Akteure, Aktivisten weltweit - Wolfgang Klapper - E-Book

Akteure, Aktivisten weltweit E-Book

Wolfgang Klapper

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Beschreibung

Der Band "Akteure weltweit" beinhaltet Einzelschicksale unserer Zeit. Die Erzählungen kommen in Gestalt von Balladen daher. Jede Episode hat sich ihre eigene, passende Form gesucht; kein Schema bestehend aus Strophen, Rhythmus und Reimen wiederholt sich, ebenso wie jede der hier erzählten Begebenheiten einzigartig ist.

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Seitenzahl: 85

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Inhaltsverzeichnis

Der Umzugswillige

Ein letzter Einsatz am Hindukusch

Doña Maura

Der Klima-Asket

Der Whistleblower

Die Start-up-Gründerin

Entkommener Goldwäscher

Ungewolltes Samenspenden-Kind

Der aufmüpfige Tiroler

Der Profi(t)fußballer

Die Verlobungsparty

Stalleinbruch

Die Raffsüchtige

Der Aussteiger

Junge Flüchtlingsfrau

Schwarzwaldrauschen

Der Junge im brennenden Moor

Die Reproduktionsmedizinerin

Der Beschützer der letzten Orang-Utans

Ausverkauf

Der Waldbrand

Frau mit Bart

Der Sänger

Veteraninnen-Zweisamkeit

In Europa gestrandeter Migrant

Die Mütter von Fukushima

Fernnähe

Ronnie Coleman

Der Alzheimererkrankte

Datentaucher

Das Olympia-Eiskunstlauffinale

Heimreise aufs Land

Roboterbeherrscht unterwegs im Raumschiff

Ein fröhlicher Landmann

Der Bio(u)topist

Laufsteg

Langzeittourist

Volksbegehren Artenvielfalt

Unbelangter Despot

Die Rückkehr der Wölfe

Das Unwetter

Pilgertour

Im Sog des Braunkohlereviers Garzweiler

Erwischt

Zu spät

Beratschlagung einiger Inuits aus Iqaluit

Greta

Vertuschung

Einlenken eines Präsidenten

Der Uigure

Auf Safari

Die Waldrestauratorin

Das eingestürzte Haus

Nostalgieaufritt einer Popsängerin

Streiter gegen Atomwaffen, für den Schutz des Klimas

Minderjährige Rebellin gegen Initiationsriten in Afrika

Jetzt erst Recht

Moderner Volksheld

Sturz in die Gletscherspalte

Neuer Zauber

Der Umzugswillige

Dass du spontan zum Umzug rüstest!!

Am Telefon, da klangst

Du keineswegs entschlossen. Müsstest

Doch froh sein hinter Glasfrontwaben

Im Epizentrum digitaler Trans-

Formation, Job und Büro zu haben?

Und dazu deine fachlichen Brillanz!

Extreme Mieten! Finanzielle

Belastung, dass du wankst?

Ist da nicht deine Frau zur Stelle,

Die auch verdient? Sodass ihr beide

Euch einen Lebensstandard leisten könnt,

Wie wenige? – Vor Arbeit wenig Freude?

Empfehl, dass ihr euch eine Pause gönnt.

Mir scheint es besser, dass du frische

Impressionen tankst,

Als fortziehen zu wollen! Mische

Dich unter Start-up-Unternehmer:

Und du wirst feststellen, was sich hier tut.

»Silikon Valley« ist das Fortschrittsschema,

Das auf Computerfreaks wie dir beruht.

Erinnerst du dich, als du letztes

Jahr mit mir sprachst und trankst

Im Coffeeshop, zu dem du hetztest,

Voll von Elan und Optimismus?

In Goldgräberstimmung. Und jetzt? Nur Hohn.

Im Sog des boomenden Kapitalismus

Half dir bis jetzt die eigene Vision.

Verfolg die doch beharrlich weiter!

Du selbst weißt, du gelangst

Mit Fleiß auf der Karriereleiter

Ganz automatisch weit nach oben. -

Packst weiter? Sprich, ist dir der Firmenboss

Zu desinteressiert, zu abgehoben?

Kenn ihn, war einmal Gast in seinem Schloss.

