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<p><strong>Wieder Treppen steigen ohne Probleme!&nbsp;</strong></p> <p>Ihr Knie ist steif, knackt beim Schuhebinden und schmerzt nach langem Sitzen oder ausgedehnten Spazierg&auml;ngen? Dieses Buch bietet Hilfe bei Kniebeschwerden und informiert &uuml;ber die vielf&auml;ltigen Therapiem&ouml;glichkeiten: von Physiotherapie &uuml;ber die Knie-OP und Hilfe danach, aber auch m&ouml;gliche Alternativen zur Operation.</p> <ul> <li>Mit 8 Tests dem Knieschmerz auf der Spur: Meniskus, Muskeln, B&auml;nder, Nerven, Kniescheibe oder Arthrose? Identifizieren Sie Ihre individuellen Problembereiche.</li> <li>55 &Uuml;bungen f&uuml;r starke Knie: Trainieren Sie Kniestabilit&auml;t, Muskelkraft, Kniebeuge- und Kniestreckf&auml;higkeit.</li> <li>Extra &bdquo;Wo-ich-geh-und-steh-Programm&ldquo;: Wenn Sie nur wenig Zeit haben, k&ouml;nnen Sie auch im B&uuml;ro, im Zug oder beim Staubsaugen etwas f&uuml;r Ihre Knie tun.</li> </ul> <p>Kay Bartrow, Physiotherapeut und erfolgreicher Autor, zeigt Ihnen, was Sie selbst f&uuml;r Ihre Kniegesundheit tun k&ouml;nnen.</p> <p>&nbsp;</p>
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 172
Kay Bartrow
2. Auflage 2022
130 Abbildungen
Das Kniegelenk trägt uns durch den ganzen Tag, es geht dabei mit uns wahrlich durch dick und dünn. Manchmal reibt es im Kniegelenk, als sei Sand im Getriebe, oder es knackt, als breche ein Ast durch. Dann wieder klemmt es, wie eine Münze, die sich zwischen zwei Zahnrädern verfangen hat. Oder es wird dick wie ein Ballon und manchmal, ja manchmal, schmerzt es auch einfach. Das Kniegelenk kann ein richtiges Sorgenkind sein.
Dieses Buch bietet Ihnen vielfältige Inspirationen, umsetzbare Ideen, praktische Übungen und wichtige Informationen zum großen Gelenk, dem Knie. Im Hauptteil finden Sie viele praktisch erprobte Übungen, mit denen Sie Ihren Knien etwas Gutes tun können. Das Buch ist als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Die Information soll Ihnen zeigen, wie es zu Schmerzen und Beschwerden im Knie kommen kann. Denn: Wissen über das, was da passiert, ist der erste, wenn nicht sogar der wichtigste Schritt, um Beschwerden zu verbessern. Nur wer die normale Funktion des Körpers (oder einer Körperregion) kennt, kann bestehende Störungen in der Funktion besser verstehen und einschätzen. Deshalb bietet Ihnen das Buch auch viele Informationen darüber, wie das Kniegelenk aufgebaut ist und funktioniert. Und dann beginnen Sie damit, zu üben und zu trainieren, verbessern so Ihre Ausgangssituation und finden darüber generell zu einem gesundheitsorientierten Verhalten im Alltag.
Aufgrund der vielfältigen Belastungen im Alltag, bei der Arbeit oder auch beim Sport hat die Funktionsfähigkeit des Kniegelenks eine wortwörtlich tragende Rolle für unsere Lebensqualität inne. Gerade deshalb ist es in der Praxis immer wieder eine besondere Herausforderung, Kniebeschwerden zu behandeln – was ohne aktive Mithilfe der Betroffenen nicht zu leisten ist.
Verstehen – testen – loslegen. Das ist der Dreischritt, um Ihr Knie wieder belastbar und funktionsfähig zu machen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass dieses Buch auch für Sie eine echte Hilfe ist.
Ihr Kay Bartrow
Titelei
Liebe Leserin, lieber Leser!
Starke Knie
Das Knie – sein Steckbrief
Knie läuft nicht rund?
Wer ist wer im Kniegelenk?
Starke Knochen
Gelenke im Gelenk
Wie das Kniegelenk arbeitet
Was macht das Kniescheibengelenk?
