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"Hart am Meer" beinhaltet Episoden, die sich auf Irland beziehen, wo der Autor drei Jahre verbrachte. Dort war er viel unterwegs, beschäftigte sich mit irischer Geschichte und Dichtung, lernte Land und Leute kennen und lieben. Viele der hier wiedergegebenen Begebenheiten beruhen auf selbt Erlebten, die, klassischen Vorbildern wie W. B. Yeats und P. Kavanagh folgend, eigene Formen und Wortmelodien entfalten.
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Seitenzahl: 78
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Begegnung mit der Riesenwoge
Das Mädchen auf dem schwimmenden Einhorn
Das Golfmatch
Plastikwal
Werben um Emer
Die Aussöhnung
Die Auswegsuchende
Ein Tag im Leben des Fußgängers B.
Begegnung mit einer Riesenwoge
Single
Mitternacht vorbei
Große Einsamkeit
Schicksalsspiel
Das Sesselpolster
Die Prothesenfrau
Der Tanz
Ich brauch dich
Schwangerschaftsbefürwortung?
Und dann?
Argwohn
Irgendeine Miss
Einfachticket
Sinneswandel
Gealteter Ballettänzer
Sehnsucht nach einer Jugendliebe
Ein bisschen Arbeit, ganz viel Freizeit
Grannuaile
Die Alte
Der 3-D-Landschaftsgärtner
Halloweenscherz
Caroline
Die Verabredung
Die Moorleiche von Old-Croghan
325 Bewerbungen
Die Feeneys
Auslandsstipendium
Granuaile
Imaginäre Flucht: Gesang der Harfenistin
Seán und Deidre
Streifzüge
Uferhymne
Unter Bäumen
Kalte Wellen
Glendalough
Wind
Ersteigung des Croagh Patrick
Besuch auf Skellig Michael
Der Fuchs ist tot
Am Rande – der Halfpenny Bridge
Unterwegs in nächtlicher Landschaft
Brans Seefahrt
Hafeneinfahrt
Die Meerjungfrau
T
änzerlaunen
Reite
Pfade
Wenn’s Leben
Tony Kavanagh
Einsamer Schulweg
Irlandurlaub
Tony Kavanagh
Die Delphinstreichlerin
Und andere Balladen
Ein Mädchen, das am Strandesbogen
Vor Ayrshire’s sommerlicher Badeküste
Auf aufblasbarem Einhorn plantscht,
Wird, weil sie über Meereslevel flanscht,
Mit einem Male heftig
Von ablandigen Böen einverleibt
Hinaus aufs Meer gezogen,
Wo starke Strömung sie sehr kräftig
Rasch weiter seewärts treibt.
Wohin? Wenn sie‘s nur selber wüsste!
»Hier können wird jetzt ganz alleine
Für immer miteinander spielen.«
»Schön wär’s. Hier dürfte, meine Kleine,
Der Meeresgott kalt nach dir schielen.«
Umsonst versuchen Rettungsschwimmer
Das abdriftende Mädchen einzuholen.
In Schottland und bis Belfast wird
Der Seenotrettungsdienst mobilisiert.
Weit draußen aber schwellen
Die Wogen an. Das aufbrausende Meer
Verfinstert und mit grimmer,
Gereizter Stimme aus den Wellen
Tönt Manannan mac Lir:
»Wie reitet sich dein Einhornfohlen?«
»Trag mich nur weiter, Freund, mein bester,
Dass ich nicht ins Verderben gleite.«
»Halt mein Genick umschlungen, fester,
Press dich auf meine Rückensseite!«
»Das Tief, das gestern die Färöer
Bedrängte, bringt dich offenbar in Nöte?
Das ist der harmlose Beginn
Des Unwetters, und merkst du, du schwimmst in
Verschmutztem Meer? Das bringt dich
Noch weitaus mehr in die Bredouille als
Die Dünung, die jetzt höher
Und frecher schäumt.« »Mir schlingt sich
Ein Treibnetz um den Hals.
Wenn sich uns nur ein Ausweg böte!«
»Mir reißen scharfe Gegenstände
Den Leib auf, tödlich klafft die Wunde.«
»Mein Einhorn, bleib!«»Es geht zu Ende.
Ich spüre, Kind, ich sink zu Grunde«.
»Die Chance auf Rettung wird rasch trüber
Mit jeder noch so trivialen Welle?
Du prustest, strampelst untauglich?
Tauchst ab auf deiner Insel? Habe ich
Dir zu viel abgefordert?« -
Da naht ein Helikopter. Der Pilot
Kreist unvermittelt über
Der Hilfesuchenden. Er ordert
Das Seenoteinsatzboot
Minutiös zur Unglücksstelle.
»Da ist das Mädchen! Dicht vorm Kiel in
Der See, ich packe es beim Schopfe.«
»Mein Einhorn!« »Lebe wohl, Gespielin.
