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Eine Schachpartie ist ein intellektueller Wettstreit, ein Duell der Gehirne. Glück und Zufall spielen keine Rolle, die richtige Strategie und Methodik entscheiden hingegen über Sieg oder Niederlage. In der heutigen Zeit existiert eine Fülle von Büchern, Videos und Internetseiten, die ambitionierte Hobbyspieler schnell überfordern. Genau hier setzt der Ratgeber an und beantwortet die zentrale Frage einen jeden Schachspielers: Wie kann ich meine Spielstärke steigern? „Der Schach-Booster“ bringt auf den Punkt, was ambitionierte Amateure wissen müssen, und gibt ihnen 10 Tipps an die Hand, mit denen sie ihre Fähigkeiten optimieren können. Mithilfe von QR-Codes können zahlreiche Partien und Stellungen auch online analysiert und erprobt werden.
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Seitenzahl: 214
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Vorwort von Großmeister Niclas Huschenbeth
Einleitung
Tipp 1: Spiele, analysiere, verbessere!
Wie maximierst du dein Potenzial mit Onlineschach?
Wie kannst du das Beste aus dem Brettschach herausholen?
Partien analysieren – warum und wie?
Wie lauten die vier Schritte der Partieanalyse?
Tipp 2: Finde deine perfekte Eröffnung!
Wie wichtig sind Eröffnungen?
Was sind die Goldenen Eröffnungsregeln?
Wie kannst du dich schneller entwickeln?
Welche Eröffnung passt zu dir?
Wie gut sind Gambits?
Wie lernst du eine neue Eröffnung?
TIPP 3: Hilf deinen Figuren!
Wie bringst du deine Dame zur Geltung?
Wie aktivierst du deine Türme?
Wie setzt du deine Läufer ein?
Welche Felder mögen deine Springer?
Wie stärkst du deine Bauernstruktur?
Wo fühlt sich dein König am wohlsten?
Wie harmonieren deine Figuren als Team?
TIPP 4: Stelle dir vor jedem Zug drei Fragen!
1. Schritt: Welche zwei Dinge drohen?
2. Schritt: Was kann ich tun?
3. Schritt: Ist mein Zug ein Blunder?
Welche Tricks und Fallen gibt es bei der Zugsuche?
TIPP 5: Sei ein Super-Stratege!
Wie beurteilst du, ob du gut stehst?
Wann ist ein Abtausch gut?
Wie geht Prophylaxe?
Wie kannst du dich verteidigen?
Wie teilst du deine Bedenkzeit ein?
TIPP 6: Trainiere Taktiken!
Welche Rolle spielt Visualisierung?
Wie berechnest du Varianten?
Welches sind die wichtigsten Taktikmuster?
Woran erkennst du die Gelegenheit für eine Taktik?
Wie kannst du Taktiken trainieren?
TIPP 7: Meistere das Endspiel!
Welche Besonderheiten gibt es im Endspiel?
Was musst du zum Bauernendspiel wissen?
Wie meisterst du das Turmendspiel?
Welche häufigen Endspiele gibt es noch?
Wie kannst du Endspiele lernen und üben?
TIPP 8: Erkenne das Schachmatt!
Wann solltest du Schach bieten?
Welche Techniken zum Mattsetzen gibt es?
Welche Mattbilder solltest du kennen?
Wie trainierst du Mattbilder?
TIPP 9: Trainiere mit den besten Ressourcen!
Welche guten Schachbücher gibt es?
Was sind die besten Apps?
Wer macht die besten Schachvideos?
Wie nutzt du Social Media zur Verbesserung?
Solltest du dir einen Trainer nehmen?
Welche Meisterpartien solltest du nachspielen?
Wie schreibst du dir einen eigenen Trainingsplan?
TIPP 10: Beweise mentale Stärke!
Wie bekommst du deine Emotionen in den Griff?
Wie gewinnst du eine gewonnene Stellung?
Wie agierst du gegen besondere Gegner?
Wann solltest du Remis vereinbaren?
Wann ist der richtige Moment zum Aufgeben?
Wie solltest du mit Niederlagen umgehen?
Wie wichtig ist deine Wertungszahl?