Das Innenleben des Knies
Meniskus und Kreuzband
Die Muskeln des Knies
Die Bänder – innen und außen
Haltung und Belastung – Achse und Statik
Die »normale« Haltung
Ihre Chance: das Wechselspiel der Kräfte
Die normale Last der Knie
Was Gelenke verändert
Was Muskeln verändert
Was Nerven verändert
Erkennen Sie Fehlhaltung und -belastung
Ein kleines Glossar der Schwächen und Schäden
Identifizieren Sie Ihre Schwachstellen
Wie erkenne ich Funktionsstörungen?
Was stresst das Gelenk?
Was fördert Kniebeschwerden?
Funktion und Störung sind eng verwandt
Dem Problem einen Namen geben
Dauerschmerz
Bewegungsschmerz
Der Weg zu einer Diagnose
Die Aussage einer Diagnose
Welche Diagnosen sind häufig?
Der große Knie-Eigentest
Mobilitätstests – Bewegungstests
Allgemeine Hinweise
Achten Sie auf Symptome
Test 1: Knie beugen
Bewegungsbild: unauffällig?
Ergebnisse interpretieren
Test 2: Knie strecken
Bewegungsbild: unauffällig?
Ergebnisse interpretieren
Verletzungen des Meniskus
Meniskus zu stark beugen
Meniskus zu stark strecken
Menisken – so sind sie, das nährt sie
Meniskus verletzt – was tun?
Kniegelenk blockiert!
Test 3: Knie drehen
Bewegungsbild: unauffällig?
Ergebnisse interpretieren
Test 4: Meniskus testen (Thessaly-Test)
Ergebnisse interpretieren
Noch zwei anfällige Kandidaten – die Kreuzbänder
Kreuzband verletzt – was tun?
Test 5: Stabilität testen
Bewegungsbild: unauffällig?
Ergebnisse interpretieren
Test 6: Muskelspannung testen
Bewegungsbild: unauffällig?
Ergebnisse interpretieren
Test 7: Muskelausdauer testen
Test 8: Nerven testen
Ergebnisse interpretieren
Schmerz beurteilen
Gewebe verletzt – was passiert?
Schmerz beurteilen
Arthrose und die Folgen
Eine Arthrose, zwei Gruppen
Wie Arthrose entsteht
Arthrose therapieren
Ihr maßgeschneidertes Übungsprogramm
Übungsprogramme dreimal anders
Akut – »10-Minuten-Trainingsprogramm«
Steckbrief
Restbeschwerden – »2 × 30-Minuten-Programm«
Steckbrief
Zurück im Alltag – »Wo-ich-geh-und-steh-Programm«
Steckbrief
Mini-Kniebeugen
Einbeinstand
Zehenstand
Zehengang
Fersengang
Knie beugen
Alle Richtungen im Sitzen
Bewegliche Kniescheibe
Knieschraube
Starke Übungen für Ihr Knie
Körpergefühl trainieren
Beugung und Streckung verbessern
Muskelausdauer steigern
Muskelkraft erhöhen
Drehung, Stabilität und Koordination schulen
Nerven mobilisieren
Entspannung üben
Wichtige Tipps zum Training
Standpendel [Körpergefühl verbessern]
Standwaage [Körpergefühl verbessern]
Kissensteher [Körpergefühl verbessern]
Prinzessin auf dem Tennisball [Körpergefühl verbessern]
Kniebeuger [Beugen und Strecken]
Kniebeugung aus dem Vierfüßler [Beugen und Strecken]
Seilzug [Beugen und Strecken]
Knielein beug Dich [Beugen und Strecken]
Knielein streck dich [Beugen und Strecken]
Halbes Klappmesser [Beugen und Strecken]
Gerollte Streckung [Beugen und Strecken]
Fußball-Kicker [Beugen und Strecken]
Kniebeugen beidbeinig [Muskelausdauer steigern]
Einbeinkniebeugen [Muskelausdauer steigern]
Brückenbauen [Muskelausdauer steigern]
Brückenstrecker [Muskelausdauer steigern]
Sidesteps [Muskelausdauer steigern]
Stepup [Muskelausdauer steigern]
Beinbeuger [Muskelkraft verbessern]
Beinstrecker [Muskelkraft verbessern]
Beinanzieher [Muskelkraft verbessern]
Beinabspreizer [Muskelkraft verbessern]
Kraft am spannenden Band [Muskelkraft verbessern]
Ballschieber [Stabilisieren und koordinieren]
Blackrolled [Stabilisieren und koordinieren]
Stabilisationsderwisch 1 [Stabilisieren und koordinieren]
Stabilisationsderwisch 2 [Stabilisieren und koordinieren]
Kissensprung [Stabilisieren und koordinieren]
Bandstabilisation [Stabilisieren und koordinieren]
Leistenmassage [Nerven mobilisieren]
Oberschenkelmassage [Nerven mobilisieren]
Der Alles-Aktivator [Nerven mobilisieren]
Loslassen lernen [Einfach entspannen]
Druckpunkt entspannen [einfach entspannen]
Untersuchung, Diagnose, Therapie
So werden Sie untersucht
Was zeigt welche Untersuchung?
