Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Eine vielversprechende, aber auf Lügen beruhende Beziehung endet in Trennung. Vergeblich bemüht sich der Protagonist um Wiedergutmachung. Erst nach selbstquälerischer Tour durch die Sahara vermag er loszulassen. Die beiden ineinandergreifenden Geschichten "Der Schuldige" und "Abschied von Anika" sind spannend in abwechslungsreichen Gedichten geschildert, abschließend in hundert Sonetten.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 79
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Der Schuldige
Schwangerschaft
Geburt
Trennung
Abschied von Anika
Die Taufe
Sehnsucht nach dir
Briefe aus Algier
Verzeichnis der Gedichte
Geschichte einer Schwangerschaft, Geburt und Trennung, dem Mond
Das war
Ein wahrlich schick-
Salshafter Flirt.
Du hast den Mond
Geküsst und auch
Verschluckt, belohnt
Durch einen Bauch,
Der weiblich dick
Geworden ist.
Noch hübscher wirst
Du Woch für Woch-
E, runder noch
Und doch, dein Blick
Ersehnt herbei,
Er stöhnt herbei
Das Mutterglück,
Das du gebirst,
Das wird.
Als der Ur-
Intest bestätigte,
Dass du ganz überraschend schwanger
Warst, warst schockiert, alleine.
In der Spur
Nach Willstädt ratterte
Das Rheintal kahl vorbei, warst eine
Gedanklich Genötigte.
In dich fuhr
Gewissheit, bisherige
Lebensgrundlage zerflatterte.
Dann allmählich nach langer
Tortur
Im Zug verstetigte
Sich deine Entscheidung deine
Leibesfrucht auszutragen,
In dir: Ur-
Lust, den Bruch zu wagen,
Mit allen Folgen. Nur zu, banger
Anspannung Ent-Ledigte!
Jetzt, wo im Freien die Magno-
Lien, Maiglöckchen, Mirabellen
Florieren, fühlst du auch das Schwellen
Der Brüste und des Bauchs. Dein Embryo
Gedeiht perfekt; es stimmt dich froh
Als ob der Frühling dich verzaubert hätte.
Du strahlst ja mit der Sonne um die Wette.
Kommt erst der Sommer mit dem Leuch-
Ten von Lavendel, Ringelblumen,
Wird unser zunehmendes Baby
Uns hören in seinem geschützten Reich,
Du wirst es grüßen und zugleich
Dein kugeliges Babybauchvolumen
In Umstandskleidern zeigen, stolz und happy.
Und wenn im Herbst erst Astern, An-
Emonen, Leinkraut, Chrysanthemen
Erblühen, kommt das expansive
Heranreifen in dir zu Ende, dann
Steht die Geburt des Kindes an.
Ein Glück, und doch, so scheint es, trüben Schemen
Des Unguten die schöne Perspektive.
Auf der Wanderung sinniertest.
War dein Fötus nicht ein fesches, keckliches
Wesen,
Gegen Kümmernis immun?
Als du deinen Bauch berührtest,
Innehaltend unter Bäumen, um zu ruhn,
Spürtest
Feine Regungen des Kinds.
Etwas schien da vorn zu dösen,
Raschelnd, sachte Gras bewegend. War‘s ein Kitz?
Oder
Nur das Säuseln lauen Winds?
Du sahst nach. Aus dichtem Busch
Sprang mit vehementem Husch
Ein jäh aufgeschrecktes Reh.
Als du Törtchen essen wolltest,
War’s, als griff ein Händchen aus dem Bauch heraus,
Holdest,
Teilzuhaben an dem Schmaus.
Noch saßst du verzückt, als Regen
Auf dich klatschte. Du vernahmst das stampfende
Bumsen
Dunkelnden Gewitters. Blitz
Zuckte unweit. Tannenköpfung
Nahmst du wahr als krachendes, dann schreckliches
Rumsen.
Schleunigst krochst in ein Versteck,
Über das Gebrause zog.
Wagtest dich dort nicht vom Fleck,
Wärmtest dich mit heißem Tee.
Als der Donner polternd grollte,
Spürtest du, wie sich das Ungeborene
Rollte
Dir vertrauend, wohlverschanzt.
Harrtest aus in feuchtem Moder
Unter Fels und Farnen, küsstest dampfende
Erden,
Spürtest aufs Lebendigste
Überall präsente Schöpfung:
Um dich, in dir das Unausgegorene
Werden
Auf Vergängliches gepflanzt.
Als der Wolkenbruch verflog,
Maltest aufs Inständigste
Dankbarkeit mit nacktem Zeh.
Zwischen Schwarzwald und Vogesen,
Straßburg, Freiburg im besonnten
Sommerlichen Kaiserstuhle
Sind wir auf dem Turm gewesen,
Von wo wir aus in der Ferne
An der Ill, an Dreisams Wasser
Beide Münster ahnen konnten.
