Der schmerzfreie Rücken - Kay Bartrow - E-Book

Der schmerzfreie Rücken E-Book

Kay Bartrow

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Jeden Tag eine gute Tat für Ihren Rücken Immer nur sitzen, im Büro vor dem Bildschirm, zu Hause im Sessel, im Restaurant – dann einmal schnell heben … und zack, fährt es dir in den Rücken. Oder du spürst ständig ein schmerzhaftes Ziehen in den Schultern, im Nacken, an der Wirbelsäule und denkst dir: Ich muss dringend was tun! Der Rücken vergisst nichts. Aber keine Sorge: Mit diesem Buch kannst du ganz einfach selbst etwas für die Wirbelsäule und Rumpfmuskulatur tun. Und das in nur 3 Schritten: - Schritt 1: Mythen und angebliche Fakten über den Rücken werden entzaubert und widerlegt - Schritt 2: Erkenne deine Risikofaktoren und finde deine individuelle Schmerz-weg-Strategie - Schritt 3: Beweg dich! 13 abwechslungsreiche Trainingsprogramme machen deinen Rücken stark und gesund Finde deinen Weg zu einem elastischen, dynamischen und schmerzfreien Rücken!

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Seitenzahl: 177

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Der schmerzfreie Rücken

Stark und gesund: Die besten Übungen gegen die häufigsten Beschwerden

Kay Bartrow

1. Auflage 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

Rückenschmerzen sind heute kein Grund mehr, in Panik zu verfallen – es genügt, in ausreichendem Maße sorgfältig mit dem eigenen Körper umzugehen. Jeder Mensch hat ein individuelles Rückenschmerz-Risiko. Es gilt, dieses zu erkennen und daran mit Spaß und Effektivität zu arbeiten. Der Körper des Menschen verändert sich im Lauf des Lebens, und nicht jede Veränderung ist uns willkommen. Die gute Nachricht: Sie müssen diese negativen Veränderungen, die oft geprägt sind von Bewegungsverlust, Stress oder Schmerz, nicht tatenlos hinnehmen, sondern können wieder zu gewohnter Elastizität, Dynamik und schmerzfreier Mobilität finden. Für nachhaltige Veränderungen benötigt Ihr Körper etwa ein Jahr.

Dieses Buch bringt Sie in drei Schritten zu einer besseren Rückengesundheit. Der erste Schritt besteht darin, sich eine solide Wissensgrundlage zu verschaffen, die der Schmerzsituation viel von ihrem Schrecken nehmen kann. In diesem Zusammenhang werden auch einige Mythen rund um den Rücken und Rückenschmerzen, die sich leider immer noch hartnäckig halten, entzaubert. Vieles, was lange als anerkannte Wahrheit gegolten hat, hat sich wissenschaftlich nicht bestätigt und viele angebliche Fakten im Zusammenhang mit der Rückengesundheit sind mittlerweile sogar widerlegt.

In einem zweiten Schritt geht es darum, die eigenen individuellen Risikofaktoren zu erkennen, auf körperlicher, aber auch psychischer und sozialer Ebene. Mit diesem Wissen können Sie geeignete Strategien entwickeln.

Bewegung ist nach wie vor das beste Mittel gegen Rückenschmerzen und es gibt keinen besseren Schutz vor körperlichen Beschwerden als eine möglichst große Bewegungsvariabilität. Darum werde ich Ihnen im dritten Schritt Trainingsübungen in 13 Trainingsprogrammen vorstellen, die viele positive Veränderungen bei Ihnen einleiten werden.

Jeder Tag ist ein Abenteuer – gehen wir es an.