Der Meeresgott nimmt mich als Opfer.«
Golfball lässt die Bahn korrekter Bälle
Ignoriert, schwirrt durch den Schirm der Bäume,
Plumpst in dichtem Unterholz zu Boden.
Wir entscheiden beide auf der Stelle,
Match zu stoppen. Farn bewuchert Räume,
Die wir absuchen, durchforsten,- roden.
Plötzlich bist du weg! Ein Rascheln, Knistern:
Blätter, die mit tausenden Geschwistern
Grün umhauchend mich zum Narren flüstern.
Bleibst wie abgetaucht. Ich such dich, rufe
In den Wald, wo sich skurril-bizarr
Efeu, Moosgeäst und Heidekraut
Urtümlich entzaubern. Plötzlich: Hufe
Scheuer Tiere dröhnen beim Geknarr
Morscher Stämme. Dort stehst du. Ruf laut.
Du nimmst mich nicht wahr? Ich spurte sicher
Zu dem Flecken. Da raunt das Gekicher
Schroffer Zweige umso unheimlicher.
Seh dich wieder, wie du durch ein Tor
Ausweichst, das zur Burgruine mündet.
Innenhof ist rosenüberwachsen.
Gern schenkt’ ich dir eine als Dekor.
Von verrauschten Liebesszenen kündet
Wilde Einsamkeit. Dann: Ästeknacksen,
Wiehern. Seh dich, wie du mit der Gerte
Antreibst. Scheuchst. Verschwindest. Reitend. Sperrte
Ablenkungsmanöver deine Fährte?
Durch den Wall kompakter Dornensträucher
Folge ich dem Lauf diverser Bäche,
Tret in Schlick, umgarnt von Algenschemen.
Schreck durchfährt mich, atemloser Keucher:
Durch die Tümpelwasseroberfläche
Höre ich es blubbern, glucksen, strömen.
Dein Gesicht am Grunde, schwebender
Haare! Aufgedunsen, lebender
Gliedmaßen versuchst du bebender
Lippen mit dem Ausdruck sanften Flehens
Mich herabzuziehn. Willst meine Leiche?
Angst- und furchtvoll wate ich hinweg.
Durch das Dickicht. Dreh ich unversehens
Abseits horroraufwühlendem Teiche
Mich im Kreise? Gleicht der Urwaldtrack
Nicht präzise dem von eben, samt
Gegend? Ausgangslos? Bin ich verdammt
Hier zu bleiben? Klamm und ganz zerschrammt
Stolpre ich auf nobel strahlenden
Rasen, dessen satte Prominenz
Überschwänglich flimmert. Golfer tummeln
Sich vergnügt auf markig prahlenden
Bahnen. Da stehst du. Umarm dich arg.
Warnung: »Zeit blöd wartend zu verbummeln
Kam ich nicht.« Du musterst mich befrem-
Det, Zupfst Rosenblatt von meinem Hemd.
Drängst mich fortzuspielen – unverklemmt.
Es wurde berichtet
Ein Wal sei gesichtet.
Ob man das schon wüsste?
Vor Donegals Küste.
Ob er krankhaft zahm war,
Verletzt, dadurch lahm war?
Er schwamm in das Becken
Des Häfchens, blieb stecken.
Die Fischer erkannten
Der Leib des Giganten
Seh heil aus – von außen –
Der Wal soll nach draußen.
Sie zogen den sterblich-
En Riesen fast zärtlich
Heraus in die Fluten,
Froh über den guten
Akt. Dann ließ ein Staunen
Die Anwohner raunen:
Der Wal schwamm aufs Neue
Zum Häfchen. Aus Treue?
Vielleicht, dass er Spürungs-
Und Orientierungs-
Sinn eingebüßt hatte?
Nach kurzer Debatte
Entschieden die Leute
Den Wal aufs erneute
Und koste es Mühen
Aufs Meer rauszuziehen.
Nachdem die Erschlafften
Dies Meisterwerk schafften,
Verfolgten sie nüchtern
Mit langen Gesichtern
Wie sich der Befreite
Beileibe nicht scheute
Zum nun dritten Male
Zum Hafenportale
Zu schwimmen, um an den
Kaikanten zu stranden.
Die Leute beschlossen
Der Wal wird erschossen.
Ein solch anormales
Verhalten des Wales
Sei nicht korrigierbar
Und auch nicht kurierbar.
Der Walfisch verwehre,
Dass man ihn errette,
Er sei hergeschwommen,
Im untiefen Bette
Nah menschlicher Stätte
Zu sterben. Denn hätte
Er sonst wohl vom Meere
So Abschied genommen?
Ein Schuss fiel. Experten
Der Wissenschaft zerrten
Kadaver des Tieres
An Land. »Ich sezier es
Gleich hier auf dem Kooge«,
Sprach ein Zoologe.