Fazit und Zusammenfassung
Goldene Regeln
Quellen
Dank
Schach ist ein unheimlich komplexes Spiel. Das trägt auf der einen Seite zur Faszination des Spiels bei und ist der Grund, warum es sich auch nach vielen Jahrhunderten noch großer Beliebtheit erfreut. Auf der anderen Seite macht es das Training und das Besserwerden im Schach recht kompliziert. Wo soll ich überhaupt anfangen? Was ist für meine aktuelle Spielstärke gerade wichtig? Worauf kommt es im Mittelspiel an? Diese und sehr viele weitere Fragen schwirren vielen Schachneulingen und Hobbyspielern durch den Kopf.
Es gibt so viele Elemente zu trainieren, und jeder gibt eine andere Empfehlung, wenn es um Schachtraining geht. Mit diesem Buch hat es sich Michael Busse zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Fragen rund um Schach zu beantworten und dadurch das Schachverständnis der Leser auf ein neues Level zu heben.
Dieses Buch versucht nicht, Schach als Ganzes zu erklären, denn das ist schlicht unmöglich. Stattdessen schaut Michael auf die verschiedenen Phasen des Spiels und worauf es jeweils in der Eröffnung, im Mittelspiel und im Endspiel ankommt. Besonders hat mir dabei das Kapitel „Hilf Deinen Figuren” gefallen, in dem es darum geht, wie du Deine Figuren am besten und effektivsten einsetzt. Denn ein Läufer, Springer oder Turm haben ganz andere Bedürfnisse, um optimal wirken zu können.
Außerdem lernst du in diesem Buch erprobte Techniken und Faustregeln, die dir den Entscheidungsprozess bei der Zugfindung erleichtern und wertvolle Zeit sparen. Gerade die drei Fragen aus dem vierten Kapitel werden mit Sicherheit dafür sorgen, dass mehr Struktur in Dein Nachdenken kommt und du letztlich weniger Fehler begehst.
Darüber hinaus machst du dich mit den wichtigsten und bekanntesten Mustern und Motiven im Schach vertraut, wenn es um Taktik oder Mattsetzen geht.
Durch das Erkennen oder eben Nicht-Erkennen dieser Motive wird die große Mehrheit von Schachpartien entschieden, insofern macht deren Kenntnis häufig den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. Das ist noch bei weitem nicht alles, denn Michael beschäftigt sich auch mit Themen wie das Mindset beim Schach und wie du die besten Ressourcen fürs Training findest. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das keine Frage rund um Schach offenlässt und als Begleiter bei der eigenen schachlichen Entwicklung fungiert.
Ja, Schach ist ein unheimlich komplexes Spiel. Aber wenn wir Schach herunterbrechen in Muster, Motive und Konzepte und darüber hinaus Faustregeln, Best Practices und Techniken anwenden, dann wird die Welt des Schachs Stück für Stück weniger komplex und leichter zu navigieren. Ich wünsche dir viele Aha-Momente beim Lesen und viel Erfolg mit deinem neu erworbenen Wissen!
Großmeister und zweifacher deutscher Meister
Beim Schach wird nicht gewürfelt. Eine Schachpartie ist ein intellektueller Wettstreit, ein Duell der Gehirne. Glück und Zufall spielen keine Rolle.
Diese Purheit des Schachspiels führt zur besonderen Schmerzhaftigkeit einer Niederlage, aber auch zum süßen Geschmack des Sieges.
Zur Natur des Menschen gehört es, sich im Wettkampf messen zu wollen. Nur wenige Spiele eignen sich dazu besser als Schach. Vermutlich ist das auch der Grund, warum bei manchen Personen der Wunsch nach Verbesserung im Schachspiel so stark ausgeprägt ist. Wenn auch du gerne deine Spielstärke steigern möchtest, dann hast du dir genau das richtige Buch gekauft.
Noch nie war es so leicht und so schwer zugleich, sich im Schach zu verbessern. Unzählige Bücher und Videos sind auf dem Markt. Doch die Fülle an Informationen kann den Blick fürs Wesentliche versperren.
Mit diesem Schach-Booster gebe ich dir daher in übersichtlicher Form zehn Tipps an die Hand, mit denen du deine Schachkünste optimierst. Ich würde mich sehr wundern, wenn du nach der Lektüre dieses Buches kein besserer Schachspieler bist.