Mit gesunden Grüßen aus Balingen

Kay Bartrow

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Leserin, lieber Leser,

Teil I Erster Schritt: Wissen ist Macht

1 Aua – woher kommt der Schmerz?

1.1 Ursachen klären

1.2 Rückenschmerzen sind meist kein »Beinbruch«

1.3 Wo sitzt der Rückenschmerz?

1.4 Rückenschmerzen sind individuell

1.5 Gibt es eine Rückenschmerzpersönlichkeit?

2 Aufbau und Funktionen der Wirbelsäule

2.1 Wunderwerk Wirbelsäule

2.2 Normale Funktionen und Bewegungen der Wirbelsäule

3 Was Stress mit dem Rücken macht

3.1 Drei Zustände des Nervensystems

3.2 Drei Phasen der Stressreaktion

3.3 Die Auswirkungen auf das Rückensystem

4 Rückenschmerzen? Keine Panik!

4.1 Zwei Gruppen von Rückenschmerzen

4.2 Der Körper verändert sich

4.3 Negative »Datenkopien«

Teil II Zweiter Schritt: Risikofaktoren

5 Was gefährdet Ihren Rücken?

5.1 Verletzungen sind meist nicht das Problem

6 Die Bedeutung der Körperhaltung

6.1 Die Haltung bei der Arbeit

6.2 Die Haltung in der Freizeit

6.3 Die »richtige« Körperhaltung – gibt es das?

6.4 Die Körperhaltung positiv beeinflussen

6.5 Wahrnehmungstraining im Stehen

6.6 Wahrnehmungstraining im Sitzen

6.7 Wahrnehmungstraining im Liegen

6.8 Einflussfaktoren auf die Körperhaltung

6.8.1 Gewohnheitshaltung und Gewohnheitsbewegungen

6.8.2 Beweglichkeit

6.8.3 Ungleichgewichte in den Muskeln

6.8.4 Das Gewicht der einzelnen Körperteile

6.8.5 Das Nervensystem

6.8.6 Sehen (optische Reizaufnahme)

6.8.7 Hören (akustische Reizaufnahme)

6.8.8 Selbstvertrauen – emotionale Tagesform

6.8.9 Verletzungen

7 Psychische Stellschrauben

7.1 Der Einfluss der Psyche

7.1.1 Werden Sie gelassener

7.1.2 Nehmen Sie sich Zeit

7.1.3 Entdecken Sie Neues

7.1.4 Werden Sie kreativ

7.1.5 Entspannen Sie sich

7.1.6 Nehmen Sie Hilfe an

7.1.7 Verschönern Sie sich Ihren Alltag

Teil III Dritter Schritt: Das Trainingsprogramm

8 13 Herausforderungen für Ihren Rücken

8.1 Das bringt das Training

8.1.1 Verbesserung der motorischen Kontrolle

8.1.2 Steigerung von Kraft und Ausdauer

8.1.3 Steigerung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit

8.1.4 Schmerzlinderung durch Bewegung

8.1.5 Optimierung Ihrer Bewegungsaktivität

8.1.6 Veränderung Ihrer Einstellung zu körperlicher Aktivität

8.1.7 Nutzung von mehr Bewegungsvarianten

8.2 So starten Sie Ihr neues Training

8.3 1. Mobilisation und dynamische Elastizität

8.3.1 1. Handtuch um den Kopf

8.3.2 2. Standdreher

8.3.3 3. Oberkörper drehen

8.3.4 4. Becken drehen

8.3.5 5. Beinstrecker

8.3.6 6. Hand-Fuß-Koordination

8.3.7 7. Standliegestütze

8.3.8 8. Kleine Abduktion

8.3.9 9. Fersenschieber

8.3.10 10. Das große Krabbeln

8.4 2. Krafttraining mit TheraBand™ und Kurzhanteln

8.4.1 1. Seitheben

8.4.2 2. Frontheben

8.4.3 3. Schulterdrücken

8.4.4 4. Seitzug

8.4.5 5. Frontzug

8.4.6 6. Pectoral-Zug

