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Kein Stillstand im Ruhestand Viele Berufstätige träumen vom Ruhestand: Endlich Zeit für sich haben, verreisen, wandern, entspannen, mit den Enkeln spielen, den Tag genießen. Doch dieser Traum kann schnell platzen. Gerade Führungskräfte fallen nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben oft in ein tiefes Loch und wissen nichts mit der neu gewonnenen freien Zeit anzufangen. Sie sind orientierungslos und haben Statusangst. Eine neue Lebensphase zwischen Abschied aus der letzten Festanstellung und eigentlichem Ruhestand beginnt. Es können silberne Jahre, wenn man die Chancen nutzt. Wer in Rente geht, sollte sich nicht zur Ruhe setzen, jedenfalls nicht sofort und nicht vollständig, meint Autor Henning von Vieregge. Durch Arbeit, bezahlt oder unbezahlt, bleibt man mitten im Leben. Von Vieregge geht der Frage nach, wie "Altgediente" als Berater oder Mentoren Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen an andere weitergeben können. Dabei stellt er auch unterschiedliche Lebensmodelle vor. Ob als Mentor, Berater oder Selbständiger – die Möglichkeiten nach dem Erwerbsleben etwas Sinnvolles zu tun, sind vielfältig.
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Seitenzahl: 506
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Henning von Vieregge
Der Ruhestand kommt später
Wie Manager das Beste aus den silbernen Jahren machen
Henning von Vieregge
Der Ruhestand kommt später
Wie Manager das Beste aus den silbernen Jahren machen
Bibliografische Informationen Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Henning von ViereggeDer Ruhestand kommt später Wie Manager das Beste aus den silbernen Jahren machen
F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Mainzer Landstraße 199 60326 Frankfurt am Main Geschäftsführung: Volker Sach und Dr. André Hülsbömer
Frankfurt am Main 2012
ISBN 978-3-89981-526-9
Bookshop und weitere Leseproben unter:www.fazbuch.de
Copyright
F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH 60326 Frankfurt am Main
Gestaltung Umschlag Satz innen Coverbild
Anja Desch Jan Hofmann©Noel Hendrickson/gettyimages
Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks, Vorbehalten.
Inhalt
Vorwort
von Ursula M. Staudinger
Kapitel 1: Am Start
1.1
Am Anfang fehlt das Wort
1.2
„Nur sinnvoll weiterleben, wenn man neue Tätigkeiten findet“
1.3
Warum mit 65 der Ruhestand nicht beginnt
1.4
Einige Thesen für den ungeduldigen Leser
Kapitel 2: Wie wir wurden
2.1
Die Generationen darunter und darüber
2.2
Die glücklich Spätgeborenen
2.3
Und heute?
2.4
Der demographische Wandel
Kapitel 3: Was wir sind
3.1
Vermessung
3.2
„Jetzt mach ich eine Schleife drum“ – drei Erkenntnisse zur Verabschiedung
3.3
Trennungsschmerz – oder: Abschied als Prozess
3.4
Zwei Abschiedsgeschichten und zehn Erkenntnisse
3.5
Vom Ankommen im Patchwork-Life
3.6
Botschaften an die Nachrücker
Kapitel 4: Was treibt, was bremst
4.1
Neues Glück beim alten Arbeitgeber?
4.2
Warum unbezahlt arbeiten? – Manager und das Ehrenamt
4.3
Auf Liebesentzug – Statusängste im Unruhestand
Kapitel 5: Ältere, Arbeitsmarkt und Zivilgesellschaft
5.1
Endlich mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt? – Sechs Wachstumsfelder
5.2
Endlich Chancen zu mehr Sinn-Arbeit? – Manager und Gesellschaft
Kapitel 6: Was wir tun können
Fazit, Gespräche, Vision
6.1
Zwischen Aufbruch, Statusangst und Silberlust
6.2
Drei Gespräche über Engagement
6.3
Vision 2046: Was ich an meinem 100. Geburtstag zu meinen Freunden sagen möchte
Anhang
Literatur
Methodisches Vorgehen
Interviewleitfaden
Dank
Anmerkungen
Der Autor
Vorwort
In diesem Buch setzen sich Henning von Vieregge und seine Gesprächspartner mit einem der wichtigsten „Übergangs phänomene“ unserer Gesellschaft auseinander, dem Übergang von der Erwerbstätigkeit in die nachberufliche Phase. Wir stehen an einer Zeitenwende – der Zugewinn an Lebensjahren rückt immer deutlicher ins Bewusstsein der Bevölkerung. Von Vieregges Generation fragt zunehmend vehement, wie sich dieses Geschenk in Lebensqualität für den Einzelnen und in Gemeinwohl übersetzen lässt. Lebensqualität bedeutet allerdings nicht (nur) Freiheit von Arbeit. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass die Bedeutung der Arbeit für das eigene Wohlbefinden unterschätzt wird, solange man noch arbeitet. Nach einer gewissen Phase des Genießens der neuen Freiheit wird bald deutlich, dass Urlaub und Freizeit an Wert stark verlieren, wenn sie sich nicht mit Phasen der Arbeit abwechseln.
