkehr des Ehemanns überrascht wurde

ZWÖLFTES KAPITEL:

Verschiedene nützliche Beobachtungen über Männer und Frauen

DREIZEHNTES KAPITEL:

Über die Ursachen der Lust beim Koitus

VIERZEHNTES KAPITEL:

Beschreibung der Gebärmutter von unfruchtbaren Frauen und der Behandlung derselben

FÜNFZEHNTES KAPITEL:

Über Abtreibungen

SECHZEHNTES KAPITEL:

Über die Ursachen der Unfruchtbarkeit bei Männern

SIEBZEHNTES KAPITEL:

Über die Heilung temporärer Zeugungsunfähigkeit

ACHTZEHNTES KAPITEL:

Rezepte, um ein kleines Glied zu vergrößern

NEUNZEHNTES KAPITEL:

Von Mitteln gegen schlechten Geruch in den Achselhöhlen und Geschlechtsorganen der Frauen und wie man letztere verengt

ZWANZIGSTES KAPITEL:

Anmerkungen, die Schwangerschaft betreffend, und wie man das Geschlecht eines Kindes voraussagen kann

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL:

Bildet den Abschluß dieser Arbeit und behandelt die wohltuende Wirkung von Eiern für den Koitus

Die Geschichte von Zohra

ANHANG

APPENDIX ZUR AUTOGRAPHIE-AUSGABE

NACHWORT ZU DIESER AUSGABE

BIOGRAPHIEN

ANMERKUNG DES FRANZÖSISCHEN ÜBERSETZERS

zu Sheikh Nefzawi1

Der Name des Sheikh ist der Nachwelt nur als der des Verfassers des Parfümierten Gartens bekannt geworden; es ist das einzige Buch, das ihm zugeschrieben wird.

Obgleich sich in diesem Buche viele Irrtümer und Fehler finden, die größtenteils zu Lasten der Nachlässigkeit und Unwissenheit der Abschreiber gehen, und obgleich auch der Gegenstand des Buches nicht nach jedermanns Geschmack sein wird, ist es doch offensichtlich, daß diese Abhandlung aus der Feder eines Mannes von großer Gelehrsamkeit stammt, der ein umfassenderes Wissen von Dichtung und Medizin besaß, als man es bei den Arabern anzutreffen gewohnt ist.

Da die Araber gewöhnlich den Namen ihres Geburtsortes dem ihrigen hinzufügen, dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß der Sheikh aus der im Süden des tunesischen Königreiches am See Sebkha Melrir gelegenen Stadt Nefzaoua2 des gleichnamigen Distriktes stammte.

Der Sheikh selbst berichtet, daß er in Tunis gelebt hat, und vermutlich wurde das Buch auch dort geschrieben. Der Überlieferung nach hatte er sich aus einem besonderen Anlaß zu dem Werk verpflichtet, das im Widerspruch zu seinem einfachen Geschmack und seinen abgelegten Gewohnheiten stand: Dem Bey von Tunis sei hinterbracht worden, daß er im Rechtswesen, im Schrifttum und der Heilkunde sehr bewandert sei, und der Herrscher habe ihm deshalb das Amt des Kadi angeboten. Nefzawi wollte sein zurückgezogenes Leben nicht aufgeben, um ein öffentliches Amt zu bekleiden, jedoch habe er den Bey durch eine offene Weigerung nicht beleidigen wollen, um so weniger, da eine solche ihm selbst hätte gefährlich werden können; er habe daher lediglich um einen kurzen Aufschub gebeten, um ein Buch vollenden zu können, an dem er gerade schrieb.

Diese Bitte sei ihm gewährt worden, und nun habe er das Buch niedergeschrieben, dessen Abfassung er schon seit längerer Zeit geplant hatte. Das Erscheinen des Werkes habe jedoch den Verfasser in einer Weise bekanntgemacht, daß es fortan völlig unmöglich gewesen sei, ihn als Kadi wirken zu lassen.3

Diese Überlieferung, für die sich in den Geschichtswerken jener Zeit keinerlei Bestätigung findet und die den Sheikh Nefzawi als einen Mann von geringer Charakterfestigkeit erscheinen läßt, ist wenig glaubhaft. Man muß nur einen flüchtigen Blick in das Buch werfen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß der Verfasser von den löblichsten Absichten beseelt war und daß er für sein Werk nicht nur keinen Tadel verdient, sondern im Gegenteil mit der Abfassung desselben der Menschheit einen dankenswerten Dienst erwiesen hat. Merkwürdigerweise findet sich in der Literatur der Araber kein einziger Kommentar zu diesem Buch; der Grund dafür ist vielleicht darin zu suchen, daß der Gegenstand, den es behandelt, seriöse und gelehrte Männer unnötigerweise abgeschreckt hat – ich sage unnötigerweise, weil dieses Buch, mehr als jedes andere, nach Kommentaren verlangt; schwerwiegende Fragen werden darin behandelt, und es öffnet ein weites Feld für Untersuchungen und Meditationen.

Was könnte wichtiger sein als das Studium der Prinzipien, die das Glück von Männern und Frauen – wegen ihrer wechselseitigen Beziehungen – begründen? Beziehungen, die ihrerseits wieder vom Charakter, der Gesundheit, dem Temperament und der Konstitution abhängen, die zu studieren recht eigentlich die Aufgabe der Philosophen ist.4 Ich habe mich bemüht, diese Unterlassung einigermaßen gut zu machen, indem ich eine Anzahl von Anmerkungen eingefügt habe, die zwar – das weiß ich sehr wohl – unvollständig sind, trotzdem aber eine gewisse Orientierung bieten.

Bei zweifelhaften und schwierigen Stellen, und wo die Meinung des Verfassers nicht klar ausgedrückt zu sein schien, habe ich mich bei den Gelehrten der verschiedensten Glaubensbekenntnisse nach Aufklärung umgesehen, und mit ihrem freundlichen Beistand wurden in der Tat manche von mir im Anfang für unüberwindlich gehaltene Schwierigkeiten überwunden. Es ist mir eine Freude, diesen hilfreichen Geistern hiermit meinen Dank aussprechen zu können.