Funktionsdiagnostik
Ultraschalldiagnostik
Röntgen
Computertomografie (CT)
Magnetresonanztomografie (MRT)
Laboruntersuchungen
Physiotherapeutische Diagnostik
Befragung (Anamnese)
Sichtuntersuchung (Inspektion)
Aktive Bewegungsprüfung
Neurologische Untersuchung
Passive Bewegungsprüfung
Muskelfunktionstest
Messungen (Umfangmessung)
Differenzialdiagnostik (spezielle Tests)
Patellatests (Kniescheibentests)
Meniskustests
Stabilitätstests
Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig
Verbessern Sie die Ausgangssituation
Geeignete Therapien für Ihre Knie
Schmerztherapie (Tablettenmedikation)
Versorgung mit Hilfsmitteln
Zusatzleistungen
Physiotherapie bei Knieproblemen
Manuelle Therapie
Trainingstherapie
PNF – propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation
FBL – funktionelle Bewegungslehre
Trigger-Therapie
Faszien-Therapie
Übungsbehandlung
Operationen und OP-Folgen
Wann sind Operationen am Kniegelenk nötig?
Operationsrisiken
So unterstützen Sie Ihre Therapie
Tipp 1: Machen Sie den Eigentest und üben Sie!
Tipp 2: Testen Sie Neues!
Tipp 3: Im Alltag – ändern Sie Ihr Verhalten!
Tipp 4: Bleiben Sie der Therapie treu
Tipp 5: Salben, Gels und Medikamente
Tipp 6: Kälte und Wärme einsetzen
Tipp 7: Seien Sie geduldig
Sportartspezifische Knieverletzungen
Service
Literatur
Autorenvorstellung
Sachverzeichnis
Impressum
Das Knie, so stark, so komplex – und gleichzeitig so anfällig. Beginnen Sie, Ihr Gelenk zu verstehen und begreifen Sie, wie Sie Ihre Beschwerden in den Griff bekommen können.
Was hat das Kreuzband mit der Körperhaltung zu tun? Und was machen eigentlich die Menisken? Lernen Sie Strukturen des Knies besser kennen – und die Mechanismen, die sie einschränken.
Das Kniegelenk ist, rein formal betrachtet, das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Funktionell ist es zudem eines der wichtigsten Gelenke, denn es trägt unseren Körper und ermöglicht uns das Gehen, sportliche Aktivitäten, das Hinsetzen und wieder Aufstehen oder hilft uns auch dabei, stabil zu bleiben auf einem wackeligen, unebenen Untergrund. Das Kniegelenk hat es wahrlich in sich. Es ist durch seine Größe und durch seine tragende Rolle allerdings auch ein sehr stark belastetes Gelenk. Und alle körperlichen Strukturen, die intensiv genutzt und belastet werden, haben leider die Tendenz, sich schnell eine Funktionsstörung oder gar eine Verletzung zuzuziehen.
Unter den Bausteinen des Kniegelenks finden sich Knochen (Ober- und Unterschenkel), Muskeln, Nerven, Bänder, Faszien und Knorpelgewebe. Diese Strukturen werden bei Bewegungen mehr oder weniger stark belastet und abgenutzt. Jede Belastung hinterlässt ihre Spuren an den Geweben. Wie stark diese Spur, wie Verletzung oder Veränderung ist, hängt immer von der Intensität der Nutzung ab.