8.4.7 7. Bizeps-Curls

8.4.8 8. Trizeps-Curls

8.4.9 9. Bankdrücken mit Kurzhanteln

8.4.10 10. Überzüge

8.5 3. Das Core-Programm

8.5.1 1. Achter-Touren

8.5.2 2. Vierfüßler

8.5.3 3. Bauchkäfer

8.5.4 4. Plank mit Beinanheben

8.5.5 5. Seitsitz im Wechsel

8.5.6 6. Seitlage– Rückenlage –Seitlage

8.5.7 7. Rumpfkontrolle

8.5.8 8. Cross-Over

8.5.9 9. Bauchroller

8.5.10 10. Reverse Crunch

8.6 4. Elastische und schmerzfreie Faszien mit Rollentraining

8.6.1 1. Rollout Fußsohle

8.6.2 2.Rollout Wade

8.6.3 3. Rollout Oberschenkelrückseite

8.6.4 4. Rollout Hüfte

8.6.5 5. Rollout der thorakalen Faszienabschnitte

8.6.6 6. Rollout Nackenfaszien

8.6.7 7. Rollout Fußrücken bis Knie

8.6.8 8. Rollout Knie bis Leiste

8.6.9 9. Hüftmobilisation auf der Blackroll

8.6.10 10. Beckenkreisel

8.7 5. Training mit dem Pezziball

8.7.1 1. Kniestand

8.7.2 2. Beckendreher

8.7.3 3. Liegestütz mal anders

8.7.4 4. Seitdreher

8.7.5 5. Rotationslotse

8.7.6 6. Beinstrecker

8.7.7 7. Wandhüpfer

8.7.8 8. Scherenschlag

8.8 6. Kraft-Ausdauer-Challenge

8.8.1 1. Vierer-Step

8.8.2 2. Step-up

8.8.3 3. Rückenstrecker

8.8.4 4. Crunch

8.8.5 5. Beinheber in Seitlage

8.8.6 6. Beckenheber

8.8.7 7. Liegestütz mit kurzem Hebel

8.8.8 8. Einbeinstütz in Rückenlage

8.8.9 9. Wanddrücken

8.8.10 10. Rumpfbrücke

8.8.11 11. Seilspringen

8.9 7. Übungen für eine aufrechte Körperhaltung

8.9.1 1. Standpendel

8.9.2 2. Zehengang

8.9.3 3. Fersengang

8.9.4 4. Geführte Kniebeuge

8.9.5 5. Dreh-Dehn-Brücke

8.9.6 6. Aufrichtung

8.9.7 7. Cat Stretch

8.10 8. Hüft-Aktiv-Programm für Kraft und Mobilität

8.10.1 1. Lockerer Ringsitz

8.10.2 2. Adduktion mit Innenrotation

8.10.3 3. Triggertechniken Leiste und Knie

8.10.4 4. Kniebeugen

8.10.5 5. Kontrollierte Abduktion

8.10.6 6. Hüftstreckung

8.10.7 7. Triggertechniken für die Gesäßregion

8.10.8 8. Kräftigung der Hüftadduktoren

8.10.9 9. Hüftkreisel

8.10.10 10. Mobilisation der vorderen Oberschenkelmuskeln

8.10.11 11. Beugung und Streckung

8.10.12 12. Ganzkörperstabilisation mit TheraBand™

8.11 9. Faszienmobilisation

8.11.1 1. Vierfüßler-Twist

8.11.2 2. Dreh-Dehn-Stand

8.11.3 3. Vierfüßler horizontal

8.11.4 4. Rückenschaukel

8.11.5 5. Backline lösen

8.11.6 6. Laterallinie lösen

8.11.7 7. Breakdance

8.11.8 8. Lange Mobilisation

8.11.9 9. Jumper

8.12 10. Körperwahrnehmung

8.12.1 1. Balanceakt

8.12.2 2. Ballhalter

8.12.3 3. Körperspannung

8.12.4 4. Dynamische Streckung

8.12.5 5. Seitendifferenzen spüren

8.12.6 6. Schnelle Entspannung

8.12.7 7. Kopfkontrolle

8.12.8 8. Seitstütz

8.12.9 9. Spannungskontrolle in Bauchlage

8.12.10 10. Spannungskontrolle im Stand

8.13 11. Dynamische Schulter-Nacken-Region

8.13.1 1. Rückenrubbeln zur Seite

8.13.2 2. Rückenrubbeln nach oben

8.13.3 3. Sidestep-Liegestütze

8.13.4 4. Beugung und Streckung