Von den Schriftstellern, die sich mit ähnlichen Themen befaßt haben, läßt sich kein einziger zur Gänze mit unserem Sheikh vergleichen, denn sein Buch erinnert den Leser gleichzeitig an Aretino, den Verfasser von „Eheliche Liebe“, und an Rabelais; die Ähnlichkeit mit letzterem ist zuweilen so auffallend, daß ich gelegentlich in Versuchung kam, Parallelstellen aus „Gargantua und Pantagruel“ anzuführen.

Was die Abhandlung des Sheikh so einzigartig macht, ist die Ernsthaftigkeit, mit der die laszivsten und obszönsten Themen dargestellt sind. Es ist offensichtlich, daß der Verfasser von der Wichtigkeit seines Themas überzeugt ist, und sein Wunsch, den Mitmenschen nützlich zu sein, ist das einzige Motiv für seine Anstrengungen.

Um seinen Ratschlägen mehr Gewicht zu verleihen, zögert er nicht, Zitate aus religiösen Schriften anzuführen, und ruft in manchen Fällen sogar die Autorität des Koran an, des heiligsten Buches der Muselmanen.

Man kann annehmen – obgleich sein Werk kein Sammelwerk ist –, daß es nicht ausschließlich dem Genie Sheikh Nefzawis entsprungen ist, sondern mehrere Abschnitte vermutlich von arabischen und indischen Schriftstellern entlehnt wurden. So ist etwa der Bericht von Mosailama und Sheja dem Werk des Mohammed Ben Djerir el Taberi entnommen; die Beschreibung der verschiedenen beim Koitus einzunehmenden Stellungen sowie der in jedem einzelnen Fall angemessenen Bewegungen stammt aus indischen Werken; und in dem Kapitel über die Auslegung von Träumen scheint das Buch des Azzedine el Moccadesi „Vögel und Blumen“ zu Rate gezogen worden zu sein. Hieraus ist dem Autor aber keineswegs ein Vorwurf zu machen, sondern sicherlich ist im Gegenteil ein Schriftsteller zu loben, wenn er sich die Erleuchtungen von Gelehrten vergangener Zeiten zunutze macht, und es wäre undankbar, wollte man den Nutzen nicht anerkennen, der dadurch seinen Lesern, die in der Kunst des Liebens noch Anfänger waren, erwuchs.

Es ist nur zu bedauern, daß dieses in vielerlei Hinsicht vollständige Werk eine große Lücke aufweist, indem ein unter den Arabern allgemein verbreiteter Brauch überhaupt nicht zur Sprache kommt. Ich meine die auch von den alten Griechen und Römern bestätigte Vorliebe für Knaben vor Frauen oder sogar dafür, mit letzteren wie mit Knaben zu verkehren.

Hierüber sowie über die gegenseitigen Vergnügungen von Frauen, sogenannten Tribaden, hätte sich wohl manches Lehrreiche sagen lassen. Dasselbe Stillschweigen hat der Autor in Bezug auf die Sodomie [den Verkehr mit Tieren] gewahrt. Nichtsdestotrotz beweisen zwei Geschichten, deren eine von gegenseitigen Liebesbezeigungen zweier Frauen handelt, während in der anderen von einer Frau, die sich der Liebesdienste eines Esels versichert, berichtet wird, daß der Autor über solche Dinge Bescheid wußte. Es ist daher unentschuldbar, daß er auf diese Besonderheiten nicht ausführlicher eingegangen ist.

Gewiß wäre es für uns interessant gewesen, zu erfahren, welche Tiere durch ihre natürliche Veranlagung und körperliche Beschaffenheit am besten geeignet sind, einem Manne oder einer Frau Vergnügen zu bereiten, und welche Folgen solcherlei geschlechtliche Verbindungen haben können.

Und letztlich schweigt der Sheikh sowohl über die Genüsse, die ein Mund oder die Hand einer schönen Frau spenden kann, als auch über den Cunnilingus.5

Was mag das Motiv für diese Auslassungen gewesen sein? Das Stillschweigen des Autors kann nicht seiner Ignoranz zugerechnet werden, denn seine Schilderungen offenbaren einen derartigen Umfang und eine so große Mannigfaltigkeit an Kenntnissen, daß ein Zweifel an seinem Wissen ausgeschlossen ist.

Sollten wir den Grund für diese Lücke vielleicht in der Verachtung, die der Muselmane in Wahrheit für Frauen empfindet, suchen und darin, daß er vielleicht der Meinung ist, es entspreche nicht seiner Manneswürde, sich zu anderen Liebkosungen herabzulassen als jenen, die den Gesetzen der Natur entsprechen? Oder hat der Verfasser die Erwähnung derartiger Themen vielleicht unterlassen, um nicht selbst in den Verdacht zu geraten, solche Vorlieben zu haben, die von anderen als entartet angesehen werden?