Bist du dagegen schon ein erfahrener Vereinsspieler mit einer Wertungszahl von 2.000 oder mehr, so fordern dich fortgeschrittenere Bücher vielleicht stärker heraus.
Die Entstehung des Schach-Boosters ist in großen Teilen dem Internationalen Meister Jonathan Carlstedt zu verdanken, der im humboldt Verlag bereits drei Schachbücher herausgebracht hat. Er war von meinem Schachleitfaden für Einsteiger angetan und empfahl diesen an den Verlag weiter. Dort erhielt der Leitfaden das Prädikat „untauglich für den Buchhandel”. Jedoch wurde ich zu meinem Erstaunen gefragt, ob ich nicht vielleicht ein „richtiges” Buch schreiben möchte. Dabei half mir meine Erfahrung als Schach-Podcaster, als Betreiber einer Schach-Facebookgruppe mit über 3000 Mitgliedern sowie als Autor für das „Schach-Magazin64”. Und so wie ich anfangs bei meinem Schachgeflüster Podcast irgendwie den Mut zum Senden fand, entwickelte ich in den letzten Monaten auch den Mut zum Schreiben.
Drei Unterschiede zu anderen Büchern über Verbesserung im Schach möchte ich herausstellen:
Erstens: Der Schach-Booster ist in erster Linie ein Lesebuch. Ich fand Schachbücher immer abschreckend, die mit endlos vielen Diagrammen und Zugvarianten gespickt sind. Wo bleibt der Genuss, wenn man mehrere Monate benötigt, um ein Buch durchzuarbeiten? Deshalb gehe ich sparsam mit Diagrammen um. An einzelnen Stellen fordere ich dich allerdings dennoch mit einigen kleinen Schachaufgaben heraus. Denn zum Lernen gehört auch, dass man sich anstrengt und sein Wissen aktiv anwendet. Nimm dir am besten ein Lesezeichen und decke damit die Aufgabe ab, bevor du dir die Lösung anschaust. In der Regel ist der letzte Zug des Gegners mit einem Pfeil dargestellt. Mithilfe des QR-Codes kannst du die Stellung im Internet aufrufen und analysieren.
Zweitens: Dieses Buch wurde von einem Hobbyspieler geschrieben. Ich kam selbst erst mit 35 Jahren zum Schach und habe es nicht über das Amateurniveau hinaus geschafft. Vielleicht – hoffentlich! – erweist sich dieser vermeintliche Nachteil aber als Vorteil. Großmeister können sich vermutlich nicht mehr so gut vorstellen, was für einen Hobbyspieler selbstverständlich ist und was nicht. In diesem Buch wirst du dagegen von jemandem an die Hand genommen, der sich genau in deine Lage versetzen kann. Abseits von Großmeisteranalysen möchte ich dir Strategien und Lernmethoden vorstellen, die ich über die letzten Jahre hinweg gesammelt oder mir selbst angeeignet habe. Dabei habe ich auch Tipps eingebaut, die die Großmeister in meinen Podcastinterviews den Hörern auf den Weg gegeben haben.
Drittens: Der Schach-Booster verbessert dein Schach nicht nur auf direktem Weg, indem du die Kapitel aufmerksam durchliest und die Diagramme löst. Vielmehr gebe ich dir auch noch weiterführende Informationen über Ressourcen sowie (gedankliche) Hilfsmittel, mit denen du selbstständig an deinem Schach arbeiten kannst. Das Lernen und Entdecken mit diesem Buch hört also nicht auf der letzten Seite auf, sondern fängt dann erst an. Am Ende dieses Buches weißt du genau, an welchen Stellschrauben du drehen und welchen (Bauern-) Hebel du ansetzen musst.
Eine der vielen schönen Eigenschaften des Schachspiels ist, dass es auf jedem Niveau mit Freude gespielt werden kann. Die Grundregeln können zwar in wenigen Minuten erlernt werden, aber wer das Schachspiel meistern will, muss Zeit, Geduld und Leidenschaft investieren. Alle drei Dinge wünsche ich dir auf deiner Schachreise.