Die häufigsten Beschwerden am Kniegelenk sind Schmerzen, Störungen der Bewegung und Gelenkgeräusche. Diese Beschwerden treten entweder durch eine akute Verletzung oder durch chronische Überbelastung auf, aus der später eine Verletzung entstehen kann.
Schmerzen. Sie können von kleinen oder auch größeren Verletzungen herrühren. Kleinere Verletzungen treten an Bändern, Muskeln oder auch auf der Gelenkfläche (am Knorpel) auf. Das sind sogenannte Mikrotraumen. Sie entstehen z. B. beim Anschlagen des Kniegelenks an der Tischkante oder beim Verdrehen. Auch direkte Krafteinwirkung durch einen Schlag, Stoß oder Sturz – etwa beim Sport – kommen als Ursache infrage. Größere Verletzungen, wie Knochenbrüche, Muskel- und Meniskusrisse oder Kreuzbandverletzungen, treten auch häufig auf. Manchmal ist dann eine Operation nötig, um die Situation zu verbessern.
Bewegungsstörungen. Sie sind oft eine direkte Folge von Verletzung und Schmerz. Einer Verletzung folgt der Schmerz und er löst die Funktionsstörung oder die Bewegungseinschränkung aus. Mit Schmerzen funktioniert unser Körper nun einmal nicht mehr zu 100 Prozent. Betroffen sind meist einzelne Bewegungsrichtungen: Sie können das Knie nicht mehr ganz anbeugen oder nicht mehr komplett strecken. Dafür können z. B. Meniskusverletzungen oder ein Knorpeldefekt ursächlich sein.
Gelenkgeräusche. Sie sind immer beunruhigend und v. a. ein Hinweis darauf, dass die Situation im Knie sich verändert hat. Wir unterscheiden zwei Gelenkgeräusche: Knacken und Reiben. Während das Knacken ein zeitlich und räumlich abgegrenztes Geräusch ist, dem meist größere mechanische Veränderungen (z. B. Meniskusverletzung, Kreuzbandriss oder größere Knorpeldefekte) zugrunde liegen, ist ein Gelenkreiben (ein Gefühl, als wäre Sand im Getriebe) eher ein Hinweis auf einen abbauenden (degenerativen) Prozess am Gelenkknorpel (Arthrose).
Daniela
Ein Schritt, und schon war das Knie verdreht.
»Ich wollte nur mal schnell die Wäsche im Garten abhängen, als ich beim Rückwärtsgehen über das Bobbycar meiner Tochter gestolpert bin. Dabei muss ich mir das Knie verdreht haben. Der einschießende Schmerz zeigte sofort, dass etwas Größeres passiert war. Am Abend war mein Kniegelenk zu einem großen Ballon angeschwollen und bei der ärztlichen Untersuchung wurden ein Innenbandriss und ein Meniskusriss festgestellt.«
Manuela
Erst rieb es nur, nun schmerzt es.
»Als ich mich vor zwei Monaten zu meiner Tochter auf den Boden setzen wollte, hörte ich dieses harte Reiben im linken Knie das erste Mal. Seither ist es bei jedem In-die-Hocke-Gehen dabei und es wird eher schlimmer. Es hört sich an, als hätte ich groben Sand im Gelenk. Mittlerweile schmerzt es auch schon.«
Johannes
Gestoppt und weggerutscht …
»Es passierte auf dem Tennisplatz, als ich einen Stoppball erlaufen wollte. Es blieb beim Gedanken – denn mein Standbein rutschte weg, ich knickte im Kniegelenk ein und verletzte mir dabei die Innenbänder.«
Anita
Ich schlug mit dem Knie auf dem Boden auf.