Wie dem auch sein mag – das Buch enthält viele nutzbringende Informationen und eine große Menge kurioser Fälle, und ich habe diese Übersetzung angefertigt, weil ich die Überzeugung Sheikh Nefzawis, die er in seiner Einleitung äußert, teile: „Ich schwöre bei Gott, es ist mein Wunsch und meine ernsthafte Absicht, daß das Wissen, welches in diesem Buch versammelt ist, größere Verbreitung finden soll. Nur ein Stumpfsinniger und ein Feind der Erkenntnis würde versuchen, es zu ignorieren oder sich darüber lustig zu machen.“

1Anmerkung in der Autographie-Ausgabe: „Der Leser, wenn er dieses Werk genauer studiert, sollte nicht vergessen, daß die Bemerkungen und Kommentare des Übersetzers vor 1850 geschrieben wurden, als man noch wenig über Algerien und gar nichts über Kabul wusste. Er wird deshalb nicht überrascht sein, daß einige kleine Details nicht dem Stand des Wissens entsprechen, das seit damals erworben wurde.“

2Im Distrikt Nefzaoua befinden sich viele isolierte Dörfer, alle im Flachland, umgeben von Palmbäumen mit großen Wasser-Reservoirs im Zentrum. Die Pilger glauben, das Land heiße Nefzaoua, weil es dort tausend „zouas“ gibt (eine Kapelle, in der ein Marabout begraben ist), und es wird vermutet, daß es ursprünglich El Afoun Zaouia hieß. Doch diese arabische Etymologie scheint nicht korrekt, da, gemäß arabischen Historikern, die Namen der Örtlichkeiten älter sind als der Islamismus. Die Stadt Nefzaoua ist von einer Mauer umgeben, die aus Steinen und Ziegeln errichtet ist; sie besitzt sechs Tore, eine Moschee, Bäder und einen Markt; im Umland gibt es viele Brunnen und Gärten.

3Vielleicht war die unter diesen Umständen entstandene Schrift nicht das vorliegende Buch, sondern nur ein bedeutend kürzerer Vorläufer desselben mit dem Titel „Die Fackel des Universums“.

4„Wir müssen uns nicht fürchten, die Vergnügungen der Sinne mit den höchsten geistigen Vergnügungen zu vergleichen; geben wir uns nicht dem Irrtum hin, zu glauben, daß es natürliche Vergnügungen von zweierlei Art gibt, von denen die eine unedler als die andere sei; die edelsten Vergnügungen sind die großartigsten.“ – (Essai über die moralische Philosophie, von M. de Maupertuis, Berlin 1749.)

5Paediconibus os olere dicis;

Hoc si, sicut ais, Fabulle, verum est,

Quid credis olere cunnilingis?

Die Münder der Päderasten, sagst du, riechen schlecht;

Wenn das wahr wäre, wie du beteuerst, Fabulus,

Was denkst du dann über jene, welche die Vulva lecken?

MARTIALIS, XII. Buch, Epigramm 86.

EINLEITUNG

Allgemeine Bemerkungen über den Koitus

Gepriesen sei Gott, der den natürlichen Leib der Frau als Quell höchster Lust für den Mann bestimmt hat und den natürlichen Leib des Mannes als Quell höchster Lust für die Frau.

Gepriesen sei Gott, der entschied, daß das Wohlgefühl, die Lust und die geschlechtliche Befriedigung der Frau von dem Empfang abhängig sein soll, den sie dem männlichen Glied bereitet, und daß ein Mann weder Ruhe noch Frieden finden soll, ehe er seine Pflicht nicht ehrenvoll erfüllt hat!

Kommt es zum Liebesakt, beginnt schon bald, nach harmlosen Tändeleien, ein lebhafter Wettstreit zwischen den beiden Liebenden. Sie scherzen miteinander, küssen, streicheln und umarmen sich, wobei sie sich mehr und mehr ineinander verschlingen, und die Lust, als Folge der Berührungen und Liebkosungen, vor allem in der Schamgegend, nicht lange auf sich warten läßt. Dann dringt der Mann vorsichtig in sie ein und arbeitet schon bald, in der Fülle seiner Kraft, wie ein Stößel, wobei ihm die Frau kunstreich, mit lasziven, wellenförmigen Bewegungen, zu Hilfe kommt. Früh, viel zu früh kommt sein Erguß!

Gepriesen sei Gott, der uns den Kuß auf den Mund, die Wangen, den Hals und den Nacken gewährt hat, das Saugen und Trinken an süßlich-sinnlichen Lippen, um zu jeder gewünschten Zeit eine Erektion zu bewirken. ER war es, der in seiner Weisheit den Oberkörper der Frau mit Brüsten ausstattete, sie mit einem Doppelkinn schmückte und ihre Wangen mit den strahlenden Feuerfarben von Juwelen und Brillanten versah. ER war es, der ihren Augen das Vermögen gab, im Mann die Liebe und leidenschaftliches Begehren zu entflammen; der den Saum ihrer Augen mit einem Strahl glänzender Wimpern wie mit blinkenden Klingen umgab. Mit bewundernswerten Flanken und einem herrlichen Nabel erhöhte ER die Schönheit ihres sanft gewölbten Bauches. An der Rückseite stattete ER sie mit den üppigen Halbmonden zweier vortrefflich gestalteter Doppelfleischhälften aus. Und ließ alle diese Wunder auf zwei majestätischen Oberschenkeln ruhen, zwischen denen ER das Kampffeld gesetzt hat, das, ist es üppig, in seiner Fülle einem Löwenkopf gleicht und das die Menschen „Vulva“ nennen. O, unzählbar sind die Namen der Männer, die an dieser Pforte schon ihr Leben lassen mußten! Und unter ihnen nicht wenige der Tapfersten und Besten.

Gott hat diesem Objekt einen Mund, eine Zunge1, zwei Lippen und eine Form, vergleichbar dem Hufabdruck einer Gazelle im Wüstensand, gegeben.

Alle diese Wunder aber werden von zwei wunderbaren Säulen getragen, die Zeugen der Macht und der Weisheit Gottes sind; sie sind wohlgeformt, verziert mit den Ornamenten der Knie, der Waden und der zarten Fußknöchel, auf deren Bug kostbare Edelsteine ruhen. Der Allmächtige hat die Frau in ein Meer des Entzückens, verschwenderischer Pracht und üppiger Wollust getaucht; ER hat sie in die kostbarsten Gewänder gehüllt und ihr Gesicht mit einem Lächeln erhellt.

Gepriesen sei Gott, daß ER die Frau in ihrer Schönheit und ihrem reizvollen Körper erschuf; mit glänzendem Haar, der Taille, dem Hals, mit Brüsten, die anschwellen, und verliebten Gebärden, die das Verlangen mehren.