Lass uns gemeinsam an deinem Schachwissen arbeiten und dein Schachspiel auf ein neues Level heben. Los geht’s!
Schach ist wie jede andere Fertigkeit: Je mehr du übst, desto besser wirst du. Praxis ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du dich verbessern willst, musst du daher in erster Linie so viele Schachpartien wie möglich spielen.Viele davon wirst du verlieren. Aber das gehört eben dazu, um ein besserer Spieler zu werden.
Neben dem Spielen ist die Analyse deiner Partien von entscheidender Bedeutung. Mit der Partieanalyse findest du heraus, welche Züge erfolgreich waren und welche nicht. Dadurch wirst du Stärken und Schwachstellen in deinem Spiel erkennen und dich auf diese Weise stetig verbessern.
Folgende Fragen wollen wir in diesem Kapitel näher beleuchten:
•Wie maximierst du dein Potenzial mit Onlineschach?
•Wie kannst du das Beste aus dem Brettschach herausholen?
•Partien analysieren – warum und wie?
•Wie lauten die vier Schritte der Partieanalyse?
„Dies Spiel ist ein Probierstein des Gehirns.”
Johann Wolfgang von Goethe, in: Götz von Berlichingen, über das Schachspiel
Schach ist in den letzten Jahren ein digitales Spiel geworden. Gerade während der Pandemie hat Schach davon profitiert, dass es auch im Internet ausgeübt werden kann. Online-Schach ist eine einfache Gelegenheit, von zuhause aus rund um die Uhr Schach spielen zu können.
Der Marktführer fürs Online-Schachspiel ist chess.com. Jeder 60. Mensch auf der Welt besitzt einen Account. Spielpartner werden dir dort entsprechend deiner Spielstärke zugelost. Gegen Computer oder Bots zu spielen, ergibt keinen Sinn. Sie sind entweder viel zu stark oder machen unnatürliche Fehler.
Die Basisversion von chess.com ist kostenfrei, man wird aber mit Werbung bombardiert. Auch Features wie Spielanalyse und Taktikaufgaben sind kostenpflichtig. Schach ist an sich ein sehr günstiges Hobby. Ich finde es deshalb in Ordnung, einmal jährlich in eine Mitgliedschaft zu investieren.
Die Nummer zwei im Onlineschach ist lichess. Lichess ist eine kostenfreie, nicht-kommerzielle Open-Source-Plattform mit vielen Lernfunktionen. Allerdings sind die Analysetools meines Erachtens nicht so erstklassig wie bei chess.com. Du solltest trotzdem beide Plattformen ausprobieren. Nur wenn du viel spielst, kannst du auch Fortschritte erzielen.
ChessBase bietet ebenfalls eine Online-Playzone an (Play Chess).
Eine kleinere, deutschsprachige Alternative ist schacharena.de. Der Gruppenchat dort sorgt auch für persönliche Interaktion.
Für Kinder bietet sich ChessKid.com als spezielle Plattform an.
Hier ein zentraler Tipp: Spiele mit ausreichend Bedenkzeit! Schach ist ein Denksport und erfordert Nachdenken. Blitzschach (mit 5 Minuten oder weniger pro Partie) ist dagegen wie Posieren vor dem Spiegel nach dem Fitnesstraining: Du kannst damit deine Fähigkeiten messen, aber nicht effektiv trainieren. Längeres Spiel, mindestens 15 Minuten pro Partie, führt zu mehr Lerneffekt.
Ich möchte das Blitzen nicht schlechtreden. Du kannst es nutzen, um neue Eröffnungen auszuprobieren und dein taktisches Auge zu schulen. Natürlich macht Blitzen Spaß – auch das ist ein wichtiger Faktor. Aber zur Verbesserung solltest du längere Bedenkzeiten unter deine Blitzsessions mischen.
„Schach verlangt totale Konzentration”, sagte der elfte Weltmeister Bobby Fischer. Denn Schach ist ein sequenzielles Spiel: Ein schlechter Zug macht 40 gute Züge zunichte. Dein Spiel ist nur so gut wie dein schlechtester Zug. Deswegen ist es wichtig, sich über die ganze Partie hinweg durchgängig zu konzentrieren.