Ein Neureicher, den nur beeindruckt,

Wenn du mit Luxus prangst,

Den nur des Lebens schöner Schein juckt.

So schien ich ihm denn nebensächlich

Am Pool, wo die Elite kreischt und schwatzt.

Er diskutierte mit mir oberflächlich,

Wann wohl die Immobilienblase platzt.

Ist, was dich stört, dass der Solvente,

Dem du dein Geld verdankst,

Dich jederzeit rausschmeißen könnte?

Ist es das wachsende Gefälle

Von Arm und Reich, das dich empört und dass

Es keinen Mechanismus, keine Quelle

Sozialen Ausgleichs gibt? Dir wohl zu krass? -

Fürwahr! Ich glaube zu verstehen,

Weswegen du nicht schwankst

Im Vorsatz von hier wegzugehen:

Suchst Halt!, naturnah, bodenständig,

Den du als Programmierer hier nicht kriegst.

Träumst vom Gehöft und dass du eigenhändig

Fruchttragendes Geäst zur Ernte biegst?

Adieu, mein Kamerad, ich wette,

Du handelst auch aus – – Angst,

Die ich bestimmt genauso hätte,

Wenn ich, wie Du, mit Klarheit wüsste,

Es gäb hier keine Zukunft, nur das Jetzt,

Und ein Programm entwickeln müsste,

Das, wenn es fertig ist, mich selbst ersetzt.

Ein letzter Einsatz am Hindukusch

Als Bundeswehrsoldat im Rahmen

Der NATO-Mission. Afghanistan.

Begegnungen mit unbeugsamen

Den Terror predigenden Taliban.

Ein letzter Kampfeinsatz nach langer

Dienstpflicht, die vor 2 Jahren startete.

Die Heimreise geplant in banger

Gespanntheit: Die Familie wartete.

Wie ein Eremitenorden:

Camp Marmal am Fuß des Hindukusch.

Aufklärungsfahrt weit nach Norden.

Dorfdurchkämmung. Hinter Fels und Busch:

Angreifer! MG-Geknatter.

Bombenexplosionen, Run and Kill.

Schreie. Hubschraubergeknatter,

Konfusion, urplötzlich war es still.

Dann aufgewacht im Staub des Grabens.

Kein Kamerad? Frakturen? Schmerz im Bein.

Kein Schimmer, war es morgens, abends?

Geblendet durch Granaten! Und allein.

Geruch nach Brand und Kriegszerstörung.

Kein Sanitäter oder Arzt vor Ort?

Strapazen, Orientierungsstörung.

Wer hülfe einem Blinden von hier fort?

Waren es lokale Pendler,

Die etwas beredeteten?

Aufgebrachte Schmuggler, Händler

Die sich laut befehdeten?

Helfer jedenfalls, die pflegend

Tätig wurden. Dann, trotz Qual,

Ging‘s per Maultier durch die Gegend,

Hoch auf Berge, steil zu Tal.

Die disparate Reisetruppe

Verweilte manchmal im Versteck.

Mitläufer schieden aus der Gruppe

Oder schlossen sich neu an: Track

Durch rar bebauten oder wegen

Der Dürre aufgegebenen

Distrikt. Mit Durchhaltevermögen

Durchquerung von Hochebenen.

Waren es Junbish-Milizen,

Die etwas verhandelten,

Bauern, die sich zu Komplizen

Von Mohndealern wandelten?

Mittler jedenfalls, entschlossen,

Dass sie »meinen Fall« abschließend

Klärten und mich an Genossen

In der Steppe abstießen.

Umsäumt von Filzschichten der Jurten,

Den Jahreszeitenrythmen angepasst,

Dem Sterben nah und den Geburten

Vom Sog des weiten Hügellands erfasst

Zieh ich mit reitenden Nomaden,

Die mit den Herden in Bewegung sind

Und in der Zeitlosigkeit baden,

Die sich als Freiheit um ihr Dasein spinnt.

Sie ist jetzt auch mein Zuhause.

Dank der Künste einer Heilerin

Lern ich nach der Blindheitspause

Wieder sehen, staunen. Neubeginn

Fern vom Dunst des Stadtgewimmels

Unter neuen Weggefährten und

Den Auspizien des Himmels

Sorglos mit Naturmächten im Bund.