Er fand in dem Magen
Des Tiers eine Kruste
Aus Plastikabfällen,
Die dieses beim Jagen
In Ozeanwellen
Verschluckt haben musste.
Sythetische Knäuel
Im Tierleib, ein Greuel!
Welch furchtbare Qualen
Die Menschen den Walen
Durch die folgenschwere
Vermüllung der Meere
Zufügten! Um leise
Dies Elend zu klagen
Schwamm er in den Hafen.
Er konnte nichts sagen.
Es war seine Weise
Die Menschen zu strafen.
»Das Reich ist stark bedrängt. Ein Schwiegersohn«
– spricht der König –
»Aus edlem Hause, mit Soldaten, Macht,
Kampfpraxis brächte satte,
Jedoch auch dringend nötige Verstärkung.
Darum, mein Tochterherz, gestatte,
Mir die Bemerkung:
Sei nicht zu wählerisch in Anbetracht
Der Not: Ein Gatte festigte den Thron.«
Prinzessin Emer weiß, ihr Vater hat
Nichts beschönigt,
Weshalb sie ihm entschieden helfen will.
Dank ihrer Keuschheit, Tugend,
Gewandtheit, Grazie ist die Verehrte
Der adeligen Ritterjugend
Idol, Begehrte.
Doch gilt sie auch als kurzentschlossen, schrill
Und unkonventionell in Staat und Stadt.
Als Conchobar aus Ulster um sie wirbt
Und sich glühend
In sie verliebt, ist Emer angetan,
Was sie ihm gern bekundet.
Doch wird der Königssohn von Feindes Lanze
Alsbald im Bauch so schwer verwundet,
Dass die Romanze
Jäh endet. Der Erwählte fällt in Wahn
Und es besteht kein Zweifel, dass er stirbt.
Der Todgeweihte rappelt sich zum Schluss
Qualvoll mühend
Vom Lager auf und bittet inständigst
Sie heiraten zu dürfen.
Sie willigt ein – mit traurigen Gebärden,
Weil aus gemeinsamen Entwürfen
Nun nichts zu werden
Scheint. Gattenwahl, wie gnadenlos! Verflixt!!
Ihr Liebes- ist zugleich ihr Abschiedskuss.
Als Emer noch ganz schlapp und elend ist,
Macht ein neuer
Verehrer ihr den Hof. Cu Chulainn will
Die Jungfer ehelichen.
Sie ist nicht abgeneigt, doch der Bewerber
Scheint ihr mit Conchobar verglichen
Zu jung, auch derber.
Sie bittet ihn, der siegreich wie Achill
Vom Schlachtfeld heimkam, um Bewährungsfrist
Und stellt ihm Aufgaben. So soll er ein
Ungeheuer
Besänftigen, von Scáthach‘s düsterer
Gefechtserfahrung lernen
Und Waffen mitbringen zwecks Felderprobung.
Cu Chulainn willigt ein. Im Licht von Sternen
Wird die Verlobung
Vollzogen. Hurtig zieht der junge Herr
Von dannen. Emer ist erneut allein.
Indes hat eine Fee sich ungefragt
Der Gebeine
Von Conchobar bemächtigt. Ihr gelingt
Es tatsächlich, die Leiche
Zu Leben zu erwecken. Als der Wieder-
Erwachte aus dem Schattenreiche,
Geschwächt, noch müder
Verfassung, zu Bewusstsein kommt, erklingt
Die Stimme Emers, was die Fee verjagt.
Der Braut devot weiß Conchobar noch nicht
Dass es eine
Akutere Verlobung Emers gibt:
Stolz kehrt Cu Chulainn wieder,
Der sich mit Emer rasch vermählen möchte.
Die Freier stellen fest hybrider
Kontraktgeflechte
Subjekt zu sein. Weil jeder Emer liebt,
Droht der Eklat, den Emer stoppt. Sie spricht:
»Ich bin bereit, euch beide, Mann für Mann,
Zu Gemahlen
Zu nehmen. Schließlich hab ich links und rechts
Zwei Ringfinger, an welche
Zwei wundervolle Eheringe passen.
Ich habe auch zwei Lippenkelche,
In deren Gassen
Ich eure schwellenden Geschlechts-
Organe gleichzeitig bewirten kann.
Auch kann ich euer beider Kinderwunsch
Zur totalen
Erfüllung bringen, allerdings mit dem
Effekt, dass ihr nicht wüsstet,
Wer der Erzeuger welchen Kindes
Ist. Umso wichtiger: Ihr müsstet
Respekt und blindes
Vertrauen zueinander fassen, mensch-
Lich wäre das doch machbar und genehm?
Damit ihr euch nicht in die Quere kommt,
Würden eure
Zuständigkeiten glasklar festgelegt.