Der Herr der Welten hat ihr die Macht, zu verführen, verliehen; alle Männer, ob stark oder schwach, unterliegen ohne Ausnahme ihrem Zauber. Auch das Gemeinschaftsleben hängt von der Frau ab; sie ist es, die den Aufenthaltsort wählt und über Aufbruch und Bleiben der Familie bestimmt.

Der Zustand der Demütigung in den Herzen jener, die lieben, aber vom Objekt ihrer Zuneigung getrennt sind, verzehrt ihre Brust mit den Flammen der Liebe und erfüllt sie mit Unterwürfigkeit, Elend und Verzweiflung. So werden sie, infolge ihrer Leidenschaft, auf jede Art und Weise um ihr Schicksal betrogen; und dies alles nur wegen des brennenden Verlangens nach Vereinigung.

Ich, der Diener Gottes, erweise IHM meinen Dank, dafür, daß kein Mann dem Zauber einer schönen Frau widerstehen und sich von dem Verlangen, sie zu besitzen, befreien kann; weder durch einen Ortswechsel noch durch Flucht noch durch Trennung.

Ich bezeuge, daß es keinen anderen Gott gibt außer IHM, dem Lebendigen, dem aus sich selbst Seienden und Allerhaltenden! Und ich werde an diesem Zeugnis festhalten bis zum Tag des Letzten Gerichts.

Ebenso lege ich für MOHAMMED Zeugnis ab, den Diener und Gesandten Gottes, den Propheten der Propheten (Gottes Segen und Barmherzigkeit seien mit ihm, seiner Familie und seinen Schülern2). Ich bewahre meine Gebete und Segenssprüche für den Tag der Vergeltung auf. Gebe Gott, daß sie gehört werden!

Über die Entstehung dieses Buches

Das vorliegende Werk basiert auf einem kleinen Buch mit dem Titel Die Fackel des Universums, das von den Mysterien der Zeugung handelt. Dieses Büchlein fand die Aufmerksamkeit des Wesirs unseres Herrn Abd-el-Aziz, Herrscher von Tunis, dem er auch Hofdichter, Kamerad, Freund und Privatsekretär war. Er war ein außerordentlicher Mann, gerecht im Urteil, erfahren, weise, klug, und galt als der gelehrteste Mann seiner Zeit. Er hieß Mohammed ben Ouana ez Zouaoui und gehörte dem Stamm der Zouaoua an.3 Er war nach Algier gekommen und hatte dort die Bekanntschaft unseres Herrn Abd-el-Aziz el Hafsi gemacht.4

Am Tag der Eroberung von Algier durch die Spanier floh unser Herr mit ihm nach Tunis (Möge ihn die Macht Gottes bis zum Tag der Auferstehung beschützen!) und ernannte ihn dort zum Großwesir.

Kurz nachdem das oben erwähnte Büchlein in seine Hände gelangt war, ließ er mir die Einladung überbringen, ihn möglichst bald in seinem Wohnhaus zu besuchen. Ich kam der Einladung nach und wurde von ihm mit großer Liebenswürdigkeit empfangen. Drei Tage später kam er zu mir, zeigte mir das kleine Buch und sagte:

„Das ist dein Werk!“

Als er sah, daß ich errötete, fügte er hinzu:

„Du hast keinen Grund, dich zu schämen, denn alles, was du geschrieben hast, ist wahr; es steht in diesem Buch nichts, weshalb irgend jemand sich fürchten müßte. Abgesehen davon bist du nicht der erste, der dieses Thema behandelt, und, ich schwöre bei Gott, es ist mein Wunsch und meine ernsthafte Absicht, daß das Wissen, welches in diesem Buch versammelt ist, größere Verbreitung finden soll. Nur ein Stumpfsinniger und ein Feind der Erkenntnis würde versuchen, es zu ignorieren oder sich darüber lustig zu machen. Aber höre: Es gibt da noch ein paar Dinge, die du auch anführen solltest.“

Ich fragte ihn, welche das wären, und er antwortete:

„Ich wünsche, daß du deinem Werk ein Kapitel hinzufügst, das die Heilmittel und Arzneien behandelt, die du bisher in deiner Arbeit nicht erwähnt hast, daß du alle bekannten Tatsachen dazu aufzählst und nichts ausläßt. Du wirst auch über die Beweggründe schreiben, über die Umstände und die Bedingungen, die den Koitus erschweren, oder wie er zu verhindern ist. Du wirst des weiteren die Heilmittel erwähnen, die man gegen den Verlust der Potenz gebraucht, und jene, die Verwünschungen aufheben; außerdem die Mittel, durch welche ein kleines Glied größer gemacht werden kann, sowie jene Mittel, durch die man den schlechten Geruch aus den Achselhöhlen und von dem Geschlecht der Frau vertreiben kann, damit sie wohlriechend werden, und durch welche Mittel man das Geschlecht der Frau wieder verengen kann. Du wirst dich auch mit der Schwangerschaft befassen, damit das Buch vollständig werde und keine Fragen offen läßt. Erst dann wird deine Arbeit vollendet sein.“

Ich antwortete dem Wesir: „O mein Herr, dem gerecht zu werden, was Ihr aufgezählt habt, fällt mir nicht schwer, wenn es auch Gott, dem Herrn im Himmel, wohlgefällig ist.“5

Nachdem er gegangen war, machte ich mich unverzüglich an die Arbeit, erstellte ein Verzeichnis und begann, Material für die Ausarbeitung zu sammeln.

Ich erflehte den Beistand Gottes, der alles zu unserem Besten geordnet hat (denn es gibt nur einen Gott, und alles Gute kommt von Ihm), und bat Ihn, mich auf den rechten Weg zu führen. Unsere Stärke und unser Glück gründen in Gott, dem Allmächtigen, dem Allerhöchsten; und es gibt keine Macht und keine Freude als in Ihm. Unsere Kraft und Seligkeit ruhen in Gott, dem Allmächtigen und Allerhöchsten!