Doña Maura

oder: der Pipeline-Bau

Plötzlich war er da, der Mann, der achtlos

Saat platt trampelte, fotographierte,

Stutzige absichtlich ignorierte,

Laufend anrief, sich Notizen machte,

Anschließend auf Blumen urinierte.

Weiß noch wie ich eingeschüchtert dachte:

Dessen Bösartigkeit hat Routine,

Gegen diesen Scheißer sind wir machtlos.

Scheußlich abweisend war sein Miene.

Er kam achtmal wieder und begehrte

Übergabe von Grundstückspapieren.

Ich verweigerte. Der Zornentbrannte

Klärte auf, ein Unternehmen werde

Gaspipelines durch die Plantagen führen.

Töricht, wenn ich mich dagegen wehrte.

Als ich Rat suchte bei der Behörde

Und sich der Beamte zu mir wandte,

Merkte ich, es war just das bekannte

Gesicht.

Da war mir bewusst, mit welcher Feindschaft

Ich es hier zu tun hatte. Ich wollte

Mich partout nicht zwangsumsiedeln lassen.

Wüsste nicht, wohin ich ziehen sollte.

Gründete mit ebenso bedrängten

Frauen eine Regionalgemeinschaft.

Aus Empörung. Unser Bündnis grollte

Arg den Kräften, die zwecks Erdgas-Trassen

Alte Mayaheiligtümer sprengten.

Gab es von den zahlreichen Versprechen

Des Konzerns auch nur ein eingelöstes?

Lügen rankten um das Pipelinebauen.

Dorfvorsteher ließen sich bestechen,

Fütterten den Rohrlindwurm mit Flächen.

Tula-Tuxpan war die letzte Hürde.

Klar, dass es bald Unheil geben würde.

Daher hatte das bewährte Frauen-

Bündnis in Puebla für mich größtes

Gewicht.

Terror ließ sich nun nicht mehr verleugen:

Schulmädchen verschwanden; Sie gerieten

Offenbar ins Netz von Menschenschindern.

Ernten brannten ab; man sah Banditen

Kaufläden verwüsten, Häuser plündern.

Der Konzern verbreitete, wir Dummen

Würden ein Zentralprojekt verhindern.

Daher schuldeten wir ihm Unsummen.

Es sei höchste Zeit uns zu enteignen.

Drängten uns Verzweiflung, Selbsterhaltungs-

Trieb, Wut? Wir, die doofen Indigenen,

Stießen in den Planungsunterlagen

Des Projekts auf grobe Falschaussagen,

Falsche Zahlen, schlampige Prognosen

Und entschieden daraufhin zu klagen.

Gegen das Verharmlosen und Schönen.

Mit Erfolg. Den Stopp des mafiosen

Pipelinebaus verfügte ein Verwaltungs-

Gericht.

Der Klima-Asket

Herr G., Unternehmensberater,

Verheiratet, mehrfacher Vater,

Erfährt, wie sich das Erdenklima

Katastrophal

Zu wandeln

Begonnen hat:

Extremer Niederschlag zermalmt die Stadt;

Durch Sturm und Flut kommt es zu Toten.

Er registriert mit wachsendem Verdruss,

Dass von der Staatsregierung niemand

Bereit ist endlich so zu handeln,

Wie es geboten

Ist: Radikal!

Und fasst den einsamen Entschluss

Zu handeln wie er handeln muss.

Mit Hilfe eines Institutes

Lässt er akribisch sein akutes

Und voriges Konsumgebaren

Auf CO2-

Erzeugung

Hin voll und ganz

Analysieren. Die Abgasbilanz:

Durch Flugreisen und Autofahren

Entsteht der meiste Treibhausgasausstoß.

Seine Strom-/ Gasverbraucherquoten

Beweisen ferner seine Neigung

Kaum einzusparen.

Verschwenderei!

Der Ausstoß ist ihm viel zu groß.

Er muss das ändern, schonungslos!

Er will mit seinen Emissionen

Dramatisch runter, Klima schonen

Und rafft sich auf zur Klimabuße:

Heizt kaum, verpasst

Sich eisern

Konsumverzicht,

Verkauft sein Dieselfahrzeug, fliegt auch nicht

Mehr, fährt mit Bahn, Rad, geht zu Fuße.