8.13.5 5. Bandgeführter Wurf

8.13.6 6. Rotationswurf

8.13.7 7. Sprungliegestütz

8.13.8 8. Wechselgriff

8.13.9 9. Rollout der Schulteraußenseite

8.13.10 10. Druckvolles Rollout

8.14 12. Rückenbasics für den Alltag – die ultimative Alltags-Challenge

8.14.1 1. Squats

8.14.2 2. Kreuzheben

8.14.3 3. Step-up (mit Wasserkiste)

8.14.4 4. Rudern

8.14.5 5. Backlift

8.14.6 6. Sägen

8.14.7 7. Rumpfbeugen

8.14.8 8. Rotation

8.14.9 9. Ausfallschritte

8.14.10 10. Ausfallschritt mit Wirbelsäulenrotation

8.15 13. Carletics und Autonastic – Übungen für Autofahrer

8.15.1 1. Auto-Liegestütz

8.15.2 2. Aktivierung der Streckmuskulatur

8.15.3 3. Rumpfmobilisation

8.15.4 4. Pectoralisdehnung

8.15.5 5. Seitliche Stabilisation

8.15.6 6. Multidirektionales Zugkrafttraining

8.15.7 7. Liegestütz und Rumpfmobilisation

8.15.8 8. Mobilisation der Hüftbeuger

9 Literatur

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Erster Schritt: Wissen ist Macht

1 Aua – woher kommt der Schmerz?

2 Aufbau und Funktionen der Wirbelsäule

3 Was Stress mit dem Rücken macht

4 Rückenschmerzen? Keine Panik!

Viele Menschen fühlen sich hilflos, wenn sie plötzlich mit Rückenschmerzen konfrontiert sind. Wissen ist der erste Baustein auf dem Weg zur Besserung.

1 Aua – woher kommt der Schmerz?

Rückenschmerzen kommen oft scheinbar aus dem Nichts – umso wichtiger ist es, sie einordnen zu können.

Der Rücken ist die zentrale Stützsäule unseres Körpers. Eine Vielzahl von Gelenken, Muskeln und Nerven und dazugehörigen Steuerungs- und Verarbeitungsstrukturen des Nervensystems befindet sich hier im ständigen Zusammenspiel – läuft alles glatt, haben wir in unserem bewegten und ruhenden Alltag keine körperlichen Probleme oder Beschwerden zu fürchten. Ist hingegen »Sand im Getriebe« des Bewegungsapparates und wird dadurch das sensible Zusammenspiel gestört, kann es zu einfachen bis komplexen Funktionsstörungen kommen. Das Ergebnis: eine deutliche Beeinträchtigung unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens und damit ein Verlust von Lebensqualität in vielen Bereichen.

Zu Beginn ein paar allgemeine Wahrheiten über Rückenschmerzen:

Rückenschmerzen lassen sich nicht zu 100 Prozent verhindern.

Rückenschmerzen haben sehr viele mögliche Ursachen und werden von sehr vielen Faktoren beeinflusst.

Anatomische Veränderungen an unserem Rücken gehören zum Leben wie graue Haare oder Falten auf der Haut – ohne dass damit zwingend Schmerzen oder andere Störungen einhergehen müssen.

Rückenschmerzen streben manchmal eine Daueranstellung an: Sie neigen dazu, wiederzukommen und uns im Alltag zu piesacken.

Rückenschmerzen haben zu 90 Prozent harmlose Ursachen und verschwinden zu 70 Prozent nach sechs Wochen Gastspiel – egal was Sie tun.

Rückenschmerzen können durch Bewegung und Training kontrolliert und reduziert werden.