Ich nannte mein Buch Der parfümierte Garten als Jungbrunnen der Seelen (Er Roud el Âater p’nezaha el Khater).

Um das Studium dieses Buches zu erleichtern, habe ich es in einundzwanzig Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel bezieht sich auf ein bestimmtes Thema, sei es medizinischer Natur, anekdotisch oder eine Aufzählung der Schliche und Täuschungen der Frauen.

1Gemeint ist die Klitoris.

2Mohammed ruft in Vers 56 der Sure 33 mit dem Titel „Die Gruppierungen“ die Gläubigen dazu auf, den Segen über ihn zu sprechen und ihn mit dem gehörigen Gruß zu grüßen. Es geschieht in Erfüllung dieses Gebotes, daß die Muselmanen den Namen ihres Propheten weder aufschreiben noch aussprechen, ohne die heilige Formel „Gott segne ihn und schenke ihm Heil“ hinzuzufügen.

3Die Zouaoua [zu Deutsch: die Igawawen oder Gawawa, Arabisch: Zwāwa] waren ein unabhängiger Kabylen-Stamm, der die Höhen von Djurjura bewohnte. Das Land Kon-Kon, das von den spanischen Schriftstellern als Königreich dargestellt wird, war das Gebiet, das dem Zouaoua-Stamm unterstand, der häufig in Konflikte mit den Türken geriet, nachdem jene in Tunis gelandet waren.

4Bei dem betreffenden Zeitraum kann es sich nur um die Unterwerfung Algiers durch die Spanier handeln, als die Stadt im Jahr 1510 (916 nach der Hedschra) die Herrschaft Spaniens anerkannte und sich verpflichtete, Tribut zu zahlen, oder um die Etablierung der türkischen Herrschaft im Jahr 1515 (921 nach der Hedschra). Dies sind die einzigen zwei Fälle von Unterwerfung, die uns von den Historikern überliefert wurden; und in keinem dieser Perioden regierte ein Abd-el-Aziz Tunis. Es ist jedoch recht wahrscheinlich, daß der Autor von der türkischen Besetzung spricht, als Barbarossa [der griechische Seeräuber islamischen Glaubens, Cheir-ed-Din Barbarossa], nachdem er vom Emir von Algier eingeladen worden war, ihm mit seinen Türken im Krieg gegen die Spanier zu helfen, in der Stadt ankommt, den Emir tötet und sich selbst als König von Algier ausruft.

Damals hieß der Regent von Tunis Abou Omar Amane Mohammed. Der Bey mit dem Namen Abd-el-Aziz, der nach der Periode seiner Regentschaft den Ereignissen, die der Autor erwähnt, am nächsten kommt, war Abou Omar Abd-el-Aziz, der 893 starb und einer der besten Kalifen der Ben-Hafs-Dynastie war. Dieser Fehler oder diese Abweichung wird niemanden überraschen, der weiß, wie ungenau die Araber bei Zitaten sind.

5Die Araber sagen nie, daß sie etwas tun, ohne anzufügen: „Wenn es Gott gefällt.“ Die Vorschrift des Koran (Vers 23, Sure 18) lautet: „Und sprich nie von einer Sache: ‚Ich werde es morgen tun‘, es sei denn (du fügst hinzu): ‚So Allah will.‘“

Der Ursprung dieser Verse wird der momentanen Verzweiflung Mohammeds zugeschrieben, in die er verfiel, nachdem er den Juden versprochen hatte, ihre Fragen zu beantworten, doch vergessen hatte, „So Allah will“ hinzuzufügen. Als Strafe erhielt er die Offenbarungen erst einige Tage später. Der gesamte Vers lautet:

„Und sprich nie von einer Sache: ‚Ich werde es morgen tun‘, es sei denn (du fügst hinzu): ‚So Allah will.‘ Und gedenke deines Herrn, wenn du dies vergessen hast, und sprich: ‚Ich hoffe, mein Herr wird mich noch näher als diesmal zum rechten Wege führen.‘“

ERSTES KAPITEL

Von lobenswerten Männern

WISSE, o Wesir (möge der Segen Gottes auf dir ruhen), zwar gibt es Männer und Frauen von unterschiedlichster Wesensart, jedoch unterscheidet man sie danach, ob sie es wert sind, gelobt zu werden, oder ob sie es verdienen, getadelt, ja verachtet zu werden.

Ist ein untadeliger Mann mit einer begehrenswerten Frau zusammen, schwillt sein Glied an; es erstarkt, wird kraftvoll und hart; es ejakuliert nicht schnell und ist nach dem Höhepunkt bald wieder zu einer Erektion bereit.

Da die Frauen die Männer nur um des Koitus willen lieben, sollte das Glied von ausreichender Größe und Länge sein, der Oberkörper leicht und das Gesäß kräftig; ein Mann sollte wissen, wie er seinen Erguß kontrollieren kann, und immer zur Erektion bereit sein; sein Glied sollte bis auf den Grund des weiblichen Geschlechtes reichen und dieses zur Gänze ausfüllen. Ein Mann mit solchen Vorzügen wird von den Frauen innig geliebt werden. Wie der Dichter schon sagt:

Ich habe Frauen gesehen, die bei Jünglingen

die ausdauernden Vorzüge zu finden hofften,

die einen Mann im Vollbesitz seiner Stärke auszeichnen.

Die Schönheit und die Freude am Genuß,

Kraft und Beherrschung,

ein wohlgeformtes Glied, fähig und hilfreich,

die Dauer der Umarmung

zu verlängern,

kräftige Hinterbacken, doch der Oberkörper leicht,

wie Licht

flutet er über ihren Körper,

wieder und wieder, bedeckt das Wasser der Meere

den Strand.

Ohne Hast

gelangt er ans Ziel.