Bei der Ernährung setzt er den Akzent

Auf einheimische Speisen, meidet

Fleisch, dämmt sein Haus, entscheidet

Auf Urlaubsreisen

Zu wandern, nennt

Ein Institut im Testament,

Das sich mit Klimaschutz befasst.

Der Whistleblower

Als ich merkte, dass die Kapitalanlagen,

Die ich für betuchte

Kunden tätigte, vorbei am Augenmerk

Der Behörden im Finanznetzwerk

Offshore landeten und ich

Augenscheinlich willentlich

Von der Bank, für die ich Banker

War, missbraucht wurde, verfluchte

Ich den Job, der krank und kränker

Machte, ich war angeschlagen.

Als ich dann von meinem Arbeitgeber

Transparenz bezüglich

Der Struktur

Dubioser Überweisungen begehrte,

Wurde

Der gesamte Umgangston untrüglich

Gröber

Und bedrohlich. Ich bekam absurde

Vorwürfe zu hören, was indessen nur

Meine Hypothese nährte.

Als ich mit authentischen Belegen

Ausgestattet, wütend und ernüchtert

Klare Worte forderte

Und darauf bestand,

Nicht mehr Werkzeug illegaler Praktiken

Sein zu wollen, fand

Ich mich Irreführungstaktiken

Ausgeliefert, eingeschüchtert,

Woraufhin man mich sogar noch wegen

»Illoyalität« ins Abseits orderte.

Als ich tausende von Kundendaten

Fahndungsteams verraten

Hatte und die Bank verpfiff,

Die sich massiven Beschwerden

Ausgesetzt sah, floh ich, der Gefahr

Der Vergeltung ausweichend. Ich war

Bass erstaunt als ich begriff,

Dass die von mir wachgerüttelten

Auslandsstrafbehörden

Dort auch gegen mich ermittelten.

Als ich später wegen Beihilfe zur Steuer-

Hinterziehung

Im Gefängnis einsaß, zweifelte

Ich am Rechtsstaat, dessen Apparat dank treuer

Hinweise und Aufklärungsbemühung

Meinerseits enorme Summen

Nachgezahlt bekommen hatte,

Mich jedoch als Ratte,

Ja als dummen

Straftäter verteufelte.

Falls mich heute die Regierung

Eines Landes fragt,

Wie man hinterzognes Geld zurückgewinnt,

Helf ich als Berater gerne

Bei der Requirierung

Der dem Fiskus vorbehaltnen Beute;

Unterstütze sonst moderne

Robin Hoods, beherzte Leute,

Whistleblower, die zur Stelle sind,

Wo die Ordnungsmacht des Staats versagt.

Die Start-up-Gründerin

Sie ging am Strande vor sich hin;

Sie wollte eine Firma gründen

Und brauchte dazu einen Plan.

Doch alles was ihr in den Sinn

Kam, schien unpraktikabel, Nicht einmal diskutabel

Und war somit von Anfang an

Gedanklich gleich wieder passé.

Die passende Geschäftsidee

Die wollte nicht so richtig zünden.

Der Strand war voller Plastikmüll,

Sie war zutiefst entsetzt und fragte:

Warum rief niemand Notstand aus?

Warum verhielt der Staat sich still,

Wo dringliche Verfahren Des Umschwungs nötig waren?

Welch Ignoranz des Super-Gaus!

Wer profitierte von dem Schein

Der Norm? Warum sprang niemand ein,

Wo Regulierungsmacht versagte?

Sie musste irgendetwas tun,

Weil sie die wachsende Vermüllung

Des Ozeans nicht mehr ertug.

Es war verdammt noch mal High Noon

Um aktiv einzuschreiten.

Ab jetzt hieß es zu fighten,

Und kostete es Schlafentzug.

Wenn sich nichts radikal und sehr

Schnell änderte, dann starb das Meer

An Plastikabfallüberfüllung.

Sie kam auf eine Strategie

In dreierlei synchronen Schritten:

Vonnöten schien den Kunststoffdreck

So drastisch wie nur irgendwie

Dem Menschenwohl verträglich In der Verwendung täglich