Wenn im Hintergrund die Kinder toben, dann solltest du kein Schachspiel starten. Falls du nur kurz zwischendurch Zeit hast, dann öffne lieber deine Taktik-App (z. B. chess.com, vgl. Kapitel 9) und löse ein paar Rätsel.
Vermeide auch Multitasking und Ablenkungen. Während der Partie am Computer sollte nur ein einziges Browserfenster offen sein.
Es ist recht unwahrscheinlich, dass du eine Schachvergiftung erleidest, so wie im Roman „Die Schachnovelle” von Stefan Zweig. Was allerdings passieren kann, ist der Tilt. Beim Tilt spielst du stundenlang ununterbrochen wie in einer Art Trance.
Es spricht nichts dagegen, dich mit einigen Schachpartien vom Alltag abzulenken. Schach kann eine kleine Oase darstellen: Du vergisst kurzzeitig alle Probleme. Übertreibe es aber nicht, denn sonst verlierst du die Kontrolle über dich selbst. Schach hat durchaus ein gewisses Suchtpotenzial.
Das Phänomen Tilt geht bis hoch zu den Top-Profis: Das iranischfranzösische Wunderkind Alireza Firouzja zockte 2022 während eines Qualifikationsturniers zur Schach-WM bis morgens um 5 Uhr Bulletschach. Beim Bullet verfügt jeder Spieler über nur eine Minute Bedenkzeit für die ganze Partie. Firouzja spielte insgesamt 357 Kurzpartien und war in den nächsten Tagen entsprechend müde. Völlig zurecht handelte er sich dafür Kritik ein.
Wenn du zu Tilt neigst, dann setze dir vorher eine Grenze, wie viele Partien du spielen willst. Besser noch: Zwinge dich nach jeder Partie zu einer Partieanalyse.
Cheating bedeutet, dass man sich Züge durch den Computer vorgeben lässt. Das ist natürlich unzulässig. Doch leider ist Cheating im Onlineschach ein Massenphänomen geworden.
Eine wesentliche Ursache für das Cheating ist sicherlich das befriedigende Gefühl der Anerkennung nach einem Sieg, und sei es nur durch ein Ansteigen der Wertungszahl. Aber bedenke: Wenn du immer gewinnst, schaffst du dadurch auch neue Erwartungen. Du kommst in ein Hamsterrad.
Schach ist ein Spiel, es beinhaltet soziale Interaktion. Wenn du einen Computer an deiner Stelle antreten lässt, ist es kein Spiel mehr.
Durch Cheaten kannst du dich auch nicht verbessern, weil du selbst nicht mehr nachdenkst.
Außerdem nagt das schlechte Gewissen, weil du andere betrogen hast. Du weißt, dass du dir die Anerkennung für die Siege gar nicht verdient hast. Willst du das? Bist du ein Betrüger oder ein aufrechter Mensch?
Die meisten Cheater bedauern es hinterher. Cheating macht dich selbst unglücklich – lass es bleiben!
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Spiele oft und mit möglichst langen Bedenkzeiten.
Fokussiere dich auf deine Partie und cheate nicht.
Am echten Brett zu spielen ist ein intensiveres Erlebnis als Online-Schach. Online-Schach ist das digitale Duell, Brettschach dagegen das haptische, fast schon sinnliche Spiel.
Wenn du dich ernsthaft verbessern willst, solltest du 30 oder mehr Langschachpartien im Jahr spielen, mitnotieren und analysieren. Nur wenn du oft genug spielst, kannst du auch Fortschritte machen. Dazu brauchst du die entsprechenden Gegner. Diese findest du im Verein oder auf einem Schachturnier.
Einem Schachverein beizutreten bedeutet, Teil einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Schachinteressierten zu sein.
Der Glaube, dass du vor einem Vereinseintritt bereits stark spielen musst, ist ein Irrglaube! Keiner blamiert sich beim Schach, es fehlt einfach manchmal die Übung. Wenn du dich in den Verein traust, dann findest du dort mit Sicherheit einen erfahrenen Spieler, der bereit ist, dir Dinge zu erklären. Dein Schachspiel wird davon profitieren.
Ich bin froh, dass ich im Erwachsenenalter einem Verein beigetreten bin. Denn im Verein ist Schach am schönsten! Einen Verein in deiner Nähe findest du auf der Seite www.schach.in.