Fähig zum Genuß,

kommt sein Höhepunkt

wie ein seit langer Zeit ersehntes Vergnügen.

Wieder und wieder

ist er bereit,

das Feld zwischen ihren Schenkeln zu pflügen.

Von solcher Art

ist der Mann, dessen Verehrung die Frauen lieben.

Von den Vorzügen, die Frauen bei Männern suchen

Es wird erzählt, daß Abd-el-Melik ben Merouane1 eines Tages seine Geliebte Leilla2 aufsuchte, um ihr einige Fragen zu stellen. Unter anderem wollte er von ihr wissen, was denn die Vorzüge wären, auf die Frauen bei Männern achten.

Sie antwortete ihm: „O, mein Herr, ihre Wangen müssen so rosig sein wie die unsrigen.“

„Und was noch?“, fragte ben Merouane.

„Ihr Haar muß glänzen, voll und geschmeidig sein wie das unsere … – tatsächlich aber müssen sie Euch ähnlich sein. Denn eines ist gewiß, o Prinz der Gläubigen: Wenn ein Mann nicht stark und reich ist, wird er bei den Frauen wenig gelten.“

Über die Länge des männlichen Gliedes

Um eine Frau zu befriedigen, sollte das männliche Glied nicht länger als zwölf Finger- oder drei Handbreit sein und nicht kürzer als sechs Finger- oder eineinhalb Handbreit.

Ein Mann, dessen Glied kürzer als zwei Handbreit ist, wird die Frauen zwar erfreuen, aber nur mit wechselndem Erfolg befriedigen.

Über den Gebrauch und Nutzen von Parfum beim Liebesakt

Die Geschichte von Mosailama

Düfte haben die Macht, das sexuelle Begehren der Menschen zu erregen. Das trifft auf Männer wie auf Frauen gleichermaßen zu. Der Gebrauch von Parfum hat sich schon oft als hilfreich erwiesen, wenn ein Mann eine Frau verführen wollte.

Zu diesem Thema ist die Geschichte von Mosailama3, dem Betrüger, dem Sohn Kais (den Gott verfluche!), überliefert, die ich hier erzählen will. Mosailama behauptete von sich, das Gottesgeschenk der Prophetie zu besitzen, und es ist bekannt, daß er dabei auch den Propheten Gottes (Mögen Gottes Heil und Segen auf ihm ruhen!) nachahmte. Aus diesem Grund haben er und viele Araber sich den Zorn des Allmächtigen zugezogen.

Mosailama, der Betrüger, der Sohn Kais, fälschte und verfälschte den Koran durch seine Lügen und Unwahrheiten, wie es ihm gerade paßte. Als eines Tages Leute eines bösen Glaubens ihn besuchten und die Sprache auf jenes Kapitel des Koran kam, welches der Engel Gabriel4 (Gott gewähre ihm Erlösung!) dem Propheten (die Gnade Gottes sei mit ihm!) gebracht hatte, behauptete Mosailama: „Der Engel Gabriel hat auch mir ein ähnliches Kapitel gebracht.“

Dann begann er sich über das Kapitel Der Elefant (al-Fīl)5 lustig zu machen, indem er sagte: „In dem Kapitel Der Elefant sehe ich den Elefanten. Ich frage mich: Was ist der Elefant? Wofür steht er? Was ist dieser Vierfüßler eigentlich? Er hat einen Schwanz, ein Schwanzende und einen langen Rüssel. Er ist wahrlich eine Schöpfung Gottes, des Großartigen!“

Das Kapitel Der Überfluß (al-Kauthar)6 war ebenfalls Gegenstand seiner Spottreden. Er sagte: „Wir haben Dir wertvolle Edelsteine gegeben, aus denen Du, Mächtigster, Dir selbst die wertvollsten auswählen kannst. Denn wir haben Dir, Höchster, den Vorzug vor allen Menschen gegeben. Also wähle gut und gib acht, daß dies Dich nicht zum Hochmut verführt.“

Auf diese Art und Weise hat Mosailama mit seinen Lügen und Unwahrheiten zahlreiche Kapitel des Koran verfälscht.

Eines Tages nun, während er bei der Arbeit war, kam ihm zu Ohren, was über den Propheten (Gottes Gnade sei mit ihm) gesagt wurde. Hörend lernte er, daß, wenn der Prophet seine ehrwürdigen Hände einem Kahlköpfigen auflegte, diesem sofort das Haar nachwuchs; spie er in eine Quelle, strömte das Wasser im Überfluß; war das Wasser zuvor salzig gewesen, wurde es mit einem Mal frisch und süß; strich er seinen Speichel auf ein blindes oder von Krankheit befallenes Auge, war es sofort wiederhergestellt; legte er aber seine Hand auf den Kopf eines Kindes und sprach dazu die Worte: „Lebe hundert Jahre lang“, so war es gewiß, daß dieses Kind hundert Jahre lang leben würde.

Auch die Schüler Mosailamas hörten diese Reden. Sie gingen zu Mosailama und sagten: „Hast du von dem Propheten Mohammed gehört und den Wundern, die er vollbringt?“

Er antwortete ihnen: „Ich habe davon gehört. Ich werde es besser machen als er.“

Nun war Mosailama ein Feind Gottes, und wenn er seine unwürdige Hand einem spärlich behaarten Kopf auflegte, so wurde dieser mit einem Schlag kahl; spie er in einen Brunnen mit Süßwasser, wurde es sofort salzig; strich er seinen Speichel auf ein von Krankheit befallenes Auge, erblindete es; und wenn er seine Hand auf den Kopf eines Kindes legte und dabei die Worte sprach: „Lebe hundert Jahre lang“, so fiel es mit Sicherheit auf der Stelle tot um.

Seht, o meine Brüder, was jenen passiert, deren Augen sich dem Licht verschließen und die Hilfe des Allmächtigen leugnen!