Frankreich: Drüben in der Landschaft
Fanden wir uns. Aus Bekanntschaft,
Anfangs in Monets Verloren-
Heit bei den Seerosenseen,
Wuchsen innige Empfindung,
Gegenseitiges Verstehen,
Glücklich dauerhafte Bindung:
Deutschland: Hier wird er geboren,
Unser Sohn, vielleicht zur Schule
Hier auch später einmal gehen.
Seinen Vornamen, wohlweislich,
Suchten wir so passend, dass er
Links wie rechts des Rheins gebräuchlich
Ist. Welch einen, wüsst ihr gerne?
Mir träumte, wir waren
Vor hunderten Jahren
Umstellt von Verboten,
Gequält von Despoten.
Du rackertest täglich
Im Gutshof unsäglich
Als »Seele« des Stalles,
Als Mädchen für alles.
Ich musste in Gruften
Des Erzbergbaus schuften
Und hauste mit Knechten,
Die stritten und zechten.
Dich wollten die Herren
Zum Hurendienst zerren,
Mich zwangen Kumpanen
Okkultes zu ahnen.
Ich brach aus der Enge
Ins Wiesengepränge…
Und traf dich. Du hängtest
Just Wäsche auf, schenktest…
Mir dein Interesse.
In raschem Progresse
Begann im Geheimen
Ein Bündnis zu keimen.
Bahnbrechende Liebe
Gepaart mit dem Triebe
Uns aus Tyranneien
Beherzt zu befreien
Versah uns mit Stärke
Und warf uns zu Werke:
Schimären verschwammen.
Wir flohen zusammen.
Drängst du weltwärts,
Kleiner Knabe,
Aus der Schutz-idyllten
Fruchtwassergefüllten
Warmen Futter-
Wabe?
Kleiner Held, Herz
Bei der Mutter
Herzen, Knöchlein biegsam
Geburtskanalfügsam,
Komme! Wag es!
Tages-
Licht erwartet
Dich umgartet
Elternliebe. Freue
Dich aufs dir noch vage
Edle, Fromme,
Neue!
Unser kleiner Kosmonaut
In der Blase,
Oase
Unter deiner Haut
Ist ein Junge,
Der sich senkt und hebt,
Eng an deinem Herzen, deiner Lunge
Schwebt,
Der im Leib vor Freude rollt,
Wenn er die Spieluhr klingen hört.
Das ist uns mehr als alles Gold
Wert.
Unser kleiner Astronaut
Ist ein Knabe
An der Nabel-
Schnur unter deiner Haut.
Wie enwickelt sich der Kleine?
Noch polstert ihn das Kissen
Umsorgender Gedärme,
Noch nährt ihn Mutterkuchen,
Noch wärmt die Baucheshöhle,
Noch turnt er, nackte, reine
Existenz, im embryonalen,
fetalen Äther.
Doch mit dem Entbinden
Wird er seine
Atmung durch die Kehle
Machen, schlucken, selber spucken,
Sich bewegen, geistig regen,
Selber sehen, selbst verstehen,
Und vor allem Wärme
Fremder Menschen Herzen später,
Als Heranwachsender suchen
Und auch finden
Müssen.
Willst durch Streichelbewegungen
Mit der Hand orten,
Wie das Ungeborene »tickt«,
Dann fühlst als höchst
Feine Regungen
Aus dem Innenräumchen
Seine kleinen Antworten:
Wie er erkenn-
Bar Purzelbäumchen
Schlägt, im Heimchen
Mit Bein- und Füßchen kickt,
Mit Däumchen,
Ellenbogen, Rücken drückt,
Obwohl Konflikt:
– Verhältst du dich aktiv, ja hastig,
Ist er am ruhigsten,
Sobald du dich zum Schlafen legst,
Beginnt er mit Gymnastik–
Bist du entzückt.
Schöne Homogene,
Prägtest Ablauf der Empfängnis.
Wirst geformt nun als Gebärende,
Zeugst von zärtlicher Bedrängnis,
Zeigst mit Stolz vollzogene Paarung,
Trägst als Fortpflanzung Gewährende
Nach dir und mir genormte, schöne
Homo-Gene.
Ich beneide dich um die Erfahrung!
Als wir ganz vernarrt nach Küssen,
Schmetterlinge in den Bäuchen,
Uns an pittoresken Teichen,
Völlig ignorierend, dass
Leute um uns mas-
Senhaft, um die milden Lüfte,
Weiche Farben, Frühlingsdüfte
Einzusaugen, striffen, küssten,
Blühten zu unsrem Genuss
Krokusse im Überfluss.