1.1 Ursachen klären

Für die meisten Rückenschmerzen gilt nach wie vor: Ursache unbekannt beziehungsweise Ursache vielfältig. Rückenschmerzen entstehen zu 80 bis 90 Prozent aus einem Zusammenwirken ungünstiger Umstände. Vielfältige körperliche, psychische und soziale Faktoren wirken auf unseren Organismus und können zu Rückenschmerzen führen. Zu diesen gehören z. B. ein sensibilisiertes Nervensystem, psychische Belastungen, Stress, monotone Körperhaltungen, andauernde Belastungen bestimmter Stellen und Strukturen, fehlender Bewegungsausgleich und positive Wachstumsreize, zu geringe Bewegungsvarianz, muskuläre Dysbalancen in Form von Verspannungen und Abschwächung sowie daraus resultierende Veränderungen des Fasziensystems, wie z. B. Elastizitätsverlust, geringere Flüssigkeitsbindung oder strukturelle Anpassungen, d. h. »Verfilzung«.

Nach neueren Erkenntnissen der medizinischen Forschung ist das Fasziensystem wesentlich an der Entstehung von chronischen und immer wiederkehrenden Schmerzen beteiligt. Diese bindegewebigen Strukturen haben allerdings eine besondere Fähigkeit zur Regeneration. Unser Körper benötigt etwa ein Jahr für den gezielten Umbau und die Optimierung von Faszienstrukturen: ein Jahr, in dem Zellen ab- und aufgebaut werden und die neuen Zellen mit Bewegungsinformationen gefüttert werden müssen. Ein Jahr, in dem sich alles verändern kann. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie Ihrem Organismus möglichst vielfältige Reize in Form von Bewegung, Entspannung, Stressreduktion oder Kräftigung und Mobilisation zukommen lassen können. Lernen Sie, Ihre Regenerationskräfte zu entdecken und für ein besseres Körpergefühl zu bündeln.

Mehr als 70 Prozent der Menschen in Deutschland hatten schon einmal Rückenschmerzen. Man kann daher durchaus von einer Zivilisationskrankheit sprechen. Rückenschmerzen sind ein regelrechtes Trendthema. Es ist darum auch nicht verwunderlich, dass sich die Informationslage zum Rücken und zu den häufigsten Störungen am Rücken permanent verändert und erweitert. Dabei fließen jedoch leider nicht nur Informationen aus der medizinischen Forschung und Wissenschaft ein, sondern auch zu einem großen Teil aus der Selbsterfahrung und Selbsteinschätzung der Betroffenen. Und diese Erkenntnisse sind subjektiv. Dadurch wird es nicht einfacher, belastbare Fakten und hilfreiche Informationen von den in allen Lebensbereichen anzutreffenden »Fake News« oder reinen persönlichen Erfahrungen, die nicht auf die Allgemeinheit übertragbar sind, zu unterscheiden.

Hier ein paar Beispiele für Fehlschlüsse:

Mein Nachbar hat seiner Frau am letzten Wochenende bei der Gartenarbeit geholfen. Seitdem hat er Rückenschmerzen. Schlussfolgerung: Gartenarbeit verursacht Rückenschmerzen.

Die Schwägerin meiner Freundin arbeitet im Büro. Nun hat sie Rückenschmerzen. Schlussfolgerung: Sitzende Tätigkeiten verursachen immer Rückenschmerzen.

Meine Freundin geht seit zwei Monaten in ein Fitnessstudio, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Seit der Umstellung ihres Trainingsplans hat sie Rückenschmerzen. Schlussfolgerung: Fitnesstraining verursacht Rückenschmerzen.

Solche verallgemeinernden Schlussfolgerungen aus Einzelfällen sind blanker Unsinn, wie folgendes Beispiel zeigt:

Gestern machte ich einen Spaziergang. Dabei bin ich gestürzt und habe mir ein Bein gebrochen. Schlussfolgerung: Spazierengehen führt zu Beinbrüchen. Das tue ich nie wieder.

Diesen Schluss würden wahrscheinlich die wenigsten von uns ziehen. Stattdessen würden wir uns sagen: »Das war jetzt wirklich Pech! Das nächste Mal passe ich besser auf.«

Diese und ähnliche Beispiele prägen jedoch häufig die Informationen und damit auch letztlich das Bild über die Entstehung von Rückenschmerzen. So werden falsche Vorstellungen von der scheinbar großen Verletzlichkeit unseres Körpers geformt und von den scheinbar katastrophalen Folgen für den Bewegungsapparat und für unsere Lebensqualität.