Hört nun, was jener Frau aus dem Stamme der Beni-Temin widerfuhr, deren Name Sheja el Temimia war. Diese Frau war zur Prophetie berufen. Sie hatte von Mosailama gehört und er von ihr.

Sie war sehr mächtig, denn der Stamm der Beni-Temin war zahlreich. Eines Tages sagte sie sich: „Das hat es noch nie gegeben, daß zwei Menschen zur selben Zeit zur Prophetie berufen waren. Entweder ist er ein Prophet, und dann werden ich und meine Schüler seine Gesetze befolgen, oder ich bin der Prophet, und er und seine Schüler müssen meine Gesetze befolgen.“

Dies alles geschah nach dem Tod des wahren Propheten (auf dem der Segen Gottes ruhe!).

Sheja schrieb nun an Mosailama folgenden Brief:

Es ist nicht üblich, daß zwei Menschen gleichzeitig prophezeien; wir werden uns treffen und unsere Lehren prüfen, wir und unsere Schüler werden das diskutieren, was Gott uns offenbart hat, und wir werden den Gesetzen desjenigen folgen, der sich als der wahre Prophet erweist.

Dann verschloß sie den Brief, gab ihn einem Kurier und sagte zu ihm: „Bring diese Botschaft nach el Yamama und übergib sie Mosailama ben Kais; in der Zwischenzeit werde ich mit meinem Heer nachkommen.“

Am nächsten Tag bestieg die Prophetin ihr Pferd und brach, begleitet von ihrem Gefolge, nach el Yamama auf.

Der Kurier, in der Stadt angekommen, begab sich sogleich zu Mosailama, grüßte ihn und übergab den Brief.

Mosailama öffnete den Brief, las und begriff sofort den Ernst der Botschaft. Er ließ seine Vertrauten zu sich rufen, um sich mit ihnen zu beraten. Einer nach dem anderen kam, um ihm seine Ratschläge zu unterbreiten und seine Ansichten zu dem Problem darzulegen. Mosailama aber hörte nichts als leere Worte, denn keiner ihrer Ratschläge konnte ihn aus seiner mißlichen Lage befreien.

In dieser Bestürzung näherte sich ihm einer seiner Ratgeber, mit dem er noch nicht gesprochen hatte, und sagte zu ihm: „O Mosailama, beruhige deine Seele und erfrische dein Auge. Ich will dir raten wie ein Vater seinem Sohn.“

„Sprich, und laß deine Worte aufrichtig sein!“, antwortete Mosailama.

„O Mosailama, errichte morgen in aller Frühe außerhalb der Stadt ein Zelt aus gefärbtem Brokat. Innen statte es mit den kostbarsten Seidenstoffen aus.7 Fülle es danach mit den Düften erlesener Parfums wie Amber und Moschus und mit stark duftenden Blumen wie der Rose, mit Orangenblüten, Jasmin, Narzissen, Hyazinthen und Nelken. Sobald dies getan ist, stelle im Zelt einige goldene Gefäße auf, die mit grüner Aloe, grauem Amber, nedde8 und ähnlichem gefüllt sind. Dann verschließe die Eingänge so, daß keiner dieser Düfte entweichen kann.

Wenn du siehst, daß die Düfte so stark geworden sind, daß sie das Wasser, welches in dem Zelt ist, sättigen, besteige deinen Thron und laß die Prophetin rufen, um mit ihr alleine in dem Zelt zu reden. Wenn sie das Duftgemisch einatmet, wird sich ihr Körper entspannen, sie wird zugleich entzückt und erregt sein und sich fühlen, als ob ihr gleich die Sinne schwinden. Siehst du, daß es soweit ist, frag sie, ob du ihr Begehren stillen sollst; sie wird nicht zögern, dem zuzustimmen. Hast du sie aber erst einmal besessen, wirst du für immer von den Schwierigkeiten, die sie und ihre Gefolgschaft dir bereitet haben, befreit sein.“

„Du hast gut gesprochen“, rief Mosailama begeistert aus. „Bei Gott, dein Rat ist gut und gut durchdacht.“ Und sogleich gab er Anweisung, den Plan auszuführen.

Nachdem alles seinen Wünschen gemäß geschehen war und er sah, daß das Duftgemisch stark genug war, um das Wasser in dem Zelt zu sättigen, setzte er sich auf seinen Thron und ließ die Prophetin rufen. Er begann, mit ihr zu sprechen, und während er sprach, bemerkte er, wie sie allmählich an Geistesgegenwart verlor und ihre Aufmerksamkeit nachließ; sie schien verwirrt und benommen.

Da wußte er, daß sie den Beischlaf begehrte, und er sagte:

„Komm, erhebe dich und laß mich dich besitzen; dieser Ort wurde eigens für diesen Zweck vorbereitet. Wenn du willst, kannst du dich auf den Rücken legen oder auf allen Vieren hinhocken oder knien wie beim Gebet, ein Dreifuß, mit deiner Stirn am Boden und deinem Gesäß in der Luft.9 Welche Stellung du auch immer begehrst, sprich, und du sollst erhört werden.“

„Ich will es auf jede Weise“, antwortete die Prophetin. „Laß die Offenbarung Gottes in mich eindringen, o Prophet des Allmächtigen!“

Er stürzte sich auf sie und erfreute sich an ihr, wie es ihm gefiel. Danach sagte sie zu ihm: „Ich werde diesen Ort jetzt verlassen. Komm später zu mir und erbitte mich von meiner Gefolgschaft als deine Frau.“

Als ihre Schüler, die in einiger Entfernung von dem Zelt auf sie gewartet hatten, sie nach dem Ergebnis der Beratung fragten, antwortete sie ihnen: „Mosailama hat mir alles gezeigt, was ihm offenbart worden ist, und ich weiß, daß es die Wahrheit ist: Gehorcht ihm!“

Später ging Mosailama zu ihr und erbat sie von ihrer Gefolgschaft als Frau, was ihm gewährt wurde. Als die Gefolgschaft ihn nach der Morgengabe für seine zukünftige Braut fragte, antwortete er ihnen:

„Ich erlasse euch die Verrichtung des Nachmittagsgebetes.“

Seit damals beten die Beni-Temin nicht mehr um diese Stunde. Und wenn man sie nach dem Grund dafür fragt, antworten sie: „Die Weisung unserer Prophetin ist der Grund dafür; sie allein kennt den Weg der Wahrheit.“ Denn sie haben nie einen anderen als ihren Propheten akzeptiert. Darauf bezieht sich auch der Dichter, wenn er sagt:

Uns war eine Frau als Prophetin gegeben;

und wir halten ihre Worte hoch.