Eine weitere spannende Möglichkeit ist die Teilnahme an einem Schachturnier. Wo sonst betritt man einen Raum mit so vielen Menschen und kann trotzdem eine Stecknadel fallen hören?
Schachturniere bieten eine einzigartige Gelegenheit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Du kannst deine theoretischen Kenntnisse anwenden und sehen, wie gut sie in einem Wettbewerbsumfeld funktionieren. Du übst, Entscheidungen unter Druck zu treffen, und erfährst, auf welchem Niveau du dich befindest. Außerdem ist auch der gesellige Aspekt wichtig. Wir Schachspieler sind eine Gemeinschaft!
Schachturniere in deiner Nähe sind im Kalender www.schachtermine. com aufgeführt. Du brauchst in der Regel kein Vereinsmitglied zu sein, um mitmachen zu dürfen. Lies dir in jedem Fall genau die Ausschreibung durch, bevor du dich anmeldest.
Vor der Turnierteilnahme solltest du dir ein Ziel setzen, etwa das Turnier bis zu Ende zu spielen. Das ist gar nicht so banal, denn ein Schachturnier kann körperlich und mental richtig erschöpfen. Achte deshalb besonders auf ausreichend Schlaf und gute Ernährung.
Eine der allerwichtigsten Empfehlungen beim Schachlernen lautet: Suche dir einen Schachbuddy! Damit meine ich einen gleichgesinnten Schachfan, der zuverlässig und dir spielerisch ungefähr ebenbürtig ist.
Ein Schachbuddy kann dich motivieren und ermutigen. Ihr könnt gemeinsam eure gespielten Partien analysieren und euch gegenseitig Feedback geben. Außerdem könnt ihr zusammen Blindschach- oder Endspielübungen absolvieren (dazu später mehr).
Am besten einigst du dich mit deinem Schachbuddy auf feste Zeiten, um eine kontinuierliche Spielroutine zu entwickeln. Der Erfolg liegt in der Regelmäßigkeit!
Über den Verein hinaus gibt es auch weitere Möglichkeiten, sich einer Community anzuschließen. Das kann ein offener Schachtreff sein, eine Trainingsgruppe (vgl. dazu Tipp 9), das lichess-Team deines Lieblingsstreamers oder die Chesspunks-Community auf X (ehemals Twitter). Die Gemeinschaft motiviert und bringt Spaß. Und: Gemeinsam macht man schneller Fortschritte als alleine.
Als Teenager konnte ich nach dem Schachspielen nicht richtig einschlafen, da die Figuren ständig in meinem Kopf weiterzogen. Wenn ich gewusst hätte, dass dies mit regelmäßigem Spielen verschwindet, hätte ich nicht bis zum 35. Lebensjahr gewartet, um wieder mit Schach anzufangen. Dadurch habe ich viele Jahre verloren.
Vielleicht bist auch du erst spät zum Schach gekommen. Dennoch ist es nie zu spät, um sich zu verbessern. Schach kennt kein Alter. Es gibt keine jungen oder alten Züge, nur gute oder schlechte. Abgesehen davon kann Schach auch zur Demenzprävention beitragen, wie wissenschaftliche Studien herausgefunden haben.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Schach am Brett ist noch schöner als online. Suche dir einen Schachbuddy oder eine Schachcommunity und zeige dich.
Schach ist die Kunst der Analyse. Neben dem Trainieren von Taktiken ist die Analyse der eigenen Partien daher der häufigste Verbesserungstipp von Großmeistern und starken Spielern.
Warum ist es so wichtig, seine Partien zu analysieren? Muss man sich ständig mit den eigenen Fehlern quälen?
Ja! Schach ist ein steter Kampf gegen den Fehler. In jeder Partie, selbst in gewonnenen, wirst du Fehler machen. Das ist okay. Aber wichtig ist, diese nicht immer wieder erneut zu begehen. Mit der Partieanalyse erkennst du, wo du fehlgegriffen hast, und identifizierst wiederkehrende Muster oder falsche Angewohnheiten.