»Ich stand mitten in der Garage auf der Trittleiter, um an der Lampe die Glühbirne auszutauschen, als mein Mann mit dem Auto in die Garage fahren wollte. Er konnte zwar noch rechtzeitig bremsen, aber ich erschrak dermaßen, dass ich von der Leiter fiel und mit der rechten Kniescheibe auf den Fliesenboden knallte. Die Kniescheibe brach der Länge nach durch und seither wechselt mein Mann alle Glühbirnen im Haus.«
Einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte, um z. B. Beweglichkeit, Kraftübertragung und Elastizität durch Üben und Trainieren zu verbessern, ist das Verständnis für den Aufbau und die normalen Funktionen des Kniegelenks. Das Knie besteht aus vielen Strukturen und Bauteilen. Hier treffen sich die Knochen von Ober- und Unterschenkel. Muskeln und Sehnen laufen zusammen und schützen, bzw. stabilisieren die Gelenkstrukturen. Nerven kreuzen diese Bahnen und versorgen mit ihren Impulsen die Gewebe mit wichtigen Reizen für die Aktivität. Das Kniegelenk stellt, als Mittelgelenk zwischen Fußgelenken und Hüftgelenk, ein sogenanntes Kompromissgelenk dar. Es sucht und fordert mit jeder alltäglichen Bewegung geradezu die Gratwanderung zwischen Beweglichkeit und Stabilität. Dabei ist Balance statt Tendenz gefragt: Zu viel Beweglichkeit geht immer zulasten der Stabilität, umgekehrt reduziert zu viel Stabilität die Beweglichkeit. Ist das Verhältnis nicht ausgewogen, können Störungen der Gelenkfunktionen auftreten. Ein ausgeglichenes Verhältnis muss also das Ziel eines jeden Trainings sein. Eine optimale Auswahl der Übungen stellt die Balance zwischen ausreichender Stabilität bei allen Bewegungen und normaler Bewegungsreichweite (also einer normalen Beweglichkeit) wieder her.
Die Form bestimmt die Funktion und die Funktion beeinflusst die Form. Diese Gesetzmäßigkeit gilt für alle Bauteile des menschlichen Körpers. Wenn also Form und Funktion immer voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen, ist eine kleine Grundkenntnis über den anatomischen Aufbau und die Funktionen sehr nützlich.
In der Knieregion finden sich vier knöcherne Strukturen: der Oberschenkel (Femur), die Kniescheibe (Patella) und die beiden Unterschenkelknochen Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula). Der Oberschenkelknochen ist der größte Knochen des menschlichen Körpers. Er wird bis zu 55 Zentimeter lang – damit macht er etwa ein Viertel der gesamten Körperlänge aus. Der Oberschenkelknochen ist auch der tragfähigste: Er kann bis zu 1,5 Tonnen Gewicht tragen. Obwohl er so enorm belastbar ist, ist er häufig an seinen gelenkigen Verbindungen von Abnutzung und Funktionsstörungen betroffen. Die meisten Störungen treten dabei infolge dauerhafter Überbelastung oder nach akuter Verletzung auf.
Diese vier »Knieknochen« schließen sich zu drei Gelenken zum Kniekomplex zusammen. Das eigentliche Kniegelenk (Artikulatio genus) bilden Oberschenkelknochen und Schienbein. Das zweite wichtige Gelenk liegt zwischen der Kniescheibe und dem Oberschenkel (patellofemorales Gelenk). Das dritte Gelenk, zwischen Waden- und Schienbein (tibiofibulares Gelenk), ist selten von Funktionsstörungen betroffen, da es kein Gewicht tragen muss.
Die häufigsten Probleme ergeben sich in den hauptsächlich durch das Körpergewicht und die Gewichtskraft belasteten Gelenken: dem Kniegelenk und dem Kniescheibengelenk. Dort toben die Alltagskräfte: Das Kniegelenk ist stets der Kraft des eigenen Körpergewichtes ausgesetzt und im Kniescheibengelenk versuchen sich die Kräfte der Muskeln bei allen Bewegungen (in Alltag, Arbeit oder Sport) die Waage zu halten.
Die knöchernen Anteile des Kniegelenks.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Als Mittelgelenk (zwischen Fuß- und Hüftgelenk) ist das Knie für eine optimale Beinachse verantwortlich, dann stehen Ober-, und Unterschenkel nahezu gerade aufeinander. Weicht das Knie zu weit nach innen ab, entsteht häufig eine knöcherne Fehlstellung: das X-Bein (Genu valgum). Steht das Kniegelenk hingegen zu weit nach außen, entsteht das O-Bein (Genu varum). Durch solche Haltungsveränderungen werden die Gelenkflächen verstärkt belastet und im Laufe der Zeit abgebaut – eine Arthrose entsteht.