1.2 Rückenschmerzen sind meist kein »Beinbruch«

Allgemein gilt der Rücken dann als »gesund«, wenn wir ihn nicht spüren. Für die moderne Sitzgesellschaft ist eine zunehmende Entfernung von der Körperlichkeit typisch. Einseitige Haltungen und Bewegungsverarmung prägen den Alltag vieler Menschen. Der Körper beginnt uns erst dann zu interessieren, wenn etwas nicht mehr richtig funktioniert und entsprechende Störungen oder Schmerzen auftreten. Unser Organismus nimmt erst dann subjektiv einen Schmerz wahr, wenn die entsprechende Organfunktion bei etwa 25 Prozent angekommen ist. Und 25 Prozent Funktionsfähigkeit sind nicht wirklich viel. Dies führt dazu, dass heute eher Reparationsmedizin betrieben wird als die viel sinnvollere Präventionsmedizin.

Treten dann plötzlich heftige Schmerzen auf, befürchten die meisten Menschen eine ernsthafte Erkrankung. In den meisten Fällen handelt es sich bei Rückenschmerzen aber nicht um eine ernsthafte Erkrankung, sondern lediglich um ein Symptom, also eine kurze Momentaufnahme einer etwas unglücklichen Situation. Der Rücken kann sich spontan mit plötzlichen heftigen Schmerzen bemerkbar machen, obwohl anatomisch alles in Ordnung ist und bei einer bildgebenden Untersuchung wie beispielsweise einer Röntgenaufnahme, einem CT (Computertomogramm) oder gar einem MRT (Kernspinaufnahme) keine pathologischen Veränderungen sichtbar werden. Was also verursacht hier die Schmerzen?

Umgekehrt ist es möglich, dass bei einer bildgebenden Untersuchung Veränderungen erkennbar sind, die keinerlei Symptome verursachen, und die betroffene Person komplett beschwerdefrei lebt. Das heißt: Auch bildgebende Verfahren liefern keine zuverlässigen Untersuchungsergebnisse für die Erklärung von Rückenschmerzen.

Auslöser für Rückenschmerzen können einfache Veränderungen in der Lebensführung sein, d. h. neue Bewegungen oder Belastungen, die der Körper erst noch besser kennen- und kontrollieren lernen muss, wie z. B. eine neue Arbeit oder das Erlernen einer neuen Sportart. Auch immer wiederkehrende Belastungen aus monotonen Haltungen oder seelische und psychische Veränderungen und Belastungssituationen sind mögliche Ursachen für ein Rückenleiden. Und manchmal gibt es schlicht gar keine erkennbaren Ursachen oder Auslöser. In den meisten Fällen verschwinden die Rückenschmerzen aber auch genauso sang- und klanglos, wie sie aufgetreten sind, und lassen ratlose Betroffene, Therapeuten und Ärzte zurück.

Ein paar Zahlen zum Rückenschmerz

Mehr als 60 Prozent der Menschen im Land sind jährlich von Rückenschmerzen betroffen und geplagt. Das entspricht fast zwei Dritteln der Bevölkerung. Über 70 Prozent aller chronischen Schmerzpatienten leiden unter starken Rückenschmerzen. Etwa ein Viertel dieser Rückenpatienten wird als Folge krankgeschrieben. Die gesamten Krankheitskosten, die auf eine Vielzahl von Rückenleiden zurückzuführen sind, belaufen sich auf stattliche 49 Milliarden Euro pro Jahr. Diese können in direkte Kosten (46 Prozent), zu denen vor allem die erforderlichen ärztlichen und therapeutischen Behandlungen und auch die erforderlichen Behandlungen bei Komplikationen zählen, und in indirekte Kosten (54 Prozent) für Arbeitsunfähigkeit oder auch Frühberentung aufgeteilt werden. In jedem Fall kommen uns Rückenleiden teuer zu stehen.