Eigene Spiele sind wie eine Schatztruhe. Der Schlüssel, mit dem du diese Truhe öffnest, ist die Partieanalyse. Analysiere daher deine eigenen Partien – jede einzelne!
Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Partieanalyse. Analysiere am besten direkt nach der Partie oder am Tag danach. Denn je länger die Partie zurückliegt, desto weniger wirst du dich damit identifizieren, und desto eher schwindet auch die Erinnerung.
Versuche, etwa halb so viel Zeit in die Analyse zu investieren wie ins Spiel selbst. Bei Blitzpartien ist eine kurze Partieanalyse mit dem Computer das Mindeste, was du tun solltest.
Eine zentrale Rolle spielt die Suche nach den Schlüsselmomenten. Damit sind diejenigen Momente gemeint, in denen ein wesentlicher Vorteil entstanden ist oder aufgegeben wurde. Das kann die Wende von der Sieg- zur Verluststellung sein, oder auch nur die Veränderung von einem großen Vorteil zu einem kleinen Vorteil. Du spielst also die Partie nochmals durch und fragst dich, an welchen Stellen sich das Blatt gewendet hat. Dann versuchst du, für diese Stellungen bessere Züge zu suchen.
Für eine ausführliche Analyse kannst du dir zusätzliche Fragen stellen, die ich in der Grafik aufgeführt habe. Sie stammen vom indischen Supertrainer RB Ramesh, dem Pep Guardiola des Schachs.
FRAGEN BEI DER PARTIEANALYSE
Eröffnung:
■ Wurdest du in der Eröffnung überrascht?
■ Lief die Eröffnung gut?
■ Hast du Fehler in der Eröffnung gemacht? Wenn ja, welche?
■ Solltest du künftig eine andere Variante der Eröffnung spielen?
■ Wie war deine Kalkulation?
■ Hast du gut oder schlecht abgetauscht?
■ Hast du Angriffschancen genutzt?
■ Hast du passiv gespielt?
■ Welche Fehler hast du gemacht und warum?
■ Hast du gut verteidigt?
■ Hast du deinen Vorteil gut verwertet?
■ Welche Fehler hast du gemacht?
■ Solltest du ein bestimmtes Endspiel trainieren?
■ Warst du vor dem Spiel zuversichtlich?
■ Wie war deine Zeiteinteilung?
■ Hast du dich durchgehend gut konzentriert?
■ Bei welchem Zug hattest du Angst?
Wenn du besonders gründlich vorgehen möchtest, kannst du auch sogenannte Annotationen schreiben. Dabei kommentierst du die wichtigsten Züge: Was hast du dir in dieser Situation gedacht? Welche alternative Linie hast du geprüft? Mit ChessBase oder lichess (Studien ➔ meine Studien) kannst du deine Annotationen speichern und sortieren.
Vom sechsten Weltmeister Michail Botwinnik stammt der Tipp, die eigenen Annotationen zu veröffentlichen. Dazu könntest du z. B. einen Schachblog aufsetzen oder das Forum schachfeld.de nutzen. Auf diese Weise achtest du automatisch auf höhere Qualität.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Partieanalyse ist neben Taktiktraining der wichtigste Bestandteil der Schachverbesserung!
Wie geht man jetzt konkret beim Analysieren vor? Hierzu gibt es vier Schritte.
Alle Schachexperten sind sich einig, dass man vor der Computeranalyse eine menschliche Analyse vornehmen sollte. Denn das Problem ist: „Wenn wir unseren Computer anschalten, schalten wir gleichzeitig unser Gehirn aus.” (Großmeister Johann Helsten im How to Chess-Podcast)
Die kultivierteste Form der menschlichen Partieanalyse ist das sogenannte „post mortem” mit dem Gegner – eine tolle sportliche Geste des gegenseitigen Respekts. Als anständiger Verlierer stehst du deinem Gegner für ein post mortem bereit. Darin erörtert ihr u. a. die entscheidenden Stellungen, erläutert eure Erwägungen und fragt nach Motiven für die gegnerischen Züge.
Ebenfalls empfehlenswert ist die Analyse mit einem Trainer oder einem stärkeren Vereinsmitglied. So kannst du erfahren, warum dieser oder jener Zug gut oder schlecht war. In meinem Verein besprechen wir im Trainingsabend gerne die Punktspielpartien vom vergangenen Wochenende.