Dich als Schwangre zu umwölben,
Um im Elsass-Sommerrauschen
Zärtlichkeiten auszutauschen,
Unser auserkorenes
Ungebornes
Zwischen uns in unsrer Mitte
Als uns abrundende dritte
Kreatur, ist von derselben
Unbeschreiblichen Magie,
Wie dereinst in Giverny.
Wir beide
Können uns noch ganz
Und gar nicht ausmalen,
Wie es zu dritt
Sein wird.
Darf ich ein Haus malen,
Durch das meist Freude
Schwirrt?
Werden wir später einmal gar zu viert
Sein? Was wird das für ein Schritt?
Zu welchem neuen Tanz??
In zu errichtendem Gebäude???
Kurz vor der dem Geburtstermin?
Jetzt noch Urlaub in Spanien
Oder im Tessin
Wäre zu riskant.
Wir beschlossen
Daher die Verschiebung
Der Reise, um näher
Bei der Klinik zu sein, genossen
Ausgiebig den Oktober
Im badischen Land
Auf Spaziergängen im Pullover
Und Hand in Hand.
Ich bückte mich nach Kastanien
Und einer Eichelhäher-
Feder, du strecktest dich zur sporadischen
Atemübung.
Entsinnst du dich, wie wir auf Mooses
Grün, zwischen Brennesseln und Disteln
Uns unter rotbeerigen Misteln
Der alterskrummen Esche küssten?
Wir wünschten uns, dass etwas Großes
Geschehe, etwas zwischen Menschen,
Die eins sind, und mir war, als müssten
Wir uns, danach, nichts weiter wünschen.
Wie der Herbst uns Sommerreste
Zuwarf!, als er uns besonnte
Zwischen Obstbäumen im Holze,
Auf der Sitzbank bei den Pferden –
Letzmalig!, bevor die Wärme-
Strahlen aus dem Tale schwinden,
V-förmig die Kranichschwärme
Ihren Weg nach Süden finden.
Bauern mähn die goldbekernten
Reifen Maisplantagenfelder.
Noch ist einiges zu ernten!
Noch durchflutet Duft die Wälder!
Frohgemut sind wir, bald stolze
Eltern eines Sohns zu werden.
Unsre Liebe ist das Beste,
Was uns je passieren konnte!
Alles
Ist ist so niedlich vorbereitet:
Kinderbett im Stübchen
Strampler für das Bübchen
Eingeräumtes Wickeltischchen
Hingestelltes Nuckelfläschchen,
So friedlich ausgebreitet:
Kuschelige Stofffigürchen
Wäsche mit drolliger Tierchen-
Zierrat, Bodies, Jäckchen,
Spielzeug, Deckchen,
So mit Herz und unermüdlich.
Ihm gehör’s, behag’ es und gefall’ es!
Stets plagt mich mein schlechtes Gewissen!
Warum beichte ich ihr nicht endlich,
Was ich ihr hätte selbstverständlich
Längst anvertauen müssen?
Ich schulde es ihr! Mit viel Verve
Erheitert sie mich. Sie ist gütig,
Fair, arglos, redlich, edelmütig.
Wozu Mentalreserve?
Und Heimlichkeit?? Wenn ich ihr offen
Und ohne Umschweife erkläre,
Was mich bedrückt, fürchte ich, wäre
Sie wie vom Blitz getroffen.
Sie wird es eh rauskriegen, sicher!
Dann decke ich ihr jetzt die Karten
Auf? Oder soll ich doch noch warten?
Was wäre sachdienlicher?
Vielleicht sollte ich ihr empfehlen
Sich schleunigst von mir abzuwenden,
Statt sie mit falschem Schein zu blenden
Und ihre Zeit zu stehlen?
Nein, ich muss sie bestmöglich schonen.
Es darf sie jetzt nicht kalt erwischen.
Das führte zu zerstörerischen
Geburtskomplikationen.
Warum quält dich unaufhaltsam,
Da du schlaflos bist: gewaltsam,
Dein Gehirn?
Warum sind deine kornblumenblauen
Augen nass?
Warum bauen
Falten sich um deine Stirn?
Warum wirkst du deprimiert und blass?
Hast du Sorge, dass
Die Aufzeichnung fetaler Herzfrequenz
Durch das CTG irgendeine Insuffizienz
Erfasst?
Die exakt errechnete Geburtenfrist
Verstrichen ist?
Der Fötus samt Fruchtblase
Nicht durch den Geburtskanal passt?
Bei der Austreibungsphase
Schmerzschübe sich zusammenbrauen?
Lass
Die Sorgen Sorgen sein!
Sie sind trivial.
Genieß zu Hause das Geborgensein.
Alles verläuft normal!
Wir empfanden unser Lieblingsörtchen
»Au fond du jardin« behaglicher denn je,
Am Straßburger Münster, das Café
Mit exquisiten Pralinen, seltner Marmelade.