Allen anderen Menschen jedoch

bestimmen die Gesetze

männlicher Propheten das Leben.

Der Tod Mosailamas war durch den Propheten Abou Beker10 (möge ihm Gott wohlgesinnt sein!) vorausgesagt worden. Einige glauben, daß ein Mann namens Zeidben Khettab ihn getötet hat, andere behaupten, er sei von Ouhsha, einem seiner Schüler, ermordet worden. Nur Gott weiß, ob Ouhsha wirklich der Mörder war. Die Leute glauben es, weil von ihm folgende Worte überliefert sind: „In meiner Unwissenheit habe ich den besten aller Männer getötet, Haman ben Abd el Mosaleb, und auch den schlechtesten, Mosailama. Ich hoffe, daß Gott mir eine dieser Taten in Anrechnung der anderen vergeben wird.“11

Sheja aber bereute, bekehrte sich zum islamischen Glauben und heiratete einen Nachkommen des Propheten (möge der Herr mit Wohlgefallen auf ihren Mann blicken!).

Und hier endet diese Geschichte.

Nur ein Mann, der sich bemüht, den Frauen zu gefallen, ist ihrer Gunst auch wert – behaupten zumindest die Frauen.

Er sollte ein gutes Auftreten haben, in seinem Erscheinungsbild gepflegt sein und die Leute, mit denen er sich umgibt, an Schönheit überragen. Seine körperliche Verfassung sollte gut und sein Körper wohlproportioniert sein; er sollte aufrichtig und ernsthaft sein, auch im Gespräch mit Frauen; des weiteren großzügig, tapfer, kein Prahlhans und ein amüsanter Unterhalter. Sklave seines Wortes muß er ein gegebenes Wort immer halten, stets die Wahrheit sagen, seine Vorhaben ausführen und immer tun, was er gesagt hat.

Ein Mann aber, der mit seinen Erfolgen bei Frauen oder ihrer Geneigtheit zu ihm prahlt, ist ein Geck. Von solchen Männern wird im nächsten Kapitel die Rede sein.

Zuvor, und um dieses Kapitel abzuschließen, erzähle ich noch die Geschichte von Bahloul, dem Hofnarren, und der Tochter des Königs.

Die goldene Robe

Es lebte einmal ein König mit Namen Mamoun.12 Der hatte einen Hofnarren, Bahloul genannt, um seine Prinzen und Wesire zu unterhalten.

Eines Tages erschien nun dieser Possenreißer wieder bei Hofe, als sich der König gerade amüsierte. Er gestattete ihm, sich zu setzen, und fragte ihn, wobei er sich von ihm abwandte: „Warum bist du gekommen, o du Sohn einer bösen Frau?“

„Ich bin gekommen, um zu sehen, was es bei unserem Herrn, den Gott immer siegreich machen möge, Neues gibt.“

„Und was gibt es bei dir Neues?“, fragte der König. „Und wie geht es dir mit deinen zwei Frauen, der neuen und der alten?“ Bahloul hatte sich nämlich, unzufrieden mit seiner Frau, mit einer zweiten Frau verheiratet.

„Ich bin nicht glücklich“, antwortete Bahloul. „Weder mit der alten noch mit der neuen; und zudem bedrückt mich Armut.“

„Kannst du zu dem Thema irgendwelche Verse vortragen?“

Bahloul bejahte, und der König forderte ihn auf, die Verse vorzutragen. Bahloul begann:

Die Armut hält mich in Ketten; das Elend peinigt mich

ohne Unterlaß,

ich werde von Schicksalsschlägen gegeißelt,

ein Unstern hat mich in Bedrängnis gebracht

und mir die Verachtung der Menschen zugezogen.

Nein, Gott schätzt eine Armut wie die meine nicht;

mein Zustand ist in jedermanns Augen eine Schmach.

Unglück und Elend halten mich seit langer Zeit umarmt;

und es besteht kein Zweifel daran,

daß mich auch mein Wohnhaus schon bald nicht mehr kennen wird.

Darauf sagte Mamoun zu ihm: „Wohin also wirst du gehen, in deiner Not?“

„Zu Gott und seinem Propheten, o Prinz der Gläubigen.“

„Das ist gut“, sagte der König. „Jene, die ihre Zuflucht bei Gott und seinem Propheten suchen und danach bei uns, werden willkommen sein. Aber kannst du mir nun noch einige Verse über deine zwei Frauen vortragen und darüber, wie du mit ihnen zurechtkommst?“

„Gern“, antwortete Bahloul.

„Dann laß uns hören, was du zu sagen hast!“

Bahloul begann:

Aus Unwissenheit habe ich zwei Frauen geheiratet –

und warum beklagst du dich, Ehemann von zwei Frauen?

Sagte ich nicht zu mir selbst: Ich werde zwischen

ihnen liegen wie ein Lamm?

Und werde meine Freude haben an den Busen meiner beiden Schafe,

aber ich wurde ein Zicklein zwischen zwei Schakalinnen,

Tag für Tag, Stunde für Stunde beuge ich mich unter ihr Joch.

Bin ich zu der einen nett, quält mich die andere,

sodaß ich niemals Ruhe habe.