Wir können aus der Verankerung in einem strukturierten Tagesablauf, bei dem wir uns sehr unter Druck, eingespannt und belastet fühlen, gar nicht antizipieren, was es bedeutet, auf Dauer diese Struktur und auch diese soziale Bedeutung nicht mehr zu haben. Man kann sich nicht vorstellen, was es bedeutet, „unsichtbar“ zu werden: aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, ins Privatleben zurückzutreten und sich zurückzuziehen. Eine Alternative muss dann individuell aufgebaut werden. Das ist für viele Menschen eine zu große Herausforderung. Daher ist die Auseinandersetzung der Protagonisten in diesem Buch ein wichtiges Zeugnis dessen, was die geburtenstarken Jahrgänge, die bald aus dem Beruf in die Rente überwechseln werden, bewältigen müssen. Ich hoffe, dass sich der eine oder die andere in den Geschichten in diesem Buch wiederfindet und für die Neugestaltung der eigenen nachberuflichen Phase daraus Unterstützung und Inspiration gewinnt.
Es wird leichter, wenn man nicht erst mit 65 oder demnächst mit 67 damit beginnt, sich für Neues zu interessieren. Die klassische Dreiteilung des Lebenslaufs hat ausgedient, dennoch halten wir an ihr fest wie an einer liebgewonnenen Gewohnheit, anstatt das länger gewordene Leben neu zu gestalten, so dass sich Arbeits-, Lernphasen und Phasen des Privatlebens abwechseln. Mehr Abwechslung vermeidet Abnutzung, Routine, Erschöpfung und erhält die Lebensqualität. Neben klassischen Aufwärtskarrieren sollte es möglich sein, neue Tätigkeiten für sich zu erschließen, nicht unbedingt mit mehr Einkommen oder mit mehr Prestige, aber mit mehr Abwechslung und dadurch mit mehr Anreiz für die eigene Entwicklung. Ein längeres Leben bietet die Chance zu einer neuen Lebenszeitstruktur, die unserem Wohlergehen zuträglich wäre und der „Gesellschaft des längeren Lebens“ zugute käme.
In diesem Sinne wünsche ich dem Autor und seinem Buch eine breite Leserschaft, die angeregt wird, die eigene zweite Lebenshälfte zu gestalten und so neue Beispiele und Modelle prägt, die wichtig sind, um den notwendigen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.
Ursula M. Staudinger
Gründungsdekanin des Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development, Jacobs University Bremen
Kapitel 1: Am Start
Für das Neue zwischen Vollbeschäftigung und Ruhestand gibt es noch keinen Begriff, jedenfalls keinen, der sich durchgesetzt hat. Aber es gibt eine Vorstellung: Arbeit, bezahlt oder unbezahlt, bleibt ein zentraler Orientierungspunkt, aber die Arbeit soll weniger und sinnhafter sein. Das ist einer der wichtigen Befunde aus den Gesprächen, die ich mit Menschen meiner Generation, zumeist mit (ehemals) leitenden Angestellten, geführt habe.