VIER SCHRITTE DER PARTIEANALYSE
1. Schritt: Menschliche Analyse
Schlüsselmomente festhalten
(alleine, mit Gegner oder mit Trainer)
2. Schritt: Computeranalyse
Partieverlaufskurve erstellen, Veränderungen der Computerbewertung nachvollziehen
3. Schritt:
Abgleich der menschlichen Analyse mit der Computeranalyse übersehene Stellungen & Motive näher betrachten
4. Schritt: Ableiten von Erkenntnissen
Lehren ziehen, Erkenntnisse aufschreiben, ggf. Trainingsplan anpassen
Der zweite Schritt nach der menschlichen Analyse ist die Engine. Dazu gibst du zunächst die Züge bei der Schach-App deiner Wahl in die Analysefunktion ein (chess.com ➔ Lernen ➔ Analyse oder lichess.org ➔ Werkzeuge ➔ Analysebrett, dann rechts oben Stockfish einschalten). Anschließend startet das Wichtigste, die Partieanalyse.
Wie eine Computeranalyse konkret aussieht, siehst du hier am Beispiel von chess.com.
Im Reiter „Analyse” kannst du die Partie nochmal durchspielen. Die farbigen Symbole zeigen dir die Schlüsselzüge. Schau dir diese besonders genau an.
Der Reiter „Partie nochmal ansehen” liefert dir eine Verlaufskurve deiner Partie, eine prozentuale Genauigkeitsangabe sowie eine Statistik über die Qualität deiner Züge.
Jeder Zug, den du gemacht hast, wird dir darüber hinaus in Worten erklärt und dem besten Zug in der Stellung gegenübergestellt. Natürlich ist das nicht so gut wie ein menschlicher Trainer. Aber dass eine Künstliche Intelligenz das „Warum” hinter einem Schachzug erklären kann, finde ich bemerkenswert.
Weiter unten (nicht im Bild) erhältst du ebenfalls in diesem Reiter für jede einzelne gespielte Partie eine eigene Wertungszahl.
In einem weiteren Reiter („Eröffnungen”) kannst du deine Züge mit der Eröffnungsdatenbank abgleichen.
Im dritten Schritt gleichst du deine eigene Analyse mit der Computeranalyse ab. Hast du in der Eigenanalyse die Schlüsselmomente zutreffend identifiziert? Welche Taktik hast du übersehen? Welcher vermeintliche Fehler war gar keiner? Und an welcher Stelle stimmt deine Analyse mit der des Computers überein?
Die Partie zu analysieren ist nur insofern wertvoll, als dir das hilft, gute Züge in der nächsten Partie zu finden. Dies erfordert, dass du aus den durchgeführten Analysen Erkenntnisse ableitest. Das Extrahieren von Lehren verschafft dir also zusätzlichen Nutzen über die konkret analysierte Linie hinaus.
Eine Erkenntnis könnte beispielsweise so lauten: „Ich habe schon wieder nicht bedacht, dass mein Bauer e4 hängt, wenn der Gegner meinen Sc3 mit seinem Lb4 schlägt. Ich sollte daher künftig in solchen Situationen e4-e5 in Betracht ziehen.”
Wichtig ist in jedem Fall, die Ursachen für Fehleinschätzungen zu erkennen. Lag es an Zeitnot? Dann spiele fortan die ersten Züge schneller. Hast du vergessen, nach Drohungen des Gegners Ausschau zu halten? Dann zwinge dich künftig dazu vor jedem Zug. Oder hast du schlichtweg eine gegnerische Figur übersehen? Dann arbeite an deiner Visualisierung (vgl. dazu Tipp 6).
Ich habe mir eine eigene Datei angelegt mit dem Namen „Schachweisheiten”. Darin habe ich alle Erkenntnisse aufgeschrieben, die ich aus Partieanalysen abgeleitet habe. Das empfehle ich dir auch. Denn Erkenntnisse müssen gesammelt und aufgeschrieben werden, sonst werden sie vergessen.
Für dein Selbstvertrauen ist es aber wichtig, nicht nur deine Fehler zu sammeln. Notiere auch, was du gut gemacht hast!