Das Kniegelenk hat verschiedene Freiheitsgrade, um die es sich bewegen kann – beugen, strecken und, in gebeugtem Zustand, auch drehen. Bei einer Drehbewegung dreht der Unterschenkel (bei fixiertem Oberschenkel) nach innen oder nach außen. Dabei gilt: Je gebeugter das Knie ist, desto mehr Bewegungsfreiheit hat es. Das können Sie ausprobieren: Bei fast gestrecktem Bein ist kaum Spiel im Kniegelenk. Sobald Sie das Bein beugen, ist Bewegung nach links und rechts in die Drehrichtung möglich. Aber: Gleichzeitig verliert das Knie an Stabilität. Und das heißt praktisch: Ist das Knie gebeugt, ist es verletzungsanfälliger. Deshalb ist z. B. Skifahren für das Knie sehr anspruchsvoll. In gebeugter Position braucht das Kniegelenk deshalb einen intakten und elastischen Kapsel-Band-Apparat, um sich zu stabilisieren. Auch die Muskeln um das Kniegelenk sind in gebeugter Haltung sehr stark gefordert, um die Stabilität zu gewährleisten.
Die Kniescheibe verlagert sich bei Bewegungen gegen den Oberschenkel nach oben und unten. Sie hängt, von oben betrachtet, an einem Muskel am Oberschenkel (Quadrizepsmuskel), der das Kniegelenk streckt und von unten an einem Band (der Patellarsehne). So eingezurrt verbindet die Kniescheibe mit ihren Befestigungspunkten den Oberschenkel mit dem Unterschenkel. Die Kniescheibe wirkt als große »Umlenkrolle«. Sie überträgt die Kräfte, die bei einer Anspannung des Oberschenkelmuskels (Quadrizeps) entstehen, auf den Unterschenkel. Der bewegt sich dann in eine Streckung im Kniegelenk. Bewegt sich die Kniescheibe in ihrem Gleitlager normal, entstehen keine nachteiligen Effekte auf die Knorpel oder Sehnen. Bewegt sie sich jedoch nicht optimal, entstehen enorm hohe Reibungskräfte, die den Gelenkknorpel auf der Rückseite der Kniescheibe und im Gleitlager des Oberschenkelknochens immens belasten und auf Dauer abreiben und schädigen können. Auch darüber kann sich eine Arthrose entwickeln.
Im Inneren des Kniegelenks herrscht ein buntes Treiben: Da kreuzen sich im mittleren Bereich zwei Bandstrukturen (die Kreuzbänder – vorderes und hinteres) und auf dem Plateau des Unterschenkels liegen zwei sichel- oder mondförmige Gebilde: die Menisken (Innen- und Außenmeniskus).
Die Menisken, die direkt auf der Gelenkfläche liegen (zwischen Ober- und Unterschenkel), haben eine Puffer- und Stoßdämpferfunktion, damit schützen sie die Knorpelzone und reduzieren Druckkräfte im Gelenkspalt. Zudem sorgen sie dafür, dass Ober- und Unterschenkel bei Bewegungen, z. B. in Beugung, optimal aufeinander passen. Die Kreuzbänder in der Kniemitte sorgen eher für Stabilität während einer Bewegung. Sie verhindern, dass sich der Unterschenkel zu weit nach vorn oder nach hinten bewegt und halten so das Knie in allen Lebenslagen, im wahrsten Sinne des Wortes, zusammen.
1 Die beiden Kreuzbänder, vorderes (a) und hinteres (b).
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
2 Die Menisken liegen auf der Gelenkfläche des Unterschenkels.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Im Wesentlichen agieren am Kniegelenk Beugemuskeln (auf der Oberschenkelrückseite gelegen: die Ischiokruralmuskulatur) und Streckmuskeln (auf der Oberschenkelvorderseite: die Quadrizepsmuskulatur). Die einen beugen das Kniegelenk, die anderen strecken es. Zugleich haben diese Muskeln eine rotatorische Funktion, d. h., sie können den Unterschenkel auch nach innen und außen drehen. Die Kniemuskeln des Oberschenkels verbinden zudem das Knie mit der Hüfte und dem Becken. Da das Knie zwischen Hüft- und Fußgelenken liegt, beeinflussen sich die Gelenke auch immer gegenseitig. Über diese Achse können sich Funktionsstörungen der Hüfte und der Fußgelenke auch auf das Kniegelenk auswirken – und umgekehrt.