Ich bin überzeugt: Auch wenn dieser Trend heute noch in den Anfängen steckt, ist es doch die Laufrichtung einer Generation, eine teilweise verwirklichte Vision vom erfüllten Leben. Es geht um das weitgehend frei bestimmte Leben im individuellen Mix aus Erwerbs- und Engagementarbeit und Freizeit (Familie, Sport, Weiterbildung, Liebhabereien). Karl Marx hat im „Kommunistischen Manifest“ eine verlockende Beschreibung der klassenlosen Zukunft entworfen – daran erinnert die Vision. Sie kommt nicht wie der Kommunismus angeblich gesetzmäßig. Sie liefert keinen Vorwand zur Gewalt. Sie kommt freiwillig, wenn die Bürger sie wollen.
Es gibt erste prägende Vorbilder: Keines gleicht dem anderen. Ein Industriegeschäftsführer zieht aufs Land nach Mecklenburg und wird Land- und Forstwirt. Ein Medienmanager verstärkt mit seinem Geld und seiner vollen Arbeitskraft eine soziale Organisation; er hat einen Kollegen, ehemals CEO einer großen Holding, mit angeworben, der diese Tätigkeit mit Aufsichtsratsmandaten verknüpft. Ein ehemaliger Deutschland-CEO eines internationalen Mischkonzerns übernimmt neben bezahlten auch unbezahlte Aufsichtsratsmandate in seiner Heimatstadt. Ein Vierter war oberster IT-Verantwortlicher eines Global Players und nebenbei Honorarprofessor; jetzt ist er drei Tage in der Woche in der Universität und vertritt oft den Lehrstuhlinhaber, der zugleich Dekan ist – Bezahlung: null. Ein Chef einer Agentur gestaltet sich seinen Übergang selbst, indem er seinen Nachfolger sucht und trainiert und dann nach seinem Ausstieg dem Unternehmen für die wichtigsten Kunden als Berater zur Seite steht. Ein Banker, vorzeitig entlassen, findet eine Teilzeitverantwortung als Finanzberater eines Bauunternehmens; ehrenamtlich betreut er Schulprojekte in privater Trägerschaft in einem der neuen Bundesländer, in dem er zuvor lange tätig war. Ein anderer Banker, ehemals Controller, ist heute gesetzlicher Vertreter von älteren Menschen in seiner Heimatgemeinde, die alters- und gesundheitsbedingt ihre eigenen Interessen nicht mehr wahrnehmen können. Die ehemalige Geschäftsführerin einer großen Umweltorganisation setzt einen großen Teil ihrer Ressourcen in ihrer eigenen Nichtregierungsorganisation ein, hat aber auch eine Eventfirma gegründet und ist in internationalen Forschungsprojekten tätig. Ein Agenturmann wollte sich ganz zurückziehen, auf Mallorca das Haus ausbauen – da bekam er überraschend einen Spitzenjob angeboten; den übt er zwar heute nicht mehr aus, aber seine Absicht, sich zurückzuziehen, hat er revidiert. Er mischt wieder voll mit.
Einiges davon hatten meine Gesprächspartner geplant, manches angedacht; vieles hatte sich nach teilweise langwierigen Such- und Orientierungsprozessen ergeben, anderes war dem Zufall überlassen worden. Nicht alle Pläne ließen sich umsetzen. Es gab und gibt selbstgebaute und fremde Barrieren und somit ungenutzte Potentiale. Muss das so bleiben?
Erst kommt der aus dem vollen Erwerbsleben, dann der aus der Arbeit überhaupt, dann folgt der endgültige Abschied. Er hat zwei Gesichter, ganz nach Schlagersänger Wolfgang Petri: „Du bist ein Wunder, ein Wunder, ein wunder Punkt in meinem Leben.“ Denn: Abschied ist ein wunder Punkt. Abschied ist ein Wunder. Abschied ist irgendetwas dazwischen oder von beidem. Der Satz, der in den Vorgesprächen am häufigsten fiel, lautete: „Das ist bei jedem unterschiedlich.“ – „Das“ steht für die Form des Ausscheidens, den Zeitpunkt, die Verarbeitung beim Betroffenen, bei seinen Angehörigen, die Reaktion der ehemaligen Kollegen usw. Wer wollte bestreiten, dass bei so vielen Aspekten jeder Abschied anders ist? Das gilt schließlich für alles. Jeder und jede von uns ist einzigartig, und also ist das, was geschieht und wie wir dies empfinden, verarbeiten, kommunizieren, einzigartig.
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