1.3 Wo sitzt der Rückenschmerz?

Der Rücken kann auf seiner ganzen Länge – vom Nacken bis zum Gesäß – schmerzhaft werden. Häufig sitzt der Schmerz in der Lendenregion und im Nacken. Dies sind die Körperregionen, die im Alltag am meisten belastet und auch von den häufigsten Bewegungen betroffen sind. In diesen Regionen finden auch die größten Bewegungen statt, da unmittelbar Arme und Beine angrenzen, die Bewegungen und Belastungen an die Wirbelsäule übertragen und weiterleiten. Dabei können die in diesen Übergangsregionen (Hüfte und Schulter) entstandenen Beschwerden auch in die Arme oder Beine ausstrahlen, etwa wenn die Nerven oder das Bindegewebe betroffen sind. So können ausstrahlende Beschwerden von lokalen Beschwerden unterschieden werden. Auch der Bereich zwischen den Schulterblättern ist, als sehr bewegte Körperregion, nicht selten von Funktionsstörungen und Schmerzen betroffen.

Häufig sind Rückenprobleme im oberen Bereich der Brustwirbelsäule, zwischen den Schulterblättern und im Nacken auch an der Entstehung von ausstrahlenden Beschwerden in die Arme oder an Kopfschmerzen beteiligt. Durch Unbeweglichkeiten und lokale Muskelverhärtungen werden gerne Strukturen irritiert, die über den Nacken bis zum Kopf verlaufen und dort ebenfalls für Schmerzwahrnehmungen sorgen können.

1.4 Rückenschmerzen sind individuell

Nun könnte man meinen, da es sich dabei jedes Mal um ein Problem mit der Wirbelsäule handelt, haben auch alle betroffenen Menschen dieselben Beschwerden oder Probleme mit dieser sogenannten »Zivilisationskrankheit«. Leider ist das nicht wirklich so – obwohl das die Lösung von Rückenproblemen, oder zumindest die erforderliche Hilfe, immens vereinfachen würde. Verschiedenste Ursachen führen zu Rückenbeschwerden und machen die Diagnostik und die daraus resultierende und erforderliche Behandlung ebenso vielfältig wie individuell.

Bei jedem, der unter Rückenbeschwerden leidet, werden sich diese in individueller Form und mit individuellen Auswirkungen zeigen. Sind es beim einen örtlich begrenzte Schmerzen (z. B. lokale Schmerzen rechts der Wirbelsäule, knapp oberhalb des Beckens), dann sind es beim nächsten vielleicht Schmerzen, die in das linke Bein bis zum kleinen Zeh ausstrahlen. Es kann ein Dauerschmerz sein oder ein Schmerz, der ausschließlich bei der Durchführung einer bestimmten Bewegung ausgelöst wird. Rückenprobleme sind sehr variabel und hängen meist auch noch davon ab, wie wir uns im Alltag verhalten und welchen Belastungen wir unseren Körper in Arbeit und Freizeit aussetzen. Der Körper und die Körpergesundheit sind immer ein Spiegel des Umgangs mit dem Körper, seiner Belastung und Pflege. Unser Rücken wird unseren Körper so lange schmerzfrei durch die täglich auftretenden Belastungen tragen und stützen können, bis die Summe dieser Belastungen zu groß wird und eine Störung mit manchmal schmerzhaften Folgen auftritt. Dabei muss die aufgetretene Störung nicht einmal auf der körperlichen Ebene sein, es muss also keine Verletzung auftreten. Es genügt auch eine Irritation der Sensibilisierung – also eine Veränderung des Nervensystems, um Schmerzen wahrzunehmen.

1.5 Gibt es eine Rückenschmerzpersönlichkeit?

Vereinfacht gesagt: Rückenschmerzen bekommt, wer am lautesten danach schreit. Wenn viele Ursachen – sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene – zusammenkommen und die körpereigene Resistenz gegen diese Faktoren sinkt, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Rückenschmerzen.