3 Die Quadrizepsmuskulatur an der Oberschenkelvorderseite streckt das Knie.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
4 Die Ischiokruralmuskulatur an der Oberschenkelrückseite beugt das Knie.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Die Muskeln des Unterschenkels. Auch die Muskeln des Unterschenkels gehören zum Kniegelenk, allen voran natürlich die Wadenmuskulatur (Musculus gastrocnemius) und die Schienbeinmuskulatur. Diese Muskeln verbinden den Kniekomplex mit den Fußgelenken und sorgen in dieser Zusammenarbeit für ein optimales Gleichgewicht und für eine Verteilung der Belastung beim Gehen und beim Sport.
5 Die Muskeln des Unterschenkels – der Wade und des Schienenbeins.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Die Aufgabe der Muskeln. Muskeln haben viele Funktionen. Vor allem sind Muskeln der Antrieb unseres Bewegungsapparates, sie sind aktive und bewegliche Strukturen. Spannen sich Muskeln an, werden sie kürzer – sie kontrahieren und werden dicker. Probieren Sie es aus: Beugen Sie den Arm und spannen Sie den Oberarm an. Sie sehen, dass der Muskel (M. biceps) auf der Oberseite (besser: Vorderseite) dicker wird. Diese Fähigkeit, die Form durch Anspannung verändern zu können (Deformationsfähigkeit), ist besonders wichtig.
Damit der Muskel arbeiten kann, muss er Impulse (Befehle/Reize) aus dem Nervensystem erhalten. Diese Reize geben ihm letztlich das Signal zur Anspannung. Diese Spannung muss der Muskel eine bestimmte Zeit aufrechterhalten können, und zwar so lange, wie es für die gewünschte Aktivität nötig ist. Geht die Kraft vorher aus, müssen Sie Ihre Aktivitäten wegen Ermüdung oder der Erschöpfung vorher aufgeben. In solchen Fällen ist ein aktivierendes Ausdauertraining sehr effektiv.
Nach getaner Arbeit muss sich ein Muskel aber auch wieder entspannen können. Und zwar gezielt und kontrolliert. Denn bei einer unkontrollierten Entspannung (z. B. ruckartiges Loslassen einer Spannung) steigt wieder das Verletzungsrisiko. Hintergrund: Bei einer solchen »Entladung« werden auch Kräfte frei, die Schaden anrichten können – auch wenn diese Kraftfreisetzung nach außen nicht sichtbar ist. Z. B. das Trainieren an der Beinstreckmaschine im Fitness-Studio: Lassen Sie das Gewicht zu schnell/ ruckartig nach unten fallen, kann es zu Muskelzerrungen oder auch kleineren Muskelfaserrissen kommen.
Neben den Kreuzbändern (hinteres und vorderes) sorgen v. a. das Innen- und Außenband im Kniegelenk für Stabilität. Beide Strukturen sind sog. Stabilisationsbänder. Sie stabilisieren das Kniegelenk bei allen Bewegungen und verhindern zu große Gelenkbewegungen, die schädigen könnten, und schützen so das Knie vor Verletzungen.
Außen- und Innenband des Knies.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Auch die Kniescheibe ist in Bandstrukturen eingebettet. Sie führen sie bei Bewegung.
(Schünke M, Schulte E, Schumacher U. PROMETHEUS LernAtlas,)
Was die Bänder leisten. Die Bänder stabilisieren das Kniegelenk und sollen Verletzungen verhindern. Das Außenband verbindet den Oberschenkel mit dem Wadenbein und verhindert, dass der Unterschenkel seitlich nach innen knickt. Das Innenband verbindet den Oberschenkel mit dem Schienbein. Es hat faserige Verbindungen zum Innenmeniskus und zum vorderen Kreuzband. Das Innenband verhindert, dass der Unterschenkel seitlich nach außen knickt. Zudem strafft es die Fasern des vorderen Kreuzbandes und des Innenmeniskus durch die faserigen Verbindungen bei allen Bewegungen des Kniegelenkes. Ist das Innenband verletzt, kommt es aufgrund der Faserverbindungen häufig zusätzlich zu Begleitverletzungen am Innenmeniskus und/oder am vorderen Kreuzband.
Die Körperhaltung