Einen speziellen Kandidaten für Rückenprobleme gibt es nicht wirklich. Rückenprobleme lauern allem auf und stellen allem nach, was sich bewegt. Rückenschmerzen treten bei älteren und jüngeren Menschen auf. Es sind Männer und Frauen betroffen, Akademiker, Mediziner, Profisportler, Fließbandarbeiter und Handwerker. Rückenschmerzen machen keinen Halt vor einer bestimmten Alters- oder Berufsgruppe. Das bedeutet, jeder, der sich nicht »rückenfreundlich« verhält, hat eine ausreichend gleich große Chance auf Rückenbeschwerden. Wer seinen Bewegungsapparat über Gebühr benutzt und über die individuelle Belastbarkeitsgrenze hinaus belastet – und das auch noch über einen längeren Zeitraum hinweg –, darf sich früher oder später zum illustren Kreis der Rückenschmerzgeplagten zählen.

Am anfälligsten für Rückenbeschwerden ist jedoch die Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren. In diesem Lebensabschnitt widmet man sich bekanntermaßen der beruflichen und familiären Karriere, was nicht selten zu einer Vernachlässigung der eigenen körperlichen Bedürfnisse führt.

Wer allerdings darum bemüht ist, seine individuellen Schwachstellen am Rücken und an der Wirbelsäule zu entdecken, und die richtigen Schritte dagegen einleitet, hat sehr gute Chancen, größere Beschwerden zu verhindern und die bestehenden Probleme schnell und anhaltend wieder unter Kontrolle zu bekommen.

2 Aufbau und Funktionen der Wirbelsäule

Um Störungen und Beschwerden Ihres Rückens besser verstehen zu können, ist es hilfreich, über die Funktionen und den Aufbau der Wirbelsäule Bescheid zu wissen.

Der menschliche Körper ist ein hochkompliziertes und zugleich hocheffektives Konstrukt. Jede noch so winzige Kleinigkeit, jedes Zusammenspiel ist sinnvoll geplant und erfüllt wichtige Aufgaben im Funktionsablauf des großen Gesamten.

Die Wirbelsäule arbeitet als sogenanntes Achsenorgan. Sie befähigt uns im Zusammenspiel mit Muskeln, Faszien und Bändern zu einem aufrechten Stand und Gang und ermöglicht durch Verankerung die kontrollierte Bewegungsfähigkeit von Armen und Beinen gegen die Schwerkraft. Dadurch können wir uns auf verschiedenste Weise bewegen und unseren Alltag meistern.

Die äußere Form der Wirbelsäule gleicht, von der Seite betrachtet, einer S-Form. Wir finden eine Lordose (eine Wölbung der Wirbelsäule nach vorne) im Bereich der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule, hingegen eine Kyphose (eine Wölbung der Wirbelsäule nach hinten) im Bereich der Brustwirbelsäule. In den Übergangsregionen muss die Wirbelsäule verschiedenste Kräfte und Gegenkräfte aushalten, damit wir Bewegungen ausführen können. An diesen Übergangsregionen finden meist mehr Bewegungen, erhöhte Muskelbelastung und damit auch höhere Gelenkbelastungen statt. Dies führt nicht selten zu neuromuskulären Problemen in der Koordination von Bewegungen. Oft entstehen so muskuläre Ungleichgewichte – also verspannte und überwiegend nicht genutzte Muskelbereiche.

Lordose und Kyphose können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, das Ergebnis sind verschiedene Haltungstypen. Diese sind allesamt normal und beinhalten nicht automatisch eine Garantie auf Funktionsstörung oder schmerzhafte Zustände. Es handelt sich dabei lediglich um eine Variation der Erscheinung.

2.1 Wunderwerk Wirbelsäule

Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbeln (7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbeln), dem Kreuzbein sowie dem daran anschließenden Steißbein. Zwischen den Wirbeln, die alle untereinander mit je zwei Gelenken (jeweils rechts und links, oben und unten am Wirbelkörper) verbunden sind, liegen die Bandscheiben